1.15 Mitarbeitermagazin des Private Banking & Wealth Management WAS LANGE GÄRT Geht den Äpfeln auf den Kern: Clark A. Thompson 40 KURZ UND GUT Marco Abeles Team lanciert Digital Private Banking – in Rekordzeit 12 one_1_15_01_Cover [pr]{DE}.indd 1 05.03.15 13:35 2 • Editorial 40 ROSARIA CADEI LOCARNO/KAIHUA On & OffBeziehung Das Internet ist nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Es mag wie eine Plattitüde klingen, aber ich erfuhr es am eigenen Leibe, als mich mein Mann kürzlich fragte, was ich zum Geburtstag wünsche. Auf meine Antwort «24 Stunden offline» schluckte er einmal leer und bat mich um eine Bedenkfrist, nach deren Ablauf er mir eine Absage erteilte. «Ich kaufe dir alles, aber das kannst du von mir nicht verlangen», hiess es dann. So weit muss es ja nicht kommen, aber Fakt ist: Das Internet ist nicht nur omnipräsent, sondern erleichtert unser Leben ungemein. Unter den vielen Innovationen gehört Online-Banking sicher zu den angenehmsten. 2013 erledigte rund die Hälfte aller Internetbenutzer in Europa ihre Bankgeschäfte online, Tendenz steigend. Die Credit Suisse war schon immer vorne mit dabei – nun wartet sie aber mit dem neuen Digital Private Banking (DPB) auf, das weg vom klassischen One-Way-Onlinebanking soll. Marco Abele, Leiter DPB, spricht gar von einem «völlig neuen Geschäftsmodell mit einem Zusammenarbeitsund Interaktionsplattform» (Seite 12 ff). Das neue DPB wurde in enger Zusammenarbeit mit unseren technikaffinen Kunden in Asien konzipiert. Kein Wunder also, findet der Launch zunächst in APAC statt, um später auf weitere Regionen überzuschwappen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Egal, wo ich um welche Zeit bin, ich kann selbst entscheiden, welche Bankgeschäfte ich gerade tätigen will. Es geht also um dieselben Werte, für die das World Wide Web steht: Freiheit, Unabhängigkeit und Eigeninitiative. Gut möglich, dass mein Mann genau diese Attribute eben nicht aufgeben wollte. Nicht einmal für 24 Stunden. ANNA VON SENGER REDAKTION ONE one_1_15_02-03_Inhalt-Editorial [pr]{DE}.indd 2 05.03.15 13:35 Inhalt • 3 26 48 20 44 26 44 43 26 YONAS ALEMU LONDON/KAMPALA ANITA BINDER-SCHÄFER ZÜRICH BANKER’S NEW AND NOTED SERVICE ARTS AND LEISURE BUSINESS 4 6 Auf den ersten Blick Auf den Hund gekommen: Ralph Hostettler bei Redog Startschuss Rafael Oliveira kann auf Samba verzichten, nicht aber auf Karneval Networking Nach dem Zufallsprinzip vernetzt 7 Love Actually Die Lovestory von Bettina Stumpp und Hannes Haug Schnappschuss Vofreude auf die Superschale 8 One of Us Lesespass mit Jane Taylor für die kleinen Guernseyaner Die Zahl So viele folgen, wenn die Credit Suisse zwitschert Corporate Responsibility Der neue Report ist da 9 Digital Private Banking 12 16 Marco Abele Der Leiter DPB über das digitalisierte Geschäftsmodell DPB Asien Alles, was Sie schon immer über das neue DPB wissen wollten 20 Tagewerk Hört Stimmen: Anita BinderSchäfer vom VoC Lab 22 Urs Rohner Verwaltungsratspräsident Urs Rohner über die strategische Bedeutung des DPB 32 Young Talents Nach der Lehre ist vor dem Auslandaufenthalt 36 Reportage Wenn Banken um die Wette fahren: Skirennen in Kronplatz 34 PC-Tipp Selbst ist der Mann und die Frau mit MyAccess 40 Vertikale Clark A. Thompson fühlte sich veräppelt und produziert darum seinen eigenen Cider Lexikon Finanzrepression: Wenn der Staat eingreift 35 Wettbewerb Max Gubler aus der Versenkung in die Retrospektive 43 Like.Don’t Like Vivian Chiu aus Hongkong mag rosa Champagner, aber keinen schwarzen Pudding 44 Mitarbeiterporträt Mit Boccia-Kugeln bis nach China: Rosaria Cadei vom Cashservice Locarno 26 Global Citizens Program Win-Win-Win-Situation: Skills-based Volunteering 46 My Town Gar nicht wurst: Anita Kluser über ihre Stadt St. Gallen 28 Thought Leadership Der Mix machts: Strategic Asset Allocation 48 Sieben Fragen Eric Elbaz aus Paris würde gerne mal mit Steven Spielberg tauschen Credit Suisse Foundation Avatar Nao macht Schule Schnappschuss Michael Tshiyoyos Drehmomente 10 Entrepreneurs Summit Gipfeltreffen mit dem NetflixGründer Mitch Lowe 11 Kolumne Die unaufhaltsame Urbanisierung one_1_15_02-03_Inhalt-Editorial [pr]{DE}.indd 3 05.03.15 13:35 NEW AND NOTED Direkte Alarmnummer 0844 441 144 Redog www.redog.ch one_1_15_04-05_at-first-sight [pr]{DE}.indd 4 05.03.15 13:38 Auf den ersten Blick • New and Noted • 5 «Bereits als wir uns einen Hund zulegten, wussten wir, dass wir mit ihm etwas unternehmen wollten. Erst dachten wir an Hundesport, doch als wir von Redog hörten, war der Fall klar: Hier wollten wir mitmachen. Meine Frau lässt sich derzeit zur Hunde führerin in der Vermisstensuche ausbilden, ich selbst habe die Ausbildung zum Search & RescueHelfer absolviert. Wir rücken jeweils aus, wenn jemand draussen im Gelände vermisst wird – zum Beispiel Wanderer, die nicht von ihrer Tour zurückgekehrt sind, Menschen, bei denen befürchtet werden muss, sie könnten Suizid begangen haben, oder demente Personen, die nicht mehr heimfinden. Redog bietet mir eine willkommene Möglichkeit, selber aktiv zu helfen, wenn jemand in Not ist.» RALPH HOSTETTLER, IT Supporter aus Bern, ist seit zwei Jahren Mitglied des Schweizerischen Vereins für Such- und Rettungshunde Redog, einer Rettungsorganisation des Schweizerischen Roten Kreuzes. Die Credit Suisse unterstützt Redog im Rahmen ihres Corporate-Volunteering-Programms. Aufgezeichnet von: Urs Schwarz Fotografie: Ruben Wyttenbach one_1_15_04-05_at-first-sight [pr]{DE}.indd 5 05.03.15 13:38 6 • New and Noted NETWORKING WIE DER ZUFALL SPIELT STARTSCHUSS NEU DABEI SEIT AUGUST 2014 Caipirinha – Guarana Ayrton Senna – Felipe Massa Bossanova – Samba Fussball – Capoeira Karneval – Weihnachten Networking ist nicht jedermanns oder -fraus Sache. Manch einer möchte zwar durchaus besser vernetzt sein, ist letztlich aber doch zu bequem, um aktiv etwas dazu beizutragen. Um dieser Tatsache entgegenzuwirken, hat sich das Team aus Wrocław von seinen Kollegen in London inspirieren lassen: Das Networking Lite Bite Program, in der Themsestadt bereits im Oktober 2013 eingeführt, läuft seit Kurzem auch in Wrocław. Wer sich anmeldet, wird einmal pro Monat zu einem Treffen mit einem anderen Programmteilnehmer eingeladen – je nach Präferenz zum Kaffee oder zum Lunch. Die Auswahl der Lunchpartner erfolgt nach dem Zufallsprinzip und unabhängig von Rang oder Department. Eine spannende Vielfalt an neuen Bekanntschaften über alle Bereiche und Hierarchiestufen hinweg ist somit gewährleistet. Die Teilnahme am Programm ist denkbar einfach: Man trägt sich in die Teilnehmerliste ein (Wrocław) oder signalisiert sein Interesse per E-Mail (London), und schon geht das heitere Kennenlernen und Kontakte knüpfen in die erste Runde. (us) Sonnenaufgang – Sonnenuntergang ÜBER MICH Name Rafael Oliveira Business Area Investment Advisory (Private Banking) Funktion Buy-side Equity Analyst Vorherige Position Sell-side Equity Analyst bei ItauBBA Ort São Paulo Hobbys Lesen, Filme, Surfen Nationalität Brasilianer Motto Glaube an dich und verlasse dich nicht auf andere. one_1_15_06-10_New and Noted [pr]{DE}.indd 6 Fotografie: Edgard Dias, Urs Schwarz, Parul Patel London [email protected] 05.03.15 13:38 Fotografie: Edgard Dias, Urs Schwarz, Parul Patel New and Noted • 7 1996, Computing Center der Uni Tübingen, grüne Flimmerterminals in einer uralten Baracke. Bettina Stumpp, nach ihrem Studium mit einem 50-Prozent-Pensum am Institut für Informatik beschäftigt, fällt ein Student auf, der sich die Nächte regelmässig arbeitenderweise vor dem Bildschirm um die Ohren schlägt. Interessant, gutaussehend, mit langen Haaren. «Ich tat, was getan werden musste, und begann, meine Arbeitszeiten zu adjustieren», so Stumpp. Man sieht sich nun öfters. Zwischen zwei und vier Uhr morgens. Wie zufällig. Sie lächelt ihn an, er lächelt zurück, sie lächelt ihn an, er lächelt zurück, sie spricht ihn an, er spricht zurück. Hannes Haug heisst der junge Mann. Der Rest ergibt sich automatisch. – Stumpp hält sich in der Folge mit befristeten Jobs über Wasser. Bis sie ein Inserat der Credit Suisse entdeckt: IT- Projektleiter für ein Internetprojekt. Sie bewirbt sich – und zieht in die Schweiz. Nach einem Jahr braucht ihr Team jedoch Verstärkung. Gefragt ist genau das Profil von Haug, also zieht er umgehend nach, als Contractor. «Ich hatte ja schon bisher Consulting für das Projekt gemacht, inoffiziell und unbezahlt», sagt Haug lachend. Eine Rückkehr nach Deutschland und – im Fall von Stumpp – einige Jobwechsel später, arbeiten heute beide wieder (seit mehr als zehn Jahren) bei der Credit Suisse in Zürich: sie bei CFO Global Operations, er als IT- Architekt. Mindestens einmal wöchentlich treffen sie sich zum Lunch. Als sie noch im selben Team arbeiteten, hätten sie nach Feierabend schlechter abschalten können, heute sei das kein Problem mehr. Mittlerweile sind sie stolze Eltern einer Tochter. «Wir passen gut zusammen, weil wir eine ähnliche Sicht auf die Welt haben, aber auch, weil unsere Temperamente diametral auseinanderdriften. Hannes ist überlegt, ruhig – fast schon schweigsam – und ein guter Zuhörer», so Stumpp. «Bettina ist deutlich impulsiver, die Rolle der [email protected] terin nimmt sie auch zuhause [email protected] ein», so Haug augenzwinkernd. (us) Kennen Sie ein Paar, das sich bei Hannes Haug und Bettina Stumpp. der Credit Suisse kennengelernt hat und das wir porträtieren sollten? Schreiben Sie uns an: [email protected] n ise, la W posiere u a P ) . s k k Yor on lin v New r in nitez ( e b e i e F B sa wl a Ro (us) r-Bo Supe nd Lind yzone. : r a nu art bru 1. Fe Levone Bowl-P e r n e An r Sup e in d one_1_15_06-10_New and Noted [pr]{DE}.indd 7 05.03.15 13:38 8 • New and Noted ONE OF US ABC-SCHÜTZEN-HILFE Der englische Kronbesitz Guernsey ist mit seinen 78 Quadrat kilometern zwar die zweitgrösste Insel im Ärmelkanal, zählt aber mit 65 000 Einwohnern zu den kleineren Ortschaften. Ausgerechnet auf dieser beschaulichen Insel entpuppten sich die Kinder zwischen sieben und elf Jahren im Vergleich zur Insel Grossbritannien als sogenannt leseschwach. Grund genug für die Guernseyaner, im Jahre 2012 eine wohltätige Organisation namens «Every Child Our Future» zu gründen. Mit von der Partie: Jane Taylor von Private Banking EMEA, eine von 25 Freiwilligen aus den Reihen der Credit Suisse Channel Islands. Die Bank beteiligte sich in Form von finanziellen Beiträgen. «Ebenso wichtig ist aber», erzählt Taylor, «dass wir als Freiwillige aktiv am Projekt mitwirken. So sitze ich an meinen Volunteer-Days mit den Schülern zusammen und höre ihnen beim Vorlesen zu.» Dabei korrigiert sie – wenn nötig – die Aussprache und testet das Textverständnis mit Stichfragen. Im Programm sind 30 Zöglinge einer bestimmten Grundschule. Die Schüler-Volontär-Paare bleiben sich treu. «Dies erlaubt mir, meine Schützlinge genau zu beobachten und bei Auffälligkeiten die Lehrpersonen zu informieren», erzählt die Ehren amtliche. Einmal pro Monat opfert sie Zeit für einen Einsatz, wobei das Wort Opfer hier eigentlich unpassend ist. Im Gegenteil: «Durch diese Arbeit habe ich gelernt, besser zuzu hören, auch im Beruflichen, also den Erwachsenen», ist Taylor überzeugt. Dass die Kinder von nur zweimal 15 Minuten Vorlesen pro Woche immens profitieren, ist trotzdem erstaunlich. Innerhalb von bloss einem Jahr hat sich die Englisch-Leistung dieser Schüler im Schnitt um 27 Prozent gesteigert. Dadurch zeigten sie auch mehr Selbstvertrauen im Allgemeinen. «Es ist eine extrem dankbare Aufgabe, die mir ungemein viel zurück gibt», weiss Taylor zu berichten. Eine kleine Initiative auf einer kleinen Insel – mit grosser Wirkung und grosser Zukunft. (as) one_1_15_06-10_New and Noted [pr]{DE}.indd 8 103 673 Fotografie: Anthony Le Conte, Jürg Isler, Véronique Genoud ÜBER MICH Name Jane Taylor Business Area Private Banking EMEA Funktion Executive Assistant Ort Guernsey Bei der Credit Suisse seit 2012 Hobbys Yoga, Lesen Nationalität Britin Follower auf der Twitter-Seite der Credit Suisse @creditsuisse bis Januar 2015. Und inzwischen wahrscheinlich noch mehr. Die Twitter-Seite wurde im Oktober 2009 eingerichtet, als die Bank mit der Umsetzung ihrer Social-Media-Strategie begann. Da die zunehmende Beliebtheit der sozialen Medien früh erkannt wurde und die Präsenz der Bank in der digitalen Welt und in sozialen Medien ein integraler Bestandteil der externen Kommunikationsstrategie ist, hat das verantwortliche Team in den letzten Jahren kontinuierlich daran gearbeitet, diese Präsenz zu vergrössern. Ziel der TwitterSeite ist es, Unternehmens- und Marktnachrichten zu verbreiten und Diskussionen zu relevanten Themen anzustossen. Darüber hinaus ermöglicht sie der Bank, direkt mit bestehenden oder potenziellen Kunden in Kontakt zu treten. Die Credit Suisse ist zudem aktiv in folgenden sozialen Netzwerken vertreten: Facebook, Google+, LinkedIn, YouTube, Flickr und SlideShare. (Nadia Riepenhausen) DEMNÄCHST ERHÄLTLICH Der Bericht Unternehmerische Verant wortung 2014 bietet einen detaillierten Überblick über die Art und Weise, wie die Credit Suisse ihre vielfältige Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt wahrnimmt. Das Unternehmensprofil 2014 fasst die strategische Ausrichtung, die Organisationsstruktur und die Kerngeschäfte der Bank zusammen. Herunterladen oder bestellen (ab 20. März) www.credit-suisse.com/one/crr 05.03.15 13:38 Fotografie: Anthony Le Conte, Jürg Isler, Véronique Genoud New and Noted • 9 Avatar Kids www.avatarkids.ch Beitrag des Schweizer Fernsehens www.credit-suisse.com/one/ avatarkids CREDIT SUISSE FOUNDATION IN WEITER FERNE, SO NAH Avatar Kids ist ein weltweit einzigartiges Pilotprojekt des Universitäts-Kinderspitals beider Basel, das es Kindern und Jugendlichen zwischen vier und 18 Jahren erlaubt, während eines langen Spital aufenthalts mit der Schule und der Umgebung zu Hause verbunden zu bleiben. Im Zentrum steht der Avatar-Roboter Nao, der von der Institution Kindercity ins Leben gerufen wurde und dem Kinderspital zur Verfügung gestellt wird. Die Kinder oder Jugendlichen lassen sich im Schulzimmer oder zu Hause durch Nao vertreten und können vom Spital aus via Tablet live am Unterricht teilnehmen respektive Freizeitaktivitäten mitverfolgen. Sie sehen, was der Avatar sieht, hören durch ihn, was gesprochen wird, und sind durch eine kinderleichte Fernsteuerung richtig ins Geschehen eingebunden. Die Credit Suisse Foundation unterstützt Avatar Kids mit einer Donation von 25 000 Franken. (us) Patrick Biri, Leiter Region Nordschweiz; Sandrine Gostanian, Geschäftsleitung Kindercity; und Conrad Müller, CEO und Vor sitzender der Geschäftsleitung des Universitäts-Kinderspitals beider Basel (von links). lick e sellt trit /o uf om A c . s yo se iyo is sh it-su T l ae ed ch cr Mi ww. w he . ne /ts hi yo yo Michael Tshiyoyo (Zweit er von rechts) hat den Dre h raus. Der Employee-Relations-Sp ezialist aus Genf ist Mitglie d der Breakdance-Gruppe «Le s enfants perdus», die sich im Schweizer Fernsehen kür zlich unter «Die grössten Schweizer Talente» mischte. Leider hat’s nicht ganz für den Halbfinal einzug gereicht. (us) z) one_1_15_06-10_New and Noted [pr]{DE}.indd 9 05.03.15 13:38 10 • New and Noted ENTREPRENEURS SUMMIT STETS IM BILDE one_1_15_06-10_New and Noted [pr]{DE}.indd 10 Mitch Lowe (links) verriet im Gespräch mit Phil Vasan die Geheimnisse seines Erfolgs. 