Neu im Revier – der „Puma“

D 8512
52. Jahrgang
Nr. 4
Montag, 1. Februar 2016
NachrichteN
Politik
Fünf Fragen
Der Ministerpräsident von Thüringen, Bodo Ramelow (Die
Linke), über die Arbeit der Bundeswehr. Ein Interview. Seite 4
BuNdeswehr
Dienst auf Englisch
Mehr als 25 Nationen dienen im
Joint Force Command im niederländischen Brunssum. Ein Standortportrait.
Seite 6/7
Sp
Hauptgefreiter Doris Schubert ist
Weltmeisterin im Eisstockschießen. Ihre Mission: Die Titelverteidigung im Team.
Seite 10
Neu im Revier –
der „Puma“
Die ersten Soldaten werden auf den neuen
Schützenpanzer umgeschult. aktuell war bei der
Ausbildung in Munster dabei. Seite 8
Video der woche:
Foto: Dorow/Bundeswehr
Sie kontrollieren nicht nur den
Ölstand: Ohne sie bleiben die
Öfen in den Kombüsen kalt,
keine Licht brennt, und Frischwasser ist auch nicht verfügbar. Die Schiffselektrotechniker
und Schiffsbetriebstechniker leisten enorm wichtige Aufgaben auf
den seefahrenden Einheiten. Wie
umfangreich ihre Aufgaben sind,
zeigt der Beitrag „Stets einsatzklar – Techniker an Bord“.
BW CLASSIX: „Halle frei für
die Zweckgymnastik“. Wie fordernd und schweißtreibend die
Trainingseinheiten für die Soldaten an der Sportschule der Bundeswehr in Sonthofen sind, zeigt
der Beitrag „Gequälte Muskeln“.
Diese und weitere
Videobeiträge unter
www.youtube.com/bundeswehr.
[email protected]
2
aktuell
Intern
1. Februar 2016
Foto: Schulz/Bundeswehr
BIld der WOche
In Stellung: ein Soldat des Aufklärungsbatallions 6 in eutin sichert auf dem transportpanzer „Fuchs“ das Vorfeld. Gemeinsam mit dem 1. Bataillon des Objektschutzregiments werden die Aufklärer die Un-Mission MInUSMA verstärken, die in Mali die einhaltung des Friedensabkommens überwachen und begleiten sollen. Seite 3
IMpreSSUM
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ZItAt
E
„Die Probleme in Mali sind unsere
Probleme.“
Flüchtlinge sind keine Ware.
Dem Handel mit Menschen in
Not muss mit aller Macht Einhalt geboten werden. In der Vergangenheit haben sich in unseren Köpfen Bilder von Menschen
festgesetzt, die ihr Leben und das
ihrer Familie auf der Flucht vor
Krieg, Gewalt, Hunger und Tod
aufs Spiel setzen. Aber auch
Berichte über Menschen, die
genau diese Verzweiflung ausnutzen, um daran Geld zu verdienen. Schleuser, die 500 bis
800 Menschen auf Schlauchoder Holzbooten und ohne eine
nennenswerte Versorgung auf
das Mittelmeer hinausschicken.
Schleuser, die in Kauf nehmen,
dass diese Menschen ertrinken,
wenn sie nicht durch andere
Schiffe gerettet werden.
Die Flucht über das Mittelmeer nach Europa hat im vergangen Jahr rund 3000 Menschen
das Leben gekostet. Mehr als
10 000 Menschen konnten durch
Schiffe der Deutsche Marine im
Rahmen von EUNAVFOR MED
(European Naval Forces Mediterranean) Operation Sophia aus
Seenot gerettet werden. Doch
auch, wenn das Retten aus Seenot eine ständige Pflicht aller
Seefahrer ist, so ist der Auftrag
von Operation Sophia ein anderer: Gegen Schleuser vorzuge-
Elisabeth Motschmann (CDU), Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, über das verlängerte Mandat der Bundeswehr in Mali.
Leitender Redakteur: ( -2421):
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KAlenderBlAtt
Vor 10 Jahren: Am 2. Februar 2006 sinkt während einer Reise
von Saudi-Arabien nach Ägypten die Fähre „Al-Salam Boccaccio
98“ im Roten Meer. Durch einen Brand gerät das Schiff in Schräglage, weil das Löschwasser nicht abgepumpt werden kann. Starker
Seitenwind bringt die Fähre schließlich zum Kentern. Mehr als
1000 Passagiere verlieren dabei ihr Leben.
Vor 45 Jahren: Am 7. Februar 1971 wird in der Schweiz durch
eine Volksabstimmung die Einführung des Stimm- und Wahlrechts
für Frauen auf Bundesebene gebilligt. Damit ist die Schweiz eines
der letzten europäischen Länder, das Frauen die vollen Bürgerrechte
zugesteht.
Vor 50 Jahren: Am 3. Februar 1966 gelingt es sowjetischen
Weltraumforschern, eine Sonde zum Mond zu schicken. Nach etwa
73 Stunden Flug glückt mit der unbemannten „Luna 9“ eine weiche
Landung, kurz darauf gibt es erstmals Bilder von der Oberfläche des
Mondes. Damit erzielen die sowjetischen Forscher einen wichtigen
Vorsprung gegenüber den Vereinigten Staaten.
Vor 70 Jahren: Am 1. Februar 1946 wird der Norweger Trygve
Halvdan Lie zum ersten offiziellen Generalsekretär der Vereinten
Nationen ernannt. Als er 1952 zurücktritt, sagt er zu seinem Nachfolger Dag Hammerskjöld: „Willkommen in New York und bei den
Vereinten Nationen. Sie übernehmen hier den unmöglichsten Job der
Erde.“
(eb)
hen. Nach fast fünf Monaten in
der sogenannten „Phase 2i“ der
Operation Sophia ist es nun an
der Zeit, erste Bilanz zu ziehen.
Wie erfolgreich ist das Vorgehen
gegen die Schleuser? Woran können die Erfolge gemessen werden? Wie muss es weitergehen,
um auch in Zukunft das menschenverachtende Treiben der
Schlepper zu unterbinden?
In dieser Ausgabe berichtet aktuell über den Erfolg von
EUNAVFOR MED – Operation
Sophia (Seite 5), über die Maßnahmen, die zu diesem Erfolg
geführt haben, und erklärt, wie
wichtig eine stabile politische
Lage in Libyen für ein erfolgreiches Fortführen der Mission
im Mittelmeer ist.
Victoria Kietzmann
Ressort Einsatz
MinisteriuM / Hintergrund
aktuell
3
Foto: Bundeswehr
1. Februar 2016
Wehrbeauftragter: „Es fehlt zu viel“
Hans-Peter Bartels legt seinen ersten Bericht vor und fordert ein „Wendejahr“ für die Bundeswehr.
Berlin. Der Wehrbeauftragte
des Deutschen Bundestages,
Hans-Peter Bartels, hat vergangene Woche seinen Jahresbericht
vorgelegt. Fazit des „Anwalts der
Soldaten“: „Es fehlt zu viel.“
Der SPD-Politiker fordert eine
Abkehr vom bisherigen „System
der Mangelverwaltung“ und stattdessen die Rückkehr zur Vollausstattung: „Vom Panzer bis zur
Schutzweste – 100 Prozent“,
sagte Bartels bei der Vorstellung
seines Berichts in Berlin.
Auch personell seien die Streitkräfte „in einigen Bereichen am
Limit“. Ende 2015 umfassten
sie nach etlichen Reduzierungen
rund 177 000 Soldaten. „Kleiner
war die Bundeswehr nie“, sagte
Bartels. Zumindest die derzeitige
Sollstärke von 185 000 Soldaten
müsse erreicht werden.
Dass Verbesserungen Geld
kosten, schreckt Bartels nicht:
„Die Regierung muss die Schwächen identifizieren, benennen und
den Finanzbedarf ermitteln“, forderte Bartels. 2016 könne und
solle „das Wendejahr“ für die
Bundeswehr werden.
Mehr als
4100 Eingaben
Der Jahresbericht 2015 umfasst
gut 100 Seiten. Das Dokument
vermittelt ein Stimmungsbild
aus 4108 Eingaben, die den par-
lamentarischen Ombudsmann
der Soldaten im Berichtsjahr
erreichten. Außerdem absolvierten Bartels und sein Vorgänger Hellmut Königshaus (FDP)
im vergangenen Jahr mehr als
30 Truppenbesuche im Inland
und in den Einsatzgebieten, um
sich persönlich ein Bild von Voraussetzungen vor Ort zu machen.
Lob für
Soldaten
„Neben der materiellen und
personellen Einsatzbereitschaft
der Bundeswehr ist die marode
Infrastruktur der Bundeswehrliegenschaften das dritte große
Thema“, heißt es im Bericht.
Weitere Probleme sind dem
Bericht zufolge eine „überbordende Bürokratie“ und eine „nach
wie vor unbefriedigende Situa-
tion der Beförderungen“. Positiv bewertet der Wehrbeauftragte
in seinem Bericht die Entscheidung des Verteidigungsministeriums, einen Nachfolger für das
umstrittene Sturmgewehr G36
zu suchen.
