2014Jahresbericht - Frauenhaus Amstetten

Jahresbericht 2014
„Nach erlebter Gewalt sehen wir uns als Schuldige.
Doch in Wahrheit sind wir mutiger als andere.
Den Blick nach vorne, den Rücken gerade, sind wir bereit,
den steinigen Weg in ein neues Leben zu gehen.“
Karin Pfolz ist Autorin, Malerin und arbeitet als Rechtsanwaltsassistentin.
In ihrem Roman „Manchmal erdrückt es mich, das Leben“ schrieb sie einen Teil
ihres Lebens nieder – den Weg aus ihrer Ehe, in der sie ihr Ehemann misshandelt hat.
Ihr Buch handelt von Angst, Ausweglosigkeit, Mut und Befreiung.
„Verein Frauenhaus Amstetten zur Hilfe für Frauen und ihre Kinder in Not“
Die Vorstandsfrauen und Mitarbeiterinnen
Inhalt:
Das Jahr 2014 im Frauenhaus
Seite 3
Anfragen im Frauenhaus
Seite 4
„Meine Seele wurde vergewaltigt“ - Gespräch mit einer Bewohnerin
Seite 5
Statistik
Seite 6
Befragung ehemaliger Bewohnerinnen: Evaluationsstudie
Seite 7 u. 8
Aktivitäten:
Aktivitäten im Haus und mit den Kindern des Frauenhauses
Seite 9 u. 10
Bunte Frauen - Amstettner Frauenkirtag
Seite 11
Dünne Luft in Bolivien - Besuch aus Bolivien
Seite 12
Begegnungsreise in den Kosovo
Seite 13
Neuer NÖ Frauenhausfolder
Seite 14
Starke Frauen:
Berta von Suttner
Seite 14
Barbara Prammer
Seite 15
Themen zu Gewalt an Frauen in der EU und in Österreich:
EU-Studie
Seite 15
Gegen Shitstorm und für Frauensolidarität
Seite 16
Morde kommen selten aus heiterem Himmel
Seite 17
Politische Ziele
Seite 18
Armutsnetzwerk NÖ
Seite 18
One Billion Rising
Seite 19
Pressespiegel
Seite 20 u. 21
DANKE - FödergeberInnen und SpenderInnen
Seite 22
Impressum
Seite 23
Jahresbericht 2014 1 3
Das Jahr 2014
Das Jahr 2014 war international ein sehr gewalttätiges, geprägt von der Ukraine-Krise,
anhaltenden Konflikten im Nahen Osten und verschärft durch das staatenübergreifende
Auftreten der gewalttätigen Organisation „Islamischer Staat“.
Nicht nur die politischen Radikalisierungen versetzen Menschen in Angst und zwingen
zur Flucht.
Gewaltausübung durch einen nahestehenden Menschen ist die häufigste Menschenrechtsverletzung an Frauen.
In Niederösterreich wurden 2014 über 1200 Wegweisungen und Betretungsverbote von
der Polizei wegen Gewalt oder der Androhung dieser ausgesprochen.
Im Frauenhaus Amstetten war es ein Jahr, in dem mehrere sehr hoch gefährdete Frauen
das Angebot des Frauenhauses in Anspruch nehmen mussten. Sie haben schon jahrelang immer wieder in Angst gelebt, haben sich zur Flucht entschieden und konnten sich
trotzdem außerhalb des Frauenhauses nicht sicher fühlen.
Die Gewalttäter wirken teilweise psychisch krank, teilweise gehen sie aber auch strategisch gegen ihre Frauen vor, üben sehr subtile Gewalt aus und sind äußerst gut informiert. Rechtliche Schritte greifen nur sehr eingeschränkt.
Drohungen, wie: “Wo immer Du bist, ich weiß es und irgendwann wirst Du für alles bezahlen, was Du mir angetan hast“ oder: „Ich warte bis die Kinder größer sind und dann…“
steigern Angst und Unsicherheit.
Frauen, die sehr abgelegen wohnen, was bei
Bäuerinnen oft der Fall ist, können sich trotz
einer Wegweisung und eines Betretungsverbots nicht sicher fühlen und müssen das Angebot des Frauenhauses nützen.
Eine Trennung, die nicht vom Gewalttäter ausgeht, scheint noch zusätzlich eine große Verletzung der männlichen Ehre darzustellen,
denn die scheinbare Allmacht wird dadurch untergraben.
Nach längerem Frauenhausaufenthalt wohnen
alle diese hochgefährdeten Frauen nun bereits
in einer eigenen Wohnung. Die meisten fühlen
sich sicher, einige haben noch immer Angst
und wollen mit allen Mitteln verhindern, dass
der Gewalttäter vom neuen Wohnort erfährt.
Anfragen im Frauenhaus:
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Einige Beispiele von 152 Anfragen aus dem Jahr 2014
1. Frau A. ruft an, sie lebt mit ihrem Mann in Scheidung, ihr Mann hat ihr heute gedroht,
dass sie die Scheidung nicht erleben werde. Sie hat eine 17-jährige Tochter, die noch zur
Schule geht, im Internat ist und nur zum Wochenende zuhause ist. Frau B. würde morgen
am Vormittag einziehen. Habe mit ihr noch vereinbart, dass sie bis 18 Uhr zu einem Beratungsgespräch kommen kann.
2. Herr B. trinkt immer wieder und Ende Oktober wurde ihm der Führerschein wegen Alkohol das zweite Mal abgenommen. Fr. A ist draufgekommen, dass er sie mit einer jüngeren
Frau betrügt. Es kam zum Streit, er hat sie am Hals genommen und zur Wand gedrückt. Sie
hat Angst vor ihm. Frau A. schläft im Wohnzimmer, kann aber nicht ruhig schlafen, weil sie
fürchtet, dass er zu ihr kommt. Sie kann die Wohnzimmertüre nicht schließen, da er einmal
das Glas eingeschlagen hat. Sie hat schon eine Tasche gepackt, für den Fall, schnell weg
zu müssen und hat die Notrufnummer der Polizei eingespeichert.