2015 Entrepreneurs Summit – Mitch Lowe www.credit-suisse.com/one/lowe Fotografie: Michelle Walker, Paula Hansen: www.chart-magic.com Mitch Lowe, Mitbegründer von Netflix, war einer der Hauptgäste des sechsten Private Banking Americas Entrepreneurs Summit, der im Februar in Robert Redfords Sundance Resort stattfand. Moderiert wurde das Gespräch von Phil Vasan, Leiter Private Banking Americas und Gastgeber der zweitägigen Veranstaltung. Rund 50 äusserst vermögenden Unternehmer – Kunden wie auch potenzielle Neukunden – nahmen am Summit teil. Unter dem Titel «Beyond Innovation» sprach Lowe über einige seiner «Erfolgsgeheimnisse». Als seit 30 Jahren aktiver Pionier der Unterhaltungsbranche gewährte er Einblicke in seine früheren Tage bei Netflix und erläuterte, wie er mit zwei Partnern sein DVD- Geschäft ins Leben gerufen hatte. Auch über die anfänglichen Herausfor derungen, als das Unternehmen sich als David gegenüber Goliath (damals die Firma Blockbuster) behaupten musste, äusserte er sich. Zum Thema Teamzusammenstellung meinte Lowe: «Man braucht Leute, denen es gefällt, in einem sich wandelnden Umfeld stets die Nase vorn zu haben, und die leidenschaftlich genug sind, nicht aufzugeben.» (Julia S. Yue) 05.03.15 13:38 Kolumne • New and Noted • 11 Die Herausforderungen der Urbanisierung Text: Martin Walker Illustration: Lyndon Hayes Die Hälfte der Menschheit lebt mittlerweile in Städten. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen weist darauf hin, dass dieser Anteil schon in 15 Jahren auf zwei Drittel angewachsen sein könnte. Angelockt von der Aussicht auf Arbeit und ein besseres Leben, ziehen Tag für Tag über 200 000 Menschen in Städte, rund 80 Millionen jährlich. In elf Städten (Tokio, NeuDelhi, Seoul, Shanghai, Karatschi, Mumbai, Mexico City, São Paulo, Peking, Osaka und Jakarta) wohnen jeweils über 20 Millionen Menschen. Im chinesischen Perlflussdelta bilden Hongkong, Shenzhen, Guangzhou, Foshan und Dongguan die erste wahre Megalopolis, eine Stadtlandschaft mit einer Bevölkerungszahl von über 100 Millionen. Solche Ballungsgebiete werfen enorme Infrastrukturprobleme auf. Allein die Wasserversorgung dürfte in den nächsten zwei Dekaden über 1000 Milliarden Dollar jährlich kosten. Die Ausgaben für Wohnungen, Schulen, Strassen, für Gesundheit und Elektrizität werden die Rechnung wahrscheinlich verdoppeln. Alle diese Städte werden sich voraussichtlich klar voneinander unterscheiden und aufgrund demogra fischer Trends, zunehmender Automatisierung und eigener wirtschaftlicher Entwicklungen eine aussergewöhnliche Diversität an den Tag legen. Schon jetzt sind unterschiedliche Stadttypen vorhersehbar. Es wird zum Beispiel ausgezehrte Städte geben: Detroit, Birmingham, Essen oder Turin, alte Industriezentren, einst für die Masse der Arbeiterklasse kon zipiert, die mit Abwanderung und einem schrumpfenden Steuersubstrat zu kämpfen haben. Sie werden vor der Herausforderung stehen, sich zu verjüngen. Vor allem in Schwellenländern wird es dagegen Städte geben, nennen wir sie Wimmelstädte, die wie Nairobi, Lagos, Kinshasa, Mumbai oder Karatschi massenhaft Zulauf von Menschen aus ländlichen Ge genden bekommen, Städte, die von ausufernden Slumgebieten, extremen Einkommensunterschieden, einer hohen Kriminalitätsrate sowie Trink- und Abwasserproblemen geprägt sein werden. Sie können von Glück sagen, wenn sie ausreichend Wirtschaftskraft entwickeln, um Epidemien und Umweltkrisen abwehren zu können. Manche Städte – vor allem in Europa, aber auch Boston, New Orleans, Quebec, Osaka, Sankt Peters burg, Buenos Aires und vielleicht Jerusalem und Isfahan – werden sich zu «Museen» entwickeln. Beim Versuch, das kulturelle Erbe zu bewahren, wird ihre schrumpfende und älter werdende Einwohnerschaft zunehmend vom Tourismus und den eigenen Kulturgütern abhängig werden. Wir werden kosmopolitische oder Magnetstädte sehen, wofür London, New York und Berlin schon jetzt Beispiele sind, Zentren voll junger Menschen unterschiedlicher Herkunft mit viel Energie und Kreativität, one_1_15_11_Kolumne [pr]{DE}.indd 11 sprühend vor technologischem Fortschritt und kultu reller Innovation. Ich vermute, dass Schwellenländer, die keine solchen Städte hervorzubringen vermögen, unter dem Wettbewerb mit ihnen leiden werden. Städte wie Canberra, Brasilia, Abuja in Nigeria oder Astana in Kasachstan, die gewissermassen auf dem Reissbrett als Hauptstädte konzipiert wurden, werden vor dem Problem stehen, dass ihre Einwohner mehrheitlich Angestellte des öffentlichen Dienstes sind und nicht die Wirtschaftskraft aufbringen, die zur Subsistenz nötig wäre. Andere wie Dubai und Abu Dhabi profitieren derzeit vom Reichtum ihrer Erdölvorkommen, werden aber in Schwierigkeiten geraten, wenn das Zeitalter fossiler Energie sich dem Ende zuneigt. Städte wie Singapur und Peking wurden unter einer paternalistischen oder strikt autoritären Führung umgestaltet und auf Biegen und Brechen modernisiert. Sie stehen heute vor der Herausforderung, dass Millionen gut ausgebildeter und wohlhabender Bürger mehr Mitsprache einfordern. Natürlich gibt es noch weitere Typen. Allen Städten gemeinsam ist jedoch, dass sie sich entwickeln wie lebende Organismen. Je nach Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit wachsen, stagnieren oder schrumpfen sie – ein Prozess, der nicht immer planbar ist. Die genannten Typen lassen sich natürlich nicht scharf voneinander trennen. Istanbul und Kairo zum Beispiel sind Wimmelstädte, die gleichwohl musealen und auch paternalistischen Charakter haben und zudem wie Magneten wirken. Städte können sich auch von selbst verjüngen, wie es London seit seiner Gründung durch die Römer vor 2000 Jahren mehrfach bewiesen hat. Die Menschheit geht ohne Zweifel einer Zukunft zunehmender Urbanisierung entgegen. Diese Zukunft wird jedoch vielgestaltig sein, geprägt von unterschiedlichen Charakteristika der Städte sowie den Talenten, dem Potenzial und den Möglichkeiten ihrer Bewohner. Martin Walker ist leitender Direktor des Global Business Policy Council, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Woodrow Wilson Center in Washington, D.C., und Autor der vielgelesenen Krimireihe «Bruno». 05.03.15 13:38 BANKER’S BUSINESS «Ein neues digitales Geschäftsmodell» ÜBER MI CH Name Marco Abele Business Area Digital Private Banking Funktion Leiter Digital Private Banking Ort Zürich Bei der Credit Suisse seit 2006 Hobbys Sport, Moderne Kunst Nationalität Deutscher one_1_15_12-15_Interview-Abele [pr]{DE}.indd 12 05.03.15 13:39 Digital Private Banking • Marco Abele • Banker’s Business • 13 Bei Marco Abele, Leiter Digital Private Banking, herrscht Aufbruchsstimmung. Die digitale Transformation sei ein regelrechter Quantensprung, brauche aber ihre Zeit. Interview: Urs Schwarz Fotografie: Jürg Isler URS SCHWARZ: Die Credit Suisse lanciert Digital Private Banking. Was genau muss ich mir darunter vorstellen? MARCO ABELE: Wir digitalisieren das Business- und das Servicemodell der Bank. Das heisst, dass wir die Art und Weise, wie wir mit unseren Kunden kommunizieren, wie wir ihnen Inhalte zur Verfügung stellen und mit ihnen zusammenarbeiten, von Grund auf erneuern. Diese neuen digitalen Fähigkeiten stehen nicht nur für eine Verbesserung des Heutigen, sondern für eine weitreichende Transformation. Die Kunden werden umfassend befähigt, aktiv Wissen aufzubauen, sich auf dem Laufenden zu halten und selber Entscheidungen zu treffen, genau so, wie sie das aus anderen Lebensbereichen bereits kennen und schätzen. Diese Erwartungshaltung wollen wir erfüllen oder gar übertreffen. Unser Bestreben ist es, die heutige wie auch zukünftige Generation unserer Kunden erstklassig zu betreuen. Warum Digital Private Banking, wir haben doch Direct Net? Erstens haben wir das nur in der Schweiz, zweitens ist Direct Net klassisches One-Way-Onlinebanking: ein reiner Selfservice für den Kunden. Mit unserer neuen digitalen Private-Banking-Plattform machen wir etwas völlig anderes; wir bauen eine Zusammenarbeits- und Interaktionsplattform, welche auf unserer Expertise und Erfahrung aufbaut und auch dem Relationship Manager (RM) einen gebührenden Platz einräumt. Kunde und Berater werden digital zusammengebracht. Verglichen mit dem bisherigen Onlinebanking ist das ein echter Paradigmenwechsel. Die Zusammenarbeit macht also den Unterschied? Genau. Wir bringen die menschliche Komponente auf die Plattform. Das ist ein grosser Unterschied zu früher, aber auch zu dem, was die Konkurrenz macht. Die meisten Banken investieren in Onlinelösungen, wir investieren in digitale Interaktion und «Wir investieren in digitale Interaktion und Zusammenarbeit.» MARCO ABELE Zusammenarbeit. Viele Kunden wollen zwar selber Anlageentscheide treffen; allerdings möchten sie das Know-how und das Wissen des RM per Knopfdruck abholen, um sich zu versichern, dass sie sich richtig entscheiden. Um welche Endgeräte und Betriebssysteme geht es? Smartphone, Tablet und Desktop. Android wie auch Apple iOS. Der Rollout beginnt mit dem Tablet Banking, weil wir glauben, one_1_15_12-15_Interview-Abele [pr]{DE}.indd 13 dass dieses Gerät das für Kunden geeignetste ist, um Ver mögensverwaltungsthemen aufzugreifen – sowohl zuhause als auch unterwegs. Smartphone und Desktop folgen kurz darauf. Das Angebot an Möglichkeiten ist jedoch nach Endgerät abgestuft. Am umfangreichsten wird es für den Desktop, denn eine Banking-Session dauert hier gewöhnlich länger als am Tablet oder gar am Smartphone. Kann der RM die neuen Kundenbedürfnisse überhaupt noch erfüllen? Selbstverständlich, keine Frage. Wir unterstützen ihn dabei ja aktiv mit der neuen digitalen Plattform. Seine Rolle wird sich aber laufend weiterentwickeln, da der Kunde künftig auf der Plattform auch direkt mit unseren Spezialisten in Kontakt treten kann. Dem RM wird mehr noch als bisher die Aufgabe zufallen, die Kundenbeziehung zu orchestrieren. Natürlich ist er jederzeit darüber im Bilde, wann sein Kunde eine digitale Interaktion – zum Beispiel mit dem Research-Spezialisten – haben wird. RMs öffnen ihre Kundenbeziehung nur ungern. Ängste? Das ist Teil der unvermeidlichen Transformation der Finanzbranche. RMs werden künftig nicht mehr als einzige Kontakt zum Kunden halten. Fakt ist aber, dass der RM weiterhin der Drehund Angelpunkt der Kundenbeziehung bleibt. Private Banking bleibt ein People’s Business. Es liegt uns fern, den RM ausklammern zu wollen. Die neuen digitalen Fähigkeiten nehmen ihm nichts weg, sondern geben ihm im Gegenteil eine neue Plattform, die es ihm ermöglicht, seine Kunden besser zu betreuen und mehr Volumen zu managen. DPB soll es vermögenden Kunden auch ermöglichen, sich zu vernetzen. Im Vorfeld machte gar «Facebook für Reiche» die Runde. Was hat es damit genau auf sich? Die Social-Media-Komponente ist strategisch sehr wichtig. Wenn Kunden sich auf unserer Plattform vernetzen, stärkt das ihre Bindung zur Bank enorm. Wer sich erst einmal mit 50 anderen vernetzt hat, macht das in der Regel nicht ein zweites Mal auf einer Konkurrenzplattform. Diejenige Bank, die als erste eine überzeugende und ausgereifte Plattform präsentiert, die von den Kunden akzeptiert wird, hat einen massiven Wettbewerbsvorteil. Der Vergleich mit Facebook ist insofern richtig, weil dies bei sozialen Netzwerken genauso ist. Gleichzeitig ist der Vergleich falsch, weil es bei uns nicht nur um soziale Kontakte geht, sondern um Vermögensanliegen. Unser Ziel ist, dass die Kunden sich mit Experten der Bank, aber auch mit anderen Kunden vernetzen. Um dies zu erreichen, starten wir mit Offline-Events: Man trifft sich anlässlich einer Veranstaltung und vernetzt sich anschliessend online, um weiter zu diskutieren und Kontakt zu halten. Ausserdem haben viele Kunden ein Bedürfnis nach Validierung von Services und Produkten durch Ihresgleichen. Das ist wahrscheinlich der grösste Trend, den die Social Media bewirkt haben: Dass ich ein 05.03.15 13:39 14 • Banker’s Business • Marco Abele • Digital Private Banking Produkt nicht mehr kaufe, weil der Verkäufer es toll bewirbt, sondern weil ich der Einschätzung anderer Käufer vertraue. Unsere neuen digitalen Fähigkeiten ermöglichen es unseren Kunden, eine Zweitmeinung bei ihren Netzwerkpartnern einzuholen, bevor sie eine Transaktion tätigen. Die Vernetzung kann auch negative Effekte zeitigen. Das stimmt. Es ist jederzeit möglich, dass ein Kunde die Plattform nutzt, um sich über uns zu beschweren, doch das kann er ja ohnehin, etwa über Facebook und Twitter. Beschwert er sich auf unserer eigenen Plattform, können wir deutlich besser reagieren. Voraussetzung dazu ist ein präzises Monitoring aller Aktivitäten sowie ein adäquates Reaktionsmanagement. Ohne hin sollten wir jegliches Feedback als Möglichkeit sehen, die Kundenbedürfnisse besser zu verstehen. Wird DPB das Verhältnis von Bank und Kunde verändern? Wie gesagt bleibt der RM weiterhin im Zentrum der Kundenbeziehung. Die neue Plattform wird die Expertise unserer RMs komplementieren und uns helfen, sehr nahe beim Kunden zu sein. Wir vereinfachen den Zugang zu Wissen und Erkenntnissen der integrierten Bank, damit unsere Kunden auf Basis «Der RM bleibt weiterhin im Zentrum der Kundenbeziehung.» MARCO ABELE der Informationen handeln können, welche für sie am wichtigsten sind – wann immer und wo immer. Über die neuen mobilen Kanäle können sie umgehend in direkten Kontakt mit dem RM treten. Wie ist es um die Sicherheit von DPB bestellt? Sicherheit ist eines der drei wichtigsten