2.15 Mitarbeitermagazin des Private Banking & Wealth Management ÜBERFLIEGER Gut geerdet und mit dem Kopf trotzdem in den Wolken: John Hendy 40 ÜBERGABE Geht nach acht Jahren als CEO von Bord: Brady Dougan 12 one_2_15_01_Cover [pr]{DE}.indd 1 12.06.15 15:28 2 • Editorial 46 40 LOVE RIDE DÜBENDORF Heinzelmännchen am Werk Es gibt Dinge im Alltag, die so selbstverständlich sind, dass man sich als kommuner Konsument in einem Industrieland kaum Gedanken darüber macht. Ich wäre zugegebenermassen auch niemals auf die Idee gekommen, hinter die Fassade zu schauen, wenn ich nicht auf der «one»- Redaktion arbeitete. Dabei braucht jeder, auch ausserhalb der Bank, dieses «Ding» täglich in der einen oder anderen Form. Und die Finanzwelt würde ganz einfach stillstehen, wenn es sie nicht gäbe. Die Rede ist von der Financial Messaging Platform (FMP) – eine Plattform, über die eine Vielzahl von entscheidenden Geschäftsaktivitäten wie Zahlungsverkehr, Wertschriften- und Fremdwährungstransaktionen abgewickelt werden, und dies 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr. Täglich werden via FMP bis zu fünf Millionen Nachrichten befördert und etwa 5,7 Billionen US-Dollar umgesetzt. Das sind unglaubliche 5 700 000 000 000 Dollar und dies Tag für Tag! Jedes Mal also, wenn ich Geld am Bankomaten abhebe oder eine Rechnung bezahle, geschieht dies über dieses «Ding». Soeben wurde die weltweite Migration dieses neuen, leistungsfähigeren Systems erfolgreich abgeschlossen (Seite 20 ff.). Heute frage ich mich, was ich mir denn vorgestellt hatte: dass Tausende von Heinzelmännchen das Geld und die dazu gehörenden Informationen in einem unterirdischen Netzwerk hin- und hertransportierten? Ach ja, stimmt: Ich hatte mir ja gar nie Gedanken darüber gemacht … ANNA VON SENGER REDAKTION ONE one_2_15_02-03_Inhalt-Editorial [pr]{DE}.indd 2 12.06.15 14:54 Inhalt • 3 48 32 46 43 40 JIA HONG TAN SINGAPUR 44 MICHELA ZANCHETTA ROM BANKER’S NEW AND NOTED SERVICE ARTS AND LEISURE BUSINESS 4 Auf den ersten Blick Shooting mit Roger Federer: Marisa Piffari bleibt am Ball 12 Führungswechsel Ein grosses Dankeschön an Brady Dougan 36 Reverse Mentoring Was die Älteren von den Jungen lernen können 40 Vertikale Lässt Helikopter fliegen: der New Yorker John Hendy 6 Startschuss Jennifer Yu aus Seoul mag Psy 14 Private Banking & Wealth Management CFO Iqbal Khan über die vielen Fäden, die bei ihm zusammenlaufen 38 PC-Tipp Per Laptop automatisch ins Credit-Suisse-Netzwerk 18 Themes in Portfolios Die besten Anlageideen der Bank, leicht verständlich zugänglich gemacht 43 Like.Don’t Like Michela Zanchetta aus Rom mag keine ungebetenen Ratschläge, dafür Menschen mit Humor STS Academy Büffeln für Sales & Trading 7 Love Actually Verliebt: Désirée und Mirco Wirz LGBT Ally Program Verbündet: dabei sein ist alles 8 Hongkong Im Zeichen des Meeres Lean Transformation Alles wird besser mit Kaizen Schnappschuss Programmieren leicht gemacht 9 Marketingkampagne Für Frauen-Nati-Team an WM 15 FareShare Unterwegs für guten Zweck 10 Die Zahl Gekürt: die besten Freiwilligen One of Us David Mulfords packende Story 11 Kolumne Martin Walker über die ungleiche globale Nahrungsproduktivität one_2_15_02-03_Inhalt-Editorial [pr]{DE}.indd 3 20 Financial Messaging Platform Fünf Millionen Transaktionen pro Tag laufen über diese Plattform 23 Real Returns Einmal retour bitte: Credit Suisse erleichtert Müttern die Rückkehr 24 Direct Equity Partners Exklusive Angebote für die exklusive Kundschaft Lexikon Währungskrieg: klingt extremer, als er tatsächlich ist 39 Wettbewerb Einflussreich: Henri Matisse in der Fondation Gianadda 44 Mitarbeiterporträt Dank der Finanzkrise bereiste Jia Hong Tan die ganze Welt 46 My Town Jay Allen erklärt, warum die Wettervorhersage in Boston essenziell ist 48 Sieben Fragen An Englishman in Luxembourg: David Coast liebts zurückhaltend 28 Real Estate Eine Frage der Geduld: die Liquidität bei Real Estate Investments 30 Nonprofit Board Training Die Ausbildung zum NPO -VR zahlt sich für die Bank aus 32 Reportage Am Love Ride: die Volunteers zwischen schweren Maschinen 12.06.15 14:54 NEW AND NOTED «Eine Film- und Fotoproduktion mit Roger ist immer etwas Besonderes. Zusätzlich zum Kampagnenmaterial muss meist noch weiteres Bildund Filmmaterial für verschiedene Geschäftseinheiten produziert werden. Darum gilt es, den Tag minutiös vorzubereiten. Am Set selber muss ich dann ‹die Bälle im Spiel halten›, sodass am Abend auch wirklich alles im Kasten ist. Rogers Professionalität erleichtert mir den Job ungemein. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie locker er es anscheinend schafft, alles unter einen Hut zu bringen: Tennis, Familie, Stiftung und dazu noch die Zeit für die Sponsoren.» MARISA PIFFARI, Global Advertising aus Zürich, ist seit 2011 für die Werbekampagnen mit Roger Federer mitverantwortlich. Aufgezeichnet von: Urs Schwarz Fotografie: Bernard van Dierendonck one_2_15_04-05_at-first-sight [pr]{DE}.indd 4 12.06.15 15:36 Auf den ersten Blick • New and Noted • 5 one_2_15_04-05_at-first-sight [pr]{DE}.indd 5 12.06.15 15:36 6 • New and Noted STS ACADEMY DAS KOMPETENZZENTRUM MACHT SCHULE STARTSCHUSS NEU DABEI SEIT JULI 2014 Psy – Psycho Nam June Paik – Seo Taiji Fussball – Taekwondo Kimchi – Essiggurken «Ich bin absolut überwältigt vom Echo», freut sich June Whitton, Stabschefin von Sales and Trading Services (STS). Die Rede ist von der STS Academy, die im Februar diesen Jahres ihre Pforten in Zürich geöffnet hat. Über 200 STS-Mitarbeiter sind bereits mit von der Partie, darunter nicht nur motivierte Studenten, sondern auch passionierte Dozenten, Helfer sowie Patentanten und -onkel, die notabene ihre Freizeit dafür opfern. In Whitton reifte die Idee einer STS-internen Weiterbildungsplattform in den letzten zwei Jahren, als die weltweiten Tradingund Sales-Funktionen unter einem Dach zusam mengefasst wurden. «Trotzdem war die Einheit sehr fragmentiert, jedes Team arbeitete für sich», erinnert sie sich. Mit der STS-Academy will Whitton einerseits die Identität der von STS als ganzes, kohäsives Team stärken, andererseits die Teilnehmer ermutigen als STS-Ambassadoren inner- und ausserhalb der Bank zu fungieren. Aber vor allem geht es um die Vermittlung von Wissen über alle Business Areas hinweg, denn gerade in STS werden den Mitarbeitern diesbezüglich hohe Anforderungen gestellt. Dafür wurde ein ausgeklügeltes Modulsystem entwickelt, das aus Online-Training im Alleingang und einem Klassenzimmer-Training mit punktuell wählbaren Themen besteht, welche aber gleichzeitig von viel Praxis begleitet wird. Ein i-Tüpfelchen ist schliesslich das AVP Leadership Program, das – wie der Name schon sagt – die Kompetenzen der leistungsstarken AVPs und ASOs zementiert, ihre Netzwerke vergrössert und so ihre Karrieren unterstützt. (as) Karaoke – Shoppen Tag – Nacht AUSZEICHNUNG ÜBER MICH Name Jennifer Yu Business Area Equity Research Funktion Research Associate Vorherige Position Daewoo Securities Macro Research Ort Seoul Hobbys Reisen, Backen, Fotografie Nationalität Koreanerin Motto Bleib dir treu. Authentizität kommt bei den Menschen immer gut an. – Barbra Streisand one_2_15_06-10_New and Noted [pr]{DE}.indd 6 AUSZEICHNUNG Im Rahmen des R&M Survey, einer jährlich von R&M Consultants und GlobalCustody.net durchgeführten Bewertung von Global Custodians, wurde die Credit Suisse zum sechsten Mal von Portfolio Managern und Kunden als «Best G lobal Custodian» in der Schweiz und Europa ausgezeichnet. Global Custody umfasst Dienstleistungen zur zentralen Bewirtschaftung grosser, weltweit ausgelegter Wertschriftenportefeuilles, einschliesslich eines individuellen Reportings. Global Custody Solutions der Credit Suisse betreut Pensionskassen, Vorsorgeeinrichtungen, Versicherungen, Stiftungen und Institutionen der öffentlichen Hand, sehr vermögende Kunden und Family Offices. Fotografie: Credit Suisse, Charlotte Bärtschi Die Nature Conservation Notes der Credit Suisse wurden von Environmental Finance mit dem Sustainable Forestry Deal of the Year 2014 prämiert, einer der prestigeträchtigsten Auszeichnungen in diesem Bereich. Diese Auszeichnung ist eine Anerkennung der Nachhaltigkeitsverpflichtung der Credit Suisse und ihrer Innovationstradition im Bereich Impact Investment. 12.06.15 15:36 Fotografie: Credit Suisse, Charlotte Bärtschi New and Noted • 7 [email protected] [email protected] Kennen Sie ein Paar, das sich bei der Credit Suisse kennengelernt hat und das wir porträtieren sollten? Schreiben Sie uns an: [email protected] «Als ich sie an meinem ersten Tag bei der Bank sah, war es eigentlich schon um mich geschehen», gesteht Mirco Wirz vom Online Banking Access Team 2. Das war 2007, die Herzdame hiess noch Désirée Bärtschi und ihre gemeinsame Abteilung Manual Accounting befand sich damals in Glattbrugg. Es sollte allerdings noch ganze drei Jahre dauern, bis die beiden Freunde ein Paar wurden. «Ich bin ein Angst- hase», gesteht Mirco augenzwinkernd. Erst ein verspätetes Weihnachtsessen bot die richtige Plattform, um sich näher zu kommen. «Klingt wohl nach Klischee», lacht Désirée. Sie behielten jedoch ihr Geheimnis zunächst einmal für sich. Die wenigen Kollegen, die eingeweiht waren, rieten das Paar von der Liebe am Arbeitsplatz ab. Zu belastend sei das ständige Zusammensein für die Beziehung. Doch die Frischverliebten wollten es wissen: Nur vier Monate in der Folge zogen sie zusammen, nach dem Motto: «Entweder passt es oder nicht». Dies war auch der richtige Moment für ein Liebes-Outing im Büro. «Wir sagten unserem Chef, dass wir am gleichen Tag umziehen werden – da war es klar», so Désirée. Im Jahre 2012 hielt Mirco um Désirées Hand an, zuerst klassisch bei ihren Eltern, dann romantisch am Strand auf der griechischen Insel Agistri. Zwei Jahre später folgte die Hochzeit und nun erwartet das Ehepaar das erste Kind im September. «Auch wenn Mirco jetzt nicht mehr in derselben Abteilung arbeitet wie ich, sehen wir uns oft zum Lunch oder in den Pausen», erklärt Désirée und Mirco ergänzt: «… wie auch zu Hause und in der Freizeit. Aber es ist immer noch wie am ersten Tag!» Jeder hätte eben einen eigenen Freundeskreis, verschiedene Hobbies oder im Fall von Mirco die Weiterbildung zum Kommunikationsfachmann. Ihm gefällt an Désirée, dass sie absolut verlässlich ist und das Management zu Hause übernimmt. Umgekehrt schätzt sie an ihm die positive Einstellung, die sie mitzureissen vermag. Beide schwärmen indes gegenseitig von der bedingungslosen Liebe. (as) Verliebt, verlobt, verheiratet und bald ein Baby: Mirco und Désirée Wirz. LGBT ALLY PROGRAM VERSCHWESTERT, VERBRÜDERT UND VERBÜNDET LGBT Ally Network www.credit-suisse.com/one/ally one_2_15_06-10_New and Noted [pr]{DE}.indd 7 «Yes, I am an ally» – ein Bekenntnis, das den Arbeitsalltag der Lesbian-, Gay-, Bisexual- oder Transgender-Mitarbeitenden (LGBT) verändern kann. Die Allies – die heterosexuellen Verbündeten der LGBT-Mitarbeitenden – sind in Grossbritannien und in den USA mit je zirka 1000 Mitgliedern bereits ein grosser Erfolg. Sie stehen öffentlich und sichtbar für mehr Akzeptanz und Toleranz am Arbeitsplatz ein. Denn noch immer ist es keine Selbstverständlichkeit für Angehörige der LGBT-Gemeinde, ihre sexuelle Orientierung offen zu legen. Laut einer Studie von Out Leadership fürchtet ein Drittel von ihnen, die Arbeits kollegen würden sie nach dem Outing anders behandeln. Rechtzeitig zum Zurich Pride Festival vom 19./20. Juni, an dem die Credit Suisse als Sponsor mit einem Wagen zum dritten Mal in Folge teilnimmt, lanciert Diversity & Inclusion das LGBT Ally Program auch in der Schweiz. Die Registrierung als Ally geht ganz einfach: Per Mausklick via Intranet ist man schon eingeschrieben. Denn «Everybody matters at the work place – Jeder Mitarbeiter zählt!» (as) 12.06.15 15:36 8 • New and Noted LEAN TRANSFORMATION WO GEISTESBLITZE NICHT UNGENUTZT VERPUFFEN Lawrence Beck und Can Lu aus der IT waren unter den Freiwilligen, die den Grundschülern dabei halfen, sich in Form eines riesigen Fisches aufzustellen. HONGKONG OCEAN’S FORTY Wer Massstäbe setzen will, tut gut daran, sich immer und immer wieder zu verbessern. – Leichter gesagt als getan. Weil ihnen ein stabiler Rahmen fehlt, versanden vermeintlich langfristige Verbesserungsinitiativen meist schon nach kurzer Zeit wieder sang- und klanglos ... Nicht so Lean Transformation, eine strukturierte Methode der konstanten Verbesserung, die bei der Basis ansetzt und den Mitarbeitenden die Möglichkeit bietet, eigene Vorschläge einzubringen. Die ursprünglich von Toyota konzipierte Methode wurde bereits 2009 von Global Cross Product Processing (GCPP) eingeführt. Kaizen lautet ihr Zauberwort: Kai = Ver änderung, Zen = zum Besseren. Dank der Kaizen-Kultur der kontinuierlichen Verbesserung hat GCPP in sechs Jahren rund 12 000 von den Mitarbeitenden eingereichte Verbesserungsvorschläge umgesetzt und die Effizienz dadurch deutlich gesteigert. Die besten Ideen des vergangenen Jahres wurden am 19. Mai mit einem Lean Award ausgezeichnet. (us) Kids Ocean Day credit-suisse.com/one/ocean one_2_15_06-10_New and Noted [pr]{DE}.indd 8 Fotografie: Credit Suisse, Stephanie Clement Im April stand Hongkong ganz im Zeichen des Ozeanschutzes. Die Credit Suisse unterstützte zahlreiche Veranstaltungen wie den Ocean Art Walk in Stanley, das Hong Kong Ocean Film Festival sowie den dritten jährlichen Kids Ocean Day. Knapp 40 Freiwillige der Bank halfen über 900 Grundschülern, sich am Repulse Bay Beach in Form eines riesigen Fisches aufzustellen. Die Frage «Wo ist mein Riff?», der Aufruf «Halte dich zurück» (auf Chinesisch) sowie ein Paar Ess stäbchen komplettierten das Bild. Die Botschaft: «Sei dir im Klaren, was du isst, nimm nicht zu viel vom Riff.» Die Aktion sollte das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Riffe und