Nährstoffversorgung im Ökobetrieb mit und ohne Vieh Priv. Doz. Dr. J. DEBRUCK * Vorbemerkung Bei aller Würdigung des Ökologischen Landbaus verbleibt ein Makel: Er erntet zu wenig. Nach allgemeinen Angaben betragen die Verluste 30 – 40 Prozent und mehr. Nach jüngsten Erhebungen in Niedersachsen sind es zu Getreide - auf Intensivstandorten > 65 BZ = 30 – 40 Prozent - auf mittleren Standorten 30 – 65 BZ = 40 Prozent und - auf schwachen Standorten < 30 BZ = 50 – 55 Prozent, die im Vergleich zum konventionellen Anbau weniger geerntet werden. Bedeutsam neben der Größenordnung ist die Erkenntnis, dass mit zunehmender Bodengüte die grundsätzlich hohen Differenzen schmäler werden. Dies steht ganz im Widerspruch zur Beratung. Sie will den ökologischen Landbau auf den ärmeren Standorten favorisiert wissen, während den guten Böden die einträglichere konventionelle Wirtschaftsweise vorbehalten bleiben soll. Der Hinweis auf diese Problematik ist u.a. Anlass für eine noch zu treffende kritische Würdigung des ökologischen Landbaus in Abhängigkeit von der Standortgüte. Die Ursachen für das allgemein niedrige Ertragsniveau sind vielfältiger Natur und werden sich in ihrer Komplexität auch nicht im Einzelnen trennen lassen. Die Angaben aus der Praxis sind zwar reelle Größen, aber auch Ausdruck zusätzlicher witterungsbedingter und betrieblicher Unabwägbarkeiten. So sind beispielsweise der gesamte Pflegebereich und die Bestandsführung von der Saat bis zur Ernte Tagesentscheidungen. Nur selten sind die Betriebe in der Lage, sie zeitgerecht auszuführen. Die Betriebsgröße spielt hierbei eine ganz entscheidende Rolle. Auch manuelle Eingriffe bleiben den Betrieben in der Regel versagt. Tab. 1 Forschungseinrichtungen und Versuchstationen können wesentlich schneller reagieren und die Verlustquote somit geringer halten. In Tabelle 1 sind drei der im deutschsprachigen Beratung Ackerbau, Ökologischer Landbau, 35085 Ebsdorfergrund Raum bekanntesten Dauerversuche mit ökologischer Bewirtschaftung aufgeführt und ihre Leistungen zu Getreide und Kartoffeln angegeben. Sie liegen beim bekannten Schweizer DOK-Versuch und dem AK-Systemvergleich Eichhof, Hessisches Bad Hersfeld, beides Standorte mittlerer Bodengüte, bei einer Leistung um 70 – 75 Prozent bzw. 65 – 70 Prozent. Die Schwarzerde des seit 1993 laufenden KA-Versuches Bernburg demonstriert ihre Güte mit 80 – 90 Prozent. Die Gegenüberstellung mit den Praxisversuchen macht deutlich, dass durch termingerechtes und exaktes Arbeiten der Leistungsabfall um maximal ein Drittel verhindert werden kann. Die verbleibende Größenordnung ist nunmehr bereinigt und systembedingt. Der geschlossenen Betriebskreislauf – ein Wunschdenken Es ist davon auszugehen, dass der systembedingte Verlust zum überwiegenden Anteil in der nicht ausreichenden Nährstoffversorgung begründet liegt. Das kann zum einen mangelhafte Nährstoffzufuhr sein, ganz sicherlich trifft es aber auch für die begrenzte Verfügbarkeit der Nährstoffe aus organischen Düngern zu. Der Mangel widerspricht der These vom „weitgehend geschlossenen Betriebskreislauf“ im Ökolandbau. Nach Abbildung 1 verlassen mit den Verkaufsprodukten aus dem tierischen und pflanzlichen Sektor Nährstoffe das System. Der Austrag ist bei weitem größer als die Zufuhr über erlaubte Futter- und Düngemittel. Abb. 1 Der Originalität halber wird in Tabelle 2 eine der ersten, vom Darmstädter Institut für biologisch dynamische Wirtschaftsweise Anfang der 80er Jahre erstellten Nährstoffbilanzen in Biobetrieben mitgeteilt. Selbst bei einer gängigen Viehdichte von wenig mehr als 1GV/ha