Attribute der digitalen Plattform: einfach, persönlich, sicher. Die Menschen haben nicht nur das Bedürfnis nach Sicherheit ihrer Vermögen, sondern auch ihrer Daten. In diesen Bereich investieren wir sehr viel und nutzen die fortgeschrittenste Technologie. Wie haben Sie die Kundenbedürfnisse eruiert? In Asien haben wir über 25 Voice of Customer Labs durchgeführt, um für jeden Entwicklungsschritt Kundenfeedback einzuholen. Die Einbindung des Kunden in den Entwicklungsprozess ist fundamental. Im Elfenbeinturm etwas vor sich hin bauen, von dem man denkt, es sei gut für den Kunden, und dann hoffen, es funktioniere auch, geht nicht. Erst zuhören, dann innovativ sein – so lautet die richtige Reihenfolge. one_1_15_12-15_Interview-Abele [pr]{DE}.indd 14 Der Finanzbereich wird allmählich zum Tummelfeld für innovative Startups und IT- Giganten wie Google oder Facebook. Wie sehr steht die Credit Suisse unter Druck? Das kommt auf das Geschäftsfeld an. Das Retail Banking steht weltweit unter starkem Druck. Im Zahlungsverkehr zum Beispiel werden die Banken gegen diese neuen Player kaum eine Chance mehr haben. Ganz anders dagegen das Private Banking, denn es gibt wenige Startups und neue Player, die das für dieses Geschäft nötige Verständnis mitbringen. Nicht zuletzt, weil die persönliche Beziehung auch künftig ein entscheidender Faktor sein wird. Auch im Firmenkundengeschäft ist kein disruptiver Effekt zu erwarten, denn es war schon immer sehr stark auf Technologie getrimmt. Für uns bedeutet die neue Konkurrenz, dass wir uns auf diejenigen Geschäftsfelder fokussieren müssen, in denen wir das grösste Wachstumspotenzial sehen. Können grosse Unternehmen wie die Credit Suisse punkto Umsetzungsvermögen überhaupt mithalten? Durch die Unterstützung, die wir vom Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung erfahren, sind wir sehr schlagkräftig. Weitere Leistungsfähigkeit gewinnen wir durch die Art, wie wir entwickeln. Wir bedienen uns der Agile & Scrum-Methodik, bei der man nicht erst monatelang definiert, was man von der IT bauen lassen möchte, sondern sich gemeinsam mit dem Kunden iterativ an die Lösung herantastet. Damit ist es jedoch nicht getan. Unsere Lösung braucht Akzeptanz. Es bringt ja nichts, wenn wir ein System hinstellen und keiner nutzt es. Um bei den Mitarbeitenden und Kunden eine nachhaltige Verhaltensänderung zu bewirken, ist eine enorme Change-Management-Leistung nötig. Wir erhalten hierfür sämtlich notwendige Unterstützung. Klingt nach jahrelangem Kulturwandel. Richtig. Unsere Planung sieht einen Zeithorizont bis 2017 vor. Diese Zeit haben wir auch. Es werden nicht über Nacht Wettbewerber auftauchen, die uns sämtliche Kunden wegschnappen. These: Die Dienstleistungen der Banken werden sich im Wesentlichen gleichen. Überleben wird, wer das attraktivste Kundenerlebnis bietet. – Korrekt? Weitgehend. Einzelne Features kann jede Bank nachbauen. Der entscheidende Faktor ist, wie man diese integriert und den Benutzern zu einem einmaligen digitalen Erlebnis verhilft. Es gibt jedoch einen weiteren strategischen Faktor, der gleich wichtig ist: Partnerschaften. Alleine wird man künftig nicht mehr überleben können. In der Schweiz streben wir zum Beispiel eine Kooperation mit der Hochschule St. Gallen an und wollen zudem in Kürze ein Innovation Lab eröffnen, wo wir mit ausgewählten Startups innovative Lösungen vorwärtstreiben wollen. Welchen Stellenwert messen Sie dem Funfaktor bei? Fun ist der falsche Begriff. Wir wollen unsere Kunden mit einem leicht verständlichen, sicheren, auf sie zugeschnittenen System an uns binden und ihr Engagement mit der Bank verstärken. 05.03.15 13:39 Digital Private Banking • Marco Abele • Banker’s Business • 15 Mit DPB kommt die Silicon Valley Hoodie-Kultur im Banking an: Smartwatches und andere Wearables als Trendsetter der digitalen Transformation. Wenn’s darüber hinaus auch noch Spass macht: umso besser. Aber wir wollen kein Entertainment-Store werden. Warum entspricht der Auftritt von DPB eigentlich nicht den Corporate-Identity-Richtlinien der Bank? Wir wollen auch visuell zeigen, dass die Bank in eine neue Welt aufbricht. Das kann man nicht, indem man einfach das Alte nimmt und ein bisschen anpasst. Schauen Sie die Apple-Stores an: Die Mitarbeiter tragen blaue T-Shirts, da gibt’s Holztische. Apple schafft absichtlich eine Kundenerfahrung, die parallel zu den digitalen Designstandards verläuft. Auch wir haben eine Brandexperience kreiert, die sich von der alten abhebt, aber mit ihr einhergeht. Man kann sich nur durch Differenzierung im Markt hervorheben, nicht indem man das Gleiche weiter macht. Deshalb setzen wir bewusst einen visuellen Kontrast, um die Innovation und das digitale Kundenerlebnis zu betonen. Welches sind die drei grössten Schwierigkeiten bei der Umsetzung von DPB? Die mit Abstand grösste Herausforderung ist das Change Management oder die Adoption durch die Benutzer. Wie kriegen wir es hin, dass unsere Mitarbeitenden und Kunden das System akzeptieren, nutzen und leben. Die zweitgrösste Hürde ist technischer Natur: Wenn ich eine Transaktion auslöse, muss sie abgewickelt, im Markt platziert, dokumentiert werden usw. Die neue one_1_15_12-15_Interview-Abele [pr]{DE}.indd 15 Plattform ist also kein Solitär, sondern muss in die bestehende Abwicklungsinfrastruktur integriert werden. Diese ist jedoch sehr alt und nicht geschaffen für die Agilität, die wir brauchen. Der dritte Punkt – das können Sie gerne schreiben – betrifft die Ungeduld. Ich werde oft gefragt: Wie können wir noch schneller noch mehr machen? Meine Standardantwort lautet: So was geht nicht in zwölf Monaten, sondern dauert im Minimum drei Jahre. Da die Konkurrenz nicht schläft und ebenfalls an Digital-Banking-Projekten arbeitet, herrscht intern eine gewisse Ungeduld. Fakt ist aber: Wir befinden uns auf einem Marathon, nicht auf der Sprintstrecke. Wir müssen etwas Geduld haben. Zu viel gleichzeitig machen zu wollen, könnte uns das Genick brechen. Wo steht DPB in einem Jahr? In Asien werden wir Marktführer sein, was das digitale Angebot angeht. Da man hier tendenziell sehr positiv auf digitale Innovationen reagiert, versprechen wir uns einen deutlichen Kundenzuwachs. Auch in den USA sowie an einem europäischen Standort wollen wir frühzeitig live gehen und rechnen mit positiven Auswirkungen binnen Jahresfrist. In der Schweiz ist die Transformation aufgrund des über 30 Jahre alten Hosts und des grossen Geschäftsvolumens schwieriger. Ich gehe aber davon aus, dass wir 2016 auch hier erste fundamentale Änderungen sehen werden, zum Beispiel was die Kontoeröffnung oder den Beratungsprozess angeht. 05.03.15 13:39 16 • Banker’s Business • DPB Asien • Digital Private Banking Wo die Zukunft bereits stattfindet Nach einer erfolgreichen Pilotphase von Digital Private Banking in der Region Asia Pacific lancierte die Credit Suisse im Februar in Singapur eine Private-Banking-App für ausgewählte Kunden. Das Angebot ermöglicht es den Kunden und ihren Beratern, mobile Technologien zu nutzen, und trägt zur Beschleunigung eines profitablen Wachstums bei. Text: Edna Lam Illustration: Paul Boston Der technologische Fortschritt hat die Art, wie Menschen und Unternehmen interagieren, grundlegend verändert – und das Tempo des Wandels nimmt weiter zu. Die Transformationen beeinflussen die Grösse der Märkte, Wachstumspotenzial, Profitabilität sowie die Bedeutung, die den Daten zukommt. In vielen Branchen findet zudem eine Machtverschiebung vom Dienstleister zum Verbraucher hin statt. «Für unsere Branche ist das enorm wichtig. Die Art, wie die Menschen mit ihrer Bank verkehren, verändert sich rasant. Die Kunden werden von einem gewaltigen Dienstleistungsspektrum beeinflusst, das ihnen über digitale und mobile Kanäle zur Verfügung steht. Aufgrund von Erfahrungen, die sie ausserhalb des Bankensektors machen, steigen auch ihre Erwartungen an die Vermögensverwaltung», sagt Francesco de Ferrari, Leiter Private Banking Asia Pacific. «Dies trifft vor allem in Schwellenländern zu, one_1_15_16-19_Digital-Private-Banking [N+S]{DE}.indd 16 wo konventionellen Geschäftsmodellen häufig die für eine angemessene Kundenbetreuung erforderliche Infrastruktur oder Reichweite fehlt.» Mit Digital Private Banking (DPB) schafft die Credit Suisse eine einfache, persönliche und sichere Plattform, die sich auf zwei kritische Elemente konzentriert: Erstens generiert sie eine überzeugende Benutzererfahrung, durch die sie sich von anderen Vermögensverwaltern abhebt. Zweitens verfolgt sie einen Multi-Kanal-Ansatz, dank welchem der Kunde nie weiter als einen oder zwei Klicks von der Kontaktaufnahme mit seinem Relationship Manager (RM) oder anderen Experten der Bank entfernt ist. Ausgeklügelte Tools für die Zusammenarbeit stellen eine enge Verzahnung der digitalen und RM- Kanäle sicher. Bekommt die Credit Suisse diesen beiden Dinge richtig hin, hat sie in Asia Pacific einen klaren First-Mover-Vorteil. 05.03.15 14:48 Digital Private Banking • DPB Asien • Banker’s Business • 17 Entwicklungs- und Testphase für DPB in Asien 7Monate 182Mitarbeitende 113 000Arbeitsstunden 238Bildschirme 661 Erfahrungsberichte von Benutzern 184 Dienstleistungen ausgearbeitet 73Server 29 Anwendungen integriert Quartale, nicht Jahre Der Entwicklung des Pilots in Asien lag eine klare strategische Absicht zugrunde. «Wir wollten die Kunden befähigen, bessere Entscheide zu treffen, Multi-Kanal-Funktionen einrichten, die eine bessere Kundenbetreuung durch die Front erlauben, als Arbeitgeber attraktiv bleiben und – nicht zuletzt – eine neue Kultur im Umgang mit Veränderungen schaffen. Erreicht sie diese Ziele, ist die Bank optimal positioniert, um die Führungsrolle in der digitalen Vermögensverwaltung wahrzunehmen», so de Ferrari. Die Reise des DPB-Teams begann im vierten Quartal 2013 mit dem Mandat, in Asia Pacific den ersten Grundstein für DPB zu legen. Zu diesem Zeitpunkt gab es zwar eine Vision und Strategie, jedoch weder einen Umsetzungsplan noch ein Team vor Ort. Die Zeit war knapp bemessen, die Heraus forderung immens. «Entscheidend bei der Entwicklung von DPB in Asien waren jedoch nicht die Abläufe, sondern die Geschwindigkeit. Die Entwicklung der Plattform erforderte nicht Jahre, sondern Quartale. Vier an der Zahl reichten, um ein noch unscharfes Konzept in die Tat umzusetzen. Im ersten Quartal 2014 bauten wir das Team auf, definierten die Value Proposition und den Funktionsumfang. Im zweiten Quartal folgten das «Wir befähigen die Kunden, bessere Entscheide zu treffen.» FRANCESCO DE FERRARI Prototyping und die Entwurfsphase, danach die Programmier- und Integrationsphase. Ende 2014 starteten wir mit einer Gruppe von Mitarbeiterkunden in Singapur», sagt François Monnet, COO Private Banking Asia Pacific und Sponsor des DPB-Projekts in der Region. «Ein kurzer Moment in unserem Innova tionszentrum reicht, um die positive Energie, die echte Teamarbeit zwischen Front- und Backoffice sowie die ansteckende Can-do-Mentalität zu spüren.» Mit dieser Initiative hat die Bank, von anderen erfolgreichen Technologieunternehmen inspiriert, ein völlig neues Dienstleistungsmodell auf den Weg gebracht. In einem Gebäude der Credit Suisse in Singapur one_1_15_16-19_Digital-Private-Banking [N+S]{DE}.indd 17 wurde ein Innovationszentrum eingerichtet, wo ein Team von etwa 200 Mitarbeitenden und Dienstleistern – über Geschäftsbereiche und Technologiefunktionen hinweg – an der Bereitstellung des Produkts arbeitete. Das Team wich dabei radikal vom herkömmlichen, meist langwierigen Entwicklungsmodell mit seinen kaskadenartig abgestuften Phasen ab. Stattdessen bediente es sich einer flexiblen Methodik, bei der die Funktionalitäten von kleinen, bereichsübergreifenden und eigenverantwortlich arbeitenden Teams bereitgestellt wurden. Innerhalb eines Jahres priorisierten und verfeinerten sie den Produktentwicklungsprozess. In kurzen Zyklen, oft sogar alle zwei Wochen, stellten sie einen Software-Release nach dem anderen zur Verfügung. Wie sich die Arbeitsweise verändert DPB bietet mehr als nur eine App für den Kunden. «Wir schaffen ein neues Servicemodell mit weitreichenden Auswirkungen. Die mühevolle Umwandlung unseres Geschäftsmodells hat gerade erst begonnen. Wir müssen uns neu erfinden, um die Innovationen, die wir durch unser Multi-Kanal-Modell auf dem Markt einführen können, voll auszuschöpfen. So steigern wir etwa die Effizienz des Kunden-Onboarding-Prozesses und werden unsere Kunden beim Management ihres Lebenszyklus über digitale Tools künftig viel stärker mit einbeziehen können. Auch die Art und Weise, wie wir Inhalte konsistent managen und Alerts sicherstellen, wird sich verändern. Alle diese neuen Funktionen müssen im Unternehmen verankert und aktiviert werden», sagt Monnet. Derzeit treffen die RMs ihre Kunden drei- bis viermal jährlich oder kontaktieren sie per E-Mail oder Telefon. Mit DPB stehen dem Kunden zahlreiche Optionen für die täg liche Kontaktaufnahme mit der Bank offen. Er kann seinen RM per Instant Messaging, Screen-Sharing und die gemeinsame Nutzung von Dokumenten, Videoanrufe usw. direkt via App erreichen. «Wir müssen unsere Arbeitsweise, Prozesse und Tools genau überdenken. Alle Mitarbeitenden so weit zu bringen, dass sie den Wandel annehmen, ist ein schwieriges Unterfangen, jeder muss verstehen, was die Digitalisierung bedeutet», ergänzt de Ferrari. «Die Vorteile für unsere Frontteams sind aber beträchtlich. Kunden-Selfservice wird zu mehr Effizienz führen. Die RMs werden die Tools nutzen können, um ihre Kundenbeziehungen weiterzuentwickeln und Mindy Chow: «Eine tolle Sache.» Gerald Kua: «Weitreichende Auswirkungen.» 05.03.15 14:48 18 • Banker’s Business • DPB Asien • Digital Private Banking sämtliche Produkt- und Beratungsleistungen der Credit Suisse bereitzustellen. Wir sind entschlossen, unsere Mitarbeitenden auf diesem Weg zu be- gleiten, sie – Markt für Markt, Team für Team – mit ins Boot zu holen und bei der Kundenbetreuung in diesem neuen Umfeld zu unterstützen.» Früher für den Kunden, heute mit dem Kunden Statt Kunden traditionell nach der Höhe des verwalteten Vermögens oder nach Vermögensquelle zu segmentieren, analysierte das Team, wie sie Finanzdienstleistungen in Anspruch nehmen. Dabei zeigte sich, dass etwa zwei Drittel sogenannte «Validierer» sind, das heisst Kunden, die Anlage- und Handels opportunitäten selbst verstehen, ihre Entscheide aber durch einen vertrauten Berater bestätigt haben möchten. Diese Kunden stehen im Zentrum des DPB-Angebots. «Basierend auf ihren speziellen Bedürfnissen haben wir eine Value Proposition erarbeitet, unser Kernprodukt entwickelt und die Funktionalitäten geplant, die innert zweier Jahre umgesetzt werden sollen. 