Den Soldaten spricht der Wehrbeauftragte viel Lob aus: „In diesen Zeiten des Umbruchs und des
Gebrauchtwerdens ist es wichtig,
dass trotz aller Schwierigkeiten
die Bundeswehr ihre Aufträge
voll erfüllt. Das tut sie“, heißt
es im Vorwort des Berichts. Die
Bundeswehr funktioniere „weil
Soldatinnen und Soldaten, wenn
Not am Mann war, sich Tage und
Nächte um die Ohren geschlagen haben, und weil sie improvisiert und informelle Wege
zum Ziel gefunden haben, wo
Dienst nach Vorschrift ins Nichts
geführt hätte.“
Bartels ist der zwölfte Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages. Jeder Soldat kann sich
direkt an ihn wenden. Der Wehrbeauftragte wird als Hilfsorgan
des Bundestages für die parlamentarische Kontrolle der Streitkräfte berufen und schützt so die
Rechte der Soldaten. Sein Jah-
resbericht wird im Bundestag
debattiert. Außerdem nimmt das
Ministerium schriftlich Stellung
dazu. Die Stellungnahme wird
dem Parlament zugeleitet und
veröffentlicht.
Mehr Informationen auf www.
bundeswehr.de
Foto: imago
von Frank Bötel
Hat seinen Bericht vorgelegt: Hans-Peter Bartels.
130-Milliarden-Euro-Programm: Bessere Ausstattung für die Bundeswehr
Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von
der Leyen will mehr Geld in die Ausrüstung
der Bundeswehr stecken. Insgesamt geht
es um rund 130 Milliarden Euro, die in den
kommenden 15 Jahren in die Rüstung investiert werden sollen. Das teilte die Ministerin vergangene Woche dem Verteidigungsausschuss des Parlaments in Berlin mit. Es
gebe einen „großen Nachholbedarf“, sagte
von der Leyen.
Die in der Bundeswehrreform aus dem Jahr
2011 vorgesehenen Obergrenzen für die Aus-
stattung der Streitkräfte mit großen Waffensystemen sollen nicht mehr gelten. So soll
etwa die Panzertruppe mehr Gerät erhalten
und die Zahl der Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 von 225 auf 320 steigen. Außerdem
soll die Truppe 130 Boxer-Radpanzer zusätzlich erhalten und die Zahl der Panzerhaubitzen von 89 auf 101 steigen. Höchste Priorität bei der Materialbeschaffung sollen die
Einsätze haben. Für die Sicherheit der Soldaten müsse die bestmögliche Ausrüstung
beschafft werden, sagte die Ministerin. Mehr
investiert werden soll auch in die Grundausstattung von Helmen über Splitterschutzwesten bis hin zu Nachtsichtgeräten.
Im laufenden Etat sind 4,7 Milliarden Euro
für Materialbeschaffung eingeplant – also
deutlich weniger als die Ministerin nun für
die kommenden Jahre vorsieht. Der ARD
sagte von der Leyen, sie sehe eine „große
Offenheit“ für ihre Forderung bei Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble.
(jf)
Mehr Informationen auf www.bmvg.de.
MINUSMA: Bundestag beschließt Mandat
Deutsche Soldaten sollen UN-Mission im Norden Malis unterstützen / Mehr deutsche Soldaten gehen in den Irak.
Berlin. Der Deutsche Bundestag hat am vergangenen Donnerstag die Ausweitung des
Bundeswehr-Einsatzes in Mali
beschlossen. Bei der UN-Mission
MINUSMA soll sich die Bundeswehr mit bis zu 650 Soldaten an
der Sicherung des Friedensprozesses beteiligen. Für die Erweiterung des Einsatzes stimmten
502 Abgeordnete, 66 dagegen,
sechs enthielten sich.
Im Vorfeld hatte Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen deutlich gemacht, dass sie
mit einem langen Einsatz rechne.
„Das wird dauern“, sagte sie.
Nord-Mali sei sehr unruhig, ent-
sprechend gefährlich sei der Einsatz für die Soldaten.
Während der Debatte im Deutschen Bundestag sagte die Verteidigungspolitische Sprecherin
von Bündnis
90/Die Grünen, ­Agnieszka
Brugger: „Die
Menschen in
Mali wünschen sich
mehr Schutz
und
mehr
MINUSMA.“ Der SPD-Verteidigungspolitiker Lars Klingbeil
richtete besonderes Augenmerk
auf die Soldaten. „In einer Stunde
wie dieser sollten wir auch an
diejenigen denken, die in diesen
Einsatz gehen.“ Das Parlament
trage gegenüber
den Soldaten eine
besondere Verantwortung. Sie
könnten erwarten,
mit bestmöglicher
Ausrüstung in den
Einsatz zu gehen.
Die CSU-Abgeordnete Julia
Obermeier hob
den vernetzten Ansatz aus Entwicklungszusammenarbeit und
Sicherheit hervor. „Der Einsatz
in Mali ist zwar gefährlich, aber
er ist auch besonders wichtig.“
Die CDU-Außenpolitikerin Elisabeth Motschmann verteidigte
die moralische Vertretbarkeit von
Militäreinsätzen und zitierte in
diesem Zusammenhang den früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschlands,
Wolfgang Huber: „Für mich
schließt das Gebot ,Du sollst
nicht töten‘ auch das Gebot ein:
,Du sollst nicht töten lassen‘“.
Entschieden gegen den Einsatz
positionierte sich die Verteidigungspolitische Sprecherin der
Linken, Christine Buchholz. Sie
bezeichnete die Ausweitung des
Mali-Einsatzes als Beleg dafür,
Deutschland als „Militärmacht“
etablieren zu wollen. Die Beteiligung an MINUSMA sei falsch.
Das Parlament hat außerdem am vergangenen Donnerstag die Ausweitung des Bundeswehr-Einsatzes im Nordirak
beschlossen. Bei der Ausbildungsmission wird die Zahl der
Soldaten auf 150 angehoben.
Kurdische Peschmerga-Einheiten sollen im Kampf gegen den
sogenannten „Islamischen Staat“
stärker unterstützt werden. 441
Parlamentarier stimmten dafür,
48 enthielten sich und 81 waren
dagegen.
(jf)
Streitkräfte arbeiten
gut zusammen
Berlin. Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen hat am vergangenen Donnerstag den neuen
polnischen Verteidigungsminister Antoni Macierewicz im
Bendlerblock in Berlin begrüßt.
Die Ministerin betonte bei dieser
Gelegenheit die vertrauensvolle
Nachbarschaft und Freundschaft
beider Länder. Die gute Zusammenarbeit der Streitkräfte soll
in diesem Jahr – dem 25. Jahr
des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages – weiter gepflegt
und ausgebaut werden. Sichtbares Zeichen sei die für Sommer
dieses Jahres geplante gegenseitige Unterstellung von Panzerbataillonen. Seit den deutsch-polnischen Regierungskonsultationen
2012 ist die Zusammenarbeit beider Länder ausgebaut worden.
Auf dem Weg zum NATO-Gipfel im Juli in Warschau wollen Deutschland und Polen eng
zusammenarbeiten.
(rb)
Stoltenberg begrüßt
wachsende etats
Brüssel. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat bei
der Vorstellung seines jährlichen NATO-Jahresberichts die
Steigerung der Militärausgaben
durch die Partner begrüßt. Demnach wuchsen im vergangenen
Jahr die Verteidigungsetats von
16 Mitgliedsländern der Allianz. Stoltenberg sagte, die Ausgaben bewegten sich „in die richtige Richtung“. 2014 hatten sich
die Staaten des Bündnisses darauf geeinigt, zwei Prozent ihres
Bruttoinlandsprodukts pro Jahr
in die Verteidigung investieren
zu wollen. Im vergangenen Jahr
erreichten fünf NATO-Länder
dieses Ziel: die USA, Großbritannien, Griechenland, Polen und
Estland. Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen hat unterdessen eine Anhebung des Wehretats gefordert.
(eb)
Frankreich und iran
beleben Beziehungen
Paris. Frankreich und der Iran
wollen mit milliardenschweren
Wirtschaftsverträgen und einer
politischen Annäherung ihre
Beziehungen wiederbeleben.
Irans Präsident Hassan Ruhani
sagte am vergangenen Donnerstag in Paris, er wolle die Ära
einer „neuen Beziehung“ zwischen beiden Ländern einläuten.
Premierminister Manuel Valls
entgegnete, Teheran könne „auf
Frankreich zählen“. Im Rahmen von Ruhanis Besuch wurden unter anderem Verträge mit
dem Flugzeugbauer Airbus und
dem Energieriesen Total unterzeichnet.
(eb)
Politik / Hintergrund
1. Februar 2016
„Nur die besten Erfahrungen“
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) im Interview über die Bundeswehr.
Berlin. Wozu Bundeswehr?
Darüber haben aktuell-Redakteure mit Politikern aus Ländern
und Kommunen gesprochen. Die
Interviews erscheinen in loser
Abfolge in aktuell. In dieser
Ausgabe: Bodo Ramelow (Die
Linke), Ministerpräsident des
Freistaates Thüringen.
Wozu braucht Deutschland
überhaupt die Bundeswehr?
Zur parlamentarisch-demokratischen Verfasstheit unseres Landes gehört das Gewaltmonopol
des Staates. Dieses Gewaltmonopol ist aber an rechtsstaatliche Prinzipien gebunden und
durch die Gewaltenteilung zwischen Exekutive, Legislative und
Judikative strikt geregelt. Zum
Gesamtspektrum der inneren und
äußeren Sicherheit gehören deshalb die Polizei und das Militär.
Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee und deshalb agieren
die Soldatinnen und Soldaten
auf der Basis von klaren gesetzlichen Regelungen und bei Out
of Area Einsätzen strikt in Übereinstimmung mit parlamentarischen Mehrheitsentscheidungen.
Ich würde mir wünschen, wenn
sie ausschließlich als Landesverteidigungs- und keinesfalls als
Interventionsarmee mandatiert
wäre.
Foto: imago
aktuell
Respekt gegenüber der Bundeswehr: Thüringens Ministerpräsident
Bodo Ramelow berichtet von seinen Erfahrungen aus dem Lande.
