Nummer 25 • Montag, 1. Februar 2016 Stuttgart und die Region Japanischer Whiskey im Römerkastell Tour durch schöne Kitawelten Von Sascha Maier Den Tag der offenen Kita nutzten werdende und frischgebackene Eltern in Stuttgarter Kindertagesstätten, um sich schlau zu machen. Andrang gab es bei den Berghasen im Westen. STUTTGART. Getrunken wird immer, sa gen Gastronomen häufig in Zusammen hang mit Wirtschaftskrisen. Dass auch Hochprozentiges viele Interessierte an zieht, hat die Spirituosenmesse 0711 Spi rits im Römerkastell gezeigt, die von Frei tag bis Sonntag zum zweiten Mal statt fand. Die Veranstalter zählten über die drei Messetage etwa 4000 Besucher. „Wir sind sehr zufrieden, dass trotz des Wetters so viele kamen“, sagt Christoph Leuschner vom Veranstalter Prowhisky. Über 80 regionale, deutsche und interna tionale Aussteller präsentierten ihre Pro dukte. „Wir sind traditionell eher eine Obstbrennernation. Aber immer mehr deutsche WhiskeyHersteller kommen an das Level der Schotten ran“, sagt Leusch ner. Japanischer Whiskey gilt manchen als Wertanlage Foto: Lichgut Christian Hass Besonders großer Andrang herrscht al lerdings an einem Stand, der Whiskey aus einem Land anbietet, das dafür lange als gar nicht so typisch galt. „Wir hatten schon ein wenig Glück“, sagt Jürgen Lie benau von Japan Whiskey – einem Münch ner Importeur, der sich auf Abfüllungen aus dem fernöstlichen Land spezialisiert hat. Denn seitdem Jim Murray’s Whisky Bible – das Standardwerk für Whiskey Kenner – 2015 einen japanischen Tropfen der Firma Yamazaki besser bewertete als irgendeinen Whiskey je zuvor, sind die Ja paner im Trend wie nie. „Die meisten JahrgangsWhiskeys sind vergriffen. Viele Flaschen erfahren eine Wertsteigerung um das Zwei oder Dreifache“, sagt Liebenau. Dadurch sehen sie einige Messebesucher sogar als Wertanlage. Aber nicht nur Whiskey, sondern auch alle möglichen anderen Spirituosen gab es zu entdecken. Und gemessen an der Zahl der Aussteller hatte nicht länger König Whiskey, sondern Gin die Nase vorn. Der wird auch hier hergestellt – zum Beispiel von der Stuttgarter Firma Applaus. Für diejenigen, die öffentliche Ver kehrsmittel nutzten, gab es ermäßigten Eintritt. Außerdem wurde ein eigener Ta xistand vor dem Messegelände eingerich tet. Die Polizei kontrollierte zwar die Zu fahrtsstraßen, betrunkene Messebesucher am Steuer seien aber keine aufgefallen. Leserbriefe Zu „Bürger wollen selbst für mehr Sicher heit sorgen“ vom 15. Januar: Es ist dieses schwammige Bauchgefühl, dass der Rechtsstaat zwar über die not wendigen Gesetze verfügt, sie aber nur unzureichend anwenden kann. Offen sichtlich vermissen viele Bürger eine ge fühlte Sicherheit. Die Polizei selbst ist Übergriffen und Verachtung ausgesetzt. Für islamistische Hetzer, terroristische Gefährder und Kriminelle im Schutz von Parallelgesellschaften und Flüchtlings unterkünften bietet unser Rechtssystem offenbar viel Freiraum. Registrierte Straftäter, wie der Recklinghauser Mehr fachAsylbeantrager, tauchen einfach unter und verüben Mordanschläge. Gegen Zusammenrottungen wie in Köln hatte die Polizei keine wirksame Strategie. Dass sich jetzt Bürgerwehren gründen, zeigt in fataler Weise, dass die Bürger den Schutzorganen nur noch unzureichend trauen. Das ist mehr als beunruhigend. Hermann Ottenbacher, Neckartenzlingen Was muss die ideale Kita leisten? Die Stadt bietet viele verschiedene Angebote – Einen Platz zu finden bleibt schwierig Sebastian Nuber, 34, Stuttgart-West: „Mir ist wichtig, dass es einen Außenbereich gibt, damit die Kinder an der frischen Luft spielen können. Mir liegt etwas an einer hei meligen, wohligen Atmosphäre. Es sollte ge sundes Essen geben, wenn möglich bio.