Burghammer/Scheibe - agreement Werbeagentur GmbH

Lausitzer Braunkohlenrevier
Wandlungen
und Perspektiven
Burghammer/Scheibe
Burghammer/Scheibe
Landschaften und Industriestandorte im Wandel
In den vergangenen 50 Jahren ist die Region um Hoyerswerda vor allem durch den Braunkohlenbergbau und die
Braunkohlenveredlung geprägt worden. Das ehemals dünn
besiedelte und eher ländlich geprägte Gebiet erlebte durch
den Aufschluss der Tagebaue Burghammer und Scheibe
sowie das rasante Wachstum des Energiestandortes
Schwarze Pumpe einen wirtschaftlichen Aufschwung sondergleichen. Heute, rund zwölf Jahre nach dem Ende des
Bergbaus, geschehen hier wieder tiefgreifende Umbrüche.
Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) ist Mitgestalter dieses Wandels, sie
führt die Bergwerke ordnungsgemäß zu Ende.
Auch in Ostsachsen wird auf der Landschaftsbaustelle Lausitz hart gearbeitet. Bund und Länder investieren enorme
Summen in die Sanierung dieser Landschaft. Die Beseitigung der Hinterlassenschaften des Braunkohlenabbaus
Burghammer/Scheibe
verlangt vom Sanierungsunternehmen LMBV einen hohen
Einsatz. Verantwortlich für die Herstellung der Sicherheit,
die Sanierung und Rekultivierung, lässt das Unternehmen
im Raum Burghammer/Scheibe eine Landschaft entstehen, die für nachfolgende Generationen wieder nutzbar
ist. Einen weiten Bogen in die Vergangenheit schlagend,
möchte unser Unternehmen mit dieser Dokumentation die
Öffentlichkeit darüber informieren, welche bedeutenden
Leistungen im Bergbau und bei der anschließenden Sanierung in diesem Gebiet erbracht worden sind.
Mit freundlichem Glückauf
Dr. Ing. Mahmut Kuyumcu
Vorsitzender der Geschäftsführung der LMBV
1
2
GESTERN
Auftakt zum Bergbau
Erste Aufschlussarbeiten für den
Tagebau Burghammer, 1957
Die sich immer weiter beschleunigende Industrialisierung in Deutschland
hatte zur Folge, dass der Bedarf an Elektroenergie und festen Brennstoffen
ständig anstieg. Im Raum Hoyerswerda beispielsweise entwickelte sich Ende
des 19. Jahrhunderts die Glasindustrie in besonderem Maße. Leistungsstärkere Tagebaue mussten aufgeschlossen werden, um den unersättlichen
Hunger nach Energie zu stillen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten fast alle Tagebaue der Lausitz mit Materialmangel und den Auswirkungen der Demontagen durch die Besatzungsmacht
zu kämpfen. Doch schon bald lief die Braunkohlengewinnung wieder auf
Hochtouren. Die Braunkohle wurde zum Primärenergieträger der DDR und
Cottbus zum „Energiebezirk“ ausgerufen. Um den ständig steigenden Kohlenbedarf des Kombinates Schwarze Pumpe bei Hoyerswerda zu decken, wurde
der Tagebau Burghammer aufgeschlossen. Erst viele Jahrzehnte später begann der Betrieb des benachbarten Tagebaus Scheibe.
Gleisbau für den Aufschluss des
Tagebaus Burghammer, 1957
Burghammer/Scheibe
3
Eine Region im Aufbruch
Kaum jemand verbindet mit dem Namen „Hoyerswerda“
Tagebaue im Raum Burghammer/Scheibe
Spreewitz
ein kleines Niederlausitzer Landstädtchen. Seit rund
Burgneudorf
Spree
50 Jahren denkt jeder ganz selbstverständlich an die
Außenhalde
Burghammer
Neustadt. Als „zweite sozialistische Stadt der DDR“ für
Neustadt
Burghammer
die nahegelegenen Tagebaue und das Gaskombinat
Schwarze Pumpe geplant, kam deren Baubeginn 1955
Tagebau
Burghammer
1959-1973
tatsächlich einer Stadtneugründung gleich.
Burg
Hoyerswerda
Als im Jahr 1923 durch Bohrungen in der Region um Hoyerswerda Kohlenflöze gefunden wurden, war es mit der ländlichen Ruhe vorbei. Von den rivalisierenden Braunkohlenunternehmen ging die Ilse Bergbau AG als Sieger hervor.
Sie hatte hier großflächig Grundstücke gekauft und konnte
sich für den Großteil der restlichen Gemeindeflächen die
Abbaurechte sichern. Die so zu Reichtum gekommenen
Einwohner suchten sich andernorts eine neue Bleibe.
Hoyerswerda gerät aus den Fugen
Als 1955 der Bau des Braunkohlenkombinates Schwarze
Pumpe begann und der Bezirk Cottbus zum „Energiebezirk“ erklärt wurde, geriet die Stadt Hoyerswerda aus
allen Fugen. Sie wurde regelrecht mit einer neuen Stadt
überbaut und wuchs von 7.000 auf 77.000 Einwohner an.
Hoyerswerda durfte sich als die eigentliche „Hauptstadt
des Lausitzer Reviers“ fühlen. Die Standortwahl für die
„zweite sozialistische Stadt“ fiel auf Hoyerswerda aufgrund
der verkehrsgünstigen Lage und der Tatsache, dass hier
keine Kohlenvorräte lagen. Die in Rekordzeit erbaute Neustadt war die erste Großsiedlung der DDR, die komplett in
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Tagebau
Scheibe
1982-1996
Kle
ine
Sp
re e
Tagesanlagen
Scheibe
Zeißig
Montagetechnologie entstand. Auf ein richtiges Zentrum
warteten die Neustädter allerdings noch fast 20 Jahre.
Hoyerswerda wurde in dieser Zeit wie kaum eine andere
Stadt in Deutschland durch den Bergbau geprägt.
Die meisten Bewohner hatten einen Arbeitsplatz im Kombinat Schwarze Pumpe oder in den Tagebauen der Region.
Doch nicht nur Lausitzer arbeiteten in der Kohle, auch viele
Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten und viele
Westsachsen zog es hierher. Ende des Jahres 1965 hatte
die Stadt bereits 46.700 Einwohner. Im Kombinat Schwarze
Pumpe und in den umliegenden Tagebauen arbeiten zu diesem Zeitpunkt 13.300 Menschen. Durch die KombinatsleiBurghammer/Scheibe
Tagebau
Sonstige Abbauflächen
Waldflächen
Sukzessionsflächen
Landwirtschaftsflächen
Verkehrsflächen
Wasser
Wohnen
Gewerbeflächen
Eisenbahn
tung organisierte Kultur-, Sport- und Betriebsfeste sorgten
für Abwechslung. Auch in die Infrastruktur, in soziale und
kulturelle Einrichtungen wurde kräftig investiert. So baute
man neben groß angelegten Wohnvierteln beispielsweise
ein Lehrlingsinternat, Schulen, Kinderkrippen, ein Kulturund ein Kaufhaus sowie Straßen und Radwege.
Der Bergbau veränderte hier nicht nur die Landschaft, sondern auch die sozialen Verhältnisse.
Transportkolonne
im Tagebau Burghammer, 1958
Instandsetzungsarbeiten an einem Grubengerät im Tagebau Burghammer, um 1965
5
Tagebau Burghammer
Mit einer Förderleistung von acht Millionen Tonnen
Tagebau Burghammer (1959-1973)
Burgneudorf
Spree
Rohkohle im Jahr gehörte der Tagebau Burghammer zu
den kleinen Tagebauen. Im Verbundsystem des Kom-
Landinanspruchnahme: 860 ha
Rohkohlenförderung: 71 Mio. t
Abraumbewegung: 255 Mio. m³
Außenhalde
Burghammer
19
60
Burghammer
binates Schwarze Pumpe hatte er jedoch eine große
Bedeutung hinsichtlich der kontinuierlichen
Neustadt
61
19
196
2
Kohlenversorgung der dortigen Veredlungsbetriebe.