Die Bundeswehr ist zudem ein
fester und anerkannter Teil der
deutschen Gesellschaft. Das ist
auch in Thüringen so. Für die
Welche Erfahschnelle und unbürungen machen
rokratische UnterSie mit der Bunstützung der Bundeswehr konkret
deswehr in der
in Thüringen?
Flüchtlingshilfe
FRAGEN
Nur die bessind wir in ThüAN...
ten. Und das
ringen außerornicht nur in der
dentlich dankbar.
Flüchtlingshilfe, wo ich von der
Bundeswehr in großartig koope- Hat sich Ihre persönliche Einrativer Weise unterstützt werde. stellung zur Bundeswehr geän-
5
?
Wie nehmen Sie die Bundespolitik aus Ihrer neuen Perspektive im Land wahr – Sie selber
waren ja zuvor im Bund aktiv?
Der Perspektivenwechsel ist
sogar ein mehrfacher: Beim
Bund war ich im Parlament, ich
war Teil der Oppositionsfraktion. Hier in Thüringen trage
ich Regierungsverantwortung
und arbeite mit einer Dreierkoalition für das Land. Naturgemäß nehme ich die Bundespolitik
jetzt vornehmlich aus Sicht des
Landes wahr, dessen Interessen
ich vertrete und zu wahren habe.
Das Amt des Ministerpräsidenten gibt eine klare Perspektive
vor: Es gilt, die Interessen des
Freistaats zu vertreten. Das gilt
aktuell für die Neugestaltung der
Bund-Länder-Finanzbeziehungen. Es geht um die Zukunft des
Schienenpersonennahverkehrs.
Es geht um die Frage, wer für
die Unterbringung und Betreuung
von Flüchtlingen aufkommt. Das
sind alles Fragen, die auf Bundesebene gelöst werden müssen
und die für mein Land von entscheidender Bedeutung sind.
Zum Schluss nochmal alles in
allem betrachtet – macht die
Bundeswehr einen guten Job?
Nach meinen Erfahrungen
mit der Bundeswehr in Thüringen – ohne Einschränkungen ja.
Die Soldaten und Soldatinnen
machen nicht nur einen guten
Job, sondern gehen mit viel Leidenschaft an ihre Arbeit. Und
obwohl ich Auslandseinsätze kritisch sehe, wünsche ich natürlich allen Soldatinnen und Soldaten eine gesunde Rückkehr in
die Heimat.
dert – etwa durch das Engagement der Bundeswehr bei der
Flüchtlingshilfe?
Ja, diese wunderbare und engagierte Unterstützung der Soldatinnen und Soldaten hat mich tief
beeindruckt. Für mich war die
Bundeswehr aber schon immer
ein Bestandteil der deutschen
Gesellschaft. Und ich konnte
mich beim Besuch der Erstaufnahmeeinrichtung in Mühlhausen
vor Ort vom Einsatz der Soldatinnen und Soldaten bei Aufnahme,
Organisation und Betreuung der
Flüchtlinge überzeugen und mich
persönlich bedanken.
Die Fragen stellte Jörg Fleischer.
Es geht um Krisen und Konflikte
Terrorismus ist Thema auf 52. Münchner Sicherheitskonferenz – Ministerin hält Eröffnungsrede.
Berlin. Die 52. Münchner
Sicherheitskonferenz steht unter
dem Motto: „Boundless Crises, Reckless Spoilers, Helpless
Guardians“ („Grenzenlose Krisen, rücksichtslose Störer, hilflose Wächter“).
Diskutiert wird unter anderem über ein mögliches Engagement der Staatengemeinschaft in
Libyen. „Das dramatische Debakel der Syrien-Krise darf sich in
Libyen nicht wiederholen“, warnte
der Vorsitzende der Konferenz,
Botschafter Wolfgang Ischinger. Der Westen habe „jetzt“ die
Chance, sich gerade noch rechtzeitig in Libyen zu engagieren.
Foto: imago
4
Austragungsort der Konferenz: Der Bayerische Hof in München.
Außerdem werden die Teilnehmer über die Syrien-Krise und
den Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) diskutieren.
Auf der Konferenz sollen in
diesem Jahr aber auch erstmals
hochrangige
­
Geheimdienstchefs öffentlich über Terrorbekämpfung diskutieren. Das teilte
Ischinger am vergangenen Mittwoch in Berlin mit.
Zu der Konferenz vom 12.
bis 14. Februar werden 30
Staats- und Regierungschefs
sowie mehr als 60 Außenund Verteidigungsminister
erwartet. Hierzu zählen USAußenminister John Kerry, Russlands Ministerpräsident Dmitri
Medwedew, Frankreichs Premierminister Manuel Valls und
Polens Präsident Andrzej Duda
sowie König Abdullah II. von
Jordanien. Für die NATO wird
Generalsekretär Jens Stoltenberg
mit dabei sein. Die Eröffnungsrede hält Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. (jf)
Mehr auf www.securityconference.de.
1. Februar 2016
Einsatz / BundEswEhr
aktuell
5
Auftrag im Mittelmeer
von Victoria Kietzmann
rom. Seit knapp vier Monaten läuft die „Phase 2i“ des
Einsatzes EUNAVFOR MED (European
Naval Forces Mediterranean) Operation
Sophia – benannt
nach dem somalischen Mädchen, das
im August vergangenen
Jahres an Bord der Fregatte
Schleswig-Holstein zur Welt
kam. Allein im Jahr 2015, so
schätzt die Internationale Organisation für Migration (IOM),
gelangte etwa eine Million Menschen über das Mittelmeer nach
Europa. Von ihnen nahmen
154 000 den Weg über das zentrale Mittelmeer. Rund 3000 Menschen, so die IOM, dürften auf
diesem Weg ihr Leben verloren
haben. Mehr als 10 000 Schiffbrüchigen konnte allein die Deutsche Marine im vergangenen Jahr
das Leben retten. Jedoch: Seenotrettung ist zwar die Pflicht
eines jeden Seefahrers, dennoch
ist der Hauptauftrag von Operation Sophia ein anderer.
Das Vorgehen gegen
Schleuser als Auftrag
Operation Sophia leistet einen
wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der hierfür verantwortlichen
Schleusernetzwerke. Die beteiligten Einheiten sind zwischen
der italienischen Küste und den
libyschen Hoheitsgewässern eingesetzt. Während die erste Phase
der Operation noch die Aufklärung der Schleusernetzwerke,
ihrer „tactics and techniques“,
ihrer Routen und Methoden zum Ziel hatte,
dürfen in „Phase 2i“
Boote von Schleuserverdächtigen
angehalten, durchsucht, beschlagnahmt und umgeleitet werden. Verdächtige
können festgehalten und an
Strafverfolgungsbehörden von
EU-Mitgliedsstaaten übergeben
werden. Aufgrund von Hinweisen durch Schiffe der Operation
Sophia konnten bisher 46 Schleuserverdächtige durch italienische
Behörden festgenommen werden. Darüber hinaus verzeichnet FRONTEX, die Grenzschutzagentur der Europäischen Union,
bislang rund 470 Festnahmen.
Libysche Gewässer
als Rückzugsort
Seit dem Beginn der „Phase
2i“ ist nach Angaben der Missionsführung ein signifikanter
Rückgang von Schleusern auf
Hoher See zu bemerken. Bis
dahin hatten Schiffe der Mission
EUNAVFOR MED auf Hoher
See keine rechtlichen Möglichkeiten, Schleuserverdächtige
festzusetzen und den zuständigen Behörden zu übergeben.
Die Schleuser nutzten die Situation, um die Boote aus denen
zuvor hunderte von Schiffbrüchigen gerettet wurden, bevor sie
versenkt werden konnten, wie-
der an die libysche Küste zu
schleppen. So konnten sie diese
erneut nutzen und von weiteren
hunderten Menschen hohe Summen Geld für eine lebensgefährliche Überfahrt auf engstem Raum
verlangen. Das Zurückholen der
Boote wird ihnen jedoch seit dem
Beginn von „Phase 2i“ durch
die zusätzlichen Befugnisse der
europäischen Kriegsschiffe auf
Hoher See bedeutend erschwert.
Die Schleuser verlassen die
lybischen Hoheitsgewässer nun
nicht mehr, um sich einer möglichen Festsetzung durch Einheiten
von Operation Sophia zu entziehen.
Foto: Bundeswehr (3)
EUNAVOR MED Operation Sophia – eine Bilanz nach knapp fünf Monaten der aktiven Schleuserbekämpfung.
auch nach der rettung: der Blick in eine ungewisse zukunft.
Operation Sophia
Phase 2i: Ein Erfolg
Da ein Einsatz in libyschen
Hoheitsgewässern in „Phase
2i“ der Operation nicht vorgesehen ist, haben die Schleuser
derzeit noch einen Rückzugsraum. Der Einsatz in libyschen
Gewässern würde eine Resolution des UN-Sicherheitsrates oder
die Zustimmung Libyens voraussetzen. Erst „Phase 2ii“ der Operation sieht eine solche Regelung
vor – einer Zustimmung Libyens steht zur Zeit allerdings die
innenpolitische Lage des Landes
entgegen: Nachdem der Präsidentschaftsrat am 19. Januar die
Einigung auf eine Regierung der
nationalen Einheit bekanntgegeben hatte, lehnte das international anerkannte Parlament in Tobruk diese Einheitsregierung am
25. Januar ab.
Ein selteneres Bild: schleuserverdächtige auf hoher see.