Meere geschützt werden müssen. «Wer hier wohnt, kann direkt erleben, welche Auswirkungen Umweltgefahren auf Ozean und Luft haben können», so Lawrence Beck, Leiter IB and CCT IT Asia Pacific. «Der Anlass gab uns die Möglichkeit, den Kindern zu zeigen, dass es in ihrer Macht steht, den Ozean für künftige Generationen zu schützen.» (Sarah Cheong) Gem e die C insam m i lekt redit Sui t der Or ion f gani sse M s möc hte j ür die K ailand k ation Co in e mier ü d en z dem Kin der von rzlich ei erDojo o u erl d die n M rgan e Pr i t a erne n. (u Möglich rbeitend ogramm isierte keit s) e gebe n. Cod ier er n, da s Pro Dojo gram 12.06.15 15:36 Fotografie: Credit Suisse, Stephanie Clement New and Noted • 9 MARKETINGKAMPAGNE AUF DEM RECHTEN FUSS ERWISCHT Die Credit Suisse und den Schweizerischen Fussball Verband (SFV) verbindet seit 1993 eine erfolgreiche Sponsoring- Partnerschaft. Eine Partnerschaft, die immer dann besonders prominent sichtbar wurde, wenn das Herren-Nationalteam an einer Welt- oder Europameisterschaft teilnahm. Vor kurzem nun hat sich erstmals auch das Schweizer Frauen-Nationalteam für die WM qualifiziert. Die Endrunde der Frauen wird noch bis am 5. Juli in Kanada ausgetragen. «Die Credit Suisse unterstützt natürlich auch das Frauen-Team mit einer Marketing-Kampagne», sagt Hans-Ulrich Meister, CEO Private Banking & Wealth Management. Diese trägt den Titel «Gemeinsam Grosses erreichen», stärkt jedoch nicht nur den Fussballerinnen den Rücken, sondern unterstreicht darüber hinaus die Bedeutung des Themas Vielfalt. Auf die gleiche Weise, wie die Bank die Frauen auf dem Rasen auf dem Weg an die Spitze unterstützt, tut sie dies auch intern. «Bis 2020 wollen wir den Frauenanteil in Führungsposi tionen der Credit Suisse weltweit auf 20 Prozent erhöhen», erklärt Christine Jordi, Leiterin Diversity & Inclusion Switzerland. (us) Sandra Hayoz, Vinciane Richard und Carine Delaloye (von links) wurden für die interne Mit arbeiterinnenkampagne fotografiert. FARESHARE EIN UMS ANDERE MAHL Wer sich hin und wieder im Osten Londons aufhält, könnte ihm begegnen, dem Kleinbus der Wohltätigkeitsorganisation FareShare, die Bedürftige mit Lebensmitteln versorgt, bei denen das Verkaufsdatum abgelaufen ist, die aber perfekt bekömmlich sind. Der Bus – prominent mit dem CreditSuisse-Logo versehen – wird künftig die Tower Hamlets Van Route bedienen, die von der Bank während eines Jahres unterstützt wird und durch einige von Londons sozial am stärksten benachteiligten Viertel führt. Vier freiwillige Helfer der Credit Suisse wollten sich ein eigenes Bild machen und stiegen Anfang April in die Hose, um Esswaren zu verladen, auszuliefern und das Lebensmittellager in Ordnung zu halten. Eine eindrückliche Erfahrung. «Mir war nicht bewusst, dass so viele Esswaren verschwendet werden. Es wäre zu begrüssen, wenn FareShare die Verschwendung weiter einschränken könnte», sagte Daragh Murphy.FareShare ist die aktuelle UK Charity of the Year 2015. Die Mitarbeitenden in UK bestimmen jeweils im Herbst eine Hilfsorganisation, für die sie im kommenden Jahr dann fleissig Spendengelder sammeln. Für Parkinsons trommelten sie 2014 mehr als eine Million Pfund zusammen. Wie hoch der Betrag für Fare Share wohl zu stehen kommt? (us) one_2_15_06-10_New and Noted [pr]{DE}.indd 9 Für einen nahrhaften Zweck im Einsatz: Nikesh Damani, Jameson Moody, Tracy Watkinson und Daragh Murphy (von links). 12.06.15 15:36 10 • New and Noted ONE OF US MITTEN IM GESCHEHEN Wenige andere Mitarbeiter der Credit Suisse haben wohl derart vielfältige Einblicke sowohl ins Banking als auch in die innersten Zirkel der Macht erhalten. Kein Wunder hat David Mulford, Vice-Chairman International und ehemaliger US-Botschafter in Indien, sich entschieden, eine Autobio graphie vorzulegen. «A Life of Action in Global Finance and Diplomacy» lautet durchaus treffend der Untertitel. Von 1975 bis 1983 arbeitete bei White, Weld & Co. mit der Credit Suisse zusammen und half der Saudi Arabian Monetary Acency als Senior Investment Advisor, die riesigen Erlöse zu investieren, die im Ölgeschäft nach den Preiserhöhungen von 1973 und 1979 anfielen. Anschliessend wechselte er in den öffentlichen Dienst und arbeitete als Under Secretary und Assistant Secretary im US Treasury for International Affairs. 1992 stiess er zur Credit Suisse First Boston und wurde 2004 von George W. Bush zum Botschafter in Indien ernannt. «Indien hat eines der Wunder der modernen Welt vollbracht», so Mulford, «denn das Land brachte es nach der Unabhängigkeit von 1947 fertig, demokratische Strukturen zu etablieren. Mit allem was dazugehört: freie Wahlen, ein funktionierendes Parlament, freie Presse und Rechtsstaatlichkeit.» In den ersten vier Jahrzehnten stand der junge Staat unter sowje tischem Einfluss, während sein Erzfeind Pakistan enge Bande zum Westen unterhielt. Mit dem Ende des kalten Krieges setzte jedoch eine Wende ein: die USA und Indien begannen enger zusammenzuarbeiten. Ab 2005 handelten sie etwa ein Abkommen über die zivile Nutzung der Nuklearkraft aus. «Die Verhandlungen dauerten fast vier Jahre», erinnert sich Mulford, der im Zentrum des Geschehens stand. «Indien verpflichtete sich, seine zivilen und militärischen Nuklearanlagen zu trennen, und erhielt dafür Zugang zu ziviler Nukleartechnologie sowie die Erlaubnis – als einziges Land zusätzlich zu den Big Five (USA, Russland, China, Grossbritannien, Frankreich) – Nuklearwaffen zu besitzen.» Auch auf anderen Gebieten wurde die Zusammenarbeit während Mulfords Amtstätigkeit deutlich verbessert, etwa im Bereich der Terrorbekämpfung. 2009 kehrte er schliesslich wieder zurück zur Credit Suisse, wo er seither als Vice-Chairman International für die Beziehungen der Bank zu Regierungen verantwortlich zeichnet. (us) one_2_15_06-10_New and Noted [pr]{DE}.indd 10 ÜBER MICH Name David Mulford Business Area Chairman APAC & ME Funktion Vice-Chairman International Ort London Bei der Credit Suisse seit 1992, Wiedereintritt 2009 Hobbys Geschichte Nationalität Amerikaner Fotografie: Credit Suisse 11 Auszeichnungen wurden für herausragendes gesellschaftliches Engagement von Mitarbeitenden in der Schweiz und in der Region Americas 2014 verliehen. Die fünf Auszeichnungen für die Schweiz wurden im Rahmen der ersten Veranstaltung zur Ehrung dieser besonderen Stars auf der Feier des Corporate Volunteering Award am 14. April in Zürich verliehen. Die Preisträger leisten herausragende Arbeit, unter anderem in den Bereichen Prävention von Jugendverschuldung und Computerkurse für Kinder. In der Region Americas wurden die sechs Preis träger im Rahmen der zehnten jährlichen Giving Back Awards am 5. Mai in New York bekannt gegeben. In den vergangenen zehn Jahren haben Mitarbeitende aus der Region Americas über 470 000 Stunden Freiwilligenarbeit geleistet. Dies entspricht einem Zeitraum von 54 Jahren. Besonders engagierte Freiwillige wurden in Kategorien wie «Most Valuable Volunteer» und «Department of the Year» geehrt. Die Preisträger wurden aus den 9500 Mitarbeitenden ausgewählt, die im vergangenen Jahr in der Schweiz und in der Region Americas Freiwilligenarbeit leisteten. (Lauren Kahn) 12.06.15 15:37 Kolumne • New and Noted • 11 Die wahre Ernährungskrise Text: Martin Walker Illustration: Lyndon Hayes Die Verbesserung der Welternährungslage gehört zu den wichtigsten Errungenschaften der Menschheit in den letzten 50 Jahren. Betrug die weltweite Getreideproduktion 1963 etwa 850 Millionen Tonnen, hat sie seitdem ein beeindruckendes Wachstum auf heute rund 2 ,1 Milliarden Tonnen erfahren. Ohne diesen Erfolg wären viele Menschen verhungert. Die steigende Nahrungsmittelproduktion konnte den Bedarf der sprunghaft wachsenden Weltbevölkerung – von 3,2 Milliarden im Jahr 1963 auf heute 7,2 Milliarden – auffangen. Die zweieinhalbfache Zunahme der Getreideproduktion belegt den Erfolg von Bauern, Lebensmittelund Saatgutforschern, von Bewässerungsexperten, internationalen Agenturen und Regierungen. Im Laufe der Zeit steigerten sie den Getreideertrag von durchschnittlich 1,44 Tonnen pro Hektar (1963) auf heute 3,4 Tonnen. Doch die Kluft zwischen den Staaten ist dramatisch. Produziert ein hochentwickeltes Land wie Belgien nach den Statistiken der Weltbank 9,2 Tonnen Getreide pro Hektar, sind es in Angola und Somalia lediglich 0,8 , in Botswana sogar nur 0,3 Tonnen. Im Durchschnitt liegen die reichsten Länder der Welt bei sieben Tonnen pro Hektar (obwohl Kanada wegen seines Klimas und kürzerer Anbauperioden weniger als 5 Tonnen erntet). Und dieses Produk tivitätswunder hat sich ausgebreitet. Lateinamerika bringt heute mit 3,5 Tonnen pro Hektar mehr als den weltweiten Durchschnitt hervor. Subsahara-Afrika allerdings scheint bei durchschnittlich etwa 1 Tonne pro Hektar zu stagnieren. Viele seiner Länder rutschen weit unter diese Ertragsmarke; Cape Verde lag zuletzt bei 0,2 Tonnen. Manche Länder müssten eigentlich mehr leisten. So erntet etwa Russland im Durchschnitt enttäuschende 2 ,2 Tonnen pro Hektar – halb so viel wie die benachbarte Ukraine und weniger als ein Viertel des belgischen, niederländischen oder dänischen Ertrags. Kasachstan, das einst zu den Brotkörben der alten Sowjetunion gehörte, als Nikita Chrusch tschow in den 50er Jahren seine Agrarpolitik für das sogenannte Neuland startete, ist mit 1,7 Tonnen pro Hektar fast auf das Produktionsniveau Afrikas abgesunken. Da in den nächsten 30 Jahren voraussichtlich weitere zwei Milliarden Menschen hinzukommen, wird eine der grössten Herausforderungen der Welt darin bestehen, die Hektarerträge in Afrika, Russland und Zentralasien zu steigern. Doch die Sache hat einen Haken: Nach Schät zungen des Weltklimarats IPCC gehört die Landwirtschaft in gleichem Mass wie der Verkehr zu den Hauptverursachern von Treibhausgasen und ist für 15 Prozent der weltweiten Emissionen one_2_15_11_Kolumne [pr]{DE}.indd 11 verantwortlich. Rechnet man den Energieverbrauch für Lebensmittelverarbeitung, Ernte und Vertrieb mit ein, verursachen Nahrungsmittel fast 30 Prozent der Emissionen, so das Ergebnis von Studien des Grantham Research Institute der London School of Economics. Es ist ein Negativkreislauf. Je besser wir in der Produktion von Nahrungsmitteln werden, desto stärker beschleunigen wir wahrscheinlich den Klimawandel. Es sei denn, wir gehen in der Landwirtschaft gänzlich neue Wege. Der IPCC rechnet damit, dass die Hektarerträge in Subsahara-Afrika im Zuge des Klimawandels in den nächsten zehn Jahren um 20 bis 50 Prozent sinken werden. Südafrika wird ein Drittel seiner wichtigsten Nutzpflanze Mais verlieren. Während dieser Verlust teilweise durch höhere Erträge in den nördlichen Breiten (in denen mehr CO 2 das Pflanzenwachstum fördert) ausgeglichen werden dürfte, könnte sich ein grosser Teil der weltweiten Ertragssteigerungen ins Gegenteil verkehren. Eine detaillierte Studie des Internationalen Reisforschungsinstituts prognostiziert für Ostasien einen 20 -prozentigen Rückgang der Reisernte mit jedem zusätzlichen Grad Wärme. Sie weist auch darauf hin, dass Reis seine Fruchtbarkeit verliert, wenn er während der Blüte eine Stunde lang Temperaturen von mehr als 35 Grad ausgesetzt ist. Guten Appetit! Martin Walker ist leitender Direktor des Global Business Policy Council, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Woodrow Wilson Center in Washington, D.C., und Autor der viel gelesenen Krimireihe «Bruno». 12.06.15 15:37 BANKER’S BUSINESS Danke, Brady one_2_15_12-13_Take-over-Thiam [pr]{DE}.indd 12 12.06.15 15:38 Führungswechsel • Banker’s Business • 13 Ende Juni übernimmt Tidjane Thiam die Leitung der Credit Suisse, und CEO Brady Dougan wird von Bord gehen. Als Brady Dougan im Mai 2007 von Oswald Grübel das Ruder übernahm, herrschte in der Finanzwelt Ruhe vor dem Sturm. Bereits drei Monate später, erst recht aber ab Herbst 2008 wurde sie gewaltig durchgeschüttelt. Während einige Institute im Zuge der Finanzkrise Insolvenz anmelden mussten und andere durch staatliche Kapitalspritzen gerettet wurden, konnte sich die Credit Suisse dank vorausschauendem Handeln aus eigener Kraft durch den Sturm manövrieren. Auch in den folgenden Jahren gelang es Brady Dougan, die Bank trotz enorm komplexer regulatorischer Rahmenbedingungen und beträchtlicher Gegenwinde auf Kurs zu halten. Die kleine Bildauswahl zeigt, dass er auch in schwierigen Zeiten der Anspannung nicht den Humor verlor. Nun, da die Bank ihre Altlasten bereinigt hat und wieder nach vorne schaut, scheint ihm und dem Verwaltungsrat der Bank richtige Zeitpunkt gekommen, um mit einem neuen CEO an der Spitze wieder verstärkt auf Wachstumskurs zu gehen. «Für seinen grossen, langjährigen Einsatz zugunsten unseres Unternehmens möchte ich Brady herzlich danken», sagt Verwaltungsratspräsident Urs Rohner. «Seinem Nachfolger Tidjane wünsche ich alles Beste in seiner neuen Funktion. Ich bin sicher, dass er die Credit Suisse zusammen mit der Geschäftsleitung und allen Mitarbeitenden zu nachhaltigen Erfolgen führen wird.» (cs) Fotografie: Credit Suisse, Bloomberg/Getty Images, Michael Buholzer/AFP/Getty Images, Keystone/ Steffen Schmidt one_2_15_12-13_Take-over-Thiam [pr]{DE}.indd 13 12.06.15 15:38 14 • Banker’s Business • Private Banking & Wealth Management CFO ÜBER MICH Name Iqbal Khan Business Area Private Banking & Wealth Management CFO Funktion Chief Financial Officer Private Banking & Wealth Management Bei der Credit Suisse seit 2013 Hobbys Familie, Fitness Nationalität Schweizer one_2_15_14-17_Interview-Khan [pr]{DE}.indd 14 12.06.15 16:13 Private Banking & Wealth Management CFO • Banker’s Business • 15 «Wir sind der finanzielle und regulatorische Navigator der Division» Iqbal Khan, seit zwei Jahren Chief Financial Officer der Division Private Banking & Wealth Management, über die vielen Fäden, die bei ihm zusammenlaufen. Interview: Urs Schwarz