Rural Alliances Projekt Abschlussbericht

 Rural Alliances Projekt
1. April 2010 – 31. Oktober 2015
Abschlussbericht
Dieses Projekt wird vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung
durch das INTERREG-IVB-Nordwesteuropa Programm zur Förderungsolider
und prosperierender Gemeinwesen kofinanziert
Contents
Was war der Grund für das Projekt? ............................................................................................................................ 1 Wer war beteiligt? ........................................................................................................................................................ 7 Was haben wir erreicht? ............................................................................................................................................ 16 Fazit ............................................................................................................................................................................. 31 Lead Partner Einführung
Rural Alliances hat wesentlich dazu beigetragen, den negativen Auswirkungen des demografischen
Wandels in Nordwest-Europa entgegenzuwirken. Das Projekt hat ländliche Gemeinschaften und
Unternehmen zu neuen Partnerschaften und Allianzen angeregt und zusammengebracht, die Dörfer
und Städte in diesen Regionen vitaler und lebensfähiger machen.
Zu den wichtigsten Erfolgen des Projekts zählen: die Entwicklung und der breite Einsatz einer
interaktiven Methode, mit der ländliche Gemeinschaften in allen Teilen Europas die Vitalität und das
Potenzial ihrer Regionen bestimmen können, die Schaffung von Instrumenten und Methoden zum
Aufbau sich selbst erhaltender und selbsttragender ländlicher Allianzen, die Entwicklung und
Erprobung neuer ländlicher Governance-Beziehungen zwischen Gemeinschaften, Unternehmen und
dem öffentlichen Sektor, und die Beeinflussung, Hinterfragung und Gestaltung der ländlichen
Entwicklungspolitik auf lokaler, regionaler und EU-Ebene.
Ohne den Beitrag und die Unterstützung der zwölf Projektpartner und deren Partner wären diese
Erfolge in den vergangenen drei Projektjahren nicht möglich gewesen. Voraussetzung hierfür war
wiederum die finanzielle Unterstützung des Fonds für Regionale Entwicklung des INTERREG-IVBNordwesteuropa-Programms. Im Namen des federführenden Partners, der Brecon Beacons National
Park Authority in Wales, möchte ich mich bei allen ländlichen Gemeinschaften, Unternehmen,
Unterstützern, Sub-Partnern und Pprojektpartnern für ihren Beitrag zum Projekt und für ihre Mitwirkung
an den zahlreichen Austauschtreffen und Veranstaltungen bedanken.
Für weitere Informationen über die Rural Allianzen Projekt und zum Download alle Ressourcen
generiert, Besuch www.rural-alliances.eu
Richard Tyler
Leiter für nachhaltigen Tourismus
Brecon Beacons National Park Authority (Lead Partner)
Plas y Ffynnon, Cambrian Way, Brecon LD3 7HP, Wales, UK.
[email protected]
1. April 2010 – 31. Oktober 2015
Was war der Grund für das Projekt?
„Der einzige Bus, mit dem Marie fahren kann, geht am Donnerstagmorgen
um10 Uhr. Ihr Vorstellungsgespräch ist aber am Mittwoch. Sie braucht jemanden,
der sie zum Gemeindezentrum fährt. Die Telefonzelle wurde stillgelegt. Ihr Handy hat
keinen Empfang. Sie wohnt in einer abgelegenen ländlichen Region.“
Dies sind nur einige der Herausforderungen, mit denen Marie zu kämpfen hat.
In ländlichen Regionen in Nordwest-Europa ist
das Dienstleistungsangebot oft längst nicht so
gut wie in europäischen Städten und
Ballungsräumen. Gleiches gilt für die beruflichen
Chancen und den Zugang zu
Versorgungseinrichtungen.
Die Verhältnisse in den ländlichen Regionen
ähneln sich – egal, ob in Irland, Frankreich,
Deutschland, den Niederlanden, Belgien oder
Großbritannien. Was genau unter „ländlicher
Region“ zu verstehen ist, variiert von Land zu
Land. Allgemein bezeichnet der Begriff jedoch
„dünn besiedelte Gegenden mit überwiegend
agrarisch geprägter Wirtschaft “ Ländliche
Regionen sind dünner besiedelt. Deshalb
stehen weniger öffentliche Mittel für
grundlegende und unverzichtbare
Dienstleistungen wie öffentliche Verkehrsmittel,
Gesundheitswesen, Schulen und
Versorgungsleistungen (Wasser, Telefon, Energie)
zur Verfügung und ihre Bereitstellung und ihr
Betrieb sind teurer. Dabei liefern ländliche
Regionen ihrerseits oft genau diese essenziellen
Güter für die großen Städte: Wasser,
Nahrungsmittel und Energie.
Zwölf Partner aus verschiedenen Teilen
Nordwest-Europas haben drei Jahre lang im
Rahmen des Projekts Rural Alliances
zusammengearbeitet, um zur Behebung der
Herausforderungen beizutragen, vor die sich
ländliche Unternehmen und Gemeinschaften
gestellt sehen. Ermöglicht wurde diese
Kooperation durch finanzielle Mittel der EU.
Interreg ist ein europäisches Förderprogramm,
das die territoriale Zusammenarbeit zwischen
verschiedenen Ländern unterstützt. Das
Programm umfasst drei verschiedene Arten von
Projekten: Kategorie „A“ ist grenzüberschreitend,
Kategorie „B“ ist in verschiedene geografische
Zonen unterteilt, Kategorie „C“ gibt allen
Mitgliedstaaten
Gelegenheit zur
Beteiligung.
Das Projekt Rural
Alliances (Kategorie B)
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Rural
Alliances Projekt - Abschlussbericht
wird durch das Programm Interreg IVB
Nordwesteuropa teilfinanziert. Zu seiner
geografischen Zone gehören Teile Frankreichs,
Deutschlands und der Niederlande sowie ganz
Belgien, Großbritannien, Irland, Luxemburg und
die Schweiz.
Die territoriale Zusammenarbeit zielt darauf ab,
gleichwertige Lebensbedingungen und
Entwicklungschancen zu fördern, um regionale
Disparitäten in unterschiedlichen Teilen Europas
zu verringern. Verschiedene Regionen werden
dabei angeregt, voneinander zu lernen und
Erfahrungen und positive Praktiken
auszutauschen. Ziel ist es, eine Vielzahl von
Problemen anzugehen, um die Lebensqualität
von EU-Bürgern zu verbessern und von der
Zugehörigkeit zur Europäischen Union zu
profitieren.
Rural Alliances erfüllt alle diese Kriterien. Am 27.
September 2011 wurde eine 50%ige Förderung
in Höhe von 4.982.307 für das Projekt
gewährt. Die Mittel sollten von den zwölf
Partnern genutzt werden, um durch die
gemeinsame Entwicklung von Praktiken,
Instrumenten und Methoden zusammen zur
Revitalisierung ihrer ländlichen Regionen
beizutragen. Die verschiedenen Ansätze wurden
erprobt und die Partner sind überzeugt, dass
diese, entsprechend angepasst, auch in
anderen Teilen Europas nutzbringend
angewendet werden können.
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1. April 2010 – 31. Oktober 2015
Doch zurück zu Marie.
Marie begibt sich zum Dorfladen. Im Fenster hängt ein Schild:
„Laden zu verkaufen – bei Nichtverkauf Schließung“.
In dem Laden trifft sich Marie häufig mit Freunden, manchmal kauft sie
sich hier auch ein Eis. In den Schulferien hat sie auch schon selbst in dem
Geschäft gearbeitet. Was wird aus dem Anzeigebrett werden, an dem die
Dorfbewohner Kauf-und Verkaufsgesuche anschlagen und über
bevorstehende Feste und Veranstaltungen informieren? Wo wird Marie künftig
die Lokalzeitung mit den Stellenausschreibungen kaufen? Wo bekommen die
Bewohner Briefmarken für ihre Briefe und Pakete? Maries Freunde sagen, in der
Stadt sei alles besser: Man könne mehr unternehmen, man fände alles, was
man braucht, und es gäbe viele Läden und Restaurants. Vielleicht sollte sie
zum Studieren oder Arbeiten auch in die Stadt umziehen und später
irgendwann wiederkommen?
. Eltern haben es auch so gemacht. Sie sind vor 20 Jahren aus ihrer
Maries
landwirtschaftlichen Gemeinschaft fortgezogen. Sie hatten keine andere Wahl.
In der Gegend gab es wenig Arbeit und sie hatten nicht genug Geld, um ein
Haus zu kaufen oder zu mieten. Doch sie kamen zurück. Maries Vater Peter hat
seine eigene Firma gegründet, mit der er Arbeitsschutzinspektionen für die
Nahrungsmittelindustrie und verwandte Branchen durchführt. Seine Frau Monika
führt zu Hause eine Frühstückspension und geht gelegentlich im Dorf putzen.