Kontingentwechsel bei Operation Sophia
In den vergangenen Tagen haben der Einsatzgruppenversorger
„Frankfurt am Main“ und die Korvette „Ludwigshafen am Rhein“
den Einsatzgruppenversorger „Berlin“ und das Minenjagdboot
„Weilheim“ bei EUNAVOR MED – Operation Sophia abgelöst. Die
„Berlin“ und „Weilheim“ sind nun auf dem Weg in ihre Heimathäfen. Deutschland beteiligt sich an der Operation mit zwei Schiffen,
mit Personal im Operationshauptquartier und an Bord des Flaggschiffs. Insgesamt beteiligen sich 22 europäische Nationen mit rund
1300 Soldaten und Zivilpersonal. Ein italienischer Admiral führt
den Marineverband von Bord eines Flugzeugträgers, das Hauptquartier in Rom untersteht ebenfalls einem italienischen Admiral.
Gemeinsame Spende als Investition in die Zukunft
Deutsche Soldaten im Kosovo spenden zusammen mit „Lachen Helfen e.V.“ neue Computer für drei Schulen in Prizren.
Festplatten. Anfang Januar standen die Spendenempfänger fest:
Drei Schulen in und um Prizren.
Zum ersten Einsatz verließ das
Spenderteam Mitte Januar das
Feldlager mit dem Ziel Novo Selo.
Herzlich begrüßten die Lehrer und
Schüler die Männer in Flecktarn.
Unter den neugierigen Blicken
der Kinder wurden PCs, Bildschirme, Tastaturen und Zubehörteile rasch abgeladen und umge-
Foto: Bundeswehr
Prizren. Alles hat mit dem Austausch aller Computer im deutschen KFOR-Kontingent begonnen. Die alten Geräte landeten
auf einer Aussonderungsliste,
was das Herz der S9 Abteilung
– zuständig für zivil-militärische
Zusammenarbeit – förmlich bluten ließ. Und sie fanden einen
besseren Weg. Die Zauberformel für die Wiederbelebung eines
Teils der Computer steckte letztlich in einem Antrag auf Überlassung zu humanitären Zwecken.
Im Verbund mit der Logistikund der IT-Abteilung „retteten“ Hauptmann Johannes W.
und Oberstabsfeldwebel Jens S.
damit 45 PCs vor der Aussonderung. Der Verein „Lachen Helfen
e.V.“ spendierte zusätzlich neue
im team: die „neuen“ rechner werden zusammen ausprobiert.
hend im Klassenraum aufgestellt.
Als Zeichen der Dankbarkeit überreichte der Schuldirektor Hauptmann Johannes W. eine Urkunde.
Kurze Zeit später bewegten
sich die deutschen Fahrzeuge
mit zehn weiteren IT-Ausstattungen wieder durch den dichten Verkehr von Prizren. Dieses Mal endete die Fahrt an der
Grundschule von Pousko. Noch
während sie im Klassenraum mit
dem Aufbau beschäftigt waren,
erhielt Hauptmann Johannes W.
aus den Händen des Direktors die
zweite Dankurkunde des Tages.
Vier Tage später konnte die
Technische Schule in Prizren 30
„neue“ Rechner ihr Eigen nennen. Die Technische Schule „11
Marsi“ (11. März) bildet rund
1400 Schüler in 15 technischen
Berufen aus. „Das Fach Informationstechnik ist dabei sehr wichtig für unsere Schüler“, betonte
der stellvertretende Direktor.
Azubis und Lehrer halfen fleißig beim Abladen.
Am Ende des Tages sind Hauptmann Johannes W. und Oberstabsfeldwebel Jens S. zufrieden:
Ein gutes Gefühl – das auch bei
der gesamten Mannschaft des
42. Deutschen Einsatzkontingents KFOR bleibt. Engagiert
für eine gute Sache und an der
richtigen Stelle investiert – in
die Zukunft eines jeden Landes: Die Jugend.
(cli)
Den gesamten Artikel finden Sie
auf www.einsatz.bundeswehr.de
aktuell
BUNDESWEHR
„Dag“ und „Doei“
aus den Niederlanden
aktuell
7
NIEDERLANDE
DEUTSCHLAND
Geilenkirchen
JFC BRUNSSUM
Angehörige der Bundeswehr können für eine gewisse Zeit auch an vielen Standorten im
Ausland tätig sein. Magnus Knoch ist IT-Offizier beim Joint Force Command in Brunssum.
Der Fachdienstoffizier ist der Herr über Datenleitungen deutscher und NATO-Systeme.
Grafik: Höffling/RedBw
Aachen
­
Brunssum – Kleinstadt im internationalen Ländereck
Brunssum ist eine niederländische Gemeinde unweit der deutschen Landesgrenze in unmittelbarer Nachbarschaft zu Nordrhein-Westfalen. Die Stadt und ihre
Umgebung werden von ihren Bewohnern auch gerne als „Balkon Europas“ bezeichnet. Mit rund 30000 Einwohnern gehört die Stadt zur Provinz Limburg. Bedeutung
erlangte Brunssum durch ein hohes Stein- und Braunkohlevorkommen. Die staatliche
Förderung des Bergbaus zog Anfang des
20. Jahrhunderts Einwanderer aus den übrigen Teilen der Niederlande, aber auch aus
Südeuropa und Nordafrika an. So wurde
Brunssum eine Industriestadt, deren Bild bis
heute von dieser Zeit geprägt ist. Ganze Stadtviertel stehen teilweise unter Denkmalschutz. „Viersterner“ auf dem „Bock“: General Hans-Lothar Domröse spricht bei der Übung
„Trident Juncture“ mit der portugiesischen Besatzung eines gepanzerten Fahrzeugs.
Anfang der 70er Jahre kam dann der
Töchter der Stadt Brunssum: Die Umbruch. Die Gruben wurden geschlossen,
Schwestern Toni, Betty und M
­ arianne Neubau- und Naherholungsgebiete entstanKowalczyk landen als Musikgruppe den. So wurde auf dem Gelände der ehe„Pussycat“ 1975 in Deutschland mit maligen Grube Emma ein neuer, moderner
„Mississippi“ einen Nummer-Eins-Hit.
Stadtteil mit Parks, Gewerbe, Wohnsiedlungen und Verkehrswegen angelegt.
Auch die ehemalige Zeche Hendrik veränderte sich stark. Denn hier entstand eines von zwei NATO Joint Forces Headquarters – das zweite
befindet sich in Neapel. Mit fast 2000 Soldaten und zivilen Angestellten ist der Stützpunkt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Neben
den Spuren der Bergbauzeit prägen heute die Soldaten und zivilen Mitarbeiter der NATO das
Stadtbild.
(jpe)
„Trident Juncture“: Anlandung eines Hubschraubers (l.). Multinationale Lagebesprechung (r.).
vor -
Foto: FCBS
Foto: imago
Foto: DND-MDN Canada
6
Mehr als 25 Nationen unter einem Dach: Das Hauptquartier des Joint Force Command Brunssum. Foto rechts: Oberleutnant Knoch.
Kommando führt
Resolute Support
Das Joint Force Command
Brunssum ist eines von zwei
operativen NATO-Kommandos
in Europa, derzeit geführt vom
deutschen Vier-Sterne-General
­
Hans-Lothar Domröse. Im Haupt-
Köln. Im Bereich der Unteroffiziere und Mannschaften gibt es etwa 4000 Dienstposten in der
Integrierten Verwendung. Das sind zum einen
Dienstposten im Ausland, zum anderen gehören
dazu Verwendungen in multinationalen Stäben in
Deutschland, wie etwa beim 1. Deutsch-Niederländischen Korps in Münster. Rund 2500 Dienstposten davon werden von Mitarbeitern des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr
(BAPersBw) in der Abteilung IV zentral betreut.
„Wir sind das Auslandskompetenzzentrum für
Unteroffiziere und Mannschaften“, sagt Oberstleutnant Dietmar Fußhöller (Foto). Sechs Personalreferenten und weitere Sachbearbeiter seines Referates kümmern sich um Einplanung und zeitgerechte
Ausbildung des Personals. Vor allem Fremdsprachen schnell lernen zu können, ist gefragt: „Dass
die Soldaten in Englisch sattelfest sind, setzen wir
heute überwiegend voraus. Interessant wird es,
wenn wir jemanden nach China entsenden. Das
bedeutet dann bis zu zwölf Monate kostenintensive Sprachausbildung“, erklärt der 56-Jährige.
Fußhöller weiß wovon er spricht. In seinen fast 40
Dienstjahren war er mehrfach im Ausland einge-
setzt, zuletzt bis
2012 im Allied
Command
Europe Rapid
Reaction Corps
(ARRC) im britischen Innsworth. „Mit im
Gepäck“ hatte
er dabei Frau
und Tochter.
Das sei auch
der Grundsatz, dass die Soldaten für drei Jahre
ins Ausland versetzt werden und an den Standort
umziehen. „Das ist nicht immer ganz einfach, vor
allem, wenn die Kinder im Abitur stecken. Doch es
erweitert nicht nur die sprachlichen Horizonte. In
einer globalisierten Welt sind solche Erfahrungen
Gold wert“, sagt der gebürtige Krefelder.
Was die Offiziere angeht, sind die Einplanungskriterien im Grunde gleich. Allerdings bewirtschaftet in der für die Offiziere zuständigen Abteilung
III grundsätzlich jeder Personalreferent die Auslandsdienstposten seines Bereiches.
(tsh)
Foto: Funk/Bundeswehr
Botschafter über alle Grenzen
in Berlin, Ausbildung zum
IT-Feldwebel der Luftwaffe in Storkow und
zuletzt IT-Offizier im
südbrandenburgischen
Holzdorf beim Hubschraubergeschwader
64. Er bewährt sich und
erhält die Chance, Offizier
des militärfachlichen Dienstes zu werden.
