Kreuzwegbetrachtung zum - Jahr der Barmherzigkeit im Bistum

Kreuzwegbetrachtung zum „Jahr der Barmherzigkeit“
1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt.
V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Oft sind Menschen unbarmherzig in ihrem Urteil über andere. Es
erfordert viel Barmherzigkeit, das Bild, das man sich von einem
Menschen gemacht hat, zum Positiven zu verändern.
Ich frage mich: Welchen Menschen begegne ich momentan eher
hart? Wer bräuchte ganz besonders meine Barmherzigkeit?
V: Barmherziger Herr Jesus Christus.
A: Erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Arbeitshilfe zum Hl. Jahr der Barmherzigkeit
Kreuzwegbetrachtung zum „Jahr der Barmherzigkeit“
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Es ist nicht immer einfach, das eigene Kreuz anzunehmen. Wenn wir
in unserem Leben mit einem schweren Kreuz konfrontiert werden,
sagen wir vielleicht: „Das schaffe ich nie!“ Dann brauchen wir ganz
besonders die Barmherzigkeit Gottes, einen Glauben, der uns mit
Gottes Hilfe an Schwierigkeiten herangehen lässt.
Ich frage mich: Welches Kreuz muss ich momentan annehmen? Bin
ich getragen vom Glauben an Gottes Barmherzigkeit?
V: Barmherziger Herr Jesus Christus.
A: Erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Auch wenn wir ein Kreuz in unserem Leben annehmen, kann uns
diese Last immer wieder niederdrücken. Manches wird doch
schwieriger als vermutet. Oft erfahren Leidende anstelle von
Barmherzigkeit und Güte eher Ungeduld und Unverständnis.
Ich frage mich: Wer sollte momentan mehr Geduld mit mir haben?
Wem müsste ich barmherziger und geduldiger begegnen?
V: Barmherziger Herr Jesus Christus.
A: Erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter
V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Geborgen zu sein in einer Familie oder Gemeinschaft, das gibt
Leidenden oft Kraft. Dennoch schmerzt es sehr, wenn Kinder die
Eltern oder Eltern ihre Kinder leiden sehen. Wir sind versucht, vor
unseren Angehörigen Schmerzen zu verbergen, weil wir ihnen das
nicht antun möchten – wie wir meinen! Dabei kann gerade der
Zusammenhalt in schwierigen Zeiten die nötige Kraft zum
Weitermachen schenken.
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Ich frage mich: Bedrückt mich momentan etwas, was ich meiner
Familie oder meinen besten Freunden eher verschweige? Bei wem in
meiner Nähe spüre ich, dass auf ihm oder ihr ein schweres Kreuz
lastet?
V: Barmherziger Herr Jesus Christus.
A: Erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
5. Station: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen.
V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Für Simon von Cyrene war Jesus ein Fremder. Dennoch hat er ihm
geholfen. Vielleicht deshalb, weil er anschließend wieder weggehen
konnte. Simon ist nicht bei Jesus geblieben. Die Sache war für ihn
abgeschlossen. Und es ist keineswegs unbarmherzig, wenn wir nach
unseren Kräften helfen, aber dann diese Aufgabe auch wieder
beenden und vertrauensvoll in andere Hände legen. Es ist sogar
wichtig, die eigenen Grenzen wahrzunehmen und anzunehmen.
Ich frage mich: Bei welcher Aufgabe stoße ich an meine Grenzen?
Bin ich bereit, auch selbst die nötige Hilfe in Anspruch zu nehmen?
V: Barmherziger Herr Jesus Christus.
A: Erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Anscheinend kannte Veronika Jesus, denn sie wagt sich ganz nahe
an ihn heran und reicht ihm ein Tuch, in das er sein wundes Gesicht
drücken kann. Sie stellt sich ihm – dem Leidenden – gegenüber und
bietet ihre Hilfe an. Auf keinen Fall will sie die Augen verschließen,
obwohl es sicher kein schöner Anblick war, dem gefolterten Jesus in
die Augen zu schauen. Veronika schaut nicht weg, sie handelt, ohne
eigens dazu aufgefordert zu werden. Ihre Barmherzigkeit siegt über
eventuelle Zweifel, ob das richtig oder falsch ist, was sie tut.
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Ich frage mich: Wo bin ich zupackend und spontan, wenn meine Hilfe
gebraucht wird? Kann ich einem Leidenden tröstend in die Augen
schauen?
V: Barmherziger Herr Jesus Christus.
