Forum 1: "Kita-Räume pädagogisch gestalten"

22.01.2016
Räume = Bildungsräume
1. Raum als Dimension der ganzheitlichen
Bildungsförderung in Tageseinrichtungen für Kinder verstehen
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Räume sind 3. Erzieher (Malaguzzi 1971)
Räume sind 2. Erzieher (Krenz 2013)
Räume sind 1. Erzieher (Schäfer 2005)
Raum ist Medium der Gestaltung von gezielter Bildungsförderung (Fthenakis 2004)
Siegburg, 21. 01. 2016
Matthias Wilk / Dr. Christina Jasmund
2. Einflussfaktor Kita
Wird durch Erziehungsauftrag zu einem absichtsvoll gestalteten Bildungsort, der Lernprozesse professionell beeinflussten will.
Bildungspläne geben Hinweise zur Gestaltung der Lernumgebung, basierend auf didaktischen Prinzipien:  Anschaulichkeit
‐ Lebensweltbezug,  Individualisierung
‐ Aktivität
 Inklusion
‐ Partizipation
Frühpädagogische Ansätze haben konkrete Aussagen zur Raumgestaltung
 Rudolf Steiner (Waldorfpädagogik)
‐ Maria Montessori
 Reggio‐Pädagogik
‐ Freinet‐Pädagogik
 Pikler‐Pädagogik
‐ Situationsansatz
 situationsorientierter Ansatz
‐ Offener Ansatz
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3.1. Räume in pädagogischen Ansätzen
Waldorf‐Pädagogik:
Räume, Türen, Fenster und Durchgänge sind vieleckig, im ersten Jahrsiebt möglichst rund. Spielgeräte, Farb‐ und Materialwahl sind natürlich und bedeutsam
Montessori‐Pädagogik: Vorbereitete Umgebung Prinzipien: freie Wahl, Stille, begrenztes vMaterial
 angepasste Möbel für aktives Kind
‐ äußere Ordnung zur Orientierung
 offene Regale= Aufforderung
‐ hochwertiges selbsterklärendes Material
Reggio – Pädagogik Raum als 3. Erzieher „Kitas sind Werkstätten, in denen Kinder die Welt untersuchen und erforschen.“ Schillernde Aquarien, Piazza, Salòne, Restaurant, Werkstatt und Atelier als sinnes‐
anregende Welt und Sprechende Wände als Orte der Kommunikation.
Raum erfüllt zwei Hauptaufgaben: Er gibt den Kindern Geborgenheit (Bezug) und ist Herausforderung (Stimulation)
Funktionsräume in der Offenen Arbeit: Prinzip der Singularität des Angebotes
Bewegungsbaustelle/Sportpalast , Labor, Snoezelraum/Traumzimmer, Atelier, Kinderrestaurant/Mensa, Forscherzimmer, Bauraum, Musikzimmer, Wortwerkstatt
Theater/Kinderoper, Bibliothek etc. Siegburg, 21. 01. 2016
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3.2. Räume in pädagogischen Ansätzen
Situationsansatz: Lebensorte und Alltagsmaterialien der Kinder sind ihre Lernorte & Dinge ihrer Auseinandersetzung, ihres Kompetenzerwerbs 10 Raumregeln:
1. Räume werden von Kindern mitgestaltet. 2. Räume sind veränderbar. 3. In Räumen spielt sich Unterschiedliches gleichzeitig ab.
4. Häuser und Räume sind offen.
5. Räume machen unterschiedliche Kulturen sichtbar.
6. Räume passen sich Menschen mit Behinderungen an, nicht umgekehrt.
7. Räume sind umweltfreundlich.
8. In Räumen ist weniger mehr und Ästhetik erlaubt.
9. Räume sprechen alle Sinne an.
10. R. enthalten Material, das herausfordert« Siegburg, 21. 01. 2016
Situationsorientierter Ansatz
„(Lebens‐)Raum der Kinder ist der 2. Erzieher“ Räume wirken durch ihre »Materialien und Temperatur, Gerüche und Lichtquellen, Farben und Wände. Möbel und Beschaffenheit der Böden, Bilder und Pflanzen, Flächen und Spielmaterialien, Raumformen und ‐
höhen, Platz und Materialzuordnungen haben ständig ihren Einfluss auf die Vielfalt kindlichen Wohl‐ und Unwohlfühlens« (Krenz)
Kitas sind ohne die Außenräume und den sozialen Nahraum nicht denkbar. Denn Kinder streben nach zu erlebenden Einheiten zwischen Innen und Außen(‐räumen).
