rhein-power - Anglerverein Darmstadt eV

RHEIN-POWER
Der Sturm kam frontal über den Strom und erwischte uns mit voller Wucht...
Er kündigte sich mit diesem typischen, meist unbeachteten leichten Wind an, - ein ständiges Blätterrauschen war
in den Bäumen, über Stunden.
Wir sahen zwar dunkle Wolken, aber die waren ja noch so weit weg...
Doch dann war es mir plötzlich klar, ich rief „Unwetter kommt“, - es gab einen Ruck in der Gruppe, und
plötzlich war Hektik überall. Der Wind wurde allmählich stärker, erste Regentropfen fielen. Auf den letzten
Drücker wurden die Schirme mit Heringen fester verankert, einige hatten ihren Regenschutz bis dato nur
halbherzig aufgebaut, herumliegendes Angelgerät und Taschen wurden rasch in Sicherheit gebracht.
Lukas freute sich schon auf ein „herrliches Spektakel“ und meinte, „lass uns schnell den Pavillon aufbauen, dann
können wir schön gemütlich dem Gewitter zuschauen“.
Gesagt getan, schnell war der Pavillon als Verlängerung seines Schirms aufgebaut, und damit war dieser Platz
als zentrale Anlaufstelle eingerichtet. Im Anglerjargon nennt man sowas ein „Housing-Zelt“.
Ein fataler Fehler!
Kaum war der letzte Hering mühselig in den harten und ausgetrockneten Boden reingeschlagen, kam innerhalb
von Sekunden der Sturm und schlug mit voller Macht zu. Eine breite Wolkenfront, begleitet von prasselndem
Regen, hat uns schwer gebeutelt.
Die Anderen waren mit sich selbst beschäftigt, bzw. hockten sicher und trocken unter ihren Schirmen, doch
Jannik, Lukas und ich, die den Pavillon aufbauten, waren nun den Elementen gnadenlos ausgeliefert. Mit
vereinten Kräften hielten wir den Pavillon fest, sonst hätten sich die Heringe gelöst und er wäre fortgeflogen.
Als wir bis auf die Knochen durchnässt waren, gingen wir in die Hocke, rissen den Pavillon dicht auf unsere
Köpfe runter, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten und um wenigstens ein bisschen Schutz vor dem
peitschenden Regen zu haben.
Doch es nützte nichts. Plötzlich ein Ruck, und der Stoff vom Pavillon löste sich vom Gestänge... Nach 15
Minuten Weltuntergang war alles urplötzlich vorbei. Unfassbar - die Sonne schien wieder, die Hitze blieb und
wir konnten sogleich weiter angeln.
Unser Ausflug fand statt vom 17.7. – 19.7. 2015.
Wir hatten uns freitags um 16h an unserer Fischerhütte getroffen. Lukas und ich hatten vorher schon unsere
Autos mit Getränken, Vorräten und Grill beladen, und so konnten wir alsbald zügig im Konvoi Richtung
Gustavsburg fahren. Nach einer knappen Stunde Fahrt waren wir auch schon an unserer ausgewählten und
angemeldeten Stelle angekommen, und jeder packte sogleich sein Tackle aus. Mein erster Gedanke vor Ort war,
oh Gott, wie sollen wir nur die Hitze aushalten... Denn wir hatten keinen Schatten.
Unsere Angelstrecke sah folgendermaßen aus: Wasser/Steinpackung/schmaler, verbrannter Grünstreifen von
fünf Metern/kleiner Kiesweg/dichtes Brennnesselfeld vor den schützenden und schattenspendenden Bäumen.
Undurchdringbar! So waren wir gezwungen in der prallen Sonne unsere Schirme aufzubauen.
Um jedoch unsere Getränke, sowie Fleisch und Würstchen einigermaßen kühl zu halten, schlugen wir mit der
Machete (einer modifizierten und ultrascharfen Taiwanesischen Version von Lukas) einen kleinen Platz inmitten
von Brennnesseln und Gestrüpp frei. Hier stellten wir im Schatten unsere zahlreichen Styroporboxen, gefüllt mit
Crushed-Ice, auf.
Patrick und Friedrich hatten sich ebenfalls einen schattigen Platz, tief in den Brennnesseln freigehauen... Doch
dafür mussten sie mehr Schnaken in Kauf nehmen,- doch dazu später mehr...
Nachdem jeder seinen Platz eingerichtet hatte, wurden sogleich die Ruten in Stellung gebracht, und die ersten
Montagen flogen ins Wasser. Die Angelei und die Ideen waren vielfältig. Es wurde auf Grund geangelt oder mit
schwerer Pose, einige wollten ausschließlich ‚Feedern’, und immer wieder bildeten sich kleine Trupps, die mit
Rucksack, Kescher und Spinnrute loszogen und die gesamte weite Strecke abliefen, bzw. mit Gummifisch oder
Blinker. Treibende Kraft mit dieser Angelei waren Friedrich und Patrick, denen sich auch einige Jugendliche
anschlossen. Sie hatten wirklich ‚Hummeln im A...’ und waren zwischendurch immer wieder für Stunden
verschwunden…
Der erste Abend und die erste Nacht waren so voller Erwartungen und Lust aufs Angeln, dass wir alle die Nacht
komplett durch geangelt haben.