Vorher noch im Einsatz
bei AFTUR
Genau betrachtet ist Knoch
bereits das zweite Mal im Ausland eingesetzt. Denn unmittelbar vor Brunssum absolviert der
gebürtige Berliner einen Auslandseinsatz bei Active Fence
(AFTUR) im türkischen Kahramanmaras. Natürlich sind
Einsätze mit Integrierten
Verwendungen im Ausland nur
eingeschränkt zu vergleichen, vor
allem hinsichtlich der Gefahrenlage. Ähnlich ist in jedem Fall
das Arbeiten in multinationalen
Strukturen.
So stellt AFTUR für Knoch
eine gute Vorbereitung dar,
in einem Stab seinen Weg zu
beschreiten, der mehr als 25 verschiedene Landsmannschaften
in sich vereint. Zwar stellt der
Oberleutnant vorrangig sicher,
dass die Leitungen für die deutschen Soldaten stehen. Mindestens ebenso wichtig ist jedoch, in
der Informationstechnologie die
Nahtstellen mit den anderen Partnern herzustellen. Denn operieren müssen die Nationen gemeinsam. Und das geht nur, wenn
Systeme kompatibel sind. Das
konnte Knoch im vergangenen
Foto: Schmidt/Bundeswehr (2)
quartier und der Deutschen Delegation Niederlande – dem nationalen Unterstützungselement
– sind rund 250 deutsche Soldaten und zivile Mitarbeiter eingesetzt. Das NATO-Kommando
führt die Mission „Resolute
Support“ in Afghanistan.
Knoch muss nach den ersten
Eindrücken in dem niederländischen Städtchen nicht lange
überlegen. „Das war sofort mein
Ding“, sagt er. Der stete Wechsel
gehört zum Werdegang des Luftwaffenoffiziers seit 2002 dazu:
Grundwehrdienstleistender und
Zeitsoldat beim Heer in der Saarlandbrigade, Ausbildung zum
Fernmeldefeldwebel des Heeres
Herbst beim N A T O Manöver „Trident Juncture“ in
Spanien, Portugal und Italien
auch bei der Unterstützung erleben und trainieren.
Die Deutsche Delegation mit
ihren 40 Angehörigen nennt
Knoch ein „kleines Team“, mit
dem das Arbeiten sehr angenehm
sei. „Im Gegensatz zu meinem
letzten Verband in Holzdorf, der
mit Anteilen in ganz Deutschland
verteilt ist, sind wir hier so etwas
wie eine Großfamilie“, sagt der
34-Jährige.
Überrascht habe ihn die
Gegend um Brunssum, die sehr
grün ist und ihn an seine märkische Heimat erinnert. Als leidenschaftlicher Radfahrer genießt er
die flache und heideartige Landschaft. Das nutzt er auch am
Wochenende mit seiner Lebensgefährtin aus. Seine Partnerin ist
selbst Offizier und hat sich vor
einiger Zeit nach Mons in Belgien versetzen lassen. Dort, im
Supreme Headquarters Allied
Powers Europe, kurz SHAPE –
dem obersten Hauptquartier der
Alliierten Streitkräfte in Europa –
ist die Soldatin als Organisationsoffizier eingesetzt. SHAPE ist
gesetztes Hauptquartier des Joint Force
Command, „das ist zwischen uns
beiden jedoch kein Problem“,
erklärt Knoch augenzwinkernd
die „Hierarchie in seinem Privatleben“.
Englisch, Englisch,
immer wieder Englisch
Als wichtigste Fähigkeit, um
in einer Integrierten Verwendung
bestehen zu können, nennt Knoch
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Beherrschen der Arbeitssprache Englisch. Für ihn selbst
kein Problem, ist es ihm in seiner
Ausbildung doch gelungen, das
Sprach-Leistungs-Profil (SLP)
auf einen 3er-Level zu heben.
In der Fremdsprachenausbildung hat sich bei der Bundeswehr in den vergangenen 25 Jahren rasant viel
entwickelt. War Englisch-Training und Erwerb des SLP schon
immer integraler Bestandteil der
Offizierausbildung, haben die
Unteroffiziere massiv aufgeholt:
Englisch wird an den Unteroffizierschulen ausgebildet, nahezu
alle Feldwebel und Bootsmänner
erreichen das SLP der Stufe 2, ein
großer Teil sogar höher.
Knoch möchte die kommende
Zeit in Brunssum nutzen, Niederländisch zu lernen. Über das
internationale Sprachprogramm
des Standortes werden Seminare angeboten. Momentan ist er
noch mit dem Einrichten seiner
Doppelhaushälfte gut ausgelastet. „Zum Glück gibt es hier in
der Nähe in Heerlen ein großes
schwedisches Möbelhaus, angeblich die größte Filiale in Europa“,
sagt er. Wenn alle Billys, Bennos
und Ivars aufgebaut sind, will der
Oberleutnant die Niederlande
erkunden – auf dem Motorrad.
Die Nordseeküste ist nicht einmal 200 Kilometer entfernt. Bis
2018 hat er dafür Zeit. Dann soll
es zurückgehen nach Deutschland. Ob Knoch zum Globetrotter
werden kann, entscheiden Zeit,
Lebensumstände und vor allem
der Personalführer. Doch Gefallen hat Knoch an dem Leben in
der Fremde gefunden, das ist
nicht zu verbergen.
aktuell wird in loser Reihenfolge in den kommenden Monaten über weitere Auslandsstandorte berichten.
Mehr zum Standort Brunssum
auf www.bundeswehr.de.
„Die Zusammenarbeit mit den Niederländern ist sehr gut“
Oberst Klaus W. Bücklein (Foto) führt die Deutsche
Delegation Niederlande beim Joint Force Command
(JFC) der NATO in Brunssum. Er leitet die Delegation
seit April 2014. Der 61-Jährige war mehrfach Pressesprecher, zuletzt beim Präsidenten des Bundesamtes
für das Personalmanagement der Bundeswehr in Köln.
Was ist der Auftrag der Deutschen Delegation?
Die Delegation organisiert für die deutschen Anteile
des Hauptquartiers, etwa 270 Soldaten, den nationalen
Dienstbetrieb. Das bedeutet, wir kümmern uns um alle
administrativen Aufgaben wie Personalführung, sportliche und allgemeinmilitärische Ausbildung, Sicherung
der individuellen Verlegefähigkeit oder IT-Ausstattung.
Wir verstehen uns als Dienstleister. Das beschränkt
sich nicht nur auf Brunssum. Wir betreuen in den
Niederlanden zahlreiche Soldaten, die als Dozenten,
Tutoren oder Austauschoffiziere eingesetzt sind.
Darüber hinaus sind wir für vier Fernmelde- und Satellitenkommunikations-Stationen in Deutschland verantwortlich.
Wie haben Sie sich
auf Ihre Aufgabe
vorbereitet?
Mir hilft, dass ich
bereits in Vorverwendungen in Brunssum
tätig war. Daher
spreche ich fließend
Niederländisch. Das
ist im Umgang mit
der gastgebenden
Nation sehr hilfreich
und wird von den Niederländern äußerst positiv wahrgenommen. Ich wohne in Brunssum und dadurch bin
ich in das gesellschaftliche Leben vor Ort gut integriert
– ein klarer Vorteil für Auslandsverwendungen.
Foto: van der Felde/JFCBS
Brunssum. Der Weg ist das
Ziel. Wer dieser Maxime bei
der Bundeswehr folgen möchte,
findet neben zahlreichen Standorten in Deutschland eine Vielfalt
an beruflichen Möglichkeiten im
Ausland, in der sogenannten Integrierten Verwendung. Soldaten,
aber auch zivile Mitarbeiter, leisten dabei Dienst in einem internationalen Stab, Seite an Seite
mit vielen Nationen.
Für Oberleutnant Magnus
Knoch kam dieser Schritt vor
etwas mehr als einem Jahr eher
überraschend: „Mein Personalreferent hatte einen Auslands-
dienstposten zu besetzen und
ich kam dafür in Frage.“ So reist
Knoch Anfang vergangenen Jahres „zum Schnuppern“ ins niederländische Brunssum, zum dortigen Joint Force Command. Dort,
nahe der deutschen Grenze bei
Geilenkirchen, soll er den Posten
als IT-Offizier übernehmen.
Foto: van der Felde/JFCBS
von Torsten Sandfuchs-Hartwig
Wie ist die Zusammenarbeit mit der gastgebenden
Nation?
Die Zusammenarbeit mit den Niederländern ist sehr
gut. Sie stellen uns die Infrastruktur zur Verfügung,
wir nutzen Unterkünfte, Flächen und Einrichtungen in
der Liegenschaft gegen Entgelt. Eine Besonderheit ist
auch, dass drei niederländische zivile Ortskräfte für die
Deutsche Delegation arbeiten.
Als operatives Hauptquartier (HQ) führt das JFC die
Mission Resolute Support in Afghanistan. Wie macht
sich das im täglichen Dienst bemerkbar?
Im täglichen Dienst ist Resolute Support ein Auftrag neben anderen. Grundsätzlich gilt, dass unsere
Soldaten uneingeschränkt verlegefähig sein müssen,
und zwar weltweit. Denn das HQ muss jederzeit in der
Lage sein, wenn es die Lage vor Ort erfordert, in einem
Einsatzgebiet ein operatives HQ zu bilden.
In diesem Jahr ist das Joint Force Command
Brunssum das „Stand-by“-Hauptquartier der NATO
Response Force. Eine solche Verlegung haben wir
im vergangenen Jahr sehr erfolgreich bei der NATOÜbung „Trident Juncture“ mit rund 36 000 Soldaten
trainiert, darunter waren mehr als 500 Soldaten aus
Brunssum.
