Fehlgärungen schon beim Silieren vermeiden!

MANAGEMENT
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spielsweise trockene, spät geschnittene
rohfaserreiche Grassilage kaum optimal
verdichten. Die optimale Verdichtung
bei Grassilage beträgt 230 bis 250 kg pro
m3 Trockenmasse, bei Maissilage mindestens 250 bis 270 kg pro m3.
Die Mindestbreite des Silos darf sechs
Meter nicht unterschreiten. Nur so ist ein
paralleles Abladen und Walzen im Silo
möglich. Denn wenn der Walzschlepper
bzw. der Radlader beim Entleeren der
Erntewagen außerhalb des Silos warten
muss, reduziert sich die Zeit, die für das
eigentliche Verdichten übrig bleibt rasch.
Statt 60 Minuten je Stunde können nur
noch maximal 45 Minuten festgefahren
werden. Es ist darauf zu achten, dass jede Schicht mindestens zwei bis drei Mal
langsam überfahren wird.
Silos sollten möglichst als „Durchfahrsilos“ angelegt werden (Übersicht 1). Bei
einseitig geschlossenen Siloanlagen, bei
denen das Erntegut vor dem Silo abgeladen wird und dann vom Walzfahrzeug
(Radlader) ins Silo geschoben und verteilt
werden muss, kommt es von vorn herein
zu einer reduzierten Walzleistung.
Engpass Walzarbeit
25 m Mindestlänge
Den größten Einfluss auf die Verdichtung der Silage kommt der Walzarbeit
zu. In der Praxis liegt denn auch hier oft
das größte Problem, da bei ständig zunehmender Bergeleistung die Walzarbeit
immer mehr zum schwächsten Glied in
der Silierkette wird.
Fahrsilos müssen deshalb so dimensioniert werden, dass Walzfahrzeuge
günstige Arbeitsbedingungen vorfinden.
Das Erntegut darf nur in gleichmäßigen Schichten von maximal 30 bis 40 cm
in das Silo eingebracht werden. Wird
mehr Siliergut eingefahren, dann schaffen auch die schwersten Walzfahrzeuge
es nicht mehr, die Silage ausreichend zu
verdichten. Es kommt zu schlecht verdichtete Schichten, was zu Nester- oder
schichtweise auftretender Schimmelbildung führen kann.
Fehlgärungen schon
beim Silieren vermeiden!
Im vergangenen Winter sind viele Silagen warm
geworden. Das muss nicht sein! Wenn Silos richtig dimensioniert werden, können Fehlgärungen
vermieden werden. Es berichtet Dr. Hansjörg
Nußbaum, Lehr- und Versuchsanstalt Aulendorf.
D
ampfende Silos: Ein Bild, das
viele Milchviehhalter noch allzu gut vor
Augen haben. Im vergangenen Winter
mussten viele Landwirte bei der Futterentnahme mit Erschrecken feststellen,
dass die Silage warm geworden ist. Dazu
kam noch, dass auch plötzlich vermehrt
Schimmelnester im Silostock zu finden
waren. Die Auswirkungen dieser Fehlgärungen machten sich dann meistens
auch schnell im Stall bemerkbar: Die
Kühe fraßen weniger, die Leistung ist gesunken.
Schimmelbildung und Nacherwärmung hängen demzufolge sehr eng mit
der Verdichtung des Ernteguts zusammen. Diese hängt von mehreren Faktoren ab: Dem Trockensubstanzgehalt des
Futters, dem Rohfasergehalt, der Häcksellänge, dem Erntemanagement und
den Siloeigenschaften. So lässt sich bei-
Übersicht 1: Beim Bau auf auf die optimale
Wandform achten!
optimale Wandgeometrie
Gärsaftrinne
Gefälle 2 bis 3 %
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Rampe Anschüttung
ungünstige Wandgeometrie
Befüllung
Gärsaftrinne
Gefälle 2 bis 3 %
Beim Silobau ist auf eine auslaufende Wandform an der Entnahmeseite zu achten.
Ungünstig sind senkrecht abschließende Wände.
Die Mindestlänge von Fahrsilos sollte
25 bis 30 Metern betragen, damit die auf
dem Futterstock verteilte Schicht auch
bei großdimensionierten Erntewagen unter der kritischen Höhe von 30 bis 40 cm
bleibt. Vorteilhaft wirkt sich hier der Einsatz eines Siloverteilers aus.
Schimmelnester und
warme Silagen
Schimmelbildungen und Nacherwärmungen in Silagen können in vielen Fällen auf eine mangelhafte Silierarbeit
zurückgeführt werden.
■ Schimmel tritt in Silagen immer dann
auf, wenn Sauerstoff in die Silage gelangt
oder beim Walzen eingeschlossen wird.
