Zürcher, Ruth, Glanz + Sicherheit, 1964, Wolle, Leinen, Baumwolle, gewirkt, 165 x 153 cm Bearbeitungstiefe Name Zürcher, Ruth Namensvariante/n Schlüter, Ruth Lebensdaten * 1.3.1913 Düsseldorf, † 4.5.2010 Forch Bürgerort Lauperswil (BE), Zürich Staatszugehörigkeit CH Vitazeile Textilkünstlerin und Kostümbildnerin. Wandteppiche, Collagen, Hinterglasbilder Tätigkeitsbereiche Bildteppich, Collage, Tapisserie, Pastell, Hinterglasmalerei Lexikonartikel Ausbildung zur Kostümbildnerin 1930–34 bei Helmut Jürgens im Ausstattungsatelier der Städtischen Bühnen ihrer Heimatstadt Düsseldorf. 1932 und 1935 Reisen nach Paris. 1935 definitive Übersiedlung in die Schweiz und Heirat mit dem Plastiker Arnold Zürcher. 1934–36 Kurse an der Kunstgewerbeschule Zürich bei Walter Roshardt, Willy Hummel und Ernst Gubler, 1937–38 an der Kunstakademie in Florenz. Arbeit als Kostümbildnerin für Theater und Film: 1939–1942 beim Bühnenbildner Teo Otto am Schauspielhaus Zürich (für Georg Büchners Dantons Tod, Jean Giraudoux’ Undine, Seite 1/5, http://www.sikart.ch Goethes Faust II, Hugo von Hofmannsthals Das grosse Welttheater, Schillers Maria Stuart und Shakespeares Ein Sommernachtstraum); 1941–45 für die Regisseure des Schweizer Films Max Haufler (Menschen, die vorüberziehen..., 1942), Leopold Lindtberg (Die missbrauchten Liebesbriefe, 1940; Landammann Stauffacher, 1941; Der Schuss von der Kanzel, 1942) und Franz Schnyder (Gilberte de Courgenay, 1941). 1945 und 1947 Geburt der Töchter Maja, später ihrerseits Künstlerin, und Iris. Seit 1947 jährliche Aufenthalte im Mittelmeerraum und am Atlantischen Ozean. 1968–69 Reise nach Mexiko und Guatemala, 1975–76 nach Mittelamerika sowie in die USA und nach Kanada, 1975 und 1981 nach Westafrika mit Schwerpunkt Ghana, dem Geburtsland ihres Gatten. Es entstehen bebilderte Reisetagebücher. Seit 1956 Mitglied der GSMBK, seit 1964 des Schweizerischen Werkbundes, seit 1970 der GSMBA; Mitglied der Gruppe 78. 1971 Publikumspreis zur Ausstellung Zürcher Künstler in den Züspahallen in Zürich. Zahlreiche Aufträge von öffentlichen Institutionen und Kirchen. 1965, 1967 und 1969 Teilnahme an den internationalen Tapisserie-Biennalen in Lausanne. 2002 Retrospektive in der Paulus-Akademie in Zürich. Seit 1943 entstehen künstlerisch und handwerklich bedeutende Tapisserien. Neben klassischen Materialien wie Wolle, Baumwolle und Seide finden auch Nylon, Sisal, Jute und Kokosfaser, Rosshaar sowie Metallfäden und -elemente Verwendung. In den 50er-Jahren herrschen neben Sternenhimmel- und Mondstimmungen farblich fein differenzierte, märchenhafte Darstellungen von Tieren und Fabelwesen in paradiesischen Landschaften vor. Im folgenden Jahrzehnt findet ein allmählicher Übergang zur freien Komposition statt. Es dominieren geometrisch vereinfachte, gross angelegte, flächig dekorative Formen von kräftiger Farbigkeit. Durch unterschiedlich dicke Schussfäden werden sanfte Übergänge zwischen Bild und Grund erzielt. Mit der Ausbildung des eigenständigen Stils entstehen erste ungegenständliche Konfigurationen symbolischen Inhalts. In den 70er-Jahren werden die Bildteppiche durchbrochen, sodass die Wand dahinter sichtbar wird. Die Kettfäden liegen partiell frei und wechseln sich mit verdichteten Webpartien ab. Mehrere Gestaltungsebenen fliessen optisch ineinander. Bisweilen lösen sich die Tapisserien von der Wand und nehmen als Textilplastiken den Raum in Besitz. Charakteristisch ist die Neigung zur Zentrierung der Komposition mit einer verdichteten Spannung in der Mitte, visualisiert in Seite 2/5, http://www.sikart.ch Verknotungen, Ringen, Spiralen oder Wirbeln. In ihrer Ursprünglichkeit gemahnen diese Textilien an Werke der Volkskunst. Farblich überwiegen Schwarz und verschiedene Grau-, Rot- und Orangetöne. Zusätzlich entstehen seit 1994 hauptsächlich in Schwarz und Rot gehaltene Collagen, die fein und grob strukturierte Papiere mit Zeitungsausschnitten, Schnüren und Textilien kombinieren. Gleichzeitig malt Zürcher satt farbene, leuchtende Hinterglasbilder, die, ähnlich den Tapisserien der 60er-Jahre, teilweise kosmische Symbole enthalten. Werke: Familie, 1950, Bern, Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur; Freude, 1993, Forch-Aesch, Andachtsraum; Ohne Titel, 1983, Herrliberg, Schulhaus Breiti, Aula und Gemeindesaal; Falter, 1981, Maur, Aula und Gemeindesaal Looren; Ohne Titel, 1988–1990, Schlieren, Limmatspital; Sonnenaufgang, 1963, Spiegel bei Bern, evang.