Mittwoch, 10. Juni 2015 / Nr. 131 Obwalden Nidwalden NEUE LUZERNER ZEITUNG NEUE ZUGER ZEITUNG NEUE NIDWALDNER ZEITUNG NEUE OBWALDNER ZEITUNG NEUE URNER ZEITUNG 17 BOTE DER URSCHWEIZ Psychiater gehen auf Angehörige zu SARNEN Die Psychiatrie Ob- und Nidwalden bietet ab August Treffen für Angehörige an. Sie sollen sich informieren und austauschen können. so Hubert Lother. Ausserdem sollten die Treffen einen Austausch ermöglichen, so der Anspruch. Im Gegensatz zu einer Selbsthilfegruppe müssten sich die Angehörigen aber nicht selbst organisieren. Beim «Es ist unser Bestreben, dass die Stigmatisierung aufhört.» MARION WANNEMACHER [email protected] Früher habe das Fachpersonal immer so ein bisschen in dem Ruf gestanden, die Angehörigen eines psychisch Erkrankten nicht mit einzubeziehen. Das habe sich geändert, sagt Hubert Lother von der Teamleitung des vierten Stocks (Tagesklinik, Bettenstation und Integration). «Heute arbeitet man systemisch und schaut gemeinsam, beispielsweise mit Partner und Kindern, nach Lösungen», so Lother. Ängsten entgegenwirken Ein weiterer Schritt in diese Richtung soll die Einrichtung einer Gruppe für Angehörige und Interessierte unter Leitung von Ärzten und Pflegefachleuten sein. «Unser Bestreben ist es, durch gezielte Information der Stigmatisierung entgegenzuwirken, aber die Patienten H U B E RT LOT H E R , TEAMLEITUNG Hubert Lother (rechts) bespricht das Filmpodium mit Mitarbeitern in der alten Cafeteria des Kantonsspitals Obwalden. PD auch so zu stärken, dass sie zu ihrer Krise oder ihrer Krankheit stehen können», sagt Lother. Angehörige psychisch Erkrankter hätten häufig eine Reihe von Fragen, Ängsten und Unsicherheiten. Es gehe um die Sorge, dass jemand gar nicht mehr gesund werde, oder um Fragen wie «Wovon sollen wir leben?», wenn beispielsweise der Partner die Arbeit verliere. Bei Suchterkrankungen stehe die Frage nach dem richtigen Umgang mit dem Betroffenen im Vordergrund. «Angehörige können sich ausserdem informieren über Medikamente, wie ein Aufenthalt in der Psychiatrie abläuft und wie es danach weitergeht.» Die Themen in der Gruppe würden die Teilnehmer selbst bestimmen, Angebot handelt es sich um eine Leistung der Psychiatrie, die für die Teilnehmer gratis ist. «Es ist ein Pilotprojekt, das einmal im Monat am letzten Donnerstag für eine Stunde angeboten wird.» Sollte das Bedürfnis grösser sein, könnten die Treffen auch 14-tägig stattfinden, stellt der Sozialpädagoge in Aussicht. Solche Angehörigengruppen seien übrigens im Trend, hält Hubert Lother fest: «Sonst bieten sie grosse Kliniken an.» Zur Frage, ob die Angehörigen nicht Angst davor hätten, sich im kleinräumi- gen Obwalden mit derart persönlicher Betroffenheit «outen» zu müssen, sagt Hubert Lother: «Wir werden uns in der alten Cafeteria treffen, sodass die Anonymität gewährleistet ist. Es ist ausserdem unser Bestreben, dass die Stigmatisierung aufhört. Psychische Erkrankungen sind Krankheiten wie andere auch.» Filmpodium zum Thema Auf das Thema Angehörige und das soziale Umfeld psychisch erkrankter Menschen will die Psychiatrie Ob- und Nidwalden Mitte Juni mit einem Filmpodium aufmerksam machen. Im Anschluss an einen Film werden Fachpersonen und Betroffene über ihre Erfahrungen berichten. Darunter sind Thomas Ihde-Scholl, Chefarzt der psychiatrischen Dienste in Interlaken, Theres Meierhofer-Lauffer als Präsidentin von Curaviva Obwalden und Angehörige sowie Psychologin Ursa Sigrist und als Betroffene Claudia Schmidiger. HINWEIS Die Angehörigengruppe für Ob- und Nidwaldner trifft sich ab Donnerstag, 27. August, von 18 bis 19.30 Uhr und von da an jeden letzten Donnerstag im Monat in der