HINTERGRUNDTEXT Stadiongeschichte Offenbachs Legendäre Atmosphäre auf dem Bieberer Berg Alles begann 1921: Auf dem ehemaligen Exerzierplatz Offenbachs, dem Bieberer Berg, entstand eine Holztribüne für 1.200 Zuschauer. 1921: Erste Zuschauertribüne gibt Fußball in Offenbach ein Zuhause Fußballbegeisterung war zu dieser Zeit in nahezu allen Straßen Offenbachs spürbar und die Tribüne eine echte Attraktion. So fand das Eröffnungsspiel zwischen den 20 Jahre zuvor gegründeten „Offenbacher Fussballclub Kickers 1901 e.V.“ (OFC) und Wacker München vor unglaublichen 12.000 Zuschauern statt. Leder und Sport Die enge Beziehung der Offenbacher zum „runden Leder“ hat seinen Ursprung im 18. Jahrhundert, als sich die industrielle Lederproduktion Leder sportlich wie wirtschaftlich von großer Bedeutung ansiedelte und die Stadt weit über deutsche Grenzen hinaus als „Stadt des Leders“ bekannt machte. Zwar produzierte Offenbach hauptsächlich Kleidung und Accessoires aus Leder, doch die Liebe zu dem robusten Stoff übertrug sich auch auf den Sport. Heute erzählt das Offenbacher Ledermuseum von dieser großen Vergangenheit. Neben Maschinen und Musterstücken lassen sich dort alte Lederfußbälle und Lederfußballschuhe, die sogar auf dem Bieberer Berg zum Einsatz kamen, finden. Stadion mit Zukunft Nach 90 Jahren Fußballbegeisterung, Bangen, Jubeln, Teilsanierungen und Abrissgedanken steht das Stadion nun vor seiner größten Verände- Englische Stadionatmosphäre bleibt Offenbacher Wahrzeichen rung: dem kompletten Neubau. Ab Frühjahr 2011 baut die Paderborner Baufirma Bremer AG an alter Wirkungsstätte Tribüne für Tribüne ein modernes Stadion im englischen Stil mit vier allein stehenden Tribünen Seite 1 von 3 und Platz für ca. 20.500 Zuschauer. Im Detail sind etwa 10.100 Stehplätze, 10.500 Sitzplätze sowie Logen und ein Business-Club-Bereich vorgesehen. Nahezu einmalig in Deutschland ist, dass die Fans ganz nah am Spielgeschehen bleiben: Steile Tribünen, der hohe Stehplatzanteil und die Tatsache, dass die neue Haupttribüne nur sechs statt wie bisher 14 Meter vom Spielfeld entfernt ist. Das 25 Millionen teure Projekt ist so konzipiert, dass es schon heute den Anforderungen von DFB/DFL für die 1. Bundesliga genügt und ggf. stufenweise um weitere 2.700 Plätze ausgebaut werden kann. Mit Engagement und Herzblut Als in den 1990er Jahren die sportlichen Erfolge beim OFC ausblieben und so die finanziellen Mittel für die dringend notwendige Sanierung des Abriss oder Neubau – das Stadion steht jahrzehntelang auf dem Prüfstand in die Jahre gekommenen Traditionsstadions fehlten, stand das Stadion am Bieberer Berg kurz vor dem Aus. In der Folge erwog die Stadt den Verkauf oder sogar Abriss des Stadions. Die Aktion „Rettet den Bieberer Berg“ der Offenbach Post und Protestaktionen der Fans verhinderten dies und der OFC übernahm das Stadion in Erbpacht. Mit dem Geld der Rettungsaktion wurden die größten Baustellen behoben. Wie sehr Verein und Fans an „ihrem“ Stadion hängen, zeigte sich, als sie ohne Zögern nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Arbeitskraft in den Erhalt des Stadions investierten. So entstanden der OFC-Schriftzug auf der Südost-Tribüne und eine Anzeigentafel. Mit dem damaligen Aufstieg in die 2. Bundesliga stellte das Land Hessen zudem im Rahmen eines Sonderinvestitionsprogramms weitere 1,2 Millionen Euro für Reparaturen bereit. Parallel wurden verschiedene Zukunftsoptionen für das Stadion geprüft. Seite 2 von 3 Gemeinsamer Einsatz für die Fußballzukunft 2009 kam der Wendepunkt: Der Magistrat der Stadt beschloss den Stadion-Umbau. Mit der Zusage des Landes von 12 Millionen Euro wurde die Finanzierung des Baus weitestgehend gesichert – der wichtigste Schritt für das Projekt war getan. Außerdem wurden Land Hessen und Verkauf der Namensrechte an die Sparda-Bank geben entscheidende Impulse für das Bauprojekt die Namensrechte für 5 Millionen Euro an die Sparda-Bank Hessen verkauft und die Eigentumsübernahme vom OFC durch die Stadt beschlossen. Nur durch das langjährige und konsequente Engagement von Sport, Politik und Wirtschaft gibt es nun mit dem neuen Stadion wieder eine Zukunftsperspektive für den Profifußball in Offenbach. Die Legende Bieberer Berg Echte Fußballfans genießen die Spiele auf dem Bieberer Berg. Es ist eines der wenigen Stadien, in denen englische Stadionatmosphäre noch greifbar war und auch in Zukunft sein wird. Dazu gehören die Ein- Große Ereignisse prägen Vergangenheit und Zukunft des Bieberer Bergs zeltribünen, die in den 1950er Jahren errichtet wurden, oder der Rasen, für den der damalige Trainer Paul Osswald eigens nach England gereist war. Die legendäre Atmosphäre am Bieberer Berg wurde unterstrichen, als in den 1960er Jahren eine Flutlichtanlage mit zwei Masten gebaut wurde. Deren Helligkeit und die Anfeuerungsrufe der KickersFans erzeugten eine besondere Wirkung, der sich die Gastmannschaften nicht entziehen konnten. Ebenfalls unvergessen bei den Offenbachern ist der Aufstieg in die 1. Bundesliga 1968 oder der Triumph des OFC im DFB-Pokal 1969/70 gegen Köln. Das nächste Ereignis von großer Bedeutung für Offenbach und das Stadion liegt noch in der Zukunft: das Eröffnungsspiel der Kickers im neuen Sparda-Bank-HessenStadion gegen Bayer 04 Leverkusen im Sommer 2012. Ein wichtiger Schritt für die neue Heimat des Fußballs in Offenbach. Seite 3 von 3
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