Beide spielen in der örtlichen Gemeinschaft und Geschäftswelt eine aktive Rolle.
Sie wollen, dass ihr Dorf seinen Laden, seine Post, seine Kneipen und seinen
Gemeindesaal nicht verliert. Sie wünschen sich eine Zukunft für Marie, die
gerade die Schule beendet hat. Sie möchten, dass sie in ihrer Nähe bleibt.
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Rural
Alliances Projekt - Abschlussbericht
Die Rural-Alliances-Partner hatten eine Vision.
Ihr Ziel war es, positive Gemeinschaftswerte mit
positiven unternehmerischen Prinzipien
zusammenzubringen, um starke,
widerstandsfähige ländliche Allianzen
aufzubauen – Allianzen, die gute oder
hervorragende öffentliche Dienstleistungen
erbringen, Unternehmen zum Erfolg verhelfen
und aktive, inklusive und mit vielen Angeboten
ausgestattete Gemeinschaften schaffen.
Zu den positiven Gemeinschaftswerten gehören
die Wertschätzung von Lebensqualität, Familie
und Freundeskreis, Schutz und Sicherheit, Teilen,
Zugehörigkeitsgefühl, Lokalstolz, Traditionen und
vieles mehr.
Positive unternehmerische Prinzipien hingegen
sind Attribute wie Chancennutzung,
Erfindungsreichtum, Innovationsfähigkeit,
Networking-Fähigkeit, Problemlösung,
Risikofreude, Anpassungsfähigkeit,
zukunftsgerichtetes Denken, Gewinnstreben,
schnelles Handeln, Ergebnisorientierung, rasche
Anpassung an Veränderungen und
Experimentierfreudigkeit.
Diese einander ergänzenden Attribute
„reagierten“ in den unterschiedlichsten
Kombinationen miteinander und schweißten
die zwölf Partner während des Projekts
zusammen.
Die Stärke der transnationalen Zusammenarbeit
liegt darin, dass Leute in verschiedenen Teilen
Europas die gleichen Probleme unterschiedlich
angehen. Sie denken auch anders. So entsteht
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eine reichhaltige Sammlung an Ideen und
erprobten Methoden, aus der die zentralen
Elemente und Vorlagen für die Entwicklung, den
Ausbau und die Pflege unterschiedlicher
ländlicher Allianzen entstehen. Der Prozess zieht
Personen an, die passende Einstellungen und
Fertigkeiten sowie den Wunsch mitbringen, ihren
ländlichen Umgebungen im wirtschaftlichen wie
gemeinschaftlichen Sinn zum Erfolg zu
verhelfen. Durch die gemeinsame Diskussion,
Entwicklung, Konzeption und Umsetzung von
Projekten und Initiativen in den verschiedenen
Partnerregionen entsteht eine eigene Dynamik –
und es wird, wie im Falle des Rural-AlliancesProjekts, ein kritischer Wendepunkt erreicht. Ziel
des Projekts waren 55 Allianzen aufzubauen. 55
ländliche Allianzen, die lokale Bedürfnisse
erfüllen, zum Beispiel die Bereitstellung von
erneuerbarer Energie, Organisation von Festivals
und Veranstaltungen, Bereitstellung öffentlicher
Verkehrsmittel und Transportoptionen im
ländlichen Raum, Unterstützung von Tourismus
und verwandten Branchen, Bereitstellung von
gesundheitlicher Betreuung für gebrechliche
und ältere Menschen, Entwicklung von
Initiativen für lokale Lebensmittelproduktion und
lokalen Handel und vieles mehr. Was mit ein
oder zwei Allianzen begann, gewann rasch an
Eigendynamik und übertraf schließlich alle
Erwartungen: Im Verlauf der drei Jahren
entstanden nicht 55, sondern 70 ländliche
Allianzen.
Sie haben dem Projekt einen breiten
Erfahrungs- und Wissensschatz sowie praktische
Erklärungen von Ideen und Methoden beschert.
Diese wurden dokumentiert, ausgetauscht,
diskutiert, verbessert und weitergegeben. Die
1. April 2010 – 31. Oktober 2015
Partner haben ihr Ziel erreicht: Das Ziel,
ländliche Regionen wirtschaftlich und sozial
lebensfähig, dynamisch und vital zu erhalten.
Das Ziel, Innovationsfähigkeit bei der
Bereitstellung von Dienstleistungen zu fördern –
für junge Menschen wie Marie, für junge
Familien wie ihre Eltern Peter und Monika und für
ältere Menschen, die weiter zu Hause in ihren
Dörfern in der Nähe von Freunden und Familie
wohnen möchten. Das Ziel, neue Bewohner für
ländliche Regionen zu gewinnen und sie zu
ermuntern, zum Gemeinschaftsleben und zur
Geschäftsentwicklung beizutragen. Sie alle sind
ein integraler Teil des Konzept und der Praktiken
zum Aufbau von ländlichen Allianzen
geworden.
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Rural
Alliances Projekt - Abschlussbericht
Im Überblick: Was war der Grund für
das Projekt?
 Sicherzustellen, dass ländliche
Gebiete über das gleiche
Dienstleistungsangebot verfügen wie
urbane Regionen in verschiedenen
Teilen Nordwest-Europas – d.h.
Förderung von territorialer Gleichheit.
 Innovative Wege zur Bereitstellung
von Dienstleistungen für junge
Menschen, Familien und ältere
Menschen zu finden – d.h.
Verbesserung von Lebensqualität
und Inklusion.
 Menschen mit der richtigen
Einstellung und den richtigen
Fertigkeiten zu finden, um ländliche
Regionen lebensfähig zu erhalten
und wachsen zu lassen – d.h.
Inspiration zu Entwicklung und
Wachstum.
 Neue Bewohner anzuziehen, die
einen Beitrag zum
Gemeinschaftsleben und zur
Geschäftsentwicklung leisten – d.h.
Belebung, Erneuerung und Stärkung.
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1. April 2010 – 31. Oktober 2015
Wer war beteiligt?
Alle an Rural Alliances Beteiligten
Eines der Hauptanliegen des Rural-AlliancesProjekts war es, möglichst inklusiv und interaktiv
zu sein. Die Basis bilden die zwölf Partner aus
Großbritannien, Irland, Belgien, Frankreich, den
Niederlanden und Deutschland. Sie kommen
aus dem öffentlichen, akademischen und
gesellschaftlichen Bereich und haben
wiederum örtliche Bürger und
Wirtschaftsvertreter in die Entwicklung von über
70 Allianzen der verschiedensten Art
einbezogen. Deren Aktivitäten reichen von
Gesundheitsversorgung, erneuerbarer Energie,
Destinationsmanagement und der Organisation
von Veranstaltungen über
Finanzierungsstrategien bis hin zu Kunst und
Handwerk, Kultur und Tradition und
nachhaltigem Transport. Diese Vielfalt zeigt sich
auch in der Zahl der Bürger, die die
transnationalen Treffen besuchten und bei
ihnen mitwirkten. An den Workshops,
Austauschen und Treffen nahmen
durchschnittlich 80 und mehr Vertreter der
verschiedenen Gruppen teil.
Das Projekt hat außerdem einen Politik-und
Wissenschaftsbeirat eingerichtet, in den jeder
Partner einen Experten oder Spezialisten für
ländliche Entwicklung entsendet.
Der Beirat traf dreimal jährlich zusammen, um
wichtige Aspekte des Projekts zu prüfen und zu
behandeln und um die Erfolge des Projekts
Politik- und Wissenschaftsbeirat in Lochem, März 2013
auch außerhalb von dessen direktem
Einflussbereich bekannt zu machen. Die Beiräte
haben sich als kritische Freunde verstanden und
eine aktive Rolle bei der Umsetzung der aus
dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse in der
ländlichen Entwicklungspolitik gespielt.
Eine wichtige Rolle kam auch den
Entscheidungsträgern und Politikern zu. Rural
Alliances hat sich während des gesamten
Projektzeitraums aktiv um den Dialog mit
Vertretern von lokalen und nationalen Stellen
und der EU bemüht. Das Engagement begann
damit, dass John Griffiths (Minister für Umwelt
und nachhaltige
Entwicklung der
Walisischen
Regierung) beim Start
des Rural-Alliances-
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Transnationaler Austausch in Wales, Juni 2012
Rural
Alliances Projekt - Abschlussbericht
Projekts 2012 die Eröffnungsrede hielt. Er teilte
sich das Podium mit Sir Brian Unwin KCB vom
European Centre for Nature Conservation.