“ Von Tilman Bauer STUTTGART. Nur einige Meter von der stark befahrenen Rotebühlstraße entfernt, hat vor fünf Jahren die Kita Berghasen ihre Pforten geöffnet. Ein Hinterhofeingang in der Ha senbergstraße führt in die lichtdurchflute ten Räume im Erdgeschoss. Besucher ziehen ihre Schuhe aus und streifen sich Stoffgalo schen über, bevor sie den hellbraunen Holz boden betreten. Nach und nach kommen schwangere Frauen mit ihren Freunden oder Männern und Pärchen mit kleinen Kindern vorbei. Eine Stunde nach der Öffnung am Samstag vormittag stehen sie bereits dicht gedrängt und tragen sich in die Interessentenliste ein. Für 15 Kinder im Alter zwischen ein und drei Jahren bietet die BerghasenKita Platz. Erzieher Moritz Edschmid führt durch die 170 Quadratmeter großen Räumlichkeiten, erläutert pädagogische Konzepte und be antwortet Fragen. Bei den Berghasen ist er der einzige Mann im vierköpfigen Team. Im „Rollenspielbereich“ liegen Polster und Holzspielzeug. „Einmal die Woche kommt eine Musikpädagogin vorbei, spielt Gitarre und bringt verschiedene Instrumente mit“, erklärt Moritz Edschmid den Besuchern. Eltern würden das Vereinsmodell der Kita Berghasen gegenüber den städtischen Kitas bevorzugen, heißt es: Zwar tragen die Eltern dort mehr Verantwortung, bestimmen aber auch über das Programm und darüber, wer neu aufgenommen wird. „Hier bilden sich auch wichtige Netzwerke“, sagt der Inge nieur Klaus Kugler, Vater eines Berghasen Sohns. „Wir sprechen jeden Tag mit den Er ziehern, wie der Tag gelaufen ist“, sagt Kugler, der die familiäre Atmosphäre der kleinen Einrichtung schätzt. Wichtig ist den BerghasenEltern auch eine ausgeglichene Mischung im Hinblick auf deren sozialer Herkunft. Die Auswahl hänge entscheidend davon ab, ob und wie sich die Eltern engagie ren, sagt Kugler. Im Verein übernehmen die Eltern verschiedene Rollen: Ob Hausmeis ter, Finanzverwalter, Schriftführer oder Vorstand. Jeder bringt sich je nach Neigung und Erfahrung ein. Moritz Edschmids Besuchergruppe ist mittlerweile in der Küche angelangt. Auf Stefanie Berg, 31, Stuttgart-West: „Die Nähe zum Wohnort ist wichtig. Die Gruppe sollte nicht allzu groß sein, das pä dagogische Konzept muss mich überzeugen. Kinder sollen sich geborgen fühlen in der Kita, das ist die Hauptsache. Grundsätzlich verlasse ich mich auf mein Bauchgefühl.“ Svenja Dostal, 27, Stuttgart-Süd: „An einer Kita finde ich toll, wenn sich Eltern einbringen können. Zudem ist mir wichtig, dass mein Kind gefördert wird, dass es in Kontakt zu Kindern kommt und die Gruppe übersichtlich ist. BioEssen befürworte ich, Ausschlusskriterium wäre es nicht.“ Einblicke in Kinderwelten: Tag der offenen Kita-Tür den kleinen weißen Hockern, die um einen länglichen Tisch versammelt sind, hängen Fotos und Namen der Kinder. „Die feste Sitzordnung gibt den Kindern Sicherheit“, erklärt Moritz Edschmid. Und was gibt es zu essen?, lautet eine Frage: „Das ist eine deutscheuropäische Mischung“, antwortet Edschmid schmunzelnd. Bio sei es zwar nicht, dafür komme das Obst vom Biohof. Nachdem Schlaf und Wickelraum mit Foto: Lichgut/Christian Hass zwei KinderWCs besichtigt sind, gewährt Edschmid zum Schluss noch Einblick in