(tsh)
8
aktuell
bundeswehr
1. Februar 2016
Dem „Puma“ auf der Spur
von André Klimke
Munster. Truppenübungsplatz
Bergen: Vier Schützenpanzer
stehen nebeneinander auf der
Schießbahn, die roten Flaggen
sind gesetzt. Die Besatzungen sitzen in den Fahrzeugen und beobachten über ihre Monitore das
Gelände. Einer der Panzer wird
durch einen Hauptmann geführt.
Er ist der Kommandant. Neben
ihm, auf dem Richtschützenplatz,
ein Oberfeldwebel. Beide müssen
nun drei Schießübungen erfüllen, um die Qualifikation zum
„Richtschützen Maschinenkanone“ zu erhalten. Eigentlich
sind sie schon lange ausgebildete Richtschützen, allerdings
auf dem Schützenpanzer „Marder“.
Die Panzergrenadiere der Bundeswehr haben mit dem Schützenpanzer „Puma“ ein neues
Waffensystem erhalten. Und
das gilt es nun, per Ausbildung
an die Frau und an den Mann zu
bringen.
Neu: Vollstabilisierte
Waffenanlage
30 Soldaten des Panzergrenadierbataillons 33 aus Neustadt am Rübenberge schulen
seit Anfang Januar am Ausbildungszentrum Munster zunächst
zum Richtschützen und anschließend zum Kommandanten auf
dem Schützenpanzer „Puma“
um. Dazu galt es in den Wochen
zuvor, sich mit dem neuen System vertraut zu machen und
unter anderem Richtübungen
zu absolvieren.
„Wir haben jetzt eine vollstabilisierte Waffenanlage, das
ist natürlich ein großer Unter-
schied zum Marder“, sagt einer
der Auszubildenden.
Die Waffenanlage ermöglicht den Panzergrenadieren,
auch während der Fahrt Ziele
zu bekämpfen. „Somit können
wir mit dem Kampfpanzer ‚Leopard‘ mithalten“, ergänzt der
Lehrgangsteilnehmer. Das sei
mit dem Schützenpanzer „Marder“ leider nicht möglich.
Mit dem „Marder“ kämpfen
Panzergrenadiere grundsätzlich
im Zugrahmen – das heißt mit
vier Schützenpanzern. Darüber
hinaus können sie auch Halbzugweise eingesetzt werden, etwa
beim Einsatz als Feldposten oder
Spähtrupp. Es gilt nun, die geltenden Einsatzgrundsätze auf
dem „Puma“ zu überprüfen und
bei Bedarf anzupassen.
Das Führungspersonal durchläuft bei der Umschulung verschiedene Ausbildungsphasen.
So müssen die erfahrenen Offiziere und Feldwebel im Bedienen der Waffenanlage und des
Feuerleitrechners geschult werden. Hinzu kommen Ladetätigkeiten und Arbeitsschritte des
Technischen Dienstes.
„Puma“ und Infanterist
der Zukunft
Die Waffenanlage des
„Puma“ besticht durch hohe
Präzision beim Erstschuss.
Diese wird durch das volldigitalisierte softwaregestützte
Rechnersystem nahezu garantiert. Für die Besatzung bedeutet das, sie müssen das System
unter anderem auch mit den
aktuellen Wetterdaten versorgen. Somit kann der Computer
abhängig vom Wind den Vorhalt errechnen.
Foto: Schulz/Bundeswehr (3)
In Munster werden die ersten Kommandanten und Richtschützen auf den neuen Schützenpanzer umgeschult.
Feuerkraft: der „Puma“ verfügt über eine vollstabilisierte 30 Millimeter Maschinenkanone.
Die vom Schützenpanzer „Puma“ untrennbare Ausstattung der Grenadiere mit
dem System „Infanterist der
Zukunft-Erweitertes System
Panzergrenandier“ macht den
eigentlichen Systemverbund
und damit dessen Stärke besonders deutlich. Dem Kommandanten können damit Informationen der abgesessenen Kräfte
schnell und präzise zur Verfügung gestellt werden.
Die Panzergrenadiere vereinen mit dem neuen Schützenpanzer „Puma“ Feuerkraft, Beweglichkeit, Schutz
und infanteristische Fähigkeiten und tragen durch die
Möglichkeit zum schnellen
Wechsel zwischen auf- und
abgesessener Kampfweise einen
großen Anteil zum Einsatzspektrum der Panzertruppen bei.
Doch bis die Routine wie beim
Schützenpanzer „Marder“ vorhanden ist, steht Aus- und Weiterbildung auf dem Programm.
Infanterist der Zukunft: das system gehört zum neuen Panzer.
Im Blick: Der Richtschütze (l.) verfolgt über den Monitor die Ziele.
General Domröse: „Immer gerne zum Pastor“
Der Evangelische Militärbischoff Sigurd Rink besucht Brunssum – Dank des Befehlshabers an die Militärseelsorge.
Foto: JFCBS
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Zeit zum Innehalten: Militärbischof Sigurd Rink (r.) mit Soldaten
des Hauptquartiers beim Gottesdienst.
„Wir sind immer gerne zum
Pastor gegangen“, beschrieb der
als Fallschirmjäger ausgebildete
Befehlshaber das Verhältnis der
Truppe zu den Seelsorgern. Pfarrer seien oft so etwas wie eine
Institution im Alltag der Soldaten und es sei ein Privileg für die
Truppe, dass sie auf solche Weise
begleitet werde. Er wünsche, dass
die Militärseelsorge der Bundeswehr als Hilfe für die Soldaten
erhalten bleibt.
Gemeinsam mit Angehörigen
des Hauptquartiers und unterstützt vom Düsseldorfer Militärdekan Reinhard Gorski feierte
Rink einen Gottesdienst in der
Kapelle des NATO-Stützpunktes.
Zuvor hatte General Domröse
über die Truppenpräsenz in Osteuropa und den baltischen Staaten gesprochen. In der Ukraine
seien die Kampfhandlungen zwar
beendet und der internationalen
Gemeinschaft sei es gelungen,
aus einem heißen einen kalten
Konflikt zu machen. Dennoch:
„Die Sache ist noch lange nicht
gelöst“, urteilte Domröse.
Positiv sieht der Vier-Sterne-General die Entwicklung in
Afghanistan beim Einsatz „Resolute Support“. Die Situation sei
relativ stabil. Im Kundus müsse
noch mehr Sicherheit hergestellt
werden. In der Erziehung und
Gesundheitsfürsorge, beim Handel, dem Training von Armeeund Polizeikräften, bei der Versorgung mit Elektrizität und
Kommunikationsmöglichkeiten
sowie beim Ausbau von Flughäfen gebe es Fortschritte. (töp)
1. Februar 2016
Zoom
aktuell
9
Was bedeutet...
Militärische Begriffe und ihre Bedeutung.
von Patricia Franke
Berlin. Militärische Begriffe, Ausdrücke und
Redewendungen haben wie Bräuche und Gepflogenheiten in der Bundeswehr fast immer einen
militärhistorischen Ursprung. Einige von ihnen
werden auf dieser Seite genauer unter die Lupe
genommen und der Ursprung erklärt.
Kamerad
Seit dem 30-jährigen Krieg gibt es den
Begriff in der Soldatensprache. Zuvor wurden Mitgesell, Bursgesell, Mitbursche, Rottoder Spießgesell verwendet. Ursprünglich
stammt die Bezeichnung aus Frankreich (camerade). Als Kamerad wurde jemand
bezeichnet, mit dem ein Soldat die
Stube oder Kammer teilte. Der italienische Begriff „camerate“ heißt übersetzt
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„Landsknechte“ oder „Landsmann“ zurückgeführt wird.
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Gab es eine „German Hair force“?
Ja - genau 464 Tage lang. Vom 5. Februar 1971 bis zum 13. Mai
1972 gab es einen ministeriellen Erlass, der das Tragen von langen Haaren für männliche Soldaten erlaubte. Dem damaligen
Verteidigungsminister Helmut Schmidt war es nach eigener Aussage wichtiger, was die Soldaten im und nicht auf dem Kopf hatten. Allerdings gab es eine Einschränkung: Die Soldaten mussten
ein olivfarbenes Haarnetz tragen, damit ihre Handlungsfähigkeit
und ihre Sicherheit nicht durch die langen Haare beeinträchtigt
wurde. Eine „Haarnetz-Kommission“ des Heeresamtes wählte
ein Netz aus 16 verschiedenen Modellen aus
und orderte 740 000 Stück á 59 Pfennig.
Das Haarnetz hatte sogar eine eigene
Versorgungsnummer: 8465-12-1526995. Von Soldaten wurde das Netz
häufig als „Rollschinken“ oder „Zwiebelsack“ bezeichnet. Denn einmal angebracht, ließ es den Kopf wie eine Zwiebel aussehen. Aus dem Ausland hagelte
es Spott und so wurde die Bundeswehr als „German Hair Force“ bezeichnet. Die Kritik zeigte mit einem neuen
Erlass zur „Haar-und Barttracht“ Wirkung: Das lange Haupthaar der männlichen Soldaten wurde daraufhin
wieder gestutzt.
bein, das beim Stehen
die größte Last des
Körpers trägt.Das
linke Bein unterstützt
vorwiegend die Gelenke
und dient der Balance. Die Ursache dafür liegt
im Großhirn. Vergleichbar ist diese Eigenschaft mit
den Händen. Bei Linkshändern ist es oft umgekehrt.
