5 SCF vs. Kaiserslautern

saison 2015/2016 # ausgabe 5 # kostenlos
NORD-MITTE-UNTEN
#infoflyer der corrillo ultras #Sc Freiburg e.v. - 1. FC Kaiserslautern
spieltagsrueckblick Sandhausen#
red bull und der fussball - teil 2 #
Fse - offener brief#
FOOTBALL LEAKS#
VORWORT
»HALLO...«
Freunde des Sport-Club Freiburg
e.V., ereignisreiche Wochen nach der
Winterpause liegen hinter uns. Jeder
von uns wird sich den Rückrundenstart
anders vorgestellt oder zumindest
gewünscht haben. Zwei verdiente
Niederlagen gegen Bochum und
Düsseldorf standen bis letzte Woche
Sonntag zu Buche.
In Sandhausen holte der SC dann
endlich die ersten Punkte im neuen Jahr.
Aber auch aus anderen Gründen war
es ein denkwürdiges Spiel, wie ihr in
unserem Spielbericht nachlesen könnt.
Des Weiteren erwartet euch der zweite
Teil unserer Artikelreihe zum Thema RB
Leipzig. Dieser wird den größten Teil
des Flyers für sich beanspruchen, haltet
durch was das Lesen angeht, die Story
hat es in sich. In diesem betrachten
wir die Gründung von RB Leipzig und
werfen auch einen kritischen Blick auf
jene Institutionen und Regeln, welche
den Aufstieg von RBL hätten verhindern können.
Auch haben wir den offenen Brief der
Football Supporters Europe an die UEFA,
welchen wir unterstützen, zusammengefasst.
Ein weiteres Thema sind die Enthüllungen von „Football Leaks“, das WikiLeaks des Fußballs. Diese hatten in den
vergangenen Wochen für viel Wirbel
innerhalb der Fußball - Welt gesorgt.
Nun aber genug geredet - ran an die
Bulletten: Wir hoffen, dass ihr auch
dieses Mal wieder viel Spaß beim Lesen
habt und wünschen euch und uns
einen tollen und erfolgreichen Tag im
Dreisamstadion. (fk)
SPIELTAGSRUECKBLICK
»SANDHAUSEN VS.
SC FREIBURG E.V.«
Knapp 60 Stunden Arbeit füllten meine
Woche vor dem Sandhausenspiel und
ich hatte gar keinen Kopf, mich großartig mit diesem Kick im Vorfeld zu
beschäftigen. Erst am Vorabend habe
ich realisiert, dass nicht nur irgendeine
dreistellige Anzahl an Freiburgers im
Gästeblock stehen werden, sondern
knapp 3.000 Fans. Ja, die Zeiten sind
vorbei, in denen es vor kam, dass teilweise gerade mal 80 Menschen mit
Freiburg durch die zweite Liga zogen…
man kannte quasi jeden im Block,
nicht selten sangen mal nur 20 Leute
für den SC und jedem war klar, dass
nicht mal die Ordner vor dem Block
unsere Gesänge hören konnten. Heute
(inshallah bzw. Gottseidank) unvorstellbar und wir brauchen uns, finde
ich, mit unseren Auswärtsfahrerzahlen
nicht verstecken. Anreisemittel war
für unsere Gruppe größtenteils der
Fansprinter. Die Fahrten scheinen für
viele junge Fans immer mehr zu einem
neuen Termin im Fasnachtskalender
zu werden und man kann unendlich
viel Idioten auf so einer Zugfahrt beobachten. Wir haben glücklicherweise
irgendwann einmal damit begonnen,
den letzten Wagen als Stammplatz zu
reservieren, sodass man nur auf der
Busfahrt / Fußweg zum Stadion zugelallt wird. Liebe Halbstarken, trinkt mal
(zumindest auf der Hinfahrt) weniger
und schaut zu, dass ihr im Stadion am
Rad dreht. Ein bunt gemischter Haufen
mir sympathischer und erwähnenswerter Menschen/Keulen organisierte
mit reichlichstem Aufwand einen
Bus und verblüfften damit ein paar
Personen mit Knopf im Ohr (Zivis, das
sind die, mit denen man eigentlich nicht
spricht). In Sandhausen wurde direkt
nach der Ankunft deutlich, dass man
in einem kleinen Kaff gelandet ist. AFD
& Alfa Plakate ohne Ende, nicht einmal
die CDU oder SPD scheinen hier großartig auf Wählerfang gehen zu wollen.
Aber halt, da war doch was…ah ja, mir
fällt es ein. Dünnschiss ist Dünnschiss
und Schwachsinn bleibt Schwachsinn.
