12 Mittwoch, 13. Mai 2015 KULTUR REGIONAL Auf der Gefühlsachterbahn Termine Madison Bleed unplugged Die Heilbronner BandMadison Bleed präsentiert Lieder und traditionelle Bluessongs ohne Strom am Mittwoch, 21.30 Uhr, in der Musikkneipe Red River, Neckarsulmer Straße 40. HEILBRONN Yasin Mystery im Redblue Yasin’s Mystery Experiment bietet Hypnose, Pyrotechnik, Zauberei, Stunts und Comedy am Mittwoch, 20 Uhr, im Redblue Intersport Messezentrum in der Wannenäckerstraße 50. Karten gibt es beim Reisebüro Böhm oder an der Abendkasse. HEILBRONN Filmkunstreihe im Scala In der städtischen Filmkunstreihe zeigt das Scala-Kino am Mittwoch, 20.30 Uhr, den deutsch-arabischen Spielfilm „Das Mädchen Wadjda“. Der Film erzählt die Geschichte einer Zehnjährigen, die sich gegen alle Widerstände und Konventionen ein Fahrrad wünscht. Eintritt fünf Euro. NECKARSULM Comedy mit Özcan Cosar Wenn Özcan Cosar die deutschen und türkischen Befindlichkeiten unter die Lupe nimmt, gehts richtig lustig zu. Hemmungslos gelacht werden darf am Donnerstag, 20 Uhr, beim Neckar-CupTurnier auf der Tennisanlage am Trappensee. Özcan Cosar hat Zahnarzthelfer gelernt, erhielt als Breakdancer den Deutschen Meistertitel und bewegte sich durch die GastroSzenen, um sich anschließend als Schauspieler, Musiker und Moderator zu versuchen. HEILBRONN ANZEIGE ■ Media Markt HEILBRONN Von Gerhard Walther Z ieht euch warm an: Kein guter Tipp für einen strahlend sonnigen Muttertag. Soll es auch nicht sein. Denn diese Zeile steht für die deutsche Verballhornung des bekannten „Lied der Wolgaschlepper“. In seiner ebenso konzisen wie informativen Einführung zum letzten Saisonkonzert des Heilbronner Sinfonie Orchesters singt Lothar Heinle das Lied in der Harmonie Heilbronn sogar auf Russisch vor. Nur für den Fall, dass es jemand nicht kennt. Denn es ist doch ein so wichtiges Motiv für die symphonische Dichtung „Stenka Rasin“ (1884) von Alexander Glasunov. Das Programm zur Musik liest sich wie ein Filmdrehbuch, und wie Filmmusik packt das Orchester unter der antreibenden Leitung von Peter Braschkat das Stück an. Immer wieder werden Motive des Schlepperliedes variiert, am Horizont rückt die zaristische Flotte heran, während der Freiheitskämpfer und Pirat Stenka Rasin nur Augen für die unlängst erbeutete Tochter des Schahs hat. Letztes Saison-Konzert des Heilbronner Sinfonie Orchesters mit der ausgezeichneten Pianistin Anna Zassimova in der Heilbronner Harmonie. nov feinste Orientalismen in den Holzbläsern. Um seinen Männern neuen Mut für die klanggewaltig angedeutete Seeschlacht zu geben, opfert Stenka Rasin schließlich sein Liebstes: Er lässt die persische Prinzessin über Bord werfen. Tragisch spielt das Orchester mit diesem Konflikt, lässt keine Facette der Gefühlsachterbahn unbeleuchtet. Der vor 100 Jahren verstorbene Alexander Skrjabin wird nicht immer auf Anhieb mit gefälliger Musik in Verbindung gebracht. Da fallen gerne Stichworte wie übersteigerter Mystizismus und prometheische Fantasien. Nichts von alledem in * in Teilaufauflagen HEILBRONN · AM EUROPAPLATZ TEL. 07131-1850 · FAX 07131-185150 Theaterclub 4 spielt HEILBRONN Zur Premiere seines Stü- ckes „Ich bin mein