Brigite van Haaften, Regionalministerin für die
Provinz Nord-Brabant, referierte im ersten
Projektjahr (2012) auf der transnationalen
Tagung in den Niederlanden über das Thema
ländliche Governance und die Notwendigkeit,
Gemeinschaften und Unternehmen mit
Unterstützung durch den öffentlichen Sektor
mehr Eigenverantwortung bei der Regelung
ihrer eigenen Angelegenheiten zu geben. Im
Mai 2012 kamen flämische und holländische
Jugendliche im Alter von 15 bis 16 Jahren zum
Jugendparlament (Model European Parliament)
zusammen. EU-Präsident Herman Van Rompuy
lobte die Initiative und die Arbeit des RuralAlliances-Projekts.
EU-Parlamentsmodell in Belgien Mai 2012
Das Engagement setzte sich im weiteren
Projektverlauf fort. So meldeten sich bei der
Begutachtung nach der ersten Halbzeit des
Projektes 2013 in Irland die
Europaparlamentarier Phil Prendergast und
Seán Kelly per Videobotschaft zu Wort. 2014
empfingen sie zudem eine Delegation von
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Projektbotschaftern bei einem Besuch in Brüssel
zu Schulungen und zur Information über das
Thema Lobbyarbeit. Die französische
Europaparlamentarierin Isabelle Thomas hat
ebenfalls ein aktives Interesse an dem RuralAlliances-Projekt gezeigt, insbesondere an den
neuen Ideen zum Thema ländliche
Governance. Die Liste ließe sich noch lange
fortsetzen und das vierteljährlich aktualisierte
Lobbyprotokoll zeugt von der regen Tätigkeit der
Partner in diesem Bereich.
Mitwirkende Gruppen
Was sind ländliche Gemeinschaften?
Ländliche Gemeinschaften bestehen aus
Menschen und Unternehmen, die in Städten
und Dörfern auf dem Land leben und ihren
Geschäften nachgehen. Veränderungen in der
Existenzgrundlage und Lebensfähigkeit der
Gemeinschaften und Unternehmen können sich
schleichend vollziehen, aber auch dramatisch
und schnell. Beispielsweise ist es oft schwierig,
junge medizinische Fachkräfte wie Ärzte,
Zahnärzte und Pflegepersonal zu finden, die
bereit sind, in ländlichen Regionen zu leben und
zu arbeiten. Ohne ausreichend medizinische
Kräfte und Einrichtungen sind ältere und kranke
Menschen gezwungen, aus ländlichen
Gebieten weg und in die Nähe der von ihnen
benötigten professionellen Betreuung zu ziehen.
Für ländliche Regionen stellt es eine Verarmung
dar, wenn sie nicht in der Lage sind, junge
Fachkräfte und ihre Familien anzuziehen und so
eine gute Mischung von Altersgruppen,
Interessen und Fertigkeiten in der Gemeinschaft
zu schaffen. In vielen ländlichen Teilen
Nordwest-Europas sind die Verhältnisse ähnlich.
Dienstleistungen, Berufsstände und Menschen
wandern aus ländlichen Regionen ab. Es
entsteht eine Abwärtsspirale, in der die
Funktionsfähigkeit und Vitalität, die für die
Erhaltung von Gemeinschaften und
Unternehmen in den ländlichen Regionen nötig
sind, immer weiter abnehmen.
Transnationale Projekte – Projekte, die
Menschen und Organisationen aus
unterschiedlichen Teilen Europas, in diesem Fall
Nordwest-Europas, einbeziehen – bieten
unterschiedlichen Menschen eine einzigartige
Gelegenheit zusammenzukommen, Ideen und
Probleme auszutauschen und gemeinsam
Lösungen zu entwickeln, auf den Ideen der
anderen Beteiligten aufzubauen und so die neu
entdeckten Methoden und Verfahren dazu zu
benutzen, Städte, Dörfer, Gemeinschaften und
Unternehmen in ihren eigenen ländlichen
Bereichen neu zu beleben. Hier stellen wir einige
der Gruppen vor, die vom Rural-Alliances-Projekt
profitiert haben. Sie alle haben voneinander
gelernt und das nötige Selbstvertrauen
gewonnen, um neue – durch Erfahrungen der
Partner oder durch Diskussionen angestoßene –
Ideen umzusetzen.
Culture
Landschaft ist eine wichtige Inspirationsquelle.
Viele Künstler und Schriftsteller zieht es aufs
Land, um inmitten der Natur zu leben und zu
arbeiten. Die Herausforderung besteht jedoch
darin, sich dort mit ihrer Kreativität und Arbeit
1. April 2010 – 31. Oktober 2015
einen Lebensunterhalt zu verdienen. Ein Beispiel
ist die „Open Studios“-Initiative. Dabei bewerben
Künstler ihre Arbeit und heißen Besucher in ihren
Werkstätten, Studios oder gemeinsamen
Galerien willkommen. So entstehen in großen,
oft abgelegenen geografischen Regionen
erfolgreiche Allianzen und Kooperationen,
durch die die Beteiligten gemeinsam ihre Werke
bewerben und verkaufen. Beispielsweise bei der
„Open Studio“-Woche in Crickhowell in den
Brecon Beacons (Großbritannien). Künstler aus
allen Partnerregionen sind eingeladen, eine
Arbeit einzureichen, die dann während der
einwöchigen Veranstaltung in der CommunityGalerie ausgestellt wird. So entsteht eine im
besten Sinne transnationale Verbindung zu
Künstlern aus anderen Teilen Nordwest-Europas.
Tag der öffenen Tür in Crickhowell, Wales, Mai
2014
Die „Open Studio“Initiative, bei der die
Künstler gemeinsam
ihre Arbeiten
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Rural
Alliances Projekt - Abschlussbericht
vermarkten und verkaufen, ist ein gutes Beispiel
dafür, wie Unternehmen miteinander
kooperieren und selbst davon profitieren
können.
Erwähnung hat auch die Greenaway Artists
Alliance im irischen County Mayo verdient.
Künstler, die entlang einer alten Bahnlinie leben,
haben gemeinsam eine Kulturinitiative
geschaffen. Sie will die Grafschaft dazu
bewegen, den Great Western Greenway – eine
42 km lange verkehrsfreie Wander- und
Radroute durch die herrliche Landschaft von
Mayo – als Katalysator für internationale,
nationale und lokale Kunstprojekte zu nutzen.
Region zu fördern.
Gruppe für erneuerbare Energie
Die Energieerzeugung aus erneuerbaren
Quellen ist für ländliche Regionen eine
vielversprechende Unternehmung. Ländliche
Gegenden sind reich an Holz, Dung, Wasser,
Transnationale Diskussion über erneuerbare
Energien, Lochem, NL, März 2013
Der Greenway Wander- und Radweg, Mayo, Irland
Ziel der Allianz für Kulturerbe-Veröffentlichungen
in der Region Merode ist es, das örtliche
kulturelle Erbe durch die Veröffentlichung von
Büchern mithilfe von Geschichten aus der
10
Markteinführung der Publikation
über das Kulturerbe in de
Merode, Belgien, September
2014
Wind und Erdwärme, die sich zur Produktion von
erneuerbarer Energie eignen. Lokale Gruppen in
den Partnerregionen des Rural-Alliances-Projekts
haben gemeinsam Fertigkeiten erworben,
Finanzmittel beschafft und den rechtlichen und
bürokratischen Dschungel durchforstet, um in
ihren Gemeinschaften Projekte für erneuerbare
Energie einzurichten. Zahlreiche ländliche
Gemeinden haben im Rahmen der AllianceBewegung diverse Projekte ins Leben gerufen –
von Bürgerwindparks (Frankreich) über
Wasserkraftanlagen (Großbritannien) und
Solarstromsysteme (Niederlande) bis hin zu
Biogas-und Biomasseanlagen (Deutschland). Im
Rahmen der transnationalen Zusammenarbeit
fanden zahlreiche Austauschtreffen statt, bei
denen Gemeindeverantwortliche und Vertreter
der örtlichen Wirtschaft zusammentreffen und
über Erfolge in ihren verschiedenen Bereichen
sprechen und Ideen austauschen und
umsetzen konnten. Ein wichtiges Ergebnis war
die Vereinbarung, künftig gemeinsame
innovative Förderanträge einzureichen, um die
partnerschaftliche Zusammenarbeit
fortzusetzen.