Fotografie: Jürg Isler URS SCHWARZ: Wie würden Sie die Kern aufgaben der PB&WM CFO Business Area in wenigen Sätzen umreissen? IQBAL KHAN: Wir sind eine Business-CFO-Funktion. Sprich, wir betreiben nicht die Finanzbuchhaltung, sondern das Financial Management für die Division PB&WM, sind also für deren finanzielle Steuerung verantwortlich. Wir sind ein zuverlässiger Partner der Ge schäftseinheiten von PB&WM, stellen der Division Business- und Steuerungsinformationen zur Verfügung, messen ihre Performance und kümmern uns um Fragen der Ressourcen- und Kapitalallokation, der richtigen Preisgestaltung, usw. Unser Ziel ist es, der Division relevante und akkurate Businessinformationen zu liefern, um objektive Geschäftsentscheide sowie eine transparente Messung der Leistung zu ermöglichen. Darüber hinaus sind wir dafür verantwortlich, den divisionsweiten Strategiefahrplan voranzutreiben. Und schliesslich umfasst die Funktion den Bereich regulatorische Transformation und das Business Risikomanagement. Hierbei handelt es sich um die Umsetzung von regulatorischen Vorschriften in den relevanten Ge schäftsprozessen der Division und das Risikomanagement in der ersten Verteidigungslinie. Wir verstehen uns gewissermassen als eine Art finanzieller und regulatorischer Navigator der Division. Ihre Datenbasis und Analysen erlauben es der Division, die Performance zu messen und ihre Mittel faktenbasiert und möglichst effizient einzusetzen. Genau richtig. Wir zielen darauf ab, die zentrale Quelle für Business- und Managementinformationen von PB&WM zu sein. Wir stellen dem Business sowohl one_2_15_14-17_Interview-Khan [pr]{DE}.indd 15 finanzielle wie auch nicht-finanzielle Informationen – zum Beispiel Risikokenngrössen – zur Verfügung. Diese Informationen sind einerseits für die Finanz- und Geschäftssteuerung der Division unverzichtbar, unterstützen aber auch die Front im Tagesgeschäft. Wir zeigen den Fronteinheiten zudem konkrete Optimierungsideen und Opportunitäten auf, sei es auf der Ertragsseite, was den Kapitaleinsatz, oder was Kosten und Effizienz angeht. Einfach nur Rohdaten zu liefern, brächte nichts. Unsere Daten müssen eine Struktur haben und zum Beispiel auf Kunden, Kundensegmente, Teams, Kundenberater, einzelne Produkte, Regionen oder Buchungsplattformen heruntergebrochen sein, damit sie nutzbringend sind. Wir möchten ein vorausschauender Partner sein, der die Business Areas gleichermassen unterstützt und fordert und die Geschäfte mit ihnen gemeinsam vorwärtstreibt. Wir arbeiten also keineswegs in Isolation, sondern immer eng mit den Fronteinheiten zusammen. Ihre Informationen dienen als Entscheidungsgrundlage, müssen also verlässlich sein. Wie stellen Sie die Qualität und Konsistenz der Finanzdaten und Methoden sicher? Unsere diesbezüglichen Ansprüche sind sehr hoch. Alle Finanzinformationen, die wir bereitstellen, sind mit den Daten der Finanzbuchhaltung abgestimmt, welche vom Group CFO Bereich völlig unabhängig erstellt werden. Insgesamt haben wir bezüglich Businessinformationen und Performance-Measurement in den letzten Jahren sehr viel erreicht. Wir sind jedoch bestrebt, unsere Informationen künftig noch einfacher, transparenter und benutzerfreundlicher zur Verfügung zu stellen. Dies ist ein laufender Prozess. 12.06.15 16:13 16 • Banker’s Business • Private Banking & Wealth Management CFO Letztlich müssen alle Informationen einen konkreten Zweck erfüllen. Beispielweise sollen sie der proaktiven Geschäftssteuerung oder Erfolgsmessung dienen. Stellen Sie auch weiterreichende Informatio nen zur Verfügung? Etwa zur Konkurrenz oder zu Märkten, in denen wir noch nicht aktiv sind. Strategisches Benchmarking ist ein wichtiges Thema. Wir verwenden öffentlich verfügbares Zahlen material und erstellen daraus sehr detaillierte Vergleichsinformationen, die auf Finanzdaten, Trends, längeren Zeitreihen, Produktepenetrationen oder unserer Marktposition in einzelnen Regionen beruhen. Im Gegensatz etwa zum eigenen PerformanceMeasurement, das exakt sein muss, geht es beim Benchmarking normalerweise nicht um die Präzision der Einzeldaten. Wichtig ist, dass die Trends richtig abgebildet werden, damit wir sehen, wie wir gegenüber unseren Wettbewerbern stehen. Auch hier ist es wichtig, die Informationen aufs Wesentliche zu reduzieren, so dass Massnahmen ableitbar sind. Welche Schwerpunkte setzen Sie im Strate giebereich? Auf der Strategieseite fokussieren wir unsere zentralen Ressourcen auf grosse, die Business Areas übergreifende Projekte. Ein Beispiel ist die Legal Entity Initiative, bei der wir die Implikationen für unser Geschäft beurteilen und die Implementierung mit vorantreiben. Auch bei der Entwicklung von Credit Suisse Invest brachten wir uns mit Finanzinformationen, durch Modellrechnungen und durch die Ausarbeitung der Pricing-Struktur ein. Die Überführung des ge- one_2_15_14-17_Interview-Khan [pr]{DE}.indd 16 samten Kredikarten-Issuing-Geschäfts von der Credit Suisse an unser Joint Venture Swisscard, die diesen Sommer vollzogen wird, wurde ebenfalls wesentlich durch uns getrieben. Ein anderes gutes Beispiel, bei dem wir den Geschäftseinheiten als proaktiver Partner zur Seite stehen konnten, war sicher der Umgang mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank und der Einführung eines CHF-Negativzinses. Innerhalb von nur 45 Minuten nach Bekanntgabe durch die Nationalbank hatten wir die ganze Organisation mobilisiert und nur kurz darauf eine Task Force gegründet. Durch diese schnelle Reaktion haben wir massgeblich dazu beigetragen, den Einfluss der Negativzinsen unter Kontrolle zu halten. Dank den gemeinsam mit den Business Areas vereinbarten Massnahmen konnten sogar zusätzliche Erträge generiert werden. Zurzeit sind für mein Team Fragen des Kapitalmanagements und der Umgang mit Bilanz und Ressourcen von zentraler Bedeutung. Im letzten Jahr haben wir rund 30 Milliarden Franken an Bilanzwerten optimiert und etwa acht Milliarden Franken risikogewichtete Aktiva reduziert und dadurch neue Mittel für Wachstum freisetzen können. Gleichzeitig konnte die Division in den letzten Jahren ihre Kosten materiell reduzieren und nicht gewinnbringende Bereiche aktiv repositionieren. Die Kernfrage des Strategiefahrplans lautet nun: Wie können wir profitables Wachstum weiter beschleunigen? Die Zuständigkeit für regulatorische Transfor mation erwartet man nicht unbedingt beim CFO. Das ist richtig. Der Business CFO Bereich umfasst Aufgaben, die über das im engeren Sinn Finanzielle hinausgehen. Ursprünglich gehörten dazu nur Financial Management, Businessinformation und die Strategie. Regulatorische Transformation und Risikomanagement kamen etwas später hinzu. Regulatorische Auflagen sind heute derart komplex, dass sie automatisch strategisch relevant sind. Ausserdem unterstützen wir unsere regulatorischen Initiativen mit den notwendigen Businessinformationen. Zu diesem Zweck müssen ihre möglichen Auswirkungen jedoch vorgängig in unseren Businessinformationssystemen hinterlegt werden. Es macht daher Sinn, die Zuständigkeiten für regulatorischen Wandel, Strategie und Businessinformationssysteme unter einem Dach zu vereinen. Welche Aufgaben umfasst der regulatori sche Teil konkret? Die Themenvielfalt ist enorm breit. Die Regularisierung von nicht versteuerten Geldern zum Beispiel ist eine grosse und verantwortungsvolle Aufgabe. Hier haben wir substanzielle Fortschritte gemacht. Die korrekte operationelle Umsetzung von Steuerabzügen und Meldungen an Steuerämter ist weiterhin von zentraler Bedeutung. Ich denke da etwa an die 12.06.15 16:14 Private Banking & Wealth Management CFO • Banker’s Business • 17 PB&WM CFO Initiativen und Fokusbereiche msetzung von Regelwerken wie FATCA, die QuelU lensteuerabkommen mit Grossbritannien und Österreich oder den anstehenden automatischen Informationsaustausch. Regulatorische Änderungen haben signifikante Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir unser Geschäft betreiben, nicht nur was Steueroder Crossborder-Fragen angeht, sondern auch in Bezug auf andere Regulierungsbereiche, etwa wie wir inskünftig mit OTC-Derivaten umgehen oder wie wir Kunden beraten. Mit MiFID II und den Schweizer Pendants FIDLEG, FinfraG und FiniG stehen gewichtige Änderungen an, welche auf die Beratungsqualität wie auch unsere Ertragsstruktur Einfluss nehmen, beispielsweise durch neue Regelungen im Bereich von Retrozessionen. Zu Ihrem Aufgabenportfolio gehört auch die Abwicklung der nicht-strategischen Posi tionen im Rahmen der Non-Strategic Unit (NSU). Wo stehen wir bei der Reduktion der Leverage Exposure und der risikoge wichteten Aktiva? In der NSU stecken einerseits Bereiche, die kapitalintensiv sind, und in denen wir in Zukunft nicht mehr tätig sein wollen, zum anderen wird darüber aber beispielsweise auch der Verkauf des Deutschland- Strategy Refresh Ziel Festlegen der PB&WM -Ziele für 2018, einschl. strategischer Vorstösse, Initiativen sowie Mittel, um das jeweilige Ziel zu erreichen Bisher erreicht Sammlung von Input der CFO -Funktionen, Validierung und Abstimmung der Strategie mit den Unternehmensbereichen Nächste Schritte • Mai bis August 2015: Validierung der Strategie auf Divisionsebene und Konsolidierung •September 2015: Drill-down und Umsetzung Sales Effectiveness Ziel Steigerung der Brutto-Erträge Bisher erreicht Verbesserung der Liefereffizienz, Weiterentwicklung der Rollen und Verantwortlichkeiten entlang der Lieferkette, Harmoni sierung des Budgetprozesses, Verbesserung der Vertriebssteuerung und des Reportings, Definition eines neuen Konzepts für Verkaufsaus bildung und -Coaching, Roll-out von MySTT und MyContribution Nächste Schritte Roll-out und Umsetzung der definierten Konzepte Bisher erreicht Umsetzung der regulatorischen Programme mit engen Fristen Nächste Schritte Fortsetzung des globalen Roll-outs von Initiativen und Gewährleistung eines effizienten und effektiven Kontrollsystems OneMIS (Management Information System) Ziel Bereitstellung der erforderlichen Tools für die Division PB&WM, um den Informationsbedarf aus dem Zielgeschäftsmodell für integrierte MI, regionale Informationen und Informationen zu juristischen Personen zu e rfüllen, während gleichzeitig dem Bedarf des Unternehmens nach operativer Effizienz Rechnung getragen wird Bisher erreicht Einführung und Weiterentwicklung der taktischen Zwischenlösung für divisionales MIS Nächste Schritte Definition des Geschäftsmodells für das PB&WM Finanzziel bis Ende 2015; Testen und Inbetriebnahme des strategischen OneMIS bis Ende 2016 Kostenkontrolle «Die Kernfrage des Strategie fahrplans lautet: Wie können wir profitables Wachstum weiter beschleunigen?» IQBAL KHAN Geschäfts abgewickelt. Seit Gründung der Einheit haben wir die risikogewichteten Aktiva für PB&WM um vier Milliarden Franken und die Leverage Exposure um 18 Milliarden gesenkt. Wir sind gut vorangekommen und fokussieren uns derzeit auf eine beschleunigte Schliessung der offenen NSU- Fälle. Muss man als CFO ein ausgesprochener Zahlenmensch sein? Das wohl nicht, aber es hilft, wenn man zählen kann. Metis Ziel Umsetzung des bankweiten neuen Operational Risk Framework (ORF ) in der Division PB&WM Bisher erreicht Etablierung eines globalen Handlungsrahmens, Entwicklung und Implementierung einer neuen Methode zum OpRisk Appetite und Risk and Control Self Assessment, Durchsetzung der BRM -Organisation und Abstimmung zwischen PB&WM Products und Coverage Nächste Schritte Abschluss der Beurteilung von Top Operational Risks für alle internationalen Stand orte, Verbesserung der Kennzahlen für das PB&WM sowohl in der Schweiz als auch an internationalen Standorten über eine automatisierte Reporting-Plattform und Entwicklung einer angemessenen Schulung zum OpRisk Framework Regulatorische Initiativen Ziel Sicherstellen, dass alle regulatorischen Anforderungen so erfüllt werden, dass das PB&WM über ein vollständig konformes Geschäftsmodell verfügt. Beispiele für regulatorische Initiativen sind: automatischer Informationsaustausch (AEI), FATCA , MiFID II/FIDLEG, Global OTC Derivatives Program (GODP) usw. one_2_15_14-17_Interview-Khan [pr]{DE}.indd 17 Ziel Bereitstellung relevanter, genauer und zeitgerechter Kostendaten für unsere Stakeholder sowie Bereitstellung von Informationen und Beratung zur Entscheidungsfindung. Transparenz bei der Kostenumlage Bisher erreicht Unterstützung der Massnahmen zur Erreichung des Jahresendziels für Kosteneinsparungen der Division PB&WM. Umsetzung des Kostenumlage-Rahmens für die Division. Nächste Schritte Fortführung des aktiven Kosteneinsparungs-Managements, um die Kosteneffizienz der Division weiter zu verbessern Kapital- und Ressourcenallokation Ziel Weiterentwicklung des Kapitalmanagements von einer taktischen auf eine eher strategische Ebene Bisher erreicht Einführung einer soliden Governance für Kapital- und Finanzallokation Nächste Schritte Bereitstellung einer Kapitalallokation für strategische Ziele der Division unter Berück sichtigung simulierter regulatorischer Entwicklungen 12.06.15 16:14 18 • Banker’s Business • Themes in Portfolios Wenn Themen wahr werden Themes in Portfolios fasst die durchschlagendsten Anlage ideen der Credit Suisse in einer leicht verständlichen Übersicht zusammen. Gepaart mit klaren Anlagelösungen werden die Themen den Kunden helfen, die optimale Asset Allocation in ihren Portfolios zu erreichen. Text: Credit Suisse Illustration: Paul Boston Michael Strobaek: «IS&R und GPS bieten unseren Kunden gemeinsam umsetzbare Anlagelösungen an.» Alastair Cairns: «Mit TIPs setzen wir unsere hausinterne Sicht in die Tat um.» Tim Bock: «Die Themen verbinden globale Einschätzungen mit dem lokalen Lead Offering.» Die Attraktivität von Themen für Anleger ist bereits seit einiger Zeit am Wachstum thematischer Anla geprodukte abzulesen. Tatsächlich verzeichnete die Credit Suisse in den letzten zwei Jahren ein wach sendes Interesse ihrer Kundenbasis für Top-Anla geideen: Im Jahr 2014 lag der Umsatz von mit Anla gethemen verbundenen Produkten bei 11,7 Milliarden Franken, was mehr als einer Verdoppelung ent spricht. 