3. Eine Mitarbeiterin des Gewaltschutzzentrums NÖ sucht einen Platz für eine Frau mit 2
Kindern, 4 und 6 Jahre alt. Sie möchte ihr nicht das Frauenhaus St. Pölten empfehlen, da
es in der Nähe des Täters zu gefährlich ist. Ich habe gesagt, dass wir in ca. 10-14 Tagen einen Platz bekommen - jetzt nur im Not-Notfall.
4. Anruf einer Therapeutin: Es geht um eine Patientin von ihr, die unter massivem psychischen Druck ihres Lebensgefährten und ihres Vaters steht, von dem sie früher sehr
wahrscheinlich missbraucht wurde. Sie hat keine Möglichkeit irgendwo unterzukommen und
würde dringend einen Platz brauchen, damit sie zur Ruhe kommen kann. Habe vereinbart,
dass Frau E. selber bei uns anrufen soll. Sie wird sie informieren, grundsätzlich haben wir
Platz.
Fr. E. ruft selber an. Sie ist momentan ins Ausland geflüchtet, kommt aber sofort, wenn sie
einen Platz bei uns bekommt. Sie wollte mehr oder weniger ihr Leben beenden, will es aber
nochmal probieren. Sie hat eine lange Gewaltgeschichte. Ich hab ein Zimmer für sie reserviert.
5. Frau G. ruft im Frauenhaus an, sie hat einen Sohn, der hier zur Schule geht, Frau G. ist
Migrantin, der Mann ist Österreicher. Sie wurde schon mehrmals misshandelt, hat auch
schon einmal die Polizei geholt. Derzeit ist die Situation wieder sehr schwierig. Das Auto hat
er ihr weggenommen und gemeint: „Jetzt gibt’s nichts mehr zum Essen“ Sie solle weggehen. Sie hat Angst vor ihm, ich habe ihr über das Frauenhaus erzählt und sie über die Möglichkeit einer Wegweisung informiert. Sie überlegt - könnte aber sofort aufgenommen werden.
6. Eine praktische Ärztin ruft an - bei ihr ist eine türkische Frau. Sie ist verletzt und
wurde gestern misshandelt. Sie war schon mehrmals deswegen bei ihr, aber noch nie verletzt. Sie möchte ihr gerne empfehlen, wohin sie sich wenden könnte. Habe Informationen
von Frauenhaus, Gewaltschutzzentrum, Frauenberatung, Familienberatung am Gericht weitergegeben und ihr auch gesagt, dass wir eine türkischsprachige Mitarbeiterin haben. Die
Ärztin hat gemeint, sie hat jetzt die Verletzungen dokumentiert und fotografiert und wird ihr
raten eine Anzeige zu machen. Sie wird auch einen Sicherheitsplan mit ihr besprechen.
7. Frau D. ruft gegen 7 Uhr morgens an - weint am Telefon und ist schwer zu verstehen.
Ihr Mann hat sie, wie schon oft, misshandelt. Er hat ihr gestern das Essen hingeschüttet
und sie dann in ein Zimmer gestoßen und eingesperrt. Sie musste dann in einem Kammerl
schlafen. Ihr Mann ist immer wieder sehr aggressiv. Es gab schon mehrere Polizeieinsätze.
Sie zieht noch an diesem Tag im Frauenhaus ein.
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„Meine Seele wurde vergewaltigt!“
Frauenhaus I Eine Bewohnerin berichtet, wie diese Einrichtung zu ihrer Zufluchtsstätte wurde und warum sie sich jetzt auf ihr neues Leben ohne Gewalt freut.
Von Doris Schleifer-Höderl (NÖN)
AMSTETTEN I Dieses Jahr fanden bereits 31 Frauen mit ihren 36 Kindern Zuflucht im
Frauenhaus Amstetten. Derzeit leben dort acht Frauen und neun Kinder. So auch Simone B. (richtiger Name ist der Redaktion bekannt). „Ich habe mich nie als Opfer gefühlt“,
erklärt die 39-jährige Mutter von vier Söhnen im Alter von vier bis 15 Jahren. Seit sechs
Monaten ist sie mit ihren Kindern im Frauenhaus Amstetten. „Viel mehr bin ich vor der
Vergewaltigung meiner Seele geflohen! Ich habe den psychischen Druck nicht mehr ausgehalten. Es ist eine enorme Last, ständig funktionieren zu müssen, obwohl eigentlich
nichts stimmte. Nach außen hin waren wir immer die perfekte Familie. Ich habe lange
mitgespielt bis ich es dann nicht mehr ausgehalten habe, eines Tages als mein Mann in
die Arbeit gefahren war, packte ich für mich und meine Söhne einen Koffer und bin ins
Frauenhaus gefahren. “ Jahrelang wurde Simone B. von ihrem Mann schikaniert, bedroht
und geschlagen. Verbale Gewalt wich Schritt für Schritt psychischen und physischen
Übergriffen. Die Gründe waren banal. „Einmal war es, weil ich etwas später als gedacht
von der Arbeit heimkam, ein anders Mal verdächtigte mich mein Mann, ich hätte ein Verhältnis. Begann mir sogar nachzufahren und stand mit dem Auto vor meiner Firma. Auch
wenn das Essen nicht sofort fertig war, wenn er heim kam, gab es Übergriffe.“ Als sich
diese schließlich auch auf die Kinder ausdehnten, wusste Simone B. sie muss handeln.
Versuche mit ihrem Mann zu reden schlugen fehl. Schon nach wenigen Tagen verfiel er
ins alte Schema der totalen Erniedrigung. Sie sei so eine schlechte und verdorbene Frau,
dass dies auf die Kinder abfärbe und sie solle doch abhauen, bekam sie dann zu hören,
ansonsten würde er mit den Kindern ins Ausland gehen. „Die Drohungen wurden massiver und der Satz „warte nur, ich bring dich eines Tages um“ machte mir schließlich klar,
