O - BfArM

Erfahrungsbericht über die
erfolgreiche Umsetzung einer
PUMA-Zulassung von
Propranolol beim kindlichen
Hämangiom
More Medicines for Minors
Kinderarzneimittel Symposium BfArM
Bonn, Juni 2015
Dunja Pfeiffer
Leitung Market Access Pierre Fabre
1
Themen
PUMA Projekt Hemangiol
Indikation
Entdeckung
Entwicklung
Scientific Advice EMA/FDA
Studienprogramm
Pivotale Studie
Zulassung
Nutzenbewertung Deutschland








Lessons learned
1.
2.
3.
4.
5.
Studie
Auflagen Zulassungsbehörden
Nutzenbewertung
Erstattung
Lokale Regularien
Dunja Pfeiffer, Leitung Market Access Pierre Fabre
2
PUMA Projekt
Dunja Pfeiffer, Leitung Market Access Pierre Fabre
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Infantile Hämangiome
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Infantiles Hämangiom
 Gutartiger vaskulärer Tumor frühes Säuglings-/Kleinkindalter
 Ätiologie/Pathogenese nicht vollständig geklärt (lokale/regionale Gewebehypoxie?)
 Dreiphasiger Verlauf:
Plateau
Involution (im 1. Lebensjahrzehnt)
Proliferation (im 1. Lebensjahr)
 Klassifikation nach Lokalisation, Morphologie, Klinik
 Inzidenz Literatur 2-10%, prospektiv 4-5 % (Munden et. al 2014),
3:1
 Frühgeborene ca. 22%
 In ca. 12% der Fälle behandlungsbedürftig
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Behandlungsbedarf
Drolet et al. 2012, Report Consensus Conference Infantile Hemangioma
Schmittenbecher et al. 2015, Leitlinie Infantile Hämangiome im Säuglings- und Kleinkindalter
Therapieoptionen bis 2008
First Line
Second Line
lokal
Laser-/Kryotherapie
Chirurg. Exzision
systemisch
Kortikosteroide
Zytostatika,
(Interferon)
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Entdeckung Wirksamkeit Propranolol
C.Léauté-Labrèze, MD
Pediatric Dermatologist
Bordeaux University Hospital,
France
Ab
2008
Zahlreiche Publikationen und kleinere Studien
Weltweit Aufnahme in Behandlungsempfehlungen/Leitlinien
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Hemangiol - Übersicht Entwicklung
5 Jahre
Paralleler Scientific Advice Prozess
eingeleitet (EMA – FDA – Sponsor –
Experten)
2007 Juli 08
Jan. 09
Entwicklung
Nov. 09
Feb. 10 13. Apr. 10 Juni 11
April 2014
Mai 12
März/Mai 13
EMA/FDAAntrag
Entdeckung
Vereinbarung
Universität
Bordeaux PFD
Pierre Fabre erhält
weltweite Exklusivlizenz
für Entwicklung,
Produktion, Vermarktung
Propranolol-Lösung zum
Einnehmen für Kinder
Pharmazeutische
Entwicklung
Phase I
PK-Studien
(Erwachsene)
Phase II/III
Hemangiol
Weltweite
Hemangiol-Studie
Zulassung
EMA
Lösung zum Einnehmen für Kinder
Phase I
PK-Studien
(Säuglinge)
Compassionate Use
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Pharmazeutische Entwicklung
5 Workstreams
Pharmazeutische
Hilfsstoffe
Geschmacksmaskie
rung und -prüfung
Gemäß Leitlinien
Erdbeer- und
Vanillegeschmack
Ohne Zucker
Ohne Alkohol
Ohne Paraben
Ohne
Konservierungsmittel
e-Zunge für
Entwicklung
Formulierungspatent
2009 beantragt
Mischbar mit
Milch oder
Orangensaft
Verabreichungshilfe
Produktspezifische
Spritze für
Zubereitung zum
Einnehmen
Nicht
entnehmbarer
Einsatz
Altersangepasste
Dareichung
Qualität
<5 ml/Einnahme
Industrielle
Reproduzierbarkeit
Konzentration
3,75mg/ml
Stabilität und
Konzentration
garantiert
OK von 2 kg
bis 12 kg
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Scientific Advice






