Leben in der Katholischen Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus AUSGABE 03 _‘...wie im Himmel, so auf Erden’ 2015 VORWORT Inhalt Gedanken zur dritten Ausgabe /3 /2 VORWORT TITELTHEMA GESICHTER UNSERER KIRCHE Gedanken zur dritten Ausgabe /3 ‘‘... wie im Himmel, so auf Erden’’ /6 St. Michael in Mammolshain / 12 Ein himmlischer Genuss – ein irdisches Vergnügen / 16 ‘‘... und der Himmel brannte!’’ / 20 ‘‘Wenn ich in der Erde puhle, bin ich dem Himmelreich nah.’’ / 22 ‘‘Da berühren sich Himmel und Erde’’ Surfexerzitien in Moliets / 24 Ein himmlisches Band – Ehepastoral in der Pfarrei / 28 Vom Himmel und der Hölle / 32 Christi Himmelfahrt: Brauchtum und Perspektiven / 34 ‘‘Bitte, wo geht’s zum Paradies?’’ / 38 Gottes Reich mitten unter uns / 40 NACHGESPÜRT ‘‘Um Himmels Willen!’’ Die Sprache verrät es ... / 42 ADRESSEN Übersicht Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus / 44 LEBEN UND GLAUBEN ÜBER DEN TELLERRAND HINGESCHAUT „An alle“ in der Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus, „die von Gott geliebt sind, die berufenen Heiligen“ … so oder ähnlich würde wahrscheinlich der Apostel Paulus (nach Röm 1,7) das Vorwort zu dieser Ausgabe des „GeistReich“ eröffnen. Das klingt in unseren Ohren eher befremdlich. Wir als „berufene Heilige“? Ist das nicht eine Nummer zu hoch gegriffen? Diese Ausgabe unseres „GeistReich“ zu Christi Himmelfahrt steht unter dem Motto „wie im Himmel so auf Erden“. „Wie im Himmel“ – ja, wie ist es denn im Himmel? Wir wissen es nicht, doch wir glauben und ahnen, dass der Himmel ein Reich vollkommener Gottesnähe ist. Dort stellen Anka wir uns „die Heiligen“ vor. Menschen, durch die in besonderer Cordes-Leick Weise Gottes Liebe unter uns spürbar wurde. „...so auf Erden“ – vollkommene Gottesnähe? Liebe? Heilige? Lebendiges Reich Gottes auf dieser Erde, die oft wenig Himmlisches erkennen lässt? Paulus würde diese Fragen mit einem „JA“ beantworten. Er, der begnadete Christusverkündiger und Organisator frühchristlicher Gemeinden, Mahner und Streitschlichter, zwischendurch in seinem Beruf als Zeltmacher tätig, steht mit beiden Beinen auf dem Boden der Gemeinderealität, ist sozusagen geerdet. Dennoch spricht er die ganz normalen Mitglieder der frühen christlichen Gemeinden als „Heilige“ an, Menschen wie Sie und mich. Aber, wir … Heilige? Stellen wir uns die Frage: Was macht „Heilige“ heilig? Der Schlüssel ist wohl die von Paulus in seine Anrede eingefügte Deutung: „die von Gott geliebt sind“. Da ist nicht die Rede von Menschen, die Gott auf besonders perfekte Weise geliebt haben oder lieben, sondern von Menschen, „die von Gott geliebt sind“. Von Gott geliebt mit der Liebe, die in Jesus Mensch wurde und die durch den Heiligen Geist bis heute wirkt. VORWORT /4 Versuchen auch wir, uns von Gott zu Menschen lieben zu lassen, durch die sein Reich ein wenig mehr erfahrbar werde „wie im Himmel so auf Erden“. Überliefertes aus dem „Geist-Reich“ im Umfeld der Apostel erfahren wir zwischen Ostern und Pfingsten gerade wieder in den Lesungen aus der Apostelgeschichte, dem sogenannten „Evangelium des Heiligen Geistes“. Aber auch Vielfältiges aus dem „GeistReich“ Maria Himmelfahrt im Taunus wartet darauf, entdeckt zu werden, in diesem Heft und an zahlreichen anderen Stellen. Jetzt wünsche ich Ihnen allen zunächst viel Freude bei der Lektüre. Mit herzlichen Grüßen, Anka Cordes-Leick Vorstad des Pfarrgemeinderates Bild rechts: Darstellung Maria Himmelfahrt am Kirchort St. Marien, Königstein TITELTHEMA ‘... wie im Himmel, so auf Erden’ /6 /7 Innerhalb des Redaktionsteams von GeistReich war das Erscheinungsdatum zu Christi Himmelfahrt schnell Konsens, das Leitthema dagegen nur schwer gefunden. Wie kann „Christi Himmelfahrt“ sowohl konkret im gemeindlichen Leben einer Pfarrei, als auch theologisch und spirituell verortet werden, ohne allzu abgehoben daherzukommen? In der Bitte des Vaterunsers „…wie im Himmel so auf Erden“ schien genau dieser Brückenschlag gefunden zu sein und in Martin Weinrauter ein Autor für den Leitartikel gewonnen werden, der dies wagt. Derzeit leitet er eine „Elterngruppe“ im Rahmen der aktuellen Firmung, die sich regelmäßig zu Gesprächen über Gott und die Welt trifft. Erfahrungen und Gedanken aus diesem Kreis sind in den Artikel geflossen… „Der Himmel ist nicht weniger blau, weil der Blinde ihn nicht sieht.‘‘ aus Dänemark „… wie im Himmel, so auf Erden“ Ein halber Satz steht über diesem GeistReich. Ein Halbsatz aus dem Vaterunser. Was lässt sich ohne die Weichenstellung seines Hauptsatzes hierzu sagen? Einiges. Aber vor diesen Gedanken sollte eine Begriffsklärung stehen. Vielleicht bedarf „auf Erden“ nicht unbedingt einer Klarstellung, doch „im Himmel“ braucht sie. Wir haben uns im Vorfeld der derzeitigen Firmung gefragt, ob es Interesse an derlei Fragen geben könnte, Interesse an den Details, aber auch an den großen Linien unseres Glaubens. Vielleicht aus intellektueller Neugier. Vielleicht aber auch, weil jemand sucht, und finden möchte, und merkt, dass dies gar nicht so einfach ist. Das Echo von den Eltern war lauter als von den jugendlichen Firmanden und so gibt es jetzt erstmals 2015 Firmelterngruppen, die sich ein Jahr lang treffen und über diese Art von Glaubensfragen nachdenken und diskutieren. Die Fragen haben sich die Gruppen selbst gestellt. Neben diesen Suchbewegungen gibt es zwei weitere Themenbereiche. Der Heilige Geist und das Vaterunser. Und hiermit schließt sich der Kreis. Warum schreiben die Firmelterngruppen etwas über „… wie im Himmel, so auf Erden?“ Weil sie sich gerade damit auseinandersetzen. Der Himmel ist über uns, und wenn keine Wolken aufgezogen sind, dann ist er blau. So weit, so klar. Ebenso klar erschien es für uns in den Gesprächen, dass dieser blaue Himmel ein Sym- bol ist, ein Bild für die Unverfügbarkeit dessen, der Himmel und Erde erschaffen hat. Wir brauchten für diese Erkenntnis nicht die sprachliche Unterscheidungsmöglichkeit, die z.B. die englische Sprache mit sky und heaven bietet. Nach diesem einfachen Einstieg tauchten die ersten Belastungen auf. Auch heute noch belastet der Nachhall von Predigten und Katechesen, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ganz selbstverständlich zu einer „Himmels-Sehnsucht“ aufriefen und es nicht versäumt haben, gleichzeitig die „Angst vor dem Verderben“ zu befeuern. Doppelt geleitet hält besser, so dachte man, und wenn die gesamte Herde mit der Verheißung nicht beflügelt werden kann, dann wird man die schwarzen Schafe wohl mit einer Drohung zur Ordnung rufen müssen. Theoretisch sind diese Argumente nachvollziehbar, doch leider war es praktisch häufig so, dass die schwarzen Schafe in der Lage waren, den Ordnungsruf zu überhören, und sich statt dessen die weißen Schafe im Angesicht der Drohgebärden verrückt gemacht haben. Nicht viel besser ergeht es uns heute mit den Projektionen, die noch vor wenigen Jahrzehnten auf den Himmel als einen Ort irdischer Freuden gedeutet haben, die denen zugesagt wurden, die sich „dem Herrn verdient gemacht“ oder die Leiden der Zeit klaglos ertragen hatten. Wir glauben heute nicht mehr so einfach daran. Gott sei Dank hat die zeitgenössische Theologie und ihr Reden von Gott diese individualistischen Kompensations- und Vertröstungsgedanken hinter sich gelassen. Aber leider hat sie es auch nicht geschafft, diesen Leerraum neu zu füllen. Lässt sich das klassische Hoffnungsbild des Himmels aus den Bildern und Vorstellungen unseres heutigen sozialen Umfelds nicht verständlich und angemessen neu füllen? Nichts leichter als das, sollte man meinen, denn von Buchtiteln und Schlagern bis hin zu Redewendungen und der Werbung sind wir auch außerhalb des religiösen Zusammenhangs ständig umgeben von Himmelsbegrifflichkeiten. Doch genau das macht das Verständnis nicht leichter. Das was angezapft wird, die religiöse Quelle, wird befrachtet mit ganz eigenen Nutzenvorstellungen und führt mit dieser Benutzung weg von dem, was religiös gesagt werden will. Denn im Glaubensbezug geht es ja gerade nicht darum, über den Himmel zu verfügen, ihn zu benutzen und gar zu verbrauchen, so wie dies auf Erden möglich ist. „Das Jenseits ist die Kraft des Diesseits.