EnERGIEZEIT

Zeitung der
Vertrauensleute in der EnBW Stuttgart
Zeitung der
105 Dezember 2015
EnERGIEZEIT
Nr. 105Nr.
Dezember
2015
Vertrauensleute in der EnBW Stuttgart
EnERGIEZEIT
Früher war alles besser ?
Wer kennt ihn nicht, diesen
Spruch? Stimmt das und
wenn ja, was war besser?
Als gravierenden Unterschied wird meist empfunden, dass früher vorausschauend agiert und heute
nachhinkend reagiert wird.
In den Jahrzehnten vor dem
Jahrhundertwechsel war es
noch möglich, neue Technologien in Ruhe zu entwickeln,
diese zu testen und dann mit
gutem Gewissen freizugeben.
In der Softwareentwicklung
konnten z.B. vorausschauend
Funktionen entwickelt werden,
die die Arbeit erleichterten.
Heute hinkt man hinterher,
versucht zu flicken und zu kitten. Neuentwicklungen sind
einer Wirtschaftlichkeitsanalyse zu unterziehen, und werden
meist nur freigegeben, wenn
eine Personaleinsparung zu
erwarten ist. So werden z.B.
Callcenter für das Beschwerdemanagement
eingerichtet
und vergrößert, anstatt die Ursachen
zu beheben. Auch durch die technischen Neuerungen wächst und
wächst der Arbeitsberg, der äußere,
aber auch der innere Druck steigt.
Liegt der Schreibtisch trotz
Überstunden voller Arbeit? Warten
im Postfach gefühlte tausend unbeantwortete E-Mails? Hat das Telefon den ganzen Tag nicht still ge-
standen? Nahm die Zahl der unerledigten Aufträge zu statt ab? Sind
immer mehr Kunden sauer? Und
war schon wieder keine Zeit für eine Pause?
Das klingt nach Stress pur. Gute
Arbeit geht anders.
Gute Arbeit orientiert sich an
den Bedürfnissen der Beschäftigten,
ist stressfrei, macht Spaß und wird
anständig bezahlt. Sie ermöglicht
eine gesunde Balance aus Beruf
und Familienleben. Sie drückt sich
in Wertschätzung aus, bietet Weiterbildung und Aufstieg und ermöglicht regelmäßige Pausen. Vor
allem aber ruiniert sie nicht die Gesundheit. Und die Rente reicht später auch zum Leben.
Für die meisten Menschen ist
das ein schöner Traum: Unsichere
Jobs und der Arbeitsdruck nehmen
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stattdessen zu. 2,7 Millionen Deutsche haben 2014 laut Bundesregierung einen befristeten Arbeitsvertrag unterschrieben,
dreimal so viel wie noch vor
zwanzig Jahren. Im Beruf aber wird
immer mehr verlangt.
Die
Arbeitsabläufe
werden
schneller. Und selbst zu Hause haben viele noch immer das Handy
am Ohr. Das ist nicht nur unfair, es
raubt den Schlaf und nagt
an der Gesundheit.
Leistungsdruck und Arbeitsintensität bewegen sich
seit Jahren auf einem besorgniserregend hohem Niveau.
Die psychischen Anforderungen sind deutlich gestiegen,
und sie werden von immer
mehr Menschen als belastend
empfunden.
Drei von vier Beschäftigten fühlen sich sehr häufig
oder oft ausgebrannt. Je größer die Arbeitshetze, je stärker die Arbeitsintensivierung
und je widersprüchlicher die
Arbeitsanforderungen sind,
desto höher ist der Anteil der
Ausgebrannten. Beinah jeder Zweite glaubt, dass er unter den derzeitigen Anforderungen seine Arbeit
nicht bis zum gesetzlichen Rentenalter schaffen kann.
Das ist auch die Folge der Arbeitgeberstrategien, möglichst kostengünstig Leistungen zu erbringen.
Dadurch nimmt der Druck auf die
ArbeitnehmerInnen ständig zu.
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Die Arbeitgeber fordern immer
mehr Leistung, ohne dass der Lohn
mit ansteigt. So wird die Leistung
der Beschäftigten immer kostengünstiger. Deshalb gilt in vielen
Dienstleistungsbranchen immer öfter: Es sind zu wenige Beschäftigte
da für zu viel Arbeit.
Daher ist der Versuch der Belegschaft, diesen ständig wachsenden
Arbeitsberg dauerhaft durch Mehrarbeit und Überstunden zu bewälti-
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gen, letztlich zum Scheitern verurteilt.
Zudem führt mehr Engagement
nicht automatisch zu Höhergruppierungen oder Beförderungen.
Übrigens: nur von innen sieht
das Hamsterrad aus wie eine Karriereleiter!
Die beste Prävention vor Stress
sind gute Arbeitsbedingungen. Dazu muss man auch lernen, Nein zu
sagen und Grenzen zu setzen – auch
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gegenüber dem Arbeitgeber. Wirksam können diese Grenzen aber nur
werden, wenn es gesellschaftliche
Normen und Rechtsansprüche gibt,
auf die sich Beschäftigte stützen
und verlassen können. Und die fallen nicht vom Himmel. Sie werden
kollektiv erkämpft – von den Gewerkschaften und ihren Mitgliedern.
Nutzt die Feiertage, um euch zu
besinnen.
Ade!
Herr Walter Böhmerle begann im April 1994 als Leiter der Hauptabteilung Personalwirtschaft und Prokurist bei den Neckarwerken
in Esslingen.