Am Stadion erwarteten uns angekündigte strenge Kontrollen, sogar unsere
Personalien für Schwenkfahnen sollten
wir abgeben. Mit etwas Dummlaberei
und entsprechendem Auftreten fand
alles Material den Weg in den Gästeblock. Immer wieder schön, wie man auf
diese Art und Weise quasi alles mit ins
Stadion bekommt. Da helfen selbst die
mitgereisten Freiburger Ordner nicht,
deren Daseinsberechtigung ich hiermit
(mal wieder) deutlich in Frage stelle.
Der Gästeblock zog sich über zwei
Tribünen. Der Groß der Fans befand
sich auf der Hintertortribüne – quasi
direkt neben einem absolut nicht ernstzunehmenden und seltsame Geräusche erzeugenden Haufen Sandhausen-Heimfans. Auf der Gegengeraden
befanden sich noch hunderte weitere
SC-Fans, die sich auf den Steh- und
Sitzplätzen ausbreiteten. Ein schönes
Bild, dazu noch viele Zaunfahnen und
ein richtig geiler Aufbau des Stehplatzbereiches in dem wir uns befanden,
„wie in Italien“. Dies trifft auch teilweise auf die Stimmung am heutigen
Tag zu. Noch bevor irgendjemand so
wirklich im Gästeblock angekommen
war wurden die ersten Gesänge angestimmt, ich sang da halt so mit und
plötzlich tttzzzzsssssccccchh rauschte
es durch meinen Körper. Stimmung!
Stimmung….also NICHT so wie die
gefühlten letzten 50 Spiele, bei denen
wir alle die Lieder herzlos und fast schon
depressiv klingend herunterleierten.
Könnt ihr mir folgen?? Stimmung in der
letzten Zeit = scheisse! Stimmung heute
= plötzlich so tttzzzzsssssccccchh! Es
kribbelte und plötzlich verging die Zeit
unfassbar langsamen bis zum Anpfiff.
Den hörten wir alle gar nicht, weil wir in
den Minuten davor und danach auf eine
geile Melodie abdrehten. Was los, kann
das nich immer so gehen?! Die erste
Halbzeit über war die Stimmung dann
„ok“ – besser als „diegefühltenletzten50Spiele“. Halbzeitpause, Anpfiff, der
Vorsänger fehlt und ist verwirrt hinter
dem Tor aufzufinden, er bewegt sich
quasi beflügelt aufs Podest (Vorsängerpodeste abschaffen - Zäune von
„damals“ aufstellen!) und wir alle legten
los. Tausende sangen die ganze Halbzeit
über mit, sprangen und drehten am
Rand. Vielleicht bin ich nun gerade noch
etwas beflügelt und befinde mich voller
Emotionen (vor gerade mal 8 Stunden
war Abpfiff), aber das war schon echt
richtig fetzig was wir da alle ablieferten,
Freunde. Freude hatten meine Stimmbänder und ich das ganze Spiel über
übrigens am Bierschnorren bei unbekannten unbegleiteten SC-Fans. In der
51. Minute schoss Philipp das 1:0 für uns
und die sportlich durchwachsene erste
Halbzeit war vergessen. Ein Dutzend
Minuten später durfte Grifo zum Elferschuss antreten, traf aber leider nicht. Ist
auch nicht verwunderlich, solange IHR
nicht konsequent bei Freistößen und
Elfmeter „AUF GEHT’S GRIFO SCHIESS
EIN TOR, SCHIESS EIN TOR, SCHIESS EIN
TOOOOR“ singt! Die Stimmung war
wie gesagt echt gut, die SC-Fans auf der
angrenzenden „Gegengerade“ wurden
oft mit einbezogen…aber auch so
schwappten die Lieder ständig „rüber“.