“ Ernst Troeltsch TITELTHEMA /9 /8 „Der Himmel hat den Menschen als Gegengewicht zu den vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.‘‘ Immanuel Kant „Der Himmel ist uns überall gleich nahe.“ Friedrich Gottlieb Klopstock Daher wird in der kirchlichen Glaubensverkündigung auch kaum noch direkt vom Himmel gesprochen, sondern indirekt mit den großen biblischen Bildern der Wohnungen, der Stadt oder des Gastmahls. All dies ist richtig. Die Bilder sind nach wie vor zutreffend. Aber auch wenn der Ausruf „himmlisch“ bei einem wohlschmeckenden Essen eine Idee vom Hintergrund des Gastmahlbildes geben kann, so verströmen dennoch auch diese Bilder vom Himmel in unserer heutigen Gesellschaft kaum noch Verheißungswert, denn glücklicherweise erleben wir die Welt nicht mehr als trost- und gottloses Jammertal am Rande des Existenzminimums. All dies - Wohnung, Stadtfreiheit und ein schönes Essen - können wir uns heute selbst erfüllen. Wofür braucht es dann den Gedanken vom Himmel? Himmel wird für uns erst dann sinnvoll denkbar, wenn wir die Vorstellung eines dreidimensionalen Raums hinter uns lassen. Gott, den alle Christen ausdrücklich als den bekennen, der Himmel und Erde erschaffen hat, kann von diesem Bekenntnis aus nur transzendent verstanden werden. Gott und der Himmel sind nicht die Erde. Daher können sie innerhalb der Bezugspunkte unseres alltäglichen Lebens - Raum und Zeit - zwar mit Symbolen beschrieben, nicht aber mit unserem Denken und Fühlen tatsächlich erfasst werden. Wenn wir von Menschen hören, die sich auf der Erde in Richtung Himmel bewegt haben, dann werden wir Erzählungen begegnen wie dem brennenden und doch nicht verbrennenden Dornbusch, auf den Mose am Gottesberg trifft. Mose ging eines Tages hinaus über die Steppe seines Alltags und sah einen heiligen Ort, einen Ort, an dem ein Dornbusch brannte, aber nicht verbrannte. Ein Dornbusch. Hirten schätzen ihn überhaupt nicht und daher verbrennen sie ihn, damit sich ihre Schafe und Ziegen nicht mit der Wolle darin verfangen. Ein Alltagsbild, und ausgerechnet vor diesem so gar nicht hoheitsvollen Dornbusch als Raum Gottes begegnet Gott dem Mose. Ein brennender Dornbusch ist das, was ein Hirte erwarten würde, und dieser Dornbusch brennt. Aber er verbrennt nicht, und wer sich jetzt im Angesicht der Sperrigkeit dieses Bildes an die Dornenkrone der Kreuzigung und die folgende Auferstehung erinnert, ist auf der Spur des Himmels auf Erden. Theologen sprechen in diesem Zusammenhang von „der inneren relativen Transzendenz der Schöpfung“, ihrer „gottoffenen Seite“. Sie wollen damit sagen, dass die Erde ganz gewiss nicht der Himmel ist, aber sie sagen damit gleichzeitig, dass Himmel und Erde kein Gegensatzpaar sind. Himmel auf Erden ist möglich. Andeutungsweise. Diese Offenheit begegnet uns unverhofft, aber nur dann, wenn ein Mensch sie nicht kategorisch für unmöglich erklärt: z.B. weil es Gott nicht geben könne; weil der Himmel leer sei; weil ein Bild wie der brennende und doch nicht verbrennende Dornbusch ein Widerspruch in sich sei, unlogisch, und Logik sei schließlich etwas, das Hand und Fuß habe. Mose hat sich nicht in dieser Versuchung der Selbstverschlossenheit verfangen und so gerät er in einen Dialog. Mit Gott. Und dieser Dialog des Mose mit Gott ist zweifellos einer der erstaunlichsten Dialoge der inspirierten und inspirierenden Weltliteratur. Gott zwingt Mose weder den Dialog noch seinen Willen auf. Er lässt zwar nicht locker, aber er lässt dem Menschen Mose seinen freien Willen. Was dann geschieht wird zum zentralen Urbild des jüdischen und von daher auch des christlichen Glaubens. Gott befreit. Von was befreit Gott? Diese Frage muss und kann zunächst jeder für sich selbst beantworten. Und, zu was befreit Gott? Diese vielleicht noch entscheidendere Frage lässt sich beantworten, sobald wir damit aufhören, den Himmel als etwas sehen zu wollen, das erst nach dem Sterben geschieht. Wenn wir aufhören zu glauben, dass der Himmel seinen Platz und seine Zeit erst nach dem Sterben haben kann. Dann können Himmel und Erde als Beziehungsräume gedacht werden. Räume, die sich aufeinander beziehen und die vom Himmel her und zum Himmel hin immer wieder neu Beziehung und Gemeinschaft ermöglichen. Nicht erst später in Vollendung - aufgerichtet aus unserem Versagen, gereinigt von unserer Schuld und versöhnt mit uns und der Welt und Gott – sondern bereits hier und jetzt. Räume der Hoffnung und Räume der Möglichkeiten, die wir immer wieder neu - über die innergeschichtlichen Brüche des Versagens unserer Beziehungen zu Gott im Himmel und unseren Mitmenschen auf der Erde hinaus - erwarten dürfen. Dann, wenn wir so denken und hoffen und erwarten, erfüllt sich die Verheißung des Himmels bereits hier und jetzt. Thomas Merton, einer der bekanntesten katholischen US-amerikanischen Autoren des vergangenen Jahrhunderts, hat sie einem seiner Bücher als Titel mitgegeben: „Ein Tor zum Himmel ist überall.“ „Der Himmel liegt nicht über uns, sondern vor uns als Aufgabe, als Möglichkeit, die schon hier in der Welt beginnt.‘‘ Franz Kamphaus GESICHTER UNSERER KIRCHE St. Michael in Mammolshain / 12 / 13 Eine besondere Verbindung zwischen Himmel und Erde, biblisch besonders im Alten Testament bestens verbürgt, sind die Engel. Zwar erfährt die dogmatische Lehre von den Engeln, die sogenannte „Angelogie“, nur im Randbereich der modernen Theologie Aufmerksamkeit, jedoch erfreuen sich diese „Wesen Gottes“ in der allgemeinen Frömmigkeit großer Beliebtheit. Eine besondere Rolle unter ihnen nimmt der Erzengel Michael ein. Im Christentum gilt Michael insbesondere als Bezwinger des Teufels in Gestalt des Drachen (Offenbarung 12,7) sowie als Anführer der himmlischen Heerscharen. Die letzten Worte, die der Satan vor seinem Sturz hörte, sollen „Wer (ist) wie Gott?