2014 haben wir diese Funktionalitäten designt, entwickelt und priorisiert, um eine maximale Wirkung unserer ersten öffentlich verfügbaren Version sicherzustellen und die Credit Suisse von ihren Mitbewerbern abzuheben», so Monnet. Bei der Entwicklung der App arbeitete die Bank mit vielen «Validierern» zusammen. «Während der ersten Entwicklungsphase teilten uns 60 Kunden «Die Entwicklung erforderte nicht Jahre, sondern Quartale.» FRANÇOIS MONNET aus Singapur im Rahmen von ‹Voice of the Customer›-Einzelbefragungen (VoC) mit, welche Aspekte ihnen am wichtigsten sind. Die App wurde also direkt von den Kunden mitgestaltet», sagt Monnet. «Einer meiner Kunden war an beiden Phasen der VoC-Befragungen beteiligt», sagt RM Mindy Chow. «Er konnte direkt miterleben, wie Digital Private Banking anmutet, und war hellauf begeistert. Keine andere Bank biete etwas Vergleichbares, erklärte er mir. Das sei eine tolle Sache.» Einer der vielen Vorteile betrifft die höhere Konsistenz und Unmittelbarkeit der Daten. «Heute müssen viele Dinge noch manuell erledigt werden», stellt Chows Kollege Gerald Kua fest. «Dank DPB können die Kunden die Wertentwicklung ihrer Anlagen und ihr Portfolio in Echtzeit überwachen. Dadurch steigt das Vertrauen, das sie uns entgegenbringen. Der Kunde wünscht zwar weiterhin eine menschliche Komponente, jedoch stellen die neuen Möglichkeiten eine enorme Verbesserung dar und bringen uns eine gewaltige Zeitersparnis.» one_1_15_16-19_Digital-Private-Banking [N+S]{DE}.indd 18 EMEA Informationen folgen zu einem späteren Zeitpunkt. Americas • Tool/Solution UHNW Portfolio App Zielpublikum UHNWI Rollout Q4 2014 CH/Standard Banking IT Platform (SBIP) ool/Solution neue App «Private Banking Schweiz» •T für Tablets und Smartphones Zielpublikum alle Segmente Geplanter Rollout April, Mai, November 2015 • Tool/Solution neues Authentifizierungsverfahren SecureSign (Online Banking, App für Tablets und Smartphones) Zielpublikum alle Segmente Geplanter Rollout ab Q3 2015 • Tool/Solution Hypotheken-Online-Verlängerung Zielpublikum Private & Wealth Management Clients (CS/NAB) Geplanter Rollout ab Q3 2015 • Tool/Solution Review App (Tablet App für RMs während Kundenmeetings) Zielpublikum Relationship Manager Geplanter Rollout April, Juli, September 2015 Zeitgleich wurden «Voice of the Business»-Konsultationen (VoB) mit mehr als 80 RMs, Assistant RMs und Teamleitern geführt, um ihre Ansichten, Erwartungen und Rückmeldungen zur App zu erfassen. Sowohl VoC- als auch VoB-Befragungen sind ein fortlaufender Prozess. Auf allen Kanälen DPB ist nicht auf den digitalen Kanal beschränkt. Es handelt sich vielmehr um eine Multi-Kanal-Plattform, die es dem RM erlaubt, die Kundenbeziehung besser zu entwickeln. Dank vieler vom Kunden anwählbarer Kontaktpunkte erhalten die RMs einen umfassenden Einblick in dessen Wünsche, Denkweise und Entscheidungsprozesse. Sie und andere Mitarbeitende mit Kundenkontakt können dadurch eine sehr viel zielgerichtetere Beratung anbieten. Sie sind nicht nur 05.03.15 14:48 Digital Private Banking • DPB Asien • Banker’s Business • 19 1 APAC (Singapur/Hongkong) • Tool/Solution Initialisierung / Gründung einer neuen digitalen Plattform mit Fokus auf New Client Experience (Neues Design / Look und Feel), Zusammenarbeit (Video Chat RM und Kunde), Basic Alerts (Push Notifications) Zielpublikum (U)HNWI Rollout ab Q4 2014 für interne Kunden, ff. ab Q3 2015 2 3 PRIVATE BANKING ASIA PACIFIC APP FÜR DAS IPAD • Überblick über das Portfolio-Reporting, Positionen, Performance, Allokationen, Transaktionen und Cash-Geschäfte • Watchlist für verschiedene Anlageklassen zur besseren kundenseitigen Überwachung der gewählten Instrumente • Marktüberblick über die aktuelle Performance von Anlageklassen weltweit • Zugang zu einer Bibliothek mit Publikationen von Investment Strategy & Research • Integrierte Kooperationstools für die Interaktion mit dem Credit Suisse Team per Instant Messaging, Sprach- und Videotelefonie, Screen-Sharing, gemeinsame Nutzung von Dokumenten sowie Kommentaren • Handel von Wertpapieren (Aktien, ETFs und REITs) und Devisenkassageschäfte 2 Die Darstellung ist einfach und intuitiv. In den kommenden Monaten werden sukzessive Verbesserungen eingeführt, etwa Tools für die Portfolioanalyse, erweiterte Handelsfunktionen und Alerts auf der Basis der Kontoeinstellungen des Kunden. Der Zugang wird auf iPhone, Webbrowser und Android ausgeweitet. 3 Kontakt zum Kundenberater mittels Videotelefonie. näher am Kunden, sondern erzielen auch deutliche Effizienzvorteile. Da die App dem Kunden eine Fülle von Informationen bietet, dürfte die Zahl der telefonischen Anfragen zur Ausführung von Transaktionen oder Kontoinformationen sinken. Die eingesparte Zeit kann für wertschöpfende Beratungsaktivitäten oder für die Kundengewinnung genutzt werden. Dadurch erwachsen dem RM enorme Chancen. Der Zeit voraus DPB hilft der Bank, sich den Herausforderungen eines sich rasant verändernden Wettbewerbs- und Regulierungsumfelds zu stellen. Effizienzsteigerung in der Betreuung der Kundenaktivitäten sowie die Automatisierung zahlreicher Kundenschnittstellen senken Kosten und tragen zur besseren Risikosteuerung bei. Die Credit Suisse wird dadurch nicht nur attraktiver für one_1_15_16-19_Digital-Private-Banking [N+S]{DE}.indd 19 1 Alle relevanten Positionen auf einen Blick. Kunden, sie kann auch die talentiertesten Köpfe der Branche anziehen, um Wachstum und Profitabilität der Bank weiter zu beschleunigen. Auch Konkurrenten digitalisieren ihre Dienstleistungsmodelle, E-Commerce-Start-ups schiessen aus dem Boden und wenden sich rasch der Vermögensverwaltung zu. «Diese Mitbewerber bieten jedoch keine umfassende Private-Banking-Plattform und konkurrieren daher noch nicht direkt mit uns. Mit DPB sind wir den Privatbanken der Region einen Schritt voraus», betont Monnet. «Wir möchten kein Broker sein und schon gar kein automatisiertes Asset Management betreiben. Unser Ziel besteht darin, unseren Kunden über das neue Multi-Kanal-Servicemodell das ganze Wissen und die Value Proposition der Bank zur Verfügung zu stellen und unsere Beratung so innovativ zu gestalten, dass sie einfach, persönlich und sicher ist.» 05.03.15 14:48 20 • Banker’s Business • Tagewerk • Digital Private Banking Mit spitzen Ohren Credit Suisse Digital Private Banking wurde in enger Zusammenarbeit mit den Kunden entwickelt. Anita Binder-Schäfer vom Voice of Customer Lab (VoC) stellt sicher, dass deren Stimmen gehört werden. Aufgezeichnet von: Anna von Senger Fotografie: Luca Zanetti ÜBER MICH Name Anita Binder-Schäfer Business Area P&WM COO Funktion Senior Project Manager Ort Zürich Bei der Credit Suisse seit 2002 Hobbys Fitness Nationalität Schweizerin/Deutsche «Wenn ich meinen Job in einem Satz erklären müsste, würde ich sagen: ‹Ich bin mit dem Ohr am Kunden.› Seit März 2014 arbeite ich als Projektmanagerin im Voice of Customer Lab (VoC) des Digital Private Banking (DPB). Bei VoC geht es darum – der Name besagt dies –, der Stimme des Kunden Gehör zu schenken und seine Erwartungen und Vorlieben auszuloten. Im Grunde genommen nutzen wir eine kann. Auch arbeiten wir mit Innovationsforschern der Hochschule St. Gallen zusammen, um sicher zu stellen, dass eine neutrale und wissenschaftlich fundierte Stimme einfliesst. «Nicht jedes Maiskorn wird zum Popcorn.» ANITA BINDER-SCHÄFER Bei der Einführung von DPB konzentrierten wir uns zunächst auf unseren vermögendsten Kunden aus Asien sowie auf ihre Familien und Freunde. Wir fanden heraus, dass die asiatischen Klienten besonders technikaffin sind. In der Tat haben viele von ihnen ihr Vermögen mit Start-ups im IT-Bereich gemacht und als Spezialisten auf dem Gebiet wissen sie genau, wovon wir sprechen. Sie fordern uns heraus und 07:55 Die Kinder sind versorgt: Nun kann der Tag im Uetlihof beginnen. Marktforschungstechnik, um aufgrund von Kunden- Inputs eine Wunschliste anzufertigen. Diese klassi fizieren, priorisieren und weisen wir dann bestimmten DPB-Team zu wie zum Beispiel dem Innovation Team. Morgendliche Sitzung mit Schliesslich werden diese Kunden-Inputs als wichtiCorinne Züger und Fabrizio Brait gen Beitrag für das finale Produkt miteinbezogen. vom DPB -Team. Wir stellen unsere Kunden tatsächlich ins Zentrum! Sie sind in der Produktentwicklung von Anfang bis zum Schluss dabei. Wir lassen sie die ersten digi- stellen somit sicher, dass wir das bestmögliche talen Prototypen testen und integrieren ihre Feed- Produkt erzeugen. An einem Meeting zum Beispiel backs, bis die Lösung markttauglich lanciert werden können diese Kunden schon mal acht Geräte auf den 09:07 one_1_15_20-21_Tagewerk [pr]{DE}.indd 20 05.03.15 13:40 Digital Private Banking • Tagewerk • Banker’s Business • 21 11:32 Hobby zum Abschalten: Fitness im Gym des Uetlihofs vor dem Mittag. Tisch legen und fragen: Auf welchen Apparaten funktioniert das Tool? Von ihnen haben wir unheimlich viel gelernt. Manche schlugen nicht nur Verbesserungen vor, sondern verrieten auch gleich, wie man sie umsetzen sollte. Dieses Projekt hat meine Ansicht über unsere Kundensegmentierung verändert. Statt auf Vermögen, Alter oder Regionen zu fokussieren, wäre ihr Verhalten vielleicht aussagekräftiger. Es gibt vermögende 60-jährige Self-made-Chinesen, die technisch höchst versiert sind, aber auch begüterte Europäer um die 30 Jahre, die einfach keine Lust auf Technik haben. gestalten, indem ich neue Ideen in Angriff nehme. Natürlich kommen manche Vorschläge besser an als andere; nicht jedes Maiskorn wird halt zum Popcorn. Bei der Credit Suisse arbeite ich – mit Pausen – seit 2002 und im Team von Online & Mobile Banking seit 2011. Das letzte Jahr war für mich extrem arbeitsintensiv, aber ich sehe, dass sich die harte Arbeit lohnt. Wir haben auch dieses Jahr jede Menge vor und ich bin froh, stiess Corinne Züger Anfang Jahr zum Team – die Projektmanagerin ist mir ein wertvoller Spearingpartner und eine grosse Bereicherung! Ich habe zwei Söhne im Alter von vier und sechs Jahren. Das bedeutet, dass mein typischer Arbeitstag vom Bringen und Abholen der Kinder in der Krippe beziehungsweise im Hort flankiert wird. Was dazwischen passiert, ist derart unterschiedlich, sodass sich 15:12 Meeting mit einem Kunden in Sachen Client Use Lab Tablet Banking. 12:30 Beim Lunch werden die Einzelheiten des bevorstehenden Singapur-Trips besprochen. Wir müssen also Lösungen bieten können, die auf das Verhalten unserer Kunden zugeschnitten sind. Eine wichtige Aufgabe für uns ist es, etwas zu erschaffen, das jedem passt. Das bedeutet, dass man einerseits das Globale im Visier haben sollte, andererseits die regionalen Unterschiede berücksichtigen muss. Mir gefällt der Job, weil ich endlich alles habe, was ich mir schon immer wünschte: Er ist akademisch und strategisch zugleich; er hat mit Marketing zu tun und beruht in hohem Masse auf der zwischenmenschlichen Interaktion. Ganz wichtig für mich ist auch die Freiheit: Ich kann meinen Job selbst one_1_15_20-21_Tagewerk [pr]{DE}.indd 21 die Tage nicht einmal ansatzweise ähneln, was meinen Job ja grösstenteils interessant macht. Es gibt immer viel zu tun, aber ich schaue darauf, dass ich zu Mittag esse und regelmässig ins Fitness gehe – das muss einfach sein. Wenn die Kinder dann daheim um 20.30 Uhr im Bett sind, arbeite ich die Mails auf und bereite mich für den nächsten Tag vor. Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, ist mitunter ein Spagat. Aber ich bin überzeugt, dass man es mit Willenskraft und Organisationstalent schafft. Selbstverständlich muss ich in meinem Privatleben gewisse Abstriche machen, aber insgesamt bin ich glücklich, denn die Balance zwischen Job und Familie stimmt für mich. Mein Chef, Fabrizio Brait, sagt, ich sei das Herz von VoC – wohl auch wegen meines Marken zeichens: ein herzhaftes Lachen!» 05.03.15 13:40 22 • Banker’s Business • Urs Rohner • Digital Private Banking Langfristig wettbewerbsfähig Fünf Fragen an Urs Rohner, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse Group. Interview: Urs Schwarz Fotografie: Maurice Haas URS SCHWARZ: Sie haben die Entwicklung des Digital Private Banking (DPB) angeregt. Welche strategische Bedeutung hat das DPB für die Credit Suisse? URS ROHNER: Innovative Technologien haben die Geschäfts modelle in der Finanzindustrie innerhalb weniger Jahre nach haltig verändert. Bereits seit 2011 beschäftige ich mich mit Digitalisierung und habe das Thema mit dem Verwaltungsrat auf strategischer Ebene eingebracht. Damals schon waren einige unserer Konkurrenten auf diesem Gebiet zunehmend aktiv. Umso wichtiger war es, dass wir uns mit digitaler Innovation strategisch auseinandersetzten und die notwendigen Ressour cen aufbauten. 