USA 2014 EIN ERFAHRUNGSBERICHT von Jaana Gäckle DAAD/PROMOS Auslandsaufenthalt in New Jersey, USA SS 2014 Beweggrund Im Rahmen meines Studiums und aufgrund meiner Hauptfachwahl, Englisch, war es schon zu Anfang des Studiums klar, dass ich eine gewisse Zeit für einen Auslandsaufenthalt einplanen sollte. Eigentlich eine schöne Pflicht ins Ausland zu reisen, aber natürlich auch ein finanzieller Aufwand. Deshalb war ich umso dankbarer das Stipendium von PROMOS zu erhalten, das meine kompletten Reisekosten abgedeckt hat. Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht, ob ich den Auslandsaufenthalt mit einem Praktikum oder eventuell sogar dem Studium direkt verbinden soll, mich über Angebote an der PH schlau gemacht und mich letztendlich aber dagegen entschieden und bin selbst online auf Suche gegangen. Erstens war es mir sehr wichtig in die USA zu gehen, weil ich mich mit dem amerikanischen Akzent schon vor langer Zeit sehr angefreundet hatte. Zweitens sollte es etwas Praktisches sein, bei dem ich meine Fähigkeiten ganz praktisch einsetzen konnte, also mal was ganz anderes als der PH-Alltag, und drittens musste es möglich sein das Programm zwischen dem 5. und 6. Semester zu organisieren und anschließend an mein ISP-Praktikum. Ich dacht, nach der ISP-Phase und somit des Abschlusses des 2. Moduls, wäre der perfekte Moment für einen Auslandsaufenthalt. Lange Rede, kurzer Sinn. Per Zufall bin ich dann auf ein ehrenamtliches Kurzzeitprogramm von der Organisation gestoßen mit der ich schon nach dem Abitur für 10 Monate in Südamerika verbracht habe. Es ging dann auch alles superschnell und innerhalb von einem Monat wurden alle Bewerbungsformalien geklärt, ich bekam die Bestätigung, es wurden Flüge gebucht, eine Zwischenmiete für mein Zimmer in Heidelberg gesucht und Wohnsituation etc. in den USA geklärt. Und so flog ich aufgeregt und voller Tatendrang am 19. März in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, die USA. Mein Ziel war der schöne Staat New Jersey an der Ostküste der USA. Mein direkter Aufenthaltsort war Schooley’s Mountain, ein kleiner Ort ca. eine Stunde Autofahrt vom gigantischen New York City entfernt und mitten in den herrlichen Naturweiten New Jerseys. Viele Menschen denken, wenn sie New Jersey hören nur an den Industrieteil und Städte wie New York City, Newark oder Philadelphia. Jedoch wird dabei so schnell übersehen, dass New Jersey unglaublich wunderschöne Seiten hat. Und genau dort durfte ich wohnen! Es heißt nicht umsonst: New Jersey - The Garden State. Es ist ein einzig großer Garten. Grüne Wiesen, gigantisch weite Felder, Farmen mit Kühen, Pferden, Schweinen und Schafen, dichte Laubwälder, wilde Himbeerbüsche, lila, rote, blaue, weiße Blumen überall. Es gibt unglaublich viele Tiere, die man in freier Wildbahn tagtäglich erlebt: Rehe, Hasen, Stinktiere, Murmeltiere, Schildkröten, Gänse, , Füchse, Bären, und zahlreiche Eich- und Streifenhörnchen. Das Kurzzeitprogramm bzw. die Organisation Das Kurzzeitprogramm nennt sich „impact! Short-term-mission-teams“ und wurde von der Missionsgesellschaft „Liebenzeller Mission“ interkulturelle Erlebnisse, missionarische ins Leben gerufen. Aktionen, Es geht hauptsächlich um persönliche Glaubenserfahrungen, abenteuerliche Herausforderungen, charakterbildendes Jüngerschaftsprogramm und T eamarbeit im multikulturellen Umfeld. Kultur erleben, leben, lernen und anderen Menschen dienen. Mein Kurzzeitprogramm fand also in diesem Rahmen statt und nannte sich „Projekthelfer USA“. Seit 1941 hat die Liebenzeller Mission auch einen Standort in den USA. Es wurde das christliche Erholungsheim "Schooley's Mountain"gegründet, dem später ein Jugendcamp angegliedert wurde. Die Liebenzeller Mission USA versucht verschiedene ethnische Gruppen in den USA zu erreichen. Jedes Wochenende kommen etliche, vor allem ethnische Kirchengruppen wie z. B. spanische, koreanische, indische, afrikanische