Schweiz Samstag 27. Juni 2015 BUNDESHAUS LOBBYING-AFFÄRE 13 ------- Marl<Walders Fauxpas löst Flut von Vorstössen aus Als Reaktion auf die soge schrieben worden war. Konkret fordert Reimann die Schaffung In der Praxis könnten solche An forderungen an die Transparenz mentsmitglieds von Interessen gruppen zu erweckem�. National allerdings Vorstösse eingereicht worden. eines Registers, in dem Lobbyis ten detailliert Auskunft geben rätin Nadine Masshardt (SP, BE) wünscht sich, dass Parlamentari Gefordert wird mehr Transpa müssen. Ob Reimanns Motion renz bei lnteressenvertretern. bei den Parlamentariern diesmal auf grösseres Interesse stösst, ist te, wurden Interessenvertreter von Parlamentariern mehrfach als persönliche Mitarbeiter aus Gross war die Empörung, nach unsicher (siehe Kasten). gegeben, sodass ihre Lobbyisten· liche Regelung von Informati dem bekannt geworden war, dass funktion nicht erkennbar war. onsreisen FDP-Nationalrätin Die im Zusammenhang mit Lobbying eingereichten Vorstös Christa Markwalder eine in Ka sachstan redigierte Interpellati se haben im Wesentlichen drei Stossrichtungen. Transparenz Interessenorganisationen. Teil nehmen dürfe nur, wer die Reise riern: Auch Parlamentarier ver kosten selber bezahle. Weitere on eingereicht hatte. Eingefädelt und entworfen wurde diese von treten Interessen und Sindgewis Mehr Transparenz bei Lobbyis sermassen Lobbyisten in eigener Vorstösse zum Thema Lobbying, darunter jener von Kathrin Bert Marie-Louise Baumann. Der PR ten: Ähnliche Ziele wie Reimann Sache. Mehrere schy (GLP, BE), sind hängig (sie Profi von Bursan-Marsteller überarbeitete den Text mehrfach verfolgen auch drei parlamen tarische Initiativen. Nationalrat sehe Initiativen verlangen des halb mehr Klarheit über deren he Text unten). Interessenbindungen. So fordert Entlastung von Parlamentariern: nannte Kasachstan-Affäre sind im Parlament zahlreiche die Berner nach Rücksprache mit ihrem ka werden. Wie der (<Blick» gestern berichte Andrea Caroni (FDP,AR) möchte bei Parlamenta parlamentari· er Einzelspenden ab 5000 Fran ken offenlegen müssen. Mass hardt fordert zudem eine gesetz auf Einladung von sachischen Klienten und stellte genauere über der Nidwaldner SVP·Nationalrat dafür knapp 7200 Franken in Lobbyisten mit Zutrittskarte zum Bundeshaus. Diese sollen im Peter Keller, dass Einkünfte aus (SP, BE) fordert in einer parla Tätigkeiten, die unter die Offen legungspflicht fallen, abgestuft mentarischen Initiative für Par ter nicht nur ihre Public-Affairs Unternehmung offenlegen müs deklariert Demnach Mitarbeiter mit einem Pensum müsste zum Beispiel ein Verwal· von maximal 80 Prozent. Er be Rechnung. Für Parlamentarier von links bis rechts war die Kasachstan-Af färe Anlass dazu, mit Vorstössen Informationen umgangen bestehenden öffentlichen Regis werden. Nationalrat Mattbias Aebischer lamentarier einen persönlichen mehr Licht in die Zusammen sen, sondern auch für welche tungsratsmandat, das mehr als gründet dies mit der massiv ge arbeit zwischen Lobbyisten und Bundespolitikern zu bringen. Am Mandanten sie im Bundeshaus tätig sind. Der Neuenburger SP 250000 Franken einbringt, der höchsten Stufe 10 zugeordnet stiegenen Arbeitsbelastung. Vie le Parlamentsmitglieder seien schnellsten reagierte der Aargau Ständerat Didier Berberat ver werden. Auskunft über die Ent· er SVP-Nationalrat Lukas Rei mann. Noch am Tag, an dem die langt, dass Lobbyisten, die Zutritt zum Parlamentsgebäude wün der sich Markwalder auch vorwerfen lassen, sich zu wenig über die innenpolitischen Verhältnisse in NZZ die Kasachstan-Aff<i.re pu schen, sich akkreditieren und je blik gemacht hatte, reichte er die Motion «Transparentes Lobby des Mandat angeben müssen. Die Fraktion. Nicht nur Einkünfte grüne Fraktion wiederum will, aus Interessenbindungen