Liebe SC-Verantwortliche, unter Stadion-in-Freiburg.de ist umfassend erklärt,
was ich nun versuche präzise zu formu-
lieren: Ihr wollt ein stimmungsvolles
und besonderes Stadion bauen? Dann
hört auf eure Fans, welche sich noch
NIE so einige waren wie zu diesem
Thema und verteilt die Stehplätze
auf drei Tribünen! Alles andere wäre
unverantwortlich, vereinsschädigend
und wird aus diesem Grund zu Vereinsausschlüssen führen müssen. Wir
verstehen uns?! Gegen Ende ballerte
Petersen (was für ein authentischer
Fußballfan und Sportler is der Mensch
denn eigentlich bitte?) einen Rechtschuss ins Tor der Sandhauseners. Noch
mehr tttzzzzsssssccccchh, rumspringen,
umarmen und herumschreien. Abpfiff,
Humba (warum?) und aus dem Stadion
raus. Die Schmier ließ dann passend zu
meiner oben erwähnten Interpretation
der Stimmung und des Gästeblocks das
Lied „Un‘estate Italiana“ von Gianna
Nannini & Edoardo Bennato durch die
Lautsprecher auf der Wanne (WM Song
1990). Generell war die Schmier heute
recht entspannt unterwegs…aber kein
Grund für Sympathien oder ähnliches,
bei der Polizei läuft noch viel zu viel in
eine sehr beschissene Richtung und ich
glaube, wir müssen uns da die nächsten
Jahre auf eine sehr eklige Entwicklung der Sicherheitsbehörden und des
Rechtstaats bereit machen. Die Heimfahrt war unspektakulär und gefüllt
mit Dummlaberei. Eins wollte ich noch
kurz loswerden. Falls irgendein Sandhausen-Verantwortlicher diese Zeilen
liest….sieh gefälligst zu, dass einige
mehr Toiletten im Gästeblock gebaut
werden. Gerade weibliche Personen
mussten teils 20-30 Minuten lange
warten…das ist eine unverschämte
Frechheit! Ein geiler Tag den ich nicht so
schnell vergessen werde. Liebe SC Fans,
Ultras, Hoolifans und Dubel…macht
euch in Zukunft doch einfach immer so
locker und dreht am Sender ( bzw. dreht
durch). Und dann versprech ich euch….
ihr werdet das tttzzzzsssssccccchh nicht
mehr los, wallah! (mk)
RED BULL UND DER FUSSBALL
Nach Österreich nun also auch Deutschland. Der ganz große Wurf blieb in den
vergangenen Jahren in Salzburg aus. Zwar wurde die Meisterschaft seit 2005
ganze sechs Mal gefeiert. Das große Ziel, die Teilnahme an der Champions League,
für die man sich in Österreich selbst als Meister erst qualifizieren muss, jedes Mal
aufs Neue erfolgreich vermasselt. Doch die CL soll langfristig mit einem RB-Team
besetzt werden. Im Frühjahr 2011 äußerte sich Dietrich Mateschitz wie folgt: „Wir
bauen RB Leipzig mit dem Ziel auf, in drei bis fünf Jahren in der Bundesliga zu
spielen. Wir wollen auch in der Champions League dabei sein“. Aktuell scheint der
Plan, zumindest was die Bundesliga angeht, realistisch. RB Leipzig führt die Tabelle
nach 22 Spieltagen vor unserem Sport-Club an. Doch wie kommt es, dass ein Club
in solch einer kurzen Zeit quasi aus dem nichts an der Tür der 1. Liga klopfen kann?
Betrachten wir nun also die Gründung von RBL und den Werdegang der vergangenen Jahre. Auch wollen wir besonders jene Regeln und Institutionen beleuchten,
welche diesen Aufstieg vielleicht hätten verhindern können.
»TEIL 2«
Vor knapp sieben Jahren, im Mai 2009
wurde RasenBallsport Leipzig e.V.
gegründet. Verwundert wird sich so
mancher die Augen beim Kürzel e.V.
(„eingetragener Verein“) reiben. Jedoch
wurde die Lizenzspielerabteilung sowie
die Nachwuchsabteilungen bis zur U16,
also die gesamte Fußballabteilung, mit
dem Aufstieg der ersten Mannschaft
2014 in die „RasenBallsport Leipzig
GmbH“ ausgegliedert. Deren Gesellschafter ist wiederum zu 99% die Red
Bull GmbH und zu einem Prozent der
Verein. Doch zur Struktur später mehr.
Bereits 2006 versuchte der Konzern in
Leipzig Fuß zu fassen. RB war allerdings
mit der Übernahme des FC Sachsen
Leipzig gescheitert. Der FC Sachsen
Leipzig spielte damals in der Oberliga,
da es noch keine 3. Liga wie heute gab,
also in der vierthöchsten Spielklasse.
Der Versuch scheiterte, da sich Clubs der
obersten vier Spielklassen dem DFB-Lizensierungsverfahren
unterziehen
mussten. Der DFB legte zu diesem Zeitpunkt ein Veto ein, da er eine zu große
Einflussnahme des Investors befürch-
tete. Auch hätte die geplante Umbenennung in „Red Bull Leipzig“ gegen
die Statuten des DFB verstoßen, welche
die Änderung des Vereinsnamens
zugunsten eines Sponsors verbietet.