Da es unmöglich ist, sich lange Zeit auf einem Bein zu halten, stehen Ehrenposten stets mit gespreizten Beinen. Damit eine Formation gleichmäßig antritt, wurde in Exerziervorschriften das rechte
Bein als Standbein bestimmt, auf das ein Schritt mit links folgt. Wie
beim Bajonettieren, dem Fechten mit dem auf dem Gewehr aufgesetzten Bajonett, und dem Gewehranschlag, wurde das rechte Bein als Standbein festgelegt. Die Niederländer traten bereits
zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit dem linken Fuß zum Marsch
an. Für das deutsche Heer ist diese Form seit 1692 für ein Kurpfälzisches Regiment nachgewiesen.
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aktuell
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1. Februar 2016
Die Titelverteidigung im Blick
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Eisstockschießen erfordert Kraft und Konzentration – und das auf spiegelglattem Untergrund.
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ben. So bin ich da hineingewachsen. Dass ich das mal auf diesem
Niveau betreiben würde, war
damals natürlich nicht absehbar.
Was hat Sie motiviert, Sportsoldatin zu werden?
Nach dem Weltmeister-Titel habe ich mich über meinen
Sportdirektor erkundigt, welche Möglichkeiten der Förderung bestehen. Der hat dann den
Kontakt zur Bundeswehr hergestellt. Dann nahm alles seinen Lauf. Den Wunsch,
mal etwas anderes als
Einzelhandelskauffrau zu machen, hatte
ich schon lange.
Chaux-Neuve. Der deutsche
Olympiasieger von 2014, Oberfeldwebel Eric Frenzel (Foto,
Mitte) von der Sportfördergruppe
Frankenberg, hat Gold im Einzel beim Weltcup in der Nordischen Kombination in Frankreich geholt. Einen Tag später
allerdings wurde Frenzel vom
Spitzenreiter, Stabsunteroffizier
(FA) Fabian Rießle der Sportfördergruppe Todtnau, auf Platz
zwei verwiesen. Rießle konnte
mit seinem Gold sein Gesamtklassement ausbauen.
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Welche Bedeutung
hat die Förderung
der Bundeswehr für
Sie und Ihren Sport?
Früher konnte
ich neben meinem
Judoka erkämpfen
silber und Bronze
Glauben Sie, dass Ihre Sportart
olympisch werden kann?
Das hoffe ich natürlich. Wir
waren ja schon mal bei Olympi- Auf welche Eigenschaften
schen Spielen vertreten (als soge- kommt es beim Eisstockschienannter Vorführwettbewerb 1936 ßen besonders an?
in Garmisch-Partenkirchen sowie
Vor allem auf die richtige
1964 in Innsbruck, Anm. d. Red.). Mischung aus Kraft und KonEs müssen aber viele Bedingun- zentration an. Geschicklichgen erfüllt sein – von den Doping- keit ist allerdings auch wichbestimmungen bis hin zur Anzahl tig, weil wir keine Spikes unter
der Zuschauer. Letztere ist fast nur den Sohlen haben.
im Alpenraum vorhanden. Von
daher ist es
Eisstock max. 38 cm
für meine
2,5 - 3,0 cm
Sportart
schwierig,
olympisch
zu werden.
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ago
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Was sind denn die
wesentlichen Unterschiede
zum bereits olympischen Curling?
Der wichtigste Unterschied
ist wohl der Besen, mit dem
beim Curling Geschwindigkeit und Richtung variiert werden. Den gibt es bei uns nicht.
Wenn man den Eisstock loslässt, muss alles stimmen –
sowohl die Richtung als
auch die Geschwindigkeit.
Von zentraler Bedeutung ist
bei uns auch die sogenannte
Was machen Sie denn so, wenn
Sie mal keinen Eisstock zur
Hand haben?
Wenn ich freie Zeit habe, unternehme ich viel mit meiner Familie
und meinen Freunden, wobei die
aber auch zumeist im Eisstockverein sind. Irgendwie dreht sich
mein ganzes Leben fast nur ums
Eisstockschießen.
Die Fragen stellte Markus Theis.
Mit elegantem Flossenschlag zum Sieg
Dreimal Gold, viermal Silber und einmal Bronze: Sportsoldaten räumen beim Finswimming ab.
Foto: Verband Deutscher Sporttaucher e. V.
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„Wedeln“ im Wasser: Hauptgefreiter Lisa Kohnert, mehrfache Weltcup-Goldmedaillengewinnerin aus Leipzig.
Foto: imago
27 - 30 cm
betrie-
Bronze für snowboarder Konstantin schad
Feldberg. Beim Weltcup im
Snowboard ist Stabsunteroffizier Konstantin Schad (Foto) in
der Disziplin Snowboard Cross
(SBX) auf den dritten Platz
geprescht. Beim SBX starten insgesamt vier Rennfahrer nebeneinander aus einer Startbox. Schanzen, Kurven, Absätze und Senken
stellen enorme Anforderungen
an das fahrerische Können. Auf
der in der Regel ziemlich engen
Abfahrtsstrecke sind Kollisionen zwischen den Rennfahrern
nicht selten. Sie tragen deshalb
umfangreichen Körperschutz
sowie Sturzhelme mit Kinnschutz.
(vie)
Daube, ein rundes Hartgummistück. Je näher man dieser auf dem Spielfeld kommt,
desto mehr Punkte erhält man.
Im Unterschied zum Curling
als reiner Mannschaftssportart
finden beim Eisstockschießen
auch Einzelwettkämpfe statt.
25 - 27 cm
Havanna. Beim Grand Prix
im Judo auf Kuba hat Stabsgefreiter Karl-Richard Frey in der
Gewichtsklasse bis 100 Kilogramm Silber gewonnen. Hauptgefreiter Igor Wandte, wie Frey
von der Sportfördergruppe Köln,
hat Bronze in der Gewichtsklasse
bis 73 Kilogramm geholt. (vie)
Beruf nur zweimal in der Woche
trainieren. Durch die Förderung
der Bundeswehr kann ich mich
nun voll und ganz auf das Training konzentrieren.
gefreiter Tim Willruth mit Silber
über 400 Meter IM.
Monoflosse und stromlinienförmige Delphintechnik ermögli-
chen schnellste Fortbewegung im
Wasser aus eigener Kraft: Beim
Flossenschwimmen, seit 2006
vom deutschen Verband als Fin-
swimming bezeichnet, können
Spitzengeschwindigkeiten von
über drei Metern in der Sekunde
erreicht werden. Neben der einteiligen Heckflosse (ausnahmsweise
auch Duoflosse) gehören ein Mittelschnorchel für die Überwasserstrecken sowie eine Maske oder
Schwimmbrille zur Grundausrüstung. Die Wettkämpfe über 50 bis
1500 Meter werden gewöhnlich
in der Schwimmhalle, über längere Strecken im Freigewässer
ausgetragen. Die Schwimmbewegung wird dadurch erreicht,
dass der Kopf die ganze Zeit im
Wasser liegt und bei maximaler
Armstreckung die Hände aufeinanderliegen. Faustregel der Flossenschwimmer: immer schön mit
den Beinen „wedeln“.
(vie)
1. Februar 2016
SozialeS / PerSonal
aktuell
11
Zwischen Leben und Tod
Foto: Schmidt/RedBw (4)
Hauptfeldwebel Sebastian Göhring hat sich der Intensivmedizin im Bundeswehrkrankenhaus Berlin verschrieben.
Intensivstation: Hier werden nur Schwerstfälle behandelt. Hauptfeldwebel Sebastian Göhring weiß, seine Patienten schweben zwischen Leben und Tod.
von Angelika Finkenwirth
Berlin. Wenn Hauptfeldwebel
Sebastian Göhring zur Arbeit
kommt, weiß er oft nicht, was ihn
erwartet: Menschen mit Infektionskrankheiten, reanimierte oder
frisch operierte Patienten oder
solche, die einen schweren Unfall
hatten. Auf der Intensivstation
des Bundeswehrkrankenhauses in
Berlin arbeitet er in einem Team,
das aus 25 Kollegen besteht. „Das
ist eine große Herausforderung,
die den Beruf sehr interessant
macht“, erzählt der 37-jährige
Familienvater.
Als Fachkraft für Anästhesie
und Intensivmedizin kümmert
er sich um die Grundpflege der
meist Schwerkranken – wie das
Waschen, Haarekämmen und
Zähneputzen – aber auch um
die medizinische Versorgung, die
jeden Tag 24 Stunden lang geleistet werden muss: Göhring verabreicht beispielweise die ärztlich verordneten Medikamente,
tauscht Infusionen, schließt die
Patienten an die Überwachungsmonitore an, legt Zugänge, nimmt
Blut ab und führt Laboruntersuchungen durch, bilanziert den
Flüssigkeitshaushalt und assistiert bei kleineren Eingriffen.
Vielfältig, komplex,
herausfordernd
Seine Patienten kommen von
allen Stationen des Krankenhauses, neurologische Erkrankun-
gen und Dialysepatienten gehören ebenso zu seiner Klientel wie
Herzpatienten. Die morgendliche Visite ist dadurch besonders umfangreich, weil Ärzte
verschiedener Fachrichtungen
anwesend sind.
Den Umgang mit dem Tod
hat Göhring im Laufe der Zeit
gelernt. „Das muss man auch,
sonst geht man kaputt. Außerdem gibt es auch viele schöne
Situationen in dem Beruf, etwa,
wenn ein zuvor Schwerstkranker
unsere Station wieder verlässt.“
Das sei die schönste Anerkennung seiner Arbeit, sagt Göhring.
Außerdem kompensiere er sehr
viel über seine Familie.