1963
1964
Modernisierungsmaßnahmen hatten von Anfang an große
Bedeutung. So war der Tagebau Burghammer der erste,
der 1967 von der herkömmlichen Streckenentwässerung
6
Kle
in
1968
196
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66
Eingefroren, abgeteuft und entwässert
Burg
5
19
Charakteristisch war eine relativ kurze, intensive Kohlenförderung innerhalb von 14 Jahren. Trotz seiner vergleichsweise geringen Größe war der Tagebau Burghammer eine für
die damalige Zeit moderne und interessante Förderstätte:
Vom Bagger-Zug-Betrieb im Vorschnitt über den Förderbrückenbetrieb bis zum Bandbetrieb in der Grube kamen hier
alle Gewinnungs- und Fördertechniken zum Einsatz. Das
Überfahren einer Flözschwelle in diagonaler Richtung mit
einem Flözsprung von sieben Metern und einigen erheblichen Störungszonen mit grobem Geröll erforderte hohes
bergmännisches Können und teilweise auch Mut zum
Risiko.
71
19
1967
Der Tagebau Burghammer gehörte als östlichster Ausläufer
zur Braunkohlenlagerstätte Spreetal und wurde für die Bekohlung des ehemaligen Gaskombinates Schwarze Pumpe im
Jahr 1959 erschlossen. Die Braunkohle wurde hauptsächlich
zur Brikett-, Koks- und Stadtgasproduktion eingesetzt.
196
19
70
2
197
eS
pre
e
Tagesanlagen
Scheibe
auf die Großflächenentwässerung durch Filterbrunnen
umgestellt wurde. Dies war ein bedeutender Fortschritt
– fiel doch dadurch die schwere körperliche Arbeit der
Untertagebelegschaft weg. Durch die Lage im Lausitzer
Urstromtal und die Beeinflussung durch den benachbarten
Tagebau Spreetal musste bei der Grundwasserabsenkung
für den Tagebau Burghammer mit besonderen Schwierigkeiten gerechnet werden. Um die Entwässerungsstrecken
auffahren zu können, wurden Schächte im Gefrierfilterschacht-Verfahren abgeteuft. Die Erde wurde eingefroren,
bevor ein neuer Schacht aufgeschlossen und dann mit
Streben abgestützt wurde. Dazu war eine riesige Kühlanlage erforderlich.
Burghammer/Scheibe
Tagebau
Sonstige Abbauflächen
Waldflächen
Sukzessionsflächen
Landwirtschaftsflächen
Verkehrsflächen
Wasser
Wohnen
Gewerbeflächen
Eisenbahn
Auch die Automatisierung der Liegendwasserhaltung und die
Reinigung der Bandanlagen im Grubenbetrieb durch Hilfsgeräte führten zu erheblichen Leistungssteigerungen. Bis zur
Inbetriebnahme der aus dem Tagebau II Werminghoff hierhin
versetzten Förderbrücke Clara (F 32) im Jahr 1963 wurde der
Abraum auf der Außenkippe Burghammer verkippt.
Am 20. September 1973 verließ der letzte Kohlenzug den Tagebau. In den folgenden 20 Jahren diente die aufgelassene
Grube der Verspülung von Industrierückständen aus den
Kraftwerken des Kombinates Schwarze Pumpe sowie zur Verkippung von Bodenaushub in Verbindung mit der Erschließung
des Tagebaus Scheibe und der Verlegung der Kleinen Spree.
Betriebsaufnahme des
Eimerkettenbaggers Es 1120/635
im Tagebau Burghammer, 1959
Eingesetzte Großgeräte Burghammer
Typ
GeräteNr.
Abraumbetrieb
Schaufelradbagger
n. b.
n. b.
Eimerkettenbagger
Es 1120.2
635
Kohlenförderung
Eimerkettenbagger
ERs 200
227
Eimerkettenbagger
ERs 500
298
Bemerkung/Verbleib
neuere Quellen erwähnen
einen Schaufelradbagger im
Abraum ohne Typennennung
Einsatz Nochten und Bärwalde;
1998 in Scheibe verschrottet
vermutlich schon Anfang der
70er Jahre außer Dienst
gestellt
1994/95 in Delitzsch-SW
verschrottet
* Quellenlage unvollständig
Letzter Kohlenzug aus Burghammer, 1973
Wassereinbruch in einer Entwässerungsstrecke im Tagebau Burghammer, 1959
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Tagebau Scheibe
Das Ministerium für Kohle und Energie der DDR be-
Tagebau Scheibe (1984-1996)
schloss im März 1980 den kurzfristigen Aufschluss des
Landinanspruchnahme: 758 ha
Rohkohlenförderung: 53 Mio. t
Abraumbewegung: 225 Mio. m³
Tagebaus Scheibe, hauptsächlich zur Absicherung des
Kohlenbedarfs des Kombinates Schwarze Pumpe. Die
geschätzten 53 Millionen Tonnen Kohle sollten voraus-
Burg
Kle
in
Hoyerswerda
eS
pre
e
sichtlich bis zum Ende der Neunziger Jahre die Kohlen-
Der im Jahr 1984 aufgeschlossene Tagebau Scheibe war
einer der jüngsten Tagebaue im Lausitzer Revier. Für
den Abbau war die Verlegung vorhandener Infrastruktur
notwendig, zudem musste für die Kleine Spree auf einer
Länge von fünf Kilometern ein neues Flussbett geschaffen
werden. Östlich der Stadt Hoyerswerda gelegen, gehörte
der Tagebau mit nur gut sieben Quadratkilometern Abbaufläche zu den eher kleinen Bergbaubetrieben. Die Feldesentwässerung wurde Ende 1982 begonnen, der Aufschluss
erfolgte im April 1984. Es wurde im Parallelbetrieb von Ost
nach West abgebaut, wodurch bis 1987 eine Abraumverkippung an der Außenkippe des östlich gelegenen Tagebaus Lohsa ermöglicht wurde. Anschließend erfolgte eine
Innenverkippung, wobei die Innenkippe den Tagebau nur zu
einem geringen Teil wieder verfüllte.
7
198
6
198
1988
1989
1990
1991
1992
1995
lungskombinat Europas sichern.
1994
Tagesanlagen
Scheibe
versorgung für das damals größte Braunkohlenvered-
Zeißig
Weißkollm
Schicht für Schicht durch Abraum und Kohle
Die Bagger fraßen sich schrittweise zur Kohle durch. Der
Abraum wurde dem Absetzer 1043 A2Rs-B 5000 zugeführt,
der die Massen mit seinem „langen Arm“ bis zu 45 Meter
in die Tiefe stürzen ließ. Ein Großteil des Abraums wurde
jedoch ab 1991 noch viel weiter transportiert: Um fehlende
Erdmassen für die Sanierung des stillgelegten Tagebaus
Spreetal auszugleichen, wurde eine sieben Kilometer lange
Förderbandanlage errichtet. Über diese ratterte der Abraum
aus Scheibe dann jahrelang nach Spreetal.
Bevor das Kohlenflöz, das hier im Schnitt zehn Meter mächtig war, abgebaut werden konnte, musste eine durchschnittlich 40 Meter dicke Abraumschicht abgetragen werden.
Die zwei Eimerkettenbagger 643 Es 1120 und 631 Es 1120
trugen den Abraum gemeinsam im Hoch- und Tiefschnitt in
drei Schnitten ab. Mit dem dritten und letzten Schnitt war
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Burghammer/Scheibe
Tagebau
Sonstige Abbauflächen
Waldflächen
Sukzessionsflächen
Landwirtschaftsflächen
Verkehrsflächen
Wasser
Wohnen
Gewerbeflächen
Eisenbahn
es dann endlich soweit: Die Kohle lag frei! Sie wurde nun
von den Kohlenbaggern auf kilometerlange Förderbänder
gekippt und quer durch den Tagebau zur Verladestation
transportiert. Hier wurden Züge mit der Rohbraunkohle
beladen, um die Verbraucher, das Gaskombinat Schwarze
Pumpe sowie die Kraftwerke Trattendorf und Boxberg zu
versorgen.
Nach elf Jahren Förderung und vollständiger Auskohlung
war die Zeit des Tagebaus Scheibe abgelaufen. Mit dem
letzten Kohlenzug, der den Tagebau im November 1996
verließ, ging das Kapitel des Braunkohlenabbaus im Raum
Hoyerswerda zu Ende.