Was also tun? Richtig, man suchte eine
Möglichkeit um diese Regelung zu
umgehen und wurde in der 5. Liga (also
in der Oberliga) fündig, da in dieser die
DFB-Lizenzbestimmungen nicht mehr
gelten. Auf der Suche nach einem geeigneten Übernahmeverein stieß man
schließlich auf den SSV Markranstädt,
ein Oberligist in einer Randgemeinde
von Leipzig. Red Bull gründete also 2009
den „RasenBallsport Leipzig e.V.“, übernahm das (erkaufte) Spielrecht vom SSV
Markranstädt und startete in der Saison
2009/2010 in der Oberliga. Genehmigt wurde dies durch verschiedene
Behörden und Verbände, wie etwa der
Finanzdirektion, dem Landesfußballbund sowie dem sächsischen Fußballverband. Wie dies geschehen konnte,
stößt bei uns auf Unverständnis. In den
Regularien des sächsischen Fußballverband heißt es beispielsweise: „Die
Neugebung (...) von Vereinszeichen
zum Zwecke der Werbung sind unzulässig“. Komisch, wie kann ein Logo mit
zwei roten Stieren und einer Abkürzung im Sinne des Firmennamens nicht
als Werbezweck verstanden werden?
An dieser Stelle wird es nun spannend.
Klar und nachvollziehbar ist, dass die
Stadt Leipzig mit blinkenden Euroscheinen in den Augen dem RB-Projekt wohlgesonnen war. Doch was ist
mit den Fußball-Verbänden? Deren
Vertreter ließen immer wieder deren
positive Haltung gegenüber RB und
den geplanten Aktivitäten in Leipzig
durchblicken. Bei genauerem Hinblicken lässt sich auch vermuten warum.
So war beispielsweise der aktuelle
DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock
von 2006 bis 2008 Geschäftsführer
bei Red Bull Salzburg. Hoppla! Laut
DFB-Homepage ist der Generalsekretär
der höchste Hauptamtliche innerhalb
des DFB und ist ebenfalls stimmberechtigtes Mitglied des DFB-Präsidiums. Mit Hinblick auf die Entscheidungen innerhalb des Präsidiums und
Vorstandes des DFB ist er als Generalsekretär für die fachliche Vorbereitung sowie konkrete Entscheidungshilfen verantwortlich. Ein ehemaliger
RB-Funktionär ist höchster Hauptamtlicher und stimmberechtigtes Mitglied
im DFB-Präsidium? Man muss kein
Halunke sein um hier böses zu denken.
Doch es wird noch besser. Scheinbar
ist auch ein Wechsel in die andere
Richtung kein Problem. Ulrich Wolter,
heute immer noch Mitglied des dreiköpfigen Vorstandes bei RBL, wechselte 2012 vom DFB nach Leipzig um
dort als Geschäftsführer anzufangen.
Auf die Frage, ob man ihn aufgrund
seiner Kontakte zum Verband geholt
habe antwortete Wolter: „Gute Verbindungen sind nie abträglich“. Womit er
Recht hat, allerdings sind sie in diesem
Zusammenhang auch ziemlich widerlich. Und als ob dies noch nicht reichen
würde um sämtliche Statuten und
Regeln mindestens bis in den letzten
Winkel auszunutzen, kommt auch
noch Kaiser Franz („never, never ever
came come everybody somebody to
offer me something“) immer wieder
um die Ecke und wird nicht müde
seinem Freund Mateschitz zur Seite zu
stehen. Doch handelt es sich hierbei
wirklich nur um einen Freundschaftsdienst? Könnte ein Beckenbauer in
seiner Funktion als Ehrenpräsident
beim FC Bayern vielleicht selbst großes
Interesse am Aufstieg von RB haben?
In der derzeitigen Diskussion um die
Vermarktungsrechte der Bundesliga
spielt schließlich deren Attraktivität
eine wichtige Rolle, welche gerade im
Ausland durch RB zunehmen könnte.
Davon würde auch der FC Bayern als
Branchenprimus profitieren. Ein Rätsel
bleibt, warum beispielsweise auch
Rainer Calmund immer wieder ein
dickes Wort in der Presse für RB einlegt.
Uns ist jedenfalls nicht bekannt, dass
RB auch Schnitzel herstellt...
Das Konstrukt stinkt jedenfalls bis
zum Himmel. Doch genug mit den
Mutmaßungen. Was kann man RB,
abseits von Profitgier und Marketinggeilheit, konkret vorwerfen? Der
vermutlich größte Streitpunkt ist
die geschickte Umgehung der sogenannten „50+1 – Regel“, eine Regel der
Deutschen Fußball-Liga (DFL). Diese
soll verhindern, dass Investoren nicht
die Stimmenmehrheit bei Kapitalgesellschaften übernehmen können, in
welche die Vereine ihre Profimannschaft ausgegliedert haben. Erlaubt
ist es jedoch, dass die Investoren die
Mehrheit des Kapitals besitzen. Laut
dieser Regel können sich Investoren
also maximal 49% der Stimmanteile
erkaufen. RB hat es geschafft, 99%
des Stammkapitals durch die Red
Bull GmbH in die Sportabteilung zu
pumpen. Für die Stimmenmehrheit
sorgen jedoch gerade einmal 14 stimmberechtigte Vereinsmitglieder, welche
allesamt aus dem RB-Umfeld stammen.
