Predigt am 20.9.2015 in Steinenbronn Thema: Durst nach Leben

Predigt am 20.9.2015 in Steinenbronn
Thema: Durst nach Leben
Predigttext: Offb 21,5-7
Marc Stippich
Liebe Gemeinde,
„Nobody knows.“ Keiner kann das nachfühlen, wie schlecht es mir
geht. Was für einen Berg an Anstrengungen ich vor mir habe.
„Nobody knows.“ Kennen Sie solche Gedanken und Gefühle!
Viele Menschen kennen das.
Und es ist auch so, dass das Schicksal bei manchen heftig, brutal
zuschlägt. Wenn Krankheit und Tod nahen, vor der Zeit, mit der wir
eigentlich gerechnet haben. Wenn wir in Existenznöte kommen.
Keiner versteht es, keiner kann das nachfühlen.
„Nobody knows but Jesus.“ Keiner, bis auf Jesus.
Wer diese vier Worte von Herzen singt,
kann immer eine große Geschichte erzählen.
Ursprünglich ist das Lied eine ergreifende Klage über die Leiden der
Sklaverei gewesen. Und seit damals haben sich viele Menschen die
Worte dieses Liedes zu eigen gemacht und haben ihr persönliches
Leiden hineingelegt. Und ihre Hoffnung: Einer kann helfen: Jesus.
Die unter uns, für die
die Beziehung zu Jesus eine tragende Säule in ihrem Leben darstellt,
werden nicken. „Ja, er kann helfen!“
Aber andere, die das hören, wundern sich:
„Ist das nicht zu kurz gegriffen?
Und wie kann ich auf einen vertrauen, der sich mir nicht sichtbar
zeigt?“
Gott sagt: „Ich bin die lebendige Quelle.“
Jesus sagt: „Ich bin das lebendige Wasser.“
Aber wir sehen diese Quelle nicht vor unseren Augen!
Diese Anfrage rührt an eine Problemstelle im Leben aller Menschen,
an ein Geheimnis des Lebens.
Denn:
Wir wissen nicht so ohne weiteres, woher wir sind, wie wir sind.
Was uns im Leben wirklich trägt.
Ob wir glücklich, mutig und tatkräftig ins Leben hineingehen, oder ob
zweifelnd und ängstlich,
reserviert gegenüber den Menschen und unsicher in unserer Seele,
das ist ein großer Unterschied.
Und es gibt solche und solche unter uns.
Manche haben ungeheuren Durst nach Leben, andere leben
unbekümmert in den Tag hinein.
Woher kommt das?
Vieles, was in unserer Vergangenheit, in unserer Prägung liegt, ist uns
unbekannt. Die ersten Lebensjahre sind die prägendsten, sagt man,
aber wir selbst wissen so ungeheuer wenig über diese Jahre,
die für uns so wesentlich sind.
Es ist eine Tatsache,
dass wir zu den Faktoren,
die unser Leben ganz entscheidend bestimmen,
so gut wie keinen Zugriff haben.
Sie liegen im Verborgenen, und trotzdem sind sie da.
Und so ist es auch mit Gott. Er ist verborgen und trotzdem da.
Wir kommen von ihm her, aber wir sehen ihn nicht einfach vor uns.
So, wie das Wasser, das den Neckar hinunterfließt nach Norden,
ja auch die Neckarquelle nicht vor Augen hat,
sondern die liegt von Tübingen aus gesehen knapp 100 km südlich.
In der Bibel erfahren wir viel über Gott und
inwiefern er die Quelle unseres Lebens ist.
Er hat uns ins Leben geliebt.
Er hat uns begabt und die Fähigkeit gegeben,
das Leben mit seinen Widrigkeiten zu bestehen.
Er ist an jeder Wegstrecke des Lebens mit dabei,
wenn wir das wollen,
und wird uns Kraft, Mut, Durchhaltevermögen,
aber auch Freude und Hoffnung geben, immer wieder.
Er wartet darauf, dass wir den Kontakt zu ihm suchen.
Aber, wer unbekümmert in den Tag hineinlebt, braucht das nicht,
den Kontakt mit Gott.
Und wer vom Leben gezeichnet nach Strohhalmen schaut,
an denen er sich festhalten kann, nimmt meist den erstbesten.
Was drängt sich uns nicht alles als Problemlöser auf…
Nur – viele der erstbesten Lösungen,
die Menschen aus Verzweiflung oder auch aus Bequemlichkeit
suchen, führen hinein in irgendeine Sucht.
Sucht kommt von Suchen.
Aber wer Suchtmittel nimmt,
hat sich nicht wirklich auf die Suche nach dem gemacht,
was ihm helfen kann,
sondern er wollte die Suche bloß abkürzen.
Man hat irgendein Problem, dem man sich nicht gewachsen fühlt und
sucht einen Ausweg.
Der Ausweg aber beschert einem oft noch mehr Probleme.
Denn wer süchtig ist,
für den werden auch die kleinen Probleme
immer mehr zu übergroßen –
und mit der Sucht gesellt sich ein neues großes Problem dazu.
