Kantone Sonntag, 2. August 2015 / Nr. 31 Zentralschweiz am Sonntag 16 Engelberg feiert 1. August – und sich selbst JUBILÄUM Der Nationalfeiertag im Klosterdorf war dieses Jahr ein besonderer. Die grosse Feier sprach nicht nur Einheimische, sondern auch Touristen an. Ein Japaner deckte sich gleich mit 20 Würsten ein. ADRIAN VENETZ [email protected] Mächtig herausgeputzt hat sich Engelberg gestern. Die Bundesfeier fiel heuer nämlich ins Jubiläumsjahr «Engelberg 200 Jahre bei Obwalden». Für Frühaufsteher ging es bereits morgens um 4 Uhr los mit einem Frühstücksbuffet auf dem Titlis. Tagsüber lud die Gemeinde dann zum grossen Dorffest. Keine Minute gingen die Organisatoren das Risiko ein, Langeweile aufkommen zu lassen: Ausstellungen, Konzerte, Beizentheater, ein KinderPlauschparcours und verschiedenste weitere Attraktionen hielten das Publikum bei Laune. Eine der vielen Attraktionen war die Alpkäserei im Kurpark, wo man sich nicht nur mit Köstlichkeiten eindecken, sondern direkt bei der Käseherstellung zuschauen konnte. Am Bottich steht Rosmarie Hurschler und rührt mit einem so genannten Brecher die Molke. «Viele fragen, was ich da genau mache», erzählt Rosmarie Hurschler schmunzelnd. «Auch ältere Personen bleiben stehen, schauen zu und erzählen von ihren Erinnerungen an frühere Tagen.» «Waldengel» ist der Renner Ein weiterer kulinarischer Höhepunkt spricht vor allem die Fleischliebhaber an: Eigens für den festlichen Anlass hat die Metzgerei Lustenberger nämlich eine Jubiläumswurst kreiert. Der wohlklingende Name der Wurst – Waldengel – ist inspiriert vom Jubiläum und setzt sich folgerichtig aus den Ortsbezeichnungen «Obwalden» und «Engelberg» zusammen. Die Wurst ist ein Renner, wie gestern am Stand zu erfahren und zu beobachten war. «700 Stück haben wir produziert, 500 sind bereits weg», sagt Rosmarie Galliker, Filialleitern der Metzgerei. «Vorhin hat ein Japaner grad 20 Stück gekauft.» Die Waldengel-Wurst wird auch künftig im Sortiment stehen, verrät Galliker. Katerfrühstück setzt Schlusspunkt Abends folgte ein Gottesdienst in der Klosterkirche, gefolgt von einem Lampion-Umzug von der Klosterkirche bis zum Kurpark. Dort stand dann der offizielle Festakt auf dem Programm mit Musik, Gästen und Gesprächen. Als prominente Vertreter dabei waren der Obwaldner Landammann Niklaus Bleiker und sein Nidwaldner Amtskollege Hans Wicki. Den Abschluss finden die Feierlichkeiten dann heute Morgen – mit einem Katerfrühstück im Kurpark. www... Mehr Impressionen: obwaldnerzeitung.ch/bilder Viel Abwechslung in Engelberg: Drinnen im Festzelt gehts gemütlich und urchig zu und her, während die Kleinen draussen beim Kinder-Plauschparcours um jede Sekunde kämpfen. Hier tankt Gisin neue Energie HEIMAT om. Die 1.-August-Feier im Dorf liess sich Dominique Gisin (Bild) noch selten nehmen. Das war schon zu SkiprofiZeiten so und jetzt nach ihrem Rücktritt natürlich erst recht. Früher hat die prominenteste Bürgerin von Engelberg am Stand ihres Skiclubs ausgeholfen. «Mit zunehmendem Bekanntheitsgrad stand ich dann aber mehr im Weg, als dass ich eine Hilfe war, weil mich so viele Leute ansprachen», lacht die 30-jährige AbfahrtsOlympiasiegerin. Aber natürlich geniesst sie das Bad in der Menge. «Der Kontakt zur Bevölkerung ist schon immer sehr herzlich gewesen.» Überrumpelt worden sei sie noch nie. «Dann wird mir warm ums Herz» «Die Heimat bedeutet mir sehr viel», sagt Dominique Gisin, und das nicht nur, weil gerade 1. August ist. Sie wisse, dass sie in einem privilegierten Land aufgewachsen sei. «Je länger ich im Weltcup-Zirkus unterwegs war, desto bewusster ist mir dies geworden.» Sie habe sich nach längeren Reisen immer wieder gefreut, nach Hause zu kommen. «Wenn ich im Flieger sitze und die Alpen erspähe, wird es mir auch heute noch warm ums Herz.» Sie sei ein «Bergmädchen». Im Klosterdorf könne sie Kraft tanken. Zur 200-jährigen Zugehörigkeit Engelbergs zu Obwalden sagt Gisin: «Wir sind definitiv beim richtigen Kanton.» Von allfälligen Spannungen zwischen dem Sarneraatal und der Exklave Engelberg hat sie als Spitzensportlerin nie etwas mitbekommen. Im Gegenteil: «Ich durfte vom Kanton immer wieder grosszügige Unterstützung erfahren.» Und als angehende Berufspilotin ist Gisin ohnehin viel im alten Kantonsteil rund um den Flugplatz Kägiswil anzutreffen. Sie kann dem Spezialfall Engelberg sogar Positives abgewinnen. «Ich habe das Gefühl, dass Nid- und Obwalden dadurch bei bestimmten Themen näher zusammenrücken, als sie es sonst würden.» Käseproduktion hautnah: Rosmarie Hurschler rührt Molke im Bottich. Bilder Manuela Jans
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