Eingesetzte Großgeräte Scheibe
Typ
GeräteNr.
Bemerkung/Verbleib
Vorschnittbetrieb
Schaufelradbagger
SRs 1301
1533
Umsetzung 1998 nach
Welzow-Süd vorgesehen später Verkauf nach Bulgarien
Abraumbetrieb
Eimerkettenbagger
Eimerkettenbagger
Es 1120-2
Es 1120
643
631
verschrottet
1997 in Scheibe verschrottet
Kohlenförderung
Schaufelradbagger
Bandwagen
Schaufelradbagger
Schaufelradbagger
Bandwagen
SRs 315
1414
BRs 1600
720
SRs 500/630 1417
SRs 500/630 1439
BRs 1400
721
Eimerkettenbagger
ERs 400
272
Eimerkettenbagger
Bandwagen
ERs 400
BRs 1400
275
729
A2RsB 5000.67
1043
Verkippung/Kippe
Absetzer
1. Abraumschnitt mit dem Schaufelradbagger
SRs 1533 auf Höhe der Rasensohle, 1984
Baggerfahrer Gundermann im auslaufenden
Tagebau Scheibe, 1994
vor 1992 verschrottet
verschrottet
1998 in Scheibe verschrottet
1998 in Scheibe verschrottet
Umsetzung 1997 nach
Welzow-Süd vorgesehen 2003 aber bei Vattenfall nicht
mehr gelistet
1997 im Bergbaumuseum
Knappenrode abgestellt
1997 in Scheibe verschrottet
1997 verschrottet
1997 verschrottet
Abraumbandbetrieb mit
Schaufelradbagger SRs 1301/1533
im Tagebau Scheibe, 1990
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Verlorene Orte, überbaggerte Landschaften
Um die Kohle fördern zu können, wurden riesige Landstriche entwässert. An Stellen, wo früher Sumpfgebiete
waren, entstanden trockene Flächen, auf denen auch immer häufiger Waldbrände wüteten. Die Dorfbewohner aus
den Orten in den geplanten Tagebaugebieten wurden umgesiedelt. Eine andere Wahl hatten sie nicht.
Im Juli 1981 beschloss der Rat des Kreises Hoyerswerda
ein Programm zur Vorbereitung und Durchführung der Ver-
legung des Ortes Scheibe und der Ausbauten des Dorfes
Burg im Zuge des Aufschlusses des Tagebaues Scheibe.
23 Menschen aus dem Dörfchen Scheibe wurden größtenteils nach Hoyerswerda und in die heutige Gemeinde Lohsa
umgesiedelt. 1984 wurden die Einwohner von Scheibe von
einer eigens gebildeten Umsiedlungskommission zu einer
„Verabschiedungsveranstaltung“ zusammengeführt, die
das Schicksal des Dorfes besiegelte. Viele konnten sich nur
schweren Herzens von ihrer Heimat trennen. 1970 wurden
die Ausbauten des Ortes Burg und 1986/1987 auch der Ort
Scheibe abgerissen. Von Scheibe ist nur noch der Name
geblieben, den der entstehende Scheibe See weiterführt.
Überbaggerte Orte im gesamten Tagebauraum
Überbaggerte Wasserflächen im gesamten Tagebauraum
Der Bergbau führte im Raum Burghammer/Scheibe zu erheblichen Eingriffen in die Landschaft und zur Vernichtung
seltener Tier- und Pflanzenarten. Der Verlust vorhandener
Biotopstrukturen sowie Schäden infolge von Winderosion
aus der offenen Bergbaulandschaft mussten durch die Sanierung weitgehend ausgeglichen werden.
Scheibe lebt nur noch als Seename weiter
Wälder und Teiche müssen dem Bergbau weichen
Die Gegend um Hoyerswerda war schon immer sehr waldreich, da die mageren Böden eine landwirtschaftliche Nutzung kaum lohnenswert erscheinen ließen. Bevor der Tagebau den Grundwasserspiegel weiträumig absenkte, waren
die Böden zwar auch wenig fruchtbar, aber das oberflächennahe Grundwasser ließ eine vielfältige, vom Wasser geprägte
Vegetation mit Teichen und Sümpfen entstehen. Die Wiesen in der Gegend waren häufig so feucht, dass auf ihnen
kein Heu getrocknet werden konnte.
Die Erwartung, dass unter den Mooren und Wäldern Kohle
gefunden würde, führte schon bald zu Einschränkungen
bei der forstlichen Bewirtschaftung. Als dann die Tagebaue
aufgeschlossen werden sollten, musste erst einmal das
Vorfeld beräumt werden. Hektarweise wurde der Wald
abgeholzt und in umliegende Sägewerke abgefahren.
Überbaggerte Waldflächen im gesamten Tagebauraum
Sp
Neudorfer Heide
ree
Neundorf
Spreewitzer Heide
Jeserz Luschk
Alter
Bürger Teich
Burg
10
Königlich
Hoyerswerdaer Forst
Burgsche Heide
Weisser
See Teich
Hammer
Teich
ree
Sp
Riegel
Kummers Lug
ine
K le
Scheibe
Neudorfer Heide
Kareks
vorderer Lug
Burghammer
Burghammer/Scheibe
N
Herrschaftlich
Weiss Collmer Heide
Für den Tagebau Scheibe wurden fast 850 Hektar Waldflächen und für den Tagebau Burghammer noch einmal 580
Hektar gerodet.
Im Gebiet der beiden Tagebaue befand sich eine große Anzahl von Teichen. Sie mussten vor dem Tagebauaufschluss
und der anschließenden Überbaggerung trockengelegt
werden.
Aufschlussbaggerung mit einem Eimerkettenbagger
im Tagebau Burghammer am Ortsrand von Burghammer, 1959
11
12
HEUTE
Sanierung einer Landschaft
Sanierungsarbeiten am
Restloch Burghammer, 2003
Der Braunkohlenabbau hat besonders tiefgreifend und nachhaltig in den Wasserhaushalt des Raumes Burghammer/Scheibe eingegriffen. Durch den Bergbau ist bis zur Stillsetzung des Tagebaus Scheibe im Jahr 1996 ein enormes
Grundwasserdefizit entstanden, wobei die Absenkung des Grundwassers auf
stellenweise bis zu 40 Metern Tiefe erfolgte. Für die Wiederherstellung eines
ausgeglichenen, sich weitgehend selbst regulierenden Wasserhaushaltes
ist es erforderlich, die Grundwasserleiter und die Tagebaurestlöcher wieder
aufzufüllen. Um eine schnelle Flutung der Seen zu erreichen, müssen jedoch
teilweise komplizierte hydrogeologische Probleme bewältigt werden.
Doch zuvor war die Grundsanierung der ehemaligen Tagebaue Burghammer
und Scheibe durch Massenbewegung, Massenverdichtung, Ufergestaltung
und Rekultivierung notwendig. In einigen Jahren werden die beiden entstehenden Seen vollständig geflutet, die umgebende Landschaft sicher gestaltet
und für eine Nachnutzung vorbereitet sein.
Ufersanierung am ehemaligen
Tagebau Scheibe, 1997
Burghammer/Scheibe
13
Vorausschauend planen
In den Sanierungsrahmenplänen Burghammer und Scheibe wird davon ausgegangen, dass nach Abschluss der
Sanierung und Flutung ein Landschaftsraum entstanden sein wird, der als Teil des Lausitzer Seenlandes für die
Entwicklung des Fremdenverkehrs geeignet ist. Gleichzeitig sollen aber auch wichtige wasserwirtschaftliche Funktionen übernommen werden – ein hoher Anspruch an alle Beteiligten.
durch die offenen Ascheflächen im ehemaligen Tagebau
wurden diese 1997 mit Montanwachs versiegelt und
anschließend zwischenbegrünt. Gleichzeitig hielt man mit
Hilfe von 140 Beregnungsmasten die Ascheflächen im
Dauerbetrieb feucht.
Das 2001 von der LMBV erstellte Nutzungskonzept für
den Standort Burghammer bildete eine wichtige informelle
Grundlage für die künftige Entwicklung der Bergbaufolgelandschaft und war zugleich ein Meilenstein für eine
überörtliche informelle Planung. Auch der Status Quo der
Sanierungs- und Abschlussbetriebsplanung wurde hier
festgehalten und die weiteren Sanierungsmaßnahmen skizziert. Darüber hinaus entwarf man Strategien und Leitbilder
für die zukünftige Entwicklung und beleuchtete mögliche
Nutzungskonflikte, um eine nachhaltige wirtschaftliche und
soziale Entwicklung in diesem Raum zu sichern.
