Beitrag - Romanow GmbH Malerwerkstatt

05/2012
Die Malerzeitschrift 05/2012
Wissen wie’s geht –
wissen was kommt

Leben in der Zukunft
Wohnungen
im Wandel
Umbauen oder
umnutzen: Wo liegt
der Bedarf Ihrer
Kunden?

MAPPE Technik
Brandschutzbeschichtung
Wie Sie Baustoffe
vorbeugend gegen
Einwirkung von
Feuer beschichten

Putzschäden
Putzoberflächen
Die häufigsten
Schadensfälle und
wie Sie diese beheben können
Vom Zauber der
Zukunft
Innovative Ideen und intelligente Beschichtungsstoffe revolutionieren die Farb- und Lackwelt
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je höher die Schichtdicke der Beschichtung ist, umso
höher ist im Brandfall die Isolier- und Schutzwirkung für den Untergrund. Für die jeweils geforderte
Schutzwirkung ist die Mindestschichtdicke des
Materialauftrags einzuhalten und zu kontrollieren
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In einer Stadtwohnung: Nach einem Wanddurchbruch werden Stahlträger eingebaut und beschichtet, um die geänderten baustatischen Anforderungen zu erfüllen
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Funktionsprinzip: Im Brandversuch verlangsamt der Schaum
die Aufheizung des Untergrunds.
Je feinporiger der Schaum, um so
besser ist die Isolierwirkung
Feuerwiderstandsklassen Stahl gehört als nicht
jede Sekunde. Je langsamer sich
brennbarer Baustoff nach DIN 4102 zur Klasse A1. Das Pro-
ein Brand ausbreitet und die
blem ist, dass Stahlbauteile bei Temperaturen über ca.
qualifiziert ausführen
Î BRANDSCHUTZBESCHICHTUNGEN Brände gefährden Menschenleben und verur-
sachen jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe. Wir zeigen Ihnen, wie Sie vorbeugenden
Brandschutz mit Beschichtungen ausführen und Ihre Angebotspalette um eine
spezialisierte Dienstleistung erweitern können.
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Tragfähigkeit von Bauteilen schwächt, umso mehr Zeit bleibt
500 °
C schnell ihre statische Festigkeit verlieren und einkni-
für die Rettung von Menschen. Der Gesetzgeber hat festge-
cken ‒ bereits ab einer Branddauer von ca. 15 Minuten. Im
legt, dass primärer Brandschutz in erster Linie Personenschutz
Vergleich dazu verbrennt Holz (z. B. tragende Holzbalken)
ist. Der Schutz von Gebäuden und Sachwerten wird als sekun-
bei hohen Temperaturen nur ca. 1,5 cm je Seite und Stunde.
därer Brandschutz eingestuft. In dieser Reihenfolge regeln die
Es verliert bei großer Hitzeeinwirkung langsamer seiner
jeweiligen Landesbauordnungen die Schutzmaßnahmen
Tragfähigkeit. Der Einsturz von tragenden Stahl- oder Holz-
beim vorbeugenden baulichen Brandschutz: Rettungswege
bauteilen kann im Brandfall hohe Personen- und Sachschä-
ins Freie über Treppen, Flure, Fenster und Türen. Abschluss
den nach sich ziehen. Daher müssen diese Bauteile einem
von Brandabschnitten gegen den Durchgang des Feuers in
Feuer über einen Mindestzeitraum widerstehen, damit Men-
benachbarte Baubereiche. Gewährleistung der Standsicher-
schen vor dem Zusammenbrechen des Gebäudes gerettet
heit von tragenden Decken, Stützen und Wänden. Diese Bei-
werden können.
spiele zeigen Ihnen, welche Leistungen Sie beim vorbeugenden Brandschutz anbieten können ‒ z. B. mit speziellen
Brandschutz
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Für statisch relevante, tragende Bauteile gelten bestimmte Feuerwiderstandsklassen von F 30 bis F 180 mit
Beschichtungen, Gipsplatten-Konstrukti-
Zeitgabe in Minuten. »F 90« bedeutet, dass das Bauteil
onen oder anderen geeigneten Baustoffen.
einem Feuer mindestens 90 Minuten standhält.