2015 hat sie alleine bis im April 10 Milliarden Franken erreicht. Die Integration des thematischen Ansatzes in ein Portfolio-Rahmenkonzept, das auf den Prinzipien strategischer und taktischer Asset Allocation basiert, wurde jedoch lange Zeit für zu komplex gehalten. Angesichts der Tatsache, dass die Attraktivität themenbezogener Investitionen sich mit der Zeit ändern kann – wie die Boomphase und der Einbruch im Zuge der E-Commerce-Blase auf dramatische Art und Weise zeigten –, erfordert das Management von Themen in einem Portfoliokontext ein kontinuierliches Research, das jederzeit um klare Anlagelösungen zu ergänzen ist. «Zu diesem Zweck hat sich Investment Strategy & Research (IS& R) nun mit Global Products and Solutions (GPS) zusammengetan. Gemeinsames Ziel: den Kundenberatern und Kunden umsetzbare Anlagelösungen anbieten zu können. Während IS& R Themen identifiziert, um über alle Anlageklassen hinweg einzelne Investmentopportunitäten hervor zuheben, stimmt GPS sein branchenführendes Pro duktangebot auf diese Themen ab», sagt Michael Strobaek, globaler CIO und Leiter IS& R. One_2_15_18-19_Themes-in-Portfolios [N+S]{DE}.indd 18 Die Beratungsherausforderung Themes in Portfolios (TIP) umfassen die durch schlagendsten Anlageideen der Credit Suisse über alle Anlageklassen hinweg, selbst über diejenigen, die hinter der Marktentwicklung zurückbleiben dürf ten. Ein Beispiel: Das Investment Committee (IC) kann erwarten, dass Schwellenländeraktien als An lageklasse eine Underperformance zeigen. Den noch können sich hier nach wie vor Chancen bieten, beispielsweise durch Konzentration auf einzelne Länder, die von niedrigeren Rohstoffpreisen profitie ren, oder durch Investitionen in Branchen, denen der Aufschwung der Mittelschicht zustatten kommt. Darüber hinaus identifiziert das IC die vielverspre chendsten Ideen unter den TIPs. Diese Ideen – aus jenen Anlageklassen stammend, von denen wir eine überdurchschnittliche Performance erwarten – wer den als «Top-Themen» bezeichnet. Rechnet das IC beispielsweise damit, dass japanische Aktien her vorragend performen werden, und ist es darüber hinaus ganz besonders überzeugt von japanischen Exportunternehmen, so wird dieses TIP zum Top-Thema. Insofern sind TIPs eine natürliche Evo lution der Top-Anlageideen der Bank – und werden diese ersetzen. Die Vorteile der Diversifikation über Anlageklas sen und Regionen hinweg sind bestens ausge wiesen; Diversifikation ist heute das führende Anlageparadigma. Auf Basis individueller Risikoprä ferenzen und langfristiger Anlageziele kann Vermö gen optimal alloziert und verwaltet werden, um 12.06.15 16:51 Themes in Portfolios • Banker’s Business • 19 bessere risikobereinigte Renditen zu erzielen. Gera de im Beratungsgeschäft weichen die Portfolios von Anlegern jedoch häufig von dem ab, was als optimal zu erachten wäre. Überallokation in Heimmärkte ist ein nicht selten anzutreffendes Merkmal von Bera tungsportfolios: Eine Studie zeigte, dass US-Anleger im Jahr 2003 annähernd 95 Prozent ihrer Anleihen portfolios in US-Anleihen und 86 Prozent ihrer Akti enportfolios in US-Aktien investierten. Der Anteil der USA an den weltweit emittierten Anleihen und Aktien lag jedoch nur bei 42 beziehungsweise 45 Prozent. In ähnlicher Weise legten Anleger aus der Eurozone 84 Prozent ihrer Aktienportfolios in Eurozonen-Aktien an, während diese Region nur für lediglich 15 Prozent der Aktienkapitalisierung verantwortlich war. Allokationen, die den Zielen von Anlegern ab träglich sind, stellen ein weitverbreitetes Problem dar, und es ist der Anspruch von TIPs, hierfür prak tikable Lösungen anzubieten. Der Hauptvorteil von TIPs liegt darin, dass sie vollständig in das A ssetAllocation-Rahmenkonzept der Credit Suisse ein gebettet sind. Die spezifischen Advisory-ModelPortfolio-Lösungen der Bank (Modellportfolios im Rahmen von Beratungsmandaten) leiten die Kunden an, die Themen und Anlagestrategie der Bank zu berücksichtigen, deren Philosophie für den Portfo lioaufbau sowie einen sorgfältigen Prozess für die Auswahl der Anlagen zu beherzigen. Identifizierung der vielversprechendsten Ideen: die sogenannten Top-Themen. One_2_15_18-19_Themes-in-Portfolios [N+S]{DE}.indd 19 Wie Anleger profitieren TIPs setzen die Investmentexpertise von IS&R in Taten um. Sie verbessern Kundenportfolios und bieten einen ganzheitlichen Ansatz in Bezug auf den Portfolioaufbau; strategische Asset Allocation, tak tische Asset Allocation, Themen und fachkundig Produktauswahl werden kombiniert, um das RisikoRendite-Profil der Kunden zu optimieren. «Themes in Portfolios ist das neueste Beispiel dafür, wie wir unsere hausinterne Sicht in Bezug auf eine ganze Reihe von Best-in-Class-Produkten und -Lösungen in die Tat umsetzen», sagt Alastair Cairns, Co-Leiter GPS. Sein Counterpart Tim Bock fügt hinzu: «Dieses neue Konzept verbindet die globalen Einschätzungen von IS&R perfekt mit der lokal massgeschneiderten Produktauswahl aus unserem Lead Offering: The men werden global abgeglichen, die Umsetzung kann sich jedoch je nach Region unterscheiden.» Die aktualisierte, auf TIP abgestimmte Produktliste sowie gebrauchsfertige Marketingunterlagen werden den Kundenberatern über die Product-Buffet-Plattform zugänglich gemacht. 12.06.15 16:51 20 • Banker’s Business • Financial Messaging Platform 5 700 000 000 000 Dollar täglich Die Entwicklung der neuen Financial Messaging Platform (FMP) wurde von der Konkurrenz kritisch beäugt. Doch nur zu Beginn. Nun möchten viele gerne aufspringen. Text: Anna von Senger Illustration: Paul Boston Wer immer mit der Credit Suisse als Mitarbeitender oder als Kunde in Kontakt steht, hat unweigerlich (und meist wohl unwissentlich) mit der Financial Messaging Platform (FMP) zu tun. Die FMP ist für die Bank quasi das Tor zur Welt und damit von zentraler Bedeutung für eine Vielzahl von entscheidenden Geschäftstransaktionen, die 24 Stunden an sieben Tagen laufen müssen. Zu den wichtigsten gehören Zahlungsverkehr, Wertschriften- und Foreign-Exchange-Abwicklungen (FX) – um nur drei von möglichen 168 Anwendungen aufzuzählen. Täglich werden über die FMP bis zu fünf Millionen Nachrichten bankintern und -extern hin und her geschickt und zirka 5,7 Billionen Dollar (5 700 000 000 000) umgesetzt. Operiert wird von Zürich aus, verwendet wird die Plattform jedoch von zirka 3000 Usern in allen grossen Credit-Suisse-Einheiten weltweit. Die Plattform sei das «Rückgrat der Bank», so Kurt Tschudin, Leiter Global Financial Messaging IT Services. Ihre Entstehung sei eine regelrechte Tour de Force gewesen. «Es war, als ob man ein Flugzeug während des Fluges auseinanderschrauben und zusammensetzen würde», erklärt der Co-Leiter Global Payment Services, Business Provider Lead FMP Ralph Halter. «Wir mussten die höchste Stabilität garantieren und gleichzeitig grundlegende Veränderungen durchführen. Fehler zu machen war keine Option, da die K onsequenzen eines längeren Ausfalls dramatisch gewesen wären.» Die FMP ist kurz gesagt eine Drehscheibe für sämtliche globale Finanz- und Statusmeldungen der Credit Suisse. Dazu zählen nebst den oben genannten Hauptaufgaben auch Settlement (die physische Übereignung von One_2_15_20-22_Financial-Messaging-Platform [pr]{DE}.indd 20 Wertpapieren), Clearing (Übermittlung der für das Settlement nötigen Angaben), Custody Services (Wertpapierdepotgeschäft oder Effektenverwaltung), Reporting oder Validation (Überprüfung von fehlerhaften Eingaben). Altes System an Kapazitätgrenze Begonnen hat diese mehrjährige Reise in neun Phasen mit etwa 300 Teammitgliedern aus den Bereichen Operations, Operations IT, Technology Services und SWIFT bereits 2011. Ausschlaggebend war das in die Jahre gekommene Vorgängersystem MINT, das bei dem sehr schnell wachsenden Volumen von Finanztransaktionen inner- und ausserhalb der Credit Suisse an seine Kapazitätsgrenzen stiess und wichtige Funktionalitäten wie zum Beispiel eine sichere und effiziente Autorisierung, ein benutzerfreundliches Interface und übersichtliche Suchfunktionen vermissen liess. Zudem wurde die Software vom damaligen Hersteller nicht mehr unterstützt. Ein neues Produkt musste also her. Der externe Netzwerk-Provider SWIFT (Society of Worldwide Interbank Financial Telecommunication) bot ein Standardprodukt an, welches das Fundament der neuen Messaging-Infrastruktur bildete. Doch das FMPTeam wollte ein noch umfangreicheres Produkt, das unter anderem ermöglicht, dass das Ergebnis horizontal skalierbar – also ausbaufähig – ist. In Zusammenarbeit mit SWIFT wurde das ambitionierte Vorhaben in die Realität umgesetzt. Halter: «Wir von der Credit Suisse steckten unsere Ziele sehr hoch. Zusammen mit der SWIFT konnten wir dank dem Zusammenführen von Wissen und Vision ein 12.06.15 15:39 Financial Messaging Platform • Banker’s Business • 21 State-of-the-Art-Produkt kreieren, das ein Viel faches von Datenmengen in kürzerer Zeit transportieren kann, sicherer und deutlich benutzerfreund licher ist.» Kompatibel mit dem globalen Standard Die FMP ist mit dem neuen SWIFT- MessagingStandard ISO20022 kompatibel – eine Grundvoraussetzung. Im europäischen elektronischen Zahlungsverkehr sind bereits seit Langem grundlegende Veränderungen im Gange: Das Projekt SEPA (Single Euro Payment Area), das eine Vereinheitlichung des Zahlungsverkehrs im EU- Raum bis Ende 2016 anstrebt, umfasst 34 Länder im EU- Raum sowie die Schweiz und Liechtenstein. Die Schweiz nahm SEPA zum Anlass, auch ihre Zahlungsverkehrs infrastruktur zu modernisieren (SIC4) und mit der EU zu harmonisieren. Mit dem Global Payments Program (GPP) entwickelt die Credit Suisse auch in diesem Bereich eine moderne, globale Zahlungsverkehrsplattform, welche den Kunden differenzierten One_2_15_20-22_Financial-Messaging-Platform [pr]{DE}.indd 21 Service anbietet und sie die Vorteile der Financial Messaging Platform ausnutzen lässt. Nicht zuletzt spielten die veränderten regulatorischen und rechtlichen Anforderungen wie zum Beispiel die international verschärften Gesetze gegen die Geldwäscherei eine grosse Rolle: Was früher durch eine zerstückelte Applikationslandschaft mühsam bearbeitet werden musste, spielt sich bei der neuen FMP automatisch und einheitlich ab. Die Bank kann dadurch erheblich schneller reagieren. Sollen etwa Gelder in ein sanktioniertes Land fliessen oder taucht ein Name aus der schwarzen Liste auf, wird die Zahlung automatisch gestoppt. In Zweifelsfällen werden die Compliance Officer benachrichtigt, um weitere Abklärungen treffen zu können. Aus Skepsis wurde Interesse Die von der Credit Suisse entwickelte FMP hat enormes Interesse im Markt ausgelöst. Anfänglich herrschte bei den Mitbewerbern Skepsis hinsichtlich der Komplexität und des Projektumfangs; nun sind 12.06.15 15:39 22 • Banker’s Business • Financial Messaging Platform manche von ihnen jedoch dermassen von den Ergebnissen beeindruckt, dass sie nach Wiederverwendbarkeit angefragt haben. Die Credit Suisse hat mit der FMP den Grundstein für ein neues strategisches Modell gelegt. Der Aufbau des Systems orientiert sich am sogenannten «Google Approach» – ein Synonym für die oben erwähnte «horizontale Skalierbarkeit»: Eine Software als Basis, die derart ausgeklügelt ist, dass man bei einer eventuellen Vergrösserung nur zusätzliche Hardware aufstocken müsste. Der «Kern» des Produkts jedoch bleibt gleich. Wenig überraschend, dass das Interesse an der FMP auch ausserhalb der Bank sehr gross ist. One_2_15_20-22_Financial-Messaging-Platform [pr]{DE}.indd 22 Eine Plattform mit grosser Systemrelevanz Gilt eine Bank als systemrelevant, so hat deren Ausfall auf den gesamten Finanzmarkt eine verheerende Wirkung. Die FMP hat das Financial Messaging der Credit Suisse sicherer gemacht und ist solch ein wichtiger Bestandteil im globalen Finanzmarkt, dass sowohl die US- Notenbank (FED) als auch die Monetary Authority of Singapore (MAS) die FMP als Dienstleistung von «systemrelevanten Auswirkungen» einstufen und – wie bei allen Messagingsystemen von systemrelevanten Banken – jährliche Tests fordern. Ihre Bedeutung wird bei den Regulatoren so hoch veranschlagt, dass jedes möglicherweise auftauchende Problem umgehend der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA), der britischen Prudential Regulation Authority (PRA) und der MAS gemeldet werden muss. Denn falls die FMP ausfällt, steht der gesamte Schweizer Zahlungsverkehr still. Doch Kurt Tschudin beruhigt: «Die Ausfallsicherheit unserer Plattform ist vergleichbar mit der von den sehr stabilen, traditionellen Mainframelösungen, allerdings zu einem substanziell kleineren Preis. Das ist ein Quantensprung im Vergleich zum alten System.» Mitte 2014 wurde das Projekt nach vier intensiven Jahren und Investitionen in Höhe von rund 45 Millionen Franken abgeschlossen. Tschudin stellt fest: «Eine globale und reibungslose Migration mit 200 Anwendungen – das ist eindrücklich.» Ein Integrationsteam koordinierte die Migration aus Belgien, Zürich, New York, Raleigh und London. Für jede Migration mussten alle Interessengruppen aufeinander abgestimmt werden. Ralph Halter dazu: «Dies konnte nur mit viel Respekt füreinander funktionieren und weil sehr viele Mitarbeiter unzählige Überstunden leisteten. Es war eine ausserordentlich gute und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den Geschäftseinheiten und der IT.» Die Plattform sei das «Rückgrat der Bank», so Kurt Tschudin, Leiter Global Financial Messaging IT Services. Ralph Halter, Co-Leiter Global Payment Services, Business Provider Lead FMP: «Fehler zu machen war keine Option.» 