verbleibt ein Negativsaldo an N und K, während P weitgehend ausgeglichen zu sein scheint. Entscheidend ist hier weniger die Frage, ob der relativ niedrige N / K -Mangel Ursache für die bekannten Ertragsabfälle ist, als die Feststellung, dass er zur Widerlegung der genannten These ausreicht. Beratung Ackerbau, Ökologischer Landbau, 35085 Ebsdorfergrund Tab. 2 Nährstoffbilanzen in modernen Ökosystemen In Anlehnung an die Ausführungen zu Praxiserhebungen sollen nunmehr Ergebnisse aus Exaktversuchen, und hier der im Versuchsansatz am weitesten gehende Bernburger KASystemversuch, zur Ermittlung der Nährstoffflüsse einer nähren Analyse unterzogen werden. Ausgangspunkt nach Düngertabelle 3 ist der Ökobetrieb a3 mit 1 GV/ha mit einem Stallmistanfall von 90 dt bei 220 Stalltagen. Der Stallmist wird in einer 8feldrigen Fruchtfolge artgerecht verteilt. Zum Leistungsvergleich dient ein ebenfalls 8 Früchte umfassendes konventionelles Anbausystem a1. Es werden nur jene Nährstoffe in mineralischer Form sachgerecht zugeführt, die im Stallmist analytisch ermittelt sind. In gleicher Weise werden beide Anbausysteme mit 1,5 GV/ha als Optimalvariante gefahren. Diese Besatzdichte dürfte in der Praxis allerdings nur selten anzutreffen sein. Tab. 3 Auf guten Ackerstandorten ist der Anreiz für Ökobetriebe, ohne Vieh zu wirtschaften, verständlich. Man spricht derzeit von einer Größenordnung von ca. 40 Prozent. Das in Tabelle 3 vorgestellte viehlose System a2 wirtschaftet ebenfalls 8feldrig. Mit nur 2x Beratung Ackerbau, Ökologischer Landbau, 35085 Ebsdorfergrund Körnerleguminosen ist der Anbau in einem sonst völlig ungedüngten System extrem extensiv. Hinzu kommt, dass sowohl hier als auch in den übrigen Wirtschaften gänzlich ohne Zwischenfrüchte gearbeitet wird. Das Magdeburg-Hallesche Ackerland liegt im Zentrum des mitteldeutschen Trockenraumes mit Jahresniederschlägen von 450 – 500 mm. Sie lassen zwei Aufwüchse in einem Jahr nicht zu. Ökobetriebe ohne Vieh kommen bei genannter Wirtschaftsweise sehr rasch in negative N-Bilanzen. Vermögen Sie durch Bodengüte nicht überbrückt zu werden, kann der begrenzte Einsatz vom organischen Handelsdüngern durchaus gerechtfertigt sein; s. Var. a2/b2. Nährstoffzufuhr (Düngung) minus Nährstoffentzug ergibt die Nährstoffbilanz. Nährstoffentzug ist Erntegut x Nährstoffgehalt. Abb. 2 Um die Nährstoffflüsse in den verschiedenen Anbausystemen richtig bewerten und beurteilen zu können, ist zunächst die Kenntnis von den alles bestimmenden Erträgen unerlässlich. Sie sind in Abbildung 2 über die Laufdauer einer Rotation eingetragen. Die Aussagen sind eindeutig: - Die Systemunterschiede entsprechen den Erwartungen, die zweite Düngeintensitätsstufe (b2) bringt nicht den erhofften Zuwachs, die Wirkung der Hilfsdünger nimmt mit der Bewirtschaftungsdauer zu, die Differenzierung der Systeme wird bereits in den Umstellungsjahren vollzogen. Die Nährstoffentzüge nehmen einen vergleichbaren Verlauf. Das gilt auch nach Abzug der Düngung für die verbleibende Nährstoffbilanz. Sie ist ausnahmslos negativ. In Anlehnung an die durchschnittlichen Jahreswerte in Tabelle 4 werden die Salden bei der höheren Düngeintensität in b2 entsprechend geringer. Beratung Ackerbau, Ökologischer Landbau, 35085 Ebsdorfergrund Tab. 4: Nährstoffbilanz und Bodenreaktion KA-Versuch Bernburg, 1. Rotation System a1 konventionell 1,0 GV* 1,5 GV* a2 ökol. o. Vieh 0,5 GV** a3 ökolog. m. Vieh 1,0 GV*** 1,5 GV*** Ausgangssituation 1993 N K P kg/ha kg/ha mg/100g kg/ha mg/100g -45 -15 -70 -35 -35 -10 -55 - 7 -75 - 5 -50 -35 18,3 19,1 17,0 20,8 17,8 20,3 -10 - 5 -20 - 3 - 5 2 9,2 9,1 10,1 10,0 8,7 9,1 19,1 10,4 *) mineralisches Düngeräquivalent (DÄ) **) DÄ über organischen Handelsdünger ***) 90 dt/ha Stallmist/Jahr Nach Tabelle 4 ist festzustellen: • Alle Anbausysteme entziehen mehr Nährstoffe, als mit den Düngern zugeführt werden. Als Negativsaldo verbleiben - bei „ökologisch mit Vieh“ bis 35 N, 50 K und 5 P - bei „ökologisch ohne Vieh“ bis 70 N, 70 K und 20 P • Die verbreitete Annahme, dass viehhaltende Betriebe eine weitgehend ausgeglichene Nährstoffbilanz haben, trifft nur für die mittleren bis ärmeren Standorte zu, auf denen die Erträge 30 – 40 Prozent unter konventionellem Niveau liegen. • Die Nährstoffgehalte im Boden sind langfristig ein Spiegelbild der Nährstoffbilanzen. Sie zeigen an, dass, ausgehend von der Umstellung, die vorgenannten Negativbilanzen mittelfristig einen allmählichen Rückgang der untersuchten K/P-Werte bewirken. Nach einer Literaturstudie der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft kann das bis zur Versorgungsstufe B erfolgen. Sie wird für Ökobetriebe als optimal angesehen. In dieser Stufe geben die leichten Böden jährlich zwischen 10 und 15 kg/ha ab. Hier lautet die Empfehlung: Düngung nach Entzug. Dagegen haben sandige Lehme und Lehme eine K-Nettonachlieferung aus den Bodenreserven zwischen 50 und 70 kg/ha und Jahr. Diese Größenordnung entspricht den durchschnittlich jährlichen Entzügen und bedarf solange keines Ersatzes durch die Düngung, solange der Standort in der genannten Versorgungsstufe B bleibt. Bei Phosphor gibt es keine standortdifferenzierten Angaben, weil die Bodenarten keinen Einfluss auf diesen Nährstoff zeigen. In Anbetracht der wesentlich niedrigeren Salden bzw. Negativbilanzen scheint es bei P erst recht geraten, solange kein Phosphor zusätzlich zu düngen, solange die im 3-4jährigen Rhythmus zu wiederholende Bodenanalyse im Bereich 3,5 – 4,5 mg P/100 g Boden verbleibt. Eine der jüngsten Versuchsreihen zu dieser Thematik an der LLG Bernburg bestätigt diese Verhaltensweise: Nach 10 Jahren ohne P-Düngung blieben nicht nur die Bodengehalte weitgehend unverändert, auch eine in der Höhe gestaffelte Phosphatzugabe zeigte keinen Einfluss auf die Erträge. Beratung Ackerbau, Ökologischer Landbau, 35085 Ebsdorfergrund Zum Stickstoff (N) Kreislauf Es wird mit Recht unterstellt, dass der Nährstoffumlauf im Ökolandbau den wohl gravierensten Einfluss auf das Ertragsgeschehen ausübt. Nach den bisherigen Ausführungen haben die Grundnährstoffe daran den geringsten und nur schwer zu definierenden Anteil. Anders bei Stickstoff. Das Absetzen (= Absinken) der Ökosysteme gleich zu Umstellungsbeginn (s. Abb. 2) ist nicht nur eine Frage des absoluten N-Angebotes über der Düngung, gravierender noch ist die • Mineralisation und Pflanzenverfügbarkeit aus diesem Pool. So errechnet sich bspw. aus den Entzügen des Bernburger KAVersuches eine Verfügbarkeit des Stallmist-N von noch nicht einmal einem Drittel. Im ungünstigsten Falle trifft das auch für andere organische Festdünger, wie Hornmehle und Eiweißschrote, zu. In derartigen Situationen ist entscheidend, wieviel N der Boden jährlich mineralisiert. Auf guten Ackerstandorten können es 60 N und mehr sein. Sie sind in vielen Fällen ausreichend, Negativbilanzen abzudecken und das relativ hohe Ertragsniveau standortcharakteristisch zu halten (s. Tab. 4). Die ärmeren Sande haben diesen Rückhalt nicht und bleiben folglich ertraglich benachteiligt. Danach liegt es bei landwirtschaftlichen Ökosystemen also nicht am N-Angebot über welche Quellen auch immer (Wirtschaftsdünger, Eiweißschrote, Leguminosen-N