Prepared by the Safety Advisory Group (SAG) SAG NL 87/09/D Inhalt Typische Vorfälle bei der Sauerstoffbefüllung....................................................................Seite 1 Vorfälle in Anlagen zur Abfüllung von Sauerstoffflaschen................................................Seite 2-4 Typisches Resultat eines Sauerstoffvorfalls - beschädigte Einrichtungen. Typische Vorfälle beim Füllen von Sauerstoff • An einen Füllstand wurden Sauerstoffflaschen angeschlossen. Beim Öffnen des Ventils einer der Flaschen kam es zum explosionsartigen Bersten der Sammelleitung. Die Entzündung wurde entweder durch Partikel an der Verbindung zwischen dem flexiblen Schlauch und dem Ventilauslass oder durch einen in dem Sauerstoffstrom mitgerissenen Fremdkörper verursacht. • Als die Sauerstoffbefüllung abgeschlossen war, begann der Füller mit dem Schließen der Flaschenventile. Dabei stellte er fest, dass eine der Flaschen leer war, da das Ventil geschlossen war. Um einen Druckausgleich herbeizuführen, entschied der Füller alle Flaschenventile wieder öffnen. Dabei platzte einer der Füllschläuche. • Ein flexibler Schlauch an einem Füllstand für 4 Flaschen versagte. Bei noch geschlossenem Füllstandsventil wurde eine Entzündung ausgelöst, als eines der Flaschenventile geöffnet wurde. • Bei der Befüllung von vier neuen Flaschen verursachte extreme Wärme ein katastrophales Versagen einer Flasche. Die während der Befüllung entstandene Wärme ist vermutlich auf eine übermäßige Strömungsgeschwindigkeit des Gases zurückzuführen. • Nach erfolgter Befüllung einer Sauerstoffflasche und eines Bündels schloss der Füller die Ventile an Flasche und Bündel. Beim Öffnen des Entlüftungsventils kam es zum Bersten des flexiblen Schlauchs. • Ein Brand ereignete sich am Füllstand, als der Füller dort während der Befüllung eine zusätzliche 10Liter-Flasche anschließen wollte. Beim Öffnen des Ventils kam es aufgrund des Druckstoßes und der extremen Strömungsgeschwindigkeit zum Ausbrennen von Flaschenventil, Anschlussstück, Schlauch und Füllstand-Ventil. EIGA 2009 - EIGA grants permission to reproduce this publication provided the Association is acknowledged as the source 1 EUROPEAN INDUSTRIAL GASES ASSOCIATION AISBL AVENUE DES ARTS 3 – 5 - B-1210 BRUSSELS PHONE +32 2 217 70 98 - FAX + 32 2 219 85 14 - E-mail : [email protected] - www.eiga.eu SAG NL 87/09/D – Page 2/4 • Nach abgeschlossener Befüllung und Schließen des Flaschenventiles einer Sauerstoffflasche öffnete der Füller das Entlüftungsventil. Das Entlüftungsventil zündete, was wahrscheinlich auf während vorherigen Wartungsarbeiten verbliebenen Restpartikeln zurückzuführen ist. • Während der Dichtheitsprüfung von Sauerstoffflaschen kam es nach der Befüllung zur plötzlichen Entzündung eines Füllanschlusses. • Ein Füller schloss nach erfolgter Befüllung von Sauerstoffflaschen alle Restdruckventile - bis auf eines. Beim Öffnen des Entlüftungsventils zündete der Füllanschluss des offenen Flaschenventils. • Während der Befüllung einer 10-LiterSauerstoffflasche mit VIPR-System (Ventil mit integrierter Druckregelung) kam es zu einer Entzündung. Der Füller wollte durch Anziehen der Fülladapter/ Füllanschlussverbindung eine Leckage beheben. Dies führte zu der Entzündung. UND ZAHLREICHE WEITERE VORFÄLLE ÄHNLICHER ART Sauerstoff-Vorfälle in Flaschenfüllanlagen In den letzten Jahren wurde viel über Gefahren, Vorfälle und Sicherheitsmaßnahmen im Zusammenhang mit Sauerstoff geschrieben. Mit Besorgnis betrachtet die SAG (Safety Advisory Group, Expertengruppe