Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Karl Schedle Institut für Tierernährung, Tierische Lebensmittel und Ernährungsphysiologie Interuniversitäres Department für Agrarbiotechnologie, Tulln Universität für Bodenkultur, Wien Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Qualität ist relativ Teilqualität Beispiele Gesetzliche Qualität rechtlich verbindliche Normen (Lebensmittelgesetz, Verordnungen), Richtlinien (diverse EU-Richtlinien) sowie den redlichen Handelsbrauch (in Österreich der Codex alimentarius austriacus = österreichisches Lebensmittelbuch), Handelsbrauch Sensorische Qualität Genusswert mit optischen Eigenschaften (Aussehen, Form, Farbe), haptischen Eigenschaften (Textur, Konsistenz), olfaktorischen Eigenschaften (Geruch) und gustatorischen Eigenschaften (Geschmack) Ernährungsphysiologische Energieinhalt, Nährwert, wertgebende Inhaltsstoffe (Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente etc.), Zusammensetzung, Qualität Zusatzstoffe, aber auch das Fehlen von Schadstoffen etc. Technologische Qualität Eignung für die Weiterverarbeitung bzw. für den speziellen Gebrauch: so genannte „Convenience“-Produkte (z.B. Fertig- und Halbfertigprodukte) sollten eine hohe technologische Qualität aufweisen Parameter, die im Umfeld der Lebensmittelproduktion von Sozio-ökologische Qualität Bedeutung sind, z.B. Anbauweise, Zuchtform, Verarbeitung, Herstellungsmethode und Verpackung Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Omnes viae Romam ducunt (alle Wege führen nach Rom) • Gentechnik • Fütterung • Alter (1) Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Essentielle n6 und n3 Fettsäuren n6 Fettsäuren n3 Fettsäuren Linolsäure (C18:2) Arachidonsäure (C20:4) α-Linolensäure (C18:3) EPA (Eicosapentaensäure, C20:5) DHA (Docosahexaensäure, C22:6) • Membranbestandteil • Vorstufe der Eicosanoide: prothrombotisch, Blutgefäß verengend, Entzündungs fördernd • Membranbestandteil • Vorstufe der Eicosanoide: antithrombotisch, Blutgefäß erweiternd, Entzündungs hemmend n6- und n3-Fettsäuren stehen teilweise in Konkurrenz zueinander. Deshalb soll ein Missverhältnis zwischen n6- und n3-Fettsäuren vermieden werden: n6:n3-Relation DACH-Sollwert max. Seefisch (Lachs): 0,2:1 normales Ei: 20:1 Rindfleisch: 4,5:1 Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Leinöl: Rapsöl: Sojaöl: Olivenöl: Sonnenblumenöl: Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität 5:1 0,2:1 2,0:1 7,0:1 11,7:1 kein n3 Omnes viae Romam ducunt (alle Wege führen nach Rom) Säugetiere können n6-FS nicht zu n3-FS umwandeln, da das n3-FS-Desaturase-Gen fehlt. fat-1-Gen eines Fadenwurms in Schweinen exprimiert (Umwandlung von n6-FS in n3-FS) n3-FS: +300%, n6-FS: -23% n6:n3-Quotient: von 8,5:1 auf 1,7:1 Fettsäuremuster in Schwanzproben von wildtyp (li.) und transgenen (re.) Ferkeln Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Omnes viae Romam ducunt (alle Wege führen nach Rom) • Gentechnik • Fütterung • Alter (1) Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität omnes viae Romam ducunt (alle Wege führen nach Rom) (2) Schon drei Liter Bier täglich decken Ihren Vitamin B12 Bedarf Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Geflügel • • • • • • Omnivoren Verdauungstrakt hat nur 6 fache Körperlänge Nahrungsaufnahme durch Gesichts- und Tastsinn Kropf dient als Nahrungsspeicher Futter sollte Energiereich und Rohfaserarm sein Futteraufnahme ist von der Energiekonzentration abhängig 1 2 1) Eiklarbildung 2) Membranbildung 3) Schalenbildung Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität 3 Fütterung Eiform • Eigröße: – Untergewicht bei Legebeginn – zu frühe Legereife – Energiemangel – (Protein-) bzw. Aminosäuremangel – Linolsäuremangel – Wassermangel – zu hohe Temperaturen Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Fütterung Eischalenqualität • Schalenstabilität reduziert