Burg Mildenstein (Leisnig) 21. Mai 2015 Pünktlich 13:00 Uhr startete die von Dr. Ritter organisierte Nachmittagsexkursion ins Sächsische Burgenland. Das Wetter meinte es gut mit uns, leicht bedeckter Himmel und angenehme Temperatur. Ein gutes Reisewetter. Die Fahrt ging über die Autobahn Richtung Leipzig. Bei Döbeln verließen wir schon die Autobahn und steuerten den nahe gelegenen Autohof an. Eine Rast wurde angekündigt. Einladung zu Kaffee und Kuchen hieß es. Unsere DSA-Mütter, Frau Steyer und Frau Anderka hatten dies wieder bestens professionell vorbereitet. Gut gestärkt und eingestimmt ging es dann gen Leisnig weiter. Schon nach kurzer Fahrt öffnete sich uns der schöne und eindrucksvolle Blick auf die, auf einem Felssporn über dem Tal der Freiberger Mulde thronende Burg Mildenstein und die Stadt Leisnig. Welch ein Anblick! Dieser Anblick steigerte die Spannung auf das zu Erwartende. Am wieder neu gestalteten Marktplatz von Leisnig war fahrerischer Endpunkt. Von dort aus ging es über Treppen und mittelalterlichem Kopfsteinpflaster zur nahe gelegenen Burg. Im Burghof wurden wir von der Burgführerin, Frau Annett Steinert, empfangen. Nach kurzer geschichtlicher Einführung startete der Rundgang durch die Burg. Die erste urkundliche Erwähnung der Burg erfolgte 1046, als Sitz des Burgwards (Bezeichnung für ein Gebiet mit Schutz- und Lehnfunktion, in dessen Mittelpunkt eine Burg steht). Sie zählt damit zu den ältesten Burgen Sachsens. An Bedeutung gewann die Burg als sie seitens Kaiser Heinrich IV. (1050-1106) 1084 an Graf Wiprecht von Groitzsch (1050-1124) übereignet wurde, der zwischen Saale und Elbe eine stattliche Herrschaft aufbaute. Einen weiteren, wesentlichen Aufschwung erfuhr die Burg im 12. Jhd., als diese von Kaiser Friedrich Barbarossa (1122-1190) erworben und dadurch Burg Mildenstein zur Reichsburg (1158) erhoben und das Herrschaftsgebiet zur Burggrafschaft wird. Er selbst weilte 1188 etwa ein Jahr lang auf der Burg. Im 14. Jhd. (1365) nehmen die Wettiner unter Markgraf Wilhelm I. (genannt der Einäugige) von Meißen (1323-1407), die Burg in ihren Besitz. Unter seiner Herrschaft wurden wesentliche Baumaßnahmen vorgenommen, die noch heute das Aussehen der Burganlage prägen. Das Besondere an der Burganlage ist die bauliche Teilung in ein Vorder- und Hinterschloss. Das Vorderschloss wurde als repräsentativer Residenzbau (deshalb der Name Schloss) errichtet. Das Hinterschloss besteht aus drei Gebäudeteilen, Herrenhaus, Zwischenbau und Pagenhaus. Das Herrenhaus wurde der Überlieferung nach als Renaissancebau gebaut und im 16. Jhd. umgebaut (Steinerne Wendeltreppe und Vorbau). Das Pagenhaus entstand Ende des 14. Jhd. auf älteren Burgteilen und wurde im 17. Jhd. umgestaltet. Das Hinterschloss war leider nicht zu besichtigen. Eine geschichtliche Besonderheit war der etwa einjährige Aufenthalt (1706-1707) des polnischen Gegenkönigs zu August dem Starken, Stanislaw Leszczynski (1677-1766), auf der Burg. Er hatte von dort aus auf den Verlauf der Geschichte um den Thron Polens Einfluss genommen. Nach dieser Zeit verlor die Burg an herrschaftlicher und geschichtlicher Bedeutung. Diese Erläuterungen als Einführung vor der Burgbesichtigung (Vorderschloss). Der Innenhof des Vorderschlosses war Start. Die oberen Stockwerke und Räume der Gebäude waren in früherer Zeit nur über eine umlaufende hölzerne Galerie im Innenhof zugänglich. Treppenhäuser kannte man damals noch nicht. Gut erhalten ist die gotische Türfassung im 2. OG mit den Wappen der Markgrafen von Thüringen (links) und Meißen (rechts) aus der Zeit zwischen 1415-1423. Es wurde der eigentlich zur Ostseite offene, nur durch die Wehrmauer begrenzte Hof in der Renaissancezeit (1677) durch einen Fachwerkbau mit Arkaden ergänzt, der dann ein Treppenhaus und kleinere, teilweise beheizbare Räume erhielt. Vom Innenhof ging es hoch auf den Dachboden des Vorderschlosses und dann in das zweite Stockwerk zu den für die Burg bedeutungsvollen Räumen. Der großflächige Dachboden überspannte mehrere Gebäudeteile des Vorderschlosse und diente ab Ende des 15. Jhd. zur Lagerung für Getreide und Nahrungsmittel, um die Versorgung der Burg und Stadt, vor allem in Notzeiten, bei Belagerungen, Ernteausfällen, harten Wintern u. ä., sicher zu stellen. Beeindruckend und gewaltig ist die einzigartige, ohne Längsverstrebungen auskommende 1 Dachbalkenkonstruktion mit Datierung von 1396. Das Gebälk mit seinen aufwändigen Verankerungen und Verstrebungen sind eine architektonische Meisterleistung der Zimmermannskunst und haben bis zur heutigen Zeit fast unbeschadet überlebt. Im 2. Obergeschoss sind die Wohn- und Festräume des Schlosses. Hier spielte sich das herrschaftliche Leben ab und fanden die meisten festlichen Aktivitäten statt. 