Rechtlicher Rahmen Der Gesetzgeber schreibt den
baulichen Brandschutz vor und auch Versicherungen ziehen ihn bei der Bewertung der Prämienhöhe mit ein. Die
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PFLICHT-LEKTÜRE
DIN 4102 »Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen«
Das 16-seitige BFS-Merkblatt Nr. 15
legt die einzuhaltenden Anforderungen fest. Nach ihrem
(Stand: 2009) beschreibt dämmschicht-
Brandverhalten teilt die DIN 4102 die Baustoffe in die Klas-
bildende Brandschutzbeschichtungen,
se »A: nicht brennbare Baustoffe« und B: brennbare Bau-
die die Entflammbarkeit von Holz und
stoffe« ein. Die DIN EN 13501 »Klassifizierung von Baupro-
Holzwerkstoffen vermindern und die
dukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten« ist das eu-
Feuerwiderstandsdauer von Stahlbau-
ropäische Pendant zur Klassifizierung von Baustoffen
teilen verlängern. In der Neufassung sind wasserverdünnbare Be-
nach DIN 4102. Hier erfolgt eine neue Einteilung in die
schichtungssysteme berücksichtigt und solche, die bei Stahlbauteilen
Buchstaben A bis F. Dabei entspricht »B« der bisherigen
eine Klassifizierung »F 90« ermöglichen. Erläuterungen zur Ermittlung
Klasse «B1 schwerentflammbar« und »D« der Klasse »B2
der Auftragsmengen sowie Beispiele für typische Systemaufbauten er-
normal entflammbar«. Das ist wichtig für Sie: In dem BFS-
leichtern die Planung und die Ausführung von Brandschutzbeschich-
Merkblatt Nr. 15 sind die europäischen Klassifizierungen
tungssystemen. Preis: 10,60 Euro zzgl. Versand und Mwst.; Bestellung
für Baustoff- und Feuerwiderstandsklassen bereits be-
online unter www.farbe-bfs.de.
rücksichtigt.
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BRANDSCHUTZBESCHICHTUNG
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enn ein Feuer ausbricht, zählt
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BERECHNUNG DES U/A-WERTES
Dämmschichten Brandschutzbeschichtungen für Stahl-
Bereiche mit hoher Luftfeuchtigkeit über 80% ungeeignet.
und Holzkonstruktionen wirken als dämmschichtbildende
Angeboten werden transparente und farbige Systeme.
Beschichtungssysteme. Sie schützen den Untergrund vor Hit-
Brandschutzbeschichtungen sind
nicht nur im kleinen Objekt, sondern
auch für großflächige Stahlkonstruktionen zum Erhalt der Tragfähigkeit
im Brandfall zwingend erforderlich
Hitzeempfindlichkeit eines Bauteils beschrieben und berechnet:
Zulassung und Kennzeichnung Voraussetzung für
ca. 150 °
C bis 200 °
C zersetzen. In kurzer Zeit bildet sich eine
den Einsatz der Brandschutzsysteme ist die amtliche Prüfung
homogene, feinporige und ca. 20 - 30 mm dicke Schaum-
und bauaufsichtliche Zulassung durch das Deutsche Institut
schicht ‒ d. h. ausgehend von einer Trockenschichtdicke von
für Bautechnik, Berlin. Daran sollten Sie denken: Der Zulas-
ca. 200 µm erreicht die Schaumschicht das 50- bis 100-fache
sungsbescheid zum jeweiligen System muss auf der Baustelle
Je größer der U/A-Wert, um so geringer ist die Feuerwiderstands-
ihres ursprünglichen Volumens. Sie wirkt stark wärmeisolie-
vorliegen. Er beinhaltet Hinweise zum Einsatzbereich, zur Eig-
dauer. Stahlbauteile mit einem U/A-Wert unter 300 m -1 können mit
rend und schützt das Bauteil längere Zeit vor direkter Feuer-
nung für offene oder geschlossene Profile bei Stahlteilen so-
hierzu zugelassenen Dämmschichtbildnern in die Feuerwider-
einwirkung.