dass ich etwas unternehmen muss.“
Endlich ohne Angst leben
„Meinen Entschluss ins Frauenhaus zu gehen habe ich nie bereut. Meine Söhne und ich
können endlich ohne Angst leben. Wir sind sehr eng miteinander.“ Simone B. wirkt sehr
stark. Dennoch ist noch lange nicht alles ausgestanden. Die Scheidung läuft, die Familiengerichtshilfe ist involviert. Frau B. sucht auch einen neuen Arbeitsplatz, denn mit ihrer
Flucht hat sie ihre gesamte bisherige Existenz aufgegeben. „Ich habe nach 22 Jahren
alles hinter mir gelassen. Den Wohnort, die Arbeit, die Familie und die Freunde. Nur meine Eltern und meine Geschwister halten zu mir.“ Anfang des kommenden Jahres wird
Simone B. mit ihren Söhnen das Frauenhaus verlassen und in eine Wohnung ziehen.
„Ich spreche deshalb offen über mein Leben, weil ich damit anderen Frauen Mut machen
möchte, Nein zu sagen. Nein zu Gewalt in jeglicher Form. Niemand hat das Recht dazu
einen anderen Menschen in welcher Form auch immer zu bedrohen. Auch ein Mann seine Frau nicht.“ Wie es weiter geht, weiß Frau B. noch nicht genau. „Ich würde mich freuen, wenn sich vielleicht jemand im Frauenhaus unter der Telefonnummer 07472/66500
meldet, der mir Arbeit geben könnte. Denn ich möchte auf eigenen Beinen stehen, damit
ich meinen Söhnen und mir ein neues Leben aufbauen kann.“
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STATISTIK 2014
Im Jahr 2014 haben im Frauenhaus Amstetten 36 Frauen und 37 Kinder Schutz und Unterkunft gefunden. 8 bis 10 Frauen und ihre Kinder können aufgenommen werden. Die
Sozialarbeiterinnen beraten in rechtlichen, finanziellen und persönlichen Fragen, begleiten und unterstützen die Frauen und ihre Kinder.
Fast die Hälfte der Frauen hat vor der Flucht ins Frauenhaus in der Stadt bzw. dem Bezirk Amstetten gelebt. 11% lebten davor im Bezirk Waidhofen/Ybbs und 8% im Bezirk
Melk. Die restlichen 33% der Frauenhausbewohnerinnen kamen aus unterschiedlichen
Bezirken des Landes. Häufig ist es aufgrund eines besseren Schutzes der Frauen und
ihrer Kinder notwendig, in ein möglichst weit entferntes Frauenhaus zu ziehen.
Der größte Teil der im Frauenhaus lebenden Frauen war zwischen 30 und 50 Jahre alt.
35
30
18-20 Jahre
25
21-30 Jahre
20
31-40 Jahre
15
41-50 Jahre
10
51-60 Jahre
5
über 61 Jahre
0
Alter der Frauen
Die Aufenthaltsdauer der Frauen war auch in diesem Jahr wieder sehr unterschiedlich.
Manche Frauen suchten kurzfristige Zuflucht vor der Gewaltsituation, der Großteil der
Frauen wollte sich ein selbständiges Leben aufbauen und benötigte daher länger die
Wohnmöglichkeit im Frauenhaus und die Unterstützung durch die Sozialarbeiterinnen.
25
1-7 Tage
20
8-30 Tage
15
31-90 Tage
10
91-180 Tage
5
0
Aufenthaltsdauer
mehr als ein
halbes Jahr
70% der Frauen schafften diesen Weg in ein selbständiges Leben auch, nur 30% der
Frauenhausbewohnerinnen gingen 2014 wieder zurück zu den gewalttätigen Partnern.
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Evaluationsstudie zum Frauenhaus Amstetten
Bachelorarbeit II zur Erlangung des akademischen Grades
Bachelor of Arts in Social Science -FH Oberösterreich
Verfasserin: Karin Gschwandtner
Auszug aus der Studie – die gesamte Studie liegt im Frauenhaus auf.
In einem Teil der Studie wurden fünf ehemalige Bewohnerinnen befragt. Sie haben vor 3
bis 5 Jahren im Frauenhaus gelebt. Die Frauen wohnten zwischen sechs und zwölf Monaten, drei mit Kindern und zwei ohne Kinder, im Haus.
Sicherheit:
Von allen fünf Befragten wurde ausdrücklich festgehalten, dass sie sich im Frauenhaus
Amstetten sehr sicher gefühlt haben.
Zusammenarbeit mit den Sozialarbeiterinnen:
Jede Frau bezeichnet den Kontakt mit ihrer Bezugsbetreuerin als sehr gut. Der Umgang
wurde als professionell aber in erster Linie auch freundschaftlich beschrieben. Alle fünf
sprachen von einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Neben der Zusammenarbeit mit den Sozialarbeiterinnen sind die Solidarität und der Austausch mit den anderen Bewohnerinnen für die Frauen besonders wichtig.
Hausregeln und Konsequenzen:
Die Regeln waren für alle sichtbar und eindeutig kommuniziert und die Einhaltung dieser
wurde von den Sozialarbeiterinnen auch kontrolliert.
Hausversammlung:
Die einmal wöchentlich stattfindende Hausversammlung wurde von allen als sinnvoll
beschrieben, auch wenn es bei der angesetzten Tageszeit für Mütter manchmal zur Kollision mit den Schlafenszeiten der schulpflichtigen und kleinen Kinder kam. Von allen Befragten wurde die Möglichkeit in dieser Versammlung, Probleme oder Wünsche zu diskutieren und durch die Sozialarbeiterin eine Mediatorin dabei zu haben, als durchwegs
positiv beschrieben. Einige der Befragten regten an, die Hausversammlung in kürzeren
Intervallen abzuhalten.
Anregungen:

Eine Frau berichtet über ihren guten Kontakt zur Sozialarbeiterin. Sie regt an,
dass die Frauen selbst bei der Wahl ihrer Bezugsbetreuerin mitentscheiden dürfen.

Die Frage, was ihnen während ihrer Zeit als Bewohnerin im Frauenhaus gefehlt hat,
beantwortet eine Frau damit, dass sie gerne noch genauer nach ihren Zielen für
die Zukunft gefragt worden wäre.

Eine gezielte Arbeit mit dem Partner würden die Frauen als sehr sinnvoll erachten, damit die zurückkehrenden Frauen möglicherweise bessere Bedingungen vorfinden. Dieses Angebot sollte direkt von den Mitarbeiterinnen des Frauenhauses abgedeckt werden, da bereits ein Naheverhältnis zwischen den Frauen und ihren jeweiligen Betreuerinnen besteht.

Eine Frau spricht von den Schwierigkeiten bei ihrem Einzug, da sie davor in
einem anderen Bundesland lebte.

Als besonders belastend beschreiben einige der Interviewten den Lärm und die
mangelnde Privatsphäre im Frauenhaus. Hilfreich wäre es etwa gewesen, die kin-
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derlosen Frauen gemeinsam in einem Stockwerk unterzubringen

Es wurde allgemein von beengten Platzverhältnissen gesprochen, die zu manchen Auseinandersetzungen unter den Bewohnerinnen geführt haben.
Kinder:
Im Frauenhaus Amstetten gibt es seit vielen Jahren eine eigene Kinderbetreuung durch
Sozialarbeiterinnen, sowie seit einigen Jahren auch regelmäßige Gruppenaktivitäten mit
einem männlichen Kinderbetreuer. Diese Angebote werden von den Frauen sehr gerne
in Anspruch genommen. Sie sind sich jedoch einig, dass die Einzelbetreuungsstunden
etwas Besonderes für ihre Kinder waren, weil sie in dieser Zeit im Mittelpunkt standen
und sie die ganze Aufmerksamkeit bekommen haben. Eine Mutter erzählt von den traumatischen Erlebnissen ihrer Kinder in der Familie und dem Bedürfnis, mit jemand anderem als der eigenen Mutter darüber zu reden. Alle Frauen sind sich der Wichtigkeit und
Wertigkeit der Kinderbetreuung bewusst. Sie hatten in der Zeit im Frauenhaus nicht genug Kraft, um sich voll auf die Bedürfnisse ihrer Kinder konzentrieren zu können.
Bestimmte Methoden wurden als für die Kinder besonders interessant hervorgehoben.
Eine Bewohnerin beschreibt zudem auch die Zuneigung, die die Kinder von der Kinderbetreuerin bekommen haben, als sehr wertvoll.
Nachbetreuung:
Eine Frau berichtet, keinerlei Nachbetreuung benötigt zu haben und nach dem Auszug
lediglich zweimal freundschaftlichen Kontakt zu ihrer Betreuerin gehabt zu haben. Vier
Frauen berichten von einer noch längere Zeit andauernden Zusammenarbeit, um etwa
Termine gemeinsam wahrzunehmen. Alle befragten Frauen geben an zu wissen, jederzeit ins Frauenhaus Amstetten gehen zu können und dort Hilfe zu erhalten, wenn sie
Fragen haben oder vor einer schwer lösbaren Aufgabe stehen.
Nach dem Frauenhaus – Reaktionen der Umgebung:
Eine Frau berichtet über negative Vorurteile, die ihr von Fremden entgegengebracht
werden, wenn sie von ihrer Zeit im Frauenhaus erfahren. Eine Interviewte berichtet über
ein von ihrer Vorgesetzten unbegründetes Verbot, am Arbeitsplatz über ihre Erfahrungen zu sprechen. Drei Frauen geben explizit an, dass sie es nicht als Schande empfinden, Schutz in einem Frauenhaus gesucht zu haben.
Persönlichkeitsveränderung nach dem FH:
Eine Frau berichtet über keinerlei Veränderungen in ihrem Leben, da sie immer genau
wusste, wohin sie wollte und das Frauenhaus lediglich der Schutzraum während dieser
Orientierungsphase für sie war.
Eine zweite Frau stimmt dieser Aussage inhaltlich zu und betont immer schon eine
selbstbewusste Frau gewesen zu sein und durch das Frauenhaus nur den Schritt aus der
gewaltvollen Beziehung geschafft zu haben. Drei Frauen berichten über positive Entwicklungen in ihrem Leben – wenn diese auch nur langsam passieren. So betont eine
Frau, gelernt zu haben auch „nein“ zu sagen, wenn sie merkt, dass Leute sie ausnutzen
möchten. Außerdem ist sie nun sehr viel solidarischer mit anderen Frauen, merkt bei
sich einen deutlichen Anstieg an Selbstbewusstsein. Dass man andere Menschen um
Hilfe fragen kann, wenn man sie benötigt, lernte eine Interviewte in ihrer Zeit im Frauenhaus. Eine Frau sieht sich heute stärker und meint auch ihr Mann merke diese Veränderung an ihr.
Wir danken Karin Gschwandtner für die vielen Anregungen!
