Rural Alliances Projekt 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 Abschlussbericht Dieses Projekt wird vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung durch das INTERREG-IVB-Nordwesteuropa Programm zur Förderungsolider und prosperierender Gemeinwesen kofinanziert Contents Was war der Grund für das Projekt? ............................................................................................................................ 1 Wer war beteiligt? ........................................................................................................................................................ 7 Was haben wir erreicht? ............................................................................................................................................ 16 Fazit ............................................................................................................................................................................. 31 Lead Partner Einführung Rural Alliances hat wesentlich dazu beigetragen, den negativen Auswirkungen des demografischen Wandels in Nordwest-Europa entgegenzuwirken. Das Projekt hat ländliche Gemeinschaften und Unternehmen zu neuen Partnerschaften und Allianzen angeregt und zusammengebracht, die Dörfer und Städte in diesen Regionen vitaler und lebensfähiger machen. Zu den wichtigsten Erfolgen des Projekts zählen: die Entwicklung und der breite Einsatz einer interaktiven Methode, mit der ländliche Gemeinschaften in allen Teilen Europas die Vitalität und das Potenzial ihrer Regionen bestimmen können, die Schaffung von Instrumenten und Methoden zum Aufbau sich selbst erhaltender und selbsttragender ländlicher Allianzen, die Entwicklung und Erprobung neuer ländlicher Governance-Beziehungen zwischen Gemeinschaften, Unternehmen und dem öffentlichen Sektor, und die Beeinflussung, Hinterfragung und Gestaltung der ländlichen Entwicklungspolitik auf lokaler, regionaler und EU-Ebene. Ohne den Beitrag und die Unterstützung der zwölf Projektpartner und deren Partner wären diese Erfolge in den vergangenen drei Projektjahren nicht möglich gewesen. Voraussetzung hierfür war wiederum die finanzielle Unterstützung des Fonds für Regionale Entwicklung des INTERREG-IVBNordwesteuropa-Programms. Im Namen des federführenden Partners, der Brecon Beacons National Park Authority in Wales, möchte ich mich bei allen ländlichen Gemeinschaften, Unternehmen, Unterstützern, Sub-Partnern und Pprojektpartnern für ihren Beitrag zum Projekt und für ihre Mitwirkung an den zahlreichen Austauschtreffen und Veranstaltungen bedanken. Für weitere Informationen über die Rural Allianzen Projekt und zum Download alle Ressourcen generiert, Besuch www.rural-alliances.eu Richard Tyler Leiter für nachhaltigen Tourismus Brecon Beacons National Park Authority (Lead Partner) Plas y Ffynnon, Cambrian Way, Brecon LD3 7HP, Wales, UK. [email protected] 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 Was war der Grund für das Projekt? „Der einzige Bus, mit dem Marie fahren kann, geht am Donnerstagmorgen um10 Uhr. Ihr Vorstellungsgespräch ist aber am Mittwoch. Sie braucht jemanden, der sie zum Gemeindezentrum fährt. Die Telefonzelle wurde stillgelegt. Ihr Handy hat keinen Empfang. Sie wohnt in einer abgelegenen ländlichen Region.“ Dies sind nur einige der Herausforderungen, mit denen Marie zu kämpfen hat. In ländlichen Regionen in Nordwest-Europa ist das Dienstleistungsangebot oft längst nicht so gut wie in europäischen Städten und Ballungsräumen. Gleiches gilt für die beruflichen Chancen und den Zugang zu Versorgungseinrichtungen. Die Verhältnisse in den ländlichen Regionen ähneln sich – egal, ob in Irland, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Belgien oder Großbritannien. Was genau unter „ländlicher Region“ zu verstehen ist, variiert von Land zu Land. Allgemein bezeichnet der Begriff jedoch „dünn besiedelte Gegenden mit überwiegend agrarisch geprägter Wirtschaft “ Ländliche Regionen sind dünner besiedelt. Deshalb stehen weniger öffentliche Mittel für grundlegende und unverzichtbare Dienstleistungen wie öffentliche Verkehrsmittel, Gesundheitswesen, Schulen und Versorgungsleistungen (Wasser, Telefon, Energie) zur Verfügung und ihre Bereitstellung und ihr Betrieb sind teurer. Dabei liefern ländliche Regionen ihrerseits oft genau diese essenziellen Güter für die großen Städte: Wasser, Nahrungsmittel und Energie. Zwölf Partner aus verschiedenen Teilen Nordwest-Europas haben drei Jahre lang im Rahmen des Projekts Rural Alliances zusammengearbeitet, um zur Behebung der Herausforderungen beizutragen, vor die sich ländliche Unternehmen und Gemeinschaften gestellt sehen. Ermöglicht wurde diese Kooperation durch finanzielle Mittel der EU. Interreg ist ein europäisches Förderprogramm, das die territoriale Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ländern unterstützt. Das Programm umfasst drei verschiedene Arten von Projekten: Kategorie „A“ ist grenzüberschreitend, Kategorie „B“ ist in verschiedene geografische Zonen unterteilt, Kategorie „C“ gibt allen Mitgliedstaaten Gelegenheit zur Beteiligung. Das Projekt Rural Alliances (Kategorie B) 1 Rural Alliances Projekt - Abschlussbericht wird durch das Programm Interreg IVB Nordwesteuropa teilfinanziert. Zu seiner geografischen Zone gehören Teile Frankreichs, Deutschlands und der Niederlande sowie ganz Belgien, Großbritannien, Irland, Luxemburg und die Schweiz. Die territoriale Zusammenarbeit zielt darauf ab, gleichwertige Lebensbedingungen und Entwicklungschancen zu fördern, um regionale Disparitäten in unterschiedlichen Teilen Europas zu verringern. Verschiedene Regionen werden dabei angeregt, voneinander zu lernen und Erfahrungen und positive Praktiken auszutauschen. Ziel ist es, eine Vielzahl von Problemen anzugehen, um die Lebensqualität von EU-Bürgern zu verbessern und von der Zugehörigkeit zur Europäischen Union zu profitieren. Rural Alliances erfüllt alle diese Kriterien. Am 27. September 2011 wurde eine 50%ige Förderung in Höhe von 4.982.307 für das Projekt gewährt. Die Mittel sollten von den zwölf Partnern genutzt werden, um durch die gemeinsame Entwicklung von Praktiken, Instrumenten und Methoden zusammen zur Revitalisierung ihrer ländlichen Regionen beizutragen. Die verschiedenen Ansätze wurden erprobt und die Partner sind überzeugt, dass diese, entsprechend angepasst, auch in anderen Teilen Europas nutzbringend angewendet werden können. 2 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 Doch zurück zu Marie. Marie begibt sich zum Dorfladen. Im Fenster hängt ein Schild: „Laden zu verkaufen – bei Nichtverkauf Schließung“. In dem Laden trifft sich Marie häufig mit Freunden, manchmal kauft sie sich hier auch ein Eis. In den Schulferien hat sie auch schon selbst in dem Geschäft gearbeitet. Was wird aus dem Anzeigebrett werden, an dem die Dorfbewohner Kauf-und Verkaufsgesuche anschlagen und über bevorstehende Feste und Veranstaltungen informieren? Wo wird Marie künftig die Lokalzeitung mit den Stellenausschreibungen kaufen? Wo bekommen die Bewohner Briefmarken für ihre Briefe und Pakete? Maries Freunde sagen, in der Stadt sei alles besser: Man könne mehr unternehmen, man fände alles, was man braucht, und es gäbe viele Läden und Restaurants. Vielleicht sollte sie zum Studieren oder Arbeiten auch in die Stadt umziehen und später irgendwann wiederkommen? . Eltern haben es auch so gemacht. Sie sind vor 20 Jahren aus ihrer Maries landwirtschaftlichen Gemeinschaft fortgezogen. Sie hatten keine andere Wahl. In der Gegend gab es wenig Arbeit und sie hatten nicht genug Geld, um ein Haus zu kaufen oder zu mieten. Doch sie kamen zurück. Maries Vater Peter hat seine eigene Firma gegründet, mit der er Arbeitsschutzinspektionen für die Nahrungsmittelindustrie und verwandte Branchen durchführt. Seine Frau Monika führt zu Hause eine Frühstückspension und geht gelegentlich im Dorf putzen. Beide spielen in der örtlichen Gemeinschaft und Geschäftswelt eine aktive Rolle. Sie wollen, dass ihr Dorf seinen Laden, seine Post, seine Kneipen und seinen Gemeindesaal nicht verliert. Sie wünschen sich eine Zukunft für Marie, die gerade die Schule beendet hat. Sie möchten, dass sie in ihrer Nähe bleibt. 