Doch vorher, in der Dämmerung kamen die Rhein-Schnaken. Unerbittlich! Trotz viel Spray, welches fleißig
rumgereicht wurde (unsere Anfänger hatten sich einfach keine Gedanken drüber gemacht) fanden die Monster
genau den Zentimeter, der nicht mit Lotion bedeckt war... – und saugten uns gnadenlos aus. So gab es
allenthalben und rundherum ein ständiges Klatschen und Kloppen nach den Viechern. Nach ca. zwei Stunden
und bei völliger Dunkelheit war der Spuk vorbei.
Trotz der unsäglichen Hitze von 38° tagsüber, profitierten wir dann doch von der angenehmen, aber nur leicht
kühleren Nacht. Am späteren Abend heizten wir den Grill auf. Es gab lecker Steaks, Würstchen und Baguette,
was alles ungemütlich im Stehen, schnell und nebenbei verzehrt wurde, denn wir waren ja nicht für Party hier,
sondern alle wollten angeln, angeln, angeln.
Und das die komplette Nacht durch.
Das ‚Basic-Camp’, also Lukas und ich (Jannik hatte sich später noch sehr angenehm zu uns gesellt) legte sich
erst um 6.30h zum Schlafen auf die Pritschen. Alle anderen Jugendlichen haben durchgeangelt!!!
Nach nur zweieinhalb Stunden dösen, oft unterbrochen durch das unaufhörliche Tuckern der langen und schwer
beladenen Lastkähne, die schnell stromabwärts fuhren, oder sich langsam und ächzend Stromauf quälten, gab’s
am Samstag-Morgen um 9h Frühstück mit noch heißen Brötchen, frisch aus der örtlichen Bäckerei geholt.
Gegen 10.30h kam dann Dennis Wächter vom „Sänger-Team“, Feeder-Spezialist und „Deutscher Meister mit
dem Team Schlögl“. Dennis ist auch Mitglied in unserem Verein und hatte sich erfreulicherweise auf unsere
Anfrage hin bereit erklärt, einen Workshop über das Feeder-Angeln zu halten.
Dennis kam mit einem typischen Angler-Kastenwagen und lud unheimlich viele Sachen aus. Zwei große SitzKiepen, mit allem Drum- und Dran, einige Mehrfach-Combo-Futterale, zig Eimer für Futtermischungen,
Kiloweise abgepacktes Futter und einige Siebe dafür.
Noch während er sein Auto auslud versammelten wir uns schon alle am Basic-Camp und nachdem Dennis seine
Sitz-Kiepe waghalsig und kunstvoll in den Steinpackungen fertig aufgebaut hatte, begann er zu erzählen.
Wir alle machten es uns auf der Wiese gemütlich und lauschten seinen Ausführungen. Wohl durchdacht, mit
Liebe zum Detail, erklärte uns Dennis seine Sicht des Feeder-Angelns.
Großen Wert legte er auf die Zusammenstellung des richtigen Futters, dies kam in seinem Vortrag immer wieder
durch. Angefangen von der Mischung diverser Futtersorten, übers Anfeuchten und richtige Sieben, bis zum
Hinzufügen seiner ‚Geheimzutaten’.
Bei diesen theoretischen Ausführungen zeigte sich alsbald der Tribut der vergangenen, durchangelten Nacht.
Zwei, drei Jugendliche waren schlichtweg nicht in der Lage sich zu konzentrieren und ‚ drifteten’ immer wieder
ab, bis sie schließlich, sichtlich übermüdet, den Workshop verließen... und weiter angelten.
Nach der Theorie ging’s an die Praxis, und Dennis zeigte uns seine Herangehensweise und Taktik am Wasser:
Das Ausloten der Tiefe, das Ergründen und Verstehen der Struktur des Bodens, Bemerkungen und Gedanken zur
Strömung, die richtige Wahl des Futterkorbes unter Berücksichtigung der Strömung und der Wurfweite, wie
verhält sich, draußen am Spot, der Futterkorb sowie das Futter mit seiner jeweiligen und gewählten Körnung
unter Wasser, und und und. Es war höchst beeindruckend, wie professionell uns Dennis seine Angelei erklärte
und vorführte. Großes Kompliment!!!