Gesundheitsversorgung
Die Betreuung von älteren Menschen, Familien
und Menschen mit physischen und geistigen
Behinderungen ist in ländlichen Regionen
besonders schwierig. Vielerorts mangelt es an
spezialisierten medizinischen Diensten und
Einrichtungen, und es ist schwierig, medizinische
Fachkräfte für das Leben und die Arbeit
außerhalb größerer Städte zu gewinnen. Not
macht erfinderisch, heißt es – und das trifft
ganz sicherlich auf die Allianzen zu, die für die
Entwicklung von Gesundheitsdiensten für
ländliche Regionen verantwortlich sind. Ihr Ziel
ist es, jungen medizinischen Fachkräften Anreize
für die Niederlassung in ländlichen Regionen zu
bieten, beispielsweise indem sie ihnen bei der
Wohnungs- und Schulsuche behilflich sind und
ihnen einen freundlichen Empfang in den
ländlichen Gemeinden bereiten. Die Initiative
hat dabei sämtliche Berührungspunkte von
Neuankömmlingen in der ländlichen Region
unter die Lupe genommen und versucht,
eventuelle Schwachstellen zu beheben. Die
Gesundheitsallianzen haben versucht, die
Nutzer von Supportdiensten selbst
einzubeziehen und Selbsthilfeinitiativen
einzurichten. So unterstützen sie beispielsweise
körperlich fitte Senioren, die für andere, weniger
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selbstständige ältere Menschen kochen oder
diese anderweitig betreuen. Sie treffen
Arrangements mit Bauern, die psychisch und
körperlich Behinderten bei routinemäßigen
Arbeiten beschäftigen. Und sie öffnen die
Gärten von Pflegeheimen für die Allgemeinheit,
um einerseits Außenstehenden Zugang zu
diesen Anlagen zu geben und andererseits die
Interaktion mit verletzlichen Gruppen zu fördern.
Dank des Zugangs zu Telemedizin und
hochwertigen pflegerischen und medizinischen
Leistungen hat die medizinische Versorgung in
ländlichen Regionen eine vielversprechende
Zukunft. Die Hoogeloon-Pflege-Kooperative in
Brabant ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine
Allianz solche Probleme in der Gemeinschaft in
Angriff nimmt.
Die Hoogeloon-Pflege-Kooperative in Brabant,
NL, September 2013.
Destinationsmanagement
Einer der großen Vorteile der transnationalen
Zusammenarbeit ist der gemeinsame Nutzen,
den sie den
beteiligten
Organisationen und in
diesem Fall den
11
Rural
Alliances Projekt - Abschlussbericht
Allianzen bringt. Ein solcher gemeinsamer
Nutzen ist der Austausch von Erfahrungen in
Bezug auf die Organisation und Veranstaltung
von Wander- und ähnlichen Festen.
Beispielsweise hat die Brecon Beacons National
Park Authority in Wales gemeinsam mit den
irischen Partnern, dem Mayo County Council
und der South Kerry Development Partnership,
einen Leitfaden für Wanderveranstaltungen
herausgebracht. Dieser war ein direktes Ergebnis
des Besuchs der Partner aus Mayo bei den
Allianzen im Brecon Beacons National Park.
Unternehmerverband Merode (Belgien) will
lokale Lebensmittelhersteller zu einer
gemeinsamen Marketingaktion für die Region
zusammenbringen. Andere gemeinsame
Partnerschaftsinitiativen haben sich mit der
Frage befasst, wie Kulturerbe, Landschaft und
Kultur genutzt werden können, um Arbeitsplätze
zu schaffen und Menschen an ihr ländliches
Umfeld zu binden.
Willkommenspakete
Ab und zu hat jemand eine Idee, die so gut ist,
dass man sich fragt, warum nicht schon längst
jemand darauf gekommen ist – wie Koffer auf
Rädern. Das Willkommens-Programm von Rural
Alliances ist eine solche Idee.
Eine Wanderveranstaltung in Mayo, Irland
Das „Walking Festival Toolkit“ gibt Tipps für die
Planung, Organisation und Veranstaltung von
Wanderfesten. Es hilft bei der erstmaligen
Organisation wie bei der Verbesserung
derartiger Veranstaltungen und enthält Beispiele
von Wanderfesten aus ganz Europa und
Hinweise auf andere nützliche Informationen.
Andere Veranstaltungen wurden während der
transnationalen Workshops vorgeschlagen und
über soziale Medien in den verschiedenen
Partnerregionen beworben. Hilfreich war auch
der Ideenaustausch darüber, wie sich eine
Marke für eine Region schaffen lässt. Der
12
A Talybont newcomer is welcomed at the launch
of the new Welcome Scheme, June 2015.
Die Willkommens-Initiative, Belgien
Das Konzept ist einfach. Neue zugezogene
Menschen in Dörfern oder Städten werden von
einer örtlichen Delegation mit einem
Geschenke- und Informationspacket begrüßt.
1. April 2010 – 31. Oktober 2015
Das Geschenk besteht oft aus lokalen
Lebensmitteln wie Saft, Honig oder Kuchen
sowie Gutscheinen, die in örtlichen Läden oder
Kneipen gegen kostenlose oder vergünstigte
Artikel oder Dienstleistungen eingelöst werden
können. Das Geschenkpaket enthält zudem
Informationen über lokale Clubs und Vereine
und örtliche Händler oder Handwerker, die für
die Neuankömmlinge von Nutzen sein könnten.
Die Neuzugezogenen werden somit nicht erst
nach und nach in die Gemeinschaft
aufgenommen, sondern von Anfang an
herzlich willkommen geheißen. So können sie
schneller die Angebote ihrer neuen ländlichen
Umgebung und seiner Unternehmen nutzen
und selbst einen Beitrag leisten. Ein weiterer,
versteckter Vorteile dieser Initiative ist, dass sie
die örtliche Gemeinschaft zusammenbringt.
Lokale Unternehmen und Gruppen steuern
Präsente und Gutscheine bei und statten dem
Neuankömmling einen Besuch ab. Dies bringt
auch alteingesessene Einwohner einander noch
näher. Insofern ist das Willkommen-Programm
einzigartig und nützlich für alle Beteiligten. Die
Ideen für das Programm wurden zwischen der
„Welkom In“-Allianz in Belgien und der
„Welcome Scheme“-Initiative in Talybont
(Großbritannien) ausgetauscht.
Talybont bereitet einem Neuankömmling ein
herzliches Willkommen, Juni 2015
Ähnlich entgegenkommend verhält sich die
französische Stadt Mayenne gegenüber ihren
englischen Bewohnern. Sie bemüht sich darum,
deren Sprachkenntnisse zum Nutzen von
Unternehmen und Schulen einzusetzen und so
zu verhindern, dass die Sprache zur Barriere
wird.
Einkauf bei örtlichen Unternehmen
Besonders wichtig, um das eigene Dorf oder die
eigene Stadt zu unterstützen, ist es, Waren und
Dienstleistungen bei örtlichen Unternehmen
einzukaufen. Auf diese Weise bleiben Läden,
Kneipen, Postämter und andere örtliche
Anbieter im Geschäft und tragen zu einer
lebendigen, miteinander verbundenen
Gemeinschaft bei. Die Rural-Alliances-Partner
haben aktiv Initiativen geschaffen, um die
Einwohner zur Unterstützung örtlicher
Unternehmen zu bewegen.
Eine dieser Initiativen ist die Kampagne „Totally
Locally“. Die teilnehmenden Geschäfte und
Unternehmen werben für den Einkauf bei
örtlichen Anbietern. Sie unterstützen dieses
Anliegen, indem sie gelegentlich Anreize für
örtliche Einkäufer bieten – so zum Beispiel das
„Zehner-Programm“, bei dem sie
Sonderangebote für zehn Pfund bzw. Euro
anbieten.
13
Rural
Alliances Projekt - Abschlussbericht
Die Rural-Alliances-Partner haben zudem ein
Handbuch mit Finanzierungsstrategien
zusammengestellt, in dem verschiedene Wege
zur Beschaffung von Mitteln und Ressourcen für
die Unterstützung von örtlichen Gemeinden
beschrieben sind.
Markteinführung des Fiver Fests – Totally Locally,
Crickhowell, Wales, Mai 2014
Eine ähnliche Initiative ist der „Liempde Guilder“.
Einkäufer erhalten dabei in Läden eine dem
ausgegebenen Betrag entsprechende Anzahl
von Wertmarken, die sie für einen guten Zweck
oder eine Organisation ihrer Wahl spenden
können. Die Läden, die die Wertmarken
ausgegeben haben, bezahlen den
Organisationen dann den entsprechenden
Geldwert aus.