Himmel und meine Hölle“ lädt der Theaterclub 4 des Heilbronner Theaters am Freitag, 20 Uhr, in die Boxx. Dieses Zitat aus Schillers „Räubern“ hat die 14 Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 28 Jahren inspiriert, sich intensiver mit diesem Klassiker auseinanderzusetzen. Nach der Premiere gibt es noch zwei weitere Vorstellungen am Sonntag, 15 und 18 Uhr. Complete Clapton Zum 70. Geburtstag des Ausnahmegitarristen Eric Clapton hat sich die Tribute Band Complete Clapton formiert. Das Premierenkonzert der achtköpfigen Band am Samstag im Club Ebene 3 im K3 beinhaltet Stücke aus allen Bandetappen Eric Claptons. Die Band ist klassisch groß besetzt: zwei Gitarren, Leadgesang, Backgroundgesang, Bass, Schlagzeug, Piano und Hammondorgel. Beginn: 20.30 Uhr. Karten (zehn Euro) an der Abendkasse. HEILBRONN Redaktion Kultur/Medien Allee 2 | 74072 Heilbronn Tel. 07131 615-0 | Fax 07131 615-435 -282 Leitung: Andreas Sommer ............... as -276 Uwe Grosser ....................................... gro -334 Claudia Ihlefeld .................................. cid E-Mail [email protected] Foto: Thomas Braun Klangschön Für sie entfaltet Glasu- Beilage dieser Zeitung* Gelungener russischer Abend beim Sinfonie Orchester in der Harmonie ist in seinem Klavierkonzert fis-Moll op. 20 (1897) zu spüren, das klangschön zwischen Chopin und Rachmaninow changiert. Ohne brachialvirtuose Gebärde tastet sich die ausgezeichnete Solistin Anna Zassimova in den ersten Satz hinein, spielt hingebungsvoll mit den kettenartig verschränkten Dreiton-Gruppen. Ihr Anschlag ist fein dosiert und trennscharf, das kommt vor allem dem langsamen Variationen-Satz mit seinen silbrig perlenden Tontropfen zu Gute. Das Orchester geht mit, hüllt sie in jeder Nuance hingebungsvoll ein. Im Schlusssatz dann schließlich geht Anna Zassimova noch einmal schwelgerisch aus sich heraus, zelebriert das hochfliegende Ohrwurm-Thema mit Verve. Aus der Werkstatt In seinem Briefwechsel mit Frau Nadeschda von Meck plaudert der seelisch gebeutelte Peter Tschaikowsky auch aus der Werkstatt des Komponisten. Doch manchmal ist es nicht klug, einer Musik nachträglich ein überfrachtetes Programm aufzupfropfen. Die vierte Symphonie f-Moll (1877) fällt auch so aus dem Rahmen von Tschaikowskys SymphonienReigen. Ernst ist sie allemal, auch ohne die Beschwörung von „flat- ternden Träumen“ und „verhängnisvollem Fatum“. Hier will sich das Orchester noch einmal mit einer ebenso geschlossenen wie subtilen symphonischen Leistung in den Sommer verabschieden. Und das gelingt auch: Im robusten ersten Satz samt triolischen Flatterfiguren, beim Durchatmen im canzonenhaften zweiten Satz. Aufhorchen lassen Streicher, Holzbläser und Blech als solitäre Gruppen im Scherzo. Virtuos und lärmend tobt sich das Finale aus, ein wenig Folklore versteckt sich im zweiten Thema mit dem Lied „Auf dem Feld stand ein Birkenbaum“. Zur Person Die gebürtige Moskauerin Anna Zassimova begann ihre Ausbildung an der Hochbegabtenschule Gnessin in Moskau. Ihr Studium setzte sie an der Akademie Gnessin und an der Musikhochschule Karlsruhe fort. Die international aktive Pianistin mit Hang zu weniger bekannten russischen Werken ist auch Kunsthistorikerin und promovierte Musikwissenschaftlerin. 