Die medizinische Laufbahn
von Sebastian Göhring begann
bereits Ende der 90er-Jahre. Nach
dem Abitur und dem Grundwehrdienst war er zunächst Fernmelder und als Unterstützungspersonal im Sanitätsbereich im
Einsatz. „Das gefiel mir so gut,
dass ich die Lehrgänge San-1 und
San-2 gemacht habe, wozu auch
ein Praktikum im Krankenhaus
gehörte.“
Die Entscheidung
bis heute nicht bereut
Göhring zog im Jahr 2000 nach
Berlin, um sich an der Krankenpflegeschule, die damals in der
Julius-Leber-Kaserne untergebracht war, ausbilden zu lassen – was mit dem Einstieg in
die Feldwebellaufbahn verbun-
den war. Vier Jahre arbeitete
er danach auf der Hals-NasenOhren-Station des Bundeswehrkrankenhauses.
Göhring entschied sich, Berufssoldat zu werden und bildete sich
berufsbegleitend zum Fachpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin weiter – ein Praktikum
auf der Intensivstation hatte ihn
auf die Idee gebracht.
Die Entscheidung bereut er
bis heute nicht. Ab und an muss
er auch in den Auslandseinsatz,
wie etwa 2006 in den Kosovo
und 2011 sowie 2015 nach Afghanistan. „Das ist das Schöne an
meinem Beruf: Jeden Tag wartet eine neue Aufgabe – egal,
ob im In- oder Ausland“, sagt
Göhring.
Arbeitsbeginn pünktlich zu Olympia
Fregattenkapitän Volker Martin übernimmt den Posten des Militärattachés in Brasilien.
Was ist Ihr höchstes Gut?
Freiheit.
Wie können Sie am besten entspannen?
In der Sonne liegen.
Was treibt Sie an?
Mein Ehrgeiz, immer neue Dinge zu erleben und Freunde zu gewinnen.
Foto: Bienert/RedBw
Brasilia. Gelegenheit, sich mit
der brasilianischen Lebensweise
vertraut zu machen, hatte Fregattenkapitän Volker Martin bereits.
Zwei Monate lang absolvierte
der 55-jährige gebürtige Flensburger einen Vorbereitungslehrgang in Rio de Janeiro, eine achtmonatige Akademieausbildung
schloss sich an. Pünktlich zum
Start ins neue Jahr übernahm der
begeisterte Sportler nun den Militärattachéposten in der Hauptstadt Brasilia.
Ein Militärattaché fungiert als
Berater des jeweiligen Botschafters in allen militärpolitischen
Fragen. Sein Auftrag ist, sich ein
Bild über die Streitkräfte sowie
die Verteidigungs- und Rüstungspolitik des Gastlandes zu
machen.
Das Timing könnte besser
nicht sein: 2016 finden in Rio die
Olympischen Sommerspiele statt.
Volker Martin freut sich darauf.
Nicht nur wegen des sportlichen Großevents, das von Südamerika in die ganze Welt ausstrahlen wird. „Militärattaché zu
sein, ist für mich eine Traumverwendung“, sagt der passionierte
Gitarrenspieler. Der Marineoffizier liebt die Abwechslung und
findet es spannend, sich immer
wieder in einem neuen Umfeld
zu bewegen.
Die Liste seiner bisherigen Stationen ist lang: Unterschiedliche
Verwendungen führten ihn nach
Hamburg, Schleswig-Holstein
und ins Rheinland, über den Großen Teich nach Amerika, nach
Genf und London. Seine Familie ist in Brasilia an seiner Seite.
Wenn möglich wird Volker Martin einige Wettkämpfe bei Olympia besuchen.
(pau)
Mit wem würden Sie gerne einen Monat lang tauschen?
Mit einem Segler auf einer Weltumsegelung.
Was wäre Ihre berufliche Alterative?
Etwas auf dem Wasser, zum Beispiel Kapitän eines Kreuzfahrtschiffes.
Welche Eigenschaften schätzen Sie am meisten?
Ehrlichkeit und Verlässlichkeit.
Was können Sie besonders gut kochen?
Nudeln mit Tomatensoße speziell á la Volker.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Ich wäre gerne sprachbegabter.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
An einem Ort mit viel Sonne und Wind mit gemäßigtem Klima.
12
aktuell
VERMISCHTES
1. Februar 2016
Rund, gestampft, in Scheiben
Liebesbote
Radio Andernach
Mehr Informatione n
finden Sie unter www.
radio-andernach.bundeswehr.de
016
04/2
Der alte
Pommes Fritz
Die Kartoffelpflanze kommt
ursprünglich aus Südamerika.
Ab dem 16. Jahrhundert fand
das Nachtschattengewächs den
Weg nach Europa und Deutschland. Zu Beginn versuchten viele
Leute die Pflanzenteile zu essen,
was zu Übelkeit und Fieber führen konnte, denn die Kartoffelpflanze selber ist giftig und mit
der unteririschen Knolle konnte
man zunächst wenig anfangen.
Die grünen und keimenden Stellen enthalten das Gift „Solanin“.
Damit die Dosis allerdings tödlich wird, müsste man etwa
zehn Kilogramm rohe Kartoffeln essen.
Mit dem Kartoffelbefehl im
Jahr 1746 versuchte Friedrich II.
von Preußen den Anbau durchzusetzen. Noch heute erinnern
Erdäpfel auf dem Grab des alten
Fritz daran. Besondere Bedeutung erlangten Steckrüben und
Kartoffeln nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf Grund der
Lebensmittelknappheit dominierten sie vielerorts die Spei-
sekarten. Manche Großeltern
schwärmen noch heute von der
Delikatesse: Kartoffelpuffer.
Ob Püree oder Pommes Frites für fast jedes Gericht eignet
sich eine bestimmte Sorte am
besten. Die haben verschiedene
Kocheigenschaften. Sie werden
durch eine Banderole an der Verpackung gekennzeichnet. Festkochende erkennt man an der
grünen Banderole. Vorwiegend
fest kochende haben eine rote
und die mehligen eine blaue
Banderole.
Kartoffelbatterie sogar aus, um
ein Handy aufzuladen. Auch zum
Basteln wird sie gerne genommen, ob als Kartoffelkopf oder
Stempel. Und mit „Ey du Kartoffel“ oder „Couch-Potatoe“ hat
die Knolle eine Verwendung in
der Jugendsprache gefunden –
als Schimpfwort. (pah)
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Zeit des Schlankheits- Optional: We
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geben.
hängnis, was sie einst
Bw
wertig wie andere auch. Sie sahen
nur nicht hübsch genug aus, wurden noch von Hand geschält und
waren daher günstiger.
so populär machte: Die
vielen Kohlenhydrate. Heute ist
die Kartoffel wahrlich Kulturgut.
Im Physikunterricht wird sie als
Batterie benutzt. Mit etwa 800
Äpfeln und Kartoffeln
reicht der Strom einer
änder/Red
Mayen. Verliebte und alle,
die am Valentinstag einen lieben Menschen grüßen möchten,
aufgepasst: Bei Radio Andernach werden am 14. Februrar
Amors Pfeile zwischen Heimat
und Einsatz verschickt. Mit
etwas Glück gibt es den Blumenstrauß oder einen Erlebnis-Gutschein gratis dazu. Das
Einsatzradio schickt die Liebesbotschaften bei Meet&Greet von
10 bis 12 Uhr über den Äther und
in der Wiederholung von 18 bis
20 Uhr mitteleuropäischer Zeit.
Dazu verlost der Truppensender zehn Blumensträuße der
Firma Fleurop und einen mydays
Erlebnis-Gutschein „3 Tage Du & Ich“. Einsendeschluss
ist der 9. Februar. Einfach eine
Email mit allen Angaben zum
Empfänger, Adressaten, Grußtext und Musikwunsch senden an:
radioandernach@bundeswehr.
org.
(dok)
Berlin. Nicola ist Jahrgang 1973
und kommt aus der Lüneburger
Heide. Sie gilt als unkompliziert,
hat eine attraktive Farbe, ist gut
in Form und eine echte Allrounderin in der Küche. Die mittelfrühe, festkochende Nicola ist
gerade zur „Kartoffel des Jahres“ gekürt worden.
Auch in der Bundeswehr sind
die „Speisekartoffeln, geschält,
vorgegart“ fester Bestandteil
der Verpflegung. Ob in Linseneintopf, Erbseneintopf oder als
Beilage, alleine im Jahr 2015
verbrauchte die Bundeswehr
726 Tonnen Kartoffeln. Das
entspricht dem Gewicht von
fast zwölf Kampfpanzern Leopard 2 A6. Dabei handelt es sich
um vorwiegend fest- oder mehligkochende, hell- bis dunkelgelbe Speisekartoffeln mit einem
Durchmesser von 20 bis 30 Millimetern.
Um die Knolle in den Streitkräften ranken sich einige
Gerüchte, besonders um die
Säcke mit der Aufschrift: „Für
Schweinezucht und Bundeswehr“. Klingt erst einmal abwertend. Aber im Gegensatz zu den
Supermarktauslagen kam es in
den Truppenküchen nur auf die
inneren Werte an. Geschmacklich
und qualitativ waren die Kartoffeln mindestens genauso hoch-
Grafik: Pf
Grafik: Bundeswehr
Die Kartoffel ist eine vielseitige Nutzpflanze und für die Bundeswehr von großer Bedeutung.
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
“Sudoku 04/2016” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Der Gewinn:
Ein mobiler Bluetooth-Lautsprecher Creative D100
Lösung der Ausgabe 02/2016:
3 2 4 6
Gewonnen hat:
Birgit Bergfeld
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.