alten Cafeteria des Kantonsspitals Obwalden, Sarnen. Zum Thema gibt es auch ein Filmpodium am Dienstag, 16. Juni, um 19 Uhr im Vortragsraum Melchaa im Kantonsspital Obwalden, Sarnen. Achereggbrücke wird rundum erneuert NIDWALDEN Die Arbeiten zur Sanierung der Achereggbrücke sind in vollem Gange. Zurzeit wird unter anderem die Betonkonstruktion in Stand gesetzt. MARTIN UEBELHART [email protected] Auf der Fahrbahn Richtung Hergiswil ist der rohe Beton zu sehen. An mehreren Orten klaffen Löcher, durch die die Arbeiter in die Hohlkästen darunter steigen können. In einer Art Zelt sind Bauarbeiter damit beschäftigt, mit Höchstwasserdruck die oberste Schicht des Betons zu entfernen. «Mit bis zu 2000 Bar Druck wird hier gearbeitet», sagt Niklaus Studer. Der Bauingenieur ist beim Nidwaldner Tiefbauamt für die Kunstbauten zuständig und leitet das Sanierungsprojekt. Beschädigte Stellen abgetragen «Das Tausalz und die wachsenden Belastungen setzen dem Beton zu», erklärt er. Diese beschädigten Stellen würden abgetragen und dann mit einem speziellen Mörtel reprofiliert. Das Wasser gelangte bis zu den Armierungseisen, sodass diese korrodierten. Dabei kann es zu Abplatzungen am Beton kommen. Die Beschädigungen seien unterschiedlich ausgeprägt: «Bei den Fahrbahnübergängen kann das Wasser tiefer eindringen als anderswo. Entsprechend müssen wir mehr ausbessern und in Stand setzen. Bei anderen Stellen, zum Beispiel in den Hohlkästen, ist keine Sanierung erforderlich. Am Schluss erhält der Beton eine Beschichtung, die ihn vor den Einflüssen von Wasser und Luft schützt.» In weiteren Bauphasen werden dann die Gelenkverstärkungen der Brücke erneuert und unterhalb der Konstruktion Stahlverstärkungen angebracht. Bereits 2010 habe man mit Untersuchungen an der Brücke begonnen. «Im Laufe dieser Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Brücke stärker beschädigt ist, als man in den Jahren zuvor bei visuellen Beurteilungen angenommen hat», sagt Niklaus Studer. Die Brücke bleibt als wichtiges Nadelöhr zwischen Hergiswil und Stansstad während der Bauphasen einspurig befahrbar. Eine Lichtsignalanlage regelt den Verkehr. «Zu Beginn der Arbeiten waren zusätzlich Verkehrsdienstmitarbeiter im Einsatz», so Niklaus Studer. Deren Aufgabe sei es in erster Linie gewesen, eine Blockade der Kreisel an beiden Enden der Brücke zu verhindern. Später habe der Verkehrsdienst mehr von aussen das Verhalten der Automobilisten beobachtet und wenn nötig «Das Tausalz und die wachsenden Belastungen setzen dem Beton zu.» N I K LAU S ST U D E R , P R O J E KT L E I T E R eingegriffen. «Im Moment probieren wir aus, wie es ganz ohne Verkehrsdienst funktioniert», sagt der Projektleiter. Kein alltägliches Projekt Die Sanierung sei aufwendig, aber laufe bisher problemlos, sagt Studer. «Wir sind beim Zeitplan und bei den Kosten auf Kurs.» Gleichwohl sei es für Nidwalden kein alltägliches Projekt. «Es gibt nicht viele Projekte dieser Art, bei denen wir den Unterhalt machen müssen.» Die Sanierung der 1964 eröffneten Brücke kostet gut 11 Millionen Franken. 96 Prozent der Kosten trägt der Bund, der Rest verbleibt dem Kanton. Die erste Hälfte der Bauphase dauert bis Herbst. Von März bis Oktober 2016 folgen die Kantonsstrasse Richtung Stansstad und das Trassee der Zentralbahn. Neben den beiden Hauptbauphasen werden zusätzlich fünf kleinere einwöchige Bauphasen genutzt, um die Provisorien zu erstellen respektive zu entfernen und die Unterführung und die beiden Trasseeabschnitte in Stand zu setzen. Mit Höchstwasserdruck wird die oberste Schicht des Betons entfernt. Bild Corinne Glanzmann
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