3 Rural Alliances Projekt - Abschlussbericht Die Rural-Alliances-Partner hatten eine Vision. Ihr Ziel war es, positive Gemeinschaftswerte mit positiven unternehmerischen Prinzipien zusammenzubringen, um starke, widerstandsfähige ländliche Allianzen aufzubauen – Allianzen, die gute oder hervorragende öffentliche Dienstleistungen erbringen, Unternehmen zum Erfolg verhelfen und aktive, inklusive und mit vielen Angeboten ausgestattete Gemeinschaften schaffen. Zu den positiven Gemeinschaftswerten gehören die Wertschätzung von Lebensqualität, Familie und Freundeskreis, Schutz und Sicherheit, Teilen, Zugehörigkeitsgefühl, Lokalstolz, Traditionen und vieles mehr. Positive unternehmerische Prinzipien hingegen sind Attribute wie Chancennutzung, Erfindungsreichtum, Innovationsfähigkeit, Networking-Fähigkeit, Problemlösung, Risikofreude, Anpassungsfähigkeit, zukunftsgerichtetes Denken, Gewinnstreben, schnelles Handeln, Ergebnisorientierung, rasche Anpassung an Veränderungen und Experimentierfreudigkeit. Diese einander ergänzenden Attribute „reagierten“ in den unterschiedlichsten Kombinationen miteinander und schweißten die zwölf Partner während des Projekts zusammen. Die Stärke der transnationalen Zusammenarbeit liegt darin, dass Leute in verschiedenen Teilen Europas die gleichen Probleme unterschiedlich angehen. Sie denken auch anders. So entsteht 4 eine reichhaltige Sammlung an Ideen und erprobten Methoden, aus der die zentralen Elemente und Vorlagen für die Entwicklung, den Ausbau und die Pflege unterschiedlicher ländlicher Allianzen entstehen. Der Prozess zieht Personen an, die passende Einstellungen und Fertigkeiten sowie den Wunsch mitbringen, ihren ländlichen Umgebungen im wirtschaftlichen wie gemeinschaftlichen Sinn zum Erfolg zu verhelfen. Durch die gemeinsame Diskussion, Entwicklung, Konzeption und Umsetzung von Projekten und Initiativen in den verschiedenen Partnerregionen entsteht eine eigene Dynamik – und es wird, wie im Falle des Rural-AlliancesProjekts, ein kritischer Wendepunkt erreicht. Ziel des Projekts waren 55 Allianzen aufzubauen. 55 ländliche Allianzen, die lokale Bedürfnisse erfüllen, zum Beispiel die Bereitstellung von erneuerbarer Energie, Organisation von Festivals und Veranstaltungen, Bereitstellung öffentlicher Verkehrsmittel und Transportoptionen im ländlichen Raum, Unterstützung von Tourismus und verwandten Branchen, Bereitstellung von gesundheitlicher Betreuung für gebrechliche und ältere Menschen, Entwicklung von Initiativen für lokale Lebensmittelproduktion und lokalen Handel und vieles mehr. Was mit ein oder zwei Allianzen begann, gewann rasch an Eigendynamik und übertraf schließlich alle Erwartungen: Im Verlauf der drei Jahren entstanden nicht 55, sondern 70 ländliche Allianzen. Sie haben dem Projekt einen breiten Erfahrungs- und Wissensschatz sowie praktische Erklärungen von Ideen und Methoden beschert. Diese wurden dokumentiert, ausgetauscht, diskutiert, verbessert und weitergegeben. Die 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 Partner haben ihr Ziel erreicht: Das Ziel, ländliche Regionen wirtschaftlich und sozial lebensfähig, dynamisch und vital zu erhalten. Das Ziel, Innovationsfähigkeit bei der Bereitstellung von Dienstleistungen zu fördern – für junge Menschen wie Marie, für junge Familien wie ihre Eltern Peter und Monika und für ältere Menschen, die weiter zu Hause in ihren Dörfern in der Nähe von Freunden und Familie wohnen möchten. Das Ziel, neue Bewohner für ländliche Regionen zu gewinnen und sie zu ermuntern, zum Gemeinschaftsleben und zur Geschäftsentwicklung beizutragen. Sie alle sind ein integraler Teil des Konzept und der Praktiken zum Aufbau von ländlichen Allianzen geworden. 5 Rural Alliances Projekt - Abschlussbericht Im Überblick: Was war der Grund für das Projekt? Sicherzustellen, dass ländliche Gebiete über das gleiche Dienstleistungsangebot verfügen wie urbane Regionen in verschiedenen Teilen Nordwest-Europas – d.h. Förderung von territorialer Gleichheit. Innovative Wege zur Bereitstellung von Dienstleistungen für junge Menschen, Familien und ältere Menschen zu finden – d.h. Verbesserung von Lebensqualität und Inklusion. Menschen mit der richtigen Einstellung und den richtigen Fertigkeiten zu finden, um ländliche Regionen lebensfähig zu erhalten und wachsen zu lassen – d.h. Inspiration zu Entwicklung und Wachstum. Neue Bewohner anzuziehen, die einen Beitrag zum Gemeinschaftsleben und zur Geschäftsentwicklung leisten – d.h. Belebung, Erneuerung und Stärkung. 6 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 Wer war beteiligt? Alle an Rural Alliances Beteiligten Eines der Hauptanliegen des Rural-AlliancesProjekts war es, möglichst inklusiv und interaktiv zu sein. Die Basis bilden die zwölf Partner aus Großbritannien, Irland, Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland. Sie kommen aus dem öffentlichen, akademischen und gesellschaftlichen Bereich und haben wiederum örtliche Bürger und Wirtschaftsvertreter in die Entwicklung von über 70 Allianzen der verschiedensten Art einbezogen. Deren Aktivitäten reichen von Gesundheitsversorgung, erneuerbarer Energie, Destinationsmanagement und der Organisation von Veranstaltungen über Finanzierungsstrategien bis hin zu Kunst und Handwerk, Kultur und Tradition und nachhaltigem Transport. Diese Vielfalt zeigt sich auch in der Zahl der Bürger, die die transnationalen Treffen besuchten und bei ihnen mitwirkten. An den Workshops, Austauschen und Treffen nahmen durchschnittlich 80 und mehr Vertreter der verschiedenen Gruppen teil. Das Projekt hat außerdem einen Politik-und Wissenschaftsbeirat eingerichtet, in den jeder Partner einen Experten oder Spezialisten für ländliche Entwicklung entsendet. Der Beirat traf dreimal jährlich zusammen, um wichtige Aspekte des Projekts zu prüfen und zu behandeln und um die Erfolge des Projekts Politik- und Wissenschaftsbeirat in Lochem, März 2013 auch außerhalb von dessen direktem Einflussbereich bekannt zu machen. Die Beiräte haben sich als kritische Freunde verstanden und eine aktive Rolle bei der Umsetzung der aus dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse in der ländlichen Entwicklungspolitik gespielt. Eine wichtige Rolle kam auch den Entscheidungsträgern und Politikern zu. Rural Alliances hat sich während des gesamten Projektzeitraums aktiv um den Dialog mit Vertretern von lokalen und nationalen Stellen und der EU bemüht. Das Engagement begann damit, dass John Griffiths (Minister für Umwelt und nachhaltige Entwicklung der Walisischen Regierung) beim Start des Rural-Alliances- 7 Transnationaler Austausch in Wales, Juni 2012 