Nach der Fusion der NWS und
der EnBW AG im April 2001 hatte
er die Leitung Personal der EnBW
Regional AG (REG) inne. Im Januar 2008 wurde er auf Vorschlag der
ArbeitnehmerInnen im Aufsichtsrat
zum Arbeitsdirektor in den Vorstand der Regional AG berufen. Mit
der Umwandlung der Gesellschaftsstruktur und Umbenennung der
REG in Netze BW GmbH war Herr
Böhmerle Geschäftsführer und Arbeitsdirektor. Er geht zum Jahresende in den wohlverdienten Ruhestand.
Während seiner Amtszeit wurde
der Manteltarifvertrag 2008 gekün-
digt und nach jahrelangen Verhandlungen in neuer Form wieder abgeschlossen. Hierbei agierte er als
stellvertretender Vorsitzender des
Arbeitgeberverbandes. Maßgeblichen Einfluss hatte er auf sozialverträglichen Personalabbau in verschiedenen
Einsparprogrammen.
Mit ihm war der Abschluss von Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen zur Sicherung der Arbeitsbedingungen möglich.
In schwierigen Verhandlungen
war Walter Böhmerle „Mittler zwi-
schen den Welten“ und forcierte
damit die Verhandlungsabschlüsse.
Die vereinbarten Regelungen
wurden von ihm umgehend zur
Umsetzung freigegeben.
Sein fundiertes personalwirtschaftliches und juristisches Wissen
in Kombination mit seinem sozialen
Wesen führten immer wieder zu
konstruktiven Gesprächen und Verhandlungen. Seine Wertschätzung
gegenüber Gewerkschaftern und
Betriebsräten und seine gelebte
Mitbestimmung waren Grundlage
für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Wir danken Herrn Böhmerle für
sein Engagement und seinen Einsatz besonders für die sozialen Belange der Belegschaft.
Wir wünschen Ihnen, Herr
Böhmerle, alles Gute im neuen Lebensabschnitt!
Teile dieses Textes könnten euch verunsichern.
Was läuft bei den ver.di Vertrauensleuten im Bezirk Stuttgart?
Die Vertrauensleute am Kraftwerksstandort Stuttgart trafen sich
am 2. Dezember zu Ihrer letzten
Versammlung im Jahr 2015. Kontrovers aber sachlich wurden die unterschiedlichen Themen diskutiert.
Unser Gewerkschaftssekretär Jakob
Becker stand wie gewohnt Rede
und Antwort.
Vier neue Vertrauensleute (VL)
wurden per Beschluss nachnominiert. Roger Müller, Michael
Banko, Rocco Bayh und Ellen Gelfort. Auch im VL-Vorstand gab es
per Beschluss eine Nachnominierung. Thomas Hötzer hat durch einen Stellenwechsel sein Mandat als
VL- Vorstandsmitglied niederge-
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legt. Dafür wurde Bernd Eiberger
einstimmig gewählt. Mit Blick auf
das Jahr 2016 haben die Vertrauensleute am Standort einstimmig beschlossen, dass Osman Cinar das
Mandat von Uwe Krauss in der Tarifkommission erhalten sollte. Endgültig wird 2016 auf der ver.di Landesbezirksebene entschieden, wer
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nachrückt. Jakob Becker
dankte im Namen der
ver.di-Mitglieder
Uwe
Krauss für seine langjährige Arbeit in der Tarifkommission!
Es wurde von der
ver.di-Aktion
„Gegen
Druck hilft Gegendruck“ berichtet, bei der
es im Kern um Leistungsdruck und Arbeitsverdichtung geht. Wer
mehr über diese Thematik erfahren will, darf sich
gerne an die Vertrauensleute
wenden.
Beim
Thema
Mitgliederwerbung, Mitgliederbetreuung wurde die erforderliche Kommunikation ausführlich angesprochen. Was läuft
gut, was lässt sich verbessern. Weitere Themen waren die Überführung der KollegInnen in den neuen
Tarifvertrag. Wird es 2016 Harmonisierungen zwischen dem alten
MTV und dem neuen „Tarifvertrag
zur Regelung der allgemeinen Arbeitsbedingungen“ geben? Stichworte dazu: „Ampelregelung“,
„verlegte Arbeitszeit an fünf Samstagen im Jahr“, „Überstunden die
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nicht abgefeiert werden
konnten, sollen nach einem
Jahr
zur
Auszahlung
kommen“. Zum Abschluss
wurde über den aktuellen
Sachstand bei der ver.di
Mitgliedervorteilsreglung
(Tarifvertrag zur Förderung sozialpolitischer ZweZwecke) gesprochen. Noch
etwas Geduld, ver.di wird
euch alle im Dezember
deswegen
anschreiben.
Das enthaltene Formular
ausfüllen, an ver.di zurücksenden und voraussichtlich im März 2016
kann jedes Mitglied die
250 € brutto nutzen. Dieser
Bericht soll euch einen
Einblick in die Arbeit der
Vertrauensleute geben. Wenn ihr
mehr zu den Themen erfahren wollt
oder noch verunsichert seid, geht
einfach auf die KollegInnen zu.
Das
Redaktionsteam
der EnERGIEZEIT
wünscht
allen
LeserInnen
Impressum
Herausgegeben von den ver.di Vertrauensleuten der EnBW im Bezirk Stuttgart, erscheint monatlich
V.i.S.d.P.: Jakob Becker, ver.di Bezirk Stuttgart Fachbereich 2, ([email protected])
Die Redaktion ([email protected]): Corinna Bugaisky, Gerhard Haag, Alfred Luplow,
Claudia Marquart, Martin Mauch, Andreas Plümmer, Joachim Rauch, Utz Rosenow, Irene Seiler
Bilder: ver.di, Netze-BW, Fotolia
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