Noch während Dennis an der Wassernabe auf seiner Kiepe saß, wurden unsere Feeder-Ruten gemäß dem frisch
Erlernten umgebaut, unser tags zuvor schon benutztes Futter verbessert, und Dennis 1 zu 1 kopiert. Und der
Erfolg kam wenig später. Zwar fingen wir mit der Feeder-Rute insgesamt recht wenig, aber dafür waren die
wenigen Brassen recht stattliche Exemplare ihrer Art. Patrick, unser Gewässerwart, hatte Überlegungen zum
mäßigen Fangerfolg von uns angestellt.
Im Folgenden zitiere ich seine fachlichen Ausführungen.
Zitat:
„Die verbesserte Wasserqualität des Rheins hat dazu geführt, dass ehemals vorhandene „Massenbestände“ recht
anspruchsloser Fische wie Brassen und Rotaugen stark zurück gegangen sind. Früher wurden diese in großen
Mengen geangelt. Dafür sind heute viele Arten wieder vertreten, die noch vor dreißig Jahren aufgrund extremer
Verschmutzung verschwunden waren. Auch heute ist noch genug Fisch zum Angeln da, vorausgesetzt man weiß
wo und wie. Wir sind einfach „Greenhorns“ am „Großen Strom“ und so brauchen wir uns gar nicht zu wundern,
dass wir nur mäßig erfolgreich waren. Der gute alte „Vater Rhein“ ist nun mal eine große und spannende
Herausforderung. Wer stetig dran bleibt wird sein Geheimnis zumindest teilweise lüften können“.
Zitat-Ende
Am späten Nachmittag verstaute Dennis wieder seine Ausrüstung, und bei seinem ersten und einzigen Bier an
diesem langen Samstag, zogen wir ein kleines Resümee, relaxten und verabschiedeten uns danach von ihm.
Beim Abschied spendete Dennis unserer Jugendgruppe zehn Kilo bestes Feeder-Futter aus der MS-RANGE der
Fa. Sänger. Vielen Dank dafür !
Am frühen Abend holten wir uns Pizza im nahegelegenen Ort. Auch diese wurde schnell verzehrt, um nur
schnell wieder an die Ruten zu kommen. Es lag nach wie vor eine gewisse Erwartung und Spannung für den
‚großen Fang’ in der Luft...
Unser letzter Abend war angebrochen, und, nicht gerade erstaunlich, er dauerte nicht so lange an. Immer wieder
gab es mal einen Regenschauer, die Schnaken waren wieder da, und recht früh lichteten sich nun die Reihen der
Angler, und so nach und nach verschwand jeder unter seinen Schirm. Einige kamen auch nicht drum herum,
schon nachmittags mal ein kurzes Nickerchen abzuhalten...
So groß war die Erschöpfung und Müdigkeit der vergangenen Nacht. Aber nicht zuletzt tat wohl auch die große
und anhaltende Hitze ihr Übriges dazu...
In der Nacht von Samstag auf Sonntag gab es immer mal wieder mehr oder weniger starken Regen. Vor allen
Dingen in den Morgenstunden prasselte wieder Starkregen, was mir persönlich sehr gefiel, denn so herrschte
absolute Ruhe am Ufer. Keiner, auch die Kids nicht, hatte Lust im Regen zu angeln. So trudelten wir alle so nach
und nach bei nachlassendem Regen um gemütliche zehn Uhr am Basic-Camp oder am Ufer ein. Einige angelten
dann doch nochmal, währenddessen Kaffee gekocht und Brötchen geholt wurden. Nach dem Frühstück war
auch schon Zeit zu packen. Die Angelplätze wurden penibel vom Müll aufgeräumt, da kannten Lukas und ich
keine Gnade. Um 13h tauchten die ersten Eltern auf, und alsbald hieß es dann ‚Auf Wiedersehen’.
Lukas und ich ließen uns gehörig Zeit mit dem Einladen. So nach und nach packten wir alles zusammen und
saßen nach getaner Arbeit noch ein Stündchen am Wasser und ließen unseren Blick über den Strom wandern.
Wir dachten über die zwei vergangenen Tage nach, und mussten feststellen, dass es insgesamt eine tolle
Veranstaltung war, mit einer sehr eifrigen und enthusiastischen Jugendgruppe.
Dies muss belohnt werden, und so haben wir schon die nächste, große Veranstaltung geplant, die natürlich die
Power und Schönheit des Rheins topen soll...
Herzlichst,
euer Jugendwart Rolf
sowie:
Lukas: 2. Jugendwart
Patrick: 1. Gewässerwart
Friedrich: treuer und eifriger Helfer
Jugendgruppe:
Finn, Jannik, Linus, Liam, Marlon, Oskar, Philipp, Timo
Wir fingen:
gefühlte 500 Grundeln in allen Größen
einige Ukelei
einen Barsch mit 30cm
drei Rapfen bis 30cm
mehrere Güster bis 20cm
sechs Brassen bis 50cm
drei Welse bis 40cm
einen untermassigen Zander