Rural Alliances Projekt - Abschlussbericht Projekts 2012 die Eröffnungsrede hielt. Er teilte sich das Podium mit Sir Brian Unwin KCB vom European Centre for Nature Conservation. Brigite van Haaften, Regionalministerin für die Provinz Nord-Brabant, referierte im ersten Projektjahr (2012) auf der transnationalen Tagung in den Niederlanden über das Thema ländliche Governance und die Notwendigkeit, Gemeinschaften und Unternehmen mit Unterstützung durch den öffentlichen Sektor mehr Eigenverantwortung bei der Regelung ihrer eigenen Angelegenheiten zu geben. Im Mai 2012 kamen flämische und holländische Jugendliche im Alter von 15 bis 16 Jahren zum Jugendparlament (Model European Parliament) zusammen. EU-Präsident Herman Van Rompuy lobte die Initiative und die Arbeit des RuralAlliances-Projekts. EU-Parlamentsmodell in Belgien Mai 2012 Das Engagement setzte sich im weiteren Projektverlauf fort. So meldeten sich bei der Begutachtung nach der ersten Halbzeit des Projektes 2013 in Irland die Europaparlamentarier Phil Prendergast und Seán Kelly per Videobotschaft zu Wort. 2014 empfingen sie zudem eine Delegation von 8 Projektbotschaftern bei einem Besuch in Brüssel zu Schulungen und zur Information über das Thema Lobbyarbeit. Die französische Europaparlamentarierin Isabelle Thomas hat ebenfalls ein aktives Interesse an dem RuralAlliances-Projekt gezeigt, insbesondere an den neuen Ideen zum Thema ländliche Governance. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen und das vierteljährlich aktualisierte Lobbyprotokoll zeugt von der regen Tätigkeit der Partner in diesem Bereich. Mitwirkende Gruppen Was sind ländliche Gemeinschaften? Ländliche Gemeinschaften bestehen aus Menschen und Unternehmen, die in Städten und Dörfern auf dem Land leben und ihren Geschäften nachgehen. Veränderungen in der Existenzgrundlage und Lebensfähigkeit der Gemeinschaften und Unternehmen können sich schleichend vollziehen, aber auch dramatisch und schnell. Beispielsweise ist es oft schwierig, junge medizinische Fachkräfte wie Ärzte, Zahnärzte und Pflegepersonal zu finden, die bereit sind, in ländlichen Regionen zu leben und zu arbeiten. Ohne ausreichend medizinische Kräfte und Einrichtungen sind ältere und kranke Menschen gezwungen, aus ländlichen Gebieten weg und in die Nähe der von ihnen benötigten professionellen Betreuung zu ziehen. Für ländliche Regionen stellt es eine Verarmung dar, wenn sie nicht in der Lage sind, junge Fachkräfte und ihre Familien anzuziehen und so eine gute Mischung von Altersgruppen, Interessen und Fertigkeiten in der Gemeinschaft zu schaffen. In vielen ländlichen Teilen Nordwest-Europas sind die Verhältnisse ähnlich. Dienstleistungen, Berufsstände und Menschen wandern aus ländlichen Regionen ab. Es entsteht eine Abwärtsspirale, in der die Funktionsfähigkeit und Vitalität, die für die Erhaltung von Gemeinschaften und Unternehmen in den ländlichen Regionen nötig sind, immer weiter abnehmen. Transnationale Projekte – Projekte, die Menschen und Organisationen aus unterschiedlichen Teilen Europas, in diesem Fall Nordwest-Europas, einbeziehen – bieten unterschiedlichen Menschen eine einzigartige Gelegenheit zusammenzukommen, Ideen und Probleme auszutauschen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, auf den Ideen der anderen Beteiligten aufzubauen und so die neu entdeckten Methoden und Verfahren dazu zu benutzen, Städte, Dörfer, Gemeinschaften und Unternehmen in ihren eigenen ländlichen Bereichen neu zu beleben. Hier stellen wir einige der Gruppen vor, die vom Rural-Alliances-Projekt profitiert haben. Sie alle haben voneinander gelernt und das nötige Selbstvertrauen gewonnen, um neue – durch Erfahrungen der Partner oder durch Diskussionen angestoßene – Ideen umzusetzen. Culture Landschaft ist eine wichtige Inspirationsquelle. Viele Künstler und Schriftsteller zieht es aufs Land, um inmitten der Natur zu leben und zu arbeiten. Die Herausforderung besteht jedoch darin, sich dort mit ihrer Kreativität und Arbeit 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 einen Lebensunterhalt zu verdienen. Ein Beispiel ist die „Open Studios“-Initiative. Dabei bewerben Künstler ihre Arbeit und heißen Besucher in ihren Werkstätten, Studios oder gemeinsamen Galerien willkommen. So entstehen in großen, oft abgelegenen geografischen Regionen erfolgreiche Allianzen und Kooperationen, durch die die Beteiligten gemeinsam ihre Werke bewerben und verkaufen. Beispielsweise bei der „Open Studio“-Woche in Crickhowell in den Brecon Beacons (Großbritannien). Künstler aus allen Partnerregionen sind eingeladen, eine Arbeit einzureichen, die dann während der einwöchigen Veranstaltung in der CommunityGalerie ausgestellt wird. So entsteht eine im besten Sinne transnationale Verbindung zu Künstlern aus anderen Teilen Nordwest-Europas. Tag der öffenen Tür in Crickhowell, Wales, Mai 2014 Die „Open Studio“Initiative, bei der die Künstler gemeinsam ihre Arbeiten 9 Rural Alliances Projekt - Abschlussbericht vermarkten und verkaufen, ist ein gutes Beispiel dafür, wie Unternehmen miteinander kooperieren und selbst davon profitieren können. Erwähnung hat auch die Greenaway Artists Alliance im irischen County Mayo verdient. Künstler, die entlang einer alten Bahnlinie leben, haben gemeinsam eine Kulturinitiative geschaffen. Sie will die Grafschaft dazu bewegen, den Great Western Greenway – eine 42 km lange verkehrsfreie Wander- und Radroute durch die herrliche Landschaft von Mayo – als Katalysator für internationale, nationale und lokale Kunstprojekte zu nutzen. Region zu fördern. Gruppe für erneuerbare Energie Die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen ist für ländliche Regionen eine vielversprechende Unternehmung. Ländliche Gegenden sind reich an Holz, Dung, Wasser, Transnationale Diskussion über erneuerbare Energien, Lochem, NL, März 2013 Der Greenway Wander- und Radweg, Mayo, Irland Ziel der Allianz für Kulturerbe-Veröffentlichungen in der Region Merode ist es, das örtliche kulturelle Erbe durch die Veröffentlichung von Büchern mithilfe von Geschichten aus der 10 Markteinführung der Publikation über das Kulturerbe in de Merode, Belgien, September 2014 Wind und Erdwärme, die sich zur Produktion von erneuerbarer Energie eignen. Lokale Gruppen in den Partnerregionen des Rural-Alliances-Projekts haben gemeinsam Fertigkeiten erworben, Finanzmittel beschafft und den rechtlichen und bürokratischen Dschungel durchforstet, um in ihren Gemeinschaften Projekte für erneuerbare Energie einzurichten. Zahlreiche ländliche Gemeinden haben im Rahmen der AllianceBewegung diverse Projekte ins Leben gerufen – von Bürgerwindparks (Frankreich) über Wasserkraftanlagen (Großbritannien) und Solarstromsysteme (Niederlande) bis hin zu Biogas-und Biomasseanlagen (Deutschland). Im Rahmen der transnationalen Zusammenarbeit fanden zahlreiche Austauschtreffen statt, bei denen Gemeindeverantwortliche und Vertreter der örtlichen Wirtschaft zusammentreffen und über Erfolge in ihren verschiedenen Bereichen sprechen und Ideen austauschen und umsetzen konnten. Ein wichtiges Ergebnis war die Vereinbarung, künftig gemeinsame innovative Förderanträge einzureichen, um die partnerschaftliche Zusammenarbeit fortzusetzen. Gesundheitsversorgung Die Betreuung von älteren Menschen, Familien und Menschen mit physischen und geistigen Behinderungen ist in ländlichen Regionen besonders schwierig. Vielerorts mangelt es an spezialisierten