Staub aufwirbeln unerwünscht
Gefährliches Terrain wird gesichert
Die konkreten Sanierungsmaßnahmen waren im Abschlussbetriebsplan zum „Vorhaben Restloch Tagebau
Burghammer“ genau festgelegt. Hierzu zählten insbesondere der Abriss der alten Tagesanlagen sowie Abflachungs- und Verdichtungsarbeiten an den Böschungen.
Aber auch wasserbauliche Maßnahmen, wie der Bau des
Überleiters vom Speicherbecken Lohsa II und des Auslaufbauwerkes in den Vorfluter Kleine Spree, gehören zu den
langfristigen Aufgaben. Aufgrund der Staubbelästigung
Die schwierigste Aufgabe bei der Sanierung des Tagebaus
Scheibe war die Sicherung der Innenkippe. Millionen Kubikmeter lose aufgetürmter Abraum mussten verdichtet
werden. Das Ziel war die Erreichung einer Wasserüberdeckung der Kippenfläche nach Abschluss der Flutung von
mindestens zwei Metern. Also begann man mit der Beseitigung von punktuellen Überhöhungen der Innenkippe,
die sonst später in die Sicherheitszone hineinragen würden. Dem zentralen Teil der Innenkippe, der schon stark
Abschlussbetriebspläne der Tagebaue Burghammer und Scheibe, 1996
Zielkarte zu den Braunkohlenplänen Burghammer und Scheibe, 2000
Rahmenplan zu den Nutzungskonzepten Burghammer und Scheibe, 2001
Schwarze
Pumpe
Spreewitz
r
Sp
Burgneudorf
ee
Burghammer
Neustadt
Seidenwinkel
Bernsteinsee
B97
Burg
Hoyerswerda
Scheibe See
B96
Zeißig
Weißkollm
14
Burghammer/Scheibe
Sanierungsleistungen im Tagebau Burghammer
1992-2007
Massenbewegungen
Sprengverdichtung
Rütteldruckverdichtung
Sonstige Verdichtungen
Wiedernutzbarmachung der Oberfläche
(Herstellung land- und forstwirtschaftlicher Nutzflächen)
Demontage
Abbruch
Beseitigung von Abfällen
4 Mio. m³
25 Mio. m³
3 Mio. m³
140.000 m³
120 ha
500 t
6.000 m³
6.000 t
Sanierungsleistungen im Tagebau Scheibe
1992-2007
Massenbewegungen
Spreng- und Rütteldruckverdichtung
Sonstige Verdichtungen
Wiedernutzbarmachung der Oberfläche
(Herstellung land- und forstwirtschaftlicher Nutzflächen)
Demontage
Abbruch
Beseitigung von Abfällen
2 Mio. m³
keine
40.000 m³
120 ha
9.000 t
10.000 m³
30.000 t
wassergesättigt war, rückten die Spezialisten mit Dynamit
zu Leibe. Sprengungen verdichteten den Untergrund auf
einer Fläche von circa 32 Hektar.
Teilweise gefluteter Sanierungstagebau
Scheibe mit Innenkippe (rechts), 2006
15
Entstehender Bernsteinsee im ehem.
Tagebau Burghammer, 2004
16
Der Bernsteinsee entsteht
Einen Tagebau zu fluten, erfordert ein Höchstmaß an
Planung und Kontrolle. Voraussetzung sind gesicherte
Uferböschungen. Während der Flutung ist die Entwicklung des Wasserstandes im Restloch zu überwachen und
die Entnahmemengen aus den umliegenden Vorflutern
müssen entsprechend des vorhandenen Wasserdargebotes eingehalten werden.
Der Tagebau Burghammer, aus dem der Bernsteinsee
entsteht, soll zu einem Speicherbecken und Landschaftssee für eine ruhige Erholung entwickelt werden. Die durch
den Bergbau devastierten Flächen im Umfeld des Tagebaus
wurden in den letzten Jahren durch Aufforstung in einen
Zustand versetzt, der dem vorbergbaulichen sehr ähnelt. Die
übrigen Rekultivierungsmaßnahmen konzentrierten sich im
Wesentlichen auf die Gestaltung der Uferbereiche und auf
eine ökologisch orientierte, forstwirtschaftliche Eingliederung der Splitterflächen. Die sanierte Bergbaufolgelandschaft
wird sich von der Landschaft vor dem Bergbau nur durch das
Vorhandensein des Bernsteinsees und die dadurch entstehenden Erholungsmöglichkeiten unterscheiden.
durch chemische Verfahren zur qualitativen Verbesserung
des Wasserkörpers im Speicherbecken Burghammer selbst,
soll die Wasserqualität entsprechend den vorgesehenen
ökologisch vertretbaren Parametern erreicht werden.
Kampf gegen saures Wasser
Zur Verbindung der Speicherbecken Burghammer und Lohsa II
wurde eine 1.400 m lange Tunnelröhre errichtet.
Da bis zum Jahr 1997 Kraftwerksasche in das Restloch
Burghammer gespült wurde, entstanden im südlichen Teil
des Tagebaus Sohlaufhöhungen. Um die Wasserqualität zu
verbessern und die Flutung zu beschleunigen, wurde ab Juni
1997 Wasser aus der Kleinen Spree und dem Kippenriegel
Spreetal zugeführt. Bei der Flutung des Bernsteinsees
musste berücksichtigt werden, dass eine hohe Versauerungsgefahr für das Wasser besteht. Aufgrund des Gefälles
zwischen den Speicherbecken Lohsa und Burghammer
strömt ständig saures Wasser aus dem Festlandspfeiler
zwischen den beiden Tagebauen, so dass der pH-Wert des
Sees sich im sauren Bereich befindet. Durch die Zuleitung
von Wasser aus der Kleinen Spree, der Überleitung von
aufbereitetem Wasser aus dem Speicherbecken Lohsa und
Bernsteinsee im ehem. Tagebau Burghammer, 2006
Flutungsbauwerk am Bernsteinsee, 2005
Beregnungsanlage zur Eindämmung von Staubemissionen
nahe der Ortslage Burghammer, 1996
Burghammer/Scheibe
Zur Gewährleistung der geforderten Ausleitparameter aus
dem Speicherbecken Lohsa II wird am Beginn der Tunnelröhre zum Bernsteinsee eine Konditionierungsanlage
(Bekalkung) errichtet, die bis zum Erreichen von stabilen
Verhältnissen betrieben wird.
Im Jahr 2009 soll der Bernsteinsee seinen Endwasserstand erreicht haben. Er wird dann eine Wasserfläche von
rund 445 Hektar haben.
Matratzen und Gabionen für sichere Ufer
Die Böschungen des Tagebaurestloches Burghammer sind
größtenteils gewachsene Böden. Nur im Osten befindet
sich eine gekippte Böschung des Absetzerkippensystems.
Zur Sanierung dieser setzungsfließgefährdeten Kippenböschungen wurde mittels Spreng- und Rütteldruckverdichtung ein versteckter Damm hergestellt. An der westlichen
Böschung begann im Jahr 1999 die Abflachung auf einer
Länge von knapp zwei Kilometern. Anschließend wurde
ein Teilabschnitt des Ufers mit Wasserbausteinen, Geotextil- und Fußsicherungsmatratzen gegen Winderosion und
Welleneinwirkung gesichert. Ein gestalterisches Highlight
ist dabei eine 230 Meter lange Gabionenwand, bestehend
aus mit Steinen gefüllten Drahtkörben.
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Stück für Stück sicher
Seit 2002 läuft Wasser der Spree und der Kleinen Spree
über Flutungsbauwerke in den Scheibe See. Wenn der
See seinen endgültigen Wasserstand erreicht hat, wird
die Innenkippe unter der Wasseroberfläche verschwunden sein. Bis dahin werden die Uferböschungen noch
verantwortungsvoll gesichert.
