Made in Niedersachsen: Lichtpartner erarbeitet Lichtkonzepte mit LED für Firmen und Privatleute - Sie brennen für ihren Job. Tobias Meyer 12.07.2015 Christian Filseth greift nach seinem Smartphone, öffnet ein Programm, tippt auf den Bildschirm – und schon ist der dunkle Flur in den Geschäftsräumen der Firma Lichtpartner hell erleuchtet. Der 48-Jährige grinst. Ihn begeistert die moderne Technik. Nicht nur die kabellose Ansteuerung von Lampen via WLAN, sondern viel mehr, was dahinter steckt: die Licht Emittierende Diode, kurz LED. Darauf haben er und sein Geschäftspartner Jens-Olaf Lamaack sich spezialisiert. Sie bieten Lichtberatung und -planung an, handeln mit LED-Leuchten und berechnen für Unternehmen, wie viel der Umstieg einsparen würde. „Wir brennen für Licht“, sagen sie, und es klingt nicht wie ein abgegriffener Werbeslogan. Es klingt, als würden sie es wirklich so meinen. Jens-Olaf Lamaack (links) und Christian Filseth bieten Lichtberatung an. Sie berechnen, wie viel Unternehmen einsparen können, wenn sie auf LED-Licht umsteigen. (Ingo Moellers) Filseth steht auf, geht ein paar Schritte. In seinem Büro ist es hell, die Sonne scheint durch die großen Fenster. Lichtquellen gäbe es genug, eine runde Designer-Leuchte an der Decke, und eine selbst gebaute Stehleuchte seines Kollegen Lamaack erstreckt sich über seinen Schreibtisch. Die Sache mit dem Licht macht der Diplom-Kaufmann, weil er nach 18 Jahren Geschäftsführung in einem Nahrungsmittelkonzern selbstständig sein wollte. Dass sie ihm so viel Spaß machen würde, hätte er nicht gedacht. LED-Licht ist überall einsetzbar Filseth klappt einen Koffer auf: rote Zahlen auf schwarzen Displays, die sich ständig verändern. Daneben zwei Glühbirnen. Es ist sein Präsentationskoffer, mit ihm und den eigenen Katalogen in der Hand reist er von Kunde zu Kunde. „Mittlerweile kann man in fast allen Bereichen LED-Licht einsetzen, das genauso leistungsstark ist wie die konventionelle Beleuchtung“, sagt er. Das bringe zwischen 50 und 80 Prozent Ersparnis beim Stromverbrauch. „Das ist der helle Wahnsinn“, sagt Lamaack, schon wieder so ein Wortspiel. „Da optimieren Firmen ihre Prozesse und Maschinen bis ins letzte Detail – und merken nicht, dass sie durch die Umstellung auf LED noch richtig was rausholen können.“ Lamaack hat selbst rechtzeitig umgestellt. Der 51-Jährige ist bei Lichtpartner für die technischen Aspekte zuständig, er baut Lampen, kontrolliert sie, er hat den Blick für die Feinheiten. Schon als Jugendlicher hat er Leuchten entworfen, aus Fiberglas-Gardinenstangen und alten Möbelteilen; aktuell steht bei ihm zu Hause eine Lampe, die er aus einem alten Schläger gefertigt hat. Vor 25 Jahren hat sich der gelernte Elektriker selbstständig gemacht. Seitdem ist er auf Lichtmessen unterwegs und sucht nach den neuesten Trends. Sein Fokus hat sich mittlerweile verändert: vom Design hin zu LED. „Dabei war mir das Thema erst zu heiß.“ Denn nach der Einführung der Energiesparlampe war er skeptisch, was die Innovation LED verspricht und ob sie das auch halten kann. Inzwischen ist er überzeugt von den Vorteilen. „LED verbraucht mindestens 50 Prozent weniger Strom und erzeugt dadurch auch mindestens 50 Prozent weniger CO2.“ Mit bis zu 50 000 Brennstunden sei auch die Lebensdauer deutlich länger als die anderer Leuchtmittel, das mache sie nahezu wartungsfrei. „Außerdem erzeugt sie keine UV-Strahlung und entwickelt kaum Wärme.