“ gewesen sein – eine wörtliche Übersetzung des hebräischen Mi-kael. Der heilige Michael wurde seit der siegreichen Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955 zum Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches und später Deutschlands erklärt. Die Kirche in Mammolshain ist ihm geweiht. Frank Bode stellt uns das Gotteshaus in einem historischen Streifzug vor. Sie ist das Wahrzeichen Mammolshains – die Kirche St. Michael. Räumlich kommen die Kirchenbesucher in Mammolshain dem Himmel ein Stück näher, wenn sie die mehr als 40 Stufen hinaufsteigen, um die Begegnung von Himmel und Erde (aus der Architektur heraus) zu feiern. Oben angekommen, blicken sie auf eine zwei Meter hohe martialisch anmutende Bronzestatue des Kirchenpatrons, welche hoch über dem Portal über die Bewohner des Ortes „wacht“. Schon das erste Gotteshaus Mammolshains, die Kapelle von 1738, trug den Namen St. Michael. Bis zu ihrem Bau mussten die Mammolshainer zum Gottesdienst, auch für Taufen und Trauungen bei jedem Wetter nach Schwalbach laufen. Der SituaFrank Bode tion überdrüssig, bauten sich die streitbaren Mammolshainer gegen den erklärten Willen des damaligen Erzbistums Mainz ihre eigene Kapelle. Als diese nach dem Zweiten Weltkrieg zu klein wurde, entschied man sich gegen einen Abriss und integrierte den Großteil der bisherigen Bausubstanz als Anbetungskapelle in die neue Pfarrkirche, der 1948 bei der Weihe das Patronat des Hl. Michaels übertragen wurde. Darüber, warum man sich zu Beginn des 18. Jahrhundert in Mammolshain für den Hl. Michael als Patron entschieden hat, kann man heute nur spekulieren. Es geht aus den bis heute erschlossenen geschichtlichen Quellen nicht hervor. Michael wird als Kämpfer gegen das Böse angerufen. Er gilt als Symbol der wehrhaften Kirche (ecclesia militans). Auch die Bilder im Kircheninneren – wie das Jüngste Gericht im Altarraum oder die Mondsichelmadonna im Kirchenschiff – verweisen wie der Hl. Michael auf das Buch der Offenbarung des Johannes. GESICHTER UNSERER KIRCHE / 14 Etwa 90 Jahre vor der Weihe der ersten Kapelle litt Mammolshain an den Folgen des Dreißigjährigen Kriegs, an dessen Ende das Dorf fast ausgestorben war. Ende des 17. Jahrhunderts ziehen erneut französische Truppen durch das Gebiet von Königstein. Es ist wieder Krieg. Die Mammolshainer Kapelle, ja das ganze Dorf, brauchte einen Schutzengel. Auch heute finden in der alten Kapelle regelmäßig Gottesdienste statt. Jeden dritten Sonntag im Monat ist sie die Mammolshainer Kinderkirche, in der unsere Jüngsten mit allen Sinnen Gottesdienst feiern. Während die Michaelskirche vor allem zu den Sonntagsgottesdiensten geöffnet ist, ist die alte Kapelle „St. Maria“ jeweils Dienstag bis Donnerstag geöffnet (10.00h bis ca. 17.00h). Viele Menschen begeben sich auf einen spirituellen Weg, weil sie meinen, sie könnten dem Leid entgehen. Aber alle Heilswege führen durch Leid und Dunkelheit zum Licht. Williges Jäger GESICHTER UNSERER KIRCHE Ein himmlischer Genuss – ein irdisches Vergnügen / 16 / 17 Er ist Anfang 20, gelernter Bäcker und Konditor und vor allem eines: Messdiener aus Leidenschaft. Frei nach dem Motto „Himmlische Köstlichkeiten – irdische Vergnügen“ stellen wir in GeistReich Markus Kiliansky vor. Seit vielen Jahren ist Markus Kiliansky aus dem Gemeindeleben von St. Marien nicht mehr wegzudenken und darüber hinaus auch als Jugendsprecher und im Ministranten-Sachausschuss für die gesamte Pfarrei aktiv. Doch nicht nur für Maria Himmelfahrt und die Backkunst in all ihren Facetten und Sinnlichkeiten schlägt sein Herz, sondern vor allem auch für das Heißluftballonfliegen. Bereits als kleines Kind nahmen ihn seine Eltern im Winter in die Berge zum Fliegen mit. Das Bild von Schneelandschaften und den großen bunten Ballons hat ihn seit dem nicht mehr losgelassen; ihn sogar dazu bewogen, einen Aufbruch nach Heidenheim an der Brenz zu wagen, um dort – neben dem Beruf – einen Pilotenschein zu Markus Kiliansky machen. „Beim Fliegen bin ich dem Himmel so nah. Das beutet Freiheit für mich!“ sagt er dazu. Natürlich bleiben Königstein und die Pfarrei seine Heimat, doch wird er in Zukunft nicht mehr so häufig zu sehen sein. Alle, die ihn kennen, werden es bestätigen: Markus Kiliansky hinterlässt eine große Lücke, aber es wäre nicht „unser Markus“, wenn er sich auch nicht darum kümmern würde. In Ruhe, sachlich, stets freundlich und mit einem Blick für das Wesentliche. Himmlische Kostbarkeiten und irdisches Vergnügen sind für mich ... Ich bin als junger Erwachsener Messdiener, weil ... Auf meinem Glaubensweg hat mich besonders geprägt ... Ein Gottesdienst ist für mich gelungen, ... GESICHTER UNSERER KIRCHE / 18 Darüber werde ich nachdenklich: ... Das wünsche ich mir für die Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus ... GESICHTER UNSERER KIRCHE ‘…und der Himmel brannte!’ / 20 / 21 An etlichen Stellen der Heiligen Schrift ist von einem besonderen Himmel die Rede: einem Himmel, von dem Feuer auf die Erde herabfällt. Dass damit kein romantisches Alpenglühen gemeint ist, sondern Menschen eine zerstörerische Kraft erfahren haben, liegt auf der Hand. Auch in unserer Region regnete es Feuer vom Himmel. Herrmann Groß aus Falkenstein hat dies im Zweiten Weltkrieg miterlebt und berichtet davon… „Doch Elija antwortete dem Hauptmann der Fünfzig: Wenn ich ein Mann Gottes bin, so falle Feuer vom Himmel und verzehre dich und deine Fünfzig. Sogleich fiel Feuer vom Himmel und verzehrte ihn und seine Leute. “ 2 Könige 1,10 Wir, die Älteren, haben als Schulkinder erlebt, wenn der Himmel brannte, wie es war, wenn Feuer herunterfiel und alles vernichtete; und man konnte nichts dagegen tun außer flüchten und Deckung suchen. Ich meine die Luft-Angriffe britischer und amerikanischer Bomber, bei denen in den Jahren 1940 bis 1945 Feuer vom Himmel fiel. Während die großen Städte in unserem Raum - beispielsweise Wiesbaden, Mainz und vor allem Frankfurt – häufig Ziel der Angriffe waren, blieb das Umland weitestgehend verschont. Aber wir mussten Vieles aus der Ferne miterleben: z.B. den Anflug von tausend Bombern über den Taunus in das Main-Gebiet und nachts den brennenden Himmel. Der ganze Horizont war glühend rot. Ich erinnere mich an eine Begebenheit: Es hatte Alarm gegeben, mein Großvater stieg mit mir mitten in der Nacht den Pfad zu unserem „Bunker“, hinauf, der unterhalb der Falkensteiner Burg in den Felsen lag. Ab und an mussten wir stehen bleiben und dann sahen wir, was sich am Himmel über Frankfurt abspielte. Einmal, als besonders viel Feuer herunter fiel, sagte ich „Opa, schau, ganz schlimm“ und er meinte drauf: „Ja, da hat eben der Teufel seinen Sack ausgeleert“. Es war das erste Mal, dass ich diesen Ausdruck hörte. Die Stadt Frankfurt wurde zwischen 1940 und 1945 von 75 FliegerAngriffen, davon 50 nachts, heimgesucht. An einigen Einsätzen waren bis zu tausend Flugzeuge beteiligt. Über 5.500 Menschen kamen ums Leben, 90.000 Wohnungen wurden zerstört, die Bewohner ins Umland evakuiert. Wir haben in den ersten Monaten dieses Jahres besonders der Ereignisse in unserer Gegend vor 70 Jahren gedacht. Vor allem des Angriffs in der Nacht vom zweiten auf den dritten Februar 1945. Das eigentliche Ziel der nahezu 500 Lancaster-Bomber war damals Wiesbaden. Der Nacht-Angriff auf die Kurstadt mit 600 Toten wurde dann allerdings wegen Wetterverschlechterung abgebrochen. Die Bomber drehten ab und entledigten sich auf dem Rückflug ihrer tödlichen Fracht, die dann unter anderem über Wildsachsen, Diedenbergen, Lorsbach, Kelkheim, Bad Soden, Mammolshain, Königstein, Falkenstein, Niederreifenberg, Grävenwiesbach niederging. Der hohe Schnee, der noch an vielen Stellen lag, hat zweifellos manchen größeren Brand verhindert. In Königstein lag der Brandherd im Bereich Limburger Straße, Theresenstraße, Ölmühlweg. Dort starben 14 Personen, darunter ein Kind und zwei polnische „Fremdarbeiter“. In Mammolshain wurde ein Luftschutzkeller im Ortskern getroffen: sechs Kinder und vier Mütter, die hier Zuflucht gesucht hatten, fanden dort den Tod. In Falkenstein verzeichnete die Feuerwehr 51 Brände ohne Personenschäden. Mit dem Einmarsch der Amerikaner Ende März 1945 war diese schlimme Zeit - Gott sei Dank - zu Ende. „Es tat große Zeichen; sogar Feuer ließ es vor den Augen der Menschen vom Himmel auf die Erde fallen. “ Offenbarung 13,13 GESICHTER UNSERER KIRCHE ‘Wenn ich in der Erde puhle, dann bin ich dem Himmelreich nah.’ / 22 / 23 Wer kennt sie nicht, die berühmte Worte Jesu: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte.“ (Mt 13,31) Ein wundervolles Sprachbild, das Menschen intuitiv verstehen. Ein zweiter Gedanke führt weiter: (Vor)Gärten prägen auf so vielfältige und großartige Weise das „Gesicht unserer Pfarrei“, gerade jetzt im Mai, und Bianka Robisch gehört zu den „Gärtnerinnen“. Über den Zusammenhang von Gärtnern und Spiritualität, von Säen, Wachsen und Ernten schreibt sie. Doch als erstes eröffnet sie ihren Artikel mit einer Frage… Bianka Robisch „Der Himmel auf Erden wird durch die rechte Einstellung zu den Kleinigkeiten des Alltags geschafen.“ Prentice Mulford Was haben Tomaten mit dem Himmelreich zu tun? Als begeisterte Gärtnerin habe ich mir letztes Jahr ein besonderes Projekt vorgenommen: Ich wollte unterschiedliche Tomaten züchten und ernten. Ich wollte bunte, dicke, runde, pralle und kleine knackige Tomaten in allen Farben wachsen sehen, ernten und mich an deren Pracht und Geschmack erfreuen. In Gedanken sah ich die Tomaten schon am Stock hängen – leider – oder muss man sagen – zum Glück war es bis dahin noch ein weiter Weg. Sechs verschiedene Sorten Samen aus Spanien keimten in Gefäßen ab Februar bei uns in der Wohnung; die Keimlinge wurden gehegt und gepflegt, mehrmals umgesetzt bis schließlich im Mai 50 Töpfe mit Tomatenpflanzen bei uns geschützt im Hof standen und von mir betreut wurden. Mangels eines Treibhauses abends auch zum Schutz vor Frost, in geschlossene Räume gebracht wurden… Es war Arbeit, aber es war auch höchst befriedigend. Ich hatte unglaublich viel Freude daran, zu sehen wie die Samen keimten, wie die zarten grünen Blättchen aus den Samen erwuchsen. Wie die Keimlinge größer und kräftiger wurden und nach Sorte unterschiedliche Blätter ausformten, wie alles gedieh und wuchs und wie schließlich die Tomaten Blüten ansetzten. Ein Moment der Verunsicherung – würden sich genug Bienen zu uns in den Hof verirren, um die Blüten zu bestäuben? Die ganze Mühe wäre dann umsonst … Dann das Staunen, als sich doch tatsächlich Früchte entwikkelten. Eine Zeit des Dranbleibens, Gießens, Düngens und Beobachtens begann. Und endlich: Im Juli waren die ersten Früchte „Der Himmel ist genauso unter unseren Füßen wie über unserem Kopf.“ Henry David Thoreau reif, konnten geerntet werden, bis in den September hinein… Welche Erfahrungen mit Gott konnte ich dabei machen? Zunächst einmal spürte ich Neugierde dabei, etwas Neues auszuprobieren. Dann die Zuversicht und das Zutrauen: Ich schaffe das, es wird gelingen, das geht. Dafür bin ich sehr dankbar, dass Gott mir so viel Zuversicht und Zutrauen gegeben hat, Neues auszuprobieren und daran zu glauben, dass es gelingen wird. Schließlich das unglaublich schöne Gefühl des Lebendig- und Kreativseins. Ich fühlte mich unwahrscheinlich lebendig, indem ich etwas zum Leben erweckte und dazu beitrug, dass es wuchs und gedieh. Es war das Gefühl, selbst ein Teil dieses großen Lebensflusses zu sein und die Kraft zu spüren, die in dem kleinsten Samen steckt. Dann war ich auch mit meinen Tomaten eingebunden in die Schöpfung, das Wetter, in Kälte, Sonne und Regen, war abhängig von den Bienen, die es brauchte. Und am Ende dieser Erfahrung stand die Ernte wundervoll leckerer Tomaten. Die Freude über die Fülle, die wir geschenkt bekommen haben und die Möglichkeit, diese Fülle an andere weiterzugeben. Denn meine Tomatenpflänzchen, so zahlreich wie sie waren, fanden Abnehmer bei Kollegen, Nachbarn, bei Freunden und Bekannten. GESICHTER UNSERER KIRCHE ‘Da berühren sich Himmel und Erde’ – Surfexerzitien in Moliets / 24 / 25 „Da berühren sich Himmel und Erde…“ – Eines der vielleicht bekanntesten Neuen Geistlichen Lieder überhaupt (es findet sich im Neuen Gotteslob unter der Nummer 858) eröffnet den Refrain genau mit diesen Worten. Vieles ist damit berührt: Die ReichGottes-Theologie Jesu genauso wie die Erfahrung von Menschen, in deren Leben der Himmel sozusagen in Sicht kam. Tatsächlich aber berühren sich Himmel und Erde am Horizont und nirgends geschieht dies so eindrucksvoll wie am Meer. Passend dazu starten die Crusaders (www.crusaders-kronberg.de) jedes Jahr eine besondere Fahrt nach Moliets an der französischen Atlantikküste: Die Surfexerzitien. Maximilian Becker aus Königstein war schon mehrmals dabei und berichtet von seinen Erfahrungen. ,,Du kannst die Wellen nicht anhalten, aber Du kannst lernen zu surfen.’’ Joseph Goldstein Der Autor in Aktion Beginnen möchte ich mit einer Frage: Was ist das wichtigste Element der Erde, das auch in unserem Glauben und Leben vorkommt? Genau! Es ist das Wasser. Es hat etwas Magisches, ist etwas ganz Besonderes. Über die Hälfte unserer Erdoberfläche ist mit Wasser bedeckt. Wir brauchen es zum Leben und gleichzeitig kann es unseren Tod bedeuten. Durch Wasser kann aber auch ein ganz neues Lebensgefühl erwachen. Dieses erleben wir, als sportbegeisterte, junge Leute, jedes Jahr, und werden es auch in diesem Sommer 2015 zum vierten Mal an der französischen Atlantikküste in Moliets erfahren dürfen. Ich spreche hier vom Erlebnis „Surfen“. In dem nicht immer ganz so gelassenen Alltag von Jugendlichen ist die Suche nach Ruhe, nach Sinn und Besinnung, verbunden mit Spaß in der Gemeinschaft, durchaus häufig vorhanden. Genau hier kann Surfen eine Art Brücke bauen. Es ist so unglaublich faszinierend, wenn die Welle dein Surfbrett mitnimmt und trägt. „Welch` überwältigendes Gefühl“, hat einer der Teilnehmer zuletzt gesagt. Das Spiel der Natur kann aber auch so wunderbar mit den kleinen und großen Hürden unseres Lebens und unserem Glauben verbunden werden. Was meine ich damit? Wenn man beginnt, surfen zu lernen, kann es passieren, dass der Mut zu schwinden droht. Es wird so viel Gleichgewicht gefordert! Das aber muss gelernt werden. Wir im Alltag haben oft ähnliche Situationen, die uns aus der Bahn werfen. Das Gleichgewicht, den Halt, zu finden, ist Kraft raubend, doch immer wieder zu schaffen. Ich spreche aus eigener Erfahrung: Die meiste Zeit, die ein Surfer auf dem Wasser verbringt, ist das Warten auf die „perfekte Welle“. Das erfordert ordentlich Geduld. Wie häufig kommt es vor, dass wir warten müssen und unser „Geduldsfaden“ kurz vor dem Zerreißen ist, wir „den Himmel fragen“, wann bitte die Zeit sei? Doch dann: Das große Ziel nähert sich. Fahrt wird mit dem Surfbrett aufgenommen. Die Welle ist unter dir. Du glaubst, plötzlich zu schweben. Du gleitest mit der Welle auf dem Wasser… In diesem Augenblick kann sich „der Himmel mit der Erde berühren“. Dieses Erlebnis teilen wir auch miteinander in unseren gemeinsamen Gottesdiensten am Strand, unter einem morgendlich rot gefärbten Himmel oder beim traumhaften Sonnenuntergang. In dieser Atmosphäre, nur beim Rauschen des Meeres, in Stille mit Gott in Verbindung zu treten, das ist nicht Alltag, das ist so viel mehr und so bereichernd. Durch diese so schönen Erfahrungen, die wir in dieser Zeit im Sommer immer erleben dürfen, ist die Idee entstanden, den Sport „Wellenreiten“, „Surfen“, mit in das Programm des Kronberger Vereins Crusaders aufzunehmen. Den Sport mit unserem Glauben zu verknüpfen, das ist etwas Tolles, was wir auch weiterhin mit Leidenschaft leben werden. „The joy of surfing is so many things combined, from the physical exertion of it, to the challenge of it, to the mental side of the sport. “ Kelly Slater Gekrönte Gottesmutter in St. Marien, Königstein LEBEN UND GLAUBEN Ein himmlisches Band – Ehepastoral in der Pfarrei / 28 / 29 Ein absolut einmaliger Moment im Leben zweier Menschen ist das „JA!