durch Mangel an: – Ca + Vitamin D3 – Cl Überschuss (ab 2 g/kg) • Schalenstabilität: – – – – – Ca-Gehalt im Futter (30 bis 40 g/kg) Vitamin D (1000 bis 1200 IE/kg) P-Gehalt (4,8 g/kg) Verfügbarer-P (2,6 g/kg) Na-Cl Verhältnis (1:0,5 bis 1:1,25) Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Der essentielle Begriff Verdaulichkeit Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Beispiele für die P-Verdaulichkeit von Futtermitteln Futtermittel Bereich der P-Verdaulichkeit (%) Mononatriumphosphat, Phosphorsäure 95 Milch, Monocalciumphosphat (MCP) 90 Fischmehl 85 Blutmehl, Fleischknochenmehl, Tiermehl, Molke 80 Dicalciumphosphat (DCP), Kartoffeleiweiß 70 Weizen 65 Roggen, Triticale, Hefe, CCM, Grünfutter und -silagen 50 Erbsen, Gerste 45 Rapssaat, Ackerbohnen, Sojabohnen 35 – 40 Extraktionsschrote, Kleberfutter 20 - 35 Körnermais 15 Heu, Rüben und Rübennebenprodukte 10 Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Eischalenqualität und Calciumversorgung Kontrolle Kontrolle + Kalk fein gemahlen Kontrolle + Kalk grob gemahlen Futteraufnahme, g/Tag 116 111 111 Calciumaufnahme, g/Tag 4.8a 6.5b 6.8b Eianzahl, n 341 330 337 Eigewicht, g 62.7 63.4 62.5 Schalengewicht, g 6.07 6.22 6.21 Schalendicke, mg/cm2 82.4a 83.7ab 84.6b Tibiabruchfestigkeit, (N) 62.2a 71.8b 73.2b (Koutoulis et al. 2009) Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Fütterung Eiklarqualität • Eiklarkonsistenzverschlechterung – Tannine (Vorsicht bei Leguminosen wie z.B. Ackerbohnen, Hirse) – Vanadium (ab 20 mg/kg) – Schwermetalle • Eiklarfarbe (Gossypol – Baumwollsaat – färbt Eiklar rosa) Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Fütterung Eidotter • Eidotterfärbung negativ verändert durch: – Baumwollsaat (Gossypol) färbt grün – Oxicarotinoidmangel gelben Dotter – Nicarbazin entfärbt – Piparazin olivbraun – Tannin Fleckenbildung – Xanthophyll Mangel Fleckenbildung Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität • Dotterfarbe: – Carotinoide notwendig: Verhältnis wichtig! • Gelbfärbende: Lutein, Zeaxanthin – Grünen Pflanzenteilen, Körnermais • Rotfärbende: Capsanthin, Capsorubin – Paprika • Synthetische Farbstoffträger Unterschiedlich gefärbtes Lachsfilet Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Eigelb nach Einsatz unterschiedlicher Carotinoide Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Dotterfarbe (10 tägige Fütterung ohne Farbstoffzusatz) Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Dotterfarbe (10 tägige Fütterung mit Farbstoffzusatz) Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Fütterung Eidotter • Ein höherer Gahlt an fettlöslichen Substanzen (Vitamin A, Vitamin E) im Futter steigert deren Gehalt im Futter wieder • Fettsäuremuster vom Futter wir mehr oder weniger im Dotter wiedergespiegelt Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Vitamin E Konzentration im Vollei (mg/60 g Ei) Erhöhung des Vitamin E-Gehalts im Vollei über die Fütterung der Legehennen 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 a b Empfehlung für die tägliche Vitamin E-Zufuhr bei Erwachsenen c (DACH-Referenzwerte, 2004) e d 0 100 1 000 10 000 20 000 Vitamin E Supplementation im Legehennenfutter (mg/kg) Gruppe 0 mg/kg Supplementation entspricht dem Bedarf an Vitamin E für Legehennen Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität (GfE, 1999) (Flachowsky et al. 2002) Einfluss eines steigenden Polyensäureanteils im Futter für Broiler Nährstoffgehalte im Brustmuskel in % der Trockenmasse 100% Kein Einfluss auf die zootechische Leistung Iso-energetisch und isonitrogene Futterrationen 75% 50% 25% 0% Trockenmasse 8% Trockenschlempe Rohprotein 16% Trockenschlempe Rohfett 24% Trockenschlempe Schedle et al. submitted Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Einfluss eines steigenden Polyensäureanteils im Futter für Broiler Fettsäuremuster im Brustmuskel 50% Iso-energetisch