Schimmelnester im Randbereich können
entweder auf eine undichte Abdeckung
oder auf eine mangelhafte Verdichtung
der oberen Silageschicht zurückgeführt
werden. Ursache von Schimmel-Partien,
die mitten im Silostock auftreten, ist eine
ungenügende Walzarbeit und dadurch
bedingt eine zu geringe Verdichtung des
Erntegutes.
■ Die Erwärmung von Silagen bei der
Entnahme ist auf Hefepilze zurückzuführen, die sich bei Luftzutritt unter
Wärmefreisetzung rasant vermehren. Zu
einem Luftzutritt kann es bereits beim
Einsilieren, während der Lagerung oder
erst bei der Siloentnahme kommen.
Befüllung
Im Fahrsilo
muss das Abladen und Walzen
im Parallelbetrieb möglich
sein. Eine Mindestbreite von
sechs Metern
sollte deshalb
nicht unterschritten werden.
Fotos: Nußbaum
Generell gilt: Je höher die Transportkapazität je Erntewagen ist (Rauminhalt
in m3), desto länger sollte das Silo gebaut
sein.
Beim Bau von Siloanlagen sind schräg
stehende Wände zu bevorzugen (Winkel
von etwa 20 °). Für diese Wandform
spricht vor allem die optimal durchzuführende Walzarbeit, da das Siliergut
auch am Silorand noch problemlos festgefahren und verdichtet werden kann.
Allerdings bleibt bei schräg stehenden
Wänden nach der Futterentnahme immer ein seitlicher Silagekeil stehen, der
von Hand oder mit der Frontladerschaufel aufgeladen werden muss. Viele
Praktiker bevorzugen deshalb senkrechte Silowände, da die Futterentnahme im
Vergleich zu Silos mit schräg stehenden Wänden erleichtert wird, die Silage
nahezu komplett entnommen werden
kann.
Um das Eindringen von Regenwasser
in die Silage zu verhindern, sollte das Silo
uhrglasförmig befüllt werden. Die Silofolie kann so seitlich über den Silorand
hinaus gezogen werden. Eine zur Entnahmeseite hin auslaufende Wandform
begünstigt deshalb die sorgfältige, luftund wasserdichte Abdeckung der Silage
(Übersicht 1). Ungünstig sind senkrecht
abschließende Wandformen. Hier entstehen nach dem Befüllen vorne und hinten ungefüllte Ecken.
Mindestvorschub bestimmt
Silowandhöhe
Je höher die Silowand gebaut wird
desto billiger wird, bei gleicher Grundfläche, der Siloraum (DM/m 3).
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Übers. 2: So hoch dürfen Silos im
Winter maximal befüllt werden
Kühe inklusive
Nachzucht
40
40
60
60
80
80
Grassilage in der Ration
Silobreite
66 %
50 %
6m
2,6 m
2,0 m
8m
2,0 m
1,5 m
8m
2,9 m
2,2 m
10 m
2,3 m
1,8 m
8m
3,9 m
3,0 m
10 m
3,1 m
2,4 m
Grassilage: TS-Aufnahme: 14 kg/Tag/GV; 240 kg/m3;
Vorschub: 1 m/Woche
Zwischen den Silokammern sollte
ein Abstand von einem Meter eingehalten werden.
Bei zu hohen Wand- bzw. bei zu hohen Füllhöhen wird der Mindestvorschub von einem Meter pro Woche im
Winter bzw. zwei bis drei Metern pro
Woche im Sommer nicht erreicht. Die
Nacherwärmung der Silage ist dann vorprogrammiert.
Warum ist ein großer Mindestvorschub so wichtig? Das Eindringen von
Sauerstoff in den Silagestock kann dann
verhindert werden, sofern genügend Silage entnommen wird. Ist die Anschnittfläche über längere Zeit den Witterungsbedingungen ausgesetzt, dann wird die Silage schneller warm. Nachfolgend werden Schimmelpilze und unerwünschte
Bakterien aktiv.
Die Wandhöhe des Silos bzw. die
„Haufenhöhe“ der Mieten darf demnach
nicht nach den Baukosten berechnet
R 8 top agrar 5/2000
Um das Eindringen von Regenwasser
zu verhindern, muss die Silofolie seitlich
über die Silowand gezogen werden.
werden, sondern sie muss vielmehr über
den Mindestvorschub und die Silobreite
bestimmt werden. Ein Beispiel:
In einem Betrieb mit 40 Kühen und
weiblicher Nachzucht darf im Winter ein
acht Meter breites Silo maximal nur zwei
Meter hoch befüllt werden (Übersicht 2).
Im Sommer dagegen, bei einem Mindestvorschub von zwei Metern, sollte das
Silo sogar nur einen Meter hoch befüllt
werden. Selbst in größeren Betrieben
reicht im Sommer eine Silowandhöhe
von 1,6 m in den meisten Fällen aus
(Übersicht 3).