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Aktivitäten 2014:
Sommerfest, Familienaufstellung in der Sandkiste und wöchentliches Kinderprogramm mit Mathias Helm, wie Klettern, Eislaufen, Ausflug in das
Haus des Meeres…
Jahresbericht 2014 1 10
Outdoorsupervision
„frei leben ohne gewalt“
27.11. 2014, Hauptplatz Amstetten
Weihnachtsbesuch der
SPÖ Frauen Amstetten
„Beauty day“ der Schülerinnen der
Handelsschule Amstetten
8. März - Frauenvernetzung
am Weltfrauentag
Frauenstammtisch Strengberg
Spendenübergabe
Jahresbericht 2014 1 11
BUNTE FRAUEN – AMSTETTNER FRAUENKIRTAG
Der Internationale Frauentag wurde am 8.3.2014 in Amstetten am Vormittag mit den
"Bunten Frauen" eröffnet. Frauen aus Österreich, Bosnien, Afrika, Südafrika,
Tschetschenien, der Türkei, SPÖ Frauen, ÖVP Frauen, Evangelische Frauen, Katholische Frauen, Frauenhausfrauen, Mostviertler Frauentreffpunkt- Frauen, Unida
Services Frauen, .... feierten gemeinsam und sendeten ein starkes Zeichen "hinaus in
die Welt".
Es wurden internationale Gerichte zum Essen angeboten, Gebasteltes konnte erworben
werden.
Jede/r konnte sich beim Malen oder Trommeln erproben.
Bewohnerinnen des Frauenhauses Amstetten bewirteten die Gäste mit pakistanischen
und türkischen Gerichten und einem richtigen leckeren original „Gewürzjay“.
Mit dem Luftballonstart und den damit verbundenen 30 Frauenbotschaften beendeten
die "bunten Frauen" den Auftakt zum Frauentag.
Am Abend begann das Programm der Ars Femina.
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Dünne Luft in Bolivien - im Einsatz für Menschenrechte
auf 4000 Meter Höhe
Begegnungen, die bewegen!
Zwei Expertinnen aus Bolivien zu Gast in Amstetten, nach Österreich eingeladen vom
Welthaus St.Pölten
Die Besucherinnen arbeiten in El Alto, der zweitgrößten Stadt Boliviens. Sie liegt auf
unglaublichen 4100 Metern, was die Lebenssituation der fast eine Million EinwohnerInnen einzigartig macht. Nicht nur die dünne Luft ist eine Herausforderung:
El Alto ist eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt. Das Stadtbild ist von
Armut geprägt - mehr als 70% der Haushalte in El Alto leben unter der Armutsgrenze!
Arbeit statt Schule, Gewalt und sexueller Missbrauch sind für viele Kinder und Jugendliche leider Alltag.
Rosmari Paucara Condori und Rosario Angelica Mamani Espinal kennen die Probleme vor Ort nur zu gut. Sie stärken mit ihrem Team der Organisation SEPAMOS
(unterstützt durch die Sternsingeraktion) nicht nur die Opfer, sondern erarbeiten gemeinsam mit Eltern, LehrerInnen, PolizistInnen und PolitikerInnen Strategien für die Bewusstmachung individueller und politischer Rechte, Vermittlung von Werten und Schutz
der Umwelt. Die Kampagnen und die überraschend „andere“ Verhaltensweise der von
SEPAMOS betreuten Kinder und Jugendlichen verändern Schritt für Schritt eine ganze
Gesellschaft.
vorne: Ursula Kromoser, Rosmari Paucara Condori, Rosario Angelica Mamani Espinal, Christa Mayer,
hinten: Mag. Michaela Spritzendorfer – Welt Haus St.Pölten, Anna Dreier – Dolmetscherin
„Auch wenn Österreich sehr reich ist und wir die Probleme der Menschen in den ersten
Tagen nicht gleich erkennen konnten, wird uns erst jetzt bewusst, wie wichtig die Arbeit
unserer österreichischen Kolleginnen hier ist,“ äußert sich die Kinderrechtsexpertin
Rosmari Paucara anerkennend.
Jahresbericht 2014 1 13
Frauenprojekte im Kosovo:
eine Begegnungsreise im Mai 2014
Ursula Kromoser
und Vera Ginner
vom Frauenhaus
Amstetten
und
Maria
Imlinger
vom Frauenhaus
St. Pölten nahmen
im Mai 2014 an
einer Frauen- Begegnungsreise in
den Kosovo teil.
Veranstaltet
und
finanziert
wurde
dieser Austausch
von ADA, Südwind und Kosovo
Women´s
Network.
Insgesamt waren wir sechs Frauen aus NÖ und Wien und konnten in fünf Tagen verschiedenste Frauen- und Genderprojekte kennenlernen. Ziel der Begegnungsreise war
der Erfahrungsaustausch zwischen Frauen- und Gleichstellungseinrichtungen im
Kosovo und in Österreich.
Für uns Kolleginnen aus den Frauenhäusern waren speziell die Programme und Gesetze gegen häusliche Gewalt und die Situation der 6 „women shelters“ (für 1,8 Millionen
EW) sehr interessant.
Zurzeit werden die Frauenhäuser über ausländische Organisationen finanziert wie
z.B. Welt der Frau, Caritas, UNIFEM. Es gibt kein Konzept, wie eine Weiterführung