medizinischen Diensten und Einrichtungen, und es ist schwierig, medizinische Fachkräfte für das Leben und die Arbeit außerhalb größerer Städte zu gewinnen. Not macht erfinderisch, heißt es – und das trifft ganz sicherlich auf die Allianzen zu, die für die Entwicklung von Gesundheitsdiensten für ländliche Regionen verantwortlich sind. Ihr Ziel ist es, jungen medizinischen Fachkräften Anreize für die Niederlassung in ländlichen Regionen zu bieten, beispielsweise indem sie ihnen bei der Wohnungs- und Schulsuche behilflich sind und ihnen einen freundlichen Empfang in den ländlichen Gemeinden bereiten. Die Initiative hat dabei sämtliche Berührungspunkte von Neuankömmlingen in der ländlichen Region unter die Lupe genommen und versucht, eventuelle Schwachstellen zu beheben. Die Gesundheitsallianzen haben versucht, die Nutzer von Supportdiensten selbst einzubeziehen und Selbsthilfeinitiativen einzurichten. So unterstützen sie beispielsweise körperlich fitte Senioren, die für andere, weniger 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 selbstständige ältere Menschen kochen oder diese anderweitig betreuen. Sie treffen Arrangements mit Bauern, die psychisch und körperlich Behinderten bei routinemäßigen Arbeiten beschäftigen. Und sie öffnen die Gärten von Pflegeheimen für die Allgemeinheit, um einerseits Außenstehenden Zugang zu diesen Anlagen zu geben und andererseits die Interaktion mit verletzlichen Gruppen zu fördern. Dank des Zugangs zu Telemedizin und hochwertigen pflegerischen und medizinischen Leistungen hat die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen eine vielversprechende Zukunft. Die Hoogeloon-Pflege-Kooperative in Brabant ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine Allianz solche Probleme in der Gemeinschaft in Angriff nimmt. Die Hoogeloon-Pflege-Kooperative in Brabant, NL, September 2013. Destinationsmanagement Einer der großen Vorteile der transnationalen Zusammenarbeit ist der gemeinsame Nutzen, den sie den beteiligten Organisationen und in diesem Fall den 11 Rural Alliances Projekt - Abschlussbericht Allianzen bringt. Ein solcher gemeinsamer Nutzen ist der Austausch von Erfahrungen in Bezug auf die Organisation und Veranstaltung von Wander- und ähnlichen Festen. Beispielsweise hat die Brecon Beacons National Park Authority in Wales gemeinsam mit den irischen Partnern, dem Mayo County Council und der South Kerry Development Partnership, einen Leitfaden für Wanderveranstaltungen herausgebracht. Dieser war ein direktes Ergebnis des Besuchs der Partner aus Mayo bei den Allianzen im Brecon Beacons National Park. Unternehmerverband Merode (Belgien) will lokale Lebensmittelhersteller zu einer gemeinsamen Marketingaktion für die Region zusammenbringen. Andere gemeinsame Partnerschaftsinitiativen haben sich mit der Frage befasst, wie Kulturerbe, Landschaft und Kultur genutzt werden können, um Arbeitsplätze zu schaffen und Menschen an ihr ländliches Umfeld zu binden. Willkommenspakete Ab und zu hat jemand eine Idee, die so gut ist, dass man sich fragt, warum nicht schon längst jemand darauf gekommen ist – wie Koffer auf Rädern. Das Willkommens-Programm von Rural Alliances ist eine solche Idee. Eine Wanderveranstaltung in Mayo, Irland Das „Walking Festival Toolkit“ gibt Tipps für die Planung, Organisation und Veranstaltung von Wanderfesten. Es hilft bei der erstmaligen Organisation wie bei der Verbesserung derartiger Veranstaltungen und enthält Beispiele von Wanderfesten aus ganz Europa und Hinweise auf andere nützliche Informationen. Andere Veranstaltungen wurden während der transnationalen Workshops vorgeschlagen und über soziale Medien in den verschiedenen Partnerregionen beworben. Hilfreich war auch der Ideenaustausch darüber, wie sich eine Marke für eine Region schaffen lässt. Der 12 A Talybont newcomer is welcomed at the launch of the new Welcome Scheme, June 2015. Die Willkommens-Initiative, Belgien Das Konzept ist einfach. Neue zugezogene Menschen in Dörfern oder Städten werden von einer örtlichen Delegation mit einem Geschenke- und Informationspacket begrüßt. 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 Das Geschenk besteht oft aus lokalen Lebensmitteln wie Saft, Honig oder Kuchen sowie Gutscheinen, die in örtlichen Läden oder Kneipen gegen kostenlose oder vergünstigte Artikel oder Dienstleistungen eingelöst werden können. Das Geschenkpaket enthält zudem Informationen über lokale Clubs und Vereine und örtliche Händler oder Handwerker, die für die Neuankömmlinge von Nutzen sein könnten. Die Neuzugezogenen werden somit nicht erst nach und nach in die Gemeinschaft aufgenommen, sondern von Anfang an herzlich willkommen geheißen. So können sie schneller die Angebote ihrer neuen ländlichen Umgebung und seiner Unternehmen nutzen und selbst einen Beitrag leisten. Ein weiterer, versteckter Vorteile dieser Initiative ist, dass sie die örtliche Gemeinschaft zusammenbringt. Lokale Unternehmen und Gruppen steuern Präsente und Gutscheine bei und statten dem Neuankömmling einen Besuch ab. Dies bringt auch alteingesessene Einwohner einander noch näher. Insofern ist das Willkommen-Programm einzigartig und nützlich für alle Beteiligten. Die Ideen für das Programm wurden zwischen der „Welkom In“-Allianz in Belgien und der „Welcome Scheme“-Initiative in Talybont (Großbritannien) ausgetauscht. Talybont bereitet einem Neuankömmling ein herzliches Willkommen, Juni 2015 Ähnlich entgegenkommend verhält sich die französische Stadt Mayenne gegenüber ihren englischen Bewohnern. Sie bemüht sich darum, deren Sprachkenntnisse zum Nutzen von Unternehmen und Schulen einzusetzen und so zu verhindern, dass die Sprache zur Barriere wird. Einkauf bei örtlichen Unternehmen Besonders wichtig, um das eigene Dorf oder die eigene Stadt zu unterstützen, ist es, Waren und Dienstleistungen bei örtlichen Unternehmen einzukaufen. Auf diese Weise bleiben Läden, Kneipen, Postämter und andere örtliche Anbieter im Geschäft und tragen zu einer lebendigen, miteinander verbundenen Gemeinschaft bei. Die Rural-Alliances-Partner haben aktiv Initiativen geschaffen, um die Einwohner zur Unterstützung örtlicher Unternehmen zu bewegen. Eine dieser Initiativen ist die Kampagne „Totally Locally“. Die teilnehmenden Geschäfte und Unternehmen werben für den Einkauf bei örtlichen Anbietern. Sie unterstützen dieses Anliegen, indem sie gelegentlich Anreize für örtliche Einkäufer bieten – so zum Beispiel das „Zehner-Programm“, bei dem sie Sonderangebote für zehn Pfund bzw. Euro anbieten. 