2013 entstand aus dem internen Think Tank «FutureLab», den ich kurz nach meiner Wahl in Auftrag gegeben hatte, das DPB als selbständige Abteilung von Private Banking & Wealth Management. Heute zählt es mehrere hundert Mitar beitende weltweit und hat beeindruckende Initiativen entwickelt sowie unsere digitale Expertise konsolidiert. Die Kompetenz, die im DPB aufgebaut und entwickelt wurde, erweitert unsere stra tegischen Möglichkeiten und trägt massgeblich dazu bei, dass wir insbesondere in Wachstumsregionen unsere Marktpräsenz ausbauen können. Auch aus Branding-Perspektive ist es wichtig, dass Innovation weiter eines unserer Markenzeichen bleibt. Welche Auswirkungen hat das DPB auf das Geschäftsmodell der Bank? Digitalisierung weitet den Umfang, die Geschwindigkeit und die Gesamtpalette unserer Produkte und Dienstleistungen aus. Mit hilfe der Lösungen des DPB können wir unser Geschäft kosten effektiver gestalten und unseren Kunden Möglichkeiten für mobiles und benutzerfreundliches Banking bereitstellen wie nie zuvor. So können wir etwa komplexe Datenmengen verarbeiten, um Investitionsentscheide zu unterstützen. Gleichzeitig sind wir in der Lage, unseren Kunden direkten Zugang zu umfassender Portfolioanalyse und Risikotests, personalisierten Investitions vorschlägen, intelligenter Trendauswertung oder privaten Invest ment Clubs anzubieten. Natürlich sind technologiegebundene Lösungen mit Aufwendungen verbunden, welche kurzfristig Einfluss auf die Kostenstruktur haben. Mittel- bis langfristig sehen wir jedoch Kostenvorteile. Digitalisierung kann zum Beispiel die Erfüllung mancher regulatorischer Auflagen effizienter machen. Im Grunde ist die DPB sowohl Voraussetzung als auch Mittel dazu, langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. one_1_15_22_Interview-Rohner [pr]{DE}.indd 22 Immer mehr branchenfremde Akteure drängen in den Finanzsektor. Welche Qualitäten sind gefragt, um in diesem neuen Wettbewerb erfolgreich zu bestehen? Stabilität, Sicherheit und Beratungskompetenz bleiben die Bau steine einer langfristigen Bank-Kunden-Beziehung. Für Jungun ternehmen stellen sie eine Herausforderung dar. Unsere Kunden haben jedoch auch neue Erwartungen, insbesondere im Hinblick auf Flexibilität, Innovation und Verfügbarkeit von Dienstleistungen – diese wiederum gehören zu den Stärken junger Unternehmen. FinTech-Startups wollen jedoch nicht zwingend zu direkten Kon kurrenten etablierter Institute werden, sondern erschaffen häufig ganz neue Segmente, die wenig strategische Relevanz für die etablierten Banken haben: Ich denke etwa an Kleinstkredite oder bargeldlose Zahlungsinstrumente. Gleichzeitig gibt es Technolo gieunternehmen wie Google und Facebook, die mittlerweile über eine Banklizenz verfügen. Obwohl sie derzeit vor allem auf Zah lungsverkehr zielen, darf man sie langfristig nicht unterschätzen. Wie wird sich die Finanzbranche durch zunehmende Digitalisierung weiter verändern? Ich gehe davon aus, dass der globale FinTech-Markt künftig klarer ausgestaltet sein wird. Zwar wurden 2014 weltweit über drei Milliarden US-Dollar in FinTech-Innovation investiert, nur wenige der heute erkennbaren Trends werden jedoch konkrete re Formen annehmen. Transparenz und Kundenorientierung, die durch die Digitalisierung enorm wichtig wurden, werden fort dauern. Darüber hinaus dürfte uns die Finanzindustrie mithilfe ihrer neu erworbenen Innovationskompetenz mit vielen kreativen Lösungen überraschen. Die Erfolgsgeschichten werden nicht an der Peripherie der Industrie geschrieben, sondern von etablierten Instituten, die einen intensiven Austausch mit Innovatoren sowie mit etablierten Technologieunternehmen betreiben werden. Wie nutzen Sie die Möglichkeiten des digitalen Banking? Online-Zahlungen oder Trading sind für mich selbstverständlich geworden. Darüber hinaus verfolge ich täglich Marktentwicklun gen, meistens von unterwegs auf meinem iPad. Als Kunde der Credit Suisse stehen mir sehr gute digitale Lösungen zur Ver fügung – sei es beim Portfolio Management oder bei Anlage entscheidungen. Auch bin ich regelmässig dabei, wenn neue Funktionalitäten des DPB getestet werden, was immer beson ders spannend ist und Lust auf mehr weckt. 05.03.15 13:41 26 • Banker’s Business • Global Citizens Program Erfahrung fürs Leben Im Rahmen des Credit Suisse Global Citizens Programs kehrten zwei Teilnehmer zu ihren Ursprüngen zurück. Sie setzten ihre Fachkompetenzen für Projekte unserer Partnerorganisationen in den Bereichen Bildung und Mikrofinanz ein und würden jedem empfehlen, es gleichzutun. Text: Anna von Senger Room to Read: Anuradha Rai erzählt den Fünftklässlerinnen in Old Delhi eine Geschichte. one_1_15_26-27_Global-Citizens [pr]{DE}.indd 26 Rai, dass die Manager schon sehr kompetent und erfahren waren. «Dies zwang mich, mein Bestes zu geben, was den Lehrinhalt und die Methodik betraf», erklärt Rai. So stellte sie ein 4-Tage-Programm zusammen, das aus grundlegenden Konzepten bestand, die mittels Übungen und Rollenspielen zum Leben erweckt wurden. Insbesondere die Rollenspiele hätten «Mit dem Projekt wurde für mich ein Traum wahr.» YONAS ALEMU die Teilnehmer enorm motiviert. Zum Abschluss führte sie ein 1:1- Coaching mit jedem Manager durch. Rai: «Die Teilnehmer waren offen für neue Ideen und glaubten als Pädagogen an das kontinuierliche Lernen. Während des ganzen Workshops hatte ich einen richtig guten Draht zu ihnen.» Das absolute Highlight sei jedoch der Besuch in einer Mädchenklasse in der Room to Read-Bibliothek in Old Delhi, der historischen Altstadt der Millionen metropole, am fünften Tag gewesen. Die Fünftklässler innen trugen Rai Lieder und Sketches vor, sie las im Gegenzug aus Büchern – die Mädchen seien vor Neugierde fast geplatzt und hätten sie mit Fragen gelöchert. «Ich weiss, dass Kinder per se positive Wesen sind, aber ich war nicht auf so viel Enthusiasmus und Entschlossenheit vorbereitet!», schwärmt sie. Dann stand plötzlich eine Drittklässlerin vor der Tür und wollte unbedingt ein selber geschriebenes Gedicht vortragen – was sie vor dem grossen Publikum denn auch tat. «Mädchen wie dieses haben ein enormes Fotografie: Room to Read/Hywel George «Diese Erfahrung wird deine Ansicht über dich selbst und über deine eigene Möglichkeiten verändern» – eine Behauptung, die jeden aufhorchen lässt. Sie stammt von Anuradha Rai, People & Change-Managerin in Singapur, einer von 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich 2014 im Global Citizens Program für die globale Bildungsinitiative engagierten. Die gebürtige Inderin führte im November in Neu Delhi einen einwöchigen Workshop für 22 Manager von Room to Read durch, einer von vier Partnerorganisationen der Credit Suisse in der Bildungsinitiative. Im Hinblick auf eine bevorstehende Restrukturierung konnte sie ihr Fachwissen zu Mentoring und Teambildung so gezielt weitergeben. Room to Read engagiert sich für eine Welt, in der alle Kinder Zugang zu guter Bildung haben und ihr volles Potenzial ausschöpfen können, um in ihrer Gemeinschaft und der Welt einen Beitrag zu leisten. Der Fokus richtet sich dabei auf die Alphabeti sierung und die Geschlechtergleichstellung in der Bildung. Bereits in der Vorbereitungsphase merkte 05.03.15 15:10 Global Citizens Program • Banker’s Business • 27 Fotografie: Room to Read/Hywel George Potenzial und sind unglaublich enthusiastisch: Alles, was sie brauchen, ist Förderung und die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu beweisen. Und genau das kann Room to Read ihnen bieten», so Rai. Ihre indische Herkunft trug nicht nur zur besseren Verständigung bei, sondern machte den Einsatz für Rai auch zu einer Reise zu ihren Wurzeln und zu sich selbst. Büffeln für die Prüfung Ähnlich erging es dem Äthiopier Yonas Alemu von IT Business Analysis in London in der ugandischen Hauptstadt Kampala, wo er drei Monate lang mit den Angestellten der Opportunity Bank arbeitete. Das Thema: Risk Management in der Mikrofinanz. «Für mich wurde ein Traum wahr», erzählt Alemu, der vor mehr als 25 Jahren aus Äthiopien auswanderte. «Ich wollte mich explizit in Afrika engagieren und war mehr als glücklich, als ich die Zusage erhielt.» Da Mikrofinanz nicht sein Spezialgebiet war, musste er sich zunächst mit Bergen von Büchern herumschlagen. Kaum in der Hauptstadt angekommen, wurde ihm bewusst, wie sehr es vielerorts an professionellen Strukturen in Uganda fehlt: Gelebt wird mehrheitlich von der Hand in den Mund. Auf dem Owino-Markt zum Beispiel traf er auf einen alten Mann, der mit flinker Hand Handys und Radios flickte. Auf Alemus Frage, wo er das gelernt hätte, antwortete er verständnislos: «Wenn du lange genug da stehst, wirst auch du es lernen.» Nun one_1_15_26-27_Global-Citizens [pr]{DE}.indd 27 gut: Der Äthiopier fühlte sich auf den Strassen von Kampala zu Hause und glaubt, er sei durch seine afrikanische Herkunft bei den Angestellten von Opportunity auf grössere Akzeptanz gestossen. Als Alemu zum ersten Mal vor seinen zwölf Kursteilnehmern stand, realisierte er schnell, dass sie wenig Ahnung von professionellem Risikomanagement hatten. Er beschloss darauf, die Teilnehmer an die Prüfung für professionelle Risk Manager PRMIA anzumelden. «Das war ein Volltreffer», meint er stolz, «denn so hatten wir nicht nur ein gemeinsames Ziel, sondern sie mussten sich auch mit den internationalen Standards im Risikomanagement auseinandersetzen.» Er stellte einen Lehrplan zusammen und brachte ihnen erst einmal die Grundlagen bei. Wichtig war es Alemu, dass sie lernten, über ihren eigenen Markt und die Landesgrenzen hinaus zu denken. Mit der Zeit wuchs die Anzahl Kursteilnehmer auf 20 an, jeden Abend nach der Arbeit wurde gebüffelt. «Ich bin sicher, dass sie heute den eigenen Markt mit anderen Augen sehen. Sie haben gelernt, die Dinge in Frage zu stellen», weiss Alemu. «Auch ich habe unglaublich viel profitiert.» Unter anderem wisse er heute, dass er mit einem fokussierten Einsatz wirklich etwas erreichen könne. Man könne solche Projekte auch finanziell unterstützen, aber: «Das persönliche Engagement vor Ort, das ist für mich ‹the real stuff› – das Echte», ist sich Alemu sicher. Yonas Alemu will es genau wissen: im Gespräch mit einer Verkäuferin auf dem Owino-Markt in Kampala, Uganda. 05.03.15 15:10 28 • Banker’s Business • Strategic Asset Allocation Der wichtigste Treiber Die Verwerfungen der letzten Jahre an den Finanzmärkten und die darauffolgenden wirtschaftspolitischen Reaktionen haben die Zinsen auf Niveaus bewegt, welche noch vor kurzem kaum vorstellbar waren. Höchste Zeit, die Anlagestrategien der Mandate und Advisory Portfolios zu überarbeiten. Künftig wird die strategische Allokation jährlich überprüft. Schliesslich ist die Anlagestrategie der wichtigste Treiber für die absolute Rendite eines Portfolios. Text: Georg Stillhart, Leiter Asset Allocation Advisory Illustration: Mágoz Es ist schon einige Jahre her seit der letzten Revision unserer Anlagestrategien, welche primär zum Ziel hatte, Mandate und Advisory Portfolios einheitlich auszurichten. Seither haben sich die Finanzmärkte drastisch verändert. Die Zinsen sind auf einem Rekordtief, und unsere Kunden fragen sich zu Recht, ob sie im aktuellen Marktumfeld mit den definierten Strategien ihr ursprüngliches Renditeziel überhaupt noch erreichen können. Kaum mehr Rendite bei Anleihen Basierend auf unseren Kapitalmarkterwartungen für die nächsten fünf Jahre erwarten wir tiefe und zum Teil sogar negative Renditen bei den Staats- und Unternehmensanleihen hoher Qualität. Wir haben deshalb unser strategisches Engagement in diesen Anlageklassen reduziert. Stattdessen nehmen wir nun hochverzinsliche Anleihen und solche von Schwellenländern in die Strategie auf, was zu einer besseren Diversifikation führt. Bereits bei der letzten Revision der Benchmarks haben wir uns entschieden, auf der festverzinslichen Seite keine Währungsrisiken einzugehen. Dies aus der klaren Überzeugung, dass Währungsrisiken im one_1_15_28-31_Thought-Leadership [pr]{DE}.indd 28 festverzinslichen Bereich nicht adäquat entschädigt werden. An dieser Überzeugung haben wir auch bei der aktuellen Überarbeitung festgehalten und deshalb hochverzinsliche Anleihen und Anleihen der Schwellenländer nur währungsgesichert in die Bench mark aufgenommen. Umgang mit Fremdwährungsrisiken Bei der Festlegung der Benchmark werden auch die Fremdwährungsrisiken angeschaut. Die Turbulenzen an den Devisenmärkten Anfang Jahr, ausgelöst durch die Aufhebung des Euro-Franken-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB), hat die Gefahr von Währungsrisiken deutlich vor Augen geführt. Dass die SNB die Währungsabsicherung auf unbestimmte Zeit übernimmt, hat sich als Trugschluss herausgestellt. Währungsrisiken stellen aus Sicht des Kunden eine bedeutende Komponente des Gesamtrisikos dar. Auf strategischer Ebene gibt es kaum empirische Evidenz dafür, dass Anleger für das Halten von Währungen mit einer systematischen Risikoprämie entschädigt werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass im Portfoliokontext Währungen auch einen 05.03.15 13:50 Strategic Asset Allocation • Banker’s Business • 29 one_1_15_28-31_Thought-Leadership [pr]{DE}.indd 29 05.03.15 13:51 30 • Banker’s Business • Strategic Asset Allocation Aus Sicht eines CHF-Investors Global Diversifikationsvorteil bieten können, weil Währungen mit gewissen Anlageklassen tief oder sogar negativ korreliert sind. So ist beispielsweise der US- Dollar häufig negativ mit der Entwicklung des Goldpreises korreliert. Bei den festverzinslichen Anlagen werden Währungsrisiken strategisch kaum adäquat entschädigt, weshalb es Sinn macht, diese zu vermeiden oder abzusichern. Etwas anders sieht die Situation bei den Aktien oder bei gewissen alternativen Anlagen aus, wo Währungen häufig eher ein Diversifikations- als ein Risikofaktor sind. Hätte man über die letzten zehn Jahre beispielsweise als CHF-Investor Rohwahren gegen den US-Dollar abgesichert, hätte das zu einer um rund 16 Prozent höheren Volatilität geführt. Leicht höherer Aktienanteil Aktien sind nach fünf Jahren Rally zwar nicht gerade billig, im Vergleich zu Bonds jedoch deutlich attraktiver. Hinzu kommt, dass die Renditen der Anleihen, unter anderem aufgrund der expansiven Geldpolitik, noch längere Zeit niedrig bleiben dürften. Beides spricht für eine leicht höhere Gewichtung von Aktien. Bei den Aktien der Schwellenländer dürften sich die Renditen jenen ihrer Pendants aus den Industrie ländern annähern. Dennoch bieten sie Diversifikationsvorteile und sollten deshalb zumindest in Rahmen ihrer Marktkapitalisierung in einem Portfolio vertreten sein. Während die Marktkapitalisierung rund zehn Prozent des globalen Aktienmarktes beträgt, sind sie in den Portfolios der meisten Kunden stark untervertreten. Gold als Teil der Rohstoffquote Da die Federal Reserve in diesem Jahr höchstwahrscheinlich mit Leitzinserhöhungen beginnen wird, könnte bei Gold eine neue Ära anbrechen. Entsprechend reduzieren wir die strategische Goldposition und bewirtschaften Gold in Zukunft taktisch. Strategisch sind wir nach wie vor in Gold positioniert, wenngleich in deutlich reduziertem Umfang, weil Gold nun Teil der allgemeinen Rohstoffquote ist. Rohstoffe werden wir aufgrund ihrer Diversifikationseigenschaften weiterhin in der strategischen Asset Allocation behalten. Langfristig erwarten wir, dass die Renditen von Rohstoffen wieder positiv werden, da die Rohstoff- und Ressourcennachfrage mit dem weltweiten Bevölkerungswachstum und dem steigenden Lebensstandard weiter zunehmen one_1_15_28-31_Thought-Leadership [pr]{DE}.indd 30 Anleihen Aktien Europa Japan Global – 68 % – 76 % – 55 % – 86 % – 64 % – 74 % 25 % 15 % 16 % – 5 % – 3 % – 14 % Hedge Funds AI – 45 % USA Aus Sicht eines EUR-Investors 6 % Gold 16 % Commodities Hedge Funds – 36 % USA Europa Japan -53 % -87 % 5 % 6 % Gold 37 % 26 % Commodities Veränderung der Vola tilität durch Absiche rung der Währungen, aus Sicht eines CHF und EUR-Investors sollte. Zudem erscheinen Rohstoffe zu den aktuellen Preisen deutlich unterbewertet, vor allem der Energiesektor. Dies schafft Anreize für eine erhöhte Nachfrage und geringere Produktion. Über einen Zeitraum von fünf Jahren sollte sich dies auch in den erwarteten Renditen widerspiegeln. 