Optimierung der Traubenverarbeitung und der Mostvorklärung

Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Optimierung der
Traubenverarbeitung
und der Mostvorklärung
Johannes Burkert
Sachgebiet Oenologie und Kellertechnik
LWG Veitshöchheim
Folie 1
J. Burkert, LWG
Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Traubenverarbeitung
Lesegut, Status quo
• Inhomogenes Lesegut
• Sehr große regionale Unterschiede
• Hohe Mostgewichte = Reife ???
Folie 2
J. Burkert, LWG
Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Traubenverarbeitung
Umgang mit dem Lesegut
• „unreifes“ Lesegut:
– Quetschen
– Keine zu lange Standzeiten
– Schonendes Pressen
– „nicht den letzten Tropfen rausholen“
 Aktuell sehr geringe Mostausbeute!
Folie 3
J. Burkert, LWG
Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Traubenverarbeitung
Umgang mit dem Lesegut
• „reifes“ Lesegut:
– Quetschen
– Standzeiten je nach Weinstilistik
• Ausgedehnte Standzeit bei
– Hochwertigen Weinen
– Aromageprägten Rebsorten
– „sauberen“, edelsüßen Weinen
• Geringe Standzeit bei
– Frischen, fruchtigen Basisweinen
Folie 4
J. Burkert, LWG
Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Traubenverarbeitung
Umgang mit dem Lesegut
• Keine oder nur kurze
Maischestandzeit bei
– Fäulnisanteil (aktuell nicht zu erwarten)
– Bei hohen Leseguttemperaturen > 16°C !
• Früh morgens, kalt lesen
• Trockeneis verwenden
Folie 5
J. Burkert, LWG
Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Berechnung Trockeneis
• Theorie:
– 8 kg Trockeneis
um 100 kg Maische um 10°C
abzukühlen
• Praxis (Versuch 09/2015):
– 5,3 kg Trockeneis
um 100 kg Maische um 10°C
abzukühlen
Folie 6
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Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Maischestandzeit
„Hohe“ Leseguttemperaturen
• Hohe Enzymaktivität
– Kurz Maischestandzeit bei 18°C hat
vergleichbaren Effekt wie lange
Maischestandzeit bei 12°C
• Hohe Mikroorganismentätigkeit!
– Schnelle Verarbeitung
– Einsatz von SO2 so bald als möglich
– Mostkühlung effektiver als Maischekühlung
Folie 7
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Weinbau und Gartenbau
Maischebehandlung
Reduktivität als Stilmittel
• Reduktive Verarbeitung zur
Erzeugung von fruchtig, exotischen
Weinen
– Einsatz von SO2 (5 – 10 g/100 kg KDS)
– Einsatz von SO2 und Ascorbinsäure
• Ascorbinsäure vor der Gärung ist keine UTAProphylaxe!!!
– Nicht oxidiert Phenole können im Wein
oxidieren!!!
Folie 8
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Most
Wein
2007 Kerner
2007 Kerner
Folie 9
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Weinbau und Gartenbau
Mostbehandlung
Säuerung
• Zur pH-Wert-Absenkung
– Bessere Wirksamkeit der SO2
– Langsamere Vermehrung von
unerwünschten Mikroorganismen
Folie 10
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Weinbau und Gartenbau
Zugelassene Säuren zur Most- und
Weinsäuerung
• L-Weinsäure
– Natürlicher Trauben- und Weininhaltsstoff
– Stärkste Absenkung des pH-Wertes
– Starker Ausfall von Weinstein
•
•
•
•
Gesamtsäure fällt wieder ab
Kalium wird verringert
Extrakt wird verringert
pH-Wert bleibt konstant!
