Tierarzt: «Bio Bauern wollen Antibiotika

Datum: 30.03.2016
Saldo
8024 Zürich
044/ 253 83 30
www.saldo.ch
Medienart: Print
Medientyp: Publikumszeitschriften
Auflage: 63'842
Erscheinungsweise: 22x jährlich
Themen-Nr.: 541.003
Abo-Nr.: 1008268
Seite: 12
Fläche: 99'146 mm²
Landwirtschaft
Tierarzt:
«Bio Bauern wollen Antibiotika»
Bio-Produkte wie
Fleisch, Milch und
Eier können von
Tieren stammen, die
mehrmals Antibiotika erhalten
haben. Niemand
weiss, wie viel
Antibiotika die BioBauern einsetzen.
Rund 6000 KnospeBauern produzieren
nach den Richtlinien von Bio Suisse. Ihre
Produkte werden unter Labels wie Coop Naturaplan,
Migros Bio, KAG Freiland,
Fidelio, Bio Natur Plus von
Manor, Biotrend von Lidl
oder Nature Suisse Bio von
Deutliche Worte findet
Mal pro Jahr Antibiotika er- biotika im Behandlungshalten. Lebt ein Tier weniger journal handschriftlich fest- auch ein Deutschschweizer
als ein Jahr - zum Beispiel halten. Das Journal werde bei Tierarzt, der anonym bleiein Masthuhn - darf es nur der jährlichen Kontrolle ge- ben möchte: «Die meisten
einmal Antibiotika bekom- prüft. Die Daten liessen sich Bio-Betriebe setzen nur
«technisch nicht erfassen marginal weniger Antibiomen.
Für jedes Antibiotikum und auswerten». Auch der tika ein als konventionelle
gibt es eine gesetzliche War- Bund weiss nicht, wie viel Betriebe.» Der Grossteil der
tezeit zwischen der letzten Antibiotika auf Bio-Höfen Bio-Bauern würde sich aus
finanziellen Gründen für
Behandlung und der Ge- zum Einsatz kommen.
winnung von Lebensmit- Gemäss dem Bundesamt die Bio-Landwirtschaft entteln, die von solchen Tieren für Lebensmittelsicherheit scheiden. Diese Bauern
stammen. Das Bio-Suisse- und Veterinärwesen wurden hätten kein Interesse an
Reglement verlangt generell im Jahr 2014 insgesamt rund pflanzlichen
Wirkstoffen.
doppelt so lange Warte- 50 Tonnen Antibiotika für «Sie wollen produktive Tiezeiten.
die Tiermedizin verkauft.
Christophe Notz vom ForErlaubt sind auch Antibiotika, die in der Human- schungsinstitut für biologimedizin zu den wichtigsten schen Landbau in Frick AG
re und verlangen deshalb
Antibiotika.» Laut dem
Tierarzt verabreichen BioBetriebe ihren Tieren präWirkstoffen gehören und sagt: «In den letzten Jahr- ventiv Antibiotika, obwohl
gefährliche Resistenzen för- zehnten hat sich der Einsatz dies verboten sei. «Die
dern können. Dazu zählen von Antibiotika als günstige Landwirte finden immer
Cephalosporine der dritten Lösung für Management- einen Tierarzt, der ihren
Aldi vermarktet.
Tieren Antibiotika verDie Vorschriften von Bio und vierten Generation und fehler oder als kurzfristige
Symptomunterdrückung schreibt.» Auch würden
Suisse regeln den Einsatz Fluorochinolone.
durchgesetzt.» Dank eines sich nur die wenigsten Bauvon Antibiotika. Demnach
ern an die doppelt so langen
dürfen Bio-Bauern kranke Kein Überblick über den strengeren Reglements sei
Wartezeiten nach AntibioTiere nur mit Antibiotika Antibiotikaeinsatz
im Bio-Landbau die Gefahr
tikabehandlungen halten,
behandeln, wenn sanfte Welche Mengen und welche für einen unverantwortweil das finanzielle EinbusMethoden nicht wirken. Die Antibiotika erhalten Bio-Tie- lichen Antibiotikaeinsatz
sen bedeuten würde.
präventive Verabreichung re? Bio Suisse weiss es nicht. «geringer». Trotzdem liesse
Einen Hinweis, dass auf
von Antibiotika ist verboten. Laut Sprecher Lukas Inder- sich der Antibiotikaeinsatz
Bio-Höfen
viele Antibiotika
Tiere gelten nur als bio, furth muss jeder Bio-Produ- auf Bio-Höfen um gut 30
eingesetzt
werden, lieferte
wenn sie nicht mehr als drei zent den Einsatz von Anti- Prozent reduzieren.
eine Stichprobe der Zeit-
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ARGUS der Presse AG
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schrift «Gesundheitstipp» behandelt werden könne.