31.12.2004 – 31.12.2014 Quelle: Credit Suisse, Morningstar Häufigere Überprüfung drängt sich auf All die oben beschriebenen Anpassungen haben wir per Anfang dieses Jahres eingeführt, sowohl für die Mandate als auch für die Advisory-Portfolios. Die Definition der Anlagestrategie stellt ein ganz zentrales Element im Investmentprozess dar, denn schliesslich ist die Anlagestrategie der wichtigste Treiber für die absolute Rendite eines Portfolios. Während die strategischen Allokationen in der Vergangenheit fünf Jahre und länger Bestand hatten, drängt sich eine Überprüfung in Zukunft deutlich häufiger auf. Die häufigen Verwerfungen an den Kapitalmärkten, die erhöhte Marktvolatilität und die massiven Interventionen der Notenbanken seit Ausbruch der Finanzkrise haben dazu geführt, dass Markteinschätzungen häufiger und fundamentaler angepasst werden müssen. Entsprechend haben wir uns entschieden, unsere Benchmarks jährlich anzuschauen und, wenn nötig, zu ändern. Bedeutung der strategischen Asset Allocation Die Wichtigkeit der strategischen Vermögensauf teilung wurde mehrfach akademisch untermauert. Bereits Brinson, Hood und Beebower haben im Jahr 05.03.15 13:51 Strategic Asset Allocation • Banker’s Business • 31 1986 in einem oft zitierten Artikel gezeigt, das 90 Prozent der Varianz der Rendite durch die strategische Vermögensaufteilung erklärt werden kann. Eine weitere Studie von Ibbotson und Kaplan aus dem Jahr 2000 ist der Frage nachgegangen, welcher Anteil an der Gesamtrendite durch die Strategische Asset Allocation erklärt wird. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Rendite aller Investoren im Durchschnitt der Marktrendite entsprechen muss, was schon viel früher der Nobelpreisträger William Sharpe gezeigt hat. Das Ergebnis der Studie zeigt, dass bei den fünf Prozent der besten aktiven Portfoliomanager 14 bis18 Prozent der Gesamtrendite durch aktives Management und 82 bis 86 Prozent immer noch durch die Anlagestrategie erklärt wird. Durch eine aktive Vermögensbewirtschaftung kann also durchaus Mehrwert geschaffen werden; ausschlaggebend bleibt aber der Beitrag der Strategischen Vermögensaufteilung. Bedeutung für unsere Kunden Der Kunde muss sich mit den strategischen Gewichten der verschiedenen Anlageklassen in einem Portfolio auseinandersetzen und sich Gedanken über seine langfristigen Investitionsziele machen. Was für eine Rendite will er langfristig erreichen? Was für Risiken ist er dafür bereit einzugehen? Und ist die aktuelle Strategie darauf ausgerichtet? Sind diese Fragen beantwortet, lässt sich eine Anlagestrategie definieren, welche die gewünschten Ziele mit tiefstmöglichem Risiko erreichen sollte und damit das Diversifikationspotenzial optimal ausschöpft (siehe Box). Oft stellen wir auch fest, dass Kundenportfolios konzentrierte Allokationen in gewisse Anlageklassen aufweisen. So sind zum Beispiel einzelne Aktien, oftmals sogar nur aus dem Heimmarkt, stark überproportional vertreten. Oder das Spektrum an Anlageklassen wird bei Weitem nicht ausgeschöpft, etwa indem ein Portfolio bloss aus Aktien und Bargeld beständen besteht. Beide Beispiele zeigen eine stark eingeschränkte Diversifikation mit entsprechend hohen Klumpenrisiken. Strukturierter Anlageprozess Trotz der Bedeutung der langfristen Anlagestrategie wird oftmals zu wenig Zeit aufgewendet, um sie zu definieren. Eine interessante empirische Studie von Northern Trust aus dem Jahr 2012 hat gezeigt, dass selbst institutionelle Anleger mehr Zeit aufwenden für one_1_15_28-31_Thought-Leadership [pr]{DE}.indd 31 WAS IST EINE STRATEGISCHE ASSET ALLOCATION? Die strategische Asset Allocation (SAA) ist der erste Schritt im Anlageprozess. Dabei werden die Anlagekategorien und Sub kategorien (zum Beispiel hochverzinsliche Anleihen oder Aktien der Schwellenländer) definiert, in welche investiert werden soll; und es wird bestimmt, zu welchen Proportionen man diese Anlagen mischt, um bestimmte Anlageziele (meist Renditeziele) zu erreichen, ohne das Risikobudget oder die persönlichen Risiko toleranzen zu verletzen. Bei der Ausarbeitung der optimalen Anlagestrategie ist es wichtig, die individuelle finanzielle Situation des Kunden, zum Beispiel seine Liquiditätsbedürfnisse oder sein Anlagehorizont, zu berücksichtigen. Hinzu kommt die individuelle Risikotole ranz. Generell kann erwartet werden, langfristig eine höhere Rendite zu erreichen, wenn man bereit ist, mehr in risiko reichere Anlagen (beispielsweise Aktien oder hochverzinsliche Anleihen) zu investieren und damit mehr Risiken zu tragen. Gewisse Risiken lassen sich aber auch vermeiden, indem man ein Portfolio aus Anlagen zusammenstellt, welche untereinander möglichst tief korreliert sind, das heisst sich in den unterschiedlichen Marktphasen nicht in die gleiche Richtung bewegen. Das einfachste Beispiel sind Aktien und Anleihen: So haben beispielsweise im Krisenjahr 2008 globale Aktien 45 Prozent verloren, während Schweizerische Bundesanleihen neun Prozent an Wert gewonnen haben. die Wahl der richtigen Portfolio Manager als für die Definition der Anlagestrategie. Ähnliches sieht man bei der Diskussion der Performance: Während der Renditebeitrag von taktischen Anlageentscheiden meist sehr ausführlich diskutiert wird, stellt sich kaum jemand die Frage, welchen Beitrag die «richtige» Wahl der Anlagestrategie hat. Und auch die Auswahl der Einzeltitel wird oft ausführlicher diskutiert als die Anlagestrategie. Der erste Schritt im Anlageprozess, also die Anlagestrategie, wird häufig einfach vorausgesetzt, und man fragt sich, wie gut man gegen diese Messlatte abgeschnitten hat. Dabei ist es gerade für einen Privatinvestor eventuell wichtiger, ob er sich langfristig, sprich mit der Wahl der Anlagestrategie, richtig positioniert hat. Ob er eine Strategie gewählt hat, die es ihm erlaubt, seine Ziele ohne übermässige Risiken zu erreichen. Hier müssen wir als Vermögensverwalter die Kunden besser unterstützen, aber auch versuchen aufzuzeigen, welchen Mehrwert diese Unterstützung bringt. 05.03.15 13:51 SERVICE Eine Chance für die Jugend Rund 300 Young Talents kommen dieses Jahr auf den internen Stellenmarkt. Innovative Platzierungsmodelle und Laufbahnen sind gefragt. Text: Sabine Balmer Kunz Illustration: Lucia Pigliapochi Ging nach der Lehre direkt nach Wrocław und ist von der Stadt begeistert: Lucien Mühlebach. one_1_15_32-33_Young-Talents [pr]{DE}.indd 32 Im Sommer 2010 weitete die Credit Suisse ihr Engagement in der Grundausbildung aus, um der damals wachsenden Sorge der Schweizer um eine steigende Jugendarbeitslosigkeit Rechnung zu tragen. Stufenweise wurde der Anteil an KV- und IT-Lernenden um 25 Prozent ausgebaut. Nun schliessen diese grossen Klassen ihre Ausbildung ab. Zusammen mit den Junior-Bankern kommen dieses Jahr rund 300 Young Talents auf den internen Stellenmarkt. Bis vor der Finanzkrise sah die klassische Bank laufbahn nach der dreijährigen kaufmännischen Lehre (KV) den Einstieg in die Kundenberatung als Assistent vor. In den letzten Jahren veränderte sich die Bank jedoch fundamental. Geringere Erträge, steigende Kundenansprüche, höhere Regulierungskosten und weitere Faktoren erfordern eine höhere Qualifizierung der Kundenberater sowie Kosteneinsparungen. Diese Entwicklung hat Konsequenzen für die Platzierung der Young Talents. Der Frontbereich bleibt zwar der bei den Absolventen der Grundausbildung beliebteste Entwicklungspfad; Einstiegsmöglichkeiten finden sich durch veränderte Kundenbetreuungsmodelle heute aber vermehrt im Cash Service oder im Bereich Retail Clients. Geeignete Erststellen als Assistant Relationship Manager werden zusehends rarer. Um weiterhin genügend Möglichkeiten zur Platzierung zu finden, sind innovative Modelle und Laufbahnwege gefragt. Ein Beispiel für neue Karrierepfade innerhalb der Bank bietet die General Counsel Division. Rund 20 Lehrabgänger erhalten derzeit eine bankinterne, zweijährige Ausbildung zum Compliance Officer. Diese kann später mit einem Fachhochschulstudium in Wirtschaftsrecht ergänzt werden (siehe «one» 3.14, Seite 36). 05.03.15 13:43 Young Talents • Service • 33 «Wir betrachten die Ausbildung junger Menschen als nachhaltiges und langfristiges Engagement, das nicht mit dem Lehrabschluss endet, sondern sicherstellt, dass wir auch in Zukunft über gut ausgebildete und mit unserer Kultur vertraute Führungskräfte und Mitarbeiter verfügen. Entsprechend schaffen wir geeignete Rahmenbedingungen, die eine Anstellung und eine Weiterentwicklung nach Lehrabschluss ermöglichen.» HANS-ULRICH MEISTER, LEITER PRIVATE BANKING & WEALTH MANAGEMENT Entwicklungsmöglichkeiten im Ausland Viele Basisaufgaben der Bereiche Operations, Legal und Compliance, HR, Marketing und Communications sowie der IT wurden in das Center of Excellence in Wrocław ausgelagert. Um das dort konzentrierte Wissen auch dem Nachwuchs zugänglich zu machen, sollen einige gute Lehrabgänger die Chance bekommen, in Polen platziert zu werden. Letzten Sommer setzte erstmals ein Lehrabgänger seine Laufbahn in Polen fort. Lucien Mühlebach, so sein Name, ist begeistert von seinem Einsatz. «Ich habe ein tolles Team, das mich gut in die Arbeit eingeführt hat. Die Studentenstadt hat meine Erwartungen übertroffen. Wrocław ist lebendig, sicher und hat ein schönes Stadtzentrum. Neben 140 000 Studenten leben hier auch viele junge, gutausgebildete Ausländer aus anderen europäischen Ländern.» Zusammen mit Experienced Recruiting und dem Linienmanager in Wrocław plant das Young Talents Team Schweiz, nun weiteren interessierten Lehrabgängern diese einmalige Chance einer Arbeitserfahrung im Ausland direkt im Anschluss an die Grundbildung zu ermöglichen. Vollzeitstelle ist nicht immer das erste Ziel Doch nicht immer steht der Wunsch nach einer Festanstellung bei den Lehrabgängern im Vordergrund. Immer häufiger entscheiden sie sich unmittelbar im Anschluss an die Grundausbildung für einen Sprachaufenthalt, ein Studium an einer Fachhochschule, Höheren Fachschule oder Universität. Einige holen die Berufsmatura nach. 2014 begannen 20 Prozent der Lehrabgänger direkt nach der Ausbildung mit einer Vollzeitweiterbildung. Lehrabgänger, die ein berufsbegleitendes Studium in Angriff nehmen one_1_15_32-33_Young-Talents [pr]{DE}.indd 33 möchten, werden von der Credit Suisse finanziell meistens unterstützt. Neu sollen zudem vermehrt Teilzeitstellen angeboten werden, um sehr gute Talente, die nebenberuflich studieren möchten, zu halten und zu fördern. Aufgrund der demografischen Entwicklung besteht schweizweit mittlerweile eher ein Überangebot an Ausbildungsstellen. Die Sorge über zu wenige Ausbildungsplätze hat sich daher gelegt. Das klare Bekenntnis der Credit Suisse zum Wert der Berufslehre als Basisausbildung bleibt bestehen. Die Quote der Lernenden zum Gesamtmitarbeiterbestand soll weiterhin bei rund vier Prozent liegen. Sowohl die kaufmännische Grundbildung als auch die IT- Lehre bilden nach wie vor eine sehr gute Grundlage, die, verbunden mit Berufserfahrung und einer Weiter bildung, ausgezeichnete Entwicklungsmöglichkeiten in verschiedensten Bereichen der Bank bietet und auch internationale Laufbahnen ermöglicht. 05.03.15 13:43 34 • Service PC TIPP SEIEN SIE ANPASSUNGSFÄHIG Herausgeber Credit Suisse AG, Postfach 2, 8070 Zürich, [email protected] Redaktion Urs Schwarz (us) (Leitung), Claudia Hager (ch) (stv. Leitung), Anna von Senger (as) Redaktionssekretariat und Adressänderungen [email protected] Konzept und Gestaltung www.process-group.com Übersetzungen Credit Suisse Sprachendienst, Michael Windgassen Litho und Druck Neidhart + Schön AG, Zürich Erscheinungsweise Viermal jährlich in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache Gesamtauflage 37 630 Exemplare Verteiler Private Banking & Wealth Management Division und ganze Region Schweiz Nachbestellungen [email protected] Copyright © 2015, Credit Suisse AG Titelseite Clark A. Thompson (gross), Marco Abele Intranet csintra.net/one/de – Wie bestellen ich eine neue Gruppenmailbox oder ändere den Namen? – Wie werde ich Owner einer Gruppenmailbox? – Wie kündige ich eine bestehende Gruppenmailbox, die unnötige Kosten verursacht? – Wie ändere ich meine PID oder meine E-Mail-Adresse? – Mein Mitarbeiter ist für längere Zeit abwesend. Wie erhalte ich Zugriff auf seine Mailbox? Den meisten von Ihnen kommen diese Anpassungen sicher bekannt vor. Möchten Sie eine dieser administrativen Änderungen zeitsparend und so schnell wie möglich vom Tisch haben, so können Sie die notwendigen Schritte im «MyAccess» selbst durchführen. Suchen Sie im Intranet nach «MyAccess» und speichern Sie den Link als Favoriten ab. Öffnen Sie dann die Applikation und wählen Sie den folgenden Pfad, um die gewünschte Änderung in die Wege zu leiten: – In der linken Spalte «Anfrage erstellen» anwählen – Bei «Anwendungen» und «Myself» Häkchen setzen, anschliessend «Next» klicken – Unter «Application Name» «MyMail» eintragen, anschliessend «DE:Find» klicken – Unter Search Results «MyMail» anklicken es erscheint eine Übersicht der Anpassungsmöglichkeiten (siehe Abbildung) – Bei der gewünschten Änderung Häkchen setzen, anschliessend «DE:Ok» klicken – Die erforderlichen Angaben ausfüllen – Bestätigen Ihr Local Information Security Administrator (LISA), welchen Sie über Ihr Intranet- Active-Directory-Profil finden, kann Ihnen gegebenenfalls bei den Anpassungen weiterhelfen. Für weitere Outlook-Tipps konsultieren Sie die Endbenutzerplattform, indem Sie im Intranet das Stichwort «AskIT» eingeben. (Michaela Selg) LEXIKON FINANZREPRESSION Finanzrepression bezeichnet geldpolitische und regulatorische Massnahmen, die darauf abzielen, negative Realzinsen herbeizuführen. Dies bedeutet, dass die Nominalzinsen niedriger sind als die Inflationsrate, was Schuldner bevorzugt und Sparer bestraft. Neben sehr tiefen, teils gar negativen Leitzinsen setzten zahlreiche Zentralbanken in den vergangenen Jahren auf die sogenannte quanti tative Lockerung, also den Kauf von Anleihen, um deren Renditen