12.06.15 15:39 Real Returns • Banker’s Business • 23 Get Back to Where You Once Belonged In den letzten Jahren haben zahlreiche hoch qualifizierte Frauen ihre Karriere zurückgestellt, um sich ihrer Familie zu widmen. Die Credit Suisse hat das ungenutzte Potenzial dieses Talentpools erkannt und die erfolgreiche Initiative Real Returns aufgelegt, um diesen Frauen die Rückkehr ins Berufsleben zu erleichtern. Text: Anna Brugnoli Die Erwartungen von Michelle Sturtridge wurden übertroffen. Real Returns öffnete ihr eine Tür zurück in den Beruf: AnneCharlotte Perot. Stacy Cooper konnte durch das Programm die Arbeit in einer multinationalen Bank kennenlernen. Real Returns nutzt die bestehenden internen Karriereentwicklungsprogramme der Bank, die Talente binden möchten, indem ihnen Unterstützung und Flexibilität geboten werden. Das Programm öffnet Frauen, die die Branche freiwillig verlassen haben, eine Tür zurück in den Beruf. Real Returns richtet sich an leistungsstarke ehemalige Mitarbeitende der Credit Suisse sowie an talentierte Fachkräfte aus anderen Unternehmen. Im Rahmen ihrer weltweiten Diversity-RecruitingStrategie führte die Credit Suisse die Initiative Real Returns Anfang 2014 in New York und London ein. Aufgrund des grossen Erfolgs wurde Real Returns im März 2015 auch in der Schweiz eingeführt, und in den USA und in Grossbritannien wird das Programm in diesem Jahr wiederholt. Stacy Cooper, die das Programm in New York durchlief und jetzt im Americas Regional Management arbeitet, berichtet: «Real Returns bot für mich eine hervorragende Möglichkeit, die Arbeit in einer grossen multinationalen Bank kennenzulernen. Ich durchlief das Programm bei General Counsel, doch ich wollte meine Komfortzone verlassen und konnte meine kurze Erfahrung bei der Bank nutzen, um eine Vollzeitposi tion im Regional Management Americas zu erhalten.» Michelle Sturtridge, eine der britischen Teilnehme rinnen des letzten Jahres, der eine unbefristete Position bei der Bank angeboten wurde, sagt: «Die letzten zwölf Monate haben meine Erwartungen übertroffen. Das Programm und die Teilnehmerinnen haben mir weiterhin Unterstützung geboten. Dies zeigt eine positive Einstellung gegenüber denjenigen, die eine One_2_15_23_RealReturns [N+S]{DE}.indd 23 berufliche Auszeit genommen haben, und ich hoffe, dass viele andere Unternehmen diesem Beispiel folgen werden.» «Das Programm bot mir nach einer zehnjährigen Familienpause die Gelegenheit zum Wiedereinstieg in den Beruf», sagt Teilnehmerin Anne-Charlotte Perot, die im Bereich Investment Strategy and Research in Zürich arbeitet. «Neben den zusätzlichen Schulungen und den Networkingmöglichkeiten erhalte ich grossartige Unterstützung von den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, und das treibt mich an, noch besser zu werden und etwas zurückzugeben.» «Meine Kollegen und ich aus dem Real Returns Steering Committee haben das Programm auf die spezifische Situation in der Schweiz abgestimmt und damit den Grundstein für eine sehr gute Auswahl von Bewerbern gelegt», sagt Anja Hochberg, Anne-Charlotte Perots Vorgesetzte. «Als Vorgesetzte einer Teilnehmerin kann ich nun meinen Worten Taten folgen lassen. Ich bin beeindruckt, wie gerne und bereitwillig Anne-Charlotte dazulernt und sich neuen Herausforderungen stellt.» «Im Bereich Investment Strategy beträgt der Anteil der Frauen etwa 30%, was verglichen mit anderen Private-Banking-Bereichen viel ist», fügt Nannette HechlerFayd’herbe, die Leiterin des Bereichs, hinzu. «Wir haben in unseren Teams eine gute Mischung von Mitarbeitenden, und diese Vielfalt macht uns so erfolgreich. Ich bin überzeugt, dass wir mit Real Returns nicht nur mit gutem Beispiel vorangehen, sondern auch weiterhin aktiv zur Gewinnung von Talenten beitragen.» 12.06.15 15:40 24 • Banker’s Business • Direct Equity Partners Kleine Pause von den geschäftlichen Diskussionen bei einer Partie Pingpong: Nicole Arnaboldi. One_2_15_24-27_Direct-equity [pr]{DE}.indd 24 12.06.15 15:40 Direct Equity Partners • Banker’s Business • 25 Dank Service zum Erfolg Direct Equity Partners bietet sehr vermögenden Kunden die Möglichkeit, in exklusive Private-Equity-, VentureCapital- und Immobilienanlagen zu investieren. One Bank trägt Früchte. Text: Urs Schwarz Fotografie: Steffen Thalemann «Unsere sehr vermögenden oder UHNW- Kunden betonen immer wieder, dass sie mehr Investitionsangebote erhalten möchten, insbesondere im Bereich des ausserbörslichen Eigenkapitals (Private Equity)», sagt Nicole Arnaboldi, Leiterin von Direct Equity Partners (DEP). Mit DEP, im vergangenen Jahr ins Leben gerufen, kommt Private Banking & Wealth Management diesem Bedürfnis auf innovative Weise entgegen. Das neue Programm macht «Wir hoffen, dass die Mit arbeitenden uns auf sich abzeichnende Co-InvestmentMöglichkeiten hinweisen.» NICOLE ARNABOLDI UHNW- Kunden den oft hauseigenen Deal Flow der ganzen Bank zugänglich und bietet ihnen die Möglichkeit, rund um den Globus in Private Equity, Venture Capital und Real Estate zu investieren. «Ausgewählte Immobilienangebote», präzisiert Arnaboldi. «Denn unsere angestrebte Mindestrendite liegt bei 15 Prozent.» Die Bank bietet schon lange PrivateEquity-Produkte an, in der Vergangenheit handelte es sich jedoch hauptsächlich um langfristige Blind Pool Funds. Die regulatorischen Einschnitte der vergangenen Jahre boten der Credit Suisse jedoch eine Gelegenheit, ihr Angebot neu auszurichten und den Kunden Zugang zu Private-Equity-Investments über die innovative Struktur von DEP zu ermöglichen. A Whole New Ball Game In der Vergangenheit unterhielt die Credit Suisse auf ihrer Plattform Real-Estate-Fonds, Venture-Capital- One_2_15_24-27_Direct-equity [pr]{DE}.indd 25 Fonds sowie mehrere Private-Equity-Fonds. Doch dann kam die Volcker Rule, die den Banken nur noch Private-Equity-Investitionen in Höhe von maximal drei Prozent ihres Eigenkapitals erlaubte. Und es kam Basel III, das von den Banken eine deutlich höhere Eigenkapitaldecke forderte. Da Private Equity seit jeher ein kapitalintensives Geschäft ist, zählte die Credit Suisse eins und eins zusammen und beschloss, ihr Private-Equity-Geschäft zu versilbern und mit dem Erlös ihre Kapitalbasis zu stärken. «Die eben erwähnten Fonds hatten sich alle paar Jahre an institutionelle Anleger gewandt, um Geld aufzunehmen», erklärt Arnaboldi. «Als wir sie verkauft hatten, sagten wir uns: ‹Okay, eigentlich gibt es keinen Grund, einen fixen Rhythmus einzuhalten und hauptsächlich auf Institutionen zu fokussieren. Wir können dieses Geschäft auch auf Basis von Einzeltransaktionen für unsere UHNW- Kunden betreiben.› Mit DEP verfolgen wir nun genau dieses Ziel.» An der Seite der Kunden Bei Private-Equity-Deals haben üblicherweise grosse Institutionen die Nase vorn, Privatpersonen m üssen oft hintenanstehen. «Um unsere UHNW- Kunden partizipieren zu lassen, setzten wir DEP daher so auf, dass die Einheit wie ein institutioneller Käufer am Markt auftreten kann», sagt Arnaboldi. «Im Grunde ist DEP ein durch uns professionell gemanagter Anlegerclub, dessen Mitglieder – derzeit rund 60 UHNWFamilien aus aller Welt – von uns immer wieder attraktive Anlagevorschläge erhalten. Die Mitglieder können von Fall zu Fall entscheiden, ob sie sich beteiligen möchten oder nicht. Es besteht überhaupt keine Verpflichtung.» Diese Art zu investieren ist für die Kunden höchst attraktiv, denn sie bietet ihnen eine bessere Kontrolle, als wenn sie einfach Blind Pool Funds mit langen Laufzeiten kaufen würden. Sie können sich zudem darauf verlassen, dass Anlageprofis von DEP die Due-Diligence-Prüfung durchgeführt haben und das Investment überwachen. 12.06.15 15:40 26 • Banker’s Business • Direct Equity Partners Nur ein Häuserblock trennt Nicole Arna boldi und Gary Katz vom Hauptsitz von Taboola. Ein weiterer, entscheidender Vorteil für die Kunden: Die Credit Suisse agiert bei jeder Transaktion als Co-Investor. «An sich müssten wir das nicht tun, doch für den Kunden ist es natürlich beruhigend zu sehen, dass unsere Interessen sich mit den ihren decken. Die Credit Suisse übernimmt jeweils die gesetzlich erlaubten drei Prozent der Transaktion, die DEP-Teammitglieder zeichnen weitere fünf Prozent», so Arnaboldi. Für die Firmen selbst ist DEP ein interessanter Anleger, da der Club aktiv gemanagt wird und dadurch schnell am Markt agieren kann. Die Credit Suisse handelt im Auftrag der ganzen Gruppe die Bedingungen aus und agiert als Schnittstelle zwischen der Firma und den Kunden. Sie bündelt das Fundraising und die Beziehung zu den Anteilseignern für die Firma. Viele Firmen finden Familien als Aktionäre attraktiv. Augen und Ohren offen halten Um an neue Deals und somit attraktive Investitionsmöglichkeiten für sehr vermögende Kunden zu kommen, möchte das Team von DEP vermehrt das Netzwerk der Credit Suisse aktivieren und setzt auf die Zusammenarbeit im Rahmen der integrierten Bank. «Wir hoffen natürlich, dass alle Mitarbeitenden Augen und Ohren offen halten und uns auf sich One_2_15_24-27_Direct-equity [pr]{DE}.indd 26 abzeichnende Co-Investment-Möglichkeiten hinweisen», so Arnaboldi. Wie schon früher wird die Private-Equity-Deal pipeline primär durch die Bank gespeist. Nicht selten nehmen Transaktionen ihren Anfang im Investment Banking: Eine Firma hat bereits einen guten Draht zum IB, braucht eines Tages Kapital, um weiter zu wachsen oder ausscheidende Aktionäre zu ersetzen. Der zuständige Investment Banker holt daraufhin das Private-Equity-Team an Bord. Mit DEP ist das nicht anders: Drei der fünf bisher abgewickelten Deals nahmen ihren Anfang im IB. Ein gutes Beispiel dafür, wie das One-Bank-Zusammenspiel den Private-Banking-Kunden der Bank hervorragende und einzigartige Opportunitäten bietet. Riesiges Interesse Einer der aktuellsten Deals betrifft Taboola, eine in New York ansässige israelisch-amerikanische Firma, die im Bereich Content Discovery tätig ist. Jeden Monat bedient Taboola rund 550 Millionen Besucher von USA Today, Business Insider, Chicago Tribune, The Weather Channel, The Daily Mail und anderen Verlagswebsites mit über 200 Milliarden Empfehlungen für weiterführende Inhalte. Verleger, Marketingfirmen und Agenturen nutzen die Dienste der Firma, um Benutzer auf ihren Websites zu 12.06.15 15:40 Direct Equity Partners • Banker’s Business • 27 behalten, mit dem Onlineverkehr Geld zu verdienen und durch die Verbreitung ihrer Inhalte vielversprechende Publikumskreise hinzuzugewinnen. Taboola unterhielt seit einiger Zeit Geschäftsbeziehungen zum Investment Banking der Credit Suisse. Als die Firma sich für eine Kapitalerhöhung entschied, erteilte sie dem IB das Mandat, um als Platzierungsagent eine Private-Equity-Finanzierungsrunde über 100 Millionen Dollar zu leiten. Gary Katz von der IB Technology Media & Telecom Group und Tom Chung vom IB Private Placement Team leiteten die Transaktion und kontaktierten mögliche institutionelle und strategische Investoren. Ganz im Sinne von One Bank kamen sie gleich zu Beginn auch auf DEP bergen demgegenüber ein deutlich höheres Risiko und kommen für das DEP-Team nicht in Frage. «Die Credit Suisse hat ihren Auftrag erfüllt, wir sind in jeder Hinsicht zufrieden.» Mit privater Finanzierung zufrieden Allein im ersten Viertel dieses Jahres wurden in den USA rund zehn Milliarden Dollar an Private Equity investiert – etwa siebenmal mehr als die eineinhalb Milliarden, die mit Börsengängen gelöst werden konnten. Viele Firmen fürchten, dass der Gang an die Börse Ablenkung und Belastungen mit sich bringt, dass er sie vom Wachstumskurs abbringt und dass das Offenlegen der Zahlen ihnen schaden könnte. Früher strebten sie alle an die Börse, heute dagegen ist so viel privates Kapital vorhanden, dass viele sich lieber privat finanzieren. Genau wie Taboola. Die Firma hat nun eine volle Kasse und kann sich voll auf ihr weiteres Wachstum konzentrieren. Nicht nur, aber auch dank des Zusammenspiels der Divisionen der Credit Suisse. ADAM SINGOLDA, GRÜNDER UND CEO VON TABOOLA zu. «Wir zeigten uns grundsätzlich interessiert, durchleuchteten die Firma und hielten engen Kontakt zum IB. Als die Kollegen mit Fidelity schliesslich einen Lead Investor gefunden hatten, kam Schwung in die Sache. Nun musste es schnell gehen», erklärt Arnaboldi. «Unser Investmentkomitee hatte bereits grünes Licht gegeben, also informierten wir Solution Partners, die involvierten Relationship Managers sowie die an DEP beteiligten UHNW- Kunden und unterbreiteten diesen Letzteren dann das Angebot, über DEP in Taboola zu investieren.» Die Kunden haben normalerweise mindestens eine Woche Zeit, um ihr Interesse an einer Opportunität zu bekunden. In diesem Fall war das Interesse riesig. Von den angefragten Kunden sagten rund 15 zu, darunter auch Familien, die zuvor signalisiert hatten, dass der Technologiesektor für sie kaum je in Frage komme. Insgesamt kamen 117 Millionen Dollar zusammen. Taboola war sehr zufrieden, dass die Bank eine starke Anlegergruppe aufbieten konnte, um die Aktionärsbasis zu erweitern. «Die Credit Suisse hat ihren Auftrag erfüllt, wir sind in jeder Hinsicht zufrieden», sagt Adam Singolda, Gründer und CEO von Taboola. Bei Venture Capital liegt der Fokus von DEP klar auf gereifteren Firmen. Auch Taboola gehört in diese Gruppe, denn die Firma wächst extrem schnell und kommt, im Gegensatz zu den meisten Private- Equity-Deals, ohne Hebelwirkung durch Fremdkapital aus. Investitionen in Firmen im Anfangsstadium One_2_15_24-27_Direct-equity [pr]{DE}.indd 27 Am Ball bleiben Die Namen der Clubmitglieder werden zu keinem Zeitpunkt preisgegeben. «Zeigt sich, dass ein Mitglied die Dienstleistung der Firma, in die es investiert, auch selbst brauchen könnte, stellen wir aber selbstverständlich einen Kontakt her», so Arnaboldi. «Einer unserer Investoren beim Taboola-Deal kommt zum Beispiel aus der Lebensmittelbranche. Er könnte durchaus an den Content-Discovery-Möglichkeiten von Taboola interessiert sein, zum Beispiel um auf der Website von Foodmagazinen eigene Werbeinhalte zu schalten.» Adam Singolda, Gründer und CEO von Taboola, Gary Katz, Nicole Arnaboldi und David Aber, CFO von Taboola (von links). 