nach einem Rückzug der ausländischen Fördergeber gewährleistet werden kann.
Ein ganz spezielles Problem für den Staat Kosovo und die Frauen stellt der „Kanun“,
das traditionelle Recht dar. Obwohl nach dem Krieg mit Hilfe der internationalen
Organisationen ein gutes, modernes Rechtssystem und unter anderem auch ein modernes Gewaltschutzgesetz entwickelt und implementiert wurde, nimmt vor allem die Bevölkerung am Lande nur das traditionelle Recht ernst, das den Frauen sehr wenig Mitbestimmung und Gleichberechtigung einräumt. Wenn sich Frauen am Lande von ihren gewalttätigen Partnern trennen wollen, haben sie sehr selten eine Chance auf eine eigene
Existenz mit ihren Kindern. Letztere werden auch oft den Männern (nach altem Recht)
zugesprochen und die Frauen haben auch keine Jobs und in der Folge keine eigenständige Wohnung. Genauso wird bei Besitz- und Erbrecht oft gegen die Rechte der Frauen
entschieden.
Zur häuslichen Gewalt kommt noch die im Krieg erlebte Gewalt dazu. Viele Frauen
und Mädchen sind vergewaltigt worden und leiden noch immer unter den Folgen ihrer
Traumata.
Für uns am beeindruckendsten bei dieser Reise war der Elan, der Optimismus und
das gute Networking der Frauen für eine Verbesserung der Situation von Frauen
und Mädchen im Kosovo.
Jahresbericht 2014 1 14
8.000 Stück NÖ Frauenhausfolder wurden
neu aufgelegt und an alle 573 Gemeinden,
23 Bezirkshauptmannschaften und Frauenberatungsstellen Niederösterreichs versendet.
Auf dem Folder ist die Adresse der Homepage
von den NÖ Frauenhäusern nachzulesen.
Auf dieser sind Grundinformationen der
Frauenhäuser in Deutsch, Englisch, Russisch,
Türkisch und BKS nachzulesen.
Starke Frauen:
Berta von Suttner
„Keinem vernünftigen Menschen
wird es einfallen, Tintenflecke mit
Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen.
Nur Blut soll immer mit Blut abgewaschen werden.“
Geboren: 9. 6. 1843, Prag (Tschechische Republik) Gestorben: 21. 6. 1914, Wien
Seit 1887 stand Bertha von Suttner in Kontakt mit der einzigen damaligen Friedensorganisation „International Arbitration and Peace Association" in London und wurde eine leidenschaftliche Pazifistin.
1889 erschien ihr Hauptwerk, der Roman „Die Waffen nieder!", der in fast alle europäischen Sprachen übersetzt wurde.
1890 gründete sie die „Österreichische Friedensgesellschaft"
1904 gehörte Bertha von Suttner zu den bedeutendsten Teilnehmerinnen der
„Internationalen Frauenkonferenz" in Berlin. Diese Konferenz endete mit einer Friedensdemonstration, bei der Bertha von Suttner einen Vortrag hielt.
Im gleichen Jahr bereiste sie die Vereinigten Staaten von Amerika. Anlass dazu war der
Weltfriedenskongress in Boston.
Sie führte auch den Vorsitz in der Friedenskommission des 1902 gegründeten
„Bundes österreichischer Frauenvereine", vertrat Österreich auf den Weltfriedenskongressen, war Präsidentin des „Internationalen Friedensbüros" in Bern.
Bertha von Suttner starb während der Vorbereitungen zu einem Weltfriedenskongress,
den sie im August 1914 nach Wien einberufen wollte.
Jahresbericht 2014 1 15
Starke Frauen:
Mag.a Barbara Prammer
"Demokratie und Menschenrechte sind immer nur so stark wie
die Bereitschaft der Menschen, sie gegen Angriffe zu verteidigen"
Geboren: 11.01.1954, Ottnang am Hausruck,
Gestorben: 02.08.2014, Wien
Frauenorganisationen nehmen Abschied von Frauenministerin a.D. und Nationalratspräsidentin Mag.a Barbara Prammer
Nachruf der Frauenorganisationen: Wir werden sie in Erinnerung behalten als eine
integre Politikerin aus tiefster feministischer Überzeugung, als leidenschaftliche Demokratin und Parlamentarierin, als solidarische Mitstreiterin, als engagierte Kämpferin für
Menschen- und Frauenrechte, die sich stets gegen jede Form der Gewalt an Frauen
und Kindern einsetzte. Sie war Gründerin der Frauenhelpline gegen Gewalt und langjährige Vorsitzende des Linzer Frauenhauses. Sie sorgte als Ministerin auch für eine
verbesserte Absicherung von Frauenberatungsstellen.
Ihr viel zu früher Tod erfüllt uns mit großem Schmerz.
FRA-Pressemitteilung, Wien/Brüssel, 5. März 2014
Für diese Erhebung wurden über 42 000 Frauen in den 28 EU-Mitgliedsstaaten befragt
(Nettostichprobengröße: 1500 Befragte).
Die Befragten waren zum Zeitpunkt der Interviews zwischen 18 und 74 Jahre alt.