(Ausgabe 4/12) vor vier Jah- Dies werde kontrolliert. Inren. Von zehn Schweizer derfurth: «Die Kontrollstel-
Bio-Poulets wiesen drei resistente Keime auf. Bei den
zehn konventionellen Pouletproben entdeckte das Labor bei vier Proben die gefährlichen Keime - also nur
unwesentlich mehr.
Bio Suisse bezeichnet die
Vorwürfe als «verleumderisch». Antibiotika dürften
nur auf Anordnung des
Tierarztes eingesetzt wer-
den, wenn die Krankheit
oder Verletzung mit natürlichen Heilmethoden nicht
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Urin und Nieren «stichpro- Grossverteiler nicht.
Am 13. April stimmt die
benartig» auf Medikamentenrückstände
getestet Delegiertenversammlung
le Bio-Inspecta hat im letz- würden. Auch die Migros
ten Jahr bei Tausenden von spricht von «regelmässigen
Kontrollen nur wenige Analysen» bei Bio-Produkkleinere Verfehlungen in ten. Bei erhöhten Rückständen Behandlungsjournalen den würden die Kontrollfestgestellt.»
stellen informiert. Der Be-
von Bio Suisse über neue
Einschränkungen für den
Antibiotikaeinsatz ab. Unter anderem sollen Wirkstoffe,
die auch in der
Humanmedizin zu den
wichtigsten Antibiotika gehören, nicht mehr zur
Erstbehandlung eingesetzt
werden können. Sagt die
trieb werde dann vertieft
Grossverteiler machen
geprüft. Sollte das Behandnur Stichproben
Die Grossverteiler räumenlungsjournal nicht korrekt
ein, dass ein Risiko besteht, geführt worden sein, würdass die Bauern nicht alle den Sanktionen wie Liefer- Versammlung Ja, gelten die
Antibiotikaeinsätze proto- sperren ergriffen. Wie oft neuen Bestimmungen ab
stattfinden dem nächsten Jahr.
kollieren. Coop sagt, dass Stichproben
und
nach
welchen
AntibioSabine Rindlisbacher
bei Naturaplan-Produkten
tika
gesucht
wird,
sagen
die
im Schlachthof Fleisch,
RESISTENTE KEIME
Diverse Übertragungsarten
Antibiotika sollen schädliche Bakterien im Körper
bekämpfen. Bei einem
übermässigen Einsatz in
der Human- und Tiermedizin werden die Medikamente gegen die Krankheitserreger jedoch
wirkungslos.
Resistente Bakterien
gelangen über mehrere
Wege vom Tier zum Menschen. Pflanzliche Lebensmittel können durch Gülle
oder durch Ausscheidungen im Abwasser und in
Gewässern kontaminiert
sein. Tierische Produkte
wie Fleisch, Milch und Eier
können die gefährlichen
Keime enthalten.
Reinhard Zbinden, Professor für Mikrobiologie an
eine zentrale «AntibiotikaVerbrauchsdatenbank»
geplant. Allerdings «sei mit
einigen Jahren zu rechnen,
bis sie vollumfänglich einsatzbereit sein wird».
der Uni Zürich, schätzt,
dass in der Schweiz bis zu
200 Patienten pro Jahr an
Infektionen mit resistenten
Bakterien sterben.
Trotzdem wird die Verwendung von Antibiotika in
der Schweiz nicht zentral
erfasst. Laut Bundesamt
für Lebensmittelsicherheit
und Veterinärwesen ist
Für das Forschungsinstitut für biologischen
Landbau ist eine zentrale
Datenbank «dringend notwendig». Nur so wisse
man, wo, bei welchen
Tieren und weshalb Antibiotika eingesetzt werden.
Skandinavische Länder
erfassten den Einsatz seit
Jahren zentral.
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