Pressemeldung 21.08.2015 Windpark Kallmünz

Die Segmente (links und rechts) für den zweiten Turm der neuen Windkraftanlage bei Nassenau müssen noch zusammengebaut werden. Der fast 100 Meter
Fotos: Kreissl
hohe Kran im Hintergrund wird sie dann aufeinander setzen.
Riesenkran lässt Windrad wachsen
ENERGIE Bei Oberpfraundorf
WINDKRAFTRÄDER AN DER A3
entstehen zwei 180 Meter
hohe Anlagen. Ab Oktober
sollen sie knapp zehn Millionen Kilowattstunden Strom
im Jahr erzeugen.
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
VON THOMAS KREISSL, MZ
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
A3
Kallmünz
OberUnterpfraundorf
Wolfsegg
KALLMÜNZ. Fast 90 Meter hoch ragt der
Betonturm auf. Es ist die erste von
zwei neuen Winkraftanlagen, die bei
dem kleinen Weiler Nassenau zwischen Oberpfraundorf und Dinau entstehen. Bereits seit März wird an dem
Windkraftprojekt gearbeitet. Auftraggeber für die beiden 2,3-Megawatt-Anlagen ist die Firma Green Energy aus
Leipzig. Die beiden Anlagen, für die
noch Investoren gesucht werden, sollen zusammen knapp zehn Millionen
Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen und könnten damit eine Gemeinde wie Pettendorf mit seinen gut 3000
Einwohnern versorgen.
Die beiden neuen Windräder wachsen unmittelbar neben dem Windpark
Brenntenberg II in die Höhe, der vor
fast genau zwei Jahren ans Netz gegangen ist. Diese beiden 3-Megawatt-Anlagen ragen inklusive Rotorblättern 200
Meter in die Höhe und sind damit fast
doppel so hoch wie die Regensburger
Domtürme. Ebenso wie ihre beiden
derzeit entstehenden Nachbarn wurden sie von der in Ostfriesland beheimateten Firma Enercon hergestellt
und aufgebaut.
Dinau
Beratzhausen
Laaber
in Betrieb
in Bau
MZ- fografik
100 Meter hoher Kran im Einsatz
Fast 90 Meter ragt der erste Turm
zwischen Oberpfraundorf und Dinau
bereits in die Höhe. Kanzel und Rotorblätter werden noch montiert.
Marie Rohnke und Dirk Malczyk mit
dem Sicherheitsbeauftragten WolfRüdiger Schmidt an einer der Arbeitsplattformen für den Turm
Rotorblätter sind 41 Meter lang
Die neuen Anlagen von Green Energy
werden nicht ganz so hoch. Bei einer
Nabenhöhe von 138 Metern und 41
Meter langen Rotorblättern bringen es
diese Anlagen auf knapp 180 Meter
Höhe. Soweit ist Bauleiter Erik Mocker
mit seiner Mannschaft aber noch
nicht. Derzeit sind vor allem sein zehn
Mann starker Turmbautrupp und das
dreiköpfige Kran-Team gefordert. Ein
Teil der Mannschaft arbeitet gerade
hoch oben auf einer Plattform im
Turm. Von unten, wo bereits die Stahlschränke für die Anlagensteuerung
eingebaut sind, ist da drin nicht viel zu
sehen, denn die Turmöffnung ist oben
mit Planen gegen Regen geschützt. Dafür dringen südländisch klingende Gesangsfetzen bis nach unten. Offenbar
bende Aussicht von den Windrädern.
„Da schaut man kaum noch hin“, weiß
Mocker, der aber zurzeit eine weitere
Baustelle betreut, an der er dann doch
den ein oder anderen Blick riskiert hat.
Denn gleich vier Enercon-Anlagen entstehen derzeit am Starnberger See.
Bei Nassenau sind die 23 Fertigbeton-Elemente des ersten Turms aufeinander platziert. Bevor die restlichen
Stahlelemente, die Kanzel und die Rotorblätter folgen, ist erst einmal der
zweite Turm an der Reihe. Fundament
und Kabelkeller sind bereits fertiggestellt. Nun sollen auch hier die einzelnen Elemente aufeinandergesetzt werden. Momentan warten einige der Betonfertigteile allerdings noch ein paar
hundert Meter weiter auf den Tiefladern, die sie in der Nacht zuvor angeliefert haben. Die Schwertransporter
kommen aus Magdeburg, einer der
Produktionsstätten der Windkraftanlagen von Enercon.
Die Tieflader mit den Turmsegmenten sind angekommen.
singt einer der Männer auf der Plattform gerne bei der Arbeit.
Das entlockt dem Sicherheitsbeauftragten Wolf-Rüdiger Schmidt ein Lächeln. Er macht sich keine Sorgen um
die Männer, die rund 60 Meter weiter
oben arbeiten: „Die wissen, was sie
tun“, ist er überzeugt. Weiß er doch,
wie akribisch jeder von ihnen morgens seine Ausrüstung überprüft. Die
ist zudem erst vor wenigen Tagen von
einer der regelmäßigen externen Prüfungen zurückgekommen. Und so wie
das Gerät, müssen sich auch die Men-
schen, die Windkraftanlagen bauen,
regelmäßig untersuchen lassen. So
müssen die Männer von Erik Mocker
jedes Jahr ihre Höhentauglichkeit
nachweisen. Denn Angst wäre in der
Höhe kein guter Begleiter.
Trotz aller Ausbildung, Untersuchungen und Sicherheitsvorkehrungen ist eines nach Überzeugung des
Bauleiters aber besonders wichtig:
„Den Respekt vor der Höhe sollte jeder
behalten, der da oben arbeitet!“ Verloren geht allerdings im Lauf der Zeit die
Begeisterung für die meist atemberau-
Oben auf der Baustelle schiebt sich der
fahrbare Kran auf der Baustraße im
Zeitlupentempo vom bereits stehenden Turm zum Fundament der zweiten Anlage. 96 Meter hoch ist das blaue Ungetüm, das 600 Kleinwagen auf
einmal anheben könnte. Für die Montage von Kanzel und Rotorblättern
wird der Kran später sogar 150 Meter
hoch aufgebaut. Rund 120 Tonnen
schwer sind die einzelnen runden
Turmelemente, die der Kran in die Höhe wuchtet. Die größeren Elemente in
Bodennähe bestehen aus jeweils drei
Segmenten, die zunächst auf einem
Montagegerüst am Boden zusammengebaut werden. Da sich der Turm nach
oben verjüngt, setzen sich die oberen
Elemente nur noch aus zwei Segmenten zusammen.
Dirk Malczyk von der Betreiberfirma Green Energy geht davon aus, dass
die Arbeiten im September abgeschlossen werden und sich die Windräder ab Oktober drehen. Einen Strich
durch diese Planung könnte jetzt eigentlich nur noch das Wetter machen.
Denn Wind und Gewitter sind die großen Feinde beim Windrad-Bau. So
kann das Turmbau-Team nur bei
Windgeschwindigkeiten von maximal
zehn Metern in der Sekunde arbeiten.
Bei der Montage der Rotorblätter dürfen es nur maximal sechs Meter in der
Sekunde sein.