Folie 11
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Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Zugelassene Säuren zur Most- und
Weinsäuerung
• L-Weinsäure
– Beeinträchtigung der Weinsteinstabilität bei
Einsatz im Weinstadium
– Schlecht löslich (aufzulösen)
Folie 12
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Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Zugelassene Säuren zur Most- und
Weinsäuerung
• L-, D/L-Äpfelsäure
– L-Äpfelsäure
• Natürlicher Trauben- und Weinbestandteil
• Wird beim BSA zu Milchsäure abgebaut und ist
somit bei Bakterientätigkeit nicht stabil
• Keine Kristallausscheidungen unter
Normalbedingungen
Folie 13
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Weinbau und Gartenbau
Zugelassene Säuren zur Most- und
Weinsäuerung
• L-, D/L-Äpfelsäure
– D/L-Äpfelsäure
• D-Äpfelsäure ist kein natürlicher Trauben- und
Weinbestandteil
• Was machen die Bakterien mit der D-Äpfelsäure im
Falle eines BSA??? Wird „eigentlich“ nicht
abgebaut
• Keine Endpunktbestimmung des BSA mit dem
WINEScan möglich
Folie 14
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Zugelassene Säuren zur Most- und
Weinsäuerung
• L-Milchsäure (80 %ig)
– Geringste pH-Wert-Absenkung
– Endprodukt des biologischen Säureabbaus
– Beeinträchtigt die biologische Stabilität nicht
– Keine Kristallausscheidungen durch den
Zusatz
– Flüssig, dadurch leicht dosierbar
 Einsatz im Weinstadium
Folie 15
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SO2 – Einsatz vor der Gärung
• Nutzen der SO2-Gabe im Maische-/
Moststadium:
– Als Oxidationsschutz
• Beeinflussung der Weinstilistik
– Bei Rotwein zur Farberhaltung (generell 20
– 40 mg/l SO2)
– Zur mikrobiologischen Stabilisierung
Folie 16
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SO2 und pH-Wert
• Mikrobiologische Wirksamkeit der
SO2 hängt stark vom pH-Wert ab
• Entsäuerung verringert den Anteil
der aktiven SO2
• Säuerung erhöht den Anteil der
aktiven SO2
Folie 17
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Mostvorklärung
• Voraussetzung für saubere, klare und
fruchtige Weine
• Trubstoffe werden entfernt
– Sonst Auslaugung während der Gärung
– Negative Veränderung der Weine
• Trub darf nicht in die Kanalisation!
– Überlastung der Kläranlage
Folie 18
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Mostvorklärung
• Sensorische Kontrolle des Mostes vor
und nach der Vorklärung
– Evtl. nachschönen und filtrieren
• Trubgehalt < 0,6 % Gew. anstreben
– Entspricht ca. 18 h Sedimentation
– 100 NTU mit Trübungsphotometer
(nephelometric turbidity units)
Folie 19
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Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Übersicht
Optimierung der
Mostvorklärung
• Von vielen Faktoren abhängig
– Reife des Lesegutes
– Gesundheitszustand der Trauben
(Glucane und
Mikroorganismentätigkeit)
– Verarbeitung der Trauben
Folie 20
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Weinbau und Gartenbau
Übersicht
Optimierung der
Mostvorklärung
• Von vielen Faktoren abhängig
– Einsatz von Enzymen
– Temperatur des Mostes
– Technik der Vorklärung
– Einsatz von Schönungsmitteln im
Most
Folie 21
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Optimierung der Mostvorklärung
Reifezustand der Trauben
• Unreife Trauben
 mehr Pektin
 schlechte Vorklärung
• Schnellere und bessere Vorklärung
mit fortlaufendem Reifefortschritt
• Probleme bei der Vorklärung häufig
zu Beginn des Herbstes!
Folie 22
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Optimierung der Mostvorklärung
Verarbeitung der Trauben
• Mechanische Belastung der
Trauben/Maische erhöht den
Trubgehalt (v.a. Feintrub)
– Schnecken
– Quetschvorrichtungen
– Lange Maischeleitungen (mit Bögen)
– Pumpen von Maische
Folie 23
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Optimierung der Mostvorklärung
Pressen
• Schonendes Pressen verringert
den Trubgehalt
– Beschickung der Presse
– Anzahl der Presszyklen
– Scheitervorgänge
Folie 24
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Weinbau und Gartenbau
Wahl des richtigen Behälters
für Sedimentation und
Flotation
• Spielt die Form des Tanks eine
Rolle bei der Vorklärung?
Bild: Speidel Behälterbau
Folie 25
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Weinbau und Gartenbau
Wahl des richtigen Behälters für die Vorklärung
Welche Tankform ist besser
für die Vorklärung?
