6 Region Thun Montag 10. August 2015 Thierry Hess ist fest entschlossen SERIE Noch zehn Monate, dann schliesst Thierry Hess von der Weinkellerei Riem, Daepp & Co. in Kiesen seine Lehre als Weintechnologe ab – als einer von sechs jungen Männern in der ganzen Deutschschweiz. Doch der Weg dahin ist lang. Wir begleiten ihn ab heute in einer Serie. SERIE 1 Jahr In der Serie «Das WeinJahr mit Hess» begleiten wir Thierry Hess in seinem letzten Lehrjahr als Weintechnologe. Wir blicken ihm bei der Arbeit an seinem Gesellenstück, dem Thuner mit Jahrgang 2015, über die Schulter – vom Läset bis zum Abfüllen. Sämtliche Artikel werden online unter hess.thunertagblatt.ch veröffentlicht und mit zusätzlichem Material wie Videointerviews und -reportagen zu gewissen Teilen der Serie ergänzt. Leserinnen und Leser haben zudem die Möglichkeit, ihre Fragen direkt an den Fachmann zu richten. Schicken Sie uns Ihre Fragen jeweils per E-Mail an [email protected]. Die drei spannendsten Fragen beantwortet Thierry Hess dann in einem Videointerview. Das nächste Thema: der Läset. Mailen Sie uns Ihre Fragen dazu bis spätestens Montag, 7. September. maz Entschlossen. Das ist der erste Eindruck, den der junge Mann am Tisch beim Gespräch hinterlässt. Thierry Hess (21) ist entschlossen, im Juni 2016 seine Lehre als Weintechnologe bei der Weinkellerei Riem Daepp & Co. in Kiesen erfolgreich abzuschliessen. Das sagen seine Augen. Sein Mund sagt: «Das zweite Lehrjahr war sehr streng, ich habe abgebaut. Im Abschlussjahr muss ich noch zulegen.» Unter anderem das Fach Chemie habe ihm zu schaffen gemacht im letzten Schuljahr. «Und weil gleichzeitig mein Topfach aus dem ersten Lehrjahr, Labor und Analytik, schon abgeschlossen ist und nicht für die Abschlussnote zählt, bewege ich mich im Moment näher an der Note 4, als mir lieb ist.» Die zweite Lehre Die Ausbildung zum Weintechnologen ist die zweite Lehre, die Thierry Hess absolviert. «Für mich war schon nach der Schnupperlehre hier in Kiesen klar, dass ich diesen Beruf einmal erlernen will. Aber Herbert Riem, Mitinhaber der Firma, hatte Bedenken, einen Schulabgänger in der Herstellung von alkoholischen Getränken auszubilden.» So absolvierte Hess zunächst eine dreijährige Lehre als Koch im renommierten Äusseren Stand in Bern. «Wein und Essen gehören schliesslich zusammen», sagt er. Kochen und Kartfahren Heute ist Kochen eines der Hobbys von Thierry Hess. «Ich koche gerne daheim für die Familie, oft zusammen mit meiner Mutter», sagt er. Und wenn er mal wirkliche Ablenkung von der Kulinarik braucht, dann zieht es ihn auf die Kartbahn in Lyss. «Ich habe einen eigenen Kart», sagt er, und Thierry Hess im Keller seines Lehrbetriebs Riem, Daepp & Co. in Kiesen. seine Augen leuchten. Auch dort sind die Rollen in der Familie klar verteilt: «Ich fahre, mein Vater ‹schrüblet›!» Allzu oft komme er allerdings derzeit nicht dazu, einen Wochenendausflug nach Lyss zu machen. «Das Abschlussjahr wird streng, und ich werde auch an den Wochenenden viel lernen müssen.» Der Traum von Australien Im Wissen darum, dass der Weg bis dahin noch weit ist, hat Thierry Hess bereits Pläne – oder wenigstens Ideen –, wohin ihn der Weg nach einer allenfalls erfolgreichen Abschlussprüfung