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4. Raumvorstellungen durch Eigenaktivität ausbauen, spielend konstruieren und sprachlich abstrahieren
Kinder erwerben im Bauspiel Grundlagen für räumliches Vorstellungsvermögen, dies hat Auswirkungen auf natur‐wissenschaftlich‐mathematische Kompetenzen in der Schule .
Raumwahrnehmung und sprachliche Anregung räumlicher Bezüge verbinden (z.B. hochklettern, runterklettern, reingehen, rausgehen, oben‐unten, neben, vorne‐hinten, klein‐groß, rechts‐links etc.)
Bei gleichen Möglichkeiten ist keine Genderrelevanz nachweisbar. (Verdinge, 2013) Räume werden durch eigene Bewegungsaktivität miteinander verbunden, Basis für die Konstruktion kognitiver Karten (basierend auf „Bewegungskripts“)
A) Karte des eigenen Zimmers
B) Karte der Wohnung
B) Karte der Kita
C) Karte des Weges von A nach B
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5. ästhetische (Raum‐)Kultur ausbilden
Architektur hat eine ethische und ästhetische Dimension:
 Architektur ist Erzieher der sich stärker ausdifferenzierenden Gesellschaft (Milieus), unterstützt Inklusions‐ bzw. Exklusionsprozesse. (Dangschat 2009)
 Ziel ist zuvor bestimmte Reaktionen hervorzurufen: Denken, Fühlen und Wollen werden als „Behavior Setting Programm“ beeinflusst. (Bär 2008)
 Architektur ist zweckdienliches Objekt, sinnliches Medium, Manifestation des Geistes. (Dahinden 2005)
 Architektonisch gestaltete Umwelten prägen unser Verständnis von räumlicher Kultur und ihren Werten.
Räume bilden!
Räume und Plätze der Kindheit sind „Startrampe“ der lebenslangen Interaktion mit Umwelten, der Kompetenz der Inbesitznahme und Gestaltung weiterer Räume.
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6. Einflussfaktoren von Lehr‐ und Lernprozessen
Kind / Gruppe
Lerngegenstand/ Lernumgebung
Pädagogische Fachkraft
Didaktik beschäftigt sich mit dem Verhältnis der drei Eckpunkte. Dafür gibt es diverse Ansätze, die unterschiedliche Gewichtungen vornehmen: bildungstheoretische Didaktik (Klafki ); lehr‐/Lerntheoretische Didaktik (Otto, Schulz); sozialpädagogische Didaktik (Schilling, Gängler, Jaszuz, Küls); Konstruktivistische Didaktik (Glaserfeld, Terhart, Reich) Siegburg, 21. 01. 2016
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7. Raum(um)gestaltung als einrichtungsspezifischer Prozess
Gesetzl. Grundlagen (KJHG, KiBiz, LVR) Bildungsgrundsätze
Trägerkonzept
Frühpädagogisches Fachwissen (Kind, Gruppe, Bildung, Familie),
pädagogischer Ansatz
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Konkrete Situation vor Ort
Struktur & wirtschaftl. Situation, Personal
soziokultureller Rahmen (Familien, Kommune)
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8. Den Raum als Bildungsort gestalten und als Erzieher nutzen
1. Nutzerspezifische Bedürfnisanalysen erstellen (Kinder, pädagogische und technische Mitarbeiterinnen, Eltern, Gäste etc.)
2. Gegenüberstellung von Bedürfnissen und vorhandenen Möglichkeiten zu ihrer Regulation
3. Abgleich mit Bildungs‐ & Erziehungszielen (Bildungsplan, pädagogischer Ansatz, Konzeption)
4. Definition von Veränderungsbedarf (räumlich, zeitlich, personell)
5. Abgleich mit dem Ist‐Stand (räumlich, zeitlich, personell)
6. Umsetzung der Veränderungen
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Raumzonen feststellen: • Wege, Durchgangszonen
• geschützte Flächen • sinnliche Rückzugsorte, Ruhebereiche
• Arbeits‐, Spielplätze
Schlüsselsituationen analysieren:
• Bring‐ und Abholphasen
• Übergangsphasen (An‐ und Ausziehen, Waschen, Zähneputzen)
• Mahlzeiten, Ruhezeiten
• Gemeinsame Gruppenaktionen
Veränderungsbedarf angehen!
• zeitlich, räumlich‐materiell, personell
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