Das Projekthandbuch der Finanzierungsstrategien,
veröffentlicht im März 2014
14
Die Käufer spenden einen „Liempder
Gulden“ für einen guten Zweck oder
einer Organisation ihrer Wahl,
Liempde, NL
1. April 2010 – 31. Oktober 2015
Andere gemeinsame Initiativen
Die transnationalen Treffen, Workshops und
Veranstaltungen des Projekts haben den
Teilnehmern Gelegenheit zum Aufbau von
Allianzen und den Allianzmitgliedern die
Möglichkeit zu thematischen Initiativen
gegeben. Eine Allianz im Bereich Lebensmittel
und Ernährung ist „Incredible Edible“. Es handelt
sich dabei um eine Art Guerilla-GardeningProjekt: Öffentliche Flächenwerden mit Gemüse
bepflanzt, das von den Anwohnern für eigene
Zwecke geerntet werden darf (Abergavenny
Alliance, Großbritannien).Weitere Beispiele sind
die gemeinsame Fahrzeugnutzung mit
organisiertem Trampen (Allianz „Stop de
Proximité“, Frankreich) sowie
Management. Viele von ihnen unterhalten ein
„Ambassador“-Programm (BBNPA,
Großbritannien): Besucher der Region erhalten
eine spezielle Begrüßung, während die
Gastgeber selbst mehr über ihre Umgebung
und deren Einrichtungen erfahren.
Die Allianz „Attractivité des Coëvrons“ benutzte
die Kundendiensterfahrung, um örtlichen
Unternehmen bei der Rekrutierung der
benötigten qualifizierten Mitarbeiter zu helfen.
Sie arrangierte ein ganzes Programm, das
Neuankömmlinge beim Kennenlernen ihrer
neuen Umgebung hilft und ihnen bei typischen
Anfangsproblemen am neuen Wohnort unter
die Arme greift (Schulsuche für die Kinder,
Wohnungssuche, Freizeitaktivitäten,
Arbeitsplätze, Partner usw.).
Organisiertes Trampen in der Bretagne,
Frankreich
Gemeinschaftsautos und die Mitnahme von
Passagieren in Nutzfahrzeugen (Allianz „Te-Mix“,
Frankreich).
Eine weitere aktive Gruppe befasst sich mit dem
Zugang zu Gebirgsregionen (Allianz in
MacGillycuddyReeks in der Region South Kerry)
und mit Wanderungen (Hay on Wye, Crickhowell
Alliances, Großbritannien). Alle Partner besitzen
Allianzen im Bereich Tourismus und Destination
Die Kundenerlebnisreise
entwickelt von Laval Mayenne
Technopole, Frankreich
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Rural
Alliances Projekt - Abschlussbericht
Was haben wir erreicht?
Das Rural-Alliances-Projekt von Interreg
Nordwest-Europa verfolgte eine Reihe von
Zielen in Bezug auf Aktionen, Ergebnisse und
Indikatoren. Diese wurden bei der
Projektkandidatur dargelegt. In den meisten
Fällen wurden diese operativen Elemente
erreicht, oft sogar übertroffen. Am wichtigsten
waren jedoch verschiedene besondere
Leistungen der Partnerschaft und der an dem
Projekt beteiligten Allianzen, die nachfolgend
zusammengefasst sind:

Schaffung einer interaktiven, inklusiven
Methode, mit der ländliche
Gemeinschaften die Vitalität ihrer Dörfer,
Städte und Gemeinschaften messen
können, um die eigenen Stärken und
Schwächen zu ermitteln.

Schaffung verschiedener Instrumente
und Methoden zum Aufbau, zum
Erhaltund zur Bereicherung von Allianzen
zwischen Gemeinschaften und örtlichen
Unternehmen und zur Unterstützung der
Interaktion von Allianzen auf lokaler und
transnationaler Ebene.

Prüfung und Dokumentation neuer
Einblicke in die Interaktion zwischen dem
öffentlichen Sektor und ländlichen
Gemeinschaften zur Erhaltung bzw.
Verbesserung ländlicher Dienstleistungen
und Unterstützungssysteme, und damit
die Entwicklung neuer GovernanceModalitäten.
16

Untersuchung zahlreicher
Problemstellungen im Bereich der
ländlichen Entwicklung; dies führte zur
Herausgabe eines Handbuchs über
Finanzierungsmöglichkeiten für ländliche
Entwicklungsprojekte, von
Informationsblättern über
unterschiedliche Erfahrungen der Partner
sowie von Handlungsempfehlungen für
die lokale, regionale, nationale und
sogar EU-Politik.
Fortbestand des Projekts
Alle im Laufe des Projekts erstellten
Veröffentlichungen, Informationsblätter,
Dokumente, Studien und Werkzeug-Karten
stehen den Allianzen noch lange nach dem
Projektende auf der Website www.ruralalliances.eu zum Nachschlagen und
Herunterladen zur Verfügung
Die Allianzen können zudem über eine SocialMedia-Seite miteinander in Verbindung bleiben.
Und nicht zuletzt wurden im Laufe der drei
Projektjahre individuelle Kontakte geknüpft, die
fortbestehen und weiterhin von Nutzen sein
werden. Die Website und die Social-MediaSeiten werden nach Ende des Projekts fünf
Jahre lang fortgeführt werden, um ein
nachhaltiges Erbe zu hinterlassen und eine
möglichst breite Nutzung der entwickelten
Werkzeuge zu ermöglichen. Index der ländlichen Vitalität
Im Zentrum des Rural-Alliances-Projekts steht die
Schaffung von transnationalen Kooperationen.
Praktische Werkzeuge tragen dabei dazu bei,
zwischen Gemeinschaften und Unternehmen
Allianzen anzustoßen, die die ländliche Vitalität
fördern. In der Projektkandidatur beim InterregProgramm setzten sich die Partner ein
ehrgeiziges Ziel: Die Schaffung eines Index zur
Messung ländlicher Vitalität, mit dem ländliche
Gemeinschaften und Organisationen
bestimmte wichtige Elemente beurteilen
können, die zur Lebensqualität und Vitalität
ländlicher Gemeinschaften, Dörfer und Städte
beitragen.
Eines der anfänglichen Probleme dabei war, zu
einer gemeinsamen Definition wichtiger Begriffe
zu gelangen. Was beispielsweise ist eine
Gemeinschaft? Was bedeutet ländlich? Und vor
allem: was macht eine vitale ländliche
Gemeinschaft aus? Die Definition von ländlicher
Vitalität wurde relativ früh in der
Projektentwicklung gefunden: „‚Ländliche
Vitalität‘ beschreibt den Charakter einer lokalen
Gemeinschaft, der gekennzeichnet ist durch
ein aktives Engagement und die kreative,
1. April 2010 – 31. Oktober 2015
dynamische Interaktion von Menschen
verschiedener Gruppierungen, die die
Fähigkeit haben, gemeinsame Ziele zu
formulieren und gemeinsam zu handeln, um
ihre Gemeinschaft weiterzuentwickeln.“
Die Partner entwickelten dann zwei
verschiedene Methoden zur Messung der
ländlichen Vitalität. Die eine Messung erfolgt auf
Gruppenebene, d.h. es wird ermittelt, wie eine
bestehende Gruppe in Bezug auf bestimmte
Kriterien abschneidet. Die andere Methode lässt
alle Personen aus einer Gemeinschaft anhand
eines interaktiven Fragebogens bewerten, wie
vital ihre Gemeinschaft oder Region ihrer
Meinung nach ist. Die Projektpartner testeten
beide Methoden in der Praxis und entwickelten
dann eine Software und Verfahren, die
ländlichen Gemeinschaften eine Eigenanalyse
ermöglichen. Die Gruppenumfrage bestand
aus vorgegebenen Fragen in Form einer ExcelTabelle. Die Gruppenmitglieder wurden
gebeten, die Fragen gemeinsam zu
beantworten und ihre Antworten zu begründen.
Für die Einzelumfrage wurde ein interaktiver
Online-Fragebogen im Infografikformat benutzt,
der verschiedene Fragengruppen enthielt.
Das Besondere an dieser Umfragemethode ist,
dass sie sofort ein Ergebnis liefert und dabei
anonym ist.
17
Rural
Alliances Projekt - Abschlussbericht
Die Umfrage umfasste folgende sechs
Fragenkategorien:
 Gemeinsame Aktionen, aktives
Engagement und Interaktion: In dieser
Kategorie geht es hauptsächlich um die
Interaktion zwischen verschiedenen
Sektoren (Unternehmen, Initiativen und
Regierungen)
 Integration und Inklusion verschiedener
Gruppen: Diese Kategorie konzentriert
sich auf soziale Interaktion, Integration
und die Wahrnehmung des eigenen
Wohnorts
 Gemeinsame Ziele, Demokratie und
Kommunikation: Diese Kategorie
behandelt verschiedene Aspekte der
Rolle von Menschen in der
Gemeinschaft, ihre Aktionen und die
Kommunikation ihrer Aktivitäten
 Aktivitäten und Einrichtungen: In dieser
Kategorie geht es um die qualitativen
Aspekte des Umfelds von Menschen und
ihre Möglichkeiten zur Anpassung an
diese Dimension
 Lokale Wirtschaft: Diese Kategorie zeigt,
wie Beschäftigungschancen und
Dienstleistungen beurteilt werden
 Aktivitäten lokaler Unternehmen: Diese
Kategorie behandelt die Unternehmen
selbst, ihre Aktionen, Interaktionen und
Unterstützungsmechanismen. Beispiel des Umfrageinhalts
Die Rural Vibes interaktive Online-Umfrage
18
Papierversion der ‘Rural Vibes’Umfrage
Darüber hinaus wurden qualitative Fragen zur
Vitalität sowie offene Fragen gestellt, bei denen
die Gemeinschaften angeben sollten, wie vital
sie sich fühlen und was ihrer Meinung nach der
Vitalität zu-bzw. abträglich ist. Außerdem
wurden sozioökonomische Daten einbezogen,
um ein Bild von den Teilnehmern und Benutzern
des Fragebogens zu gewinnen und die
Antworten so in Perspektive zu rücken. Das
Werkzeug ist kostenlos und kann unter
www.ruralvibes.eu; auf Englisch, Deutsch,
Französisch, Niederländisch und Walisisch
heruntergeladen werden. Daneben gibt es
weitere Instrumente, die Gruppen und
Organisationen bei der Nutzung des Tools und
seiner Ergebnisse unterstützen.