ab ei register» ein. Reimann profitier dass auch Personen, die von Par te davon, dass er 2009 einen gleich lautenden Vorstoss lan ciert hatte, der nach zwei Jahren lamentariern eine temporäre Zu trittsberechtigung zum Bundes haus erhalten, in einem öffentli ohne Behandlung im Rat abge- chen Register aufgeführt werden. --� �-=�::..; Aus Anstand in den Ausstand: IQ.!III�14:iji:f.ihi§��I Nur ein Sturm im Wasserglas? ln den vergangenen Jahren ver suchten Parlamentarier mit einer FDP-Nationalrat Andrea Caroni AR ist immerhin für seine eigene Ansatz mit besserer personelle r Unterstützung der Parlamentari GL P-Nationalrätin Kathrin Bertschy nimmt die vorberatenden Kommissionen ins Visier: Parlamentarier sollen dort in den s{o überlastet oder überfordert. In Schädigungen aus Interessenbin dungen wollen auch die Grünen. Einen Schritt weiter geht die SP Kasachstan-Affäre musste Kasachstan informiert zu haben. ner gewissen Höhe sollen gemel Mit der Hilfe eines persönlichen det werden, sondern auch solche aus beruflichen Tätigkeiten, «die geeignet sind, den Anschein Mitarbeiters hätte sie die ver hängnisvolle Interpellation mög licherweise nicht eingereicht. von Abhängigkeit des PhilippHufschmid Paria- Bauern sollen sich zurücl<halten Reihe von Vorstössen. Lobbyis parlamentarische Initiative zu er findet auch bei Bürgerlichen Ausstand treten, wenn ihr Einkommen direkt betroffen ist. Ihr ten stärke r an die Kandare zu versichtlich (siehe oben). Das sei wie Heinz Brand Anklang, der die Vorstoss zielt gegen die Bauern. Deren Präsident wehrt sich. Parteikollegen, die ordentlich in nehmen und beim Einfluss von der unbestrittenere Teil seines parlamentarische Initiative mit uns Vorstosses. der schon einmal Am Anfang sei sie schockiert ge die Bauern. Ihnen will Bertschy Problem>> Bauern wir alle in den Ausstand treten, kn app abgelehnt worden sei. unterzeichnet hat. Caroni hinge gen befürchtet, dassdiese Vorla die Kommission sitzen, sich für die Sitzung aber abgemeldet ha Er sieht erstens «Überhaupt kein Interessenvertretern mehr Transparenz zu schaffen. Diese wesen, sagt Kathrin Bertschy. Als das Handwerk wenigstens teil ben, da sie verhindert sind. Dass schon in der Vorberatung Ein wenn wir unsere eigene Entschä Versuche sind regelmässig ge Doch selbst für solch einen missionssitzungen auslassen. Entsprechend gering ist die Be 3. Ia Bertschy alle Hauseigentü regelmässig Bauern «eingewech· selb, die der Kommission nicht angehören. Sie vertreten ihre mer in den Ausstand, wenn wie geisterung des St. Gallers: «Das der mal der Eigenmietwert aufs ist eine Schnapsidee>�, sagt Ritter. Tapet kommt? «Und was ist mit darin, dass Parlamentariern? Müssen ge ein erster Schritt hin zu einem sie nach ihrer Wahl in den Natio weise legen: Mit einem neuen solches kleinen Schritt gibt esgesetzge Profiparlament wäre- womit ei nalrat 2011 miterlebte, wie un sogar Bauernvertreter. berische Hürden, aufdie Natio ne alte Forderungder Linken er geniert Landwirte im Parlament Vorstoss fordert sie, dass in der geheimen Vorberatung in den fluss nehmen auf Entscheide, die ihr Budget betreffen. «Dank der digung festlegen?�> scheitert oder versandet. Mit dem Fall Kasachstan (siehe oben) Kathrin Bertschy nervt sich, klaren Auflistung aller Mandate nicht, dass ihr Vorstoss noch kam es zu einer regelrechten Schwemme von Vorst ö ssen zu nalrat Balthasar Glättli (Grüne, ZH) hinweist . So dürfte es füllt würde. Das bestreitet Aebi scher: Seiner Ansicht nach erhal ihre finanziellen Eigeninteres die Wirtschaftskommission wer de von den Bauern zeitweise re im Parlament ist für alle transpa rent, wer welche Interessen ver diesem Thema. schwierig werden zu verhindern. ten die Politiker so weniger Geld. sen vertreten, habe sie das ver blüfft. «Ich hätte erwartet, dass Kommissionen