12.06.15 15:40 28 • Banker’s Business • Immobilien Auf Backsteine bauen Der Verkauf von illiquiden Anlagen wie Immobilien kann zeitaufwändig und langwierig sein. Indirekte Immobilienanlagen mildern diese negativen Effekte, ein gewisses Illiquiditäts risiko bleibt aber bestehen. Anleger mit langfristigem Horizont können damit jedoch möglicherweise eine höhere Rendite erzielen als mit liquideren Investments. Text: Philippe Kaufmann Illustration: Paul Boston Der neue Global Inves tor widmet sich den illiquiden Anlagen; also jenen Investments, die in Sachwerten wie bei spielsweise Immobilien, Infrastruktur, Land oder Kunstgegenständen gebunden sind und sich daher nicht kurz fristig veräussern lassen. Global Investor credit-suisse.com/ globalinvestor Wenn es um illiquide Anlagen geht, sind Immobilien als wichtigste Vertreter vorne dabei. In Industrielän dern leisten sie den höchsten Beitrag zum Vermögen der Privathaushalte und bilden einen enormen Reichtum. Es überrascht daher nicht, dass Auf sichtsbehörden und Zentralbanken den Immobilien märkten besondere Aufmerksamkeit schenken. Wohnimmobilien sind mit fast 30 Prozent des Netto gesamtvermögens in den Portfolios der sehr vermö genden Personen (Ultra-High Net Worth Individuals oder UHNWIs) vertreten. Die Gründe der Illiquidität Die Illiquidität von Immobilien ergibt sich aus einer Kombination diverser Eigenschaften. Immobilien sind ihrer Natur nach mit einem unverwechselbaren Standort verknüpft. Diese charakteristische Lage sowie eine spezifische Objektqualität machen jede Liegenschaft einzigartig. Jedes Gebäude erfordert One_2_15_28-29_Real-Estate [pr]{DE}.indd 28 folglich eine objektbezogene Analyse, und auf Mikro ebene können sich die Preise wegen Faktoren wie Lärmpegel oder Aussicht stark unterscheiden. All dies schlägt sich in der Objektbewertung nieder: Es gibt keinen richtigen oder objektiven Preis. Der Richt preis hängt vom verwendeten Bewertungsmodell und den anlegerspezifischen Präferenzen ab. Die Preis findung wird noch erschwert, wenn nur beschränkte Daten zu ähnlichen Transaktionen verfügbar sind und ein Objekt seltene Eigenschaften aufweist. Die Ver handlungen sind deshalb oft langwierig und akzen tuieren die Illiquidität zusätzlich. Die Festlegung eines fairen Preises ist angesichts des hohen Transaktions umfangs aber besonders wichtig. Diverse weitere, meist kostenseitige Eigenschaf ten von Immobilien tragen zur Illiquidität bei. Die Konzeption und bis zu einem bestimmten Grad auch der Standort eines Gebäudes geben etwa seine Eig nung für gewisse Aktivitäten vor. Der Umbau eines 12.06.15 15:41 Immobilien • Banker’s Business • 29 Immobilienallokation in UHNWI -Anlageportfolios 30 25 20 15 10 5 Grosskaufhauses in viele kleine Einzelhandelsge schäfte ist zum Beispiel relativ kostspielig und muss die Regulierungsvorschriften berücksichtigen. Die Umnutzung eines Objekts, wie etwa von Wohnun gen in Läden oder umgekehrt, kann sich aus recht licher Sicht als schwierig oder sogar unmöglich er weisen. Anleger müssen das bedenken und sollten darum eine klare Strategie haben, wenn sie in Im mobilien investieren. Zu den weiteren Auslagen ge hören rechtliche Aufwendungen und Steuern in der Transaktionsphase. Ein weiterer Faktor für die Illiqui dität von Immobilien ist schliesslich die Marktlage: Der Markt kann schnell austrocknen, wenn die Nachfrage übertrieben oder – und das ist viel schwerwiegender – nicht ausreichend ist. Schwierige Entscheidungen für Investoren Investoren müssen sich vor allem fragen, ob es sich lohnt, diese Nachteile aus Risiko-Ertrags-Perspekti ve in Kauf zu nehmen. Die Antwort ist vom Zeithori zont abhängig. Die hohen illiquiditätsbedingten Trans aktionskosten sind Fixkosten, weshalb es sinnvoll ist, sich während längerer Zeit zu engagieren. Das macht Pensionskassen und andere institutionelle sowie pri vate Investoren mit langfristiger Ausrichtung zu typi schen Immobilienanlegern. Diese Investoren müssen zudem akzeptieren, dass ihre Immobilienpositionen möglicherweise nicht immer hundertprozentig liquid sind. Wohlhabende Anleger können solche Be schränkungen einfacher verkraften, daher weisen UHNWIs höhere Immobilienallokationen auf (siehe Grafik). Für sie ist es sinnvoll, Illiquidität in Kauf zu nehmen und sich dafür entschädigen zu lassen. Negative Konsequenzen sind vermeidbar Die Anlagelösungen für das geschilderte Illiquidi tätsproblem können sich von Land zu Land stark unterscheiden, beruhen aber allgemein auf dersel ben einfachen Idee: Immobilien werden gepoolt, verbrieft und dann als Beteiligungen vertrieben. In einem nächsten Schritt gilt es, einen Markt für diese One_2_15_28-29_Real-Estate [pr]{DE}.indd 29 ika ina te La N or da m m er st O er ah N er ika en pa ro Eu al ob Gl a rik Af ss la GU nd/ S Ru As ien las ra st Au ien 0 % Wertschriften zu schaffen. Das muss nicht notwen digerweise eine Aktienbörse sein, solange die An teilscheine einigermassen kontinuierlich gehandelt werden können und die Immobilien daher tatsächlich liquider sind. Die rechtlichen Strukturen solcher Transaktionen können sich abhängig von der Anzahl der Besitzer und Objekte stark unterscheiden. Für sie alle ist jedoch Vertrauen unabdingbar. Dies setzt einen gewissen Grad an Transparenz voraus, bei spielsweise bei der Bewertung. Wohnimmobilien (Haupt- und Zweitwohnsitz) haben einen Anteil von rund 30 Prozent am NettoGesamtvermögen von UHNWIs, Liegenschaften spielen aber auch anlageseitig eine wichtige Rolle. Immobilien zeichnen für durchschnittlich 24 Prozent der Anlage portfolios von UHNWIs verantwortlich. In über 40 Prozent aller Fälle ist dieser Anteil in den letzten Jahren sogar noch gestiegen. Quelle: Knight Frank, Wealth Report 2014 Grenzen der Liquidität Allerdings bietet auch das Pooling von Immobilien keine Garantie für eine hundertprozentige Liquidität. Oftmals resultiert lediglich eine «Pseudoliquidität», die nur funktioniert, wenn die Märkte zulegen. Ge ben die Märkte dagegen nach, übersteigt die Zahl der potenziellen Verkäufer die der potenziellen Käu fer. Davor sind auch komplexe Finanzinstrumente mit Immobilienbezug nicht gefeit wie etwa mit Hypo theken für Wohn- oder Geschäftsobjekte besicher te Wertschriften. Das wurde den Anlegern während der Finanzkrise schmerzhaft bewusst und das Ver trauen liess sich kurzfristig nicht wiederherstellen. Schliesslich hängt das Risiko eines Übergangs von einem liquiden zu einem illiquiden Umfeld vom ge setzlichen Rahmen ab. Tipps für Anleger 1 Langfristigen Anlagehorizont annehmen: Transaktionskosten lassen sich damit am besten absorbieren. 2 Auf Verschuldung achten: Genügend Eigenkapital kann Not verkäufe vermeiden. Preis- und Liquiditätszyklen können lang sein. 3 Produkt genau analysieren: Die Gesetze können sich für ver schiedene Typen von Immobilienfonds sowie von Land zu Land stark unterscheiden. Gewisse Typen sind Liquiditätsproblemen stärker ausgesetzt. 4 Sich Zeit nehmen: Kauf- und Verkaufsentscheidungen nicht vorschnell treffen. Das könnte sehr kostspielig werden. 5 Portfolio mit Immobilien ergänzen: Sich nicht von Illiquidität abschrecken lassen. Immobilien sind ein guter Portfolio-Diversifikator. 12.06.15 15:41 30 • Banker’s Business • Nonprofit Board Training Wo guter Rat nicht teuer ist Das Nonprofit Board Training Program der Credit Suisse unterstützt hochrangige Mitarbeitende – und wichtige Kunden – bei ihrer Verwaltungsratstätigkeit in Non-Profit-Organisationen. Warum dies eine echte Win-win-Situation für alle Beteiligten ist. Text: Lalita Advani, Julia Chu Illustration: Eva Rust 2009 schloss die Credit Suisse Americas Founda- tion eine strategische Überprüfung ihrer Programme ab. Eine wichtige Erkenntnis: Die Stiftung war erfolgreich, was die Freiwilligenarbeit von Nachwuchskräften betrifft, bei den Mitarbeitenden mit höherer Seniorität und mit Kundenkontakt besteht jedoch noch Spielraum für eine stärkere Beteiligung. Gleichzeitig wurde uns ein anderes, damit zusammenhängendes Problem bewusst: Non-Profit-Organisationen (NPO) benötigen dringend hochqualifiziertes, hochrangiges Humankapital. Ein Blick auf unsere Mitbewerber zeigte, dass einige Unter nehmen zwar über Programme verfügen, um Mit arbeitende in Verwaltungsräten von NPOs zu platzieren, nur sehr wenige bieten jedoch fundierte Schulungen zur Verwaltungsratstätigkeit. Um diese Wissenslücke bei unseren Mitarbeitenden zu schliessen, haben wir das Nonprofit Board Training Program ins Leben gerufen. Mitwirkung der Mitarbeitenden Bisher wurden 900 Mitarbeitende in sieben nordund südamerikanischen Städten geschult und über 115 Platzierungen auf Verwaltungsratsebene durchgeführt. Dabei konnten wir einige wichtige Erkenntnisse gewinnen – etwa, dass es der Leidenschaft für eine Sache zuzuschreiben ist, wenn jemand seine Zeit freiwillig für eine gute Sache zur Verfügung stellt. Wir haben beobachtet, dass die Mitarbeitenden durch die Tätigkeit in einem Verwaltungsrat neue Fähigkeiten entwickeln, die ihnen auch für aktuelle oder zukünftige Aufgaben bei der Credit Suisse zustatten kommen. Ein Beispiel: Michele D. Cubic ist dem Verwaltungsrat von SCO Family of Services beigetreten. «Durch meine Arbeit im Verwaltungsrat one_2_15_30-31_Nonprofit board training [N+S]{DE}.indd 30 und Strategieausschuss bekam ich einen kritischeren Blick dafür, wie eine Unternehmensstrategie ausgearbeitet wird», erklärt Cubic. «Dies hat dazu beigetragen, dass ich zur Leiterin von Americas Investor Relations befördert wurde.» Der Beitritt zu einer NPO ermöglicht es Mitarbeitenden zudem, ihr gemeinnütziges Engagement stärker in ihre Kundenarbeit zu integrieren. Doug Healy beispielsweise nimmt Einsitz im Verwaltungsrat der Eagle Academy Foundation (EAF): «Ich konnte dadurch meine Beziehungen zu einigen meiner wichtigsten Kunden – die meisten von ihnen sind leidenschaftliche Philanthropen – intensivieren.» «Meine Arbeit im VR hat dazu beigetragen, dass ich zur Leiterin von Americas Investor Relations befördert wurde.» MICHELE D. CUBIC Wir haben auch gesehen, dass Mitarbeitende ihre fachlichen Fähigkeiten einsetzen, um die langfristige Strategie ihrer NPO zu steuern. «Bei Eagle setze ich dieselben Fähigkeiten ein wie bei meiner täglichen Arbeit. Gemeinsam mit der Eagle-Belegschaft konnte ich mehr Struktur in die Budgetierungs- und Reportingprozesse bringen», so Healy. Umgekehrt berichten NPOs über den wichtigen Beitrag, den Mitarbeitende der Credit Suisse als Verwaltungsräte leisten. Kimberly George, Executive 12.06.15 15:42 Nonprofit Board Training • Banker’s Business • 31 Director bei «Rebuilding Together NYC», nennt als Beispiel den den Verwaltungsratspräsidenten Stephen Dundon: «Unter seiner Führung hat sich unsere Organisation von 2012 bis 2013 bemerkenswert entwickelt: Innerhalb von nur zwei Jahren konnten wir von einem Mitarbeiter auf acht aufstocken, das Budget wuchs von 360 000 auf 2,5 Millionen US-Dollar an und statt knapp 20 betreuen wir heute jährlich mehr als 100 Wiederaufbauprojekte.» Auch Kunden zeigen Interesse Im Gespräch mit Peter Skoglund, Vice Chairman von Private Banking North America und Mitglied des Stiftungsvorstands der Credit Suisse Americas Foundation, stellten wir fest, dass auch die Relationship Manager (RMs) und ihre Kunden Interesse am Thema hatten. Inspiriert durch den Grosserfolg mit den Mitarbeitenden wurde das Programm 2012 darum auf Privatkunden ausgedehnt. Indem wir Kunden auf die Tätigkeit in einem Verwaltungsrat hin schulen, helfen wir ihnen, ihr gesellschaftliches Engagement zielführender zu gestalten und die finanzielle Nachhaltigkeit der von ihnen unterstützten Organisationen zu verbessern. Gleichzeitig tragen solche Coachings dazu bei, one_2_15_30-31_Nonprofit board training [N+S]{DE}.indd 31 unsere Beziehung zu aktuellen und potenziellen Kunden zu intensivieren. Die Board-Training-Workshops ermöglichen es unseren RMs zudem, sich als Berater zu profilieren, die sich für den Erfolg von NPOs einsetzen. Unsere führende Rolle im Bereich effektiver Verwaltungsratstätigkeit in NPOs stärkt die Marke Credit Suisse und festigt unseren Ruf als prinzipienstarker Partner – sowohl im geschäftlichen als auch gesellschaftlichen Sinn. Zusammenfassend lässt sich feststellen: Indem wir unsere Freiwilligenprogramme auf die Fähigkeiten der Mitarbeitenden abstimmen, befähigen und motivieren wir diese, einen langfristigen, signifikanten Beitrag als Verwaltungsräte von NPOs zu leisten. Durch die Ausweitung des Trainings auf Kunden, können wir unsere Interessen besser mit den ihren in Einklang bringen. Davon profitiert am Ende auch unser Unternehmen. 12.06.15 15:42 32 • Banker’s Business • Love Ride Kernschmelze Text: Urs Schwarz Fotografie: Luca Zanetti Kein Zweifel: Der Love Ride knackt jede noch so harte Schale. Robuste Jungs auf schweren Motorrädern, meist mit obligatem Voll- oder zumindest Schnauzbart, werden plötzlich butterweich und machen ihren Sozius frei für muskelkranke oder behinderte Kinder. Man trifft sich auf dem Militärflugplatz Dübendorf zum Bikerfest, poliert sein Gefährt, bis es mit den eigenen Augen um die Wette glänzt, lauscht andächtig den röhrenden Motoren und dreht am späten Vormittag eine gemütliche Runde durch den Kanton Zürich. So bereits zum 23. Mal geschehen am 3. Mai. Die dräuenden Wolken versprachen nicht viel, hielten aber zuverlässig, was sie versprachen, und deckten den Anlass mit einem nervigen Nieselregen ein. Nur rund 2500 Besucher und 1500 Bikes hatten den Weg nach Dübendorf gefunden (Vorjahr: 10 000/6000), entsprechend wenig hatten die Volunteers aus den Reihen der Credit Suisse zu tun, die als Verkehrsregler und Einweiser im Einsatz standen. Die Freude am Anlass lies sen sie sich durch Petrus dann aber doch nicht verderben. Um so weniger, als sie wussten, dass sie einen Beitrag zu einem guten Zweck leisteten. Trotz Wetterpech dürfte ein sechsstelliger Erlös zusammengekommen sein. One_2_15_32-35_Reportage [pr]{DE}.indd 32 12.06.15 15:42 Love Ride • Banker’s Business • 33 One_2_15_32-35_Reportage [pr]{DE}.indd 33 12.06.15 15:42 34 • Banker’s Business • Love Ride 6 1 Bitte hier lang. Susanne Morgenegg im Einsatz. 