führen soll. «Toll wäre, einmal in einer Kellerei in Australien arbeiten zu können», sagt er, «und zwar am liebsten Teilzeit, sodass ich in der verbleibenden Zeit auch noch kochen könnte.» Marco Zysset Marco Zysset DIE FIRMA DER BERUF Gottlieb Riem (1825) und Johann Gottfried Daepp (1847) gründeten 1868 eine der ersten Weinhandlungen im Kanton Bern. Johann Daepp war dabei im Beaujolais verantwortlich für Einkauf und Verlad des Weins, Gottlieb Riem für die Lieferung ab Bahnhof Kiesen an die Gaststätten. Die erfreulichen Erträge erlaubten einen stetigen Ausbau der Handelsaktivitäten, insbesondere jedoch die Ausweitung auf Erwerb und Bewirtschaftung eigener Rebberge und die Kelterung der dort geernteten sowie der zugekauften oder anvertrauten Trauben im eigenen Haus. Heute leitet bereits die fünfte. Generation der Familie Riem die Firma und ist auch Inhaberin der Gesellschaft. Die Familie Daepp ist seit 1985 wegen fehlender Nachkommen nicht mehr beteiligt, bleibt aber dem Firmennamen erhalten. Mitte der 1980erJahre konnte die Kellerei die beiden Rebparzellen Tartegnin Les Alluets (Chasselas, Pinot noir) und Tartegnin Sous Vincy (Chasselas) zwischen Féchy und Luins VD übernehmen; zudem bewirtschaftet sie einen Rebberg in Chamoson VS sowie seit 2015 den Rebberg in Thun. Aktuell sind bei Riem, Daepp & Co. 16 Personen beschäftigt; jährlich werden 150 000 Liter Wein gekeltert. Dazu gehören auch 20 000 Liter, die jeweils im Herbst im Rahmen des Winzerfestes von Hobbywinzern angeliefert und dann in Kiesen zu Wein verarbeitet werden. pd/maz Weintechnologen stellen Wein aus weissen und blauen Trauben her. Sie sind von der Anlieferung der Trauben bis zur Vermarktung der Weine für ihre Produkte verantwortlich. Nach dem Läset kontrollieren sie die Qualität der Trauben, quetschen und pressen sie und setzen in Tanks den Gärprozess in Gang. Während des Gärvorgangs kontrollieren sie Temperatur und Zuckergehalt. Während der Weinpflege überwachen sie den biologischen Säureabbau mit dem Mikroskop und mit chemischen Methoden; für jede Sorte, jeden Jahrgang und jeden Weintyp legen die Weintechnologinnen eine Strategie fest. pd/maz Thierry Hess ist nicht verwandt mit Donald Hess – jenem Berner, der 1978 das heute auf drei Kontinenten tätige Weinhandelsunternehmen Hess Family Wine Estates gegründet hat. Seit der Gründung in Mount Veeder, oberhalb des Napa Valley im USBundesstaat Kalifornien, setzt Hess gemäss der Firmenwebsite auf nachhaltige und biodynamische Prozesse in Anbau und Verarbeitung der Weintrauben. Mit einem Weinberg auf 3111 Metern über Meer bewirtschaftet das Unternehmen in Argentinien nach eigenen Angaben den höchsten Weinberg der Welt. Im Berner Liebefeld führt die Firma zudem einen Laden. pd/maz Quelle: www.berufsberatung.ch www.hesswineshop.ch Bring ein Buch – nimm eines mit THUN Nun steht der offene Bücherschrank im Monbijou-Pärkli am Aarequai. Am Donnerstag wird er eingeweiht und mit Büchern gefüllt. Was in vielen Städten bereits grossen Erfolg hat, ist nun auch in Thun möglich: Gut erhaltene Bücher nicht einfach wegwerfen, sondern weitergeben und dafür ein anderes mit nach Hause nehmen. Das System ist einfach und heisst offener Bücherschrank. Unter