Nürnberger Nachrichten 28/12/2015 Montag, 28. Dezember 2015 Seite : 33 Verkleinert auf 71% (Anpassung auf Papiergröße) Seite 33 EXTRA SCHÜLER Woher kommt ihr? Nürnberger Mittelschüler ergründen ihre Wurzeln er nicht abbrechende Flüchtlingsstrom ist auch Thema in vielen SchuD len, zum Beispiel in der St.-Leonhard- Samsia und Dawid sind beide in Deutschland geboren, ihre Eltern stammen aus Togo und der Ukraine. Dort fühlen sich die beiden Schüler auch wohl. Mittelschule in Nürnberg. Dort liegt der Migrationsanteil bei 86 Prozent. Um sich auf Übergangsklassen mit Flüchtlingskindern vorzubereiten, hat Lehrerin Ulrike Vizzini ein Projekt ins Leben gerufen, an dem sich alle Klassen beteiligen. Es heißt „Wir“ und besteht aus mehreren Projekttagen. Bei einem wurde das Thema „Heimat“ beleuchtet. „Wir müssen wissen, woher wir kommen, und wie es ist, aus einem Land zu flüchten“, sagt Ulrike Vizzini. „Die meisten Schüler kamen auf einem sanften Weg hierher. Die verschiedenen Kulturen leben toll unter einem Dach, und das soll auch weiterhin so bleiben.“ Auch die Schüler freuen sich auf den Zuwachs. Fünf Mittelschüler erzählen auf dieser Seite, was sie unter dem Begriff „Heimat“ versteEmre, Amina und Hüsna (von links) sind alle in Nürnberg geboren. Zum Projekttag hen. Texte und Fotos: Stefanie Goebel brachten sie Geld und Kleidung aus den Herkunftsländern ihrer Eltern mit. amsia ist 14 Jahre alt und geht in mre wedelt mit türkischen Lira. eimat ist für mich Familie, fröhdie 8a der Mittelschule St. LeonDie hat er auch zum Projekttag mitlich sein, Spaß haben, Ferien . . . awid ist auch 14 Jahre alt und mina ist zehn Jahre alt und S E H hard. Die Schülerin wurde in Bamgebracht. „Jeder durfte Essen, Geld sprudelt es aus Hüsna nur so raus, in geht wie Samsia in die 8a. Er geht wie Emre in die 5d der D A berg geboren, ihre Eltern stammen und Kleidung aus seinem Herkunftsihrer Hand hält sie auch türkische wurde in Nürnberg geboren, seine Mittelschule St. Leonhard. Ihre aus dem Land Togo in Afrika. „Mein Vater ist seit 25 Jahren in Deutschland“, berichtet sie. Jedes zweite Jahr fährt sie in den Sommerferien mit ihrer Familie zu den Tanten, Onkeln und Großeltern nach Togo. Als Heimat bezeichnet Samsia beide Länder, also Togo und Deutschland. Sie würde nur in Afrika leben wollen, weil das Wetter besser ist und dort die Verwandten wohnen. Sonst wohnt sie lieber in Deutschland. Zum Projekttag hat die 14-Jährige Typisches aus ihrer zweiten Heimat mitgebracht: traditionelle Kleidung und Essen. „Putkej sind vergleichbar mit Quarkbällchen, die es in verschiedenen Geschmacksrichtungen, zum Beispiel mit Salz oder Banane, gibt“, erzählt Samsia. Eltern kommen ursprünglich aus der Ukraine. „Wir wechseln uns mit den Besuchen ab“, erzählt er etwas schüchtern, „mal fahren wir für drei Wochen in die Ukraine, mal kommen meine Verwandten zu uns.“ Wo Dawids Heimat ist? „In der Ukraine, da fühle ich mich zu Hause“, sagt er zuerst und schiebt nach: „und in Deutschland auch.“ Dawid vermisst seine Verwandten, würde aber lieber in Deutschland wohnen, wenn sie auch hier wären. Ein typisches Gericht in der Ukraine ist Olivje, das ist ein spezieller Salat. „Eine Mitschülerin hat diesen am Projekttag mitgebracht“, sagt der 14-Jährige. land mitbringen und herumreichen, damit es die anderen mal sehen, fühlen und probieren können“, erzählt der Fünftklässler stolz. Der Elfjährige ist zwar in Nürnberg geboren, aber die Heimat seiner Eltern ist auch seine. Er meint damit die Türkei. Dort ist er immer in den Sommerferien. „Ich kann da schwimmen, und die Geschäfte haben länger auf“, berichtet er. Andererseits nervt ihn das Chaos auf den Straßen. In Deutschland geht es geordneter zu. „Die Autos halten sich an die Regeln“, sagt er, und: „Ich kann mich nicht richtig entscheiden, wo ich lieber wohnen würde.