2 Die Volunteers der Credit Suisse. 3 Vorfreude auf die Ausfahrt. 4 Die Credit Suisse zeigt als Sponsor Flagge. 5 Trikes sind ideal ge eignet, um den Ausritt zu einem Vergnügen werden zu lassen. 6 In Festlaune: Man eachte die Champag b nerflasche – die aber erst nach der Fahrt ge köpft wurde. 7 Seit bereits 23 Jahren tragen viele Helfer zum Erfolg bei. 1 2 3 4 8 Aufgrund des Regens hatte Peter Bartosch nur wenige Motorräder ein zuweisen. 9 Auch einige Motorrad liebende Kunden der Credit Suisse waren im Regen mit von der Partie. 5 One_2_15_32-35_Reportage [pr]{DE}.indd 34 12.06.15 15:43 Love Ride • Banker’s Business • 35 6 7 8 9 One_2_15_32-35_Reportage [pr]{DE}.indd 35 12.06.15 15:44 SERVICE Generation Y coacht Babyboomer Der Ältere mentort den Jüngeren und lässt ihn an seinem Erfahrungsschatz teilhaben. Normalerweise. Muss aber nicht sein. Mit Reverse Mentoring dreht die Credit Suisse den Spiess um. Text: Mariska Beirne Illustration: Luci Gutiérrez In einer Ecke einer Zürcher Bar sitzen sich zwei Männer gegenüber, ein junger und ein älterer, und unterhalten sich angeregt. Leise, aber hörbar tönt die Musik aus den Boxen: Nach Neil Young und Bob Dylan läuft nun Cat Stevens’ «Father and Son». Anders als im Song gibt aber hier nicht der Ältere, er heisst Daniel Niggli und ist 53 Jahre alt, dem Jüngeren, René Schrackmann, 28-jährig, Tipps mit auf den Weg, sondern umgekehrt. Beide nehmen sie nämlich am Reverse-Mentoring-Projekt teil. «Normalerweise ist es ja so, dass sich jemand mit einer gewissen Seniorität einer jüngeren Person annimmt. Hier ist es nun umgekehrt», erklärt Schrackmann von Sales Support Zürich City. Die Themenwahl ist dabei Sache des Älteren. «In unserem Fall handelt es sich um das typische Thema, bei dem die Generation Y den Babyboomern meist voraus ist: Social Media. Aber auch Zeitmanagement und Multitasking stehen auf der Liste. Da ich keine eigenen Kinder habe, wollte ich jemanden dieser Generation näher kennenlernen», erzählt Niggli, International Real Estate CH. Konkret wünschte er sich einen Überblick über die verschiedenen Social-Media-Plattformen und gesteht: «Ich war erleichtert festzustellen, dass auch die Jungen nicht gleich alles als wichtig taxieren und überall mitmachen.» Schrackmann pflichtet ihm bei: «Selektiv vorgehen, das ist der Trick.» Eine der Hausaufgaben für Niggli während One_2_15_36-37_Reverse-Mentoring [pr]{DE}.indd 36 des Mentoringprojekts bestand darin, je einen LinkedIn- und einen Xing-Account einzurichten. Er würde sonst nicht mehr mit ihm essen gehen, witzelte Schrackmann. Ebenso wurde gemeinsam beschlossen, Nigglis Smartphone durch ein neueres Modell zu ersetzen, um beispielsweise das praktische WhatsApp nutzen zu können. Über Generationenbrücken zu mehr Innovation «IT-Themen stehen, zumindest am Anfang, bei den meisten Mentoringpaaren im Vordergrund», bestätigt Paula Langer, die für das Reverse-MentoringProgramm zuständig ist. Auslöser für das von Diversity and Inclusion entwickelte und vielbeachtete Programm war ein Referat im Jahr 2010 von Heike Bruch, Professorin der Uni St. Gallen. Sie zeigte auf, dass die Innovationskraft von generationendurchmischten Teams in Firmen mit gutem DemografieManagement massiv höher ist als dort, wo der Brückenschlag zwischen den Generationen nicht stattfindet. Langer dazu: «Gerade für sehr grosse Unternehmen ist es eine Herausforderung, innovativ zu bleiben. Wenn wir mit diesem Programm unsere Innovationskraft steigern können, leisten wir einen sehr schönen Beitrag für Mitarbeiter wie Kunden.» Das Programm startete 2013 als Pilotprojekt mit 23 Paaren, zählte beim zweiten Mal im Jahr 2014 12.06.15 15:43 Reverse Mentoring • Service • 37 schon 32 Paare und geht nun im Juni in die dritte Runde. Es dauert jeweils ein halbes Jahr und beinhaltet einige Fixpunkte wie ein Kick-off-Meeting zu Beginn, gefolgt von zwei Workshops und einem gemeinsamen Abschlussevent. Mentoring in beide Richtungen «Den Workshop am Anfang mit vielen Diskussionen und Interaktionen fand ich sehr anregend», erzählt Schrackmann. «Es ging darum, die Reibungsflächen zwischen den Generationen näher zu betrachten, indem wir Stereotypen provozierten: der Twen, der alle zwei Monate den Job wechselt, oder der Senior, der das Internet noch nie gesehen hat. Generell haftet aber den meisten Vorurteilen ein Körnchen Wahrheit an.» Das Paar Niggli/Schrackmann hielt sich in seinen Gesprächen schon sehr bald nicht mehr an den Leitfaden, den es zu Beginn erhalten hatte – auch wenn er sehr gut sei, wie beide betonen. Doch in ihrem Fall flossen die Gespräche auch so. Das Matching habe bei ihnen ausserordentlich gut funktioniert. «Auch wenn ich eigentlich der Mentor bin», so Schrackmann, «läuft das Mentoring nicht selten in beide Richtungen. Daniel ist seit 35 Jahren bei der Credit Suisse. Für mich ist es enorm spannend, eine solche Karriere vor mir ausgebreitet zu sehen, mir dabei zu überlegen, wie sie mit meiner eigenen Zukunftsplanung übereinstimmt, und auch seine Meinung dazu zu hören.» One_2_15_36-37_Reverse-Mentoring [pr]{DE}.indd 37 Verbunden über das Projekt hinaus Als gegenseitiges Geben und Nehmen erlebt es auch Niggli und streicht den Networkingaspekt hervor: «Ich habe zwar in all den Jahren ein respektables Netzwerk aufgebaut, doch es ist mit mir auch älter geworden. Ich würde es sehr begrüssen, wenn es mehr Gelegenheiten gäbe, das eigene Netzwerk zu verjüngen.» Niggli wie Schrackmann sind entschlossen, ihre Generationenpartnerschaft über das offizielle Programm hinaus weiterzuführen. Das wichtigste Ziel des Reverse Mentorings, Brücken zu schlagen zwischen den Generationen, wurde hier offensichtlich mehr als erreicht. Ob auch die Innovationskraft der Bank gesteigert wurde, ist etwas schwieriger zu messen, doch Paula Langer stellt zufrieden fest: «Die Feedbacks sind durchwegs positiv. Das kann fast nicht ohne Wirkung bleiben.» Facebook, WhatsApp & Co.: Die Jungen weihen die Älteren in das Netz der Social Media ein. 12.06.15 15:43 38 • Service PC TIPP FERNBEZIEHUNG Sind Sie ein Laptop-Besitzer, der oft von zu Hause oder von einem anderen Ort aus arbeiten muss und berechtigt ist, sich kabellos durch Fernzugriff in das CS- Netzwerk zu verbinden? Dann haben oder werden Sie ein Update der Software iDC erhalten. iDC hat einen entscheidenden Vorteil: Neu müssen Sie sich nicht mehr manuell mit der PulseApplikation verbinden. iDC startet von selbst und verbindet sich automatisch mit dem Firmennetzwerk. Sie gelangen somit noch schneller und ohne zusätzlichen Aufwand in das CS- Netzwerk. iDC bringt keine technischen Neurungen mit sich, ausschliesslich das Look & Feel erscheint in einem neuen Design. Dank vier Symbolfarben haben Sie Ihre Verbindungen immer im Blick. Bei Fragen hilft Ihnen der iDC User Guide weiter. Geben Sie im Intranet das Stichwort «AskIT» ein, klicken Sie auf den obersten Link und wählen Sie links «Mobiles Arbeiten» an. (Michaela Selg) Es steht keine Netzwerkverbindung zur Verfügung. Verbinden Sie Ihren Laptop mit einem Netzwerkkabel oder einem «Hotspot». Es wird eine zusätzliche Authen tifizierung mit dem «Hotspot Anbieter» benötigt. Der InternetCheck war erfolgreich und die Verbindung zum Firmennetzwerk kann aufgebaut werden. Der Laptop ist mit dem Firmennetzwerk verbunden. LEXIKON WÄHRUNGSKRIEG Als Währungskrieg wird eine Situation bezeichnet, in der Staaten ihre Währungen gezielt abwerten, um preislich wettbewerbsfähiger zu werden und Vorteile im Export zu erlangen. In der wissenschaftlichen Literatur spricht man, weniger reisserisch, von «kompetitiver Abwertung». Da in einem Währungskrieg alle Teilnehmer dasselbe Ziel verfolgen, verpuffen die Massnahmen zur Abwertung letztlich wirkungslos. Die dazu eingesetzte aggressive Geldpolitik kann vielmehr die Preisstabilität bedrohen und im Extremfall, wie beispielsweise im Währungskrieg der 1930er-Jahre, gar zum Vertrauensverlust in die Währung und schliesslich zu Hyperinflation führen. Angesichts der sehr expansiven Geldpolitik in vielen Ländern sprechen auch heute viele Beobachter von einem Währungskrieg. Dies ist jedoch übertrieben, denn mit wenigen Ausnahmen streben die Zentralbanken heute kein Wechselkurs-, sondern ein Inflationsziel an: Die vielerorts extrem lockere Geldpolitik ist eine gezielte Reaktion auf zu tiefe Inflation oder gar Deflationsgefahren. Zwar ist eine Abschwächung der Währung dabei ein erwünschter Nebeneffekt, da über höhere Importpreise die Inflation steigt; sie ist aber nicht Hauptzweck der Geldpolitik. Im Unterschied zu einem ausgewachsenen Währungskrieg ist deshalb zu erwarten, dass die Zentralbanken die Liquidität wieder abschöpfen und Währungsaufwertungen zulassen, sobald sich die Inflation wieder dem jeweiligen Zielwert annähert. (Damian Künzi) one_2_15_38_PC-Tipp_Lexikon [pr]{DE}.indd 38 Herausgeber Credit Suisse AG, Postfach 2, 8070 Zürich, [email protected] Redaktion Urs Schwarz (us) (Leitung), Claudia Hager (ch) (stv. Leitung) Redaktionssekretariat und Adressänderungen [email protected] Konzept und Gestaltung www.process-group.com Übersetzungen Credit Suisse Sprachendienst, Michael Windgassen Litho und Druck Neidhart + Schön AG, Zürich Erscheinungsweise Viermal jährlich in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache Gesamtauflage 24 230 Exemplare Verteiler Private Banking & Wealth Management Division und ganze Region Schweiz Nachbestellungen [email protected] Copyright © 2015, Credit Suisse AG Titelseite John Hendy (gross), Brady Dougan Intranet csintra.net/one/de/index.html Die Bezeichnung «Credit Suisse» ist – sofern nicht anders angegeben – der globale Markenname für die von den Tochtergesellschaften und ver bundenen Unternehmen der Credit Suisse Group AG weltweit erbrachten Dienstleistungen im Investment Banking sowie Private Banking & Wealth Management. Die Credit Suisse Group AG hat ihren Sitz in Zürich. Jede Gesellschaft der Credit Suisse Group AG unterliegt eigenen aufsichtsrechtlichen Anforderungen, und bestimmte Produkte und Dienstleistungen sind möglicherweise nicht in allen Ländern oder für alle Kunden ver fügbar. Produkte oder Dienstleistungen werden nur dort angeboten, wo dies nach geltendem Recht zulässig ist. Das vorliegende Dokument wurde von der Credit Suisse Group AG und/oder ihren ver bundenen Unternehmen (nachfolgend «Credit Suisse») erstellt. Die darin geäusserten Mei nungen sind diejenigen der Credit Suisse zum Zeit punkt des Redaktionsschlusses. Aufgrund einer veränderten Sach- oder Informationslage können sie jedoch ändern. Das Dokument richtet sich an die Mitarbeitenden der Credit Suisse. Es stellt weder ein Angebot noch eine Empfehlung oder Aufforderung seitens oder im Auftrag der Credit Suisse zum Erwerb oder Verkauf von Anlage instrumenten oder zur Vornahme sonstiger Trans aktionen dar. Anleger sollten sich bewusst sein, dass Kurse sowohl steigen als auch fallen können. Aus diesem Grunde ist eine positive Performance in der Vergangenheit keine Garantie für eine positive Performance in der Zukunft. Bei Fremdwährungen besteht zusätzlich das Risiko, dass die Fremdwährung gegenüber der Referenzwährung des Anlegers an Wert verliert. Die Credit Suisse lehnt jede Haftung im Zusammenhang mit den hier enthaltenen Informationen ab. Das vorliegende Dokument darf ohne die schriftliche Genehmigung der Credit Suisse weder auszugsweise noch vollständig vervielfältigt werden. Teilnahmebedingungen Mitarbeiterwettbewerbe Teilnahmeberechtigt sind sämtliche Angestellten von allen zur Credit Suisse Group gehörenden Gesellschaften. Ausgenommen sind die am Projekt beteiligten Angestellten. Die Teilnahme erfolgt ausschliesslich via E-Mail. Pro Person ist nur eine Teilnahme zulässig. Die Gewinner werden aus denjenigen Teilnehmern, die die Frage richtig beantwortet haben, per Los ermittelt und per E-Mail benachrichtigt. Ansonsten wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Eine Barauszahlung der Preise ist nicht möglich. Auf den Mitarbeiterwettbewerb ist schweizerisches Recht anwendbar. Mit der Registrierung anerkennt der Teilnehmer diese Teilnahmebedingungen. Copyright © 2015 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten. Papier: LuxoArt samt 12.06.15 15:44 Wettbewerb • Service • 39 LINKS Stillleben und Interieurs machen einen guten Teil von Matisses Werk aus. Fotografie: Nature morte au buffet vert, 1928, Öl auf Leinwand. © Succession H. Matisse / 2015, Pro Litteris, Zürich / Photo © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Distr. RMN- Grand Palais / image Centre Pompidou, MNAM-CCI. Grand intérieur rouge, 1948, Öl auf Leinwand, © Succession H. Matisse / 2015, Pro Litteris, Zürich / Photo © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Distr. RMN- Grand Palais / Bertrand Prévost. RECHTS Die schrille Buntheit der FauvesJahre findet im Spätwerk nicht selten ihren Nachhall. Anstoss Matisse «Obwohl mir das, was Sie machen, überhaupt nicht gefällt, und ich dazu neige, Ihnen zu sagen, dass Sie ein schlechter Maler sind, schätze ich, Sie sind wohl doch ein Maler.» Der das sagte, war Auguste Renoir. Und der sich die Leviten lesen lassen musste, heisst … Henri Matisse. Nach einem derart säuerlich beleidigenden Lob mag ihn getröstet haben, dass das Gros der Kunstwelt wohlwollend