Geradezu lachhaft wirkt die Aussage
des DFL-Geschäftsführers Andreas
Rettig: „Der Satzung des Ligaverbandes liegt das Leitbild eines offenen
Vereins zugrunde. Die nun zugesagten
Änderungen der Mitwirkungs- und
Gestaltungsrechte der Vereinsmitglieder erfüllen diese Anforderung“.
Mittlerweile ist es möglich Mitglied
bei RBL zu werden, jedoch nicht wie bei
uns mit Stimmberechtigung. Möglich
ist lediglich eine Fördermitgliedschaft
ohne Stimmrecht. Je nach Zahlungsbereitschaft gehen damit „Vorteile“ wie
ein Begrüßungspaket (enthalten in der
100 Euro – Mitgliedschaft), ein Treffen
mit der Mannschaft (Silber Paket, 500
Euro im Jahr) oder die Übergabe eines
Fan-Shirts durch den Lieblingsspieler
(Gold Poket, 1000 Euro jährlich) einher.
Ein offener Verein sieht für uns auf
jeden Fall anders aus! Dies bestätigt
auch §4 Nr. 9 der Lizensierungsordnung der DFL, welcher die Vereine dazu
verpflichtet, gewisse Mindestvoraussetzungen in Bezug auf die demokratische Mitbestimmung bei der Wahl
der Vereinsführung einzuhalten. Wir
fragen uns, was ist das für eine Demokratie, in der ausgewählte Angestellte
des Investors Entscheidungen treffen?
Auch in Hinblick auf die Transfers
nutzen die RB-Vereine ihre Organisation aus. So wechselte im Sommer
2014 das Toptalent Marcel Sabitzer
von Rapid Wien nach Leipzig um dann
direkt nach Salzburg verliehen zu
werden. Durch eine Vertragsklausel
war ihm ein direkter Wechsel innerhalb
Österreichs nicht möglich gewesen.
Doch nicht nur zwischen Leipzig und
Salzburg können nun auf diese Art und
Weise Spieler hin und her geschoben
werden. Red Bull besitzt auch die
Kontrolle am FC Liefering, welcher den
Bullen als sogenanntes „Farmteam“
dient. Dies hat den Hintergrund, dass
die 2. Mannschaft von RB nicht in die
zweithöchste Spielklasse aufsteigen
könnte. In dieser spielt aber der FC
Lieferung, wo fortan auf höchstem
Niveau Spieler und Trainer ausgebildet
werden. Wohlgemerkt auf Kosten kleinerer Österreichischer Vereine.
Auf Kosten kleinerer Vereine wird sich
auch der Aufstieg von RB und möglicher
Nachahmer in Deutschland auswirken.
Sicher wird sich dadurch das spielerische Niveau etwas anheben und der
„Marke Bundesliga“ zu noch mehr
Bekanntheit verhelfen. Die Verantwortlichen von RB, allen voran Trainer
und Sportdirektor Ralf Rangnick, argumentieren immer, dass sie langfristig
eine Bereicherung für die Liga sein
werden. Doch stimmt das wirklich? Für
was gehen wir jedes Wochenende in
die Stadien, sitzen vor dem Radio oder
in der verqualmten Kneipe? Wenn das
Topspiel am Samstag Abend zukünftig
Ingolstadt gegen Leipzig lautet, gute
Nacht (leider sehr wahrscheinlich).
Klar ist dann das Niveau vielleicht
besser als bei Darmstadt gegen Frankfurt, aber ganz ehrlich, wer will so ein
scheiß Spiel denn bitte sehen? Noch
sind wir nicht in England wo der (gut
zahlende) asiatische Kunde via Pay-TV
und angepasster Sendezeit (der Begriff
„Anstoßzeit“ passt hier weniger) dem
vermeintlichen Topspiel hinterher
eifert.
Doch wo war in den vergangenen
Jahren das Aufbäumen der (kleinen)
Vereine? In den vergangen Jahren
haben immer
mehr Vereine ihre
Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert. In der Bundes-
liga spielen größtenteils nicht mehr
eingetragene Vereine, als Zusammenschluss vieler verschiedener Menschen,
sondern (gewinnorientierte) Unternehmen.
Auch wenn wir diese Entwicklung sehr
kritisch sehen, spielen wir dieses Spiel
einmal mit und stellen einen einfachen
Vergleich zur Wirtschaft her.
Hier steht ein Unternehmen im ständigen Wettbewerb zu anderen Unternehmen. Dringt nun ein neues Unternehmen von außen in den Markt,
erhöht sich der Wettbewerb. In diesem
Fall verstärkt sich die Konkurrenzsituation innerhalb des Marktes und der
Kampf um das Überleben beginnt.