Parallel EMA-FDA
Entwicklung Studienprogramm
Eine pivotale Studie als kombinierte Phase II/III (ausreichendes Signifikanzniveau)
Supportiv: PK Studien und Literatur (+ Compassionate Use)
Erstmalige Entwicklung eines validierten Endpunktes in der Indikation
Wesentliche Punkte pivotale Studie:
 Kontrollierte Studie
 Ausschluss schwerer Verlaufsformen
Vergleich gegen Placebo, da als einziger Kontrollarm vertretbar
 Adaptives Design (Dosisfindung, Behandlungsdauer)
 Unabhängige, reproduzierbare Endpunkterhebung
 Primärer Endpunkt: binär, vollständige/nahezu vollständige Rückbildung
Zielhämangiom
 Sekundäre Endpunkte: qualitative und quantitative Endpunkte
65 Zentren in 16 Ländern - 460 Säuglinge randomisiert
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Studiendesign pivotale Studie
Primärer Endpunkt (independent
investigator):
Monatliche Kontrollen:
Patienten
Fotodokumentation, sekundäre Endpunkte
102
98
1 mg/kg/Tag
Placebo
1 mg/kg/Tag
101
100
Vollständige/nahzu vollständige
Rückbildung Zielhämangiom
3 mg/kg/Tag
3 mg/kg/Tag
Follow-up
Placebo
55
Placebo
Randomisierung
3 Monate
6 Monate
24 Monate
Auswahl Dosis/Dauer/Komparator
gemäß
EMA/FDA Advice
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Klinische Daten Zulassung EMA
Datenquellen für Efficacy/Safety/PK
Phase II/III
SB 201
Phase II 102
CUP
Frankreich
Literatur
Phase II
SB 102, 101, 101 2A
Efficacy/Safety
PK, Safety/Efficacy
Safety/Efficacy
Efficacy/Safety
PK
Subjects: 35
Open label
Subjects:
456/424
Subjects: 23
Subjects: 922
Subjects:
Efficacy 363
Safety: 1367
RCT
Open label
Open label
Various
Zusätzlich:
SB 301 als Anschlußstudie für Patienten aus 201 und 102 mit weiterem Therapiebedarf
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Datenlage für Zielindikation
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Ergebnis pivotale Studie 201
Primärer Endpunkt « vollständige/nahezu vollständige Rückbildung Zielhämangiom »:
Analyse nach 24 Wo (ITT-Population)
70,0%
60,0%
Signifikanter Unterschied
p<0,0001
60,4%
50,0%
40,0%
30,0%
20,0%
10,0%
3,6%
0,0%
Placebo
3 mg/kg/day
Ergebnisse des primären Endpunktes übertraf Hypothese des Prüfplans: 55% vs. 10%
Ergebnisse in PP-Population = 60,2 % vs. 1,9 % (p<0,0001)
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Ergebnis pivotale Studie 201
Sekundärer Endpunkt « Zeit bis zum Rückbildungsbeginn »
Patienten (%) mit Besserung des Hämangioms nach 5 Wochen
90,0%
Frühe Besserung
88,0%
80,0%
70,0%
während der Behandlung
60,0%
88% der Patienten zeigten Besserung nach 5
Wochen
50,0%
(3-mg/kg/Tag-Arm)
40,0%
30,0%
20,0%
5,4%
10,0%
0,0%
Placebo
3 mg/kg/day
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Zulassungsstatus 2015
PUMA


