Beispiel für die Definition und Beschreibung lithostratigraphischer Einheiten gekürzt aus: Schneider, J., Rößler, R. & Fischer, F. (2012): Rotliegend des Chemnitz-Beckens (syn. Erzgebirge-Becken). – In: Deutsche Stratigraphische Kommission (Hrsg.; Koordination und Redaktion: H. Lützner & G. Kowalczyk für die Subkommission Perm-Trias): Stratigraphie von Deutschland X. Rotliegend. Teil I: Innervariscische Becken. – Schriftenr. Dt. Ges. Geowiss, Heft 61: 530-588; Hannover. 7.9 Rotliegend des Chemnitz-Beckens (syn. Erzgebirge-Becken) 7.9.2.3 Leukersdorf-Formation (Abb. 4 und 5, 16-17) Erstnennung: BLÜHER in BEHR et al. (1967) Synonyme: „Stufe der Arkosesandsteine und Schieferletten“ (Obere Stufe des Mittelrotliegenden rm2) und „Stufe der vorherrschenden Schieferletten“ (Untere Stufe des Oberrotliegenden - ro1) nach CREDNER (1877), SIEGERT (1901) sowie LEHMANN & SIEGERT (1902); … Leukersdorfer Schichten (BLÜHER in BEHR et al. 1967); Leukersdorf-Folge (FISCHER 1991). Definition: Die aus alluvialen Rotsedimenten bestehende Leukersdorf-Formation setzt zum Teil erosiv mit basalen Grobklastika ein. Leithorizonte sind im unteren Profilabschnitt der lakustrin-palustrine Rottluff-Horizont, im mittleren Profilabschnitt der beckenweit verbreitete Reinsdorf-Karbonathorizont sowie im oberen der im östlichen Teilbecken verbreitete Zeisigwald-Tuff. Untergrenze: Einsetzen mit einem Basiskonglomerat über den Rochlitz-Ignimbriten sowie über variscischem Grundgebirge. Obergrenze: erosionsdiskordante Auflagerung von Grobklastika der Mülsen-Formation. Mächtigkeit: Maximale Gesamtmächtigkeit im Raum Zwickau nach Bohrung Pölbitz 712,5 m, im Raum Chemnitz 516,1 m in Wismut-Bohrung 2034/73; untere Leukersdorf-Formation: maximal 358 m in Wismut-Bohrung 2014/73 nördlich Werdau (s.u.); obere Leukersdorf-Formation: 100 - 180 m mächtig im Beckenzentrum … Die ursprüngliche Verbreitung und Mächtigkeit kann wegen intra- und post-Rotliegend-Erosion und der häufig tektonisch gestörten Abfolge nicht sicher angegeben werden. Typusprofil: Im Typusgebiet Leukersdorf existieren keine als Referenzprofile geeigneten Aufschlüsse mehr, so dass auf die nachfolgenden Referenzprofile verwiesen werden muss. Referenzprofile: im südwestlichen Beckenteil im Raum Zwickau die Handstück-Kollektion zum Tiefbauschacht I (JUNGHANNS 2002); GWM 1/2000 und GWM 1/2001 Zwickau-Schedewitz (SCHNEIDER et al. 2001, 2002) ; Ziegeleigrube am Bürgerschacht-Weg in Zwickau; Wasserriss nördlich von Zwickau-Reinsdorf; im Depozentrum des westlichen Beckenteils Wismut-Bohrung 2012/73 nördlich von Werdau; der im östlichen Beckenteil verbreitete Zeisigwald-Tuff ist im auflässigen Findewirtschen Steinbruch am nordöstlichen Stadtrand von Chemnitz, aufgeschlossen (Taf. B, Fig. B1). Lithologie und Lithostratigraphische Untergliederung Generelle Charakteristik: Mit Beginn der Ablagerung der Leukersdorf-Formation erfolgte ein expansives Übergreifen der Sedimentation auf randliche Denudationsgebiete. Nach FISCHER (1991) können drei fein-aufwärts Großzyklen ausgehalten werden (Abb. 4 und 5). Diese beginnen jeweils mit basalen Grobklastiten vom Beckenrand progradierender Schwemmfächer und enden mit palustrischen (Rottluff-Horizont) bzw. lakustrischen (Reinsdorf-Horizont) grauen Feinklastiten, Kohlen und Karbonaten, die insbesondere im Beckenzentrum als Leithorizonte Verwendung finden. Ein großer Teil der beckenzentralen Ablagerungen besteht aus rotbraunen Schluffsteinen bzw. feinsandigen Schluffsteinen, seltener tonigen Schluffsteinen und Tonsteinen, die auf einer weitspannigen Überflutungsebene zur Ablagerung kamen. … Die Leukersdorf-Formation wird lithostratigraphisch untergliedert in: (1) die bis 175 m mächtige untere Leukersdorf-Formation, bestehend 2 fein-aufwärts Großzyklen mit dem Rottluff-Horizont am Top des ersten und mit dem ReinsdorfKarbonathorizont am Top des zweiten Großzyklus; eingeschaltet sind mehrere Pyroklastite, von denen der Leubnitz-Tuff und der Chemnitz-Tuff als Leithorizonte angesehen werden können; der erste Großzyklus ist im Raum Chemnitz 40 m bis 60 m, im Raum Zwickau ca. 35 m mächtig, der zweite im Raum Chemnitz 60 m bis 90 m, max. 150 m, im Raum Zwickau ca. 80 m mächtig; (2) die 100 bis 200 m, max. ? 