“ zueinander vor Gott und vor den Mitmenschen. Im Sakrament der Ehe knüpfen beide in diesem Moment ein himmlisches Band und vieles, was dieses Fest so ausmacht, soll uns genau auch dies deuten. Für die Redaktion von GeistReich war es daher ein Anliegen ein Blick auf dieses so besondere Sakrament zu werfen und auch über das entsprechende pastorale Angebot in der Pfarrei zu berichten. Kaplan Steffen Henrich nimmt sich dem Thema an, beginnt aber mit einem ganz anderen Gedankengang… Kaplan Steffen Henrich „Der Glaube bringt den Menschen zu Gott, die Liebe bringt ihn zu den Menschen.“ Martin Luther Beginnen möchte ich mit einer Frage: Wer geht heute noch zur Beichte? Für viele Menschen ist das doch genau das Sakrament, das auf einem absteigenden Ast sitzt. Dennoch erlebe ich, dass die Beichte immer mehr neu entdeckt und angenommen wird. Ja manchmal habe ich das Gefühl, dass es sich hier um eine „versteckte Renaissance“ handelt… …Ganz anders sieht es dagegen beim Sakrament der Ehe aus. Viele Menschen denken: „Ehe das ist etwas, was viele Menschen feiern, auch in der Kirche“. Doch weit gefehlt! Die katholischen Eheschließungen nehmen – auch in unserer Pfarrei – immer weiter ab. Viele Menschen sehen in dem Bund vor Gott keinen Nutzen mehr. Das ist ja auch irgendwie kein Wunder! Immer mehr Paare leben ohnehin schon lange vor der Ehe zusammen, oft sind auch schon Kinder da und irgendwann verliert das Ganze – so das Gefühl – seine Sinnhaftigkeit. Es ist ja auch seltsam, man kann es nur ein einziges Mal tun, das Heiraten! Es gibt wenig Dinge, die wir nur einmal tun können. Und wenn es heute alltäglich ist, dass man einen „Lebensabschnittsgefährten“ hat, dann scheint es doch umso befremdlicher, sich für sein ganzes Leben an nur eine Person zu binden. Es ist schon interessant, dass so ganz oft gelebt wird. Doch genau so bemerkenswert ist es, dass Umfragen unter Jugendlichen zeigen, dass sie sich oft einen Partner wünschen, mit dem sie alt werden, Kinder haben und eine Familie gründen können. Obwohl es immer seltener die „klassische Familie“ gibt, ist sie oft ein Traum junger Menschen, eine Sehnsucht! Auch wenn die kirchliche Ehelehre altmodisch wirkt, so ist sie, glaube ich, doch etwas, was dem Kern von uns Menschen zutiefst entspricht. Denn worum geht es in der Ehe? Es geht um das „DU“! Dabei gibt es verschiedene Formen der Partnerschaft und bereits der antike Philosoph Aristoteles beschreibt diese. Es gibt eine „ausnutzende Partnerschaft“, in der ich gar kein Interesse am anderen Menschen habe, nur das „Ich“ und meine Bedürfnisse zählen. Dann gibt es die „nutzbringende Partnerschaft“. Hier habe ich ein Interesse am anderen, aber nur solange, wie ich auch selbst einen Nutzen davon trage. In beiden Fällen steht das „Ich“ im Vordergrund. In der Ehe geht es um etwas Anderes, eben um das „Du“ und das „Wir“! Nicht mein eigener Nutzen steht im Vordergrund, sondern das Interesse am Partner. Alles was ich tue, tue ich, um dem Partner zu nutzen. Es geht um das Schenken: Wir wollen dem Partner das größte Geschenk überhaupt machen, nämlich uns selbst und zwar mit allem, was dazu gehört. Dieses „Sich-Verschenken“ möchte ich auch als „Liebe“ bezeichnen und letztlich gründet die Ehe darauf, auf diese gegenseitige Liebe. Die Ehe ist aber auch vergleichbar mit dem Bund, den Gott mit uns Menschen geschlossen hat. Er hat uns nicht geschaffen, weil er irgendeinen Nutzen von uns hätte: Was könnten wir Gott schon tun? Er hat uns aus Liebe geschaffen, das ist der einzige Grund. Diese Liebe Gottes hält auch dann, wenn wir ihm die Treue brechen. Wenn also zwei Menschen in die Ehe gehen, dann schenken sie sich selbst gegenseitig. Wenn wir diesen Bund ganz eingehen, dann mit allem, was dazu gehört. Es ist in der Tat etwas für das ganze Leben mit allem was zum Menschen dazugehört, mit den guten und den schlechten Seiten. Darum geht es: den anderen bedingungslos anzunehmen! Und obwohl es ein Wunsch vieler Menschen ist, einen Partner zu finden, der einen so annimmt und den man selbst so annehmen kann, trauen es sich heute immer weniger. Es ist schade, vielleicht liegt es aber auch daran, dass man heute viel zu übertriebene Vorstellungen von der Ehe hat. „Ganz annehmen“ meint aber gerade nicht, dass alles perfekt sein muss. Viele Menschen wollen den perfekten Partner und die perfekte Hochzeit. Doch das gibt es nicht! Man hat oft das Gefühl, der Tag der Trauung müsste schon dieses Perfekte vorweg nehmen. Doch „Die Ehe ist eine anspruchsvolle, manchmal schwierige, bisweilen sogar konfliktgeladene Reise, aber so ist das Leben!“ Papst Franziskus LEBEN UND GLAUBEN / 30 „Im Ehestand muss man sich hin und wieder streiten, sonst erfährt man ja nichts voneinander! “ Johann Wolfgang von Goethe das geht nicht. Es geht im Leben nicht und es geht auch am Tag der Trauung nicht, und ganz ehrlich: Ist das überhaupt gewollt? Sind es nicht die kleinen Fehler und die Dinge, die schief gehen, die in Erinnerung bleiben und die es so einzigartig machen? Wenn man das erkannt hat, dann ist man eingeladen, sich auf dieses Abenteuer der Ehe einzulassen. Wie läuft nun die Ehevorbereitung in unserer Pfarrei ab? Zunächst einmal muss das angehende Brautpaar sich im Pfarrbüro melden und einen Termin ausmachen. Dann schauen wir, welcher Priester diese Trauung übernehmen kann. Ist ein Priester gefunden, wird sich dieser mit dem Brautpaar in Verbindung setzen. Wie viele Gespräche dann geführt werden, das hängt ganz von den Umständen ab. Ich selbst mache es in der Regel so, dass ich drei Gespräche führe. Eines, in dem es darum geht, was die Ehe ist, im Prinzip das, was oben steht. Im zweiten Gespräch geht es um die Feier der Trauung, wie sie abläuft und was alles vorzubereiten ist. Das dritte Gespräch findet unmittelbar vor der Trauung statt, hier geht es darum, dass mir die Eheleute von sich erzählen (das geschieht auch beim ersten Gespräch, nur hier noch intensiver). Man könnte sagen, dass ich hier die Eheleute kennenlerne. Meistens frage ich beim dritten Gespräch auch, welche Lesung sich die Brautleute ausgesucht haben und wieso. Ganz zum Schluss kommt dann die Trauung, in der sich die Brautleute das „Ja-Wort“ geben und damit vor Gott zeigen, dass sie zusammengehören. Somit sind die Brautleute ab diesem Moment wirklich für alle Menschen sichtbar Mann und Frau. Sie knüpfen ein Band, das sie bis zum Ende ihres Lebens verbindet. weiße tasse grüne minze der tee zieht die ader des gartens wird zu deiner Doris Werner LEBEN UND GLAUBEN Vom Himmel und der Hölle / 32 / 33 „…wie im Himmel so auf Erden“ – denken wir das Motto dieser Ausgabe einen Schritt weiter, so würden wir doch eigentlich in der Hölle landen. Die Erde stünde dann dazwischen und während wir uns mit dem Himmel gerne beschäftigen, bleibt der Ort ewiger Verdammnis außen vor. Matthias Rux aus Oberhöchstadt wagt sich trotzdem an das heiße Thema… Matthias Rux “Ich möchte einmal erleben, dass im Himmel der Teufel los ist.” Erich Ellinger Wir alle haben wohl schon einmal „den Himmel auf Erden“ verspürt. Aber auch das Gegenteil davon kennen wir alle. „Das ist doch die Hölle!