Bilder: Speidel Behälterbau
Folie 26
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Optimierung der Mostvorklärung
Einsatz von Enzymen
• Natürliche Enzyme
• Einsatz von technischen
Enzymen
– Pektinasen
– ß-Glucanasen
• Keine Bedeutung bei der Mostvorklärung, da
Wirkung zu langsam
Folie 27
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Weinbau und Gartenbau
Optimierung der Mostvorklärung
Einsatz von Enzymen
• Pektinase  „endo-Aktivität“
• Glucanase  „exo-Aktivität“
Folie 28
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Optimierung der Mostvorklärung
Einsatz von Enzymen
• Pektinasen
– Einsatz auf die Maische
• Steigerung der Ausbeute
• Extraktion der Beereninhaltsstoffe
• Verbleibende Restaktivität für die
Vorklärung
Folie 29
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Optimierung der Mostvorklärung
Einsatz von Enzymen
• Pektinasen
– Einsatz zum Most
• Schnellere / bessere Mostklärung
• Verbesserung der Mostfiltration
Folie 30
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Optimierung der Mostvorklärung
Einsatz von
Pektinasen
ohne Enzym
mit Enzym
Nach 12 Stunden
Sedimentation
Folie 31
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Optimierung der Mostvorklärung
Pektintest
• 5 ml Most
• 5 ml Alkohol / Spiritus
• Vorsichtig umstülpen
• 5 min warten
• Bei gelartigen Flocken
noch Pektin vorhanden
Folie 32
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Weinbau und Gartenbau
Optimierung der Mostvorklärung
Mostschönung zur besseren
Sedimentation
• Zusatz von Schönungsmitteln zur
Vergrößerung der „Teilchen“
– Besseres und schnelleres
Sedimentieren
– Vergleichbar mit Klärschönung im
Wein
Folie 33
J. Burkert, LWG
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Weinbau und Gartenbau
Optimierung der Mostvorklärung
ohne Enzym
mit Enzym
5 g/hl
Gelatine
10 g/hl
Gelatine
5 g/hl
Gelatine
+ 25 ml/hl
Kieselsol
200 g/hl
Bentonit
5 g/hl
Gelatine
19. August 2014
+ 200 g/hl
Bentonit
Achim Rosch
Folie 34
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Optimierung der Mostvorklärung
Flotation
• Schneller als Sedimentation!
Folie 35
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Optimierung der Mostvorklärung
Optimierung der Flotation
• Einsatz von Pektinasen
– Dadurch Flotationsbeginn kurz
nach der Pressung möglich
• Einsatz von hochbloomiger
Gelatine
– Alternativ: Einsatz von
Pflanzenproteinen
• Trend zu „veganen Weinen“
Folie 36
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Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Optimierung der Mostvorklärung
Optimierung der Flotation
• Bei Kohleeinsatz: kürzere
Wartezeiten
• Bei Bentoniteinsatz:
kein Problem, bei hohen
Bentonitgaben die Menge
der Flotationsgelatine
erhöhen
Folie 37
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Optimierung der Mostvorklärung
Filtration
• Mit Kammer- oder Kieselgurfilter
• Für scharfe Vorklärung < 5 NTU
• Zum Aufarbeiten von
Sedimentations- und Flotationstrub
• Vorklärung angegorener Moste
 einzige Möglichkeit!
Folie 38
J. Burkert, LWG
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Weinbau und Gartenbau
Optimierung der Mostvorklärung
Faktor Mikrobiologie
• Mögliche Probleme bei der
Vorklärung durch Angärung!
– In Jahren mit faulem Lesegut
– Bei hohen Temperaturen
– Bei hygienischen Missständen
– Faktor Zeit!  zügige Mostvorklärung
Folie 39
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Optimierung der Mostvorklärung
Faktor Mikrobiologie
Höhere Temperaturen
Schnellere Enzymwirkung
Schnellere Vorklärung
(geringere Viskosität)
Folie 40
J. Burkert, LWG
Schnellere Vermehrung
von Mikroorganismen
Angärung
Keine Vorklärung mehr
möglich
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Optimierung der Mostvorklärung
Faktor Mikrobiologie
Möglichkeiten, um Zeit für die
Vorklärung zu gewinnen:
- Absenkung der Maische-/ Mosttemperatur
(oder Trauben einfach „kalt“ lesen)
- Enzymierung der Maische/des Mostes um
eine schnellere Verarbeitung zu ermöglichen
- Einsatz von SO2 (10 g/100 kg KDS)
- Wenn möglich auf die Maische
Folie 41
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Optimierung der Mostvorklärung
Zusammenfassung
• Optimierung der Mostvorklärung
durch:
– Reifes und gesundes Lesegut
– Schonende Verarbeitung
– Enzymierung
– Rasche Verarbeitung
• Ggf. mit SO2 und Temperatursteuerung
Folie 42
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