3 Ritter- bzw. Festsäle mit dominanten, hölzernen Deckenbalken besitzt die Burg. In diesen Sälen spielte sich das gesellschaftliche Leben ab. Die mittelalterlichen Säle besitzen in allen Fensterbereichen Sitznischen, waren aber ansonsten schlicht gestaltet und zweckorientiert ausgestattet, so dass hier keine erwähnenswerten Besonderheiten zu finden waren. Der 2. Rittersaal, hatte, zu damaliger Zeit außergewöhnlich, eine luftzirkulierte Steinofen-Bodenheizung mit wärmespeichernden keramischen Bodenfliesen. Die konnte von den darunter liegenden Räumlichkeiten aus beheizt werden. Eine Beheizung auf dieser Burg war zu damaliger Zeit nur in diesem Raum möglich. Deshalb diente dieser Saal vor allem in den Wintermonaten auch als Kemenate, Wohn- und Schlafraum für die Herrschaft. Danach folgte der Bereich des gut nachempfundenen, in kräftigem rot gestalteten Küchen- und Vorratsraumes aus dem 17. Jhd., mit Kaminofen, ursprünglichem Kochgeschirr, Schränken, Regalen, Tischen, Stühlen und Geschirr sowie nachgebildeten Nahrungsmitteln. Es war als würde gleich aufgetischt. Im daran anschließenden Ostflügel (Renaissancebau) waren vor allem Wohn-, Gäste- und Verwaltungsräume untergebracht. Hervor zu heben ist die hier umfangreich, mit Büchern, Akten und Dokumenten, ausgestattete Amtsstube, Sitz des Amtsmannes (oberster Dienstmann einer Herrschaft und Verwalter von Burg und Grafschaft). Dem Vorderschloss schließt sich auf der Ostseite das Aktengewölbe und die Burgkapelle an. Das Aktengewölbe war im 17. Jhdt. das Amtsarchiv der Grafschaft. Vom Aktengewölbe geht es direkt in die Burgkapelle. Der zentrale, romanische Raum der Burgkapelle stammt aus dem 12. Jhdt. und zählt zum ältesten Teil der Burganlage. Den daran anschließenden Ostchor ließ Wilhelm I., der Einäugige um 1400 hinzufügen. Der spätgotische Altar mit 16 Heiligen (Nothelfern) ist Teil einer Ausstellung. Nun verlassen wir die Räume des Vorderschlosses und kommen in den Burghof mit dem 32 m hohen und 14 m dicken Bergfried. Er entstand unter Kaiser Friedrich Barbarossa im 12. Jhd. Der Turm besteht im unteren Teil bis 8 m Höhe aus gewaltigen Quadern aus Braunkohlenquarzit. Ein in dieser Gegend wenig vorhandenes, seltenes Baumaterial. Es ist zu vermuten, dass der obere Teil, etwa 19 m, aus Baustoffmangel mit Backsteinen weitergebaut wurde. Das Kegeldach und die Zinnen kamen erst 1875 hinzu. Der mächtige Bergfried prägt durch seine Höhe und Gestaltung die Silhouette der Burganlage. Mit dem schönen Blick vom Altan der Wehrmauer ins Tal der Freiberger Mulde endet die Besichtigung der Burg Mildenstein. So gewaltig wie die Burganlage, so war auch abschließend unser Eindruck. Die informative, umfangreiche Führung von Frau Steinert hat sicher dazu beigetragen. Großer Applaus und danke. Auf dem Rückweg zum Marktplatz führte der Weg an der spätgotischen Stadtkirche St. Matthäi vorbei, die zwischen 1495 und 1535 anstelle eines romanischen Vorgängerbaus entstand. Da nur die Vorhalle geöffnet war, begrenzte sich der Blick auf das Kirchen-Längsschiff und Chor. Der Renaissance-Altar aus dem 17. Jhdt. mit den gemalten Bildern der Weihnachtsgeschichte, dem Abendmahl und in der Mitte dem gekreuzigten Jesu ist beeindruckend. Die reich verzierte Barockkanzel stammt aus der 1906 abgebrochenen Hainichener Stadtkirche. Ein Stern(Längsschiff) und Netzgewölbe (Chor) schließen das in der Kirche sichtbare, aber sehenswerte, ab. Der schöne, neu gestaltete Marktplatz mit seinem Rathaus von 1809 war Treffpunkt für die Rückfahrt. So ging eine kurze, aber beeindruckende Exkursion zu Ende. Danke für einen erlebnisreichen, erlebenswerten Nachmittag. Zum Abschluss herrschte die einhellige Meinung derartige Exkursionen mit dem Schwerpunkt auf Schlösser, Burgen, Klöster u. ä. fort zu setzen. Wir dürfen gespannt sein. Ihr Bernd Carganico 2
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