Sicherheit) wiederholte Berichte über Vorfälle bei der Sauerstoffabfüllung. Um die Sicherheit zu verbessern, hat die SAG alle im Zusammenhang mit Sauerstoff stehenden Vorfälle aus ihrer Unfalldatenbank sorgfältig analysiert und die gemeinsamen Ursachen ermittelt, wobei der Hauptaugenmerk auf der Tätigkeit sowie der Art der betrieblichen Vorgänge zum Zeitpunkt des Ereignisses lag. Die Mehrzahl aller gemeldeten Vorfälle ereignete sich in Flaschenfüllanlagen, davon entfielen mehr als 80 % auf die Zeit während des üblichen Betriebs und der normalen Abfüllvorgänge. Praktisch alle Vorfälle gehen mit einem manuellen Eingreifen des Bedienpersonals einher. Interessanterweise gleichen sich alle Vorfälle in ihrer Art, als Ursache kommen im Wesentlichen drei Tätigkeiten in Betracht: A. Druckentlastung/Entlüftung der Sauerstoffabfüllanlage nach Beendigung der Füllung. B. Anschluss von zusätzlichen Flaschen/Bündeln an den Füllstand während des Füllvorgangs ODER Öffnen des Flaschen-/Bündelventils, welches während der Befüllung als geschlossen registriert wurde. C. Nachziehen von Anschlüssen unter Hochdruck zur Beseitigung von Leckagen während des Füllvorgangs. Die häufigsten Fehler: 1. Zu schnelles Öffnen eines Ventils. 2. Öffnen eines Ventils, das geschlossen bleiben sollte. 3. Öffnen von Ventilen in der falschen Reihenfolge. Folgen der oben genannten Tätigkeiten und Fehler: ♦ Adiabatische Kompression ♦ Gasverwirbelung ♦ Übermäßige Strömungsgeschwindigkeit des Gases in Rohrleitungen oder Komponenten ♦ Entzündung in einer sehr sauerstoffreichen Atmosphäre Daraus resultieren in der Regel schwere Verbrennungen, zum Teil mit Todesfolge, sowie erhebliche Schäden an den technischen Einrichtungen. Tätigkeiten A. B. C. Druckentlastung / Entlüftung Anschluss von zusätzlichen Flaschen/Bündeln ODER Öffnen des Flaschen-/Bündelventils während der Befüllung. Nachziehen von Anschlüssen unter Hochdruck während des Füllvorgangs Fehler 1. 2. 3. Zu schnelles Öffnen eines Ventils Öffnen eines Ventils, das geschlossen bleiben sollte Öffnen von Ventilen in der falschen Reihenfolge ♦ ♦ ♦ Adiabatische Kompression Gasverwirbelung Übermäßige Strömungsgeschwindigkeit des Gases in Rohrleitungen oder Komponenten Entzündung in einer sehr sauerstoffreichen Atmosphäre. Folgen ♦ Was ist passiert? ? Die Untersuchungen sind nicht perfekt! Daraus resultieren Feuer, Energie freisetzung, Verletzungen, Verbrennungen, Schäden. Ergebnisse der Analyse von Sauerstoff-Unfällen durchgeführt durch die SAG Falsches Handeln und damit verbundenes menschliches Fehlverhalten können zu starken Druckstößen und hohen Strömungsgeschwindigkeiten des Gases führen. Dies wiederum kann zu einer Entzündung verursacht durch Reibung, Verwirbelung und/oder adiabatischer Kompression führen. Die Wahrscheinlichkeit einer Entzündung ist bei Vorhandensein von Fremdkörpern und/oder Schmiermitteln sogar noch größer. Die Mitglieder der SAG sind der Ansicht, dass sich die Vorfalluntersucher häufig zu schnell mit den gängigen Erklärungen - adiabatische Kompression, Partikel oder Öl/Fett - zufrieden geben, ohne lückenlos nach allen potenziellen Ursachen zu forschen. Siehe auch Sicherheitsinformationen, Menschliche Faktoren, Nr. 3 Menschliche Faktoren bei der Untersuchung von Vorfällen (Safety Info HF 03/08). 