und chinesische, und benutzen die Einrichtungen für Wochenendfreizeiten. Meine Unterkunft Da das Gelände der Mission sehr groß ist, sie über mehrere Gästehäuser verfügen und somit genügend Platz für mehr als 300 Gäste haben, bekam ich für meine drei Monate Aufenthalt eine eigene voll ausgestattete Wohnung in einem der Gästehäuser zur Verfügung gestellt, die ich mir mit einer weiteren Kurzzeitlerin geteilt habe. Ich hatte tolle Nachbarn direkt nebenan, die ebenfalls vor Ort mitarbeiteten. Auf dem Gelände gab es einen riesigen Swimmingpool, Volleyball, Basketball- und Baseballfelder, die ich jederzeit in meiner Freizeit mitbenutzen durfte. Um flexibel und mobil zu sein, wurde uns Kurzzeitlern sogar ein eigener Van zur Verfügung gestellt mit dem wir dann auch immer unsere Einkäufe im 10-Minuten entfernten Städtchen gemacht haben. Arbeitsalltag Das Erste, was ich über meine Tätigkeit dort gelernt habe war: Jeder Tag ist anders. Meine Aufgaben waren hauptsächlich praktischer Natur wie zum Beispiel: Mitarbeit im Freizeitzentrum im Servicebereich, Speisesaalservice wie z.B. Köche unterstützen, Essen herrichten, Teller abräumen, Geschirr spülen, Essen servieren, sich mit den Gästen unterhalten, Zimmerreinigung damit sich die Gäste wohl fühlen, Hausmeisterarbeiten, Instandhaltung Rasen mähen, kleinere Reparaturen an Gebäuden vornehmen, Streichen, den Pool putzen und das Gelände sauber halten. Um in der Küche mithelfen zu können, musste ich zuvor einen Hygiene-Küchentest bestehen. Innerhalb einer Woche musste ich ca. 50 Seiten über Hygiene in der Küche, Optimaltemperaturen und Serviervorschriften lernen und habe dann nach erfolgreichem Bestehen ein Zertifikat erhalten. Die Hygiene wird in den USA allgemein sehr ernst genommen. Es gab die unterschiedlichsten Waschbecken in der Küche und Desinfizierprozesse, sowie Abläufe, die ganz genau beachtet werden mussten. Meine Arbeitstage waren jeweils von Dienstag bis Samstag mit ein paar Ausnahmen. Ich durfte in unglaublich viele verschiedene Arbeitsbereiche reinschauen und mich ausprobieren und es hat richtig viel Spaß gemacht! Durch die Arbeit bin ich sehr schnell in Kontakt mit den anderen Mitarbeitern vor Ort gekommen. Das Zusammenarbeiten war immer total witzig und entspannt. Ich habe schnell beobachtet, dass die Arbeitsmoral der Amerikaner entspannter ist, als die der Deutschen. Die Mitarbeiter haben selbst immer viele Witze über die amerikanische Arbeitsmoral gerissen und man hat bemerkt, dass sie eine gewisse Bewunderung für die deutsche Arbeitsmoral pflegen. Es hieß auch immer wieder im Spaß: „Jaja, diese deutschen Frauen packen richtig an! Gib denen bloß keine leichte Arbeit, sonst beschweren sie sich.“ Die Offenheit der Menschen in den USA hat es mir möglich gemacht, mich schon nach ein paar Tagen richtig wohl zu fühlen. Die Mitarbeiter haben sich sehr viel Zeit genommen mich in alle Arbeitsschritte vor Ort einzuweisen und haben geduldig immer wieder fachspezifisches Vokabular wiederholt, dass man bei der spezifischen Arbeit immer wieder verwendete. Der Relief Bus Die Volontäre, die nach Schooley’s Mountain kommen, haben immer die Möglichkeit an weiteren Projekten auch außerhalb der Liebenzeller Mission teilzunehmen. Das absolut BESTE war der „RELIEF BUS“. Der „Relief Bus“ sind eigentlich zwei alte Busse, die zu mobilen Suppentransportern umgebaut wurden, um Armen und Obdachlosen in New York City zu helfen. Mit einer herzhaft, leckeren Tomaten-Gemüse-Reis-Suppe Suppe & Brot, Eistee & Limonade oder heißer Schokolade bewaffnet fährt das Team vom Relief Bus an 6 Tagen die Woche & zu jeder Jahreszeit in verschiedene Viertel von New York City, um die Armen und Obdachlosen zu unterstützen (relief). das Motto ist geblieben: „These things we do that others may live“ (Wir tun diese Dinge, das andere leben können). Wer möchte bekommt auch Hygieneartikel (Zahnpasta, Shampoo, Duschgel, Rasierer etc.) oder auch Hilfe zu Entzugstherapien oder Jobvermittlung. Im hinteren Teil des Busses haben die Leute auch die Möglichkeit, für sich beten zu lassen. Menschen mit den verschiedensten Bedürfnissen werden dank des Relief Bus –Teams versorgt. Die Menschen sollen spüren, dass ihr Wert nicht vom Geldbeutel abhängig ist. Das Wichtigste ist definitiv die LIEBE, die bei diesem Projekt den Menschen weitergegeben werden kann. Viele der Menschen, die man dort vorfindet, kommen, um sich zu unterhalten, um sich wohlzufühlen, um eine Ermutigung zugesprochen zu bekommen. Ich hatte das große Privileg mehrere Einsätze mit dem Relief Bus-Team zu fahren und es war jedes Mal absolut BEWEGEND. Eines meiner prägnantesten Erlebnisse war an einem Freitag. Es gibt einige Stadtviertel in New York City, in denen hauptsächlich spanisch-sprechende Menschen leben und viele beherrschen die englische Sprache nicht. Das Relief-Bus Team ist immer sehr dankbar für spanischsprechende Menschen für die es so viel einfacher ist sich mit den Menschen aus Zentral- und Südamerika zu unterhalten. Ich habe an diesem Morgen eine so krasse Dankbarkeit verspürt, als ich mich mit den verschiedensten Menschen unterhalten konnte die aus Cuba, Peru, Kolumbien, Puerto Rico, der Dominikanischen Republik und und und kamen. Die USA war ist und bleibt ein Einwanderungsland. Mittlerweile werden in den USA die meisten Tür- und Ladenschilder, sowie Anweisungen und Produkte im Supermarkt auch Spanisch ausgezeichnet. In den Supermärkten findet man ganze Regale nur mit lateinamerikanischem Essen. Kultur Sweet, Sweeter, USA!! Ich war im Paradies der “Candies” (Süßigkeiten) angekommen. Ein Wort dazu: herrlich! In meinem Fall konnte der eine Apfel am Tag wohl nicht die Menge an ungesundem Zeug aufheben, die man sich dort gerne jeden Tag kalorienweise zuführen wollte. Die Süßigkeitenabteilung sollte man grundsätzlich meiden, denn das würde regelmäßig ausarten. Sie ist riesig. Und ungefähr überall ist tonnenweise Zucker dran. An den Säften, den Salatsoßen, dem Brot, sogar die Milch ist süßer. Natürlich findet man auch oft wie nach dem festegefahrenen deutschen stereotypischen Bild sämtliche Fastfood-Reastaurants in Kette. Wo ein Mc Donald’s ist, ist auch ein Burger King. Wo ein Burger King ist, ist auch ein Kentucky Fried Chicken. Wo ein Kentucky Fried Chicken ist, ist bestimmt auch ein DunkinDonuts. Aber NEIN, um das Vorurteil „Land des Fastfoods“ gleich mal aufzuheben. Man findet in den USA auch fantastisch viele regionale leckere Früchte und Gemüse. Was definitiv anderst ist, sind die Mengen, in denen das Essen verkauft wird. Cola wird in 3-Liter Flaschen verkauft, Milch in 2l, Erdnussbutter in riesigen Gläsern. Alles scheint etwas größer und pompöser. Aber davon abgesehen, findet man bis auf Quark und Mascarpone alles, was es in Deutschland auch gibt. Es gibt halt doch so das ein oder andere „typische“, dass mir im Laufe meines Aufenthaltes aufgefallen ist. I. Es gibt eigentlich in jedem Zimmer eine Klimaanlage oder einen Ventilator und das kann schon manchmal ziemlich ungemütlich werden. Wenn es zum Beispiel draußen 30°C hat und man ins Theater oder Essen geht, kann es sein, dass man mit seiner kurzen Hose und T- shirt schnell eine Erkältung bekommt. II. In jedem Getränk sind Eiswürfel ein Must-have, ob Eistee, Limonade oder Kaffee, die Dinger sind hier nicht wegzudenken. III. In den Restaurants zahlt man nur ein Getränk und dann wird immer nachgeschenkt! IV. Plastik, Plastik, Plastik. Wenn viele Gäste da waren, war durchaus üblich, alles aus und mit Plastik zu essen: Teller, Becher, Schüsseln, Besteck. Dann muss es nachher schon nicht gespült, sondern kann einfach weggeschmissen werden. V. Automatik Autos sind in den USA eigentlich der Standard, was das Fahren vereinfacht. VI. Der Müll wird bis auf Pappe und Dosen nicht getrennt. Auch