29. Juni - Matthias Sempach

TUNESIEN!"Schweizer am Todesstrand"
Augenzeugen des Massakers «Kugeln zischten übers Wasser»
Nr. 27 / 29. Juni 2015 / CHF 4.90
UNSERE ROYALS
AUS DEM EMMENTAL
König Mättu &
PRINZ HENRY
HEIDI ZUM SCHWINGERKÖNIG «Wenn wir
mal heiraten, ist Henry unser Blumenmädchen»
ALLES IM GRIFF
Im heimischen
Garten in Alchenstorf BE wirbelt der
rekonvaleszente
Matthias Sempach
Sohn Henry in die
Luft. «Ich bin ganz
vernarrt in ihn.»
22 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE
Bäpu Mättu
im Höhenflug
Seit HENRY in seinem Leben ist, hat der
bärenstarke MATTHIAS SEMPACH
eine weitere Kraftquelle. Sein Söhnchen
lässt den Schwingerkönig Fussverletzung
und Saisonausfall glatt vergessen.
SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 23
D
TEXT ISO NIEDERMANN
FOTOS ADRIAN BRETSCHER
ie Schlagzeile war schon
so schön ausgedacht:
«So tröstet Henry den
König.» Doch Sempach
Mättu, 29, klopft in seinem Wohnzimmer auf den Gips am
rechten Bein und macht den Plan mit
einem Lachen zunichte: «Mich muss
niemand trösten. Ich bin keiner, der
Trübsal bläst. Es gibt im Leben Schlimmeres als ein halbes Jahr ohne Schwingfest.» Partnerin Heidi bestätigt: «Ich
hatte erwartet, dass er dann mit der
Zeit schon etwas ‹uliidig› wird beim
Nichtstun. Aber er muntert jeweils sogar die Leute auf, die ihn bedauern.»
24. Mai, Oberaargauisches in
Grasswil BE: Der Schwingerkönig von
2013 bleibt im fünften Gang mit dem
rechten Fuss hängen und verdreht
diesen bös. Resultat des Fehltritts fast
vor seiner Haustüre in Alchenstorf:
Wenn wir dann
mal heiraten, ist
Henry unser
Blumenmädchen
HEIDI JENNY
eine Sprunggelenks-Sprengung, mehrere Bänderrisse am Innenknöchel und
zwischen Schien- und Wadenbein sowie ein Bruch der Schienbein-Hinterkante. Der Operation tags darauf im
Berner Inselspital folgt das brutale
Verdikt: Saisonschluss!
Ein moralischer Plattwurf eigentlich. Aber nicht für Sempach. Der sitzt
nun seit mehr als einem Monat daheim,
zum sportlichen Nichtstun verdammt –
und geniesst herrliche Tage der Dreisamkeit. Seit dem 2. Dezember letzten
Jahres sind er und Heidi Jenny Eltern
des zuckersüssen Henry. Der sitzt gerade in der Babyschale, lässt sich von
Sempach den Gemüsebrei eingeben
24 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE
SCHÖNE
ZWANGSPAUSE
und strahlt seinen Papi dabei mit grossen Augen an. «Henry kennt mich nun
wohl sehr, sehr gut. Und auch ich lerne
ihn täglich besser kennen, kann seine
Stimmungen inzwischen mühelos deuten.» Wickeln, füttern, anziehen – der
königlich-väterliche Pflichtenkatalog
ist abwechslungsreich. Und die Königin
stellt ihrem Liebsten ein tolles Notenblatt als Papi aus: «Mättu ist ein SuperVater. Er singt auch jeden Abend mit
mir das Guetnachtliedli an Henrys Bett
zweistimmig – und richtig gut!» Klar,
zehn Jahre Kinder-Jodlerchörli im Emmental hinterlassen Spuren.
Auf die geliebten Bädeli-Sessions mit seinem Spross muss Sempach allerdings vorübergehend ebenso
verzichten wie auf seine sonstigen
Haushaltspflichten. Grillieren, Staubsaugen, Umgebungsarbeiten – derzeit
übernimmt Heidi nebst den Mami-Aufgaben auch Mättus heimische Jobs.
Das ergibt ein rechtes Pensum, denn
die 33-jährige PR-Fachfrau ist überdies
zu 30 Prozent bei Sempach für administrative Aufgaben angestellt.
