152 Die Macht der Medien webcode SDL-11132-601 Medien in der Demokratie (Zeichnung: Ulrich Kieser / Baaske Cartoons) 2 Tipp Zu den Gefahren: Setze bei „werden wahrgenommen“ und „wählen aus und geben weiter“ an. 06 Medien und Politik Eine Schulklasse hatte einen Journalisten zum Gespräch eingeladen. Die Schüler und Schülerinnen wollten mehr darüber wissen, wie Medien die Meinungsbildung beeinflussen und welche Macht sie haben. Selma: Jeden Tag passiert so viel auf der Erde. Wie wählen Medienleute aus, was sie davon als Nachricht bringen? Journalist: Das Grundprinzip bei der Auswahl ist die Frage: Was interessiert den Leser, Zuhörer oder Zuschauer. Leo: Aber die Antwort auf diese Frage bestimmen doch Sie, oder? Journalist: Nicht ich allein, wir arbeiten ja in einer Redaktion zusammen. Aber das Grundproblem bleibt: Wir Nachrichtenmacher wollen zwar objektiv – also sachlich und neutral – sein, aber letztlich müssen wir nach unserer persönlichen Einschätzung auswählen. Timo: Was spielt dabei eine Rolle? Journalist: Da gilt zum Beispiel Aktualität und Überraschung – das Ereignis sollte also neu sein. Wichtig ist auch, ob die Personen, um die es dabei geht, bekannt sind – Prominente also. Spannung ist wichtig, das Ereignis sollte einen Konflikt beinhalten. Gut ist auch, wenn das Ereignis vom Üblichen abweicht. „Hund beißt Mann“ ist keine Nachricht, „Mann beißt Hund“ ist eine. Dann spielt auch noch die Nähe zu uns eine Rolle. Henry: Wie meinen Sie das? Journalist: Ein Beispiel: Würden Schüsse an der Grenze zwischen Deutschland und Polen fallen, dann wäre das ganz sicher eine Nachricht in fast allen Medien. Wären die gleichen Schüsse im fernen Afrika an der Grenze zwischen Kenia und Tansania gefallen, würde das wohl kaum bei uns gemeldet. Bei Fernsehnachrichten spielt die Frage der Bilder eine große Rolle. Liegt kein Videomaterial zu einem Ereignis vor, sinken die Chancen stark, dass es zur Nachricht wird. Und dann wird auch auf die Konkurrenz geachtet. 1 Analysiere die Karikatur auf dieser Seite. 2 Werte das Schaubild „Vom Ereignis zur Nachricht“ aus und beschreibe mögliche Gefahren für eine Nachricht auf dem Weg zum Empfänger. 06 153 Medien und Politik Aische: Können Sie das genauer erklären? Journalist: Nun: Für die Auswahl der abendlichen Fernsehnachrichten ist zum Beispiel sehr wichtig, was die „Bild“-Zeitung an diesem Tag berichtet hat. Die „Bild“-Zeitung wird täglich von so vielen Leuten gelesen, dass sie die Macht hat, Themen zu setzen. Silke: Über manche Ereignisse wird tagelang berichtet. Journalist: Ja. Neuigkeiten müssen immer aktuell sein, sie brauchen aber auch einen Wiedererkennungswert – also etwas, das der Zuschauer oder Leser schon kennt und in das er die neue Information einordnen kann. Man nennt das auch „Themenkarriere“. Ist ein Ereignis erst einmal zur Nachricht geworden, wird darüber gerne ständig weiterberichtet. Henry: Ist das so, wenn zum Beispiel ein Politiker etwas falsch gemacht hat oder eine Firma einen Skandal verursacht? Journalist: Ja. Gerade politische Affären, also peinliche, unangenehme Vorfälle, wurden maßgeblich von den Medien aufgedeckt und weiterverfolgt. Natürlich ist es die Aufgabe der Medien, Vermittler zwischen Politik und Öffentlichkeit zu sein. Die Medien sind daneben aber auch die Kritiker und Kontrolleure der Mächtigen im Staat. So sind die großen politischen Skandale der letzten Jahrzehnte nicht von den Parlamenten, sondern von Journalisten aufgedeckt worden. Simon: Wie ist denn das Verhältnis zwischen Massenmedien und Politik? Journalist: Für viele Bürgerinnen und Bürger sind die Medien der einzige Zugang zu politischen Fragen. Was die Massenmedien thematisieren, bewegt die Öffentlichkeit. In einer Demokratie müssen die Politiker die Öffentlichkeit von ihren Anliegen überzeugen, das heißt sie brauchen die Massenmedien als Vermittler ihrer Vorstellungen. Die Massenmedien wiederum brauchen die Politiker, denn sie liefern ihnen interessante Schlagzeilen. (Karikatur: Starke, Arnstadt) Affären-Chronik (Auswahl) 1991„Traumschiff-Affäre“ führt zum Rücktritt von Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) in BadenWürttemberg 1993„Amigo-Affäre“ führt zum Rücktritt des bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl (CSU) 1999„CDU-Spendenaffäre des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl 2001„Rabatt-Affäre“ des damaligen sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf (CDU) 2002 „Spendenskandal“ der SPD in Köln 2008Skandal wegen Steuerhinterziehung führt zum Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel 2010„Plagiat-Affäre“ des damaligen Bundesverteidigungsministers Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) 2011 „Kredit-Affäre“ führt zum Rücktritt des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff (CDU) 2013„NSA-Spionageaffäre“ belastet die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und den USA 3 Fasse zusammen, was der Journalist zur Nachrichtenauswahl sagt. 4 „Medien üben große Macht aus!“ Nimm zu dieser Aussage Stellung und beziehe dabei die Aussagen des Journalisten, die Affären-Chronik und die Karikatur auf dieser Seite ein. Skandal Ärgernis; aufsehenerregendes, schockierendes Vorkommnis Plagiat wissenschaftliches oder künstlerisches Werk, das durch Nachahmen oder Übernahme fremder geistiger Leistungen (z. B. Ideen, Texte) entstanden ist 4 Tipp Die linke Person in der Karikatur ist der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl. Beachte, was die Personen in den Händen halten.
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