Vorarlberg: ein Land mit Migrationsgeschichte Menschen aus rund 140 Nationen leben heute in Vorarlberg. 1962 schloss Österreich ein Anwerbeabkommen mit Spanien. 1964 folgte ein weiteres Anwerbeabkommen mit der Türkei, und 1966 eines mit Jugoslawien. Vielfältig Zuwanderung von EU-Bürgern und Bürgerinnen nahm in den letzten Jahren an Bedeutung zu. Menschen aus Deutschland entwickelten sich zur größten Zuwanderungsgruppe. Vielseitig Zuwanderung war immer ein wichtiges Element der Vorarlberger Wachstumsregion. 2013 zogen 1.014 Menschen von Vorarlberg weg. Vielstimmig Vorarlberg: ein Land mit Zuwanderungsgeschichte Vorarlberg ist seit Jahrzehnten sowohl in demographischer wie in wirtschaftlicher Hinsicht eine dynamische Wachstumsregion. Zuwanderung war immer ein Element dieses Wachstums. Bereits der Bau der Arlbergbahn und der ersten Wasserkraftwerke, aber auch die sich entwickelnde Textilindustrie zogen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Arbeitskräfte aus anderen Regionen der Monarchie oder Italien an – in einzelnen Orten mit großen Textilfabriken waren um 1900 zwischen 20% und 40% der Bevölkerung italienischsprachig. Ab den Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts bildeten die Zugewanderten aus Südtirol und in den Fünfziger- und Sechzigerjahren jene aus Kärnten und der Steiermark die größten Gruppen. Seit dem Ende der Sechzigerjahre bis in die Neunzigerjahre gab es eine starke Zuwanderung aus dem ehemaligen Jugoslawien (Anwerbeabkommen 1966) und der Türkei (Anwerbeabkommen 1964). Auch für Flüchtlinge aus den verschiedenen Ländern beispielsweise aus Bosnien, dem Kosovo oder Tschetschenien wurde Vorarlberg in den letzten Jahren zur neuen Heimat. Mit dem EU-Beitritt Österreichs und der Erweiterung der Europäischen Union nahm auch in Vorarlberg die Zahl der Unionsbürger und –bürgerinnen zu, die von ihrem Recht auf Freizügigkeit Gebrauch machen. Die Zuwanderung nach Vorarlberg ist heute so vielfältig wie noch nie, und zwar sowohl in Bezug auf die Herkunftsregionen und Muttersprachen, wie auf den sozialen und den Bildungshintergrund. Heute leben Menschen aus rund 140 Nationen in Vorarlberg. Von der Gesamtbevölkerung Vorarlbergs mit 376.347 Personen sind 85,6 % Österreicher und Österreicherinnen (322.122 Personen) und 14,4 % (54.225 kommen aus den restlichen 139 Staaten) Benötigte die Industriebetriebe des vorangegangenen Jahrhunderts vornehmlich Hilfskräfte so sind heute insbesondere Fachkräfte für die Industrie- und Dienstleistungsbetriebe gefragt. Quelle: Amt der Vorarlberger Landesregierung Landesstelle für Statistik „Bevölkerung und Staatsbürgerschaftsverleihung 2013 Vorarlberg: vielseitig Eine Gesellschaft, die sich durch eine Vielzahl von Schichten, Lebensstilen, Milieus und Kulturen auszeichnet, braucht einen Kernbestand an gemeinsam geteilten Institutionen, Räumen und Werten. Sie bilden die Grundlage dafür, dass Vielfalt und Zusammenhalt sich nicht ausschließen, sondern gegänzen können. Durch einen gelungenen Austausch kann das gegenseitige Verstehen und Lernen gefördert werden. Solange diese Balance eines entspannten Mit- und Nebeneinanders – in dem es auch Raum für das Eigene gibt – stimmt, ist es gutzuheißen. Vorarlberg besitzt die Fähigkeit, vieles gleichzeitig zu leben und vielem Raum zu lassen. Es verbindet eine reiche und gepflegte Tradition mit modernen Lebens- und Arbeitsformen und verfügt über eine große soziale und kulturelle Vielfalt. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat Vorarlberg in seiner Geschichte immer wieder eine große Integrationskraft bewiesen. Diese beruht unter anderem auf gemeinsamen Grundwerten: der Achtung vor Engagement und Arbeit, einer Verbundenheit mit Traditionen, die auch dem Neuen Raum gibt, der Verbindlichkeit im Umgang miteinander und der gemeinsamen Verantwortung für die Zukunft. Traditionen zu pflegen und für Zuwanderer zu öffnen, ist genauso Element der Integration wie die Offenheit gegenüber der Kultur der neu Zugewanderten, dass sie unter Bewahrung des für sie Bewahrenswerten sich auf auf die Gepflogenheiten und Lebensrealitäten des Landes einlassen, sich damit produktiv auseinandersetzen und auch partiell anpassen. In der Verbindung von Bewährtem und neu ins Land gebrachter Vielfalt bietet das Land allen hier le- benden Menschen Heimat für ein eigenverantwortliches Leben und ermöglicht es, soziale und kulturelle Vielfalt in Freiheit und Respekt voreinander und gegenseitiger Wertschätzung zu leben. I n t e g ra t i o n s l e i t b i l d Vo ra r l b e rg Grundrechte und Grundwerte sichern Vielfalt leben • Vorarlberg – Heimat für alle • Grundwerte und Grundrechte als gemeinsame Basis • Wertschätzender Umgang mit Vielfalt Herausforderungen annehmen Potenziale entfalten • Herausforderungen ernst nehmen, zukunftsorientiert angehen • Potenziale entfalten und nutzen • Gemeinsam Verantwortung tragen Teilhabe fördern und fordern Zusammenhalt stärken • Teilhabe, Sprache und Eigeninitiative fördern und fordern • Integrations- und diversitätsorientierte Öffnung von Institutionen • Benachteiligungen entgegenwirken Quelle: Vorarlberger Integrationsleitbild „Gemeinsam Zukunft gestalten“ Gemeinsam Zukunft gestalten Zur Austellung Migrationsgeschichte(n) Mit dem einstimmigen Beschluss des Integrationsleitbildes „Gemeinsam Zukunft gestalten“ durch alle vier Landtagsparteien im Jahr 2010 ist es gelungen, einen verbindlichen Rahmen für die laufenden und zukünftigen Integrationsaktivitäten in Vorarlberg zu formulieren. Die Besonderheit der Integrationsarbeit und –politik Vorarlbergs liegt darin, dass sie als Querschnittsmaterie im Netzwerk von Bürgerinnen und Bürgern, Zivilgesellschaft, Städte und Gemeinden, Institutionen und Land entlang der sieben Handlungsfeldern des Integrationsleitbildes „Gemeinsam Zukunft gestalten“ fortlaufend umgesetzt und weiterentwickelt wird. Individuelle Ebene Partizipation und Partnerschaften Institutionen, Vereine, Gruppen Kultur und Religion Vlbg. Städte und Gemeinden Soziales und Gesundheit Land Vorarlberg Wirtschaft und Arbeitsmarkt – Zugang und Aufstieg Österreich Sprache und Bildung als Schlüsselfaktoren EU Zusammenleben – Wohnen, Nachbarschaft, Freizeit, Begegnung andlungsfelder Integrationspolitische Steuerungsund Gestaltungsstrukturen U msetzungsebenen H Dieses Zusammenleben und –arbeiten in gemeinsamer Verantwortung spiegelt sich auch in dieser Ausstellung. Sie vereint unterschiedliche Perspektiven (aus dem Vielfaltenarchiv, Kommen-Gehen-Bleiben – Migrationsgeschichte Bludenz, Migrationsgeschichte Lustenau uvm.) und macht die Vielfalt der Menschen und ihrer Geschichte in Vorarlberg ein Stück weit sichtbar, hörbar und erlebbar. Weitere Infos: www.vorarlberg.at/integration
© Copyright 2024 ExpyDoc