und isonitrogene Futterrationen 42,5% a a b b c c 35% (a) (b) (b) 27,5% 20% gesättigte FS 8% Trockenschlempe einfach ungesättigte FS 16% Trockenschlempe mehrfach ungesättigte FS 24% Trockenschlempe Schedle et al. submitted Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Einfluss eines steigenden Hafergehaltes im Futter von Legehennen Fettsäuremuster im Ei 60% 52,5% 45% 37,5% 30% 22,5% 15% 7,5% 0% gesättigte FS 0% 20% Priv.Doz. Dr. Karl Schedle 40% 60% einfach ungesättigte FS 80% mehrfach ungesättigte FS 100% gesättigte FS; linear P < 0.05 einfach ungesättigte FS; linear P < 0.05 mehrfach ungesättigte FS; linear P < 0.05 Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Aimonen 1991 Einfluss eines steigenden Hafergehaltes im Futter von Legehennen Fettsäuremuster im Ei 22,5% 15% 7,5% 0% omega 6 FS 0% 20% Priv.Doz. Dr. Karl Schedle 40% 60% 80% omega 3 FS 100% omega 3 FS; linear P > 0.05 omega 6 FS; linear P < 0.05 Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Aimonen 1991 Oxidativer Stress Oxidativer Stress ist ein Ungleichgewicht: PROOXIDATION > ANTIOXIDATION PROOXIDATION ANTIOXIDATION Reaktive Sauerstoffspezies Antioxidative Kapazität Oxidative Schädigung von Makromolekülen: Proteine Enzymaktivität, Zellschädigung DNA Mutation Lipide Atherosklerose-Entwicklung, Membranschädigung, LDL-Oxidation → geringer Lagerfähigkeit der tierischen Lebensmittel Kohlenhydrate Rezeptoren, Viskosität Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Enzymatisches und nicht enzymatisches Verteidigungssystem gegen freie Radikale H2O beta-Oxidation freie Radikale Superoxide Dismutase 2 e- GSH ROOH 2 *O2- Superoxide Dismutase 2 Vitamin E / β-Karotin GSH Reduktase Pentose Phosphat Weg e- NADP+ Katalase H2O2 Vitamin C O2 Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Glutathione Peroxidase NADPH Vitamin E RH 2 O2 GSSG ROH *O 2 Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität H2O + ½ O2 Einfluss einer hydrothermischen Futterbehandlung auf den antioxidativen Status im Brustfleisch von Broiler mmol Trolox Äquivalent/kg TM 30 25 a b 20 b 15 10 5 0 DPPH Kontrolle Expandiert (kurz) Expandiert (lang) DPPH = Kapazität Elektronen bereit zu stellen Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Wanzenböck 2015 Weitere Eiqualitätsminderungen – Geruch / Geschmack • Goitrin und Sinapin von Raps bzw. Fischmehl können bei braunschaligen Eiern einen Trymethylamingeruch hervorrufen • verdorbenes Futterfett • verschmutztes Trinkwasser • Lagerung der Eier Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Sinapin und Trimethylamin Rapsschrot Sinapin Andere Quellen Cholin Tannine? Genetischer Defekt Fischmehl Intestinalflora Trimethylamin-oxid Intestinalflora Oxidase im Gewebe Trimethylamin Eidotter Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität Trimethylaminoxid Kot Welche Eiinhaltsstoffe können durch die Fütterung beeinflusst werden? Essentielle Fettsäuren (omega-6 bzw. omega-3) Dotterfarbe Vitamin E Geschmack Selen Blut- und Fleischflecken Iod Vitamin B12 Proteinverderb Proteingehalt Essentielle Aminosäuren Fettgehalt Cholesterin Phosphor Eisen Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität sehr hoch hoch sehr gering Zusammenfassung / take home message • Legehennen sollen bedarfsgerecht gefüttert werden, um keine Qualitätseinbußen verzeichnen zu müssen. • Die Anreicherung der einzlnen Futterinhaltsstoffe im Ei erfolgt nicht im gleichen Ausmaß (z.B. Vitamin E um das 6 fache, Vitamin B12 um das 1,5 fache) • Eine ernährungsphysiologische Aufwertung von Eiern durch die Erhöhung des Omega-3-Fettsäurengehaltes geht mit einer Erhöhung des pro-oxidativen Kapitals und somit einem höheren Anteil an freien Radikalen einher ➞ auch der Gehalt Antioxidantion (Vitamin E, Selen) im Ei müssen erhöht werden Priv.Doz. Dr. Karl Schedle Einfluss der Fütterung auf die Eiqualität
© Copyright 2025 ExpyDoc