Ist ein Unternehmen nicht innovativ
genug oder hat verglichen mit den
anderen deutlich geringere finanzielle
Mittel, droht der Verlust von Arbeitsplätzen oder gar das Aus.
Beim Sport-Club sind unsere Innovationen im übertragenen Sinne die
Fußballschule, die immer wieder neue
Talente zum Vorschein bringt. RB ist
ein neuer Wettbewerber auf dem
Markt, der eigentlich aus einer ganz
anderen Branche kommt. Dadurch hat
RB, wie wir alle wissen, deutlich mehr
finanzielle Mittel, die unsere „Innovationen“ in den Schatten stellen. Langfristig werden wir uns als Sport-Club
gegen diesen Wettbewerber nicht
durchsetzen können. Dies gilt nicht
nur für den Sport-Club, sondern auch
für den Großteil der anderen Bundesligaclubs. Werfen wir wieder einen
Blick auf die Wirtschaft. Tritt ein finanziell übermächtiges Unternehmen
in einen neuen Markt, würden die
anderen Unternehmen versuchen,
dies zu verhindern. Denn sie wissen,
dass der neue Wettbewerber ihre
Existenz gefährdet. In der Regel ist
es jedoch sehr schwer dies zu verhindern. Doch in unserem Beispiel wäre
es durchaus möglich gewesen. Denn
in der DFL regeln die Vereine ihren
„Fußballmarkt“ in erster Linie selbst
und machen ihre eigenen Regeln. Doch
in dieser Richtung ist kaum etwas
geschehen. Schade.
Mittlerweile steht RB an der Tabellenspitze, der Durchmarsch in Liga 1
ist so gut wie sicher und die Ambitionen in den nächsten Jahren hoch: der
Champions-League-Gewinn sei nicht
ausschließbar, sagt RB Boss Mateschitz. RB wird sich fest in der Bundesliga etablieren.
Es ist jetzt an der Zeit dafür zu sorgen,
dass RB nicht als Vorbild für weitere
Unternehmen gilt. Dabei sehen wir
auch den Sport-Club in der Pflicht.
Denn sollte dies der Fall sein und es
werden noch weitere Unternehmen
wie RB kommen, die die Bundesliga als
attraktives Marketingfeld ausnutzen
wollen, dann werden wir langfristig
unsere Position im deutschen Profifußball verlieren.
Wir hoffen, wir konnten in diesem Teil
der Serie auf der einen Seite den Gründungsprozess und die damit einhergehenden Machenschaften des RB-Konzerns darstellen. Auf der anderen
Seite ist aber hoffentlich auch klar
geworden, dass dies auch durch die
Genehmigungen von Verbänden und
Institutionen geschah wo es, hinsichtlich deren Interessen, allen Grund gibt
skeptisch zu sein.
Doch jetzt gilt es in die Zukunft zu
Blicken. Am Spieltag gegen RB werden
wir euch unsere Position sowie Forderungen und Erwartungen an unseren
Verein, die Verbände und Fans
vorstellen. (rw)
FOOTBALL SUPPORTERS EUROPE
Wie man bereits unserer Homepage
entnehmen konnte, unterstützen wir
den offenen Brief von „Football Supporters Europe“ (FSE) an die UEFA, welche
durch diesen ihre Disziplinarpolitik in
Bezug auf Rassismus überdenken soll.
Unterstützt wird dieser Brief von zahlreichen Fan-Dachorganisationen aus
ganz Europa, in Deutschland beispielsweise das „Bündnis aktiver Fußballfans“ (BAFF). Darüber hinaus wird der
Brief durch Fangruppen auf Vereinsebene aus vielen Teilen Europas unterstützt. Dadurch werden die Interessen
von etwa 100.000 Fans vertreten. Den
gesamten Brief sowie eine detaillierte
Auflistung aller Unterstützer könnt
ihr auf unserer Homepage einsehen.
Im Folgenden wollen wir die Kernaussagen und Forderungen des Briefs
zusammenfassen.
Anstoß für den Brief war das Champions League Spiel zwischen Dynamo
Kiew und Manchester City, welches
aufgrund von rassistischen Beleidigungen und Handgreiflichkeiten
seitens der Kiewer Zuschauer beim
Spiel gegen Chelsea eigentlich vor
leeren Rängen hätte stattfinden
sollen. Nachdem als Strafe bereits das
Heimspiel gegen Maccabi Tel Aviv im
Dezember vor leeren Rängen stattfand,
reduzierte die UEFA die ursprünglich
angedachte Strafe.