-ref. Kirchgemeinde; Ohne Titel, 1975, Wettingen, Schulanlage Märgelacker; Tier, 1956, Falter, 1984, Kanton Zürich; Hoffnung, 1961, Freude, 1967, Wand in Aula, 1972, Rot-Oliv-Schwarz, 1976, Kunstsammlung der Stadt Zürich; Weiter Reise, 1969, Zürich, kath. Pfarrkirche St. Katharina; Ohne Titel, 1970, Zürich, Schulungszentrum des Stadtärztlichen Dienstes. Jochen Hesse, 2004 Literaturauswahl Seite 3/5, http://www.sikart.ch - go [Gisela Goehrke]: ««Meine Kunstwerke entstehen aus inneren Bildern heraus». Ruth Zürcher - 90 Jahre Leben mit der Kunst». In: Maurmer Post, 28.2.2003 - Fritz Billeter: «Farben der Erde - Dramatik der Form. Ruth Zürcher, Textilkünstlerin». In: textilkunst international, 30, 2002, 2, S. 73-75 - Ruth Zürcher. [Texte:] Isolde Schaad, Fritz Billeter. Forch: Ruth Zürcher, [2000] [1 Mappe (34 Kunstbl.): Ill. + 1 Werkverzeichnis Bildteppiche] - Textilkunst Gruppe 78. Kornhaus Bern, 1978 - Godi Leiser: «Ruth Zürcher und ihre Bildteppiche». In: Maurmer Post, 16.2.1977 - Marta Eickhoff: «Ruth Zürcher - die Schweizer Bildweberin aus Düsseldorf». In: Frau und Beruf. Monatsschrift für die beruftstätige Frau, 16, 1967, 6, S. 24-25 - Mimi Langraf und Ruth Zürcher. Helmhaus Zürich, 1965. [Vorwort:] R [ené] W[ehrli]. Zürich, 1965 - H. N. [Hans Neuburg]: «Ruth Zürcher». In: Werk, 51, 1964, 4, S. 87-88 [Werk-Chronik] - U. H. [Ursula Hungerbühler]: «Bildteppiche von Ruth Zürcher». In: Werk, 42, 1955, 8, S. 157-158 [Werk-Chronik] - Ruth Zürcher: «Vom Teppichwirken». In: Schweizerische Arbeitslehrerinnen-Zeitung, 31, 1948, 10, S. 173-176 Nachschlagewerke - Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. Dictionnaire biographique de l'art suisse. Dizionario biografico dell'arte svizzera. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Zürich: Neue Zürcher Zeitung, 1998, 2 Bde. - Künstlerverzeichnis der Schweiz. Unter Einschluss des Fürstentums Liechtenstein. Répertoire des artistes suisses, la Principauté du Liechtenstein incluse. Dizionario degli artisti svizzeri, incluso il Principato di Liechtenstein. 1980-1990. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Frauenfeld: Huber, 1991 - Lexikon der zeitgenössischen Schweizer Künstler. Dictionnaire des artistes suisses contemporains. Catalogo degli artisti svizzeri contemporanei. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Hans-Jörg Heusser. Frauenfeld: Huber, 1981 - Künstlerlexikon der Schweiz. XX. Jahrhundert, Hrsg.: Verein zur Herausgabe des schweizerischen Künstler-Lexikons; Redaktion: Eduard Plüss. Hans Christoph von Tavel, Frauenfeld: Huber, 1958-1967, 2 Bde. [unveränderter Neudruck 1983]. - Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Unter Mitwirkung von Fachgelehrten des In- und Auslandes bearbeitet, redigiert und herausgegeben von Hans Vollmer. 6 Bände. Leipzig: Seemann, [1953-1962] [unveränderter Nachdruck: München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1992] Direktlink http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4001997&lng=de Normdaten GND 122126769 | Deutsche Biographie Letzte Änderung 05.08.2015 Disclaimer Seite 4/5, http://www.sikart.ch Alle von SIKART angebotenen Inhalte stehen für den persönlichen Eigengebrauch und die wissenschaftliche Verwendung zur Verfügung. Copyright Das Copyright für den redaktionellen Teil, die Daten und die Datenbank von SIKART liegt allein beim Herausgeber (SIK-ISEA). Eine Vervielfältigung oder Verwendung von Dateien oder deren Bestandteilen in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung von SIK-ISEA nicht gestattet. Empfohlene Zitierweise AutorIn: Titel [Datum der Publikation], Quellenangabe, <URL>, Datum des Zugriffs. Beispiel: Oskar Bätschmann: Hodler, Ferdinand [2008, 2011], in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, http://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000055, Zugriff vom 13.9.2012. Seite 5/5, http://www.sikart.ch
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