“ Ich nehme an auch dies haben wir schon alle erleben müssen. Vor allem dann, wenn es uns nicht gut geht, und alles über uns hereinbricht. Wir fühlen uns allein mit unseren Sorgen und Problemen und sehen keinen Ausweg aus dieser Hölle. Doch wie verhält es sich eigentlich mit den Gegensätzen? Um sich der Thematik ‘‘Hölle’’ zu nähern, lohnt sich zuerst der Blick auf den Himmel. Schon in den Büchern Mose steht: Gott wohnt im Himmel. Kinder malen den Himmel zumeist mit einem alten, bärtigen Mann auf einem Thron samt Hofstaat. Der Himmel ist sicher nicht die räumliche Verlegung von Gottesherrschaft oder gar ein Palast, wie ihn sich manch einer vorstellen mag. Stephanus sah den Himmel offen und Johannes sah das himmlische Jerusalem vom Himmel kommend, aber mehr sagen auch sie nicht über den Himmel. Etwas verwunderlich klingt dann doch, dass die Offenbarung des Johannes von einem Vergehen des Himmels spricht. Ist dieser Ort also doch etwas Endliches? Wir alle haben immer den Drang alles zu ordnen und zu verordnen. Den Himmel können wir jedoch an keinem festen Ort zu einer bestimmten Zeit verorten. Er übersteigt einfach unsere Vorstellungen und unser Denken. Der Himmel ist der ‘‘Ort“, an dem die Schöpfung und jedes einzelne Menschenleben seine Vollendung findet. Im Himmel sind wir in Gemeinschaft mit Jesus und begegnen Gott in einzigartiger Weise. Und, vielleicht stimmt es sogar, treffen wir dort wieder Menschen die den Weg zum Himmel schon vor uns gegangen sind. Diese Vorstellungen sind doch himmlisch, lassen uns hoffen, und gleichzeitig denke ich, dass wir auch schon ein bisschen von dem, hier und jetzt bei uns verspüren können. Nicht nur in der Kirche ist uns dies möglich, sondern auch in den schönen Augenblicken unseres Lebens. Ich denke, die Überlegungen über den Himmel sind bei vielen (christlichen) Menschen ähnlich. Da verwundert doch, dass die Vorstellungen des Gegenstücks so verschieden sind. Zu der Hölle gibt es wohl so viele unterschiedliche Vorstellungen wie Sand am Meer. Doch von einem Großteil können wir uns sicher getrost verabschieden. Vorstellungen mit brodelnden Töpfen, Schwefelgeruch in der Luft und sadistischer Quälerei können zurück in die Höllenpredigten des Mittelalters verbannt werden. Wie würden sie auch zu den Eigenschaften eines barmherzigen, liebenden und gerechten Gottes passen? Und wenn Gott uns Freiheit gegeben hat, hat er damit jedem Menschen nicht auch die Freiheit zur Abkehr von Gott gegeben? Eine Theologie der Furcht und der Einschüchterung ist ebenso nicht mehr zeitgemäß, wie die gelehrten Höllenbilder. Spätestens seit dem Zweiten Vatikanum und der Erklärung „Nostra Aetate“, welche das Verhältnis der Kirche zu anderen Religionen skizziert, sind auch Vorstellungen abzulehnen, welche Anhänger anderer Glaubensrichtungen oder Atheisten kollektiv in das Tiefe der Hölle verbannen. Doch was bleibt dann noch von Hölle und unseren Vorstellungen? Die Hölle besteht als eine reale Möglichkeit! Fest steht aber auch, dass die Kirche bis heute keinen Menschen explizit in der Hölle verortet hat. Daraus entsteht natürlich die Frage, ob die Hölle sogar leer sein könne? Die beiden großen Theologen Hans Urs v. Balthasar und Karl Rahner sehen dies als eine Möglichkeit an. Dies ist eine ganz interessante Vorstellung, denn weitergedacht stellt sich dann auch die Frage, ob die Hölle nicht von innen verschlossen ist. Entscheidet schließlich doch der Mensch, wohin es nach seinem Tod geht? Ich denke, wir müssen an dieser Stelle eine Verbindung in unser eigenes Leben ziehen. Oft geraten wir in Streit, verfallen in Egoismus oder Selbstverherrlichung. Wir wenden uns ab von der Botschaft Jesu und von Gott. Verlassenheit, Einsamkeit, Schmerz. Ist das nicht die Hölle für uns? Ist die Hölle nicht dann ein Ort der selbstverschuldeten endgültigen Ferne von der Gemeinschaft mit sich selbst, dem Nächsten und schließlich mit Gott? Dann liegt es aber an uns, dies zu ändern, aus der Hölle herauszukommen und das Bild der leeren Hölle und der inneren Verschlossenheit wäre tatsächlich möglich… “Man muss durch die Hölle gegangen sein, um festzustellen, ob man im Himmel war oder ist.” Benjamin Stramke ‘‘Wer seinen Horizont für den Himmel hält, heizt damit die Hölle an.’’ Br. Paulus Terwitte LEBEN UND GLAUBEN Christi Himmelfahrt: Brauchtum und Perspektiven / 34 / 35 Der Anlass für diese GeistReich-Ausgabe, Christi Himmelfahrt, soll natürlich nicht unerwähnt bleiben. Verschiedene Perspektiven aus Brauchtum und Spiritualität, aus Geschichte und Theologie verweben sich zu einem interessanten Bild, das uns, unabhängig von der „Doppelbesetzung“ mit dem Vatertag, ein wichtiges kirchliches Fest vor Augen führt. Ein besonderes Moment an Christi Himmelfahrt wird in diesem Jahr der zentrale Gottesdienst der Pfarrei in St. Philippus und Jakobus in Schloßborn sein. Wolfgang Höhn aus Königstein berichtet… Wolfgang Höhn ‘‘Der Himmel ist das, was wir auf Erden so gerne hochhalten.’’ Brigitte Fuchs Jeweils genau 39 Tage nach dem Ostersonntag, immer an einem Donnerstag, gedenken die Gläubigen der Rückkehr des Gottessohnes zu seinem Vater im Himmel. Im Lukasevangelium und im ersten Kapitel der Apostelgeschichte können wir nachlesen, wie Jesus nach seiner Auferstehung seinen Jüngern 40 Tage lang immer wieder erschienen ist und zu ihnen gesprochen hat. Die 40 Tage nach Ostern bilden dabei ein Pendant zur 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern. Zunächst wurde diese Erhöhung Jesu an Pfingsten mitgefeiert. Seit dem vierten Jahrhundert gilt die Himmelfahrt Christi als eigenständiger Feiertag. Traditionell sind die drei Tage vor Himmelfahrt als Bittage mit Bittgängen und Flurprozessionen bekannt. In vielen katholischen Pfarrgemeinden ziehen auch heutzutage noch die Gläubigen durch Wiesen und Felder, um den Segen Gottes für eine gute Ernte zu erbitten und um Schutz vor Hagel, Frost und anderen Unwettern zu bitten. Ich erinnere mich gerne, in meinen Kindertagen gab es noch diese Bittprozessionen rund um die Kirche St. Peter und Paul in Kronberg. Seit vielen Jahren gibt es sie zumindest in unserem Pfarrgebiet nicht mehr. Im katholischen Brauchtum einiger Gegenden in Oberbayern oder in Südtirol wird die Statue des Auferstandenen an Christi Himmelfahrt durch das „Heiliggeistloch“ auf den Kirchenspeicher gezogen. Die profane Welt kennt am Vatertag die „Umzüge“ meist männlicher Personen mit Boller- oder Leiterwagen vollbeladen mit Bierkisten und anderen Alkoholika. Möglicherweise