O
O
O
O
Legende
 MA
O Orphan status granted
 MA pending

O
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Frühe Nutzenbewertung
Obligatorische Nutzenbewertung aufgrund Änderung VerfO G-BA Oktober 2011
Zweckmäßige Vergleichstherapie: Patientenindividuell ausgerichtete Behandlung
IQWiG
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Frühe Nutzenbewertung
G-BA
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Lessons learned
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Studie
 Abstimmungsprozess Pediatric Investigation Plan für
multinationale Studie mit außereuropäischer Beteiligung
 Studiendesign determiniert nicht nur Zulassung, sondern auch
Bewertung für Marktzugang
 Akzeptanz des Kontrollarms bei Prüfärzten, Patienteneltern und
für HTA Verfahren
 Rekrutierung von nicht-einwilligungsfähigen Probanden
 Ethische/klinische Problematik Kontrollarm Placebo, führt zu
• Problemen bei Rekrutierung
• Vermehrten Studienabbrüchen
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Studie
Vorzeitiges Absetzen der Studienbehandlung
100
86,3%
85,4%
80
64,4%
63,6%
60
40
34,5%
20
0
Baseline
T7
Placebo
T14
T21
1 mg/kg/Tag 3 Monate
5 Wo.
8 Wo.
1 mg/kg/Tag 6 Monate
12 Wo.
16 Wo.
3 mg/kg/Tag 3 Monate
20 Wo.
24 Wo.
3 mg/kg/Tag 6 Monate
Hauptgrund für Abbruch: Unwirksamkeit der Behandlung (103/137 Fällen: 75%)
% aktuell behandelte Patienten (n=456)
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Auflagen Zulassungsbehörden
EMA
Risk Management Plan
1. Educational Material als Bestandteil des RMP
• Keine 1:1 Umsetzung der eingereichten und genehmigten Mock-ups
• Langwierige nationale Umsetzungen und Adaptionen verzögert Launch
in einigen EU Ländern
2. Drug Utility Study
• Praktische Umsetzung durch Versorgungswege und Patientenzahlen
schwierig
BfArM
Kriterien für Compassionate Use durch PUMA-Arzneimittel erfüllt?
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Nutzenbewertung
 Erstes Arzneimittel mit erheblichem Zusatznutzen
 Positives Ergebnis möglich durch Status kurative Therapie in neuer
Indikation
Probleme im Verfahren
 Evidenzlage: Zahl und Qualität verfügbare Studien (ausgenommen 201)
 Umsetzung des Kontrollarms als zVT
 Extrapolation der Ergebnisse SB 201 auf nicht eingeschlossene
Patientengruppen analog Zulassung
 Umdefinifierung des primären Endpunkts durch IQWiG
 Gewichtung der sekundären Endpunkte
 Verzerrung durch Studienabbrüche
 Endpunkt Lebensqualität für Säuglinge/Kinder?
 Änderung der Verfahrensordnung/Gesetzeslage für PUMA Bewertung
dringend erforderlich
 Anerkennung der zulassungsrelevanten Studien (auch niederen
Evidenzgrades)
 Zusatznutzen eines PUMA besteht regelhaft in Überführung off-Label in
on-Label Use!
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Erstattungsbetrag
Preisanker für Erstattungsbetrag:
zVT?
Magistralrezeptur? Festbetrag?
Vergleichbare Arzneimittel?
Europäische Preise?
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Bestehende Regularien
Bestehender ATC Kode problematisch, weil
 Packungsgröße: bestehende Messzahlen nicht passend für neues
Kinderarzneimittel, Algorithmus Berechnung neue/Änderung
Messzahlen nur beschränkt anwendbar
 DDD nicht auf Säuglinge übertragbar
 Vereinbarungen Generikaquoten regionale KVen
 (Einige EU Länder: Eingruppierung in Referenzsysteme)
Vergütung Klinik durch NUB-/Zusatz-Entgelt derzeit nicht möglich, weil
 Generischer Wirkstoff wird nicht als neue Behandlungsmethode
bewertet
 Wirtschaftlicher Impact auf betreffende DRG nicht ausreichend
(daher in Kliniken teilweise weiterhin Anwendung der Magistralrezeptur)
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Fazit
Erfolgreiche Umsetzung von Propranolol in eine PUMA-Zulassung war möglich, weil
 Eine neue Indikation mit hohem Unmet Medical Need erschlossen werden
konnte
 Die klinische Wirksamkeit von Propranolol überzeugend demonstriert wurde
 Die Zulassungsbehörden trotz Limitierungen im Studiendesign bei gleichem
Pathomechanismus eine Übertragbarkeit der Wirksamkeitsdaten aus der
pivotalen Studie für alle betroffenen Patientengruppen akzeptierten
 Das Sicherheitsprofil durch zahlreiche weitere Publikationen gestützt wurde
 Im anschließenden nationalen AMNOG-Verfahren unter Berücksichtigung der
speziellen Studiensituation für Kinder bewertet wurde
Für weitere PUMA ebenfalls möglich?
Dunja Pfeiffer, Leitung Market Access Pierre Fabre
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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