künstlich tief zu halten. Regulierungen, die gewissen Finanzmarktakteuren das Halten von Staatsanleihen vorschreiben und damit die Nachfrage stützen, sind ebenfalls eine Form der Finanzrepression. In vielen Schwellenländern, mitunter in China, greift der Staat zusätzlich mit Kapitalverkehrskontrollen in die Finanzmärkte ein, um die Zinsen zu drücken. Das Ziel der Finanzrepression ist es, bei einer schwierigen Wirtschaftslage Investitionen zu fördern, indem sich Unternehmen und der Staat günstig finanzieren können. Bei einer übermässigen Verschuldung – beispielsweise nach einer Finanzkrise – trägt Finanzrepression zusätzlich dazu bei, dass sich die Schuldner dank der negativen Realzinsen schneller entschulden können. (Damian Künzi) one_1_15_34_PC-Tipp_Lexikon [pr]{DE}.indd 34 Die Bezeichnung «Credit Suisse» ist – sofern nicht anders angegeben – der globale Markenname für die von den Tochtergesellschaften und ver bundenen Unternehmen der Credit Suisse Group AG weltweit erbrachten Dienstleistungen im Investment Banking sowie Private Banking & Wealth Management. Die Credit Suisse Group AG hat ihren Sitz in Zürich. Jede Gesellschaft der Credit Suisse Group AG unterliegt eigenen aufsichtsrechtlichen Anforderungen, und bestimmte Produkte und Dienstleistungen sind möglicherweise nicht in allen Ländern oder für alle Kunden ver fügbar. Produkte oder Dienstleistungen werden nur dort angeboten, wo dies nach geltendem Recht zulässig ist. Das vorliegende Dokument wurde von der Credit Suisse Group AG und/oder ihren ver bundenen Unternehmen (nachfolgend «Credit Suisse») erstellt. Die darin geäusserten Mei nungen sind diejenigen der Credit Suisse zum Zeit punkt des Redaktionsschlusses. Aufgrund einer veränderten Sach- oder Informationslage können sie jedoch ändern. Das Dokument richtet sich an die Mitarbeitenden der Credit Suisse. Es stellt weder ein Angebot noch eine Empfehlung oder Aufforderung seitens oder im Auftrag der Credit Suisse zum Erwerb oder Verkauf von Anlage instrumenten oder zur Vornahme sonstiger Trans aktionen dar. Anleger sollten sich bewusst sein, dass Kurse sowohl steigen als auch fallen können. Aus diesem Grund ist eine positive Performance in der Vergangenheit keine Garantie für eine positive Performance in der Zukunft. Bei Fremdwährungen besteht zusätzlich das Risiko, dass die Fremdwährung gegenüber der Referenzwährung des Anlegers an Wert verliert. Die Credit Suisse lehnt jede Haftung im Zusammenhang mit den hier enthaltenen Informationen ab. Das vorliegende Dokument darf ohne die schriftliche Genehmigung der Credit Suisse weder auszugsweise noch vollständig vervielfältigt werden. Teilnahmebedingungen Mitarbeiterwettbewerbe Teilnahmeberechtigt sind sämtliche Angestellten von allen zur Credit Suisse Group gehörenden Gesellschaften. Ausgenommen sind die am Projekt beteiligten Angestellten. Die Teilnahme erfolgt ausschliesslich via E-Mail. Pro Person ist nur eine Teilnahme zulässig. Die Gewinner werden aus denjenigen Teilnehmern, die die Frage richtig beantwortet haben, per Los ermittelt und per E-Mail benachrichtigt. Ansonsten wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Eine Barauszahlung der Preise ist nicht möglich. Auf den Mitarbeiterwettbewerb ist schweizerisches Recht anwendbar. Mit der Registrierung anerkennt der Teilnehmer diese Teilnahmebedingungen. Copyright © 2015 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten. Papier: LuxoArt samt 05.03.15 13:43 Wettbewerb • Service • 35 OBEN Mitunter bediente sich Max Gubler flächiger Flecken, die an die Taches des von ihm bewunderten Paul Cézanne erinnern. Fotografie: Grosses Interieur bei Nacht, 1939, Öl auf Leinwand, Kunstmuseum Solothurn, Max Gubler-Stiftung, © Eduard, Ernst und Max Gubler-Stiftung, Zürich; Blick auf Kloster Fahr durch kahle Bäume, 1946, Öl auf Leinwand, Kunstmuseum Bern, Legat Ruth und Hans-Rudolf Kull, © Eduard, Ernst und Max Gubler-Stiftung, Zürich UNTEN Im Verlauf der Jahre wurde sein Strich zusehends freier, spontaner, reduzierter. Dem Vergessen entrissen Der Mann galt als eines der grössten Talente der Schweizer Malerei. Die Bezeichnung Genie machte gar die Runde. Dennoch geriet sein Name nach seinem Tod weitgehend in Vergessenheit. Eine vergleichbare Anerkennung, wie sie Hodler, Amiet oder die Giacomettis erfuhren, blieb ihm verwehrt. Nun, das könnte ändern … Die Rede ist von Max Gubler, 1898 als Sohn eines Dekorationsmalers in Zürich geboren. Eine Ausbildung zum Primarlehrer bricht Gubler zugunsten der künstlerischen Laufbahn ab. Er pflegt Kontakte zu den Dadaisten, lernt Else LaskerSchüler kennen, die den Berliner Kunsthändler Paul Cassirer auf ihn aufmerksam macht. Nach expressionistisch-kubistischen Anfängen wendet sich der Maler zunächst der Neuen Sachlichkeit zu. Ein mehrjähriger Aufenthalt auf Lipari bringt südliche Inspirationen. Ab 1930 hält er sich mehrheitlich in Paris und Montrouge auf; unter dem Einfluss der französischen Malerei wird sein Stil spontaner, freier. 1937 kehrt Gubler in die Heimat zurück und bezieht nahe Zürich ein Atelier. Porträts und Landschaften machen das Gros seines mittlerweile mit Einzelausstellungen geehrten Werks aus. 1957 erfährt seine künstlerische Arbeit infolge von Depressionen jedoch eine Zäsur; vier Jahr später kommt sie gänzlich zum Erliegen. 1973 stirbt Gubler in der psychiatrischen Klinik Burghölzli, in die er auf eigenen Wunsch eingetreten war. Allem Lob zum Trotz: Die von einem avantgardistischen Kunstbegriff ausgehende Kritik zeigte sich angesichts Gublers aus der Mode gekommenen, expressiv-figurativen Stils lange ratlos. Um so erfreulicher, dass seine Kunst seit Kurzem ein Comeback erlebt. Das Kunstmuseum Bern widmet Max Gubler die erste wirkliche Retrospektive, bei der auch Werke seiner letzten Schaffensperiode zu sehen sind, die bisher unter Verschluss gehalten wurden. (us) one_1_15_35_Wettbewerb [pr]{DE}.indd 35 DIE CREDIT SUISSE IST PARTNER DES KUNSTMUSEUMS BERN UND UNTERSTÜTZT DIESE NOCH BIS AM 2. AUGUST LAUFENDE AUSSTELLUNG. «ONE» VERLOST FÜNF KATALOGE. UNSERE FRAGE: 1932 erhielt das Kunsthaus Zürich ein Gubler-Gemälde (Werkkatalog Nr. 349) geschenkt. Von wem? Die Antwort schreiben Sie in die Betreffzeile Ihrer E-Mail bis spätestens 30. April an: [email protected] Max Gubler www.maxgubler.ch Kunstmuseum Bern www.kunstmuseumbern.ch 05.03.15 13:45 ARTS AND LEISURE Auf den Brettern, die die Welt bedeuten Will der Konkurrenz nichts schenken: Nicole Czekalla. one_1_15_36-39_Reportage [pr]{DE}.indd 36 05.03.15 13:45 Interbancario Europeo • Arts and Leisure • 37 Text: Urs Schwarz Fotografie: Christoph Hasibeder, Barbara Stalder Interessenten melden sich bei [email protected] Credit Suisse Skiteam www.cs-skiteam.ch Interbancario Europeo www.skimeetinginterbancario.org one_1_15_36-39_Reportage [pr]{DE}.indd 37 Über 1200 Personen schnallten sich Anfang Februar an den 55. «olympischen Winterspielen» der Bankangestellten, besser bekannt als Interbancario, im italienischen Kronplatz (Südtirol) Bretter an die Füsse. Darunter natürlich auch die Skicracks der Credit Suisse. In den alpinen Disziplinen konnten die Protagonisten der Credit Suisse insgesamt sechsmal auf das Podest steigen, leider nie zuoberst. Praktisch allen gelang es jedoch, wertvolle Kategorien-Punkte zu holen. Das ergab – 13 Kategorien berücksichtigt – den hervorragenden vierten Platz von 114 Banken. Fast noch besser lief es den Langläufern im Antholzertal. In den Einzelrennen holten sie sich drei Podestplätze, in der Gruppe nochmals zwei. Die Staffel am 6. Februar war an Dramatik kaum mehr zu überbieten. Startläufer Antti Peltonen übergab als Zweiter an Sascha Janutin. Dieser setzte sich an die Spitze und schickte Thomas Wagenführ auf die Schlussrunde. Wagenführ konnte die Führung halten und lief mit nur vier Sekunden Vorsprung als Sieger ein. Das Team der Credit Suisse gewann nach 38 Jahren zum zweiten Mal die Staffel. Im Bankenranking über neun Kategorien schaute für die Langläufer der sechste Rang heraus. Insgesamt – Alpin und Langlauf zusammengenommen – belegte die Credit Suisse den dritten Gesamtrang. 05.03.15 13:45 38 • Arts and Leisure • Interbancario Europeo 1 2 3 one_1_15_36-39_Reportage [pr]{DE}.indd 38 05.03.15 13:45 Interbancario Europeo • Arts and Leisure • 39 1 Die Skifahrer der Credit Suisse gerieten in Kronplatz buchstäblich aus dem Häuschen. 2 Auf Seite 36 noch im Einsatz, hier mit Mark Friis: Nicole Czekalla. 3 Sascha Janutin (Nr.99), Antti Peltonen (in Grün), Nicola Bietenholz (in Schwarz mit grüner Kappe) und Claude Koster (Nr.107) am Start der Langlaufstrecke. 4 Ein Mann will nach unten: Thomas Lang. 5 Paulina Golemo, Manuela Stolz, Barbara Stalder und Nicole Czekalla (von links). 6/7 Mal stehend, mal schiessend: Manuela Stolz. 8 Das gesamte Team der Credit Suisse. 4 5 6 7 8 one_1_15_36-39_Reportage [pr]{DE}.indd 39 05.03.15 13:46 40 • Arts and Leisure • Vertikale one_1_15_40-42_Vertikale [N+S]{DE}.indd 40 05.03.15 13:46 one_1_15_40-42_Vertikale [N+S]{DE}.indd 41 Drehen wir die Uhr zurück aufs Jahr 2005: Papst Johannes Paul II. starb, YouTube nahm den Betrieb auf, die amerikanische Golfküste wurde durch den Hurrikan Katrina verwüstet und der Prozess gegen Saddam Hussein begann. Clark A. Thompson, Business Architect und Leiter IT-Strategie aus New York, arbeitete damals bei einer führenden Beratungsfirma und verbrachte den grössten Teil des Jahres bei einem Kunden in London – und entdeckte dort seine Vorliebe für britischen Apfelwein (englisch: Cider). «Er ist anders als amerikanischer Apfelwein», sagt Thompson, der seit vier Jahren bei der Credit Suisse tätig ist. «Zudem ist die Vielfalt grösser.» Britischer Cider zeichne sich durch seinen fruchtigen Geschmack und sein starkes Aroma aus und sei tendenziell trockener als amerikanischer. «Die Bars in den Staaten servierten damals nur wenige, kommerziell hergestellte Cider-Marken», erklärt Thompson. «Sie verblassen im Vergleich mit den britischen Apfelweinen. Die amerikanischen sind in der Regel zu lieblich, wie Limonade – und, ganz ehrlich, sie haben einfach keinen Charakter.» Text: Aaron Schnore Fotografie: Steffen Thalemann ÜBER MICH Name Clark A. Thompson Business Area IT Strategy New York Funktion Business Architect & Leiter IT-Strategie Ort New York Bei der Credit Suisse seit 2010 Hobbys Apfelwein herstellen, Wandern, Fischen, Tontaubenschiessen, Classic Cars, Fotografie, Hundetraining Nationalität Amerikaner Ein Mangel an Charakter! Das war es, was Clark A. Thompson am amerikanischen Apfelwein missfiel. Also begann er, seinen eigenen herzustellen. The Amazing Cider Man Vertikale • Arts and Leisure • 41 05.03.15 13:46 one_1_15_40-42_Vertikale [N+S]{DE}.indd 42 Mit lokaler Note Eine Eigenschaft die Thompson bei Cider besonders schätzt, ist Trockenheit. «Anfangs habe ich Apfelwein Körper und Seele Woran erkennt man den perfekten Apfelwein? «Man weiss es, wenn man ihn sieht, wenn man ihn riecht und natürlich, wenn man ihn kostet.» Thompson giesst sich ein Glas ein, hält es gegen das Licht und lobt die durchsichtige, hellgoldene, moussierende Farbe. Er hebt das Glas an die Nase und atmet tief ein. Der intensive fruchtige Duft der diesjährigen Produktion hat es ihm angetan – umwerfend, aber nicht umhauend. Thompson nippt und man sieht ihm an, wie köstlich das Nass schmeckt. Er strahlt vor Stolz: «Diese Charge ist ein Gedicht. Perfekt gealtert. Mit einem starken, fruchtigen Geschmack, dabei aber trocken wie ein guter Prosecco.» Thompson lobt auch den «mittleren Körper – nicht zu schwer, aber auch nicht wässrig». Und erst dieses Bukett! «Man schmeckt viel mehr als nur Äpfel», schwärmt er und verkostet geniesserisch einen weiteren Schluck wie ein altgedienter Sommelier. «Erdig, mit einem Hauch von Kräutern. Ungewöhnlich – im positiven Sinne.» Der grosse Durst Angetrieben von einem immensen Durst nach Wissen (und besserem Cider), recherchierte Thompson im Internet und stellte fest, dass es ziemlich einfach ist, Cider selbst herzustellen. «Ich arbeite in New York», erklärt Thompson. «Aber ich wohne in Philadelphia, glücklicherweise in unmittelbarer Nähe mehrerer grosser Obstgärten.» Im Herbst 2005 begann er damit, sich das Apfelweinhandwerk anzueignen, ein Handwerk, das er über die Jahre kultiviert hat. «Der Zyklus ist saisonal», erläutert Thompson. «In der Regel stelle ich im Oktober oder November einige Gallonen her, und ab Juni beginnen wir zu trinken.» Einige Apfelweine seien zwar zwei Jahre oder länger haltbar, doch Thompson gibt zu, dass seine jährliche Ausbeute durch die tatkräftige Mithilfe von Freunden und Familie in der Regel bereits bei Ferienbeginn aufgebraucht ist (genau wenn der neue Zyklus beginnt). Eines Tages vielleicht Würde es Thompson reizen, sein Produkt in grösserem Stil zu vertreiben? «Nicht nur Besitzer von Bars und Restaurants der Luxusklasse, auch Wein- und Bierkenner haben mir schon gesagt, dass sie meinen Apfelwein sehr schätzen», sagt Thompson. «Wenn ich in Rente gehe, werde ich meine Passion vielleicht professionalisieren und eine Mikromarke kreieren, hergestellt, der zu süss war – wie die kommerziellen Marken – und darum im Abguss landete», gesteht Thompson lachend. Wie erreicht er den optimalen Grad an Trockenheit? «Die Zeit ist der wichtigste Faktor. Apfelwein wird mit dem Alter immer trockener. Neulingen auf dem Gebiet der Ciderherstellung sage ich immer: ‹Übt euch in Geduld.