„Gewachsenes“ am Scheibe See
Seit der Stilllegung des Tagebaus Scheibe wird an der Flutung des Restloches gearbeitet. Ein See mit einer Fläche
von über 700 Hektar wird hier durch die kontrollierte Einleitung von Wasser aus der Kleinen Spree entstehen. Über
ein Auslaufbauwerk südlich der Ortschaft Burg kann der
Wasserspiegel um drei Meter reguliert werden.
Da der Tagebau, aus dem der Scheibe See entsteht, im
Gegensatz zu vielen anderen Tagebauen keine gekippten
Böschungsbereiche besaß, mussten nur geringfügige
Sicherungsmaßnahmen an den „gewachsenen“ Böschungen durchgeführt werden. So wurde ein knapp 13 Kilometer langer Teilabschnitt des Ufers durch Steinschüttungen
gegen Wellenschlag geschützt, andere Bereiche werden
dem Spiel der Wellen überlassen. Mit der Zeit bilden sich
in diesen Naturschutzbereichen Kliffs und Schilfgürtel.
der ringsum von einer gewachsenen Böschung begrenzt
wird, ist die Situation nicht unkompliziert.
Es ist durchaus nicht so, dass alle Kippen gefährlich und
alle unverritzten Böden im Urzustand ungefährlich seien.
Gewachsene Böschungen könnten zum Beispiel wegen
ihrer Steilheit abbrechen. Oft sind beim Modellieren des
Seeufers Erdmassen in diese Bereiche zur Anstützung verschoben worden. Auch dort kann es Rutschungen geben.
Kippenbereiche werden durch die LMBV normalerweise
mittels Rütteldruck- oder Sprengungsverdichtung gesichert.
Bei der künftig unter Wasser liegenden Innenkippe des
Tagebaus Scheibe wurde darauf verzichtet. Dies ist ein extrem gefährlicher Bereich, den selbst die Sanierer meiden.
Die LMBV muss nämlich eine so genannte „Zwei-MeterÜberdeckung” garantieren. Anfang 2008 lag jedoch der
Wasserspiegel am Scheibe See noch mehr als drei Meter
unterhalb seines Zieles. Der Endwasserstand im Scheibe
See wird voraussichtlich im Jahr 2011 erreicht sein. Zum
Nachweis der Sicherheit wird dann das geotechnische
Abschlussgutachten erarbeitet, welches die Grundlage zur
Beendigung der Bergaufsicht bildet.
Errichtung von Horizontalfilterbrunnen
im Stadtgebiet Hoyerswerda, 2004
Absetzer bei der Böschungsgestaltung
am Restloch Scheibe, 1999
Westrandgraben Hoyerswerda, 2001
„Trittsichere“ Ufer
In den Bergbaufolgelandschaften können unverdichtete
Kippenmassen sehr rasch in Bewegung geraten. Wer dann
darauf steht, befindet sich in Gefahr. Auch am Scheibe See,
18
Burghammer/Scheibe
Hoyerswerda in „trockenen Tüchern“
Ursprünglich war die Landschaft um Hoyerswerda von
Seen, Teichen und Flachwasserbereichen im Überschwemmungsgebiet der Schwarzen Elster geprägt. Durch den
Braunkohlenbergbau kam es zu einer weiträumigen
Grundwasserabsenkung. Innerhalb des Grundwasserabsenkungstrichters wurden rund um Hoyerswerda etliche
Siedlungserweiterungen geplant und gebaut. Mit Einstellung des Bergbaus und dem damit verbundenen Ansteigen
des Grundwassers geriet nun die Neustadt Hoyerswerda in
Gefahr, „nasse Füße“ zu bekommen. In Zusammenarbeit
mit den betroffenen Kommunen und dem Freistaat Sachsen
setzte die LMBV schnell Gegenmaßnahmen um. Der
Westrandgraben und drei Horizontalfilterbrunnen wurden
gebaut. Sie sollen in Zukunft die gefährdenden Wassermassen von den besiedelten Gebieten ableiten.
Böschungsgestaltung
am ehemaligenTagebau Scheibe, 1999
19
Großgeräte-Schicksale
Durch die Stilllegung vieler Tagebaue verloren zahlreiche Anlagen der Braunkohlenindustrie ihre bisherige
Zweckbestimmung. Auch für den Raum Burghammer/
Scheibe bedeutete dies den Rückbau der Tagesanlagen und Transporttrassen sowie die Verschrottung der
bau ist der Landtransport die effizientere Verfahrensweise.
Für den Transport wurde hauptsächlich die schon mehrfach
befahrene Generaltransporttrasse genutzt. Trotzdem musste eine Vielzahl von Genehmigungsverfahren bearbeitet
und Verhandlungen mit den Flächeneigentümern geführt
werden, über deren Grundstücke der Konvoi fahren sollte.
Großgeräte.
Größter Großgerätetransport Europas
Zwölf Jahre lang wurde aus dem Tagebau Scheibe Kohle
gefördert. Bis zum 26. November 1996 bewegten die Großgeräte rund 226 Millionen Kubikmeter Abraum und förderten ca.
53 Millionen Tonnen Rohkohle. Förderanlagen und Tagebaugroßgeräte sowie Gleis-, Entwässerungs-, Elektro- und
Versorgungsanlagen hatten nach Beendigung des Bergbaus
im Raum Burghammer/Scheibe ausgedient und waren nutzlos geworden. Ein wichtiger Schwerpunkt der Sanierung war
deshalb die Demontage und Verschrottung dieser Anlagen
und Geräte. Mit dem Abbruch und der Entsorgung von nicht
nachnutzungsfähigen baulichen Objekten der Tagesanlagen
Scheibe wurde 1997 begonnen. Durch eine rasche Sanierung
der ehemaligen Werksflächen sollten die Voraussetzungen
dafür geschaffen werden, diese Brachen kurz- bis mittelfristig
wieder gewerblich nutzbar zu machen oder zu renaturieren.
Giganten am Nordrand des Scheibe Sees
Ende 1993 machte sich ein Konvoi der besonderen Art auf
eine rund 90 Kilometer lange, beschwerliche Reise: Bagger,
Absetzer und andere Großgeräte fuhren im Schneckentempo von den geschlossenen Tagebauen Greifenhain
und Klettwitz-Nord zu ihrem neuen Einsatzort im Tagebau
Nochten. Gegenüber der Demontage und dem Wiederauf20
Bei starkem Frost, Nebel und eisigem Wind ging es los.
Der bis dato weltweit größte Landtransport von Tagebautechnik in der Geschichte des Braunkohlenbergbaus hatte
mit seinen 14 Großgeräten zeitweilig eine Konvoilänge von
über einem Kilometer und brachte knapp 23.000 Tonnen
auf die Waage. Mit drei bis vier Metern pro Minute kam er
nur langsam voran. Lediglich für gefährliche Situationen, so
genannte Fluchtfahrten, gab es eine höhere Geschwindigkeit
von immerhin zehn Metern pro Minute. Die Geräte, die viel
zu groß waren, um auf der Straße transportiert zu werden,
wurden auf einer eigens für diesen Zweck geschaffenen kilometerlangen Transporttrasse durch die Landschaft bewegt.
Großgerätetransport
in den Tagebau Nochten, 1994
Schaufelradbagger SRs 1301/1533
wartet auf seine Demontage auf dem
Abwrackplatz des Tagebaus Scheibe, 2001
Trennschweißarbeiten
an einem Tagebaugroßgerät, 2004
Burghammer/Scheibe
Mehrere hundert kleinere und größere Hindernisse mussten
überwunden werden. Dazu gehörten Straßen, Eisenbahnstrecken, Hochspannungsfreileitungen und Flussläufe. Auch
am Nordrand des Tagebaus Scheibe kamen sie entlang und
hinterließen eine breite Schneise im Wald. Zur Versorgung
des Antriebs war pro Großgerät ein gesondertes Stromaggregat notwendig, das auf einem extra Wagen von einem
Traktor oder einer Raupe gezogen wurde. Um Hochspannungstrassen zu queren, mussten die Leitungen für die bis
zu 64 Meter hohen Geräte demontiert werden.