wenn viele Amerikaner das Leben dort als sehr stressig und schnell-lebig empfinden, muss ich doch als Deutsche sagen, dass mir das Leben in den USA viel entspannter vorgekommen ist. Schon beim Einkaufen, war ich tiefenentspannt. Die Kassierer lassen sich alle Zeit der Welt und packen deinen Einkauf sogar noch in Tüten, während ich in Deutschland einfach alle Produkte im Stress in den Einkaufswagen schiebe, da mich die Menschen in der Schlange hinter mir mit ihren auffordernden Blicken schon fast drangsalieren. Ich empfinde die Kultur allgemein als sehr freundlich und gastfreundlich! Und hilfsbereit waren zumindest all die Menschen, die ich mit Fragen bombadiert habe…und das waren einige! Was ich durch die Zeit in den USA wieder schätzen gelernt habe, ist die Ordentlichkeit und Sorgfältigkeit der Deutschen. Die Leute erwarten von den Deutschen eigentlich schon, dass sie ihre Arbeit sehr sorgfältig erledigen. Aber auch jeder Perfektionismus muss seine Grenzen haben. Also da kann ich mir auch mal was von den Amerikanern abschneiden ;). Was ich so oft sage ist, man müsste sich aus den verschiedensten Kulturen die positiven Dinge suchen und zusammenpacken. Das käme der perfekten Kultur schon sehr nahe ;)! Komplementär, ganz Amerikdeutschland! Sprache Mit dem Englisch hat es von Anfang an super klappt, da ich schon 9 Jahre Schulenglisch plus 2 Jahre PH-Erfahrung mitbrachte. Es ist unglaublich gut in ein anderes Land zu kommen und sich ohne großes Nachdenken verständigen zu können. Ich sehe das echt als Geschenk! Die Menschen waren immer äußerst interessiert und ich habe viele Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen geführt. Das Gute ist, dass man im Alltag beim Arbeiten sehr viel praktisches Vokabular dazugewinnt, das normalerweise in der Schule und im Studium viel zu kurz kommt. Mit hat es persönlich auch viel geholfen, dass mich einzelne Amerikaner verbessert haben, wenn etwas grammatikalisch nicht gestimmt hat, oder ich ein Wort im falschen Kontext verwendet habe. Aus meiner Erfahrung lernt man im täglichen direkten Umgang mit den Menschen einfach am meisten. Freizeit Sonntags bin ich mit Mitarbeitern in eine Gemeinde in der Nähe gefahren und habe dort auch Freunde kennengelernt mit denen ich mich dann jede Woche Dienstagsabends zum Abendessen, Spielen, Singen, Bibel lesen und Austausch getroffen habe. Unter den Mitarbeitern selbst habe ich viele Freunde gewonnen und wir waren oft zusammen unterwegs, z.B. Kino, Bowlen, Restaurants, Jahrmärkte, Shoppen, Eis essen usw.Natürlich kamen in meiner Freizeit auch Städtetrips nicht zu kurz, denn man kann in den USA so viel entdecken. Ich durfte New York City in all seiner Pracht und Wuchtigkeit geniessen, habe Philadelphia, die größte Stadt Pennsylvanias, besucht und war für mehrere Tage in Washington D.C. Außerdem habe ich mein erstes Baseballspiel im Stadion der Phillies gesehen! Desweiteren bin ich mit Freunden an die Küste an den Strand gefahren und habe das Leben der Amish-people in Pennsylvania kennen gelernt. Fazit Die drei Monate USA waren für mich eine absolut WUNDERvolle Zeit und ich bin von Herzen dankbar für all die praktischen und geistlichen Herausforderungen, die Städtetrips, die geniale Natur und vor allem für all die gewonnen Freunde. Ich habe es so sehr genossen Englisch zu sprechen und mal aus dem deutschen Alltag rauszukommen und vor neue Herausforderungen gestellt zu werden. Die ganzen Erfahrungen, die ich sammeln durfte, haben mich sehr geprägt und ich bin sicher, dass einen so eine Zeit nicht so lässt, wie man vorher war.Ich würde jedem raten so eine Chance wahrzunehmen, weil das unbezahlbare Erfahrungen sind, die man wohl sehr wahrscheinlich nicht mehr so in dieser Form machen wird. Ich würde sofort wieder in die USA reisen und ich habe fest vor meine Freunde bald wiederzusehen.
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