1. April 2010 – 31. Oktober 2015
erfolgreichen Bestehen sowie zur Bereitstellung
ihrer Produkte und Dienstleistungen.
Aus den besten und erfolgreichsten Methoden
haben die Projektpartner 43 Werkzeug-Karten für
eine transnational abgestimmte Blaupause
entwickelt: das Enterprise-Community Alliance
Building Model (Modell für den Aufbau von
Allianzen zwischen Unternehmen und
Gemeinschaften). Es bestehen Verbindungen
Leitfaden und Werkzeuge für
Unternehmen und lokale
Gemeinschaften von Rural Alliances
Die Projektpartner unterstützten die Entwicklung
von über 70 Allianzen zwischen Unternehmen
und lokalen Gemeinschaften. Die Allianzen
haben sich mit einem breiten Spektrum von
ländlichen Dienstleistungen und Fragen befasst
– von nachhaltigem Transport, erneuerbaren
Energien und Lebensmitteln über Kunst und
Handwerk, Festivals, Veranstaltungen und
Destinationsmanagement bis hin zu
Inklusionsinitiativen, Finanzierungsstrategien,
organisierten Wanderungen und vielem mehr.
Die in ihrer Ausrichtung und Zusammensetzung
unterschiedlichen Allianzen beinhalten die
Entwicklung einer Vielzahl von Werkzeugen und
Methoden zu ihrem Aufbau und zum
Die Entwürfe der Werkzeug-Karten wurden von
den Partnern überprüft, Frankreich, Oktober 2014
zu einem oder mehreren Querschnittsthemen
des Rural-Alliances-Projekts wie Governance,
Inklusion, Financial Engineering und
Ressourceneffizienz. Die Werkzeug-Karten
wurden durch einen transnationalen Prozess
entwickelt. Einbezogen wurden besonders
innovative und kreative Ansätze, die die
Projektpartner jeweils in ihrer
Gemeinschaftsarbeit benutzen. Diese Praktiken
wurden dann im Laufe des Projekts von den
anderen Partnern auf
ihre Anwendbarkeit in
der Praxis getestet.
Jede Werkzeug-Karte
gibt einen praktischen
19
Rural
Alliances Projekt - Abschlussbericht
Überblick und verweist auf weitere
Informationen sowie die Kontaktdetails der
Organisation, die die Werkzeug-Karte entwickelt
hat.
Die beiden akademischen Partner – die
University of Wales Trinity Saint David (UK) und die
Philipps-Universität Marburg (Deutschland) –
haben gemeinsam mit anderen Partnern und
Allianzen untersucht, wie diese
Zusammenschlüsse gebildet, aufrechterhalten,
verwaltet, gepflegt und beworben werden. Aus
den gewonnenen Erkenntnissen wurde ein
gemeinsamer Prozess herauskristallisiert, den
neue Allianzen benutzen können. Das
Enterprise-Community Alliance Building Model
ist aus mehreren ursprünglichen Konzepten
entstanden:
•
Träumen und Entwickeln
•
Gemeinsames Schaffen und Verwalten
•
Kreieren und Verändern
•
Feiern und Überarbeiten
Hieraus ist ein Modell mit vier Phasen
entstanden:
Phase 1: Zusammenbringen von Menschen
und Unternehmen zum Start der
Allianz
Phase 2: Aufbau einer Struktur für die Allianz
Phase 3: Umsetzung vor Ort, d.h.
Bereitstellung von Produkten und
Dienstleistungen
Phase 4: Aufbauen auf dem Erfolg der
Allianzen und anschließende
Überprüfung des Gesamtprozesses
im Rahmen eines fortlaufenden
Verbesserungskreislaufs
20
Das Modell und die Werkzeug-Karten wurden
zudem in dem Handbuch „The EnterpriseCommunity Concept – a Guidebook“
zusammengefasst.
Der Leitfaden wurde in Wales bei der
Abschlusskonferenz vorgestellt, März 2015
Die praktische Anleitung kann von
Gemeinschaften, Organisationen und
Unternehmen aller Art benutzt werden, die das
Konzept der Allianz von Gemeinschaften und
Unternehmen in ihrem Bereich und ihrer Region
nutzen wollen.
Dabei geht es nicht um eine Einheitslösung –
vielmehr wird dazu angeregt, mehrere oder alle
Werkzeuge auszuprobieren. Mögliche
Lösungen für häufige Probleme unter Nutzung
der entsprechenden Werkzeuge werden
beschrieben und praktische Tipps und
Anleitungen gegeben. Eine innovative Idee
des Projekts war die Entwicklung eines Brettspiels
aus den Werkzeug-Karten und dem Leitfaden.
Mit dem Spiel können sich ländliche
Gemeinschaften auf interaktive und
unterhaltsame Weise mit den verschiedenen
Elementen vertraut machen.
1. April 2010 – 31. Oktober 2015
Die Delegierten spielen das Allianzen-Aufbau-Spiel
während der Abschlusskonferenz, März 2015
Neue Paradigmen der ländlichen
Governance
Governance betrifft nicht nur den Blick in die
Vergangenheit und die Arbeit in der Gegenwart,
sondern ebenfalls die Vorausschau in die
Zukunft. Die Partner haben daher während des
Projektzeitraums diskutiert und untersucht,
welche wesentlichen Veränderungen in
Technologie, Landwirtschaft, Demografie und
Umwelt zu erwarten sind und wie der ländliche
Raum in zehn oder zwanzig Jahren aussehen
wird. Wichtige Themen waren dabei das Altern
der ländlichen Bevölkerung und die wachsende
Isolierung von vielen Weilern und Dörfern in den
ländlichen Regionen Europas. Grund hierfür ist,
dass die Landwirtschaft ihre Rolle als wichtigster
Arbeitgeber und Erwerbsquelle verloren hat und
dass gleichzeitig eine Abwanderung von jungen
und aktiven Mitgliedern ländlicher
Gemeinschaften in
die Städte
stattgefunden hat.
21
Rural
Alliances Projekt - Abschlussbericht
„Konflikt ist produktiv!“ Thijs de la Court,
ehemaliger Gemeinderat der niederländischen
Gemeinde Lochem, hat selbst Erfahrung mit
der Hinterfragung hergebrachter Konventionen
in der ländlichen Governance. Im Rahmen des
Rural-Alliances-Projekts wurden neue
Paradigmen der ländlichen Governance
ausgetauscht, diskutiert, getestet und
entwickelt. Für ländliche Dienstleistungen sind
hauptsächlich der öffentliche Sektor oder
verbundene Versorgungseinrichtungen
zuständig. Die Finanzkrise hat den öffentlichen
Sektor zu schwierigen Entscheidungen
gezwungen, um seine Betriebskosten zu senken.
Dies hat zur Stilllegung von öffentlichen
Telefonzellen und Toiletten, zu eingeschränkter
Straßenrandpflege, zur Schließung von
Postämtern, Geschäften, Kneipen und Schulen
sowie zu Veränderungen in den sozialen
Unterstützungsstrukturen für ältere Menschen
und schutzbedürftige Bürger geführt. In
ländlichen Regionen haben diese
Herausforderungen bewirkt, dass neue
Beziehungen zwischen ländlichen
Gemeinschaften, Unternehmen und dem
öffentlichen Sektor geschaffen werden mussten.
