Berufsporträt Geomatiker/-in EFZ «Unser wichtigstes Arbeitsinstrument ist das Tachymeter» Nuria Bürki vermisst Gelände, Gebäude, Wege und andere Objekte und überträgt deren Lage und Masse in den Plan für das Grundbuch. Die junge Frau lernt Geomatikerin – ein Beruf, der mathematisches Flair und räum liches Vorstellungsvermögen verlangt. kenntnisse dienen der Raum- und der Bauplanung. In der Kartografie werden topografische und thematische Karten gezeichnet. In den ersten zwei Lehrjahren ist die schulische Ausbildung aber für die Lernenden aller Fachrichtungen identisch. Sie vermessen Landschaften und Objek te. Wie gehen Sie vor? Unser wichtigstes Arbeitsinstrument ist das Tachymeter, ein Messgerät, das wir anhand von Lagefixpunkten im Gelände positionie ren. Mithilfe eines Reflektors definieren wir weitere Punkte im Gelände und messen die Strecken zwischen Tachymeter und Reflektor sowie die Winkel zwischen den Strecken. So können wir die Lage eines Objekts wie auch dessen Masse präzise berechnen. Diese Informationen übertragen wir in die Pläne. In der Grundstückdatenbank tragen wir Flächen ein, verzeichnen Grenzänderungen, erstellen Messurkunden usw. Klingt nach viel Mathematik und Geo metrie. Wie wichtig sind entsprechende Kenntnisse in Ihrem Beruf? Sehr wichtig. In der Berufsfachschule be fassen wir uns viel mit Planimetrie und mit Trigonometrie – beides sind Teilge biete der Geometrie. Bei der Planimetrie geht es um die Berechnung von Flächen inhalten, bei der Trigonometrie um die Berechnung von Dreiecken. Weil wir unsere Vermessungen auf Pläne und Karten übertragen, sind auch gutes räumliches Vor stellungsvermögen und Freude am Umgang mit dem Computer wichtig. «Ich habe den für mich richtigen Beruf gefunden»: Nuria Bürki, Geomatikerin im 4. Lehrjahr. Rolf Marti Frau Bürki, was macht eine Geomatikerin? Sie erfasst und visualisiert raumbezogene Informationen. Die berufliche Grundbildung wird in drei Schwerpunkten angeboten. Ich absolviere meine Lehre im Schwerpunkt «Amtliche Vermessung». Unser Büro vermisst im Auftrag von Gemeinden Grundstücke, Gebäude, Strassen, Mauern usw. Wie heissen die beiden anderen Schwer punkte? Geoinformatik und Kartografie. In der Geoinformatik werden geografische Daten mit Informatikprogrammen analysiert. Die Er- Welche anderen Kompetenzen sind ge fragt? Man sollte gerne im Freien arbeiten. Pro Woche bin ich rund zwei Tage unterwegs, um Vermessungen vorzunehmen, drei Tage arbeite ich im Büro. Wichtig ist auch Freude am Kontakt mit Kundinnen und Kunden. Viele Grund- und Hauseigentümer kommen zu uns, weil sie einen Plan brauchen, bei anderen müssen wir auf ihrem Grundstück Vermessungen vornehmen – nicht alle freuen sich darüber. Aber mit etwas Diplomatie geht es meistens. Wie sind Sie auf Ihren Beruf gestossen? Mein Grossvater – den ich leider nicht persönlich gekannt habe – war Chef eines Geometerbüros. Meine Mutter erzählte mir davon. Das weckte meine Neugier. Nach der Schnupperlehre war für mich klar, dass dies mein Beruf werden sollte. Was gefällt Ihnen daran? Vieles – speziell die Abwechslung. Jedes Objekt ist anders und stellt eine neue Heraus forderung dar. Spannend finde ich auch, dass wir ein Bauwerk von der Planung bis zur Fertigstellung begleiten können. Immer wieder müssen wir Vermessungen vornehmen. Am liebsten bearbeite ich aber Grenzänderungen. Da ist sogar ein bisschen handwerkliches Geschick gefragt. Wir heben die Löcher aus und setzen die Grenzsteine … (schmunzelt). Was gefällt Ihnen weniger am Beruf? Wenn sich Eigentümer darüber beschweren, dass die Vermessungen kosten bzw. dass sie zu viel kosten. Sie sehen nur, dass wir eine Stunde vor Ort vermessen. Was sie nicht sehen: Die Arbeit geht im Büro weiter. Aber ansonsten …? Ich habe den für mich richtigen Beruf gefunden. Sie beenden Ihre Ausbildung im Sommer. Finden Geomatikerinnen und Geo matiker Arbeit? Ja. Man muss aber auch sagen, dass sich viele weiterbilden und den Beruf wechseln. Beliebt sind nebst dem Studiengang als Geomatikingenieur/-in auch Fachge biete wie Informatik, Bauengineering oder Raumplanung. Welche beruflichen Pläne haben Sie? Ich möchte zuerst Praxiserfahrung sammeln und freue mich, dass ich nach Lehr abschluss in meinem Lehrbetrieb – der Dütschler und Naegeli AG in Thun – bleiben kann. Vielleicht absolviere ich später die höhere Fachprüfung als Geo matiktechnikerin. [email protected] Geomatiker/-in EFZ Die berufliche Grundbildung als Geomatiker/-in dauert vier Jahre und wird mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) abgeschlossen. Sie wird in den drei Schwerpunkten «Amtliche Vermessung», «Geoinformatik» und «Kartografie» angeboten. Die Berufsfachschule besuchen die Lernenden in Zürich, der Unterricht erfolgt im Rahmen von zehnwöchigen Blockkursen pro Jahr. Nach Abschluss der Lehre können Geomatiker/-innen berufsspezifische Weiterbildungen im Rahmen der höheren Berufsbildung oder auf Stufe Fachhochschule (Voraussetzung Berufsmaturität) absolvieren. Weitere Informationen: www.berufsberatung.ch › Berufe und Ausbildungen Offene Lehrstellen: www.erz.be.ch/ lehrstelle «espace einsteiger» ist eine Dienstleistung der Espace Media AG und des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes des Kantons Bern und wird in Zusammenarbeit mit folgenden Partnern realisiert: BEKB | BCBE (www.bekb.ch) • Die Schweizerische Post, Berufsbildung (www.post.ch/lehrstellen oder 0848 85 8000) • Berufsbildung Bundesverwaltung (www.epa.admin.ch/dienstleistungen/lehrstellenangebote) • Meyer Burger AG (www.meyerburger.com)
© Copyright 2024 ExpyDoc