13 Rural Alliances Projekt - Abschlussbericht Die Rural-Alliances-Partner haben zudem ein Handbuch mit Finanzierungsstrategien zusammengestellt, in dem verschiedene Wege zur Beschaffung von Mitteln und Ressourcen für die Unterstützung von örtlichen Gemeinden beschrieben sind. Markteinführung des Fiver Fests – Totally Locally, Crickhowell, Wales, Mai 2014 Eine ähnliche Initiative ist der „Liempde Guilder“. Einkäufer erhalten dabei in Läden eine dem ausgegebenen Betrag entsprechende Anzahl von Wertmarken, die sie für einen guten Zweck oder eine Organisation ihrer Wahl spenden können. Die Läden, die die Wertmarken ausgegeben haben, bezahlen den Organisationen dann den entsprechenden Geldwert aus. Das Projekthandbuch der Finanzierungsstrategien, veröffentlicht im März 2014 14 Die Käufer spenden einen „Liempder Gulden“ für einen guten Zweck oder einer Organisation ihrer Wahl, Liempde, NL 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 Andere gemeinsame Initiativen Die transnationalen Treffen, Workshops und Veranstaltungen des Projekts haben den Teilnehmern Gelegenheit zum Aufbau von Allianzen und den Allianzmitgliedern die Möglichkeit zu thematischen Initiativen gegeben. Eine Allianz im Bereich Lebensmittel und Ernährung ist „Incredible Edible“. Es handelt sich dabei um eine Art Guerilla-GardeningProjekt: Öffentliche Flächenwerden mit Gemüse bepflanzt, das von den Anwohnern für eigene Zwecke geerntet werden darf (Abergavenny Alliance, Großbritannien).Weitere Beispiele sind die gemeinsame Fahrzeugnutzung mit organisiertem Trampen (Allianz „Stop de Proximité“, Frankreich) sowie Management. Viele von ihnen unterhalten ein „Ambassador“-Programm (BBNPA, Großbritannien): Besucher der Region erhalten eine spezielle Begrüßung, während die Gastgeber selbst mehr über ihre Umgebung und deren Einrichtungen erfahren. Die Allianz „Attractivité des Coëvrons“ benutzte die Kundendiensterfahrung, um örtlichen Unternehmen bei der Rekrutierung der benötigten qualifizierten Mitarbeiter zu helfen. Sie arrangierte ein ganzes Programm, das Neuankömmlinge beim Kennenlernen ihrer neuen Umgebung hilft und ihnen bei typischen Anfangsproblemen am neuen Wohnort unter die Arme greift (Schulsuche für die Kinder, Wohnungssuche, Freizeitaktivitäten, Arbeitsplätze, Partner usw.). Organisiertes Trampen in der Bretagne, Frankreich Gemeinschaftsautos und die Mitnahme von Passagieren in Nutzfahrzeugen (Allianz „Te-Mix“, Frankreich). Eine weitere aktive Gruppe befasst sich mit dem Zugang zu Gebirgsregionen (Allianz in MacGillycuddyReeks in der Region South Kerry) und mit Wanderungen (Hay on Wye, Crickhowell Alliances, Großbritannien). Alle Partner besitzen Allianzen im Bereich Tourismus und Destination Die Kundenerlebnisreise entwickelt von Laval Mayenne Technopole, Frankreich 15 Rural Alliances Projekt - Abschlussbericht Was haben wir erreicht? Das Rural-Alliances-Projekt von Interreg Nordwest-Europa verfolgte eine Reihe von Zielen in Bezug auf Aktionen, Ergebnisse und Indikatoren. Diese wurden bei der Projektkandidatur dargelegt. In den meisten Fällen wurden diese operativen Elemente erreicht, oft sogar übertroffen. Am wichtigsten waren jedoch verschiedene besondere Leistungen der Partnerschaft und der an dem Projekt beteiligten Allianzen, die nachfolgend zusammengefasst sind: Schaffung einer interaktiven, inklusiven Methode, mit der ländliche Gemeinschaften die Vitalität ihrer Dörfer, Städte und Gemeinschaften messen können, um die eigenen Stärken und Schwächen zu ermitteln. Schaffung verschiedener Instrumente und Methoden zum Aufbau, zum Erhaltund zur Bereicherung von Allianzen zwischen Gemeinschaften und örtlichen Unternehmen und zur Unterstützung der Interaktion von Allianzen auf lokaler und transnationaler Ebene. Prüfung und Dokumentation neuer Einblicke in die Interaktion zwischen dem öffentlichen Sektor und ländlichen Gemeinschaften zur Erhaltung bzw. Verbesserung ländlicher Dienstleistungen und Unterstützungssysteme, und damit die Entwicklung neuer GovernanceModalitäten. 16 Untersuchung zahlreicher Problemstellungen im Bereich der ländlichen Entwicklung; dies führte zur Herausgabe eines Handbuchs über Finanzierungsmöglichkeiten für ländliche Entwicklungsprojekte, von Informationsblättern über unterschiedliche Erfahrungen der Partner sowie von Handlungsempfehlungen für die lokale, regionale, nationale und sogar EU-Politik. Fortbestand des Projekts Alle im Laufe des Projekts erstellten Veröffentlichungen, Informationsblätter, Dokumente, Studien und Werkzeug-Karten stehen den Allianzen noch lange nach dem Projektende auf der Website www.ruralalliances.eu zum Nachschlagen und Herunterladen zur Verfügung Die Allianzen können zudem über eine SocialMedia-Seite miteinander in Verbindung bleiben. Und nicht zuletzt wurden im Laufe der drei Projektjahre individuelle Kontakte geknüpft, die fortbestehen und weiterhin von Nutzen sein werden. Die Website und die Social-MediaSeiten werden nach Ende des Projekts fünf Jahre lang fortgeführt werden, um ein nachhaltiges Erbe zu hinterlassen und eine möglichst breite Nutzung der entwickelten Werkzeuge zu ermöglichen. Index der ländlichen Vitalität Im Zentrum des Rural-Alliances-Projekts steht die Schaffung von transnationalen Kooperationen. Praktische Werkzeuge tragen dabei dazu bei, zwischen Gemeinschaften und Unternehmen Allianzen anzustoßen, die die ländliche Vitalität fördern. In der Projektkandidatur beim InterregProgramm setzten sich die Partner ein ehrgeiziges Ziel: Die Schaffung eines Index zur Messung ländlicher Vitalität, mit dem ländliche Gemeinschaften und Organisationen bestimmte wichtige Elemente beurteilen können, die zur Lebensqualität und Vitalität ländlicher Gemeinschaften, Dörfer und Städte beitragen. Eines der anfänglichen Probleme dabei war, zu einer gemeinsamen Definition wichtiger Begriffe zu gelangen. Was beispielsweise ist eine Gemeinschaft? Was bedeutet ländlich? Und vor allem: was macht eine vitale ländliche Gemeinschaft aus? Die Definition von ländlicher Vitalität wurde relativ früh in der Projektentwicklung gefunden: „‚Ländliche Vitalität‘ beschreibt den Charakter einer lokalen Gemeinschaft, der gekennzeichnet ist durch ein aktives Engagement und die kreative, 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 dynamische Interaktion von Menschen verschiedener Gruppierungen, die die Fähigkeit haben, gemeinsame Ziele zu formulieren und gemeinsam zu handeln, um ihre Gemeinschaft weiterzuentwickeln.“ Die Partner entwickelten dann zwei verschiedene Methoden zur Messung der ländlichen Vitalität. Die eine Messung erfolgt auf Gruppenebene, d.h. es wird ermittelt, wie eine bestehende Gruppe in Bezug auf bestimmte Kriterien abschneidet. Die andere Methode lässt alle Personen aus einer Gemeinschaft anhand eines interaktiven Fragebogens bewerten, wie vital ihre Gemeinschaft oder Region ihrer Meinung nach ist. Die Projektpartner testeten beide Methoden in der Praxis und entwickelten dann eine Software und Verfahren, die ländlichen Gemeinschaften eine Eigenanalyse ermöglichen. Die Gruppenumfrage bestand aus vorgegebenen Fragen in Form einer ExcelTabelle. Die Gruppenmitglieder wurden gebeten, die Fragen gemeinsam zu beantworten und ihre Antworten zu begründen. Für die Einzelumfrage wurde ein interaktiver Online-Fragebogen im Infografikformat benutzt, der verschiedene Fragengruppen enthielt. Das Besondere an dieser Umfragemethode ist, dass sie sofort ein Ergebnis liefert und dabei anonym ist. 17 Rural Alliances Projekt - Abschlussbericht Die Umfrage umfasste folgende sechs Fragenkategorien: Gemeinsame Aktionen, aktives Engagement und Interaktion: In dieser Kategorie geht es hauptsächlich um die Interaktion zwischen verschiedenen Sektoren (Unternehmen, Initiativen und Regierungen) Integration und Inklusion verschiedener Gruppen: Diese Kategorie konzentriert sich auf soziale Interaktion, Integration und die Wahrnehmung des eigenen Wohnorts Gemeinsame Ziele, Demokratie und Kommunikation: Diese Kategorie behandelt verschiedene Aspekte der Rolle von Menschen in der Gemeinschaft, ihre Aktionen und die Kommunikation ihrer Aktivitäten Aktivitäten und Einrichtungen: In dieser Kategorie geht es um die qualitativen Aspekte des Umfelds von Menschen und ihre Möglichkeiten zur Anpassung an diese Dimension Lokale Wirtschaft: Diese Kategorie zeigt, wie Beschäftigungschancen und Dienstleistungen beurteilt werden Aktivitäten lokaler Unternehmen: Diese Kategorie behandelt die Unternehmen selbst, ihre Aktionen, Interaktionen und Unterstützungsmechanismen. Beispiel des Umfrageinhalts Die Rural Vibes interaktive Online-Umfrage 18 Papierversion der ‘Rural Vibes’Umfrage Darüber hinaus wurden qualitative Fragen zur Vitalität sowie offene Fragen gestellt, bei denen die Gemeinschaften angeben sollten, wie vital sie sich fühlen und was ihrer Meinung nach der Vitalität zu-bzw. abträglich ist. Außerdem wurden sozioökonomische Daten einbezogen, um ein Bild von den Teilnehmern und Benutzern des Fragebogens zu gewinnen und die Antworten so in Perspektive zu rücken. Das Werkzeug ist kostenlos und kann unter www.ruralvibes.eu; auf Englisch, Deutsch, Französisch, Niederländisch und Walisisch heruntergeladen werden. Daneben gibt es weitere Instrumente, die Gruppen und Organisationen bei der Nutzung des Tools und seiner Ergebnisse unterstützen. 