2014 war sie Gast beim ChopinFestival in Tschechien und beim britischen Marlborough-Festival. gew Brillantes Klang-Feuerwerk Sechs Frei-Konzerte Bläserphilharmonie Heilbronn überzeugt in der Kochana Klassik-Open-Air auf dem Kiliansplatz Der Blick ins Programm lässt erstaunen. Drei äußerst unterschiedliche Werke versprechen einen abwechslungsreichen Konzertgenuss, stellen höchste Anforderungen an die jungen Bläser. Doch Marc Lange weiß, welches technische Niveau er von seinen Musikern erwarten kann, dass nach nur zwei Probenphasen eine in jeder Hinsicht stimmige Interpretation erreicht wird, die das Publikum in der Kochana zu Beifall animieren muss. Schon die „Festliche Ouvertüre“ von Schostakowitsch begeistert als brillantes Klang-Feuerwerk. Ein präzises Dirigat induziert prägnanOEDHEIM tes wie differenziertes Musizieren, ein gut balanciertes Miteinander aller Register, fein erarbeitete Details. Um Martin Glücks warmen innigen Flötenton nicht zu erdrücken, begleitet ihn bei Jules Mouquets „La Flute de Pan“ ein deutlich reduzierter Bläsersatz. Und die innigen impressionistischen Stimmungsbilder, Glücks virtuoses Erzählen, begeistern nicht nur die Zuhörer, regen sogar die Vögel im Park zum Dialogisieren an. Wunderbar, dass der Flötist nach dem wilden Nymphentanz die ruhige Klage von Claude Debussys „Syrinx“ perfekt zugibt. James Barnes „Tragische Sinfonie“ fordert nicht nur alle Register zu vollem Einsatz, sie bietet auch den Stimmführern Gelegenheit, solistisch ihr Können zu demonstrieren. Mit höchster Konzentration werden auch diekniffligen Taktwechsel des ersten Satzes lässig gemeistert, erklingt in markantem Rhythmus der Totentanz des zweiten, blühen – wunderbar besonders im Cello – die Visionen des dritten Satzes auf. Doch wenn im furiosen Schlusssatz das Sextett der Schlagzeuger perfekt choreographiertes Ballett zeigt, wenn choralgestützter Jubel aller Klage weicht, springt die Begeisterung endgültig über. enz Beim Klassik-Open-Air verwandelt sich der Kiliansplatz von Donnerstag bis Samstag in einen Konzertsaal unter freiem Himmel. Im Eröffnungskonzert spielen am Donnerstag, 15 Uhr, die Musikerinnen von Manon & Co. Um 18 Uhr spielt das aus Studenten bestehende EGO Kammerorchester Stuttgart unter Leitung des gebürtigen Heilbronners Robert Weis-Banaszczyk. Am Freitag, 15 Uhr, präsentiert sich das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Heilbronn (Leitung: Dan Talpan). Mit dem Akkordeon-Ensemble tritt am Samstag, 15 Uhr, das Jugend-Sinfonieorchester HEILBRONN der Musikschule Neckarsulm auf, geleitet von Galina Grigorjan und Jochen Hennings. Am Freitag um 18 Uhr spielt das Heilbronner Sinfonie Orchester mit Preisträgern von „Jugend musiziert“. Solisten: Anna Dörschner (Violine), Julia Hafenbrak (Violine), Jonas Imkampe (Fagott), Adriana Schubert (Violoncello). Das Finale spielt das Württembergische Kammerorchester (Leitung: Markus Huber). Gast: die Klarinettistin Sharon Kam. In den Konzerten erklingen Beethoven, Mozart, Haydn, Mendelssohn-Bartholdy oder Rossini. Gastronomie ab 12 Uhr. red Aus dem Leben eines Mittdreißigers