› Der Grad der Trockenheit hängt auch davon ab, wie aktiv die Hefe während der zweiten Runde der Fermentation den Restalkohol in Zucker umgewandelt hat.» Am wichtigsten sei es aber, Äpfel aus der Region zu verwenden. Vor einiger Zeit habe er eine kanadische Studie über Apfelwein gelesen, erinnert sich Thompson. «Sie kommt zum Schluss, dass die Umgebungshefe von Äpfeln aus der Region im Vergleich zur kommerziellen Weinhefe den in Bezug auf Farbe, Körper, Trockenheit, Aroma und Geschmack besten Apfelwein hervorbringt. Deshalb verwende ich Äpfel aus der Region und führe keine Hefe von aussen zu. Ich lasse die Äpfel ihr eigenes Ding machen.» Thompson trinkt nach wie vor noch gerne englischen Cider. Er stellt aber fest, dass «auch in den USA plötzlich überall interessante und spezielle Mikro brands in Bars und Geschäften auftauchen – auch in Philadelphia». Obschon eine Ciderrenaissance stattfindet (wie zuvor die Renaissance der kleinen Bierbrauereien), hat Thompson nicht die Absicht, seinen eigenen Produktionsbetrieb einzustellen. Er findet sein Hobby entspannend und es macht ihm Spass. Er geniesst jede Phase des Prozesses – die Apfel ernte, wenn sich das Laub verfärbt, die Fermentierung des Rohapfelweins im eigenen Keller, das Abfüllen in Flaschen und anschliessend die Alterung während des Winters und Frühlings. einem Krankenhaus gearbeitet hat, weiss ich aus erster Hand, wie der Missbrauch von Alkohol Leben zerstören kann», so Thompson. «Mässiger und verantwortungsbewusster Konsum von Alkohol – einschliesslich Apfelwein – ist für die meisten Menschen dagegen eine der kleinen Freuden des Lebens.» Für Thompson ist eine kreative Tätigkeit auch als Ausgleich für die langen Arbeitszeiten und den hohen Leistungsdruck im Arbeitsumfeld einer globalen Bank wichtig. Im Sommer, wenn die Sonne vom Himmel brennt und die Temperaturen auf über 35 °C klettern, freut er sich jedes Mal darauf, sich ein Glas eiskalten, zischenden Apfelwein einzugiessen und es auf seiner Veranda zu geniessen. «Ich würde die Herstellung von Apfelwein als Hobby empfehlen», sagt er. «Sie ist nicht teuer, sie macht Spass, man lernt dabei Geduld und wenn man es richtig macht, kann man als Lohn für seine Mühen ein köstliches Getränk geniessen.» CLARK A. THOMPSON «Wenn ich in Rente gehe, werde ich meine Passion für Cider vielleicht professionalisieren.» um meinen Cider in der Region zu vertreiben oder an Wettbewerben teilzunehmen. Aber im Augenblick geniesse ich es, ihn mit meinen Gästen zu Hause zu teilen.» Apfelwein eigne sich zudem auch bestens als Geschenk, denn er sei einzigartig und habe eine persönliche Note. Thompson ist sich bewusst, dass nicht jeder seinen Apfelwein trinken kann oder sollte – immerhin enthält er Alkohol. «Da meine Schwester mehrere Jahre lang als Beraterin für Drogen- und Alkoholmissbrauch in 42 • Arts and Leisure • Vertikale 05.03.15 13:46 Like.Don’t Like • Arts and Leisure • 43 Teamwork Hohe Luftfeuchtigkeit Pouletflügel Zum Zahnarzt gehen Grüntee Am Strand in der Sonne lesen, dem Meeresrauschen zuhören Freiwilligenarbeit Wandern mit Freunden Den ganzen Tag im Museum verbringen Laufen; mit dem Ziel, zehn Kilometer in weniger als einer Stunde zu schaffen Sonntags in Öl malen Impressionismus, besonders Bilder von Monet und van Gogh Reisen in aufregende Länder Autofahren Computer oder andere technische Geräte reparieren Coleslaw Im Schnee stolpern Dünne Hotelkissen Zu dick aufgetragenes Make-up Black Pudding Thriller, besonders aus Japan oder Thailand Rote Rosen Peanut Butter Cups Achterbahnfahrten Die Fernsehserie «The West Wing» Kreatives und innovatives Design, etwa von Leica, M. Stéphane und Sarcar Bastelarbeiten wie Scrapbooking und handgemachte Karten Junge Kokosnüsse Happy Hour mit Kollegen nach einer Woche harter Arbeit Macarons zum Dessert Neue Restaurants ausprobieren Rosé-Champagner Cupcakes und Kekse backen Erinnerungen an meine Grosseltern Eiertörtchen (traditionelles Gebäck aus Hongkong) Weisse Pfingstrosen ÜBER MICH Name Vivian Chiu Business Area Marketing PB&WM Central APAC Funktion Marketingspezialistin Ort Hongkong Bei der Credit Suisse seit 2010 Hobbys Malen, Laufen, Reisen Nationalität Chinesin Aufgezeichnet von: Urs Schwarz Fotografie: Grischa Rüschendorf one_1_15_43_Like-Dont-Like [N+S]{DE}.indd 43 05.03.15 13:54 44 • Arts and Leisure • Mitarbeiterporträt Spiel ohne Grenzen Rosaria Cadei, Cash Service Locarno, belegte mit ihrem Team den vierten Platz an der Boccia-Weltmeisterschaft 2014 in Kaihua in der ostchinesischen Provinz Zhejiang. Warum sie dabei zwei Kilo verlor und sich wie ein VIP fühlte. Text: Anna von Senger Fotografie: Herbert Zimmermann, Schweizerischer Boccia-Verband ÜBER MICH Name Rosaria Cadei Business Area P&WM Clients CH Funktion Cash Service Ort Locarno Bei der Credit Suisse seit 1992 Hobbys Kochen Nationalität Schweizerin One_1_15_44-45_MA-Portrait [pr]{DE}.indd 44 Samstagnachmittag, irgendwo in Italien auf einer kleinen Piazza, unter den Platanen eine Gruppe von Herren mit grauen Schläfen. Man kennt und trifft sich hier schon seit Jahrzehnten, um die Kugel so nahe wie möglich an den Pallino, die Setzkugel, zu werfen. So oder ähnlich sieht der Film aus, der vor unserem inneren Auge läuft, wenn wir das Wort Boccia hören. Aber Boccia und China? Das klingt etwa so gegensätzlich wie Chopsuey und Italien. «Das stimmt überhaupt nicht», korrigiert Rosaria Cadei vom Cash Service Locarno sofort, «seit fünf, sechs Jahren dominieren die Chinesen international den Sport, zusammen mit den Südamerikanern». So auch im September 2014 an der Weltmeisterschaft in Kaihua. «Es war eindrücklich zu sehen, wie präzise und dis zipliniert die Chinesen diesen Sport betreiben», erzählt sie weiter. Die Halle sei während der WM voll gewesen, das Publikumsinteresse im Reich der Mitte riesig. Cadei: «Boccia scheint in China richtig in zu sein. Vielleicht hat dies auch mit chinesischer Disziplin zu tun. Egal, was sie anpacken, sie möchten es perfekt machen.» So oder so: Die Tessinerin fühlte sich 05.03.15 13:46 Mitarbeiterporträt • Arts and Leisure • 45 wohl in Kaihua – die WM sei «super organisiert» gewesen, es herrschte angenehmes Klima und freundliche Menschen umgaben sie – sogar eine Dolmetscherin wurde zur Verfügung gestellt. Mit dabei waren ihre drei Teamkolleginnen, zwei Coaches und der Präsident des Schweizerischen Boccia-Verbandes Claudio Knecht vom P&WM Clients in Losone. Einmal wollte ein kleiner Bub aus dem Publikum sogar ein Autogramm: «Ich kam mir vor wie ein VIP!», freut sie sich. Doch etwas bereitete der Tessinerin, die zum ersten Mal ausserhalb von Europa war, grosse Mühe: «Das spezielle Essen. Ich konnte nur Poulet und Reis essen und habe in den zehn Tagen zwei Kilo abgenommen», sagt die ohnehin gertenschlanke Brünette. Von der Ersatzbank an die WM Die Zwangsdiät verdankt sie einer schicksalhaften Fügung, denn die Sportlerin wäre um ein Haar zu Hause geblieben: Erst als sich ein Teammitglied eine Muskelverletzung zuzog, rückte sie als Ersatzspielerin nach. Das war drei Wochen vor den Spielen. Alles musste dann schnell gehen und umdisponiert werden, so auch der Dienstplan beim Cash Service Locarno. «Aber die ganze Abteilung hat zu mir gehalten und mir diese zehntägige Reise ermöglicht», freut sich Cadei. Wie lässt sich dieses Hobby überhaupt mit dem Arbeitsalltag im Vollzeitpensum verbinden? «Sehr gut», meint die Boccia-Spielerin, die schon seit 1992 bei der Credit Suisse arbeitet, denn das Training wie auch die Turniere fänden immer abends statt und dies nur einmal in der Woche. «Das einzige Problem ist der Stau auf dem Weg nach Chiasso, wo trainiert wird», hält sie fest. Männer zu siegen», meint die Sportlerin lachend. Ihre Pokale aus der nunmehr 30-jährigen Boccia-Karriere können sich absolut sehen lassen. Die letzten Erfolge im Jahre 2014: zweiter Platz an der Schweizer Meisterschaft und einem gesamtschweizerischen Turnier, in der nationalen Rangliste figuriert sie auf dem vierten Platz. Aufhören ist kein Thema «Heute kann ich kann mir die Turniere aussuchen, an denen ich teilnehmen will», erklärt Cadei. Es gebe zwar keine Altersbegrenzung nach oben, es sei aber wichtig, dem interessierten Nachwuchs Platz zu machen. Da Boccia allerdings nicht gerade «der beliebteste Sport bei der Jugend» sei, ist Aufhören für die 53- Jährige momentan kein Thema: «Vor einem Jahr hat eine 68- Jährige an den Europameisterschaften gewonnen. Wenn ich fit bleibe, kann ich es mir es gut vorstellen, bis ins hohe Alter weiter zu machen.» Rosaria Cadei hat also noch viel Zeit, um an Turnieren und Wettkämpfen abzuräumen, bevor sie samstags unter Platanen eine ruhige Kugel schieben wird. Europäischer Bocciaverband www.eba-online.eu OBEN Konzentriert und zielgerichtet: Rosaria Cadei beim Wurf an der Boccia-WM in Kaihua, Ostchina. UNTEN Eine für alle, alle für eine: Cadei mit ihren Teamkolleginnen. Das Boccia-Gen Auf diesen Sport sei sie vor knapp 30 Jahren aus purem Zufall gekommen. Obschon sowohl ihr Vater wie auch Grossvater leidenschaftlich Boccia spielten, habe sie sich nie sonderlich dafür interessiert. Als ein Freund die junge Frau darum bat, an einem Turnier mitzuspielen, habe sie nur widerwillig zugesagt, aber immerhin einmal geübt. «Dann gewann ich den dritten Platz», erzählt das Naturtalent, «und bin seitdem dabei.» Boccia kann alleine, zu zweit oder zu dritt gespielt werden. Am liebsten spielt Cadei aber im Zweierteam mit ihrem Mann, der ebenfalls seit 30 Jahren dabei ist, «denn die Zweierkonstellation ist das Schwierigste.» Man muss sich spüren können und die Chemie zwischen den Partnern sollte stimmen, um die gleiche Strategie ohne viel Worte verfolgen zu können. «Ein Blick muss da genügen», weiss sie genau. Geschlechterkampf Normalerweise kämpfen die Boccia-Spieler geschlechtergetrennt, es wurde jedoch aus akutem Frauenmangel eine neue Regel eingeführt: Damen dürfen bei den Herren mitspielen, umgekehrt jedoch nicht. «Es ist natürlich eine grosse Befriedigung, über One_1_15_44-45_MA-Portrait [pr]{DE}.indd 45 05.03.15 13:46 46 • Arts and Leisure • My Town St. Gallen Aufgezeichnet von: Anna von Senger ÜBER MICH Name Anita Kluser Business Area Corporate & Institutional Clients Funktion Assistenz Ort St. Gallen Bei der Credit Suisse seit 1983 Hobbys Segeln, Skifahren Nationalität Schweizerin Welches Kunstwerk widerspiegelt die Seele St. Gallens exemplarisch? Das bronzene Denkmal von Joachim Vadian beim Marktplatz. Er wurde 1484 in die einflussreiche St. Galler Familie von Watt hineingeboren, studierte und lehrte Naturwissenschaften an der Universität Wien. Zurück in seiner Heimatstadt bemühte sich der Gelehrte um die Förderung des Humanismus und schloss sich bald an die Reformationsbewegung an. 1526 wurde er zum Bürgermeister der Stadt gewählt und führte in den folgenden Jahren die Reformation durch, insbesondere auch im Kloster St. Gallen. Dadurch genoss er grosses Ansehen im deutschsprachigen Raum und wurde für sein diplomatisches Geschick geschätzt. 1551 starb Vadian. Fotografie: Prisma: Heeb Christian, Helmut Meyer zur Capellen/imageBROKER, schweizfotos.com: Michael Sengers, Maurus Hofer, Praliné Scherrer, Restaurant Neubad, Textilmuseum St. Gallen Hier gehts um d Was muss man in St. Gallen unbedingt essen? Die St. Galler Bratwurst: eine zarte und doch knusprige Haut, bestes Kalbfleisch und eine verführerische Mischung aus speziellen Gewürzen. Schon 1438 beschrieb die Metzgerzunft, wie sie herzustellen sei, und heutzutage gibt es sie immer noch, in drei verschiedenen Grössen. Die kleine St. Galler Bratwurst wiegt 120 Gramm und wird am traditionellen «Kinderfest» an die jüngeren Teilnehmenden abgegeben. Die OLMA- Bratwurst ist mit 160 Gramm die richtige Portion für den normalen Hunger. Die grösste aller St. Galler Bratwürste bringt übrigens stolze 230 Gramm auf die Waage. Echte St. Galler geniessen ihre Bratwurst mit einem Bürli, dem Schweizer Brötchen mit der dunklen, knusprigen Kruste, aber bitte ohne Senf. Und welches Souvenir sollte man aus St. Gallen mitbringen? Den St. Galler Biber, unser Honiggebäck mit Mandel massenfüllung, wenn auch dieses essbare Souvenir nicht für die Ewigkeit gedacht ist. Mehl, Zucker und eben Honig und Mandeln bilden die Hauptbestandteile des Bibers. Anis, Koriander, Nelken, Kardamom, Fenchel, Pfeffer und andere kräftige Gewürze gehören dazu. Die perfekte Mischung ist ein Geheimnis, welches die einheimischen Confiseure von Generation zu Generation überliefern. one_1_15_46-47_MyTown [pr]{DE}.indd 46 05.03.15 13:48 My Town • Arts and Leisure • 47 Fotografie: Prisma: Heeb Christian, Helmut Meyer zur Capellen/imageBROKER, schweizfotos.com: Michael Sengers, Maurus Hofer, Praliné Scherrer, Restaurant Neubad, Textilmuseum St. Gallen m die Wurst 1 DER ST. GALLER STIFTSBEZIRK Seit 1983 gehört die Kathedrale samt Bibliothek zum UNESCO -Weltkulturerbe http://stiftsbezirk-sg.ch 1 2 DIE ALTSTADTHÄUSER MIT IHREN KUNSTVOLL VERZIERTEN ERKERN Diese erinnern an die Reisen der Textil kaufleute während der Hochblüte des St. Galler Stickereigewerbes 2 3 4 3 ERSTSTOCKBEIZLI, Z.B. RESTAURANT NEUBAD Aufgrund der besseren Lichtverhältnisse wurden die auf Holzpfählen errichteten Gasthäuser im Mittelalter in den ersten Stock verlegt http://restaurant-neubad.ch 4 NAHERHOLUNGS GEBIET «DREI WEIEREN » Künstliche Weiher aus dem 17. Jahrhundert mit Jugendstil-Badehäusern und einem tollen Blick bis auf den Bodensee www.badi-info.ch/sg/ dreilinden.html 5 PRALINÉ SCHERRER Die erste Adresse, wenn es um Pralinés oder St. Galler Biber (siehe links) geht www.praline-scherrer.ch 5 one_1_15_46-47_MyTown [pr]{DE}.indd 47 05.03.15 13:48 48 • Arts and Leisure • Sieben Fragen Interview: Urs Schwarz Fotografie: Emmanuel Fradin «Manchmal lernt man auf die harte Tour» ÜBER MICH Name Eric M. Elbaz Business Area Investment Banking Securities Funktion Leiter Fixed Income France Belgium Luxembourg Ort Paris Bei der Credit Suisse seit Juni 2001 Hobbys Laufen, Kino Nationalität Franzose one_1_15_48_Seven-questions [N+S]{DE}.indd 48 Was war als Kind Ihr Traumberuf? Ich wollte gerne Chirurg werden und an Gesundheitslösungen arbeiten. Heute arbeite ich an Banklösungen … Nur ein Wort daneben. Weshalb ist «Schindlers Liste» Ihr Lieblingsfilm? Weil er zeigt, wie Stresssituationen und schwierige Zeiten die wahre Natur des Menschen zum Vorschein bringen können – im Bösen, aber auch im Guten. Was inspiriert Sie? Ein Zitat von Bill Gates, der uns daran erinnert, dass wir stets kompetitiv und ehrgeizig bleiben müssen: «Erfolg ist ein miserabler Lehrer. Er verleitet kluge Menschen zur Ansicht, sie könnten nicht verlieren.» Mit wem würden Sie einen Monat lang tauschen? Mit Steven Spielberg. Ich habe viele Storyideen für neue Filme, die ich dann alle mit seinem Team teilen könnte. Angenommen, Sie müssten Werbung für Ihre eigene Person machen. Wie lautet der Slogan? Salehouse Rock! Welches war Ihr prominentester Auftritt? Ich habe es geschafft, einen CEO zum Abschluss einer grossen Transaktion zu bewegen, während wir alleine im Fitnessstudio trainierten. Später erzählte er mir, er habe zuvor noch nie eine Transaktion unter solchen Umständen abgeschlossen. Nun, ich auch nicht. Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient? Ich habe auf der Strasse Flugblätter für das Geschäft eines Cousins verteilt, um neue Kunden anzuwerben. Manchmal lernt man eben auf die harte Tour. 05.03.15 13:47
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