Die Kernforderung des Briefes ist, dass
die UEFA ihre Disziplinarpolitik von
kollektiven Strafen für rassistisches
Verhalten überdenkt und Regelungen
abschafft, welche den Ausschluss
unschuldiger Auswärtsfans zur Folge
haben. Grundlegend sollte allerdings
ausdrücklich betont werden, dass die
Unterstützer die „Null-Toleranz-Politik“ der UEFA in Bezug auf Rassismus
begrüßen. Jedoch sollte diese nicht die
Folge haben, dass die große Mehrheit
der Fußballfans aufgrund des verabscheuungswürdigen Verhaltens einer
Minderheit durch Standardsanktionen
wie „Spiele hinter verschlossenen
Türen“ bestraft wird. Man muss ich nur
einmal vorstellen, wir hätten in unserer
Europa League – Saison auf eines
dieser unvergesslichen Auswärtsspiele
verzichten müssen.
Was sind die Hauptreaktionsformen
der Vereine, deren Fans bereits häufiger
negativ auffielen, auf das derzeitige
System der kollektiven Sanktionen,
welches zu einem Großteil unschuldige Fans trifft? Erstens: Sie beschuldigen den Boten (also denjenigen der
den Vorfall meldet) oder die UEFA und
stellen diesen an den Pranger, anstatt
das eigentliche Problem zu akzeptieren.
Dies bestärkt die Täter nur darin, ebenfalls gegen den Boten oder die UEFA zu
wettern. Zweitens: Viele Vereine haben
versucht, geheime Abkommen mit
dem jeweiligen (rassistischen) Teil ihrer
Fanszene zu treffen. Auf europäischer
Ebene werden „die Füße stillgehalten“,
während die Vereine die Privilegien in
den Liga-Wettbewerben für die Täter
erhöhten. Auch dies stärkt lediglich
den Täter und bringt ihn sogar noch
näher an den eigenen Verein. Drittens:
Vereine siedelten die Fans in andere
Teile des Stadions um, ordneten einige
Alibi-Aktivitäten gegen Rassismus an,
aber priesen diese in der Öffentlichkeit
als von der Fanszene initiiert.
Was seitens der UEFA bislang fehlt, sind
tatsächlich glaubwürdige und langfristige Aktionspläne gegen Rassismus,
wie sie von einigen Vereinen bereits
implementiert wurden. Es reicht eben
nicht kurz vor Anpfiff eines CL-Spiels
einen kurzen „No to Racism“ – Spot
mit
internationalen
Fußballstars
einzublenden. Die UEFA hat unserer
Meinung nach die soziale Verantwortung einen nachhaltigen Beitrag zur
ernsthaften Beseitigung von Diskriminierung im Fußball direkt auf Vereinsebene zu fördern.
Laut FSE war die UEFA bisher nicht
bereit, den vorgenannten Argumenten
zuzuhören und stimmte lediglich zu,
im Sinne der Gleichberechtigung,
auch Sponsoren und deren Gästen den
Besuch der Geisterspiele zu verweigern (nachdem die entsprechenden
Verträge verlängert wurden). (rw)
FOOTBALL LEAKS
Seit Ende des vergangenen Jahres
werden auf der Plattform „Football
Leaks“ (FL) in kurzen, regelmäßigen
Abständen geheime Verträge und
Dokumente aus der Welt des Fußballs
veröffentlicht. Große Aufmerksamkeit
erhielt die Plattform spätestens seit
Offenlegung von Details des Gareth
Bale Transfers, welcher der teuerste in
der Geschichte war. Doch eigentlich
geht es den Betreibern von FL nicht
vorwiegend um die Verbreitung solcher
Sensationsmeldungen, welche vermutlich eher eine größere Aufmerksamkeit
erzeugen wollen. Sowohl Fans wie auch
Verantwortliche rätseln über die Identität und Motivation von FL. Den Magazinen „Spiegel“ und „11Freunde“ gaben
die Betreiber nun Antworten darüber.
Darauf basierend wollen wir euch deren
Kernanliegen sowie bisherige Veröffentlichungen näher bringen.
Laut den Interviews stecken hinter
„Football Leaks“ portugiesische Staatsbürger. Das große Ziel von FL ist laut
eigener Aussage Transparenz. Transparenz vor allem hinsichtlich des Transfersystems, sodass sich der Einfluss von
Spielerberatern und Investmentfonds
verringert. Am besten wäre laut FL eine
öffentliche Datenbank, in der Details
über Ablösesummen, Klauseln und
Beteiligungen an Spielern dargelegt
werden. Jenen, die sich „zu Unrecht an
dem Volkssport Fußball bereichern“,
sollen damit das Handwerk gelegt
werden.
Also, wer bereichert sich am Fußball?