Der durch Tagebaubetrieb und Transporttrasse entstandene
freie Naturraum führte in der Ortslage Burg häufig zu einer
hohen Windbelastung. In den 80er Jahren wurden entlang
der Großgerätetransporttrasse Pflanzungen vorgenommen,
die allerdings keinen ausreichenden Schutz vor Staub und
Wind boten. Erst mit dem Ende der Nutzung der in OstWest-Richtung verlaufenden Großgerätetransporte war
die Bepflanzung der gesamten Trasse möglich. Auf einem
Teilstück legten die Sanierer einen Grünschutzstreifen an,
auf dem heute ein Abschnitt des Frosch-Radwanderweges
verläuft.
Dicht an Wohnhäusern vorbei –
Großgerätetransport
vom Tagebau Klettwitz-Nord
zum Tagebau Welzow-Süd, 1994
21
Zeitschiene
Betriebsaufnahme eines Baggers
im Tagebau Burghammer, 1959
Absetzer und Abraumzug im Tagebau Burghammer, 1960
Letzter Kohlenzug vom Tagebau Burghammer, 1973
TAGEBAU BURGHAMMER
1955 Projektierung und Vorarbeiten für die Einleitung der Entwässerungsarbeiten; Bau des Braunkohlenkombinates Schwarze Pumpe
1957 Beginn der Entwässerung mit Filterbrunnen
1958 Bau Bereitschaftssiedlung
1959 Transport der
1963 Beginn Kohlenförderung; Inbetriebnahme der aus dem
Großgeräte zu ihren
Tagebau II Werminghoff umgesetzten ehemaligen ClaraEinsatzorten,
Abraumförderbrücke F 32,
Beginn der AbraumbagInbetriebnahme der Förderbrücke F2-12
gerung
1964 Umstellung von Außenkippe auf Innenkippe
1945
46
47
48
49
50
51
52
53
54
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59
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61
62
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64
65
66
67
68
69
70
71
1972 Einstellung des Vorschnittbetriebes
1973 Beendigung der Kohlenförderung und des
Grubenbetriebes
1974 Verspülung von Kraftwerksasche und
Eisenhydroxidschlamm
72
73
74
75
76
77
78
79
TAGEBAU SCHEIBE
Schaufelradbagger im Tagebau Scheibe, 1991
Ausleger eines Absetzers im
Tagebau Scheibe, 1987
22
Eimerkettenbagger ERs 400
im Tagebau Scheibe, 1988
80
Wehranlage am
Bernsteinsee, 2008
Bau des Auslaufbauwerkes
Burghammer, 1997
Sanierungsarbeiten am
Bernsteinsee, 2006
Einlauf Burghammer, 2005
1983 Verkippung Bodenaushub aus der Verlegung der Kleinen Spree
1997 Flutungsbeginn Bernsteinsee; Versiegelung der Tagebauflächen mit Montanwachs zur Staubbindung
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
1987 Umstellung auf Innenkippe Scheibe
1986 Ortsabbruch Scheibe
1985 Beginn Kohlenförderung,
Beginn Baggerung 2. und 3. Abraumschnitt
1984 Beginn Aufschlussbaggerung,
Beginn Baggerung im 1. Abraumschnitt,
Inbetriebnahme Außenkippe Lohsa
91
92
93
94
95
96
97
98
99
2000
01
1996 Beendigung Kohlenförderung,
Auslaufen 2. und 3. Abraumschnitt
1995 Auslaufen 1. Abraumschnitt
1991 Umstellung auf Innenkippe Spreetal,
Transport des Abraums über Abraumtransportband
02
03
04
05
2009 geplanter Endwasserstand Bernsteinsee
06
07
08
09
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11
12
2012 geplanter Endwasserstand Scheibe See
2006 Besuchertage am Scheibe See
2005 Aufstellung eines Gedenksteines
für den abgebaggerten Ort Scheibe
2002 Flutungsbeginn Scheibe See
1983 Verlegung der Kleinen Spree
1982 Beginn Feldentwässerung
Sanierung der Uferböschung
am Scheibe See, 1999
Burghammer/Scheibe
Besuchertage am Scheibe See,
2006
23
24
MORGEN
Neuer Lebensraum
Aussichtspunkt am Scheibe See, 2004
Die Einstellung eines Großteils des Braunkohlenbergbaus in der Lausitz und
die Umstrukturierung und Verschmelzung von Unternehmen nach der Wende
führten zu einem erheblichen Abbau von Arbeitsplätzen im Raum Hoyerswerda.
Die Tagebaue Burghammer und Scheibe gibt es nicht mehr. Die Menschen, die
hier früher gearbeitet haben, mussten sich eine neue Zukunft aufbauen. Durch
die Sanierung wurden die Wunden in der Landschaft, die der Tagebau hinterließ, geheilt und ein sicheres, für alle Menschen nutzbares Terrain geschaffen.
Parallel dazu entwickeln sich jedoch auch neue wirtschaftliche Perspektiven für
die ansässige Bevölkerung.
Im ehemaligen Tagebau Burghammer, wo einst Bagger und Förderbänder ratterten und quietschten, liegt heute still der Bernsteinsee – ein wahrer Pol der
Ruhe – während das Umfeld des Scheibe Sees sukzessiv zu einem Standort
für „Grünes Gewerbe“ und Bioproduktion entwickelt wird.
Bernsteinsee, 2008
Burghammer/Scheibe
25
Chancen für eine Energieregion
Seit die Flutung im Jahr 2002 angelaufen ist, entsteht aus dem ehemaligen Braunkohlentagebau Scheibe der
Scheibe See. Auch wenn die reguläre Nutzung erst möglich sein wird, wenn die Bergaufsicht für den See beendet
Shiitake-Pilze
ist, tummeln sich schon seit Jahren Anwohner und Touristen an den Ufern. Aussichtspunkte und ein Seen-Rundweg wurden frühzeitig angelegt.
Kohle gibt es hier keine mehr, der Tagebau wurde restlos
ausgekohlt. Doch Energie wird noch immer produziert: Fünf
große Windräder drehen sich am nordöstlichen Ufer. Ob
es noch mehr werden sollen, darüber wird noch gestritten.
Wenn der See einmal voll ist, wird er eine Wasserfläche
von rund 680 Hektar besitzen. Genug für die Einwohner
von Hoyerswerda, die den See in Zukunft als Naherholungsziel ansteuern werden. Rund um den Scheibe See
hat sich seit der Beendigung des Abbaubetriebes einiges
getan. An den Seeufern aber auch im weiteren Umfeld
wird an der Zukunft des Gebietes gearbeitet.
Segelboote statt Schaufelradbagger
Kurz nachdem die Flutung mit Wasser aus der Kleinen
Spree angelaufen war, wurde ein 13 Kilometer langer
Wirtschaftsweg um das künftige Gewässer fertiggestellt.
Seitdem wird rund um den See geskatet, geradelt und gewandert. Ein Gedenkstein am Seeufer erinnert seit 2005 an
das überbaggerte Dorf Scheibe. Ein Jahr später, während
der Besuchertage im Jahr 2006, nutzten viele Menschen
die Chance, den offiziell gesperrten See zu befahren: JetSkis, Segel- und Motorboote kreuzten in diesen Tagen auf
dem Gewässer. Badestrände gibt es zwar schon, sie dürfen allerdings aus Sicherheitsgründen noch nicht benutzt
werden.
26
Grünes Gewerbe – Bioproduktion am See
Die wirtschaftlichen Entwicklungsperspektiven rund um
den Scheibe See sollen neben dem Tourismus auch durch
die Ansiedlung innovativer Technologien bestimmt werden.
Dann könnte eine Touristik-Energietour „Von der Braunkohle
zur Biomasse“ entstehen, die den energetischen Wandel
der Region verdeutlichen würde.
Über so genanntes „Grünes Gewerbe“ im Gewerbepark
Kühnicht am Südwestufer des Scheibe Sees freut man
sich schon seit einigen Jahren. Von den hier gezüchteten
Shiitake-Pilzen werden täglich 100 Kilo geerntet und an
Märkte in Süd- und Ostdeutschland geliefert. In Zukunft
Heidekraut am Ufer des Scheibe Sees, 2006
Reges Treiben am und auf dem Wasser
während der Besuchertage am Scheibe See, 2006
Burghammer/Scheibe
könnten hier noch andere innovative Technologien erprobt
und zur Serienreife gebracht werden. Im Mittelpunkt wird
dabei die Produktion von Bioalgen und Satzfischen stehen.