„Dabei bin ich doch da“, ruft Gott.
„Bei mir ist die Quelle eures Lebens. Und ihr lasst mich links liegen
und wollt euren Lebensdurst da löschen, wo kein Wasser ist…“
Ich möchte es einmal ganz nüchtern und klar sagen:
Den Problemen, die das Leben bringt, ins Auge zu sehen, ist oft
wirklich nicht einfach. Aber alle Auswege, die uns einfach Lösungen
versprechen, werden uns noch weit mehr Probleme bereiten.
Gott kann uns helfen, die Dinge in unserem Leben anzugehen,
die nicht so einfach sind. Er ist dazu bereit.
Aber auch da bin ich ganz nüchtern:
Es geht auch nicht so mir nichts dir nichts,
Gottes Kraft in unserem Leben zum Zug kommen zu lassen.
Ich muss mich wirklich auf ihn einlassen wollen.
Ich muss ihn
1. zunächst kennenlernen,
wissen, wie er mich sieht, was er über mein Leben denkt.
Und das kostet Zeit: z.B. sonntagsmorgens um 10 hierher in den
Gottesdienst zu kommen. Und
2. muss ich mich dann auf ein Leben mit ihm einlassen wollen.
Ihm sagen: „Ja, mein Gott, du sollst mitreden können. Ich will lernen
zu vertrauen, dass du mir Gutes tun wirst.“
Und schließlich
3. übe ich mich darin, im Gespräch mit ihm meine Probleme vor ihn
zu legen. Und darauf zu vertrauen: Er wird mir die nötige Kraft geben,
sie anzugehen, mit ihm unsichtbar an meiner Seite.
Das geht nicht einfach so nebenher.
Das geht nicht so mir nichts dir nichts.
Andreas Malessa hat einmal über den Weg mit Gott gedichtet:
„Sein Weg ist kein Spaziergang, das Ziel scheint oft so weit.
Und vieles, was Gott tut, seh ich nicht ein.
Ich kenne dunkle Tage, mit Schmerzen, Angst und Leid.
Doch Gott spricht zu mir: Du bist nicht allein.“
Aber wenn – wenn wir uns auf ein Leben mit Jesus einlassen,
wenn wir das loslassen,
an was wir uns bisher im Leben geklammert haben,
wenn wir uns fallenlassen in seine Hände,
wenn wir dieses Vertrauen wagen:
Das wird unser Leben verändern. Von Grund auf.
Paulus schreibt: Ist jemand in Christus, dann ist er wie neu
geschaffen. Was er früher war, ist vorbei; etwas ganz Neues hat
begonnen.
Ich möchte uns einen Text aus dem Buch der Offenbarung lesen,
Offenbarung 21,5-7:
5 Dann sagte der, der auf dem Thron saß: Seht, ich mache alles neu.«
Und er befahl mir: »Schreibe die Worte auf, ´die du eben gehört
hast`! Denn sie sind wahr und zuverlässig.« 6 Dann sagte er zu mir:
»Nun ist alles erfüllt. Ich bin das A und das O, der Ursprung und das
Ziel ´aller Dinge`. Wer Durst hat, dem werde ich umsonst von dem
Wasser zu trinken geben, das aus der Quelle des Lebens fließt. 7 Alle,
die durchhalten und den Sieg erringen, werden dies als Anteil von mir
erhalten: Ich werde ihr Gott sein und sie werden meine Söhne und
Töchter sein. «
Das ist ein Wort Gottes, das er am Ende aller Zeiten spricht,
wenn er einen neuen Himmel und eine neue Erde geschaffen hat.
Drüben, in der anderen Welt, da werden wir frei sein von vielem, was
uns hier belastet.
Aber: Was wir hier hören und lesen, ist nicht bloß Zukunftsmusik.
Das neue Leben beginnt schon hier unter uns.
Überall dort, wo Menschen sich von ganzem Herzen
auf Gott einlassen.
Die Taufe ist eigentlich ein Zeichen dafür, dass man ein neues Leben
mit Gott beginnt. Und Gott spricht einem dadurch zu, dass dieses
neue Leben mit dem Tod nicht endet, sondern darüber hinausgeht.
Überall dort, wo Menschen sich von ganzem Herzen
auf Gott einlassen, beginnt dieses neue Leben.
Auf eine Sucht muss man sich auch völlig einlassen.
Von ganzem Herzen.
Aber man wird früher oder später bitter enttäuscht.
Auf alles, wovon man sich im Leben tragen lassen will,
muss man sich so ganz und gar einlassen.
Glauben wir, dass Gott uns tragen kann?
Dass er unser Leben umfängt –
dass wir von seiner Liebe herkommen und
dass es sich lohnt, ihm wieder entgegen zugehen,
auch wenn dieser Weg kein leichter sein wird?
Wir sind ja nicht allein.
Er steht hinter uns, und er kommt uns entgegen.
Gott - Quelle unseres Lebens.
Er gibt Wasser, das unseren Lebensdurst stillen kann. Amen.