OKB Symposium 2015

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Symposium vom Freitag, 27. November 2015 in St. Gallen
«Berufsbildungsprofis – die (un)heimlichen Erzieher»
Berufsbildung hat auch eine erzieherische Komponente
27. November 2015; Am diesjährigen Symposium des Ostschweizer Kompetenzzentrums für Berufsbildung trafen sich die Bildungsprofis. Über 400 Teilnehmende nutzten die Plattform vom Freitag, 27. November 2015,
um sich auszutauschen, Inhalte zu reflektieren und über ihre Rolle nachzudenken. Dass Vernetzung gewünscht
ist und das Thema «Bildungsprofis – die (un)heimliche Erzieher» Interesse weckt, zeigte sich auch daran, dass
die Tagung bereits im September ausgebucht war.
Gespannt sitzen die heimlich-unheimlichen Erzieherinnen und Erzieher am Freitag, 27. November 2015, im Saal
der OLMA Halle 9. Gleich zu Beginn wurden die 400 Teilnehmenden gefragt: «Sind Sie gut erzogen?» und von
Dr. Max Koch, Dozent der Pädagogischen Hochschule St. Gallen, darauf hingewiesen, dass es bereits nach neun
Uhr sei und die Tagung eigentlich pünktlich beginnen sollte. Mit dieser relativ forschen Begrüssung tauchte der
Moderator schnell und unvermittelt ins Tagungsthema «Berufsbildungsprofis – die (un)heimlichen Erzieher» ein.
Wie wichtig der Tonfall im Umgang mit anderen ist, zeigte auch ein Experiment, dass an der Tagung beim Platzanweisen gemacht wurde. Jugendliche des Motivationssemesters «rheinspringen» hatten die Weisung, entweder nett und freundlich bei der Platzsuche behilflich zu sein oder autoritär einen Platz zuzuweisen.
Es braucht einen guten Draht zueinander
Nach diesem eher ungewöhnlichen Einstieg ging es mit Erziehungsgeschichten weiter. Persönliche Schilderungen
von Lernenden und Ausbildungsverantwortlichen machten deutlich, wie wichtig die Beziehungsebene ist. Fehlt
ein guter Draht zueinander wird es schwierig, Inhalte zu vermitteln oder anzunehmen. Dass dem Elternhaus der
grösste Stellenwert in der Erziehung zukommt, scheint unbestritten. Doch auch in der beruflichen Ausbildung
spielen erzieherische Kompetenten eine nicht zu unterschätzende Rolle. Es geht nicht bloss um die Vermittlung
von Fachkompetenz, sondern auch darum, dass sich Jugendliche ganz pragmatisch Tugenden wie Pünktlichkeit
oder Verlässlichkeit aneignen. Im Gegenzug haben sie Anspruch auf Fairness und sollen ernstgenommen werden.
Die Kunst der wertschätzenden Kritik
Wie Motivation funktioniert, veranschaulichte Helmut Bauer, Facharzt für Innere Medizin, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin. Er wies daraufhin, dass ohne Beziehung keine Motivation entstehe. Im
Umgang mit Jugendlichen – oder ganz allgemein mit unseren Mitmenschen – gelte, wer sich beachtet und wahrgenommen fühle, entwickele auch Lust, sich anzustrengen. Jugendliche, die Anerkennung und Beachtung erfahren, sind bereit, etwas zu leisten. Auch eine Studie kommt zum Schluss, dass die Möglichkeit, sich zu äussern und
die eigene Meinung einzubringen, zur Aktivierung der Motivationssysteme führt. Für Ausbildnerinnen und Ausbildner bedeutet das, dass sie sich in der Kunst der wertschätzenden Kritik üben müssen. «Denn das menschliche
Gehirn bewertet soziale Ausgrenzung und Demütigung wie einen körperlichen Schmerz», führte der Mediziner
aus. Sein Appell an Lehrpersonen lautete: Empathie und Mitgefühl mitbringen, aber auch die nötige Distanz zu
wahren. Und er schloss mit den Worten: «Menschen sind neurobiologisch auf Beziehung und soziale Akzeptanz
konditioniert.»
Persönliche, medizinische, gesellschaftliche und pädagogische Sicht
Das Konzept des Symposiums 2015 war so angelegt, dass ausgehend von persönlichen Erfahrungen wissenschaftliche Erkenntnisse aufgeschlüsselt wurden. Medizinische, gesellschaftliche und pädagogische Aspekte
wurden aufgegriffen und beleuchtet. Prof Dr. Roland Reichenbach, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Universität Zürich, forderte die Bildungsprofis auf, ihre Haltung deutlich zu zeigen und
auch nicht davor zurückzuschrecken, sich zu exponieren.
Das Ostschweizer Kompetenzzentrum für Berufsbildung OKB ist eine Kooperation zwischen der PHSG, dem IWP-HSG und dem ZbW
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Symposium vom Freitag, 27. November 2015 in St. Gallen
«Berufsbildungsprofis – die (un)heimlichen Erzieher»
Organisiert wurde der Anlass vom Ostschweizer Kompetenzzentrum für Berufsbildung, einer Kooperation zwischen der Pädagogischen Hochschule St. Gallen, dem Institut für Wirtschaftspädagogik der Universität St. Gallen
und dem Zentrum für berufliche Weiterbildung.
Unterlagen zum Symposium finden sich unter www.berufsbildung-ost.ch
Das Ostschweizer Kompetenzzentrum für Berufsbildung OKB ist eine Kooperation zwischen der PHSG, dem IWP-HSG und dem ZbW