33% der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und /oder sexuelle Gewalt erfahren.

22% der Frauen haben körperliche und/oder sexuelle Gewalt in der Partnerschaft erlebt.

Eine von 20 Frauen ist seit ihrem 15. Lebensjahr vergewaltigt worden.

12% der Frauen erklärten, dass sie vor dem 15. Lebensjahr Opfer von sexuellem
Missbrauch oder sexuellen Handlungen durch eine/n Erwachsene/n geworden
waren.

97% der Täter waren Männer.

67% meldeten den schwerwiegendsten Vorfall nicht der Polizei.

74% der Stalking-Opfer meldeten den schwerwiegendsten Vorfall nicht der Polizei.

11% der Frauen haben bereits unangemessene Annäherungsversuche in den
neuen sozialen Medien erlebt.

20% der jungen Frauen (18-29 Jahre) wurden Opfer von Onlinebelästigung.
Jahresbericht 2014 1 16
Frauenfeindlichkeit ist in Österreich salonfähig
Nach Shitstorm-Attacke nun Morddrohungen gegen Bundesministerin HeinischHosek
Frauen „mitzumeinen“ ist eine Form von subtiler Diskriminierung.
Morddrohungen gegenüber der Frauenministerin auszusprechen, weil sie auf diese
Diskriminierung hinweist, ist ein öffentlicher Akt von Frauenverachtung.
„Es braucht scheinbar nicht viel, um zu zeigen, was an frauenfeindlichen Tendenzen da
ist!“, so Elisabeth Cinatl, Vereinsvorsitzende des Netzwerks österreichischer Frauen- und
Mädchenberatungsstellen.
Frauenfeindlichkeit und die Diskriminierung von Frauen werden in Österreich scheinbar
wieder salonfähig. Das geht sogar soweit, dass Bundesministerin Heinisch-Hosek – mittlerweile zum zweiten Mal – Polizeischutz benötigt, weil sie sich öffentlich für die Rechte
von Frauen einsetzt!
Die schlechte wirtschaftliche Lage und die Finanzkrise haben zu einer gesellschaftlichen
Entsolidarisierung geführt. Daraus entstand ein fruchtbarer Nährboden für die unterschiedlichen Formen von Gewalt.
Gerade in solchen Krisenzeiten ist es wichtig, dass PolitikerInnen ihre Vorbildfunktion
wahrnehmen und klar Position beziehen: für Solidarität und Respekt und gegen Gewalt an Frauen.
Es ist erschütternd, dass sich kein Regierungsmitglied mit Gabriele HeinischHosek öffentlich solidarisiert und Stellung bezogen hat.
Auszug einer Presseaussendung der Autonomen österreichischen Frauenhäuser (AÖF)
und des Netzwerks der österr. Frauen- und Mädchenberatungsstellen, Juni 2014
Jahresbericht 2014 1 17
Morde kommen selten „aus heiterem Himmel“
Gefährlichkeits- und Sicherheitsmanagement
von Rosa Logar (Ausschnitt)
Bei drohender Gewalt ist es vor allem wichtig, sofort zu reagieren und den potentiellen
Opfern effektiven Schutz zu bieten. Analysen von Morden und schweren Gewaltfällen ergeben immer wieder, dass die Gewalt nicht aus „heiterem Himmel“ kam und dass es häufig frühere Vorfälle gab, die den Behörden bereits bekannt waren.
Kinder sind von Gewalt an Frauen immer mitbetroffen. Insbesondere wenn die Mutter versucht sich zu trennen, kann es zu schwerer Gewalt gegen die Kinder kommen und zwar
selbst dann, wenn vorher keine physische und/oder psychische Gewalt gegen die Kinder
ausgeübt wurde. Auch wenn Kinder die Gewalt an der Mutter „nur“ miterleben, und nicht
selbst körperlich misshandelt werden, stellt dies nach dem neuen Kindschaftsrecht eine
Gefährdung des Kindeswohls dar.
Wichtig ist, dass Informationen zur Gefährlichkeit nicht in erster Linie vom Gefährder,
sondern vor allem vom Opfer kommen
Faktoren für erhöhte Gefährlichkeit
Geschichte der Gewalt
1. Vorangegangene Gewalt an der Frau
2. Gewalt gegen Kinder oder andere Angehörige
3. Generelles gewalttätiges Verhalten
4. Verstoß gegen Schutzweisungen (z. B. Betretungsverbot)
Gewaltformen und Muster
5. Schwere und Häufigkeit gewalttätiger Handlungen
6. (Angedrohter) Waffengebrauch
7. Kontrollierendes Verhalten und Isolation
8. Stalking
9. Sexuelle Gewalt
10. Morddrohungen, Drohungen mit Verletzungen,
Nötigungen
11. Strangulierung und Würgen
Risikofaktoren aufgrund des Verhaltens des Täters
12. Drogen- und Alkoholmissbrauch
13. Besitzansprüche, extreme Eifersucht und andere
beeinträchtigende Einstellungen (wie etwa
extreme Vorstellungen von Ehre)
14. Probleme aufgrund schlechter psychischer
Verfassung, Selbstmorddrohung, Selbstmordversuche
15. Finanzielle Belastungen, Arbeitslosigkeit
Einschätzung der Gefahrenlage durch die Opfer
16. Angst um sich selbst und andere
Erschwerende Faktoren
17. Trennung
18. Kontakt mit Kindern nach Trennung
19. Stiefkinder im gemeinsamen Haushalt
20. Gewalt während der Schwangerschaft
Als Risikofaktor zu behandeln sind noch mögliche aktuelle Auslöser (wie z. B. eine bevorstehende Gerichtsverhandlung, das Eintreffen eines gerichtlichen Antrags etc.)
(WAVE 2012, S. 89f)
Jahresbericht 2014 1 18
Politische Ziele:
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Bundesländerübergreifende Aufnahme: Besonders für Frauen, die als hochgefährdet eingestuft werden, kann eine Flucht in ein Frauenhaus eines anderen Bundeslandes notwendig sein. Das wird durch Landesregierungen, die die Aufenthaltsund Lebenskosten der Frauen und Kinder nicht übernehmen, verhindert.
Wir fordern die unbürokratische Übernahme der Kosten und die bundesländerübergreifende Aufnahme von Frauen und Kindern.

Flächendeckender Ausbau von Schutz- und Beratungseinrichtungen: Für gewaltbetroffene Frauen in österreichischen Randgebieten, wie dem Waldviertel oder
dem Mühlviertel, sowie für Migrantinnen gibt es zu wenige Schutz- und Beratungseinrichtungen.
Wir fordern einen flächendeckenden Ausbau von Beratungsstellen für Migrantinnen und Frauenhäusern, sowie deren langfristige finanzielle Absicherung.

Leistbarer Wohnraum: Um sich aus einer Gewaltbeziehung befreien zu können,
braucht es Wohnmöglichkeiten. Die österreichweit steigenden Mietpreise erschweren gewaltbetroffenen Frauen, finanzierbaren Wohnraum zu finden. Besonders betroffen sind Migrantinnen und Alleinerziehende.
Wir fordern leistbaren Wohnraum für alle.