ist dieser Brauch die Abwandlung eines germanischen Rechtsbrauchs, wonach jeder Grundeigentümer einmal im Jahr seinen Besitz umschreiten musste, um den Besitzanspruch aufrechtzuerhalten. Wenden wir den Blick aber nun weg vom Brauchtum hin zur spirituellen Intension des Feiertags. Das Fest Christi Himmelfahrt will unser Augenmerk auf das Ziel unseres Lebens richten, auf den Platz im Himmel. Der Begriff Himmel steht hierbei für den Ort der Gegenwart Gottes. Für den Gläubigen kann es am Ende seiner irdischen Tage nur dieses Ziel geben. Gottes Gegenwart wird in der Bibel mit dem Erscheinen einer Wolke ins Bild gebracht. Gott zog beim Auszug der Israeliten aus Ägypten dem Volk voran in Gestalt einer Wolke. Jesus wurde bei seiner Verklärung vor den Augen der Jünger Petrus Jakobus und Johannes von einer Wolke umhüllt. Und bei seiner Himmelfahrt entzog eine Wolke Jesus den Blicken seiner Jünger. Dieser Entzug der körperlichen Gegenwart soll die Zurückbleibenden aber nicht allein mit allen Höhen und Tiefen des Alltags zurücklassen. Jesus verspricht die Sendung des göttlichen Beistands, das Kommen des Heiligen Geistes. Zudem erteilt Jesus seinen Jüngern, und somit ins Heute übertragen an uns einen klaren Auftrag: die Weitergabe der frohen Botschaft. Bei Lukas 24, 50-52 steht: ‘‘Die Jünger kehrten voller Freude nach Jerusalem zurück!’’ Warum? Die Aufnahme Jesu in den Himmel bewirkt Vergöttlichung, die Verabschiedung veranlasst darum keine Traurigkeit, sondern das Gegenteil: große Freude. Mit dem spirituellen Blick auf die Erhöhung Jesu wünsche ich Ihnen allen einen freudenreichen Feiertag. Bleiben Sie zuversichtlich! Die Freude am Herrn ist Ihre Kraft. “Denke nicht darüber nach, ob du durch ein erleuchtetes Portal oder durch eine schmale Tür den Himmel betrittst. Hauptsache, du bist willkommen.” Altirischer Segenswunsch ÜBER DEN TELLERRAND ‘Bitte, wo geht’s zum Paradies?’ / 39 / 38 Wer über den Himmel nachdenkt, dem wird wohl auch bald das Paradies einfallen. Für die Redaktion von GeistReich die Chance, einmal über den Tellerrand zu blicken, um ganz frech die Frage zu stellen: „Bitte, wo geht’s zum Paradies?“ Christina Vest gibt eine Antwort… Christina Vest “Die Bitterkeit dieser Welt ist die Süße des Jenseits, und die Süße dieser Welt ist die Bitterkeit des Jenseits.” ‘Ali ibn Abi-Talib Die Frage nach dem Weg zum Paradies wäre wohl leicht beantwortet, wenn wir an die knapp 6000 Einwohner denken, die im Konstanzer Stadtteil „Paradies“ am Bodensee wohnen. Und selbstverständlich gibt es dort auch eine Pension mit Namen „Himmel auf Erden“. Überhaupt unterliegen wir der Faszination der sogenannten „Paradiese auf Erden“, z.B. wenn wir uns auf die Suche nach der nächsten Sommerurlaubsadresse machen. Einmal auf die Bahamas oder die Seychellen, oder doch die Malediven oder das Tropenparadies Mauritius? Wir dürfen träumen. Nicht zuletzt wird unser Reisebudget darüber entscheiden. Hinter all diesen Träumen steckt die tiefe Sehnsucht von uns Menschen nach Glück, Wohlbefinden und eine Art Flucht aus dem grauen Alltag. Gerade so, als ob das Hier und Heute kein Paradies, keinen Himmel für uns bereithalten würde. Gerade so, als ob der Petrol gefärbte Himmel und das in Türkis getränkte Meer unsere Sinne beflügeln und die einzige Chance wären, uns zu Hochgefühlen zu bringen: Himmlisch! Natürlich, die Begriffe dürfen nicht verwischen. „Paradies“ bedeutet in der Bibel nicht das Gleiche wie „Himmel“. „Paradies“ beschreibt zunächst im wörtlichen Sinn den Garten Eden, das ursprüngliche Paradies, wo Adam und Eva einst lebten und von wo sie nach dem Sündenfall des Menschen ausgewiesen wurden. Es war ein Ort auf Erden, nicht ein Ort im Himmel. Das Paradies ist also der Ort, wo Menschen ohne Sünde und Leid wundervoll im Angesicht Gottes leben können. So ist auch das Versprechen einzuordnen, das Jesus dem Verbrecher gibt, der mit ihm ans Kreuz geschlagen wurde: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43). Sehnen wir sie uns herbei, die paradiesischen Zustände hier auf Erden? Es steckt ein innerer Widerspruch drin. Die Sehnsucht mischt sich mit einem Misstrauen. Wir als Christen wissen, dass es die ideale Gesellschaft nicht geben kann. Es gibt kein Paradies auf Erden. Und dennoch: ohne Traum keine Wirklichkeit. Und vielleicht leben wir genau in diesem Delta und das macht unser Leben aus. Der französische Schriftsteller der Aufklärungszeit Voltaire sagte einst „Das Paradies auf Erden ist dort, wo ich bin“. Ob es seine Selbstherrlichkeit war, die ihn zu diesem Ausspruch trieb oder einfach nur die bescheidene Sicht der Dinge: Aufgepasst, Paradies ist überall! Straßenschild Der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies (Michelangelo; Sixtinische Kapelle in Rom) HINGESCHAUT Gottes Reich mitten unter uns / 40 / 41 Die Predigt Jesu, seine Rede vom Reich Gottes hat nichts Vertröstendes, sondern zielt immer konkret auf das Hier und Jetzt. In diesem Sinne sind auch die Worte von Otto Ludwig (1813-1865) zu verstehen: „Der Mensch soll nicht sorgen, dass er in den Himmel, sondern dass der Himmel in ihn komme.“ Der deutsche Erzähler und Dramatiker beschreibt damit die Erfahrung, dass das Reich Gottes mitten unter uns ist und nicht irgendwo oder irgendwann wird. Gemeindereferentin Miriam Book kann dies nur bestätigen… Miriam Book “Die Horizonte mögen verschieden sein, aber der Himmel bleibt gleich.” Billy Graham Der Geist weht … … so manches Mal ganz schön heftig. Das ist zumindest eine Erfahrung, die ich gemacht habe und von der ich gerne erzähle. Es ist schon viele Jahre her und ich war in der pastoralen Arbeit noch sehr unerfahren. Ein junger Mann, ich kannte ihn flüchtig als Jugendlichen in der Firmvorbereitung, war bei mir zu einem Gespräch im Vorfeld der Firmung angemeldet. Eine Floskel zu Beginn ‘‘Und wie geht’s?’’ sollte das Gespräch eröffnen und erfordert in der Regel auch die floskelhafte Erwiderung ‘‘Danke, gut.‘‘ Und so war es auch. Aber wir schauen uns an und es war klar, es war gar nicht gut. Der junge Mann hat eine Gärtnerausbildung angefangen, die ihn körperlich überforderte und in der er ganz und gar nicht glücklich war. Sein Herz und sein Können gehörten der Elektrotechnik. Aber ich war Gemeindeassistentin und keine Vermittlerin von Lehrstellen und so konnte ich nicht mehr tun, als ihm zuhören. Gar nicht wohl war mir dabei, dieses Wissen um meine Hilflosigkeit und dabei diese traurigen Augen. Wir verabschiedeten uns und ich wünschte ihm alles Gute. In dieser Zeit gingen mein Mann und ich gerne ein wenig am Abend spazieren – immer die gleiche Runde, immer bevor es dämmerte. Bis heute berührt mich, was alles an diesem Abend anders lief: Scheinbar grundlos nahmen wir eine andere Route durch die Felder und den Wohnort. Nie schaue ich auf die weißen Zettel, die in Autos hängen und ein Verkaufsangebot beinhalten. Und schon gar nicht im Dämmerlicht, wenn man nahe zum Lesen herangehen muss. Und ich kann mir auch keine Telefonnummern merken und neigte nicht dazu, fremde Menschen „einfach so“ anzurufen. Aber an diesem Abend war alles anders: Da hing ein Stellenangebot für eine Lehrlingsstelle zum Elektrotechniker in einem Auto mit einer Telefonnummer, die ich mir merkte und am nächsten Tag einfach mal anrief. Welche Enttäuschung – der Zettel sollte schon längst entfernt sein; gleich zwei Lehrstellen waren besetzt worden mit fähigen jungen Menschen, die auch beide einen „Probetag“ zur großen Zufriedenheit des Meisters absolviert hatten. Keine Chance für meinen Schützling, so schien es. Aber nun ja, er solle sich mal melden; ich möge ihm zwar keine Hoffnungen machen, aber man könne ja mal sehen, vielleicht nächstes Jahr, dieses Jahr sei alles belegt. Und dann ging es ganz schnell: keine Woche später war der Vertrag zur Gärtnerausbildung aufgelöst und der Lehrvertrag zur Ausbildung als Elektrotechniker abgeschlossen. „WOW!