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 erfolgreichen Bestehen sowie zur Bereitstellung ihrer Produkte und Dienstleistungen. Aus den besten und erfolgreichsten Methoden haben die Projektpartner 43 Werkzeug-Karten für eine transnational abgestimmte Blaupause entwickelt: das Enterprise-Community Alliance Building Model (Modell für den Aufbau von Allianzen zwischen Unternehmen und Gemeinschaften). Es bestehen Verbindungen Leitfaden und Werkzeuge für Unternehmen und lokale Gemeinschaften von Rural Alliances Die Projektpartner unterstützten die Entwicklung von über 70 Allianzen zwischen Unternehmen und lokalen Gemeinschaften. Die Allianzen haben sich mit einem breiten Spektrum von ländlichen Dienstleistungen und Fragen befasst – von nachhaltigem Transport, erneuerbaren Energien und Lebensmitteln über Kunst und Handwerk, Festivals, Veranstaltungen und Destinationsmanagement bis hin zu Inklusionsinitiativen, Finanzierungsstrategien, organisierten Wanderungen und vielem mehr. Die in ihrer Ausrichtung und Zusammensetzung unterschiedlichen Allianzen beinhalten die Entwicklung einer Vielzahl von Werkzeugen und Methoden zu ihrem Aufbau und zum Die Entwürfe der Werkzeug-Karten wurden von den Partnern überprüft, Frankreich, Oktober 2014 zu einem oder mehreren Querschnittsthemen des Rural-Alliances-Projekts wie Governance, Inklusion, Financial Engineering und Ressourceneffizienz. Die Werkzeug-Karten wurden durch einen transnationalen Prozess entwickelt. Einbezogen wurden besonders innovative und kreative Ansätze, die die Projektpartner jeweils in ihrer Gemeinschaftsarbeit benutzen. Diese Praktiken wurden dann im Laufe des Projekts von den anderen Partnern auf ihre Anwendbarkeit in der Praxis getestet. Jede Werkzeug-Karte gibt einen praktischen 19 Rural Alliances Projekt - Abschlussbericht Überblick und verweist auf weitere Informationen sowie die Kontaktdetails der Organisation, die die Werkzeug-Karte entwickelt hat. Die beiden akademischen Partner – die University of Wales Trinity Saint David (UK) und die Philipps-Universität Marburg (Deutschland) – haben gemeinsam mit anderen Partnern und Allianzen untersucht, wie diese Zusammenschlüsse gebildet, aufrechterhalten, verwaltet, gepflegt und beworben werden. Aus den gewonnenen Erkenntnissen wurde ein gemeinsamer Prozess herauskristallisiert, den neue Allianzen benutzen können. Das Enterprise-Community Alliance Building Model ist aus mehreren ursprünglichen Konzepten entstanden: • Träumen und Entwickeln • Gemeinsames Schaffen und Verwalten • Kreieren und Verändern • Feiern und Überarbeiten Hieraus ist ein Modell mit vier Phasen entstanden: Phase 1: Zusammenbringen von Menschen und Unternehmen zum Start der Allianz Phase 2: Aufbau einer Struktur für die Allianz Phase 3: Umsetzung vor Ort, d.h. Bereitstellung von Produkten und Dienstleistungen Phase 4: Aufbauen auf dem Erfolg der Allianzen und anschließende Überprüfung des Gesamtprozesses im Rahmen eines fortlaufenden Verbesserungskreislaufs 20 Das Modell und die Werkzeug-Karten wurden zudem in dem Handbuch „The EnterpriseCommunity Concept – a Guidebook“ zusammengefasst. Der Leitfaden wurde in Wales bei der Abschlusskonferenz vorgestellt, März 2015 Die praktische Anleitung kann von Gemeinschaften, Organisationen und Unternehmen aller Art benutzt werden, die das Konzept der Allianz von Gemeinschaften und Unternehmen in ihrem Bereich und ihrer Region nutzen wollen. Dabei geht es nicht um eine Einheitslösung – vielmehr wird dazu angeregt, mehrere oder alle Werkzeuge auszuprobieren. Mögliche Lösungen für häufige Probleme unter Nutzung der entsprechenden Werkzeuge werden beschrieben und praktische Tipps und Anleitungen gegeben. Eine innovative Idee des Projekts war die Entwicklung eines Brettspiels aus den Werkzeug-Karten und dem Leitfaden. Mit dem Spiel können sich ländliche Gemeinschaften auf interaktive und unterhaltsame Weise mit den verschiedenen Elementen vertraut machen. 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 Die Delegierten spielen das Allianzen-Aufbau-Spiel während der Abschlusskonferenz, März 2015 Neue Paradigmen der ländlichen Governance Governance betrifft nicht nur den Blick in die Vergangenheit und die Arbeit in der Gegenwart, sondern ebenfalls die Vorausschau in die Zukunft. Die Partner haben daher während des Projektzeitraums diskutiert und untersucht, welche wesentlichen Veränderungen in Technologie, Landwirtschaft, Demografie und Umwelt zu erwarten sind und wie der ländliche Raum in zehn oder zwanzig Jahren aussehen wird. Wichtige Themen waren dabei das Altern der ländlichen Bevölkerung und die wachsende Isolierung von vielen Weilern und Dörfern in den ländlichen Regionen Europas. Grund hierfür ist, dass die Landwirtschaft ihre Rolle als wichtigster Arbeitgeber und Erwerbsquelle verloren hat und dass gleichzeitig eine Abwanderung von jungen und aktiven Mitgliedern ländlicher Gemeinschaften in die Städte stattgefunden hat. 21 Rural Alliances Projekt - Abschlussbericht „Konflikt ist produktiv!“ Thijs de la Court, ehemaliger Gemeinderat der niederländischen Gemeinde Lochem, hat selbst Erfahrung mit der Hinterfragung hergebrachter Konventionen in der ländlichen Governance. Im Rahmen des Rural-Alliances-Projekts wurden neue Paradigmen der ländlichen Governance ausgetauscht, diskutiert, getestet und entwickelt. Für ländliche Dienstleistungen sind hauptsächlich der öffentliche Sektor oder verbundene Versorgungseinrichtungen zuständig. Die Finanzkrise hat den öffentlichen Sektor zu schwierigen Entscheidungen gezwungen, um seine Betriebskosten zu senken. Dies hat zur Stilllegung von öffentlichen Telefonzellen und Toiletten, zu eingeschränkter Straßenrandpflege, zur Schließung von Postämtern, Geschäften, Kneipen und Schulen sowie zu Veränderungen in den sozialen Unterstützungsstrukturen für ältere Menschen und schutzbedürftige Bürger geführt. In ländlichen Regionen haben diese Herausforderungen bewirkt, dass neue Beziehungen zwischen ländlichen Gemeinschaften, Unternehmen und dem öffentlichen Sektor geschaffen werden mussten. Die drei Bereiche haben positiv neue Wege zur Zusammenarbeit und Erbringung ländlicher Dienst-und Supportleistungen gesucht. Das Brabant-Modell ist ein typisches Beispiel dieser neuen Arbeitsweise. Es schafft eine offene Beziehung zwischen dem öffentlichem Sektor und Gemeinschaften und Unternehmen und sucht nach innovativen Wegen zur Erhaltung elementarer Dienstleistungen auf