Die drei Bereiche haben positiv neue Wege zur
Zusammenarbeit und Erbringung ländlicher
Dienst-und Supportleistungen gesucht. Das
Brabant-Modell ist ein typisches Beispiel dieser
neuen Arbeitsweise. Es schafft eine offene
Beziehung zwischen dem öffentlichem Sektor
und Gemeinschaften und Unternehmen und
sucht nach innovativen Wegen zur Erhaltung
elementarer Dienstleistungen auf dem Land. Ein
gutes Beispiel ist das einer öffentlichen Toilette in
einem Dorf: Freiwillige übernahmen die Führung
der Sanitäranlage, für deren Benutzung
22
Besucher um einen Spendenbeitrag gebeten
werden. Das Ergebnis: Einkünfte für die örtliche
Gemeinschaft und Stolz auf die geleistete Arbeit
und das eigene Umfeld – ganz zu schweigen
von saubereren und besser geführten Toiletten!
Thijs de la Court hat aus einer vierteiligen
Magazinreihe ein neues Handbuch zur
ländlichen Governance zusammengestellt.
Jedes Magazin beruht auf Fallstudien und
Erfahrungen der Partner und bringt die
Meinungen der Mitglieder des Politik-und
Beratungsgremiums und der Partner des Rural-
Cover des Governance Handbuchs, welches
während der Abschlusskonferenz vorgestellt
wurde, März 2015
1. April 2010 – 31. Oktober 2015
Alliances-Projekts zum Ausdruck. Die Artikel
stellen konventionelle Methoden und Verfahren
in Frage und diskutieren die Notwendigkeit von
Veränderungen im zukünftigen Management.
Die Magazine haben ein leserfreundliches
Format: Durch ihre „mundgerechte“ Länge sind
die Artikel einfach zu lesen und zu verdauen. Good Practice und Politiken
Der in der ursprünglichen Projektkandidatur
vorgeschlagene Rahmen des Rural-AlliancesProjekts war eine robuste Vorlage dafür, wie
Herausforderungen in ländlichen Regionen
angegangen werden können – mit dem Ziel,
die negativen Folgen von Abwanderung, des
möglichen Abbaus oder Verlusts von
Dienstleistungen und von verminderten
unternehmerischen und kommunalen
Entwicklungschancen umzukehren.
Das Projekt ist zu einer gemeinsamen
transnationalen Definition von ländlicher Vitalität
gelangt. Dabei hat sie wichtige Faktoren unter
die Lupe genommen, die ländliche Gegenden
lebensfähig, vital und nachhaltig machen und
auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene zur
sozioökonomischen Entwicklung beitragen. Der
vom Projekt entwickelte mehrsprachige Index
der ländlichen Vitalität (Rural Vibrancy
Measuring Index) ermöglicht es ländlichen
Gemeinschaften in ganz Europa, ihre eigenen
Stärken, Schwächen und Chancenbereiche zu
ermitteln. Dies hilft ihnen, Projektideen klarer zu
definieren, demokratische Prozesse zu
verbessern und ihre Position in Diskussionen mit
dem öffentlichen Sektor zu stärken.
Partner aus den Niederlanden und Belgien testen
den Werkzeugkasten zur Erfassung von
Fähigkeiten und Erfahrungen, 2014
Der ebenfalls mehrsprachige Werkzeugkasten
zur Erfassung von Fähigkeiten und Erfahrungen
ist für ländliche Gemeinschaften eine wichtige
Das Werkzeug-Karte, die den
Index der ländlichen Vitalität
beschreibt [Rural Vibrancy
Measuring Index (RVMI)]
23
Rural
Alliances Projekt - Abschlussbericht
Hilfestellung bei der Entwicklung von Allianzen
und Projekten. Sie können damit ermitteln,
welche Fertigkeiten und Erfahrungen in der
Gemeinschaft vorhanden sind und wo
Schulungen erforderlich sind, um
entsprechende Kompetenzen zu schaffen. Die
Partner haben bewährte Praktiken bei der
Einrichtung, beim Aufbau und bei der Pflege
von Datenbanken über Gemeindemitglieder
und Unternehmen ausgetauscht, die über
ländliche Gemeinschaftsaktivitäten informiert
und zur Mitwirkung eingeladen werden können.
Neben der Einbeziehung der örtlichen
Bevölkerung in alle Aspekte der ländlichen
Entwicklung hat das Projekt wie bereits erwähnt
auch ein transnationales Politik-und
Beratungsgremium eingerichtet. Die Experten
von außerhalb des Projekts haben den Partnern
zusätzliche Einblicke vermittelt. Sie waren
„kritische Freunde“ und haben bei der
Formulierung und Abfassung von
entwicklungspolitische
n Vorschlägen zu
ländlichen
Entwicklungsfragen
geholfen, mit denen
sich das Projekt, die
Partner und ihre
Allianzen befassen.
Darüber hinaus haben
sie die Arbeit des
Projekts in ihrem
breiteren
Einflussbereich
beworben. Die Partner
wiederum haben eine
Lobbystrategie und
einen politischen Weg entwickelt, um
Entscheidungsträger und politisch
Verantwortliche auf allen Ebenen – von örtlichen
Führungspersönlichkeiten und lokalen und
regionalen Behörden bis zu Organisationen und
Personen mit Einfluss auf nationaler und EUEbene – zu erreichen. Unterstützt wurden diese
Anstrengungen durch über 20 Dokumente mit
politischen Empfehlungen und mehr als 30
Informationsblätter.
Im Zentrum des Projekts stand die Einrichtung,
Förderung und Pflege von Allianzen zwischen
ländlichen Gemeinschaften und lokalen
Unternehmen. Die Bildung dieser Allianzen hat
wichtige Einblicke, Methoden und Werkzeuge
hervorgebracht, die unter den Beteiligten
ausgetauscht wurden, um die Entwicklung
anderer Allianzen zu fördern und unterstützen.
Die transnationalen Treffen und Workshops
brachten alle sechs Monate über 100 Vertreter
von Allianzen der verschiedenen Partner
24
Beispiele für die Handlungs-empfehlungen und Info-Blätter – Thema: Governance
1. April 2010 – 31. Oktober 2015
zusammen und ermöglichten eine noch
sinnvollere und fruchtbarere Zusammenarbeit
und den Austausch von Ideen. Hieraus ist
wiederum ein transnationales Netzwerk mit
sieben thematischen Allianzgruppen
entstanden.
wiederum ein transnationales Netzwerk mit
sieben thematischen Allianzgruppen
entstanden.
Die „Alliance-Bewegung“ hat zur Verbesserung
Im Zentrum des Projekts stand die Einrichtung,
Workshop für Transnationale Netzwerkbildung
zwischen Allianzen mit Allianzmitgliedern in
Mayo, Irland, Juni 2014
Förderung und Pflege von Allianzen zwischen
ländlichen Gemeinschaften und lokalen
Unternehmen. Die Bildung dieser Allianzen hat
wichtige Einblicke, Methoden und Werkzeuge
hervorgebracht, die unter den Beteiligten
ausgetauscht wurden, um die Entwicklung
anderer Allianzen zu fördern und unterstützen.
Die transnationalen Treffen und Workshops
brachten alle sechs Monate über 100 Vertreter
von Allianzen der verschiedenen Partner
zusammen und ermöglichten eine noch
sinnvollere und fruchtbarere Zusammenarbeit
und den Austausch von Ideen. Hieraus ist
Beispiele für Themen der transnationalen
Zusammenarbeit, die durch Bündnisse über
Partnerregionen entwickelt wurden
der Beschäftigungslage und der beruflichen
Chancen in den Partnerregionen beigetragen.
Sie hat die Entwicklung von über 40 neuen
Produkten, Dienstleistungen und
Marktgelegenheiten
angeregt und mehr
als 50 Projekte
inspiriert, die den
Lokalstolz gefördert
25
Rural
Alliances Projekt - Abschlussbericht
haben. Daneben hat das Projekt mehr als 30
Initiativen für ländliche Inklusion und 13
Initiativen zur Förderung der Ressourceneffizienz
entwickelt und mehr als 10 übertragbare
ländliche Governance-Strukturen ausgebaut.
Unterstützt wurde diese Arbeit durch ein neues
Handbuch zu ländlichen GovernanceMethoden und ein Handbuch zu finanziellen
Modellen und Mechanismen zur Unterstützung
von Allianzprojekten.
Auf der Website und den Social-Media-Seiten
des Projekts sind weitere Informationen und Links
zu Projektdokumenten, Videos und Kontakten zu
finden. Auf diese Weise können andere Projekte
sowie Praktiker und Gruppen im Bereich der
ländlichen Entwicklung von der Arbeit und
Erfahrung des Projekts und den von ihm
entwickelten Werkzeugen und Methoden
profitieren. Näheres finden Sie unter www.ruralalliances.eu.Die Website und Social-MediaSeiten werden nach Ende des Projekts fünf
Jahre lang fortgeführt.
26
1. April 2010 – 31. Oktober 2015
27
Rural
Alliances Projekt - Abschlussbericht
Kommen wir zu Marie und ihren Eltern zurück.
Worin besteht für sie die Hinterlassenschaft des Rural-AlliancesProjekts?