alle Parlamenta rier in den Ausstand treten müs sen, deren persönliches Einkom gelrecht lahmgelegt, indem sie tritt.» Zweitens sagt Ritter, es sei nicht ausgereift ist: Sie habe ihn absichtlich offen formuliert, um eine Diskussion anzustossen und ln den meisten Fällen dürfte die Staatspolitische Kommission für die Vorberatung zuständig dass sich gewisse Lobbyisten dafür aber mehr Know-how. Die sie anstandshalber in den Aus men vom jeweiligen Geschäft immer weitere Untersuchungen fast unmöglich, sauber abzugren· eine kluge Regelung zu finden. hinter dem Anwaltsgeheimnis verstecken könne n . Die Grünen Ratsdebatte dazu könnte span nend werden. stand treten, wenn sie direkt be troffen sind», sagt die grünlibera betroffen ist. und Studien verlangten. «Die Hälfte unserer Zeit geht fli.r die Landwirtschaft drauf.» Andere zen, für wen die Ausstandsregeln gelten müssten. Wären auch die Bertschy sagt, man müsse unbe dingt auch über die Rolle anderer Lobbys reden: Die Liste sei lang sein. Heinz Brand (SVP, GR) fordern invierverschiedenen Nationalrat Lukas Reimann le Bernerin. Dass sie es bis heute Die ccEinwechslungen)) glaubt nicht, dass von den Vorstössen mehr Trans p arenz nicht tun, zeigt aus Bertschys Landwirte dürften jüngsten Vorstössen am Ende (siehe auch Haupttext). (SVP, SG) hat eine bereits einmal eingereichte Motion re zy klie rt. mehr mitreden, wenn die Kom vorkommt, bestätigen Themen kämen oft zu kurz. also nicht Kathrin Bertschywill Einflussnahme in eigener Sache erschweren. Markus Ritter findet, die Idee ziele an der Realität vorbei. Keystone diversen Verwaltungsräte von Kathrin Bertschy verhehlt Krankenkassen in den Gesund und reiche von Vertretern der heitskommissionen betroffen? Oder, fragt Ritter, treten alle Unternehmer in den Ausstand, wenn die Unternehmenssteuern Krankenkassen oder der Ener Einen anderen Ansatz wählt I hr gibt Caroni schon rein formal Sicht, dass die Lobbyismus Debatten der letzten Wochen am gebe es schon ein hohes Mass an SP-Nationalrat Matthias Aebi keine Chance: Denn eine Motion Hauptproblem Transparenz und zweitens zwei «Die stärksten Lobbys sitzen im Parlament selber.» könnten erstspäter Einfluss neh men, wenn das Geschäft in den Bauern im Versteckten in der orchestriert machen: Wenn die heit findet, hätte Markus Ritter künftig mehr Freizeit: Da er Bau Darunter gibt es solche, die National· oder Ständerat kommt. Kommission Einfluss nehmen, Wirtschaftskommission, in der er ist, müsste der CVP-National· die Grünen würde das sicher aus der Bundeskasse erhält, soll Bertschy sitzt, Landwirtschafts themen berät, werden offenbar rat und Präsident des Schweizer Bauernverbands diverse Korn- freuen.>> Ritter hat noch ein an deres Beispiel auf Lager: Müssten te sich in den Kommissionen zu Fabian Schäfer rückhalten.» viel übrig bleibt. Denn erstens vorbeigingen: mission beispielsweise über die Direktzahlungen diskutiert. Sie «Eine Schnapsidee,) Falls Bertschys Idee eine Mehr scher BE: Als Auslöser der Ka richte sich an den Bundesrat. felt er daran, dass das Milizparla sachstan-Affäre sieht er die Beim von Reimann geforderten ment einen Schritt weite r gehen Überlastung der Parlamentari Lobbyistenregister müsse das will. Ähnlich skeptisch äussern sich selbst Autoren derVorstösse. er, die oft Politik und Beruf unter Parlament aber selber die Initia persönlich Geld aus der Bundes «Das ist das Mindeste», findet ohne dass dies transparent wird.» einen Hut bringen müssen. Sein tive übernehmen. ki kasse beziehen - unter anderem Bertschy, «es geht nicht, dass die Zumal sie dies einigermassen reformiert werden? «Die SP und giekonzerne bis zu den Anwälten. Aber eines steht für Bertschy fest: «Wer wie die Bauern einen gros sen Teil des Einkommens direkt
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