In der Praxis sind die Silos aber meist
höher gebaut oder die Silokammern werden komplett gefüllt. Damit ist dann die
Nacherwärmung vorprogrammiert. Betriebe mit bis zu 50 Kühen sollten demnach Silos mit maximal acht Metern Breite bauen. In Betrieben mit mehr als 50 bis
60 Kühen können auch zehn Meter breite Silos angelegt werden.
Weitere Vorgaben, die beim Bau von
Fahrsilos, aus Sicht der Silagequalität,
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Übers. 3: So hoch dürfen Silos im
Sommer maximal befüllt werden
Kühe inklusive
Nachzucht
40
40
60
60
80
80
Siloanlagen mit mehreren Silokammern zwischen den einzelnen
Kammern ein Abstand
von etwa einem Meter
eingehalten werden. Der
Zwischenraum
kann
entweder mit Kies frostsicher verfüllt werden
oder zur Ableitung des
Regenwassers als feste
Rinne ausgebildet werden.
Grassilage in der Ration
Silobreite
66 %
50 %
6m
1,3 m
1,0 m
8m
1,0 m
0,8 m
8m
1,5 m
1,1 m
10 m
1,3 m
0,9 m
8m
1,0 m
1,5 m
10 m
1,6 m
1,2 m
Grassilage: TS-Aufnahme: 14 kg/Tag/GV; 240 kg/m3;
Vorschub: 2 m/Woche
beachtet werden sollten sind:
Die Gärsaftrinne muss auf der Entnahmeseite vor dem Silo eingebaut werden. Befindet sich die Rinne mittig im Silo dann besteht die Gefahr, dass über die
Rinne das bei der Gärung gebildete Kohlendioxid abgefließt und Sauerstoff in
den Silagestock eindringt.
Die Entnahmeseite sollte nicht zur
Hauptwetterseite ausgerichtet sein, damit bei stürmischem Wetter keine Luft in
die Silage gedrückt und auch die Folien
nicht weggeweht werden. Außerdem
bleibt der Anschnitt trockener, was das
Entstehen von Schimmelnestern an der
Anschnittfläche erschwert.
Die Siloanlage sollte nach Möglichkeit an befestigten Wegen errichtet werden, damit beim Befüllen kein Schmutz
über die Zufahrt in das Silo eingebracht
wird. Je höher der Schmutzgehalt in der
Silage ist, desto geringer der Futterwert
und desto höher das Risiko einer Buttersäuregärung.
Damit die Silofolie über die Wand des
Silos gezogen werden kann, sollte bei
Fazit
Fehlgärungen in der
Silage können vermieden werden, wenn
bei der Planung von Siloanlagen einige
Grundsätze beachtet werden:
■ Die Silobreite und die Silohöhe sind
abhängig vom Tierbestand und von der
Futterration.
■ Der Mindestvorschub im Silo sollte im
Winter 1 m pro Woche und im Sommer
2 bis 3 m pro Woche betragen.
■ Silos sollten mindestens 6 m breit sein,
damit das Abladen und das Walzen im
Parallelbetrieb möglich ist.
■ Eine Mindestlänge von 25 bis 30 m ermöglicht auch bei groß dimensionierten
Erntewagen das Einbringen von maximal 30 bis 40 cm hohen Schichten.
■ Das Erntegut darf nur in Schichten
von maximal 40 cm Höhe eingebracht
werden. Bei der Walzarbeit ist darauf zu
achten, dass jede Schicht mehrmals überfahren wird.
Hinweis: Weitere Informationen zum
Silieren und zum Einsatz von Siliermitteln finden sie ab Seite 64 (top Grünland) in diesem Heft.
So berechnen Sie die Silohöhe
W
elche Silogröße passt zu meinem
Betrieb? Welche Wandhöhe ist
ideal? Wie breit soll das Silo werden?
Diese Fragen treten immer wieder bei
der Planung von Siloanlagen auf.
Eine allgemein gültige Antwort gibt
es nicht, denn Silobreite und Silohöhe
sind abhängig vom Tierbestand und von
der Futterration.
Welche Silogröße zu Ihrem Betrieb
passt, das können Sie in vier Schritten
berechnen:
1. Silagebedarf in kg
Rinder (Milchkühe, Jungvieh) x Silagebedarf kg TM/Tier/Tag x 7 Tage =
Silagebedarf kg TM/Woche
2. Silagebedarf in m3
Silagebedarf kg TM/Woche = m3 Silage/Woche
Raumgewicht (kg TM/m3)
3. Anschnittfläche
m3 Silage/Woche
= Anschnittfläche m2
Mindestvorschub Meter/Woche
4. Silohöhe
Anschnittfläche m2 = Silohöhe (m)
Silobreite (m)
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