dem Motto «Bring es Buech – nimm es Buech» haben die vier Thuner Leseratten Heidi Bachmann, Claudia Scherrer, Adrienne Erni und Hardy Bucher das Vorhaben in Angriff genommen. Nach längerem Suchen und Planen könnte das Team am Wochenende den offenen Metallschrank von Anton Kaufmann, 3D 8H Raumformer, Zuchwil, am Aarequai in Empfang nehmen. «Wir haben uns für dieses Modell aus verzinktem Stahlblech zum relativ hohen Preis von 14 350 Franken entschieden, weil es sich in Solothurn und in Aarau qualitativ bestens bewährt», sagte Heidi Bachmann. Sie freuen sich, dass der Bücherschrank jetzt steht (v. l.): Hersteller Anton Kaufmann, seine Mitarbeiterin Eva Furrer sowie Heidi Bachmann, Hardy Bucher und Claudia Scherrer. Verena Holzer Zurzeit noch im Minus Durch Sponsoring sind bereits rund 15 000 Franken zusammengekommen. Neben den Kosten für den Schrank sind noch weitere entstanden: für das Baugesuch, das Einrichten des Standortes sowie die Haftpflichtversicherung, die Website, für Werbung und Reserve für die Zukunft. «Wir HESS COLLECTION haben also noch ein Defizit und freuen uns über jede Spende», ergänzte Bachmann. Thuner FDP sammelt für Transfair Ein Schwergewicht Das Platzieren des rund 750 Kilo schweren Schranks durch die Frutiger AG war spannend. Zuerst musste der Chauffeur mit dem Lastwagen rückwärts vom Restaurant Dampfschiff zum Pärkli fahren – notabene mit Bewilligung. Dann musste das Gefährt ausgerichtet und das Objekt mit dem Kranarm genau in die Mitte des von der Stadt Thun vorbereiteten, quadratischen Platzes gestellt werden. Hardy Bucher, Anton Kaufmann und seine Mitarbeiterin Eva Furrer massen die Abstände von allen Seiten, bis sie mit dem Standort zufrieden waren. Nun steht der Schrank im MonbijouPärkli neben dem Thunerhof und kann mit Büchern gefüllt werden. Am Donnerstag um 18 Uhr ist Einweihung mit einer Lesung des Thuner Kurzkrimiautors Godi Huber. Das Hotel Freienhof spendiert einen kleinen Apéro. «Jedermann ist herzlich eingeladen. Wir wünschen uns, dass alle ein Buch mitbringen, damit der Schrank gefüllt werden kann. Aber bitte nur eines, denn wir sind keine Entsorgungsstelle und wollen auch keine werden. Wir suchen zudem noch Freiwillige für die regelmässigen Kontrollen», äusserte sich Heidi Bachmann. Verena Holzer THUN Die FDP-Sektion Thun veranstaltet erneut ein Sponsoren-Schwimmen. Diesmal zugunsten der Thuner Stiftung Transfair. www.buecherschrank-thun.ch www.trans-fair.ch «Nach der erfolgreichen Premiere im letzten Jahr veranstaltet die FDP Thun auch in diesem Sommer ein Sponsoren-Schwimmen», teilt der Vorstand mit. Am Samstag, 15. August, schwimmen FDP-Mitglieder der Region Thun, Thuner Politiker und FDPNationalratskandidaten im Strandbad Thun von 13 bis 17 Uhr möglichst viele Längen à 50 Meter und sammeln bei Familie, Freunden oder Berufskollegen einen Beitrag zugunsten eines gemeinnützigen Projekts – und dies bei jedem Wetter. Dieses Jahr handelt es sich um die Stiftung Transfair Thun. Diese unterstützt Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung bei der Reintegration und ermöglicht mit geschützten Arbeitsplätzen einen begleiteten beruflichen Wiedereinstieg. pd
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