Kurzbiografie für Henriette Sophie Son * 27. Dezember 1909 in Wattenscheid † 5. Mai 1992 in Amsterdam Diese Kurzbiografie wurde verfasst von Marietta Hanekamp Henriette (Harriet) Sophie Son wurde am 27. Dezember 1909 in Wattenscheid als erste Tochter ihrer Eltern, des Dentisten Samuel Maurice van Son, einem gebürtigen Holländer aus Enschede, und seiner Frau Betty van Son, geborene Hoek, geboren.1 Die Familie gehörte dem Judentum an. In Enschede hatte der Vater, der die niederländische Staatsbürgerschaft besaß, 1908 die Zahnarztpraxis Veith übernommen, die er bereits anderthalb Jahre zuvor geführt hatte.2 Henriette schloss ihr Abitur 1930 am Städtischen Realgymnasium zu Gronau im Alter von 21 Jahren ab. Im Anschluss studierte sie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Zahnmedizin vom 26. April 1930 bis zum 28. April 1933.3 Ihr Studienziel war, das Studium mit dem medizinisch-dentistischem Staatsexamen zu beenden. Während ihrer Studienzeit lebte Henriette Son zusammen mit ihrer Schwester Erika bei deren Tante Frederike Kaufmann in der Erphostraße 45 in Münster.4 Später zog sie in die Windhorststraße 14 zu der jüdischen Familie Ostwald.5 Ab 1913/14 ist Familie Son nicht mehr in Wattenscheid wohnhaft.6 Die Eltern lebten in Gronau, wo der Vater, neben seiner Praxis in Enschede, seine Hauptpraxis besaß, welche er 1933 aufgab und auch sein Eigentum für zunächst fünf Jahre vermietete.7 Erika ging vermutlich mit ihren Eltern zurück in die Niederlande, nach Enschede. Am 4. Juni 1934 schrieb sich Henriette Son erneut an der Universität Münster ein. Die Exmatrikulation erfolgte am 1. August 1935.8 Allerdings musste sie in Utrecht ihr Staatsexamen wiederholen. Die Eltern werden ins Sammellager Westerbork überführt, wo die Mutter starb. Der Vater überlebte das Ghetto Theresienstadt und floh 1945 in die Schweiz und von dort aus vermutlich zurück in die Niederlande.9 1941 heiratete Henriette Son in Utrecht den »Arier« Tjebbe Bartels Dijkstra (* 5.1.1914/1916 Ooststellingwerf – † 29.6.1987, Amsterdam), einen Zahntechniker, der noch bis Dezember 1941 in Tilburg gelebt hatte. Man kann daher vermuten, dass die Ehe geschlossen wurde, um Henriette Son zu schützen. Sie ging 1943 als Zahnärztin nach Amsterdam, er nach Tilburg. Ab Februar/April 1944 sind beide unter derselben Adresse in Amsterdam registriert. Ab Oktober 1945 lebten sie wieder unter unterschiedlichen Adressen. Die Ehe wurde 1947 geschieden.10 Henriette hat nie wieder geheiratet. Sie starb am 5. Mai 1992 im Alter von 83 Jahren. 1 Universitätsarchiv Münster, Bestand 209, Studierendenkarte Henriette Son. Auskunft des Stadtarchivs-Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Mail vom 2.7.2015. 3 Universitätsarchiv Münster, Bestand 209, Studierendenkarte Henriette Son. 4 MÖLLENHOFF, Gisela, SCHLAUTMANN-OVERMEYER, Rita: Jüdische Familien in Münster 1918-1945, Bd. 2, 2: Abhandlungen und Dokumente 1935-1945, Münster 2001, Nr. 412-413, 468, 469. 5 Universitätsarchiv Münster, Bestand 209, Studierendenkarte Henriette Son. 6 Auskunft des Stadtarchivs-Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte/Adressbuch der Stadt Wattenscheid vom 2.7.2015. 7 Auskunft des Stadtarchivs-Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Mail vom 2.7.2015. 8 Universitätsarchiv Münster, Bestand 209, Studierendenkarte Henriette Son. 9 MÖLLENHOFF; SCHLAUTMANN-OVERMEYER, S. 412-413. 10 Auskunft vom Kamp Westerbork, Mails vom 15.7.2015 und 27.7.2015. 2 2 Quellen- und Literaturverzeichnis Archive ·· Universitätsarchiv Münster ·· Bestand 209, Studierendenkarte Henriette Son Literatur ·· MÖLLENHOFF, Gisela, SCHLAUTMANN-OVERMEYER, Rita: Jüdische Familien in Münster 1918-1945, Bd. 2, 2: Abhandlungen und Dokumente 1935-1945, Münster 2001 E-Mail-Auskünfte ·· Auskunft des Stadtarchivs-Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Mail vom 2.7.2015 ·· Auskunft vom Kamp Westerbork, Mails vom 15.7.2015 und 27.7.2015 3
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