A: Erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Ein Kreuz annehmen? Ja! Einmal enttäuscht werden? Ja, das
nehmen wir auch noch in Kauf. Aber kaum ist das eine Leid
überstanden, kommt schon wieder das nächste Unglück. Sind da
nicht Zweifel an Gottes Barmherzigkeit angebracht? Wenn wir - wie
Jesus - immer wieder hinfallen, weil uns das eigene Kreuz zu Boden
drückt, dann kann das Aufstehen schon schwierig werden. Dennoch
hat Jesus uns gezeigt, dass es wichtig und unerlässlich ist, sich
immer wieder neu aufzurichten – mit Gottes Hilfe!
Ich frage mich: Wer in meinem Bekanntenkreis erlebt solche
Rückschläge und braucht jetzt besonders meine Barmherzigkeit und
mein Gebet?
V: Barmherziger Herr Jesus Christus.
A: Erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen
V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Das Mitleid und die Tränen anderer können uns zeigen, dass
diese Menschen mit uns fühlen, wenn es uns schlecht geht.
Doch Jesus scheint dieses Mitgefühl abzuwehren mit den
Worten: „Weint nicht über mich, weint über euch und eure
Kinder!“ Vielleicht ist es aber keine Abwehr, sondern eher ein
Mitgefühl, das Jesus zurückschenken möchte, weil er weiß,
dass auch sie in ihrem Leben noch oft ein Kreuz tragen
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müssen. Und tatsächlich werden in unserem Leben oft die
Leidenden zu Tröstenden, weil sie bereits ihr Kreuz angenommen
haben und uns dazu ermutigen möchten.
Ich frage mich: Kann ich mich an eine Situation erinnern, in der ich
von einem Leidenden scheinbar mehr Trost erfahren habe als er von
mir?
V: Barmherziger Herr Jesus Christus.
A: Erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Ein oder zwei Mal hinfallen und wieder aufstehen, das kann man sich
gerade noch vorstellen. Aber beim dritten Mal wäre es nicht
verwunderlich, wenn sich jemand aufgibt und einfach liegen bleibt.
Wo soll die Kraft noch herkommen? Doch Jesus ist wieder
aufgestanden. Sein Glaube an den barmherzigen Vater hat ihn
vielleicht emporgezogen. Allein aus menschlicher Kraft wäre es doch
unmöglich, nach dem dritten Fall wieder aufzustehen, zumal die
körperlichen Kräfte nach dem langen und steilen Weg mehr und mehr
zu Ende gehen.
Ich frage mich: Was in meinem Leben drückt mich immer wieder zu
Boden? Wo würde ich am liebsten aufgeben, weil es ja doch keinen
Sinn hat, weiterhin meine Kraft in diese Sache zu investieren?
V: Barmherziger Herr Jesus Christus.
A: Erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt
V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Eines der schlimmsten Gefühle ist sicher, vor einer versammelten
Menschenmenge bloßgestellt zu werden. Wie nackt und elend fühlen
wir uns doch, wenn uns jemand mit harten Worten sozusagen die
Kleider vom Leib reißt – und das sogar manchmal nur wegen eines
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kleinen Fehlers, den wir begangen haben! Noch schlimmer ist es
dann, wenn höhnisches Gelächter oder überhebliches Kopfschütteln
dem Ganzen folgen. Und manchmal geschieht das sogar unter
Freunden, weil sie sich lustig machen über eine Sache, die der
Betroffene überhaupt nicht zum Lachen findet. Wie oft werden gerade
in unserer Zeit Menschen bloßgestellt aufgrund ihrer Herkunft,
Hautfarbe und Religion! Und auch ein unbarmherziges Verhalten
gegenüber Menschen, die sich schuldig gemacht haben, fühlt sich an
wie eine Bloßstellung und tut weh. Wir möchten es am eigenen Leib
niemals erfahren!
Ich frage mich: Wo bin ich unbarmherzig und stelle andere bloß?
Wann habe ich selbst Unbarmherzigkeit und Bloßstellung erfahren?
Für wen möchte ich jetzt besonders beten?
V: Barmherziger Herr Jesus Christus.
A: Erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt.
V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Hammer und Nagel gebrauchen wir dann, wenn etwas gut halten und
am besten nicht mehr getrennt werden soll. Das Festnageln hat etwas
Endgültiges an sich. Oft sind Menschen auch in ihrem Urteil sehr
endgültig. Es darf nicht mehr daran gerüttelt werden. Und es ist
beinahe unmöglich, die Sichtweise umzukehren. Wie Jesus am Kreuz
festgenagelt wurde, werden Menschen auf eine Tat oder einen
Ausspruch festgenagelt – manchmal sogar ohne Überprüfung, ob es
wirklich so war wie es scheint. Barmherzigkeit ist da kaum oder gar
nicht zu spüren.