Kabarettist Markus Barth erzählt in der Kapelle im Schloss vom Alltag eines Homo-Pärchens Von unserem Redaktionsmitglied Janis Dietz Markus Barth sucht den Vergleich mit den ganz Großen: Hannibal war in seinem Alter schon mit den Elefanten über die Alpen, Mozart hatte schon etliche Opern komponiert, und Jesus war schon auferstanden. „Ich bin noch nicht mal tot“, klagt der Kabarettist. Das er eigentlich viel Spaß am leben und lachen hat, bewies der 37Jährige am Samstagabend in der Kapelle im Schloss in Brackenheim. Bevor er 2007 zum Kabarettisten wurde, arbeitete Barth schon acht Jahre als Texter für die ZDF-Satiresendung „Heute Show“. BRACKENHEIM Keine Midlife-Crisis Trotz des Programmtitels „Mitte 30 und noch nicht mal auferstanden“, gibt es keine verfrühte Midlife-Crisis, sondern einen munteren Rundumschlag zu Themen seiner Generation – immer Fitnesswahn und Haarausfall: Der in Franken geborene Markus Barth plauderte über die Sorgen und Nöte seiner Generation. Foto. Kulturforum Brackenheim wieder gespickt mit aktuellen Einwürfen. Da überlegt sich Barth, wie es wohl aussehen würde, wenn nicht Lokführer, sondern Frisöre für eine bessere Bezahlung streiken würden. Gäbe es aufgeregte Anrufe beim Arbeitgeber? Süffisant wird auch die Bildungsdebatte kommen- tiert: „Es ist scheißegal, wann die ihren Uni-Abschluss machen, die Welt braucht immer Taxifahrer.“ Ausführlich widmet sich der gebürtige Franke dem zunehmenden Verfall des Körpers, vor allem der „Entdeckerdrang“ seiner Haare macht dem sympathischen Glatz- kopf zu schaffen. Und wie geht man lingt ihm, ohne allzu große Klimit dem Bäuchlein um, das man- schees zu bedienen. Stattdessen krichem Mittdreißiger plötzlich tisiert er den gesellschaftlichen Umwächst? Joggen ist für Barth keine gang mit diesem Thema, von der kaLösung, er will keine Leiche finden, tholischen Kirche bis zu konservatiund die hautenge Kleidung der Jog- ven Politikern. Wird dann aber verger gefällt ihm so gar nicht. Die rund söhnlich: „Meine 80-jährige Tante hat mir neulich zum Hoch200 Zuschauer sind amüzeitstag gratuliert. Ich finsiert. „Er bringt’s aus dem de, wenn die das kann, haLeben“, finden nicht nur „Wir haben ben die anderen noch ein Ferdinand und Claudia keine Kinder. paar Jahre Zeit!“ Pfeiffer, auch wenn sie die Nicht, dass Es folgen Einblicke in Mitte dreißig schon ein wir es nicht das Eheleben als HomoWeilchen hinter sich ge- versuchen...“ Paar, der gemeinsame lassen haben. Markus Barth Camping-Urlaub und der Medienschelte Die ToleHund Bärbel, leider ein ranz für „Bullshit“ wird mit dem Al- Rüde. Kinder haben er und sein Eheter niedriger, findet Barth, gerade Mann leider keine, „nicht dass wir es was Fernsehsendungen wie den nicht versuchen würden“. Barth „Bachelor“ von RTL oder die Bild- schwankt zwischen schnellem Gag zeitung betrifft – auch der „Kölner und hintersinniger Pointe. Er lästert Express“ bekommt beim in Köln le- über Berliner, Franken, sogar über benden Komiker sein Fett weg. einen Besucher aus Ulm – das PubliDann kommt Barth auf seine Ho- kum bleibt an diesem Abend von bismosexualität zu sprechen. Das ge- sigen Kommentaren verschont.
© Copyright 2025 ExpyDoc