385 m mächtige obere Leukersdorf-Formation, welche aus Fanglomerat- bis Schluff-/Tonsteinabfolgen als ein dritter fein-aufwärts Großzyklus besteht; pyroklastischer Leithorizonte ist der Zeisigwald-Tuff. Untere Leukersdorf-Formation (Abb. 16 und 17) Die starke vulkanotektonische Aktivität in der obersten Planitz-Formation bewirkte eine Reliefaktivierung, aus der zu Beginn des 1. Großzyklus grobklastische Schüttungen von den Beckenrändern sowie Erosion und Umlagerung im Becken selbst resultieren. Aus West geschüttete Konglomerate führen als Gerölle vor allem altpaläozoische Pelite, Quarz, Quarzite und Sandsteine vom Bergaer Antiklinorium; Schüttungen aus Südwest ist Material aus dem Erzgebirge zugemischt, wie Granit, Kontaktgesteine, saure und basische Vulkanite; Konglomerate aus dem Südosten … (MADYNSKI 1987, FISCHER 1991: Abb. 5-59). Im distalen Bereich der Fächer, wie in der Bohrung Schedewitz GWM 1/2001 in Zwickau (SCHNEIDER et al. 2002) beginnt die Leukersdorf-Formation mit einem 12 m mächtigen, grobklastischen Horizont … Im feinklastischen Abschnitt des 1. Großzyklus könnte im westlichen Beckenteil der Leubnitz-Tuff (Typlokalität stillgelegte Ziegeleitongrube Leubnitz bei Werdau) einen weiteren potentiellen Leithorizont liefern (Abb. 4). Dieser ca. 2,5 bis 3 m mächtige Pyroklastit besteht aus einer Abfolge von kristallarmen rosa und roten Aschentuffen mit einem eingeschalteten grau-weißlichen Kristalltuff … …auf ca. 110 Quadratkilometer Fläche ausgebildetem Rottluff-Horizont nahe (FISCHER 1991: Abb. 560, hier Abb. 16). Dieser bis ca. 25 m mächtige, fluviatil-palustrine Graufazies-Komplex besteht aus … Den Abschluss des 2. Zyklus bildet der nahezu beckenweit Karbonathorizont (Fischer 1991, Abb. 5-65; hier Abb. 17). nachweisbare Reinsdorf- Obere Leukersdorf-Formation Der 3. Zyklus der Leukersdorf-Formation beginnt mit Sedimenten unmittelbar über dem ReinsdorfHorizont und schließt die mehrphasige Eruption des Zeisigwald-Tuffs ein (Abb. 5). Die Sedimente der nach FISCHER (1991) im Beckenzentrum etwa 100 - 180 m, im Raum Zwickau etwa 100 m … Der Zeisigwald-Tuff (Abb. 18; Taf.B) ist ein auf den östlichen Beckenteil beschränkter, eruptionsnah bis über 90 m mächtiger Pyroklastit. Er liegt in Ost-West-Richtung diskordant auf Sedimenten der Härtensdorf-, Planitz- und Leukersdorf-Formation. Diese diskordante Auflagerung ist Resultat … Faziesmuster und Bildungsbedingungen der Leukersdorf-Formation Alluviale Rotsedimente: Den überwiegenden Teil des Profils der Leukersdorf-Formation nehmen Sedimente der Überflutungsebenen ein. Es handelt sich um eben-horizontal bis schwach flaserig im 0,3 cm- bis 1cm-Bereich geschichtete, mehr oder weniger grünfleckige, wechselnd tonige oder feinsandige Schluffsteine. Sie sind charakterisiert durch die für feuchte Rotsedimente der … Rottluff-Horizont: Dieser bis ca. 25 m mächtige, fluviatil-palustrische Graufazies-Komplex besteht aus einer Wechsellagerung von konglomeratischen Sandsteinen, Sandsteinen, sandigen Schluffsteinen, Floren-führenden, schluffigen Tonsteinen, Pyroklastiten und wiederholt … Reinsdorf-Karbonathorizont: Die Bänke des Reinsdorf-Karbonathorizontes sind über einen vertikalen Profilabschnitt von ca. 5 m bis 10 m bei zwei Bänken und bis zu 15 m bei drei und mehr Bänken verbreitet. … Zeisigwald-Tuff: Erste Daten aus der 2008 in Chemnitz-Hilbersdorf begonnenen