Ich frage mich: Wo fühle ich mich festgenagelt? Was in meinem
Leben lähmt mich, weil ich aus der Sache einfach nicht
herauskomme?
V: Barmherziger Herr Jesus Christus.
A: Erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
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12. Station: Jesus stirbt am Kreuz
V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Vielleicht haben damals bei der Kreuzigung doch einige im Stillen
damit gerechnet, dass sich das Blatt noch wendet und Jesus vom
Kreuz heruntersteigt. Aber nein, im Gegenteil! Seine ganze
Menschlichkeit zeigte er noch einmal in seinem Sterben, indem er
ruft: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Diese
Worte, die gläubigen Menschen auch heute noch unter die Haut
gehen, bringen den Schmerz und die Machtlosigkeit Jesu zum
Ausdruck. Und mit Jesus sterben sämtliche Hoffnungen seiner
Freunde, die ihm nachgefolgt sind und auf seine Göttlichkeit vertraut
haben. Wie unbarmherzig scheint doch dieser Gott-Vater zu sein, der
seinen eigenen Sohn so grausam sterben lässt?! Doch die Finsternis,
die über das Land hereinbrach, ließ schon aufscheinen, dass dieser
Tod eine Besonderheit in sich birgt: Wir warten auf das Licht!
Ich halte nun kurz inne und lege das, was mich momentan bedrückt,
vertrauensvoll in Gottes Hände.
V: Barmherziger Herr Jesus Christus.
A: Erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
13. Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den
Schoß seiner Mutter gelegt
V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Es kann durchaus sein, dass sich Maria, als sie ihren toten Sohn in
den Armen hielt, den Leidensweg noch einmal vor Augen führte: die
Verurteilung ohne wirklich erkennbare Schuld; die Annahme des
Kreuzes; der lange und schwere Weg mit Fallen und Aufstehen sowie
mit verschiedenen Begegnungen und der Hilfsbereitschaft
unterschiedlicher Menschen; die hemmungslose Bloßstellung, das
Festnageln und schließlich das Sterben am Kreuz. Vielleicht war
Maria trotz aller Trauer um ihren Sohn erleichtert, dass er es nun
überstanden hat. Und sie durfte Abschied nehmen, sie konnte ihn
noch einmal in ihren Händen halten und ihren Tränen freien Lauf
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lassen. Vielleicht durfte sie auch spüren, dass ihre Hoffnung trotz
allem nicht sinnlos ist?
Ich frage mich: Wie geht es mir, wenn ich von Menschen, von Dingen,
vielleicht auch von einem Tier oder von einem wichtigen Abschnitt
meines Lebens Abschied nehmen muss – für unbestimmte Zeit oder
auf Dauer? Kann ich auf die Barmherzigkeit Gottes vertrauen, dass
jeder Abschied einen tieferen Sinn hat?
V: Barmherziger Herr Jesus Christus.
A: Erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
14. Station: Jesus wird in das Grab gelegt
V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.
A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Ein Grab ist eine Stätte, an der wir uns erinnern können. Und für viele
ist es wichtig, diesen Erinnerungsort zu schmücken und mit Blumen
zu bepflanzen. Das neue Leben, das dann heranwächst, weist uns hin
auf unsere gläubige Hoffnung, dass dieses irdische Dasein zwar mit
dem Tod endet, aber zu einem neuen Leben bei Gott erwacht. Das,
was unsere Verstorbenen an Liebe und guten Werken
weitergeschenkt haben, stirbt niemals ganz, sondern es darf fortleben
in unserer Erinnerung und in dem, was aus diesen Taten der
Barmherzigkeit erwachsen und erblüht ist. Und mögen all die
Schwierigkeiten und irdischen Schwächen ein gutes Ende finden bei
unserem barmherzigen Vater, der uns liebt und annimmt so wie wir
sind.
So beten wir gemeinsam: Barmherziger Herr Jesus Christus. Du
bist den Weg des Leidens und Sterbens gegangen, um zu zeigen,
dass dein und unser himmlischer Vater ein Herz für uns
Menschen hat. Du hast uns den barmherzigen Vater vor Augen
geführt und willst, dass auch wir barmherzig miteinander
umgehen. Für all die Unbarmherzigkeit unserer Zeit bitten wir
dich von Herzen: Erbarme dich über uns und über die ganze
Welt. Amen.
(2016 – Text und Foto: Marlene Goldbrunner)
(Foto: Kreuzwegstation aus der Pfarrkirche Marklkofen)
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