dem Land. Ein gutes Beispiel ist das einer öffentlichen Toilette in einem Dorf: Freiwillige übernahmen die Führung der Sanitäranlage, für deren Benutzung 22 Besucher um einen Spendenbeitrag gebeten werden. Das Ergebnis: Einkünfte für die örtliche Gemeinschaft und Stolz auf die geleistete Arbeit und das eigene Umfeld – ganz zu schweigen von saubereren und besser geführten Toiletten! Thijs de la Court hat aus einer vierteiligen Magazinreihe ein neues Handbuch zur ländlichen Governance zusammengestellt. Jedes Magazin beruht auf Fallstudien und Erfahrungen der Partner und bringt die Meinungen der Mitglieder des Politik-und Beratungsgremiums und der Partner des Rural- Cover des Governance Handbuchs, welches während der Abschlusskonferenz vorgestellt wurde, März 2015 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 Alliances-Projekts zum Ausdruck. Die Artikel stellen konventionelle Methoden und Verfahren in Frage und diskutieren die Notwendigkeit von Veränderungen im zukünftigen Management. Die Magazine haben ein leserfreundliches Format: Durch ihre „mundgerechte“ Länge sind die Artikel einfach zu lesen und zu verdauen. Good Practice und Politiken Der in der ursprünglichen Projektkandidatur vorgeschlagene Rahmen des Rural-AlliancesProjekts war eine robuste Vorlage dafür, wie Herausforderungen in ländlichen Regionen angegangen werden können – mit dem Ziel, die negativen Folgen von Abwanderung, des möglichen Abbaus oder Verlusts von Dienstleistungen und von verminderten unternehmerischen und kommunalen Entwicklungschancen umzukehren. Das Projekt ist zu einer gemeinsamen transnationalen Definition von ländlicher Vitalität gelangt. Dabei hat sie wichtige Faktoren unter die Lupe genommen, die ländliche Gegenden lebensfähig, vital und nachhaltig machen und auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene zur sozioökonomischen Entwicklung beitragen. Der vom Projekt entwickelte mehrsprachige Index der ländlichen Vitalität (Rural Vibrancy Measuring Index) ermöglicht es ländlichen Gemeinschaften in ganz Europa, ihre eigenen Stärken, Schwächen und Chancenbereiche zu ermitteln. Dies hilft ihnen, Projektideen klarer zu definieren, demokratische Prozesse zu verbessern und ihre Position in Diskussionen mit dem öffentlichen Sektor zu stärken. Partner aus den Niederlanden und Belgien testen den Werkzeugkasten zur Erfassung von Fähigkeiten und Erfahrungen, 2014 Der ebenfalls mehrsprachige Werkzeugkasten zur Erfassung von Fähigkeiten und Erfahrungen ist für ländliche Gemeinschaften eine wichtige Das Werkzeug-Karte, die den Index der ländlichen Vitalität beschreibt [Rural Vibrancy Measuring Index (RVMI)] 23 Rural Alliances Projekt - Abschlussbericht Hilfestellung bei der Entwicklung von Allianzen und Projekten. Sie können damit ermitteln, welche Fertigkeiten und Erfahrungen in der Gemeinschaft vorhanden sind und wo Schulungen erforderlich sind, um entsprechende Kompetenzen zu schaffen. Die Partner haben bewährte Praktiken bei der Einrichtung, beim Aufbau und bei der Pflege von Datenbanken über Gemeindemitglieder und Unternehmen ausgetauscht, die über ländliche Gemeinschaftsaktivitäten informiert und zur Mitwirkung eingeladen werden können. Neben der Einbeziehung der örtlichen Bevölkerung in alle Aspekte der ländlichen Entwicklung hat das Projekt wie bereits erwähnt auch ein transnationales Politik-und Beratungsgremium eingerichtet. Die Experten von außerhalb des Projekts haben den Partnern zusätzliche Einblicke vermittelt. Sie waren „kritische Freunde“ und haben bei der Formulierung und Abfassung von entwicklungspolitische n Vorschlägen zu ländlichen Entwicklungsfragen geholfen, mit denen sich das Projekt, die Partner und ihre Allianzen befassen. Darüber hinaus haben sie die Arbeit des Projekts in ihrem breiteren Einflussbereich beworben. Die Partner wiederum haben eine Lobbystrategie und einen politischen Weg entwickelt, um Entscheidungsträger und politisch Verantwortliche auf allen Ebenen – von örtlichen Führungspersönlichkeiten und lokalen und regionalen Behörden bis zu Organisationen und Personen mit Einfluss auf nationaler und EUEbene – zu erreichen. Unterstützt wurden diese Anstrengungen durch über 20 Dokumente mit politischen Empfehlungen und mehr als 30 Informationsblätter. Im Zentrum des Projekts stand die Einrichtung, Förderung und Pflege von Allianzen zwischen ländlichen Gemeinschaften und lokalen Unternehmen. Die Bildung dieser Allianzen hat wichtige Einblicke, Methoden und Werkzeuge hervorgebracht, die unter den Beteiligten ausgetauscht wurden, um die Entwicklung anderer Allianzen zu fördern und unterstützen. Die transnationalen Treffen und Workshops brachten alle sechs Monate über 100 Vertreter von Allianzen der verschiedenen Partner 24 Beispiele für die Handlungs-empfehlungen und Info-Blätter – Thema: Governance 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 zusammen und ermöglichten eine noch sinnvollere und fruchtbarere Zusammenarbeit und den Austausch von Ideen. Hieraus ist wiederum ein transnationales Netzwerk mit sieben thematischen Allianzgruppen entstanden. wiederum ein transnationales Netzwerk mit sieben thematischen Allianzgruppen entstanden. Die „Alliance-Bewegung“ hat zur Verbesserung Im Zentrum des Projekts stand die Einrichtung, Workshop für Transnationale Netzwerkbildung zwischen Allianzen mit Allianzmitgliedern in Mayo, Irland, Juni 2014 Förderung und Pflege von Allianzen zwischen ländlichen Gemeinschaften und lokalen Unternehmen. Die Bildung dieser Allianzen hat wichtige Einblicke, Methoden und Werkzeuge hervorgebracht, die unter den Beteiligten ausgetauscht wurden, um die Entwicklung anderer Allianzen zu fördern und unterstützen. Die transnationalen Treffen und Workshops brachten alle sechs Monate über 100 Vertreter von Allianzen der verschiedenen Partner zusammen und ermöglichten eine noch sinnvollere und fruchtbarere Zusammenarbeit und den Austausch von Ideen. Hieraus ist Beispiele für Themen der transnationalen Zusammenarbeit, die durch Bündnisse über Partnerregionen entwickelt wurden der Beschäftigungslage und der beruflichen Chancen in den Partnerregionen beigetragen. Sie hat die Entwicklung von über 40 neuen Produkten, Dienstleistungen und Marktgelegenheiten angeregt und mehr als 50 Projekte inspiriert, die den Lokalstolz gefördert 25 Rural Alliances Projekt - Abschlussbericht haben. Daneben hat das Projekt mehr als 30 Initiativen für ländliche Inklusion und 13 Initiativen zur Förderung der Ressourceneffizienz entwickelt und mehr als 10 übertragbare ländliche Governance-Strukturen ausgebaut. Unterstützt wurde diese Arbeit durch ein neues Handbuch zu ländlichen GovernanceMethoden und ein Handbuch zu finanziellen Modellen und Mechanismen zur Unterstützung von Allianzprojekten. Auf der Website und den Social-Media-Seiten des Projekts sind weitere Informationen und Links zu Projektdokumenten, Videos und Kontakten zu finden. Auf diese Weise können andere Projekte sowie Praktiker und Gruppen im Bereich der ländlichen Entwicklung von der Arbeit und Erfahrung des Projekts und den von ihm entwickelten Werkzeugen und Methoden profitieren. Näheres finden Sie unter www.ruralalliances.eu.Die Website und Social-MediaSeiten werden nach Ende des Projekts fünf Jahre lang fortgeführt. 