den überschaubaren Außenbereich mit Kletter burg und Sandkasten. Als die Führung zu Ende ist, ziehen die Besucher mit ihren fri schen Eindrücken weiter zu den nächsten Kitas. Denn einen Platz im Kindergarten können die Berghasen nicht anbieten. Wie bei den meisten Kitas ist die Nachfrage weit aus höher als das Platzangebot. Hospiz wieder zurück in alter Heimat 2,2 Millionen Euro Renovierungskosten des Hauses in der Stafflenbergstraße Von Martin Haar Staat hat Vertrauen verloren Umfrage STUTTGART. Zehn Monate Interimslösung haben ein Ende. So lange war das Hospiz Stuttgart in die Relenbergstraße ausgela gert. Jetzt sind die Mitarbeiter und Gäste wieder zu Hause: Nach vier Tagen Umzug, einer 2,2 Millionen Euro teuren Sanierung ist das ErwachsenenHospiz und die Ver waltung wieder in der Stafflenbergstraße 22. Für die Leiterin Elisabeth KunzeWün sche gehen damit zehn harte Monate zu En de. Nicht nur weil die Räume nun auf einem entsprechenden Standard sind. Auch weil das Hospiz nun auch wieder das ursprüngli che Konzept mit Leben füllen kann: „Das Hospiz soll stadtnah sein. Denn der Tod soll nicht nur am Rand der Stadt wahrgenom men werden, sondern mitten im Leben, als ein Teil des Lebens.“ Das vom Architekturbüro Mühleisen runderneuerte Hospiz bietet den Schwerst kranken nun acht statt sieben Einzelzimmer. Alle Zimmer mit Ausblick über die Stadt ha ben nun auch Zugang zu einer Nasszelle und bieten die Möglichkeit für Angehörige, dort zu übernachten. Neu ist ein Raum der Stille oder ein „wun derbares Pflegebad mit WellnessCharak ter“ (KunzeWünsch). Auch die Sozialräu Eines der acht Hospiz-Zimmer mit Aussicht auf die Stadt me für Mitarbeiter haben nun mehr Platz ge funden. Denn die ElisabethKüblerRoss Akademie, das ambulante Kinderhospiz team und die Verwaltung bleiben zunächst in dem ehemaligen Schwesternwohnheim in der Relenbergstraße, bis das neue stationäre Kinderhospiz in der Diemershalde 11 im Herbst 2017 bezugsfertig ist. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth Über die Hälfte der 2,2 Millionen Euro Re novierungskosten kam über eine Spende der HelenePfleidererStiftung. „Früher hatte das Hospiz eher den Charme einer Wohnge meinschaft“, sagt KunzeWünsch, „heute hat das Haus einen einheitlichen Stil und strahlt Geborgenheit aus. Dafür sind wir sehr dankbar. “ Fotos: LG/Christian Haas 16 Rosa de la Asuncion, 30, Stuttgart-West: „Mir als berufstätiger Frau kommt es auf fle xible Öffnungszeiten an. Wichtig ist die Nähe zum Wohnort. Die Gruppengröße ist egal, so lange es ausreichend Betreuer gibt. Ein Spiel platz sollte in der Nähe sein. Und auf Rück meldungen der Erzieher lege ich Wert. (tjb)“ Neue Gasleitung beliefert Großraum Stuttgart STUTTGART/LEONBERG (dpa). Die rund 71 Kilometer lange Gasleitung vom Rhein bis nach Leonberg ist fertig. Die jetzt in Betrieb genommene Nordschwarzwaldleitung schließt in Au am Rhein (Landkreis Rastatt) an die TransEuropaNaturgasPipeline an, die von den Niederlanden bis nach Italien verläuft. Mit dem Neubau soll vor allem der Großraum Stuttgart beliefert werden, teilte Energieminister Franz Untersteller (Grüne) mit. Ein erster, 15 Kilometer langer Ab schnitt des 80 Millionen Euro teuren Pro jekts von Au am Rhein bis Ettlingen (Land kreis Karlsruhe) war nach Angaben des Be treibers Terranets BW bereits 2014 fertigge stellt worden. Nach Unterstellers Überzeu gung wird die Bedeutung des Energieträgers Gas in den nächsten Jahren