“ Denn er vermisst in Nürnberg die restlichen Familienmitglieder, die in der Türkei leben. Türkisch kann Emre fließend, nur das Zählen fällt ihm schwer. Eltern stammen aus Togo, Amina wurde in Nürnberg geboren. Sie hat ein farbenfrohes Kleid dabei, das traditionell in Togo getragen wird. „Togo ist meine Heimat, leider kann ich die Sprache nicht so gut“, sagt die Zehnjährige. „Am Projekttag haben alle Schüler ihre Flagge auf Pappteller gemalt“, erzählt Amina und deutet auf eine Wand, an der die Werke aufgehängt wurden. In der 5d lernen Schüler aus vielen verschiedenen Nationen gemeinsam: Russland, Kroatien, Irak, Kongo, Spanien, Griechenland, Thailand, Bosnien, Deutschland, Togo, Türkei und Äthiopien. Das ist ganz normal für Amina. Lira. Die Zehnjährige wurde in Nürnberg geboren, ihre Eltern kommen aus der Türkei. „Mein Vater spricht Deutsch, aber meine Mutter nicht so. Ich helfe ihr beim Einkaufen und beim Arzt“, erzählt die Fünftklässlerin. „In meiner Klasse gibt es ganz viele Akzente, das ist ganz normal“, sagt sie und meint, dass sich daran nichts ändern würde, wenn Flüchtlinge in die neuen Übergangsklassen kommen. „Ist normal.“ Hülia würde gerne in der Türkei bei ihren Verwandten leben, „da haben die Geschäfte länger auf, und es gibt dort auch viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern“. Trotzdem fühlt sie sich, wie die anderen, auch in Deutschland wohl – als zweite Heimat. Viele Wettbewerbe bringen viele Sieger hervor Mathe, Radio, Lyrik, Film . . . Wettbewerbe für Schüler gibt es viele. Da einige Gewinner aus unserer Region stammen, widmen wir ihnen heute einen Sieger-Artikel und sagen: Herzlichen Glückwunsch! Ihr seid spitze! nlässlich ihres 10. Geburtstags hat die Metropolregion Nürnberg A dazu aufgerufen, die Metropolregion Nürnberg bei jungen Leuten bekannter zu machen und sich mit der Heimatregion auseinanderzusetzen. Den 1. Platz belegte dabei eine 5. Klasse des Gymnasiums Casimirianum in Coburg für ihr Projekt „Sagenhafter Radwanderweg“. Die Schüler recherchierten sagenhafte Orte in der Metropolregion, die mit dem Fahrrad erreichbar sind und drehten einen Zeichentrickfilm darüber. Der 2. Platz ging an die Klasse 9a des Sigmund-Schuckert-Gymnasiums Nürnberg, die einen Song zu „Original Regional“ getextet, gesungen und ein Video dazu gedreht hat. Als Melodie wurde der beliebte Song „Atemlos“ von Helene Fischer genommen. Den 3. Platz erreichten Schüler einer 10. Klasse des SimonMarius-Gymnasiums Gunzenhausen. Sie haben das Brettspiel „Metropoly“ entwickelt, das mit Ereignis- und Fragekarten über die Metropolregion Nürnberg und den Heimatraum informiert. beliebten Radio-Wettbewerb „Hört Hört!“ gab es dieses Jahr B eim auch wieder tolle Beiträge und viele Sieger: Der 1. Platz in der Kategorie Hörspiel für 8- bis 12-Jährige ging an das Pfingstferienprogramm der Stadt Nürnberg mit dem Titel „Herzschlag“. Bei den 13- bis 18-Jährigen gewann „Flug 236 – Alles nur geträumt?“ vom Schulradio Kraft FM der Adam-Kraft-Realschule Nürnberg. Bei den 19- bis 26-Jährigen holte Melanie Kraus von Radio afk max mit „Juristan – Vita eines Königreiches“ den 1. Platz. Der Sonderpreis Schulradio ging an die Grundschule Insel Schütt in Nürnberg mit dem Beitrag „Das kleine französische Gespenst auf Reisen“. Die Sonderpreise Radiospot „60 Sekunden für Toleranz“ staubten ab: Hannah Ogbonnoya und Blessing Appow von der Bismarck-Schule Nürnberg mit „Technikpanne“, Verena Essl von der FAKS Höchstadt mit „Was läufst du weg, wer willst du sein? Lass uns nicht so ängstlich sein!