“ Es sind Argumente, mit denen sie Kunden aus dem norddeutschen Raum zu überzeugen versuchen. Die haben häufig schon Schwierigkeiten, die vielen Begriffe zu verstehen. Denn früher richteten sich viele Käufer nach der Wattangabe: Eine herkömmliche Glühlampe hatte 60 Watt und eine Beleuchtungsstärke von circa 700 Lumen. „Bei LED ist es mit sechs Watt bei 700 Lumen weniger als die Hälfte“, sagt Lamaack. „Und die Lichtfarbe ist viel wärmer.“ Die beiden Geschäftsführer, die ihren Schwerpunkt in der Industriebeleuchtung haben, sind manchmal selbst erstaunt über die Kosten, die sich mit all dem einsparen lassen. „Bei Logistikzentren mit alten Lagerhallen und Neonröhren liegt das Potenzial teilweise bei bis zu 90 Prozent“, sagt Filseth. Die Investitionen in neue LED-Anlagen würden sich oft schon nach nur etwa zwei Jahren rechnen. Das fünfköpfige Team bei Lichtpartner erstellt neben der Wirtschaftlichkeitsberechnung auch 3DLichtplanung und fertigt individuelle Leuchten für Kunden an. 2014 hat die Firma knapp eine Million Euro umgesetzt. Neben der Industrie entwickeln Lamaack und Filseth auch Beleuchtungskonzepte für den Handel, für Verwaltungs- und Bürogebäude, für Außenflächen und sogar für Kirchen. Der 51-Jährige ist darüber hinaus mindestens einmal im Jahr in China, um die Produktion der Zulieferer vor Ort zu überprüfen. „80 Prozent unserer Leuchten beziehen wir aus China“, erklärt Filseth. „Nicht nur wegen des Preises, sondern vor allem wegen des Know-hows.“ Allein der chinesische LED-Binnenmarkt sei riesig – auch, weil das Land die Energiesparlampe übersprungen und gleich mit der Weiterentwicklung von LED vorangeschritten ist. Deswegen werden die meisten LED-Leuchten und Leuchtmittel in Fernost gefertigt. „Die Werke, aus denen unsere LED-Birnen kommen, beliefern auch die großen Marken wie Osram und Philips. Wir haben den Vorteil, dass wir unsere Wünsche direkt weitergeben können, ohne irgendwelche zwischengeschalteten Ebenen.“ So lassen sich Ideen und Optimierungen schnell umsetzen. Er überprüft zudem Lieferungen, die sowieso schon zertifiziert sind, noch einmal auf ihre Verarbeitung. Beim überwiegenden Teil der Aufträge arbeitet Lichtpartner mit Elektrikern und anderen Betrieben aus der Branche zusammen, die die Leuchten dann an ihre Kunden weitergeben. Individuelle Leuchten für jeden Seit Mai wagen sie sich darüber hinaus auch auf den Privatkundenmarkt: Mit ihrem Online-Shop Wunderwatt vertreiben sie aktuell 24 LED-Leuchtmittel in unterschiedlichen Lichtstärken und Formen. „Licht wird eine immer wichtigere Rolle im Privathaushalt zukommen“, sagt Filseth. Das bislang komplett Eigenkapital-finanzierte Unternehmen will auf dem noch immer wachsenden Markt mitmischen. Die beiden Geschäftsführer erwarten, dass die intelligente Lichtsteuerung via W-LAN, das zunehmende Bewusstsein für Umwelt- und Ressourcenschutz und nicht zuletzt die Minamata-Konvention ihnen in die Hände spielen werden: Ab 2020 werden quecksilberhaltige Leuchtmittel wie Energiesparlampen in 146 Staaten verboten sein, darunter auch Deutschland. Bis dahin wird auch der Markt enger werden, zum Beispiel durch den zunehmenden Umstieg ehemaliger Fotovoltaik-Unternehmen auf LED-Technologie. Philips hat 80 Prozent seines Geschäfts mit LEDLeuchten an einen chinesischen Investor verkauft, Osram sein Lampengeschäft ausgegliedert. Aber Filseth und Lamaack wollen den Weg weitergehen. „Qualität bleibt das wichtigste Verkaufsargument“, sagt Filseth. Damit das auch so bleibt, werden sie viel Energie in das Geschäft mit den energiesparenden Leuchten stecken müssen. www.weser-kurier.de
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