Über die Umsetzung weiterer Projektideen, wie eine Fertigungsstrecke für Solartechnik, eine Service- und Windanlagenreparaturwerft, ein Holzstoffverwertungszentrum
oder eine Produktionsanlage für die Algenarten Chlorella
und Spirulina, wurde nachgedacht. Die hier gezüchteten
Algen könnten in der Kosmetik-, Pharma-, Nahrungs- und
Futtermittelbranche eingesetzt werden. Ein positiver Nebeneffekt wäre, dass die Algen helfen würden, das Wasser im
Tagebaurestloch Scheibe schneller zu neutralisieren. Ob
dies alles eines Tages Realität wird, bleibt abzuwarten.
Großer Andrang bei den Besuchertagen
am Scheibe See, 2006
27
Blick über den Bernsteinsee, 2008
28
Der Bernsteinsee – ein Pol der Ruhe
Der Bernsteinsee wird zwar über keine schiffbare Verbindung verfügen, dennoch wird er innerhalb des Wasserspeichersystems Lohsa II eine wichtige Funktion erfüllen: Im Verbund mit den entstehenden Wasserspeichern Lohsa II
und Dreiweibern soll er für eine Wasseraufhöhung der Spree in Trockenperioden und somit für eine ausreichende
Wasserversorgung des Biosphärenreservates Spreewald und der Hauptstadt Berlin sorgen.
Wasserspender in trockenen Zeiten
Ruhige Erholung und sanfter Tourismus
Als letztes Glied in der Kette des Wasserspeichersystems
Lohsa II soll der Bernsteinsee die Kleine Spree und die
Spree in trockenen Zeiten mit zusätzlichem Wasser versorgen. Vor dem Ausleiten muss allerdings das saure Wasser
so behandelt werden, dass die vorgegebenen Ausleitkriterien erfüllt werden, um die Wasserqualität der Flüsse nicht
negativ zu beeinflussen. Die Behandlung des Wassers
wird von der LMBV derzeit vorbereitet. Einige Jahre wird
es wohl noch dauern, die drei Speichergewässer so zu
reinigen, dass sie als Wasserspender dauerhaft in Betrieb
gehen können.
Rund um den See werden künftig sanfter Tourismus und
stille Erholung das Bild prägen. Schon bald können auch
Ruderer gemächlich über den See gleiten. Badelustigen
wird es möglich sein, sich an zwei Strandbereichen bei
Burghammer und Burg in das glasklare Wasser zu stürzen.
Wenn die aktuellen Planungen Bestand haben, werden
in Burg in einigen Jahren eine Ferienwohnanlage am See
und an der Uferpromenade in Burghammer ein neuer Park
entstanden sein. Großprojekte sind hier nicht geplant. Die
von der LMBV angelegten Wege laden schon heute zum
Skaten, Radfahren, Joggen und Wandern ein.
Bernsteinsee mit jungem Kiefernbestand, 2008
Testversuch zur Wasserqualitätsverbesserung
im Restloch Burghammer, 2002
Auslaufbauwerk Burghammer, 2006
Burghammer/Scheibe
Sanierungsschiff gegen saures Wasser
Im Speicherbecken Burghammer ist auf Grund des sauren
und stark eisenhaltigen Restseewassers eine Neutralisation vor der Ausleitung in die Vorflut vorzunehmen.
Seit einigen Jahren schon ist der Bernsteinsee Versuchsobjekt für die Wissenschaft. Hier wurde bereits mit den unterschiedlichsten Verfahren erprobt, wie das saure Wasser
des Sees behandelt bzw. neutralisiert werden kann,
u. a. durch die TU Dresden mittels Kohlendioxid.
Eine weitere Methode zur Verbesserung der Gewässergüte
in der Einfahrphase des Speicherbeckens Burghammer
und zur Gewährleistung der vorgegebenen Ausleitkriterien,
speziell zur Anhebung des pH-Wertes auf mindestens
sechs, wird durch die LMBV seit November 2008 umgesetzt. Mittels mobiler Wasserbehandlungsanlagen wird die
Wasserqualität durch ein zweistufiges In-Lake-Verfahren
verbessert. Die Behandlung erfolgt dabei mit einer mobilen schwimmenden Konditionierungsanlage, von der aus
Calciumcarbonat und Calciumhydroxid in den See eingebracht werden. Aufgabe dieses „Sanierungsschiffes“ ist die
möglichst gleichmäßige Verteilung der Neutralisationsmittel
im Speicherbecken mit einem hohen Wirkungsgrad.
29
M E TA M O R P H O S E N
Landschaftsverwandlung
Scheibe, das Dorf, das weder einen Laden noch eine Gaststätte hatte, wurde
im Jahr 1923 erstmals mit dem Braunkohlenabbau konfrontiert. Braunkohlenfelderagenten versuchten damals mit allen Mitteln die Bauern davon zu überzeugen, ihre Felder, Wälder und Grundstücke an die Bergbauunternehmen zu
verkaufen. Die umliegenden Tagebaue rückten in den folgenden Jahrzehnten
immer näher. 1959 wurde der Tagebau Burghammer aufgeschlossen und 1984
der Tagebau Scheibe. Für Scheibe war es dann 1986 soweit: Das Dorf musste
dem Tagebau weichen. Es war zum Glück der einzige Ort, der in diesem Raum
abgebaggert wurde. Nun lebt Scheibe im Namen des hier entstehenden Sees
weiter.
Für die Natur und die Menschen in dieser Region hat das letzte halbe Jahrhundert tiefgreifende Veränderungen mit sich gebracht. In der menschenleeren Moor- und Waldlandschaft war der Braunkohlenbergbau für wirtschaftlichen Aufschwung und gleichzeitig für einen gravierenden Eingriff in die
Natur verantwortlich. Nun wird für nachfolgende Generationen eine lebenswerte und zugleich wirtschaftlich tragfähige Kulturlandschaft entwickelt.
30
Burghammer/Scheibe
Orte im Strom der Zeit
Scheibe/Riegel
vor dem Bergbau um 1850
Sand Berg
Burghammer
e
re
Sp
Burgsche Heide
ne
ei
Kl
Riegel
Burghammer
Tagebau
Burghammer
nach dem Bergbau, ca. 2010
ne
ei
Kl
e
re
Sp
Burghammer
Bernsteinsee
Tagesanlagen
Scheibe
Tagebau
Scheibe
Riegel
Sp
ree
ne
ei
Kl
e
re
Sp
1915 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zu Burghammer die Grube
Brigitta aufgeschlossen, die später
im Tagebau Spreetal aufging. In
den Jahren 1959-1973 bestimmte
der Tagebau Burghammer das
soziale und ökonomische Bild der
Region. In einem Zeitraum von rund
10 Jahren wurden ca. 70 Millionen
Tonnen Rohkohle gefördert.
ne
Außenhalde
Burghammer
Tagebau
Brigitta
vor dem Bergbau um 1850
Der Ort Scheibe wurde urkundlich
1568 erstmalig erwähnt. Der
südlich gelegene Nachbarort Riegel wurde bereits 1401 urkundlich
erwähnt. Das kleine Heidedorf
Scheibe, welches idyllisch an
der Kleinen Spree lag, war der
letzte Ort des ehemaligen Kreises
Hoyerswerda, der wegen der Braunkohlengewinnung im Jahre 1986
von der Bildfläche verschwand.
Zeit des Bergbaus, 1984-96
Kle
i
Zeit des Bergbaus, 1915-73
Capz Berg
Scheibe See
Strandbereich
Riegel
Burghammer/Scheibe
Der Ort Burg wird im Jahr 1381
erstmals als „Burkau“ urkundlich
erwähnt. Das Gebiet war fast vollständig bewaldet, wenig besiedelt
und von der Flussaue der Kleinen
Spree und welligen Binnendünen
durchzogen. Der meist sandige
Boden brachte nur geringe Erträge.
Der Haupterwerb war die Waldnutzung und der Holzverkauf.