wie zur Verarbeitung und der Bauüberwachung. Die Zulas-
standsklasse F30 eingestuft werden. Die U/A-Werte von Stahlprofi-
sung beinhaltet ein geprüftes System ‒ bestehend aus der
len sind in Tabellen aufgeführt. Sie berücksichtigen, ob das Feuer
Grundbeschichtung, der eigentlichen Brandschutzbeschich-
den Stahlträger nur von einer oder zwei Seiten bzw. rundum bela-
lich und deshalb für ungeschützte Außenbereiche sowie für
U/A-Wert = abgewickelte = beflammte Anstrichoberfläche (in m)
sich erwärmende Stahlquerschnittsfläche (in m2)
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sten kann. Weitere Informationen zum Brandschutz auf Stahl, zu
den U/A-Werten verschiedener Stahlprofile und Tabellen bietet das
UNTERGRUNDVORBEREITUNG
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Mit dem U/A-Wert – auch als »Profilfaktor« bezeichnet – wird die
zeeinwirkung, indem sie sich bei erhöhten Temperaturen ab
Brandschutzbeschichtungen sind feuchtigkeitsempfind-
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Maler-Taschenbuch (Band 2 Baustellen-Info) auf den Seiten 76 bis 78.
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Der Beschichtungsaufbau von Brandschutzbeschichtung weist in der Regel hohe Schichtdicken auf und ist im Brandfall hohen Belastungen ausgesetzt. Eine sorgfältige Untergrundvorbereitung und Reinigung entsprechend den jeweiligen Herstel-
tung als Dämmschichtbildner und einem schützenden Deck-
lervorgaben ist entscheidend für eine gute Haltbarkeit. Auch die Haftung beeinträchtigende Fette und Öle sind zu entfernen.
anstrich. Konkret bedeutet das, dass Sie andere, nicht zum
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System gehörende Alt- bzw. Grundbeschichtungen auf ihre
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Eignung prüfen müssen. Dabei ist auch die vorhandene
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Schichtdicke zu ermitteln und zu protokollieren.
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Als Ausführender sind Sie verpflichtet, die Auftragsmengen durch Schichtdickenmessungen nachzuweisen. Die Zulassung fordert 20 Einzelmessungen auf einer Fläche von 500
cm2 durch ein zerstörungsfreies Messverfahren. Dabei darf
die Mindestschichtdicke nur an zwei Messstellen unterschritten werden. Zu empfehlen ist die Messung vor dem Auftrag
Vor der Beschichtung: Rost und
Zunderschichten sind keine
geeignete Grundlage für eine
Brandschutzbeschichtung und
müssen entfernt werden
der Deckbeschichtung, weil dann bei zu geringer Schichtdicke nachgearbeitet werden kann. Die anschließende Kennzeichnung am Bauteil, dass es sich um eine spezielle Brandschutzbeschichtung handelt, ist Pflicht. Hinweisschilder mit
wichtigen technischen Angaben zum Brandschutzsystem ‒
Zulassungsnummer, Schichtaufbau, Ausführungsdatum,
Lieferant bereitstellen. Ganz wichtig ist der Vermerk, dass keine weiteren als die zugelassenen Beschichtungen aufgebracht werden dürfen, da sonst die Brandschutzwirkung beeinträchtigt wird.
Arbeitsschritte planen Allgemein gilt, dass sich Brand-
Bei der Untergrundvorbereitung und Entrostung
von Stahlträgern soll der
Normreinheitsgrad Sa 2 1/2
erreicht werden. Als erste
Beschichtung ist eine Korrosionsschutzbeschichtung aufzutragen
schutzbeschichtungssysteme nach der Trocknung optisch
nicht von Beschichtungen mit Lacken oder Dispersionsfarben
unterscheiden. Da sie im Brandfall eine schützende Funktion
haben, müssen nach Herstellervorgabe aufzubringende Mengen und daraus resultierende Schichtdicken genau eingehalten und durch Messungen überprüft werden. Brandschutzbeschichtungen lassen sich durch Streichen, Rollen oder Sprit-
Aufgepasst: Fehlstellen und
Feiertage müssen unbedingt
vermieden werden
Die Korrosionsschutzbeschichtung lässt sich
streichen, rollen und ‒ vor
allem bei größeren Flächen ‒ auch spritzen
Die Grundbeschichtung
schützt beim späteren auftragen von wasserbasierten
Brandschutzbeschichtungen
vor Korrosionsbildung
zen (Airless) applizieren. Je nach Applikationsverfahren sind
ein oder mehrere Arbeitsgänge notwenig, um später die vorgeschriebenen Trockenschichtdicken zu erreichen. Beim
Spritzen lassen sich die Auftragsmengen teilweise im einem
Arbeitsgang aufbringen.