Die Hauptkritik von FL richtet sich
gegen die Beteiligung von Investoren
an Transferrechten, also die sogenannte
„Third-Party-Ownership“.
Dahinter
steckt die mittlerweile, besonders in
Südamerika und Portugal, oftmals
gängige Praxis, dass Investoren Transferrechte an Spielern erwerben. Quasi
eine Wette auf den steigenden Marktwert des Spielers, bei dessen Weiterverkauf kräftig mitverdient werden
kann. Will ein Verein also einen Spieler
verpflichten, so kann ihn dabei ein
Fremdinvestor finanziell unterstützen
und im Gegenzug Anteile an den Transferrechten des Spielers erhalten, um
dadurch an späteren Transfererlösen
beteiligt zu werden.
Doch wo ist nun der Zusammenhang
zwischen diesen Third-Party-Ownerships und Vereinspolitik zu sehen?
Hierfür können nun die Enthüllungen
von FL herangezogen werden. Diese
offenbarten einen Deal zwischen dem
niederländischen Erstligisten Twente
Enschede und der in Malta ansässigen
Sport-Investment-Gruppe „Doyen“. Für
ein Darlehen in Millionenhöhe erhielt
Doyen Anteile an fünf Spielern. Darüber
hinaus wurde eine Zusatzvereinba-
rung getroffen, die Twente Enschede
dazu verpflichtet, Doyen bei einem
abgelehnten Angebot für einen dieser
Spieler 50% des Angebots zu zahlen.
Die Transferpolitik wurde also, zumindest teilweise, aus der eigenen Hand
gegeben.
Die Vorgehensweise der Investoren
erachten auch wir als kritisch, schließlich nutzen diese oftmals gerade die
finanziell angeschlagenen Vereine,
um diesen dann aggressive und
unfaire Bedingungen aufzuzwingen
und persönlich daran zu bereichern.
Wichtig zu wissen ist, dass die FIFA
dieses Modell im Mai 2015 verboten
hat. Anfang Februar unterzeichneten
der DFB, die DFL und die Deutsche
Fußballspieler – Vermittler Vereinigung
(DFVV) eine Vereinbarung mit dem Ziel
„die Qualität und die Transparenz der
Spielervermittlung und -beratung in
Deutschland nachhaltig zu erhöhen“.
Ob hierfür vielleicht die Enthüllungen
von FL ein Anlass waren?
Zum Schluss bleibt sicherlich die Frage
nach der Echtheit der Dokumente. Ein
Indiz für die Echtheit der Dokumente
gibt Doyen durch den Vorwurf, die Dokumente seien durch einen Hacker-Angriff
in den Besitz von FL gekommen, selbst.
Diesen Vorwurf bestreitet FL vehement.
Laut eigener Aussage ist FL im Besitz
von rund 500 Gigabyte Material. Man
darf also gespannt sein, welche Informationen in der Zukunft noch veröffentlicht werden. (rw)
abseits vom Rasen
moenchengladbach
Am vergangenen Wochenende fand in Mönchengladbach das Derby gegen den 1. FC Köln
statt. Nachdem im vergangenen Jahr einige
Kölner IQ - Bananen in den Innenraum drangen, um kurz darauf wieder in den Gästeblock
zu flitzen, entschied das DFB-Sportgericht das
Gästekontingent zu reduzieren und den Verkauf der übrigen Karten nur personalisiert zu
gestatten. Ein großer Teil der organisierten
Kölner Fanszene entschied sich aufgrund dieser Kollektivbestrafung dazu, das Derby nicht
zu besuchen. Stattdessen organisierten sie für
den Vormittag des Derbys eine Demonstration in Mönchengladbach an der sich um die
700 Kölner Fans beteiligten. Auch die Ultras
aus Mönchengladbach setzten ein Zeichen
gegen Kollektivstrafen und verzichteten im
Stadion auf die Unterstützung der Mannschaft. Auf einem großen Spruchband war
während des Spiels zu lesen: „Ohne richtiges
Derby dank eurer Sicherheitskonzepte - Eure
Kollektivstrafen zerstören die Fankultur“.
Naechste Termine
Profis
Bielefeld - SCF, Mi. 02.03.16, 17:30
SCF - Leipzig, Mo. 07.03.16, 20:15
2. Mannschaft
Die Rückrunde beginnt am 28.02.16
mit einem Heimspiel gegen Offenbach
Homburg - SCF, Sa. 05.03.16, 14:00
Frauen
SCF - Wolfsburg, So. 28.02.16, 14:00
Bremen - SCF, So. 20.03.16, 11:00
Impressum
V.i.S.d.P:
Frank Nobre
Schwarzwaldstr. 171a
79117 Freiburg
E-Mail: [email protected]
Auflage: 1000
Ausgabe: 5