Burg
Burgsche Heide
Zeit des Bergbaus, 1915-96
Zum Schluss hatte das Dörfchen
noch 23 Einwohner, welche den
schweren Weg der Umsiedlung
auf sich nehmen mussten. Riegel blieb hingegen vom Tagebau
Scheibe unbehelligt. Seit Beendigung des Abbaus im Tagebau
Scheibe im Jahr 1996 füllt sich
das verbliebene Restloch mit
Wasser.
nach dem Bergbau, ca. 2010
Aufgrund vieler Bernsteinfunde
wurde das Speicherbecken Burghammer durch einen Beschluss
der Gemeinde Spreetal in
„Bernsteinsee“ umbenannt. 1999
begannen die Sanierungsarbeiten.
Eine Beach-Volleyball-Anlage und
Strände prägen heute den Uferbereich. Eine Ferienhausanlage soll
folgen. Bald werden auch Segler
den See befahren können.
Sp
ree
ne
ei
Kl
e
re
Sp
Herrschaftlich
Weiss Collmer
Heide
Scheibe
Kl
ein
e
Grosses Neuland
Burghammer wird urkundlich
durch das hier ansässige Hammerwerk erstmalig erwähnt. Der Ort
selbst lag idyllisch inmitten der
feuchten Flussaue der Kleinen
Spree. Sein Umfeld war von
welligen Binnendünen und ausgedehnten Wäldern geprägt.
pre
e
vor dem Bergbau um 1850
Burg
Kle
ine
S
Burghammer
Tagebau
Brigitta
Burg
Tagebau
Burghammer
Kle
ine
S
Tagebau
Scheibe
pre
e
Von den ursprünglichen Wäldern
um Burg blieb nicht viel übrig, da
die Tagebaue Brigitta, Burghammer
und Scheibe das Land rings um
den Ort in Anspruch nahmen.
Burg lag zeitweilig auf einem
schmalen Restsockel zwischen den
Abbaugebieten.
Tagesanlagen
Scheibe
nach dem Bergbau, ca. 2010
Wenn in einigen Jahren der
Scheibe See vollständig geflutet
sein wird, werden sich Badegäste
an den fünf geplanten Stränden
entspannen und Segler über den
685 Hektar großen See kreuzen
können. Neue Arbeitsplätze entstehen in den Bioproduktionsstätten
am Südwestufer.
Bernsteinsee
Burg
Strand Burg
Scheibe See
Kle
ine
S
pre
e
Durch die Rekultivierung der ehemaligen Tagebaue Burghammer
und Scheibe entstehen an den Ortsgrenzen der Bernsteinsee und der
Scheibe See. Die Seenlandschaft
dient künftig als Erholungsgebiet
für die Umgebung. Burg, das schon
heute von Wasser umgeben ist,
wird künftig zwei eigene Strände
besitzen.
31
Glossar
Abraum Zwischen Erdoberfläche und
Rütteldruckverdichtung (RDV) Tiefen-
Lagerstätte liegende Erdschichten (auch
Deckgebirge oder Hangendes)
Abraumförderbrücke Tagebaugroßgerät
zum Abtragen von Abraum, das vor allem im
Lausitzer Revier eingesetzt wird. In einem
Arbeitsgang können bis zu 60 m mächtige
Bodenschichten abgetragen, über den Tagebau transportiert und verkippt werden
Absetzer Großgerät, das im Braunkohlentagebau zum Verkippen von Abraum in den
ausgekohlten Teil des Tagebaus eingesetzt
wird
Außenkippe Kippe außerhalb des jetzigen
Tagebaus, in dem Abraum verbracht wird
Drehpunkt Punkt, um den der Tagebau
schwenkt
Eimerkettenbagger Gewinnungsgerät im
Tagebau mit Eimern, die an einer umlaufenden Kette über einen Ausleger laufen
und das Erdreich (Abraum oder Braunkohle)
abkratzen
Filterbrunnen Bohrloch mit Pumpe zum
Heben von Grundwasser
Flöz Bodenschicht, die einen nutzbaren
Rohstoff enthält, z. B. Braunkohle, Kali,
Kupferschiefer
Grubenwasserreinigungsanlage (GWRA)
Anlage zum Reinigen des im Tagebau
gehobenen Grundwassers; nach Reinigung
erfolgt Nutzung z. B. als Brauchwasser
Innenkippe Kippe für Abraum innerhalb
des ausgekohlten Tagebauraumes
Liegendes Bodenschicht unterhalb des
Kohlenflözes
verdichtungsmethode für das Erdreich
besonders im rutschungsgefährdeten
Kippenvorfeld und im Uferbereich von Tagebaurestlöchern; Verdichtung des Erdreiches
mit einer an einem Seilbagger hängenden
Rüttellanze und einer rotierenden Unwucht
Setzungsfließen Rutschung infolge einer
spontanen Verflüssigung locker gelagerter,
wassergesättigter, gleichförmiger, sandiger
Kippen; wird z. B. durch eine Erschütterung
ausgelöst
Sohle Arbeitsebene in einem Tagebau
Sümpfung Heben und Ableiten von
Grundwasser zur Trockenhaltung der
Tagebaue durch Tauchmotorpumpen in
Entwässerungsbrunnen
Tagesanlagen Zentraler Bereich am Tagebaurand mit Umkleide- und Waschräumen,
Büros, Parkplätzen, Betriebsfeuerwehr,
Sanitätsstation, Werkstätten und Magazin
Tiefschnitt Gewinnung von Abraum oder
Kohle unterhalb der Arbeitsebene eines
Schaufelradbaggers/Eimerkettenbaggers
Verkippung Ablagerung von Abraum auf
der ausgekohlten Seite des Tagebaus
Vorfeld Bereich innerhalb der genehmigten
Tagebaugrenzen, wo der Abbau unmittelbar
bevorsteht und vorbereitende Maßnahmen
zur Freimachung der Erdoberfläche, wie Rodung und Beseitigung von Straßen, laufen
Vorflut Wasserlauf (Fluss, Bach, Kanal),
über den das in den Tagebauen gehobene
und gereinigte Grubenwasser abgeleitet
wird
Vorschnitt Der Abraumförderung
vorausgehender Abbaubetrieb; fördert die
oberen Bodenschichten bis zur Kohle, bis
der Arbeitsbereich der Abraumförderbrücke
beginnt
32
Impressum
Herausgeber:
Lausitzer und Mitteldeutsche
Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH
Unternehmenskommunikation
(verantw. Dr. Uwe Steinhuber)
Knappenstr. 1, 01968 Senftenberg
Telefon: +49 35 73 - 84 43 02
Telefax: +49 35 73 - 84 46 10
Internet: www.lmbv.de
Konzept, Text, Realisierung:
LMBV – Abteilung Planung Lausitz,
(Hans-Jürgen Kaiser, Matthias Horst)
BOESFBTLBEMFStQPTUNJOJOHCSPXOGJFMETDPOTVMUJOH
agreement werbeagentur (Marcus Blanke)
(SVOEMBZPVUXBMMBULOBVUI
Gestaltung und Satz: agreement werbeagentur
Mit freundlicher Unterstützung:
Vattenfall Europe Mining and Generation GmbH
Fotografien:
Christian Bedeschinski, LMBV, Peter Radke (LMBV),
Zentralarchiv Vattenfall, Reiner Weisflog
Wandlungen und Perspektiven
In dieser Reihe sind bereits erschienen:
01 Schlabendorf/Seese (2. Auflage)
02 Greifenhain/Gräbendorf
03 Sedlitz/Skado/Koschen
04 Kleinleipisch/Klettwitz/Klettwitz-Nord
05 Plessa/Lauchhammer/Schwarzheide
06 Tröbitz/Domsdorf
07 Spreetal/Bluno
08 Burghammer/Scheibe
09 Lohsa/Dreiweibern
Titelbild: Schaufelradbagger im Tagebau Burghammer, 1965 (links), Touristen an
einem Aussichtspunkt am Bernsteinsee, 2008 (rechts)
Hintere Umschlagseite: Blick über den Bernsteinsee und den Scheibe See, 2008
Die unterschiedliche Schreibweise von Ortsbezeichnungen in Karten und Texten
resultiert aus der Nutzung unterschiedlicher Quellen, die hier jeweils korrekt
wiedergegeben werden.
Dezember 2008
Die vorliegende Dokumentation wurde nach bestem Wissen und Gewissen
recherchiert und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Lausitzer und Mitteldeutsche
Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH
Knappenstraße 1
01968 Senftenberg
www.lmbv.de