Kommen wir zu Marie und ihren Eltern zurück. Worin besteht für sie die
Hinterlassenschaft des Rural-Alliances-Projekts? Der Langzeitnutzen des Projekts liegt
auf der Hand. Es hat gezeigt, dass ein steter Niedergang von ländlichen
Gemeinschaften, Dörfern und Städten keineswegs unvermeidbar ist.
„Hallo, Marie hier“, meldet sie sich am Handy. „Ja, ich kann nächste Woche
anfangen. Prima, um wieviel Uhr? 8.30 Uhr, kein Problem. Bis Montagmorgen dann,
vielen Dank.“
Sie hängt auf.
Das war das Angebot, auf das sie gewartet hat: ein sechsmonatiges Berufspraktikum
bei einem ländlichen High-Tech-IT-Unternehmen, das Mapping-und Logistiksoftware
entwickelt und verkauft. Toll!
Jetzt braucht sie auch noch eine Wohnung, ihr eigenes Zuhause. Das Beste an dem
neuen Job ist, dass sie sich künftig eine eigene Wohnung leisten kann, auch wenn
sie vielleicht erst noch eine Weile bei den Eltern leben muss. In ihrem Dorf gibt es jetzt
nämlich ein Wohnungsbauprojekt für junge Leute. Wenn Marie bereit ist, beim Bau
mitzuhelfen und einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten, könnte sie sich für eine
Wohnung oder sogar ein kleines Haus in der neuen Anlage qualifizieren – komplett
mit Sonnenkollektoren und Biomasseheizung!
28
1. April 2010 – 31. Oktober 2015
Monika und Peter engagieren sich im „Rettet die Kneipe“-Projekt.
Seit die letzte Kneipe im Dorf geschlossen hat, fehlt der Gemeinschaft ihr
sozialer Mittelpunkt. Peter hat viele Dorfbewohner davon überzeugt, die
Kneipe mit eigenen Mitteln gemeinsam zu kaufen und zu renovieren. Monika
hat die Freiwilligen koordiniert, die ihre Dienste bei Bau und Renovierung anboten.
Die Eröffnung war ein denkwürdiges Ereignis. Das ganze Dorf kam. Lange Tische
flossen über mit gesunden örtlichen Leckereien, und Kinder, Eltern und alte
Kneipengänger waren mit von der Partie.
Marie sorgte mit ihrer kleinen Band für musikalische Untermalung – ein schönes
Nachhause kommen! Eine besondere Überraschung war die Begrüßungsbox, die sie
von der Bürgermeisterin erhielt. Darin befanden sich nicht nur die verschiedensten
örtlichen Spezialitäten und Erzeugnisse, sondern auch Gutscheine für diverse Clubs
und Vereine sowie Informationen und Rabattangebote von Installateuren, Elektrikern
und Friseuren. Einer der Gutscheine war für eine örtliche Fahrgemeinschaft. Das
Vorzeigen des Führerscheins und eine kleine Kaution genügen, um das
gemeinsame Biodiesel-Auto oder den elektrisch angetriebenen Transporter zu
benutzen – ein tolles Angebot! Dadurch spart sich Marie nicht nur die
Anschaffungskosten für das eigene Auto, sondern auch die Instandhaltungskosten
und Kfz-Steuer. Außerdem erfuhr sie, dass einmal monatlich im Gemeindesaal Filme
gezeigt werden und wo es Pizza zum halben Preis gibt!
Die neue Gaststätte war mehr als eine nur eine bloße Kneipe. Der junge
Kneipenpächter hatte bereits viel Erfahrung mit Bars und Restaurants in der nahe
gelegenen Großstadt gesammelt. Ein Teil der großen Räumlichkeiten wurde zu einer
kleinen Galerie und einer Touristeninformation umgestaltet, in einem anderen Teil
treffen sich zweimal wöchentlich ältere Menschen zum Karten-Spielen und
gemeinsamen Essen. In der neuen Kneipe wird immer viel gelacht und gelärmt!
Monika hat mehr als genug Buchungen für ihre Frühstückspension und Peter nimmt
weiterhin einmal pro Woche an den Frühstückstreffen des Ausschusses teil, um die
vielen neuen Ideen zu besprechen.
DAS LEBEN AUF DEM LAND IST FANTASTISCH!
29
Rural
Alliances Projekt - Abschlussbericht
Die Wanderausstellung
wurde in allen
Partnerregionen gezeigt
30
Eine Reihe von 3 Videos
wurde erstellt, um die
Projektkonzepte zu
erklären
Partner feierten Erfolge des Projekts bei der Abschlusskonferenz in Brecon, Wales, März 2015
1. April 2010 – 31. Oktober 2015
Fazit
Im Zentrum von Rural Alliances stand das
Prinzip, die besten Gemeinschaftswerte mit den
besten unternehmerischen Prinzipien
zusammenzubringen und ländliche Städte,
Dörfer und Regionen zu einem attraktiven
Lebensort, Unternehmensstandort und
Besuchsziel zu machen. Die EU-Kommission hat
besonderes Gewicht auf die ländliche
Entwicklung gelegt. Im Vordergrund stehen die
Förderung der Wettbewerbsfähigkeit von
ländlichen Gegenden, die Bewahrung und
Schaffung von Arbeitsplätzen, die Verringerung
sozioökonomischer Disparität zwischen
Regionen, die Anpassung an neue
Marktgegebenheiten, die Bereitstellung einer
angemessenen Ausbildung und die
Umwandlung und Neuorientierung des
landwirtschaftlichen Produktionspotenzials.
Diese Bedeutung der ländlichen Entwicklung
kam in der Erklärung von Cork zum Ausdruck,
die ein 10-Punkte-Programm für die ländliche
Entwicklung in der Europäischen Union
umfasste. Es wurde festgestellt, dass
nachhaltige ländliche Entwicklung ganz oben
auf der Agenda der Europäischen Union stehen
sollte. Zu den erklärten Zielen gehörten eine
Umkehr der Abwanderung aus ländlichen
Gebieten, die Bekämpfung der Armut, die
Förderung von Beschäftigung und
Chancengleichheit und die Erfüllung des
wachsenden Wunsches nach mehr Qualität,
Gesundheit, Sicherheit, persönlicher Entwicklung
und Freizeitangeboten sowie einem höheren
ländlichen Wohlbefinden. Zudem wurde betont,
dass die ländliche Entwicklungspolitik vom
Ansatz her multidisziplinär und von der
Umsetzung her multisektoral sein und eine klare
territoriale Dimension haben muss.
Das Rural-Alliances-Projekt hat wesentlich dazu
beigetragen, die Zahl der Menschen, die in
ländlichen Regionen leben und arbeiten, zu
stabilisieren oder zu erhöhen und ihr
wirtschaftliches und soziales Wohlergehen zu
sichern. Die Schwerpunkte des Projekts waren
wie folgt:

Bereitstellung ausreichender
Erwerbs- und Beschäftigungschancen,
um Einzelpersonen und Familien ein
weiteres Leben in ländlichen Regionen
zu ermöglichen

Unterstützung von Einkommens- und
Berufsgruppen bei ihrer Anpassung an
den wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen
und ökologischen Wandel

Schutz und Verbesserung der lokalen
Umwelt, Kultur und Tradition

Zugang ländlicher Gemeinden zu einem
angemessenen Dienstleistungs- und
Infrastrukturangebot

Erhaltung lebendiger nachhaltiger
Gemeinschaften mit einem breiten
Altersspektrum.
31
Partner
1
Brecon Beacons National Park Authority [UK]
Email: Richard Tyler ([email protected])
2
University of Wales, Trinity St David [UK]
Email: Dr. Jill Venus ([email protected])
3
Innovatiesteunpunt vzw [BE]
Email: Wim Ceulemans ([email protected])
4
Vlaamse Landmaatschappij (VLM) [BE]
Email: Goele Vercammen ([email protected])
5
Stichting Streekhuis Het Groene Woud & De Meierij [NL]
Email: Kees Margry ([email protected])
6
Huis van De Brabantse Kempen (NL)
Email: Paul Schellekens ([email protected])
7
Gemeente Lochem [NL]
Email: Mariska Mentink ([email protected])
8
Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Geographie (DE)
Email: Prof. Markus Hassler ([email protected] )
9
South Kerry Development Partnership Ltd. [IE]
Email: Sean de Buitlear ([email protected])
10
Comhairle Contae Mhaigh Eo (Mayo County Council) (IE)
Email: Patrick McHale ([email protected])
11
Maison de l’Emploi, de Développement, de la Formation et de
l’Insertion du Pays de Redon – Bretagne Sud (MEDEFI) [FR]
Email: Stéphanie Paris ([email protected])
12
Laval Mayenne Technopole (FR)
Email: Christian Travier ([email protected])