Forschungsgrabung auf den „Versteinerten Wald“ ergeben ein wenn auch noch vorläufiges, dennoch aber deutlich modifiziertes Bild zur Fossilisation dieses permischen Waldes (Abb. 18) (RÖßLER et al. 2008). … Altendorf-Hornsteinhorizont. Aufgrund der völlig regellosen Einbettung der Florenreste gehen TUNGER & EULENBERGER (2001) von einer nahezu autochthonen Ablagerung am Wachstumsort aus. Diese Flora bildet demnach die unmittelbare Wiederbesiedelung der von vulkanischer Asche bedeckten Landschaft ab. Die ökologische Valenz der aufgefundenen Pflanzen reicht von hygrophilen Fossilführung Von Oberlungwitz (König-Johann-Schacht), aus einem nicht näher bezeichneten Niveau vermutlich in der Leukersdorf-Formation, stammt Phanerosaurus naumanni, 6 große Wirbel eines diadectomorphen Cotylosauriers (MEYER 1859 – 1861, W ERNEBURG 1995). Ebenfalls aus einem nicht näher bezeichneten Niveau, aber möglicherweise in der Leukersdorf-Formation, wurde 1909 beim Abteufen eines Schachtes in Lichtenstein eine Tetrapodenfährte geborgen (cf. Amphisauroides … Wenige Meter unterhalb der Basis des Zeisigwald-Tuffs in Chemnitz-Altendorf wurden in einem Horizont mit Karbonatkonkretionen die Skelettreste eines eryopiden Amphibs (URBAN 1983), nach W ERNEBURG (1993, 1995) Onchiodon sp. entdeckt (Taf. C, Abb. C2). „Wildes Kohlengebirge“: DÖRING et al. (1999) berichten im Detail über eine mehr oder weniger reiche Mikroflora mit verhältnismäßig häufigen trileten und monoleten Sporomorphen. …. Reinsdorf-Karbonathorizont: Häufig sind Ostracoden sowie verschiedentlich auch mm-große Gastropoden, seltener sind Characeen-Gyrokonide (GEBHARDT 1988), Wurzelröhren sowie kalzifizierte Pflanzenreste … Zeisigwald-Tuff: Der Zeisigwald-Tuff ist der Fundhorizont der Fossillagerstätte „Steinerner Wald von Chemnitz“ (Abb. 18, Taf. B, Abb. B3 und B4; Taf. C, Fig. C5) (COTTA 1832, STERZEL 1875, 1918, URBAN in BARTHEL 1976, FISCHER 1990). An der Basis der „Base Surge“-Abfolge findet sich eine der reichsten und am vollständigsten erhaltenen Floren des frühen Perm weltweit … Alterseinstufung und Korrelationen Biostratigraphie: Sporomorphen aus dem „Wilden Kohlengebirge“ der unteren LeukersdorfFormation, ca. 15 bis 30 m über dem Planitz-Ignimbrit, entsprechen der Sporenzone XVI, oberste Slavjanskaja Svita des Donezk-Beckens (DÖRING et al. 1999), die jetzt in den Grenzbereich Assel/Sakmara gestellt wird (ROSCHER & SCHNEIDER 2005, 2006). Lithostratigraphische Korrelation: Die Faziesmuster sind der Oberhof- bis eventuell RotterodeFormation des Thüringer Wald-Beckens vergleichbar; die Sandsteine der Tambach-Formation enthalten bereits einen sehr hohen Anteil äolischer Komponenten. Nimmt man den tektonostratigraphischen Ansatz hinzu, dass der intensive Vulkanismus der Planitz-Formation sowie die zahlreichen Tuffe in der Leukersdorf-Formation, den Zeisigwald-Tuff eingeschlossen, mit dem intensiven Vulkanismus der Oberhof-Formation bis Rotterode-Formation korreliert, ergibt sich für die Leukersdorf-Formation eine hohes Unterrotliegend bis tiefes Oberrotliegend I-Alter. Klimastratigraphisch könnte die ausgedehnte Seephase des Reinsdorf-Karbonathorizontes mit der letztmaligen Ausbildung perennierender Seen am Ende der Feuchtphase D nach ROSCHER & SCHNEIDER (2006) korrelieren (s.u.). Das Sporomorphen-Datum aus der unteren LeukersdorfFormation spricht nicht gegen diese Einstufung. Isotopenaltersdatierung Aktuelle SHRIMP-Isotopenaltersdatierungen (RÖßLER et al. 2010) von mehreren Niveaus des Zeisigwald-Tuffs ergeben ein 206Pb/238U – 207Pb/235U-Concordia-Alter von 290,6 ±1,8 Ma, vergleichbar dem Grenzbereich Goldlauter-/Oberhof-Formation im Referenzprofil des Thüringer Wald-Beckens (LÜTZNER et al. 2007) bzw. dem Assel/Sakmara-Grenzbereich entsprechend.
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