noch zunehmen. So solle der Anteil der KraftWärmeKopp lung (KWK) an der Stromerzeugung im Süd westen bis 2020 von zwölf Prozent auf 20 Prozent steigen. Blockheizkraftwerke sind ein Beispiel für KWK. Weil solche Anlagen und auch größere Gaskraftwerke anders als Kohlekraftwerke schnell an oder abge schaltet werden können, sind sie gute Ergän zungen zu Wind und Sonnenkraftwerken, die Strom in schwankender Menge liefern. Der schlaue Spion des Kaisers Karl Ludwig Schulmeister half Napoleon Bonaparte mit außergewöhnlichen Fähigkeiten im Krieg Hallo! Ich bin Paul, der Kinder-Chefreporter Kinder-Nachrichten Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart 07 11 / 72 05 - 79 40 [email protected] „Lilli, iss endlich deine Suppe auf!“, schimpft Tante Luzie. „Andere Kinder wären froh, wenn sie nur die Hälfte davon hätten!“ – Lilli nickt und seufzt: „Ich auch, Tante Luzie, ich auch.“ Karl Ludwig Schulmeister war eigentlich ein ganz normaler Mann. Er hatte eine Frau und betrieb einen kleinen Laden in Straß burg. Das liegt heute in Frankreich, nahe der deutschen Grenze. Karl Ludwig Schulmeister reichte das aber nicht. Er wollte spannendere Dinge erleben. Die Arbeit, die er später annahm, war auch viel interessanter: Er wurde Spion für einen berühmten Kaiser, Napoleon Bonaparte. Napoleon regierte damals über Frankreich und später über fast ganz Euro pa. Das war vor mehr als 200 Jahren. Als Spion war Karl Ludwig Schulmeister sehr gut geeignet. Seine Fähigkeiten hatte er bereits davor unter Beweis gestellt. Denn er schmuggelte in großem Stil Waren zwischen Frankreich und Deutschland. Schmuggel bedeutet, dass man heimlich Waren am Zoll vorbei in ein Land mitbringt. Dafür musste er wohl viele Sprachen und Dialekte beherrschen. Außerdem soll der Mann aus Deutschland ein Meister der Ver kleidung gewesen sein. Er hatte immer viele verschiedene Perücken im Gepäck. Er soll sogar in der Lage gewesen sein, den Aus druck seines Gesichtes so zu verändern, dass ihn seine Freunde nicht erkannten. Ob das wirklich stimmt, weiß man nicht genau. Denn viele Infos über ihn findet man nicht in Büchern und Dokumenten. Kein Wunder: Schließlich wollen Spione geheim bleiben. Oft waren ihm seine Verfolger hart auf den Fersen. Dann nutzte er seine Fähigkeiten, um schnells tens von der Bildfläche zu verschwinden. Er erwies Napoleon große Dienste, beson ders im Krieg. Denn Napoleon kämpfte damals gegen viele Länder, um sein Reich zu vergrößern. Zu seinen Gegnern gehörte unter anderem Österreich. Dem schlauen Karl Schulmeister gelang es, sich mit einem General aus Österreich anzufreunden. So kam er an geheime Infor mationen, die er dann an Napoleon weiter gab. Unter anderem deshalb konnte der Kaiser mit seinen Truppen eine wichtige Schlacht gegen den General gewinnen. Karl Ludwig Schulmeister wurde von Napoleon für seine Dienste übrigens fürstlich belohnt. So besaß er ein Schloss, viel Land und bekam später eine großzügige Rente. Aber wusstest du, dass es wohl schon in der Steinzeit Spione gab – also vor Millionen Jahren? Das vermuten Forscher zumindest. Wenn zum Beispiel eine Gruppe von Stein zeitMenschen sehr viel zu essen hatte, woll ten die anderen natürlich wissen: Wo hat die Gruppe die Tiere gejagt oder die Pflanzen gesammelt? Also schickten sie Spione los, um das zu erkunden. (dpa) Karl Ludwig Schulmeister spionierte für den Kaiser Napoleon Foto: dpa
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