u.a.) sondern an der N-Freistellung (=Mineralisation) aus diesen Quellen. Darüber wurden bereits Angaben gemacht. Im Folgenden sollen zum • N-Angebot als Input Angaben gemacht werden. Sie basieren auf empirischen Erfahrungen hinsichtlich der Fruchtfolgegestaltung und –versorgung, dem experimentiellen Nachweis über die Größenordnung der N-Quellen. Durchschnittliche Ackerbaustandorte, gekonnte Bewirtschaftung und damit erzielbare Erträge werden unterstellt. Tab. 5 Bei den N-Frachten aus dem Legumninosenanbau werden mit den Angaben in Tabelle 5 auf die jüngsten diesbezüglichen Untersuchungen zurückgegriffen. Sie demonstrieren zunächst den überragenden Stellenwert des Feldfutterbaus mit Klee-/Luzernegras. 100 N nach Futternutzung sind ein beträchtliches Kapital. Nach Grünbrache mit Mulchbewirtschaftung verdoppelt sich dieser Betrag nahezu. Diese Dimensionen vermögen zwei nachfolgende Ernten zu tragen. Folgen anschließend Kö-Leguminosen, werden mit 80 N eine weitere Ernte abgesichert. Stickstoff für weitere Fruchtfolgefelder muss vom Zwischenfruchtbau getragen werden. Beratung Ackerbau, Ökologischer Landbau, 35085 Ebsdorfergrund In Ökobetrieben mit Rindviehhaltung kann nach Tabelle 6 über Stallmist und eine geschickt dem Standort und der Bewirtschaftung angepaßte Fruchtfolge ausreichend N im Boden akkumuliert werden. Als Bewertungsmaßstab wird hier der jährliche Fruchtfolgedurchschnitt gewählt. Er beträgt für das in Tabelle 6 gewählte Bewirtschaftungsbeispiel 95 kg N pro Jahr. Es ist eine rechnerisch erstaunliche Größenordnung und entspricht dem mineralischen N-Aufkommen im Durchschnitt der konventionellen Betriebe. Zur N- Versorgung in Ökobetrieben mit Rindviehhaltung (0,8 GV/ha) - Pauschalangaben - Fruchtfolge Stallmist dt/ha N - Versorg. kg/ha Ertrag 180 - 160 90 70 120 150 200 120 60 60 80 250 80 30 - 330 200 120 60 95 355 45 75 285 650 265 370 95 55 75 1. Klee/ Luz.-Gras NEntzug kg/ha dt/ha NSaldo kg/ha 270 2. Klee /Luz.-Gras 3. Wi-Weizen 4. Roggen Klee-Unters. 5. Kö-Leguminosen 6. Wi-Weizen 7. So-Gerste /Hafer Ansaat für 1./2. Summe 560 Jährlich (1. – 7.) 80 pro Getreidefrucht 150 Tab. 6 Der Ökobetrieb ohne Vieh muss zwangsläufig mit weniger N auskommen. Selbst wenn er nach Tabelle 7 die gesetzlichen 11 Prozent Stillegung mit legumem Feldfutter eingrünt und mulcht, 1 mal KöLeguminosen im Anbau hat und im humiden Klimabereich ansonsten jede passende Stelle in der Fruchtfolge für Zwischenfrüchte nutzt, kommt er mit 65 N bestenfalls auf nur Zwei Drittel seines viehhaltenden Nachbarn. Damit erntet er 15 Prozent weniger Getreide. Das ist eine noch ansprechende Leistung im Hinblick darauf, dass sie von den Aufwendungen einer Viehhaltung befreit ist. Zur N-Versorgung in Ökobetrieben ohne Rindviehhaltung - Pauschalangaben – Statistischer Fruchtfolgeaufbau 1.Begrünte Rot. Brache 2. Wi-Weizen 3. Kartoffeln / Gemüse 4. Roggen 5. A-Bohnen 6. Wi-Weizen 7. So-Gerste Humide Klimagebiete (> 650 mm NS) Trockengebiete (< 500 mm NS) Gründg. Legum. Ertrag Entz. Saldo GD Legum. Ertrag Entz. Saldo (GD) N N N N N N kg/ha dt/ha kg/ha kg/ha kg/ha dt/ha kg/ha kg/ha Klee /Luz.180 180 Klee/ 180 180 Gras Luz. Wicken o. 80 60 100 160 65 90 90 Erbsen 300 120 40 250 100 -10 WeißkleeUs. Phac. /Senf Erbsen /So-Bl. Aussaat Rotat. Begrünung 60 45 60 40 - - 35 50 -60 80 30 - 120 80 30 - 20 - 40 65 -45 - 30 45 -90 200 350 Kö.Frü < 40 60 -90 60 50 80 100 KöLeg - - 35 60 40 - 220 420 Kö.Frü 45 80 40 Summe / Saldo 460 Jährlich 65 Pro Getreidefrucht 85 260 35 40 Tab. 7 Beratung Ackerbau, Ökologischer Landbau, 35085 Ebsdorfergrund Die N-Versorgung