Für Migrantinnen: Niederlassungsrecht ohne Einkommensvoraussetzungen.
Die größte strukturelle Hürde für Migrantinnen, um sich aus einer Gewaltbeziehung
zu lösen, sind die Einkommensvoraussetzungen für die Erteilung des Niederlassungsrechts in der Höhe des ASVG.
Wir fordern das Niederlassungsrecht ohne Einkommensvoraussetzungen und falls
notwendig, ein Recht auf Mindestsicherung für gewaltbetroffene Migrantinnen.
Das NÖ Armutsnetzwerk ist gegründet
 Das NÖ Armutsnetzwerk versteht sich als regionales Netzwerk. Es steht in Verbindung mit der „Österreichischen Armutskonferenz“ und mit anderen regionalen und überregionalen Netzwerken.
 Das NÖ Armutsnetzwerk thematisiert soziale, politische und kulturelle Probleme
von Menschen bzw. gesellschaftlichen Gruppen, welche von Armut betroffen oder
bedroht sind, ein Grundsatz dabei ist die Einbeziehung von Betroffenen.
 Das NÖ Armutsnetzwerk sieht es als seine Aufgabe, die oben genannten Problemlagen und deren zugrunde liegende Strukturen zu analysieren, Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten, zielführende Forderungen konstruktiv einzubringen und mit Nachdruck zu vertreten.
 Das NÖ Armutsnetzwerk versteht sich als unabhängig, überparteilich und überkonfessionell.
Die Organisation hat sich 2014 speziell mit dem Thema Wohnen und Mobilität in NÖ auseinandergesetzt und am 22.Mai eine spannende Tagung organisiert. Das Protokoll der
Tagung ist auf der Homepage des Vereins nachzulesen.
Informationen über das NÖ Armutsnetzwerk sowie Informationen über die nächsten
Termine und Mitgliederversammlungen erhalten Sie unter [email protected] bzw.
unter 0650 / 37 577 81.
Jahresbericht 2014 1 19
ONE BILLION RISING
Mit Trommeln und Tanzen die Ketten brechen!
One Billion Rising (Eine Milliarde erhebt sich) ist eine weltweite Kampagne von Frauen für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen.
Die „Milliarde“ steht für die statistische Aussage der UN, dass ein Drittel aller Frauen und
Mädchen weltweit im Laufe ihres Lebens Opfer von Gewalt werden, die globale Bewegung wurde von der New Yorker Künstlerin Eve Ensler ins Leben gerufen.
Weltweit wird eine Milliarde Frauen zu Streiks und Protestkundgebungen aufgerufen, um
ihre Häuser, Geschäfte und Arbeitsstellen zu verlassen und gemeinsam öffentlich zu
tanzen und so ihre Solidarität und gemeinsame Kraft zu demonstrieren.
Am 14. 2. 2014 wird von Berlin über Südafrika bis Butan zu dem Song „Break the
Chain“ getrommelt und getanzt.
2014 wurde ein Österreichsong mit berühmten Frauen und Mitarbeiterinnen von Fraueneinrichtungen aufgenommen.
Dieser ist auf Youtube unter One Billion Rising "Why?"/Production Video 2014
zu finden.
Auf youtube gibt’s tolle Beiträge aus vielen Ländern –
es lohnt sich zu stöbern.
Aktionen in Amstetten sind
in Planung.
1 Billion rising: 14. 2. 2014 vor dem Parlament in Wien
Jahresbericht 2014 1 20
Pressespiegel
Jahresbericht 2014 1 21
Pressespiegel
Jahresbericht 2014 1 22
Danke an alle Bewohnerinnen, die
sich um ein gutes Zusammenleben
bemüht haben und die durch Achtsamkeit und Toleranz das Frauenhaus
zu einem Zuhause gemacht haben!
Der Verein Frauenhaus Amstetten bedankt sich bei allen FördergeberInnen:
Herzlichst sei den vielen privaten
Spendern, Spenderinnen und Vereinsmitfrauen gedankt, die nicht namentlich genannt werden wollen!
Ein besonderes Dankeschön an alle, die uns bei Projektideen unterstützt und den Frauen und Kindern
beim Aufbau einer neuen Existenz
geholfen haben:
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Bene Möbel
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Blindenmarkter Herbsttage
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Die Grünen Purgstall
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Christian Dunkl GesmbH
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Ertl Glas Aktiengesellschaft
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Fastenaktion der Diözese
St. Pölten
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Gala wider die Gewalt
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Gemeinde Winklarn –
Bgm. Gernot Lechner
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Katholische Frauenbewegung
der Diözese St. Pölten
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Katholische Frauenbewegung
Allersdorf
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Kinderglück Amstetten Markus Brandstetter
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Handelsschule Amstetten –
Beauty Day
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Licht ins Dunkel
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Lions Club Amstetten
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Lions Damen Mostviertel
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Lunz Integrationsfest
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Missionskerzenaktion
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Pfarrkaffee Reinsberg
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Privathauptschule Amstetten
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Frauenstammtisch Strengberg
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Rotary Waidhofen/Amstetten
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Round Table
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Sozialistische Jugend Amstetten
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Sozialistische Partei Frauen
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Soroptimist Club Colomania
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Soul Sisters
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Umdasch Hilde
Danke!
Bürozeiten Mo-Fr 8-18.00 Uhr
[email protected]
www.frauenhaus-amstetten.at
Foto: Philipp Wininger
Impressum:
Dieser Jahresbericht wurde von Frau DSA Maria Reichartzeder in Zusammenarbeit mit
dem Team der Mitarbeiterinnen DSA Vera Ginner, DSA Carmen Kessler, DSA Ursula
Kromoser und DSA Christa Mayr verfasst.
Gestaltung: Anita Obergruber
Druck: office and more, www.goeni.at
Impressum - Herausgeberin: Verein Frauenhaus Amstetten, ZVR: 693235825
Spendenkonto:
Verein zur Förderung des Frauenhauses Amstetten Raiba Amstetten,
IBAN: AT35 3202 5000 0010 0305
Bic: RLNWATWWAMS