“ denke ich noch heute, das war nicht das Wehen des Geistes Gottes, sondern sein Brausen. Das bringt ER also fertig: das Durcheinanderwirbeln von allem, was einem der klare Menschenverstand sagt; ER überwindet Routine und alle Wenn und Aber. Viel, viel skeptischer bin ich mit den Jahren geworden und führe längst nicht alles auf das Wirken des Geistes zurück. Bei so manchem käme ER mir sonst grausam und zynisch vor, die Menschen verspottend und verletzend. Aber ich rechne mit IHM; gerade in den Tiefen des Lebens. Nicht immer ist seine Wirkung so deutlich, schnell und gravierend; manchmal erscheint ER mir eher leise säuselnd. Aber ich möchte IHN suchen und aufspüren in den Bewegungen des Lebens, auch in den Bewegungen unserer neuen Pfarrei. Wenn ich auf Jesus von Nazareth schaue, dann sehe ich ihn verpflichtet und verbunden einem lebendigen Geist Gottes, nicht einem Geist der Gesetze und Ordnungen. Diesen Geist finde ich in vielen kleinen Aufbrüchen und Veränderungen und ich bin gespannt, wann ER das nächste Mal als Sturm bläst und wie es sein wird, das „Danach“. Meine Erfahrung mit dem Geist Gottes gibt mir das Vertrauen, dass es nur gut sein kann, heilend und nicht verletzend. Dem Leben förderlich, froh machend und nicht niederdrückend. Und bis dahin träume ich mit Dorothee Hammerschmitt weiter von einer Kirche, „die demütig ist – die neue Ideen zulässt – wo Vertrauen wachsen kann, das zu Glauben wird“ und mit einem Gemeindemitglied unserer Pfarrei von einer „bunten, lebendigen, vielfältigen Lebens- und Glaubensgemeinschaft“. “Im Abgrund spiegelt sich der Himmel.” Manfred Hinrich NACHGESPÜRT ‘Um Himmels willen!’ Die Sprache verrät es… / 42 / 43 „Himmel und Erde“ sind nicht nur der Name für ein klassisches hessisches Gericht, sondern beide Worte sind auch „Grundlage“ für zahlreiche Redewendungen, die viel über unser Denken verraten. Dem spürt Christina Vest einmal nach… Wer vom Himmel spricht, richtet den Blick unwillkürlich nach OBEN. Meteorologen, Astrologen und Astronomen haben mit dem Himmel zu tun und schon die Verheißungen Gottes beantwortet der Stammvater Abraham mit einem Blick zum Sternenhimmel. Die Begriffspaare Himmel und Erde oder Himmel und Hölle verraten, dass der Himmel für das Unerreichte und Große steht. Der Himmel ist der Ort und Zustand unendlicher Glückseligkeit – doch wie er aussieht, lässt sich zu Lebzeiten eben nicht in Erfahrung bringen. Wie im siebten Himmel schweben! Unsere Sprache offenbart es: Gerne wird er als idealisierter, perfekter Raum gesehen. Manchmal ist auch die rosa rote Brille im Spiel, wenn sich Menschen das Blaue vom Himmel versprechen oder sich die Sterne vom Himmel holen. “Die Himmelsrichtungen belegen es: In welche der vier Richtungen wir auch gehen, wir sind himmelwärts unter- Und überhaupt taugt der Begriff für die Werbung, die gerne mit wegs.” Superlativen arbeitet: Ob es der leckere Frischkäse, der Ausflug Brigitte Fuchs Clooneys in die Espressowelt oder die verführerischen Rafaellos sind: einfach himmlisch! Der Himmel ist auch gerne für die Überraschungsmomente da, dort wo Dinge wie aus heiterem Himmel, manchmal sogar wie ein Blitz aus heiterem Himmel geschehen. Dich schickt der Himmel! Wie gut, dass du jetzt da bist. Gerne gebrauchen wir aber auch das Wort, wenn wir so richtig schimpfen: Himmeldonnerwetter, Himmelherrgottnochmal! Ein Unrecht, das wir erfahren, kann himmelschreiend sein und wenn uns eine Sache so richtig gegen den Strich geht, sagen wir schon mal: Die ganze Sache stinkt ja zum Himmel! Bei allen Redewendungen, die mir einfallen, ist mir das EINE Bild, der EINE Satz ganz wichtig, den wir tatsächlich brauchen, wenn wir einem Kind z.B. erklären wollen und müssen, dass seine Großmutter oder ein naher Verwandter gestorben ist: „Der ist im Himmel!“ Ein ungeschickter, verzweifelter Versuch, Trost zu schen- ken, zu erklären, was nicht zu erklären ist? Nein. Vielleicht steckt darin die ganze Wahrheit über den Himmel. Himmel ist gleichzusetzen mit der größtmöglichen Nähe zu Gott. Und damit ist der Himmel nicht fern von den Menschen, eben OBEN. Der Himmel hat begonnen, er ist schon teilweise da. Jetzt, hier, ganz real. Wo Gottes Gegenwart sich zeigt, fängt der Himmel an, auch wenn er noch nicht völlig vollendet ist. Ist der Himmel ein realer Ort? Für mich JA! Es ist nicht nur ein Seelen- und Geisteszustand. Weiß der Himmel...! ,,Alle gute Gabe kommt von oben.’’ Deutsches Sprichwort Oberems ST. PETER UND PAUL HEILIG GEIST Glashütten 6. CHRISTKÖNIG ST. ALBAN Schloßborn 5. Falkenstein 9. Schönberg ST. MARIEN 1. ST. PHILIPPUS UND JAKOBUS Kronberg Königstein 3. Oberhöchstadt 7. 2. 8. Schneidhain 4. Mammolshain ST. JOHANNES DER TÄUFER ST. VITUS ST. MICHAEL Zentrales Pfarrbüro Maria Himmelfahrt im Taunus / 46 61462 Königstein, Georg-Pingler-Str. 26 Tel. 06174–21480, Fax 06174-21115 [email protected] Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 09.00 – 12.00 Uhr und Öffnungszeiten: Mo, Di, Mi, Do 14.00 – 17.00 Uhr KIRCHORTE: 1. KÖNIGSTEIN 2. + 3. KRONBERG/ SCHÖNBERG 4. MAMMOLSHAIN 61462 Königstein, Georg-Pingler-Str. 26 Tel. 06174–21480, Fax 06174-21115 [email protected] 61476 Kronberg, Katharinenstraße 5 Tel. 06173–952498, Fax 06173–940019 [email protected] Öffnungszeiten: Di, Fr 9.00 – 12.00 Uhr 61462 Königstein-Mammolshain, Oberstr. 1a Kontakt über: Tel. 06174–21480 [email protected] 5. + 6. GLASHÜTTEN/ SCHLOSSBORN 61479 Glashütten-Schloßborn, Pfarrgasse 1 Tel. 06174–61219, Fax 06174-964370 [email protected] Öffnungszeiten: Di 8.00 - 12.00 Uhr und Fr 9.00 - 12.00 Uhr 7. OBERHÖCHSTADT 61476 Kronberg-Oberhöchstadt, Am Kirchberg 2 Tel. 06173-63497, Fax 06173-320431 [email protected] Öffnungszeiten: Mo 17.30 - 18.30 Uhr Di und Fr 9.00 - 12.00 Uhr 8. SCHNEIDHAIN 61462 Königstein-Schneidhain, Waldhohlstr. 18 Tel. 06174–21236, Fax 06174-209408 [email protected] Öffnungszeiten: Mi 15.30 - 18.30 Uhr 9. FALKENSTEIN 61462 Königstein-Falkenstein, Am Müllerhain 2 Tel. 06174–7390, Fax 06174-297577 [email protected] Öffnungszeiten: Mo 9.00 - 12.00 Uhr Die Kontaktdaten des Seelsorgeteams und aktuelle Informationen zum Leben in der Pfarrei finden Sie auf der Homepage: www.mariahimmelfahrtimtaunus.de Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm nieder. Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott. Lukas 24, 50-53 annes d.T. _St. Marien _Heilig Geist _St. Joh us St. Alban _Christkönig s und Jakobus _St. Vit und Paul _St. Philippu St. Michael _St. Peter REDAKTION AUSGABE_03 Dirk Blum_Thomas Klima_Elisabeth Steiff_Christina Vest_Doris Werner Bernhard Bender (Fotos)_Birgit Kuhn (Layout)
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