26 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 27 Rural Alliances Projekt - Abschlussbericht Kommen wir zu Marie und ihren Eltern zurück. Worin besteht für sie die Hinterlassenschaft des Rural-AlliancesProjekts? Kommen wir zu Marie und ihren Eltern zurück. Worin besteht für sie die Hinterlassenschaft des Rural-Alliances-Projekts? Der Langzeitnutzen des Projekts liegt auf der Hand. Es hat gezeigt, dass ein steter Niedergang von ländlichen Gemeinschaften, Dörfern und Städten keineswegs unvermeidbar ist. „Hallo, Marie hier“, meldet sie sich am Handy. „Ja, ich kann nächste Woche anfangen. Prima, um wieviel Uhr? 8.30 Uhr, kein Problem. Bis Montagmorgen dann, vielen Dank.“ Sie hängt auf. Das war das Angebot, auf das sie gewartet hat: ein sechsmonatiges Berufspraktikum bei einem ländlichen High-Tech-IT-Unternehmen, das Mapping-und Logistiksoftware entwickelt und verkauft. Toll! Jetzt braucht sie auch noch eine Wohnung, ihr eigenes Zuhause. Das Beste an dem neuen Job ist, dass sie sich künftig eine eigene Wohnung leisten kann, auch wenn sie vielleicht erst noch eine Weile bei den Eltern leben muss. In ihrem Dorf gibt es jetzt nämlich ein Wohnungsbauprojekt für junge Leute. Wenn Marie bereit ist, beim Bau mitzuhelfen und einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten, könnte sie sich für eine Wohnung oder sogar ein kleines Haus in der neuen Anlage qualifizieren – komplett mit Sonnenkollektoren und Biomasseheizung! 28 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 Monika und Peter engagieren sich im „Rettet die Kneipe“-Projekt. Seit die letzte Kneipe im Dorf geschlossen hat, fehlt der Gemeinschaft ihr sozialer Mittelpunkt. Peter hat viele Dorfbewohner davon überzeugt, die Kneipe mit eigenen Mitteln gemeinsam zu kaufen und zu renovieren. Monika hat die Freiwilligen koordiniert, die ihre Dienste bei Bau und Renovierung anboten. Die Eröffnung war ein denkwürdiges Ereignis. Das ganze Dorf kam. Lange Tische flossen über mit gesunden örtlichen Leckereien, und Kinder, Eltern und alte Kneipengänger waren mit von der Partie. Marie sorgte mit ihrer kleinen Band für musikalische Untermalung – ein schönes Nachhause kommen! Eine besondere Überraschung war die Begrüßungsbox, die sie von der Bürgermeisterin erhielt. Darin befanden sich nicht nur die verschiedensten örtlichen Spezialitäten und Erzeugnisse, sondern auch Gutscheine für diverse Clubs und Vereine sowie Informationen und Rabattangebote von Installateuren, Elektrikern und Friseuren. Einer der Gutscheine war für eine örtliche Fahrgemeinschaft. Das Vorzeigen des Führerscheins und eine kleine Kaution genügen, um das gemeinsame Biodiesel-Auto oder den elektrisch angetriebenen Transporter zu benutzen – ein tolles Angebot! Dadurch spart sich Marie nicht nur die Anschaffungskosten für das eigene Auto, sondern auch die Instandhaltungskosten und Kfz-Steuer. Außerdem erfuhr sie, dass einmal monatlich im Gemeindesaal Filme gezeigt werden und wo es Pizza zum halben Preis gibt! Die neue Gaststätte war mehr als eine nur eine bloße Kneipe. Der junge Kneipenpächter hatte bereits viel Erfahrung mit Bars und Restaurants in der nahe gelegenen Großstadt gesammelt. Ein Teil der großen Räumlichkeiten wurde zu einer kleinen Galerie und einer Touristeninformation umgestaltet, in einem anderen Teil treffen sich zweimal wöchentlich ältere Menschen zum Karten-Spielen und gemeinsamen Essen. In der neuen Kneipe wird immer viel gelacht und gelärmt! Monika hat mehr als genug Buchungen für ihre Frühstückspension und Peter nimmt weiterhin einmal pro Woche an den Frühstückstreffen des Ausschusses teil, um die vielen neuen Ideen zu besprechen. DAS LEBEN AUF DEM LAND IST FANTASTISCH! 29 Rural Alliances Projekt - Abschlussbericht Die Wanderausstellung wurde in allen Partnerregionen gezeigt 30 Eine Reihe von 3 Videos wurde erstellt, um die Projektkonzepte zu erklären Partner feierten Erfolge des Projekts bei der Abschlusskonferenz in Brecon, Wales, März 2015 1. April 2010 – 31. Oktober 2015 Fazit Im Zentrum von Rural Alliances stand das Prinzip, die besten Gemeinschaftswerte mit den besten unternehmerischen Prinzipien zusammenzubringen und ländliche Städte, Dörfer und Regionen zu einem attraktiven Lebensort, Unternehmensstandort und Besuchsziel zu machen. Die EU-Kommission hat besonderes Gewicht auf die ländliche Entwicklung gelegt. Im Vordergrund stehen die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit von ländlichen Gegenden, die Bewahrung und Schaffung von Arbeitsplätzen, die Verringerung sozioökonomischer Disparität zwischen Regionen, die Anpassung an neue Marktgegebenheiten, die Bereitstellung einer angemessenen Ausbildung und die Umwandlung und Neuorientierung des landwirtschaftlichen Produktionspotenzials. Diese Bedeutung der ländlichen Entwicklung kam in der Erklärung von Cork zum Ausdruck, die ein 10-Punkte-Programm für die ländliche Entwicklung in der Europäischen Union umfasste. Es wurde festgestellt, dass nachhaltige ländliche Entwicklung ganz oben auf der Agenda der Europäischen Union stehen sollte. Zu den erklärten Zielen gehörten eine Umkehr der Abwanderung aus ländlichen Gebieten, die Bekämpfung der Armut, die Förderung von Beschäftigung und Chancengleichheit und die Erfüllung des wachsenden Wunsches nach mehr Qualität, Gesundheit, Sicherheit, persönlicher Entwicklung und Freizeitangeboten sowie einem höheren ländlichen Wohlbefinden. Zudem wurde betont, dass die ländliche Entwicklungspolitik vom Ansatz her multidisziplinär und von der Umsetzung her multisektoral sein und eine klare territoriale Dimension haben muss. Das Rural-Alliances-Projekt hat wesentlich dazu beigetragen, die Zahl der Menschen, die in ländlichen Regionen leben und arbeiten, zu stabilisieren oder zu erhöhen und ihr wirtschaftliches und soziales Wohlergehen zu sichern. Die Schwerpunkte des Projekts waren wie folgt: Bereitstellung ausreichender Erwerbs- und Beschäftigungschancen, um Einzelpersonen und Familien ein weiteres Leben in ländlichen Regionen zu ermöglichen Unterstützung von Einkommens- und Berufsgruppen bei ihrer Anpassung an den wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und ökologischen Wandel Schutz und Verbesserung der lokalen Umwelt, Kultur und Tradition Zugang ländlicher Gemeinden zu einem angemessenen Dienstleistungs- und Infrastrukturangebot Erhaltung lebendiger nachhaltiger Gemeinschaften mit einem breiten Altersspektrum. 31 Partner 1 Brecon Beacons National Park Authority [UK] Email: Richard Tyler ([email protected]) 2 University of Wales, Trinity St David [UK] Email: Dr. Jill Venus ([email protected]) 3 Innovatiesteunpunt vzw [BE] Email: Wim Ceulemans ([email protected]) 4 Vlaamse Landmaatschappij (VLM) [BE] Email: Goele Vercammen ([email protected]) 5 Stichting Streekhuis Het Groene Woud & De Meierij [NL] Email: Kees Margry ([email protected]) 6 Huis van De Brabantse Kempen (NL) Email: Paul Schellekens ([email protected]) 7 Gemeente Lochem [NL] Email: Mariska Mentink ([email protected]) 8 Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Geographie (DE) Email: Prof. Markus Hassler ([email protected] ) 9 South Kerry Development Partnership Ltd. [IE] Email: Sean de Buitlear ([email protected]) 10 Comhairle Contae Mhaigh Eo (Mayo County Council) (IE) Email: Patrick McHale ([email protected]) 11 Maison de l’Emploi, de Développement, de la Formation et de l’Insertion du Pays de Redon – Bretagne Sud (MEDEFI) [FR] Email: Stéphanie Paris ([email protected]) 12 Laval Mayenne Technopole (FR) Email: Christian Travier ([email protected])
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