“ und die Filmklasse 6a der Realschule Heilsbronn mit „Wenn ich in ein fremdes Land käme“. In der Kategorie „Journalistischer Beitrag“ ging der 1. Platz an Willi Biessmann vom Jugendradiomagazin Funkenflug (8 bis 12) mit „Pralinen“, an Akim Schödel von JungFM New Generation aus Hof (13 bis 18) mit Copyright (c)2015 Verlag Nuernberger Presse, „Obdachloser Eckbert“ und an Rachel Roudyani von egoFM-Junge Talente Nürnberg (19 bis 26) mit „Warten“. Den Sonderpreis Schulradio erhielten Chrissoula Kordas, Sabrina Müller, Nina Buchner und Jessica Govosi von der Mittelschule Pestalozzistraße aus Fürth mit dem Beitrag „Fränkische Dialekte“, der Sonderpreis Airchecks ging an die „Wetten dass . . ? ? ? – Sondersendung“ vom Nürnberger Jugendradiomagazin Funkenflug und an das Radio Klangbrett in Aschaffenburg mit dem Beitrag „Music4life“. Den Publikumspreis staubte Jonas Krause mit „ASA Plattenkritik“ ab. Die glücklichen Gewinner des Wettbewerbs der Metropolregion Nürnberg: Fünftklässler des Gymnasiums Casimirianum in Coburg. Foto: PR U m die Begeiste- gezogen und bei einer nachgestellten Umwandlung eines Müllberges zu rung für Poesie Belästigung eines jungen Mädchens einem Teil der internationalen Garim Unterricht wieder- durch einen Unbekannten (ebenfalls tenausstellung. zubeleben und das Feuer als Affe verkleidet) unbeteiligt weggejunger Autoren zu entfachen, dreht. Zum Schluss richtet sich einer ie wirtschaftliche Situationen wurde zum dritten Mal ein Lyrik- der Laienschauspieler mit einer klaeines Unternehmers spielerisch wettbewerb an den mittelfränki- ren Botschaft ans Publikum: „Zeig kennenlernen, darum ging es beim schen Realschulen durchgeführt. Das Zivilcourage – Dein Handeln zählt. Wirtschaftsplanspiel „BeachmanaMotto lautete „Freundschaft“, zu Wähle die 110 und mach dich nicht ger“, bei dem die Leistungssportklasdem fast 300 Gedichte verfasst wur- zum Affen!“ se VK1 (10. Klasse) der Bertoltden. Das sind die zwölf Sieger in drei Brecht-Mittelschule Nürnberg als 1. Alterskategorien: Team Felix ach zwei Hausaufgabenrunden Landessieger in Bayern hervorging. Bischoff, Annika Fleischmann, Ben im Bundeswettbewerb Mathema- Die Schüler lernten die Situation Saffer von der Markgraf-Georg- tik stehen die Landesbesten fest, da- und die Aufgaben in einem virtuellen Friedrich Realschule Heilsbronn, Ser- runter Martin Drees aus Nürnberg. Wassersportkonzern kennen, trafen ree Mekuria von der Hans-Böckler- Die 1. Preisträger haben sich mit wie ein richtiger Geschäftsführer Realschule Fürth, Annalena Güllich ihren Leistungen für das Bundesfina- eigene Entscheidungen und erfuhren von der Johann-Steingruber-Schule le qualifiziert, das im Februar 2016 die Folgen ihres Handelns. Ansbach, Laura Kolb von der Real- in Schmitten im Taunus stattfindet. schule Wassertrüdingen, Ruben elten – Ich und die anderen“ Hoherz, Evelin Müller von der heißt der Schreibwettbewerb Johann-Steingruber-Schule Ansdes Nürnberger Vereins Junge Stimbach, Tanja Terhradt und Julia Gärtme, der auch Schreibwerkstätten von der Edith-Stein-Realschule und Lesungen beinhaltete. Aus allen Ausgabe ner 28/12/2015 Dezember 28, 2015 8:32 am (GMT +0:00) / Powered by TECNAVIA Schillingsfürst, Michelle Hartmann Einsendungen wurden sechs begabte von der Wilhelm-von-Stieber-Realir machen Boden wieder gut! Autoren zu einem Schreibworkshop schule Roth und Dilan Zeug von der Möglichkeiten zur Verbesse- nach Nürnberg eingeladen, bei dem Hans-Böckler-Realschule Fürth. Ein rung des Stadtklimas im Rahmen des die jungen Talente an ihren BeiträSonderpreis „Mundart“ ging an Kers- globalen Klimawandels“ – unter die- gen weiterfeilen konnten. Einen Son- D N E W XTRA-Sieger W
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