viehloser Betriebe in Trockengebieten mit weniger 500 mm Niederschlag ist problematisch. Das wenige Wasser lässt einen zweiten Aufwuchs im Jahr nicht zu. Zwangsläufig muss auf den N-spendenden Zwischenfruchtbau verzichtet werden. Stickstoff kommt jetzt nur noch von der begrünten Stillegung und dem aus Fruchtfolgegründen begrenzten Anbau von Futtererbsen und Ackerbohnen. Auf den leichteren Standorten mit niedrigerem pH wäre die Blaue Lupine eine zusätzliche Bereicherung. Die N-Akkumulation bei gewünschter Vielfeldrigkeit reduziert sich jetzt von 65 N in den zwischenfruchtbetonten Betrieben auf 35 kg N/ha und Jahr und damit um die Hälfte. Entsprechend gehen die Erträge von 85 % um weitere 10 % auf 75 Prozent zurück. Organische Handelsdünger Eine Bereitstellung von nur 35 – 40 N zu Getreide ist selbst auf guten Standorten zu wenig, um auf Dauer noch befriedigende Erträge zu erreichen. In solchen Situationen stellt sich die durchaus berechtigte Frage nach dem begrenzten Einsatz von organischen Zukaufdüngern mit der Hauptkomponente N. Von Verbandsseite her wird das nur ungern gesehen. Ohne deren Begründung einer Wertung zu unterziehen, mag nur das entgegengehalten werden: Wenn man sich schon durchgerungen hat, die viehlose Wirtschaftsweise zu tolerieren und den in Abb. 1 dargestellten Kreislauf um eine tragende Säule entblößt, sollte man diesen Betrieben generell auch die Möglichkeiten von Ersatzmaßnahmen zugestehen. Das Düngeäquivalent von 0,5 Dungeinheiten (DE), entsprechend 0,7 GV = 40 N, ist ohnehin niedrig genug, um in das Ökosystem einzugreifen. Auch ist der sparsame Einsatz durch den teuren Einkauf auf regulative Weise vorgegeben. In Tabelle 8 sind einige Düngerherkünfte mit ihren Preisen aufgelistet. Danach konzentriert sich das Interesse vorzugsweise auf Hühnermist aus Biohaltung und auf Vinasse als entzuckerte Rübenmelasse. Die bisherigen Schwierigkeiten der Vinasseanwendung in der zähflüssigen Ausbringung werden demnächst durch ein brauchbares Granulat behoben. Nachweislich besitzt Vinasse von allen bisher geprüften Biodüngern durch schnelle Umsetzung und Mineralisation im Boden den höchsten Ertragseffekt, nach Abbildung 3 auch bei niedrigen Gaben. Tab. 8 Fazit Der Nährstoff- und Faktorenkreislauf im ökologischen Landbau ist nicht geschlossen. Durch den Verkauf tierischer und pflanzlicher Produkte verlassen gewöhnlich mehr Nährstoffe den Betrieb, als durch Wirtschaftsdünger und Leguminosenanbau zugeführt werden. Der Einfluss auf die generell niedrigeren Erträge ist im komplexen Geschehen nur schwer abfassbar. Sicher ist, dass die Grundnährstoffe K, P und Mg nur einen sehr geringen Einfluss haben, solange sich die Böden noch im Versorgungsbereich B bewegen. Dominierend ist der Stickstoff. In rindviehhaltenden Betrieben, deren absolute N-Zufuhr über Wirtschaftsdünger, Feldfutter- und Zwischenfruchtanbau als rechnerische Größe mit bis zu Beratung Ackerbau, Ökologischer Landbau, 35085 Ebsdorfergrund 100 kg N/ha und Jahr dem Mineraldüngereinsatz in konventionellen Betrieben entspricht, ist der allgemeine Leistungsabfall von 30 Prozent und mehr sehr wesentlich durch die verminderte Wirksamkeit (= Mineralisation und Verfügbarkeit) des N-Pools bedingt. Absolute N-Engpässe gibt es in den viehlosen Betrieben, die in Trockenklimaten aus Wassermangel auf den Zwischenfruchtbau verzichten müssen. Der wirtschaftliche Einsatz organischer Zukaufdünger sollte hier freigestellt und gewährleistet sein. Abb. 3 Beratung Ackerbau, Ökologischer Landbau, 35085 Ebsdorfergrund
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