Eine moderne Rollenaufteilung
in der Partnerschaft, wie man sie im
ländlichen Emmental und im Schwingermilieu nicht zwingend erwarten
würde. Doch mit dem Klischee des traditionellen Lebensmodells im Gotthelf-
Oben: Heidi und
Matthias geniessen
beim Abendessen
auch einmal ihre
Zweisamkeit. «So viel
Zeit hatten wir seit
dem Eidgenössischen
selten füreinander.»
Unten: Typisch
Henry: Während
zwei Stunden Fotoshooting weint der
Wonneproppen nie.
LUNCHTIME
Der Schwingerkönig füttert seinen
Thronfolger. «Auch wickeln, anziehen
oder Guetnachtliedli singen mag ich.»
Land räumen Matthias Sempach und
Heidi Jenny gleich noch gründlicher
auf. Eine Hochzeit, sagen sie
übereinstimmend, sei zwar irgendwann geplant, aber «auf
der Prioritätenliste vorerst einiges nach hinten gerutscht».
Das gemeinsame Sorgerecht
lässt zu, dass Henry den
Nachnamen Sempach auch
so tragen darf. Und wie Mättu
sagt: «Wir sind zwar nicht
verheiratet, aber immerhin verliebt.» Heidi fügt an: «Wenn wir
dann mal heiraten, ist Henry unser
Blumenmädchen.»
DIESER BABYMOMENT
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Das würde gut zum Status eines
«absoluten Wunschkindes» passen.
Nach Burgdorf 2013 waren Heidi
und Mättu bereit, den länger
schon gehegten Kinderwunsch
in Erfüllung gehen zu lassen.
Anfang Dezember 2014, zwei
Wochen zu früh, ist es so weit.
Fünf Stunden dauert die Geburt, der böseste aller Bösen
steht seiner Liebsten bei. Nervös? «Nein, er war völlig die
Ruhe selbst», wundert sich Heidi
noch heute. Bei so viel königlicher
Gelassenheit spielt es auch keine
Rolle, dass Mättu den geplanten u
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IMMOBIL
Während Henry
Spass auf dem
Bobby Car eines
Sempach-Sponsors
hat, ist Mättu auf
Heidi und Kollegen
als Chauffeure angewiesen.
Ich lerne Henry täglich
besser kennen, kann seine
Stimmungen nun mühelos
deuten MATTHIAS SEMPACH
KRITISCHER KONTROLLBLICK
Vater und Sohn Sempach schauen Mama
Heidi bei der Gartenarbeit zu. Hier wachsen
die Zutaten für Henrys Gemüsebrei.
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Geburts-Vorbereitungskurs wegen
der vorzeitigen Niederkunft verpasst.
Von seinem Arbeitgeber, dem
Futtermittelhersteller Melior, bei dem er
mit einem 40-Prozent-Pensum angestellt
ist, erhält Sempach Vaterschaftsurlaub.
Dieser verlängert sich nun halt ausserplanmässig massiv. Läuft die Genesung
weiterhin rund, darf er sein leichtes
Aufbautraining auch langsam forcieren.
Und Mitte Oktober wieder ins Sägemehl zurückkehren, hofft der 1,94-Meter-Hüne, dessen bisher einzige längere
Schwingpause durch eine MeniskusOperation verursacht wurde.
Der Titelverteidigung im Spätsommer 2016 beim Eidgenössischen in
Estavayer-le-Lac FR sollte das jetzige
Malheur nicht im Weg stehen. «Das Timing für die Verletzung war mein Glück
im Unglück. Ich hoffe, nächstes Jahr
ähnlich stark zurückzukehren, wie ich
diesen Frühling gestartet bin.»
u
Vorerst beschäftigt Sempach Mättu
die Gesundheit seines Prinzen Henry ohnehin fast mehr als die eigene. Er achtet
peinlich darauf, dass die Babyhaut nie
ungeschützt der prallen Sonne ausgesetzt
ist. «Ich musste mit 20 einen gutartigen
Tumor an der Nase wegoperieren lassen.
Deshalb bin ich da fast übervorsichtig.»
Und wie stehts um Geschwisterchen für den Stammhalter? «Wir hätten gerne einmal eine grössere Familie», sagt Heidi, «aber vorerst wollen
wir unseren Henry so richtig geniessen.» Platz gibt es in ihrem FünfZimmer-Miethaus auf alle Fälle genug
für weiteren Nachwuchs. Sie gehen es
ruhig an, der Schwingerheld und seine
Partnerin. Und wenn Klein Sempach
seinen Papi glucksend anstrahlt und
der ihn liebevoll im Arm hält, ist die
Welt in Alchenstorf vollauf im Lot.
Nein, Henry muss den König wirklich
nicht trösten.
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