2 EUROPEAN INDUSTRIAL GASES ASSOCIATION AISBL AVENUE DES ARTS 3 – 5 - B-1210 BRUSSELS PHONE +32 2 217 70 98 - FAX + 32 2 219 85 14 - E-mail: [email protected] - www.eiga.eu SAG NL 87/09/D – Page 3/4 A) Druckentlastung/Entlüftung nach Beendigung der Füllung Typischer Vorfall bei Energiefreisetzung. der Druckentlastung von Bündeln - Typischer Vorfall bei der Druckentlastung von Bündeln beschädigte Einrichtungen. Kratzer hinter dem Handrad deuten darauf hin, dass das Ventil mit einem Schraubenschlüssel zu stark geschlossen wurde. Nach Beendigung des Füllvorgangs wird die Abfüllanlage drucklos gemacht. Die Erfahrung zeigt, dass der Brand in der Regel von der Anschlussstelle zwischen Füllschlauch und Bündel/Flasche ausgeht. Der O-Ring als schwächstes Glied entzündet sich fast sofort. Der Schlauch birst einige Sekunden später unter starker Energiefreisetzung. Die Ursache hierfür liegt normalerweise in einem schadhaften oder schlecht positionierten O-Ring. In diesem Fall kann das Gas den O-Ring während der Befüllung umgeben, und während der Druckentlastung kann der O-Ring einem starten Druckstoß ausgesetzt sein. Der O-Ring kann zerreißen, dabei gelangen die Fragmente mit dem Gasstrom in den flexiblen Schlauch. In der Sauerstoffatmosphäre können sich die O-RingFragmente aufgrund der Reibung sofort entzünden. Trotz falscher Positionierung oder Beschädigung des OTypischer Vorfall bei der Druckentlastung von Bündeln Rings kommt es vor, dass die Verbindung während der beschädigte Einrichtungen. Das Sicherheitskabel hat seine Befüllung dicht ist. In diesem Fall tritt das Problem nicht Aufgabe erfüllt, die Enden des geborstenen Schlauches wurden zurückgehalten offen zu Tage. Welche Maßnahmen werden empfohlen, um solchen Vorfällen während der Druckentlastung vorzubeugen? ♦ O-Ring vor jeder Befüllung prüfen. ♦ Druckentlastungsventil muss langsam geöffnet werden. ♦ Nach dem Öffnen des Druckentlastungsventils soll sich der Füller nicht unmittelbar den Flaschen/Bündeln nähern. ♦ Das Bedienpersonal muss gut geschult sein. Arbeitsanweisungen müssen am Arbeitsplatz verfügbar sein oder in unmittelbarer Nähe ausliegen. ♦ Die Eignung von für Sauerstoffanwendungen kompatiblen Ersatz-O-Ringen muss festgestellt werden. Diese ErsatzO-Ringe sind in sauberer Umgebung zu lagern. B) Anschluss von zusätzlichen Flaschen/Bündeln an den Füllstand während des Füllvorgangs ODER Öffnen des bei der Befüllung als geschlossen erkannten Flaschen-/Bündelventils. Am Anfang der Befüllung von angeschlossenen Flaschen beginnt der Druck zu steigen. Kommt nun eine zusätzliche Flasche bzw. ein zusätzliches Bündel hinzu und ist das Ventil von Flasche/Bündel geöffnet, führt der hohe Differenzialdruck im Bereich des Ventils zu einer extrem hohen Strömungsgeschwindigkeit. Wird zudem das Ventil am Füllstand vor dem Flaschen/Bündelventil geöffnet, so kann dies im Füllschlauch zur adiabatischen Kompression führen. Hohe Strömungsgeschwindigkeit, Verwirbelung und adiabatische Kompression erzeugen Wärme, die wiederum das Material des O-Rings oder des Ventilsitzes entzünden kann. 3 Bei hoher Druckdifferenz wird der Ausbrand in die Flasche gehen, das Oberteil der Flasche wird geschwächt und kann unter Umständen weggesprengt werden. Zum annähernd gleichen Ablauf kommt es, wenn der Füller während des Füllvorgangs eine Flasche mit geschlossenem Ventil entdeckt (kalte Flasche) und dieses Ventil noch während des Füllvorgangs öffnet. Der Anschluss einer zusätzlichen Flasche an den Füllstand während der Befüllung geschieht häufig aufgrund von Zeitdruck und betrieblichen Zwängen. EUROPEAN INDUSTRIAL GASES ASSOCIATION AISBL AVENUE DES ARTS 3 – 5 - B-1210 BRUSSELS PHONE +32 2 217 70 98 - FAX + 32 2 219 85 14 - E-mail: [email protected] - www.eiga.eu SAG NL 87/09/D – Page 4/4 ♦ Oberteil einer Flasche nach einem Vorfall. Dieses Flaschenventil brannte aus, als an den Füllstand während des Füllvorgangs eine zusätzliche Flasche angeschlossen wurde. Wie kann man Vorfällen während der Befüllung vorbeugen? ♦ Das Bedienpersonal ist eingehend zu schulen und über die möglichen Gefahren aufzuklären. ♦ Am Arbeitsplatz sind Arbeitsanweisungen mit Hinweis auf die hier beschriebenen Folgen vorzuhalten. C) Nachziehen von Anschlüssen zur Beseitigung von Leckagen während des Füllvorgangs Entweicht während des Füllvorgangs Gas aus einer Hochdruckverbindung durch eine kleine undichte Stelle oder Öffnung, so führt dies lokal zu überhöhten Strömungsgeschwindigkeiten. Wird nun versucht, die undichte Stelle zu schließen, verringert sich die Größe der Öffnung und die Strömungsgeschwindigkeit des Gases steigt weiter an. Andererseits führt der zusätzliche Krafteinsatz beim Schließen einer Leckage zur Wärmeentwicklung durch Reibung zwischen Teilen oder zu Schäden an Verbindungselementen. Wie oben beschrieben, können all diese Faktoren zur Entzündung führen. Sind zum Anziehen der Verbindung zusätzliche Werkzeuge wie Schraubenschlüssel oder „Engländer“ erforderlich, so deutet dies in der Regel darauf hin, dass mit dem O-Ring etwas nicht stimmt! Wie kann man Vorfällen bei Leckagen während des Füllvorgangs vorbeugen? ♦ Es ist dafür zu sorgen, dass Anweisungen vorhanden sind, durch die das Beheben von Leckagen unterbunden wird, solange der Füllvorgang nicht sicher beendet und die Anlage drucklos gemacht wurde. Die EIGA bittet alle Mitgliedsfirmen, deutlich auf die in diesem Newsletter beschriebenen Belange aufmerksam zu machen und sicherzustellen, dass die mit der Sauerstoffbefüllung betrauten Vorgesetzten/Mitarbeiter sich den damit verbundenen Gefahren bewusst sind. HAFTUNGSAUSSCHLUSS Alle von der EIGA oder in ihrem Namen herausgegebenen technischen Veröffentlichungen einschliesslich Anleitungen, Sicherheitsvorschriften und alle andere in diesen Veröffentlichungen enthaltenen technischen Informationen stammen aus glaubwürdig erscheinenden Quellen und beruhen auf den technischen Informationen und den Erfahrungen, die bei Mitgliedern der EIGA oder anderen Personen zur Zeit der Herausgabe dieser Veröffentlichungen vorhanden waren. EIGA empfiehlt ihren Mitgliedern, sich auf diese Veröffentlichungen zu beziehen oder sie anzuwenden; gleichwohl erfolgt die Bezugnahme auf oder der Gebrauch von EIGA-Veröffentlichungen durch die Mitglieder oder Dritte rein freiwillig und unverbindlich. Daher übernehmen EIGA oder ihre Mitglieder keine Garantie für die Ergebnisse und übernehmen keine Gewährleistung oder Verantwortlichkeit im Zusammenhang mit Empfehlungen auf oder mit der Anwendung von Informationen oder Vorschlägen, die in EIGA-Veröffentlichungen enthalten sind. EIGA hat keine Kontrolle oder dergleichen über Ausführung oder Nichtausführung, Fehlinterprätationen, richtige oder falsche Anwendung jeglicher Informationen oder Empfehlungen, die in den EIGA-Veröffentlichungen enthalten sind, sei es durch einzelne Personen oder Unternehmen (einschliesslich EIGA-Mitglieder), und EIGA schliesst ausdrücklich jegliche Gewährleistung im Zusammenhang damit aus. EIGA‐Veröffentlichungen werden regelmässig überarbeitet, und die Anwender sollen darauf achten, sich die neueste Ausgabe zu beschaffen. 4 EUROPEAN INDUSTRIAL GASES ASSOCIATION AISBL AVENUE DES ARTS 3 – 5 - B-1210 BRUSSELS PHONE +32 2 217 70 98 - FAX + 32 2 219 85 14 - E-mail: [email protected] - www.eiga.eu
© Copyright 2024 ExpyDoc