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BRANDSCHUTZBESCHICHTUNG
Überprüfungsintervalle ‒ kann der jeweilige Hersteller oder
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PRAXISTIPP
steht ein Brandschutzsystem und welche Aufgaben haben
hingegen eine geringere Stabilität als eine dicke, massive
die Schichten? Herstellerunabhängig sind zu unterscheiden:
Stütze mit wenig Oberfläche.
Bestimmte Grenzwerte bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind
Grund- bzw. Korrosionsschutzbeschichtung: Gute Haftung
einzuhalten. Brandschutzbeschichtungen dürfen nur aufgebracht
und Verträglichkeit mit der Brandschutzbeschichtung. Brand-
Beschichten von Holz Holz wird grundsätzlich als »nor-
werden, wenn die Luft- und Stahltemperatur über +5 °C liegt und
schutzbeschichtung: Verarbeitung unter Beachtung der
malentflammbarer« Baustoff klassifiziert, kann aber durch ei-
mindestens 3 °C über dem Taupunkt. Liegt die relative Luftfeuchte
raum- und witterungsklimatischen Bedingungen; exakt die
ne zugelassene Brandschutzbeschichtung in die Baustoffklas-
über 80%, sind die Arbeiten unbedingt aufzuschieben bzw. einzu-
Herstellerhinweise beachten. Endbeschichtung: Schutz vor
se B1 »schwerentflammbar« überführt werden. Die am Markt
stellen um Probleme zu vermeiden.
Feuchte und Umwelteinflüssen; farbige Gestaltung des jewei-
angebotenen Holz-Brandschutzbeschichtungen wirken als
ligen Bauteils.
Dämmschichtbildner und sind für trockene Innenräume oder
Entsprechend dem U/A-Wert des Stahlbauteils lassen sich
Beschichten von Stahl Vor der Beschichtung muss der
durch Schichtdicken zwischen 300 und 4000 µm die Feuerwi-
Stahluntergrund korrosionsschutzgerecht vorbereitet wer-
derstandsklassen F 30 bis F 90 für offene oder geschlossene
den ‒ allgemein nach Normreinheitsgrad Sa 2 1/2.
Stahlprofile erreichen. Der U/A-Wert definiert den Verhältnis-
Alte und nicht tragfähige Altbeschichtungen und son-
in geschützten bzw. überdachten offenen Bereichen ‒ hier
nur in Verbindung mit einem Überzugslack ‒ zugelassen.
Roland Wahl
wert der beflammten Oberfläche U (= Umfang) zur Profilquer-
stige Verunreinigungen ‒ z. B. Rost oder Zunderschichten ‒
schnittsfläche A (= Area). Ein kleiner U/A-Wert steht für eine
müssen entfernt werden. Verzinkter Stahl ist mit einer ammo-
große Masse und damit für eine relativ hohe Feuerwider-
niakalischen Netzmittelwäsche vorzubereiten und mit
standsfähigkeit des Bauteils. Eine feingliedrige Stütze mit gro-
Schleifvlies anzuschleifen. Aus welchen Komponenten be-
ßer Oberfläche bietet unter Feuereinwirkung
http://www.mappe.de
Auf www.mappe.de können Sie eine Übersichtstabelle
mit den Feuerwiderstandsklassen
downloaden.
BRANDSCHUTZBESCHICHTUNG
Eingesetzt wurde eine dämmschichtbildende
Brandschutz-Dispersion auf Wasserbasis für
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Stahlbauteile. Das streich- und spritzfertig
eingestellte Material muss vor Gebrauch
möglichst mit einem Rührwerk aufgerührt
werden; es darf maximal mit 5% Wasser verdünnt werden (1). Die Verarbeitung muss sich
exakt auf die technischen Vorgaben des Herstellers beziehen (2). Trockenzeiten sind einzuhalten (3). Wichtig: Auch die Kanten und
Vertiefungen sind sorgfältig zu beschichten
(4). Schlußbeschichtung auftragen (5).
Streich- und Rollspuren sind unproblematisch, weil der Stahlträger mit Gipsplatten
verkleidet wird (6). So kann unauffälliger und
effektiver Brandschutz aussehen (7).
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Fotos: Michael Bablick, Bernd Ducke, Rudolf Hensel GmbH, Klaus Michailow
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