Informationspraktikum im Jugendwohnhaus Johannesgasse

Bereiter
Kathrin,
Johannesgasse
SO11:
Informationspraktikum
Jugendwohnhaus
Mein 140 Stunden dauerndes Informationspraktikum absolvierte ich im Kinder- und
Jugendwohnhaus Johannesgasse, einer Einrichtung des Magistrat Linz.
Das imposante, um die Jahrhundertwende erbaute Hause am Linzer Römerberg beherbergt
drei teilautonome Familiengruppen, die „Adlers“,die „Wetterstation“ - kurz „Wetters“ genannt und die
Gruppe
„Kontraste“, die mein
Einsatzort war. Jede Gruppe umfasst maximal
acht Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis
18 Jahren, allerdings kann bei Bedarf und
Notwendigkeit eine freiwillige Verlängerung bis
zum
maximal
19.
Lebensjahr
beantragt
werden. Das Jugendwohnhaus verfügt zudem
über ein Krisenzimmer für Kinder bis 13
Jahren, wenn keine andere Unterbringung in
einer Notschlafstelle möglich ist.
Während
meines
Praktikum
war
das
Krisenzimmer belegt, die Plätze in den städtischen Notunterbringungen sind chronisch
überlastet. Alle BewohnerInnen der Johannesgasse müssen in eine Tagesstruktur integriert
sein, was in den meisten Fällen das Absolvieren einer Schul- oder Berufsausbildung
bedeutet.
Die Gruppe „Kontraste“ bot acht Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren einen Wohnplatz,
die allesamt schon länger in der sozialpädagogischen Einrichtung lebten und somit die
täglichen Abläufe gut eingespielt waren und sich das Miteinander sehr harmonisch und
wertschätzend gestaltete.
„Kontraste“ ist geschlechtlich heterogen, was von den sozialpädagogischen BetreuerInnen
stark befürwortet wurde, die „Adlers“ hingehen sind eine reine Jungengruppe, was natürlich
ganz eigenen Dynamiken mit sich bringt, ohne dies wertend zu meinen.
Die Jugendlichen, die während meiner Praktikumszeit in der Gruppe lebten, waren allesamt
freiwillig untergebracht, womit gemeint ist, dass keine gerichtliche Anordnung nötig war und
nicht Freiwilligkeit im Sinne einer freien Entscheidung der Jugendlichen.
Das Jugendwohnhaus Johannesgasse sieht das primäres Ziel in der Sicherung des
Kindeswohl, welches in den Herkunftsfamilien der BewohnerInnen aus verschiedensten
Gründen nicht mehr gewährleistet war, somit wurde die Einrichtung mit der Pflege und
Erziehung beauftragt, die zuständigen SozialarbeiterInnen des Amt für Soziales, Jugend und
Familie sind mit den individuellen Angelegenheiten der Kinder und Jugendlichen betraut.
Alle
Gruppen
haben
einen
relativ
hohen
Betreuungsschlüssel,
inklusive
LangzeitpraktikantInnen und einem Zivildiener für das Haus. Zudem gibt es eine „hauseigen“
Psychologin, die die Kinder- und Jugendliche, aber auch die BetreuerInnen bei Bedarf
unterstützt und berät.
Obwohl ich schon im Bereich Sozialpädagogik gearbeitet habe, erzeugte der erste Tag
druchaus ein mulmiges Gefühl, denn in eine familienähnliche Wohngruppe zu schnuppern,
fühlte sich anfänglich etwas wie Eindringen an. Durch die offene und freundliche Art, mit der
ich von den Jugendlichen und MitarbeiterInnen empfangen wurde, legt sich diese Emotion
glücklicherweise schnell und ich konnte meine Praktikumszeit in der Einrichtung sehr
genießen. In den vier Wochen gelang es, einen sehr umfassenden Blick in die Arbeit einer
sozialpädagogischen Einrichtung zu werfen: von der direkten Arbeit mit den BewohnerInnen
über Team- und Hausbesprechungen, Schulgespräche, interdisziplinäre Sitzungen zu
spezifischen Fragestellungen, Entwicklungsgespräche und natürlich die verschiedensten
Arten von Diensten, von Früh- über Spät bis zum Nachtdienste.
Wer Interesse an einem abwechslungsreichen, relative eigenständige gestaltbarem,
vielseitigen Praktikum hat, ist in der „JO“ vermutlich an der richtigen Adresse.