mit ihm umsprang. Gemeinsam mit seinem dioskurischen Bruder Pablo Picasso gilt Matisse heute vielen gar als wichtigster Vertreter der klassischen Moderne. Eine Ausstellung in der Fondation Pierre Gianadda in Martigny, die Gemälde des Meisters in Relation zu Werken von Zeitgenossen und Freunden setzt, lässt erahnen, warum. Chronologisch aufbauende Abteilungen erlauben es dem Besucher, der Entwicklung des Malers zu folgen: von den Anfängen im Atelier von Gustave Moreau über den fulminanten, verschiedentlich als anstössig empfundenen Aufbruch mit den Fauves, die Jahre in Nizza, die kubistische Phase, eine von Marokko inspirierte Faszination für den exotischen Reiz der Odalisken bis hin zu den Interieurs, Stillleben und Porträts der reiferen Jahre. Nicht zu vergessen die auf das Wesentliche reduzierten «gouaches découpées», Scherenschnitte im Grunde, durch die sich Matisse als eine Art Vorläufer der Popart erweist. Vom (Neo-)Impressionismus bis zur Postmoderne: Wenige Maler weisen eine derart grosse Spannweite auf. Matisse blieb zeitlebens neugierig, suchte nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten und diente nachfolgenden Generationen als Anstoss und Inspirationsquelle. Lediglich die nicht gegenständliche Kunst, die sich abstrakt nannte, obschon ihr das Objekt, von dem zu abstrahieren wäre, fehlte, war ihm ein Gräuel. «Schreiben Sie es nur genauso, wie ich es Ihnen sage: Matisse ist gegen die abstrakte Kunst. Picasso denkt genau wie ich: Alle, die ein Werk geschaffen haben, denken wie ich.» – Was abstrakte Expressionisten wie Rothko, Motherwell oder Francis allerdings nicht hinderte, sich auf ihn zu berufen. (us) One_2_15_39_Wettbewerb [pr]{DE}.indd 39 DIE CREDIT SUISSE IST PARTNER DER FONDATION PIERRE GIANADDA UND UUNTERSTÜTZT DIESE NOCH BIS AM 22. NOVEMBER LAUFENDE AUSSTELLUNG. «ONE» VERLOST FÜNF KATALOGE. UNSERE FRAGE: Welches berühmte Matisse-Gemälde von 1905 erregte bei manchen Kritikern anlässlich des Salon d’Automne regelrechte Zerstörungsgelüste? Die Antwort schreiben Sie in die Betreffzeile Ihrer E-Mail bis spätestens 31. Juli an: [email protected] Fondation Pierre Gianadda gianadda.ch Wikipedia: Matisse de.wikipedia.org/wiki/ Henri_Matisse 12.06.15 16:01 Gütiger Himmel ARTS AND LEISURE one_2_15_40-42_Vertikale [N+S]{DE}.indd 40 12.06.15 16:02 one_2_15_40-42_Vertikale [N+S]{DE}.indd 41 Man versetze sich mal ins Grossbritannien der 1960er Jahre, als das Leben noch ohne Computer, Spielkonsolen, Mobiltelefone, Kabelfernsehen und Internet vonstatten ging. Fahrräder hatten im besten Fall fünf Gänge und der Sommerurlaub bestand aus einer Woche Zelten in Wales, einerleit ob bei Regen oder bei Sonnenschein. Bei manchen Lesern dürfte diese Vorstellung nostalgische Gefühle auslösen – bei anderen allerdings eher Albträume. Wovon konnte man als Kind damals träumen? Kurz und knapp: vom Fliegen. Es war das goldene Zeitalter der Überschall-Kampfflugzeuge: der F-4 Phantom, des Starfighter und der English Electric Lightning. Ohrenbetäubende Flugshows waren an der Tagesordnung. Die Zuschauer fixierten den Horizont in Erwartung eines weiteren halsbrecherischen Vorbeiflugs. Dann, ganz plötzlich, wurde der Himmel durch einen Höllenlärm auseinandergerissen, die Luft war gesättigt vom Geruch des Nachbrenners, der in orangefarbenem Stakkato eine Rauchfahne an den weiten blauen Himmel zeichnete. – Für John Hendy, Contractor bei der Credit Suisse, waren die Würfel damit gefallen, seit seiner Kindheit ist er von der Fliegerei gründlich angefressen. Er erzählt: «Mein ganzes Taschengeld ging für Bausätze von Airfix-Bausätze, Polystyrolkleber und Emaillack drauf. Als ich älter wurde, interessierte ich mich mehr für ferngesteuerte Flugzeuge. Ich war angefixt.» Text: Amanda K. Citron Fotografie: Gabriel Rinaldi John Hendy lässt gerne ferngesteuerte Helikopter fliegen. Doch damit nicht genug: Der Mann ist auch regelrecht flugzeugverrückt. ÜBER MICH Name John Hendy Business Area Prime IT Services Funktion Solutions Architect Standort New York Bei der Credit Suisse seit 2010 Hobbys Laufen, Hör bücher, Fliegen, Rotorflugzeug-Modelle, Holzarbeiten, Einrad fahren, Gärtnern, Schwimmen, Tischtennis, Motorräder Nationalität Amerikaner/ Brite Vertikale • Arts and Leisure • 41 12.06.15 16:02 one_2_15_40-42_Vertikale [N+S]{DE}.indd 42 auf einer kleinen Landeplatzattrappe – dies alles verlangt eine stete, feine Kontrolle der Fernbedienung, jedes Windstösschen muss kompensiert werden. Ich messe mich oft mit meinen Söhnen. Wir bauen draussen einen Hinderniskurs, der das Umfliegen grosser, hoher Elemente umfasst und damit endet, dass man auf einem vorbestimmten Zielpunkt landen muss. Computerspiele sind nichts dagegen. Der kleine Quadrokopter, den ich normalerweise fliege, ist nicht grösser ist als meine Handfläche, summt wie eine Biene und ist auch fast genauso schnell.» Je grösser ein Helikopter, desto gefähr- JOHN HENDY «Unfälle sind häufig, die meisten Schäden können jedoch leicht repariert werden.» Bienensummen in der Luft «Schon ab 40 Dollar kann man einen Modell-Hubschrauber erwerben. Mehr noch als bei normalen Flugzeugen gilt für Drehflügler eine komplexe Mischung aus Aerodynamik, Massen- und Kreiselkräften. Die am einfachsten zu steuernden Heli kopter sind in der Luft nur beschränkt beweglich. Deutlich mehr Spass machen Modelle mit einem Heckrotor und einer vollzyklischen Steuerung, mit der man vorwärts, seitwärts und rückwärts fliegen kann.» Wussten Sie, dass Quadrokopter zur am häufigsten genutzten Kameraplattform avanciert sind? Siehe zum Beispiel QR- Code auf Seite 8. Der V911 Helikopter ist Hendys persönlicher Favorit: «Klein genug, um selbst bei einem Zusammenprall mit einem Familienmitglied zu Hause keinen Schaden anzurichten, erstaunlich strapazierfähig und stets einsatzbereit. Hubschrauber fliegen zu lassen, hilft mir, den Kopf frei zu bekommen. An Ort schweben, Langstreckenflüge und Präzisionslandungen Modell vs. Original «Die meisten Piloten werden sagen, dass ein echtes Flugzeug einfacher zu fliegen sei. Warum das so ist? Was ist mit einem echten Helikopter? «Ich habe zwar nie einen Helikopter geflogen, habe mich Ende der 80er Jahre aber als Fluglehrer der Federal Aviation Administration (FAA) für einmotorige Maschinen ausbilden lassen. Meine einzige Tätigkeit als Pilot war am Caldwell Airport in New Jersey, wo ich Flugschüler unterrichtete, die eine private Lizenz oder eine Instrumentenflugberechtigung erwerben wollten. Wenn das Wetter es zuliess, flog ich unter der Woche um 6 Uhr früh jeweils den Verkehrsreporter über die Autobahnen von New Jersey und wir hielten Ausschau nach Unfällen, Bränden und Staus. Dieses eine Jahr war vollgepackt mit vielen aufregenden Ereignissen – auch mit einigen haarsträubenden, wenn ich neue Flugschüler unterrichtete und über den Himmel von New Jesery flog. Leider steckte der Arbeitsmarkt für Piloten nach dem Golfkrieg in einer längeren Krise. Ich musste an meine Familie und die Hypothek denken. Die Finanzbranche lockte mit attraktiven Verheissungen und dem Lockruf, Software entwickeln zu können. Also traf ich eine Entscheidung und begann meine lange Karriere als ‹Pilot eines Schreibtisches›. Jetzt hat sich der Kreis fast wieder geschlossen. Im Dezember 2014 habe ich meine Lizenz als Fluglehrer erneuert und hoffe, dass ich bald Teilzeit im lokalen Fliegerclub arbeiten kann.» licher sind natürlich seine Rotorblätter. Alles, was mehr als einen Meter Spannweite aufweist, kann einen Finger kosten, eine fehlerlose Kontrolle des Fluggeräts ist darum essenziell. Wenn Hendy sich nicht gerade mit dem kleinen Quadrokopter vergnügt, lässt er ganz gerne den grösseren Helikopter auf einem Feld in der Nähe seines Hauses rotieren – ganz ohne menschliche Hindernisse. Unfälle seien zwar häufig, sagt er, die meisten Schäden könnten jedoch mit einem kleinen Schraubenzieher, einer Auswahl an griffbereiten Ersatzteilen und etwas Geduld leicht repariert werden. Unfälle vorprogrammiert «Modellflugzeuge und unbemannte Fluggeräte sind in letzter Zeit ziemlich umstritten. Freigeistige Befürworter von Drohnen wie Amazon-Gründer Jeff Bezos stehen Piloten bemannter Luftfahrzeuge und sogar Modellfliegerclubs gegenüber. Modellflieger haben sich immer an eine informelle FAA-Höhengrenze gehalten und gleichzeitig Flughäfen und dicht besiedelte Gebiete gemieden. Nicht alle Drohnenpiloten fühlen sich an diese vernünftigen Richtlinien gebunden. Unfälle dürften somit vorprogrammiert sein. Vor Kurzem legte die FAA den gewerblichen Betreibern Richtlinien zur Stellungnahme vor, aber die Gespräche laufen gerade erst an. Ich gehe davon aus, dass wir weitaus mehr Drohnen am Himmel sehen werden. Habe ich erwähnt, dass es einen aufkeimenden Arbeitsmarkt für qualifizierte Drohnenpiloten gibt?» erklärt vielleicht auch den grossen Unterschied bei den Unfallzahlen zwischen Modellen und echten Helikoptern. Bei echten Helikoptern sind sie beruhigenderweise niedriger!» JOHN HENDY «Ich hoffe, dass ich bald Teilzeit als Fluglehrer im lokalen Fliegerclub arbeiten kann.» In einem Flugzeug hat man immer die nach vorne gerichtete Perspektive: Links ist links und rechts ist rechts. Wenn man jedoch einen ferngesteuerten Hubschrauber auf sich zu bewegt, geraten die Dinge durcheinander. Links wird nicht selten zu rechts und umgekehrt. Viele Drohnenpiloten nutzen darum Echtzeitvideos als Hilfestellung und fliegen mit Virtual-Reality-Brillen, so als ob sie selbst in der Drohne sitzen würden. Jeder Pilot wird bestätigen: Der Startvorgang ist freiwillig, das Landen aber ein Muss. Dies 42 • Arts and Leisure • Vertikale 12.06.15 16:02 Like. Don’t Like • Arts and Leisure • 43 Menschen mit Humor Die Scrovegni-Kappelle mit den Giotto-Fresken Motown-Musik Die Spaghetti Carbonara meines Mannes Das Natural History Museum in London Mode der 70er Jahre Alberto Savinio Die Engelsburg in Rom in der Dämmerung «Schöne neue Welt» von Aldous Huxley Sachertorte Fechten Filme von Guy Ritchie Covent Garden «Die Queen und ich» von Sue Townsend Die Insel Torcello Mit meinen kleinen Mädchen zu Abba tanzen Amelie Nothomb Warmes Frühstück in Alfies Antique Market Planetarium Römische Artischocken Kochen In Rom Auto fahren Ungebetene Ratschläge Wollschals Hackfleischbällchen Bier Architektur des Barock Rüpel Seilbahnen (ich habe Platzangst) Laute Passagiere im Flugzeug Trainingsanzüge Bürokratie Joggen Handys im Restaurant Die Northern Line in London (wie gesagt, ich habe Platzangst) sonnengebräunt sein ÜBER MICH Name Michela Zanchetta Business Area Private Banking EMEA Funktion Relationship Manager Ort Rom Bei der Credit Suisse seit 2000 Hobbys Yoga, Fechten Nationalität Britin/Italienerin Aufgezeichnet von: Anna von Senger Fotografie: Maria Enqvist One_2_15_43_Like-Dont-Like [N+S]{DE}.indd 43 12.06.15 16:03 44 • Arts and Leisure • Mitarbeiterporträt Die Non-StopMeditation Schon als Kind wusste der Malaysier Jia Hong Tan, dass er irgendwann auf eigene Faust die Welt erkunden wird. Dank der Finanzkrise in 2008 realisierte er seinen Traum, der zu einem abenteuerlichen Selbstfindungstrip durch 50 Staaten über vier Kontinente wurde. Text: Anna von Senger Fotografie: Yuan Cheng, Jia Hong Tan ÜBER MICH Name Jia Hong Tan Business area Solution Partners, Capital Markets Funktion Structuring Ort Singapur Bei der Credit Suisse seit 2014 Hobbys Wandern, Outdoor-Aktiviäten, Natur erkunden, Lesen One_2_15_44-45_MA-Portrait [pr]{DE}.indd 44 12.06.15 16:03 Mitarbeiterporträt • Arts and Leisure • 45 Fast jeder kennt das Spiel: Einen Globus drehen, mit dem Zeigefinger stoppen und eine Geschichte zu dem Ort, wo man mit dem Finger gerade gelandet ist, ausdenken und erzählen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, vor allem wenn man als Kind weder politisch noch geografisch versiert ist – aber eine Riesengaudi mit Freunden wars alleweil für den damals siebenjährigen Malaysier Jia Hong Tan vom Solution Partners Capital Market Team in Singapur, Anfang der 90 er-Jahre. Jedenfalls weckte das Spiel sein Interesse an der grossen, weiten Welt. Jahre später, mit einem Hochschulabschluss für Physik in der Tasche, begann der junge Mann seine Karriere zunächst als Trader für Aktien-Derivate bei einer US-Grossbank in London. Als 2008 die Krise die Finanzwelt erschütterte, geriet der 24-jährige Tan ebenfalls in ein Loch und fing an, über Grundlegendes nachzudenken: «Ich wusste so wenig über die Welt und wollte verstehen, wie unsere Gesellschaft und Wirtschaft funktionierte», sinniert Tan. «Ich musste die Welt mit meinen Augen entdecken, um eine eigene Meinung zu bilden, statt mich mit dem Secondhand-Wissen von Zeitschriften wie The Economist oder The Financial Times zufrieden zu geben.» Er begann, eine ambitiöse Weltreise – 100 Länder in drei Jahren – zu planen, doch bevor er sie tatsächlich antrat, sollten noch drei weitere Jahre vergehen. Ein Grund war die Arbeit, aber dies hatte auch seine positive Seite: Als sich Tan im Februar 2012 aufmachte, hatte er eine Partnerin namens Wei Wen an seiner Seite, die einen Teil der Reise mit ihm bestreiten wollte. Unterwegs in Afrika Die Reise bestand aus drei langen Routen über vier Kontinente und durch mehr als 50 souveräne Staaten: in neun Monaten von Kontinentalasien über Russland nach Europa und zurück in den Fernen Osten, wo er zwei Monate lang durch Taiwan und Japan radelte, in sechs Monaten von Kalifornien via Anden bis nach Brasilien und ebenso lange von Ägypten quer übers Kontinent nach Südafrika. «Machu Picchu, die namibische Wüste Sossuvlei, die mongolischen Steppen, die Amalfi-Küste in Italien oder die San-Blas-Inseln in der Karibik gehörten zu den schönsten Orten. Aber Schönheit findet man überall, wenn man die Suche auf sich nimmt.» Zwischenmenschlich betrachtet sei aber sein Lieblingsort definitiv Sudan, das einzige Land in Afrika, in dem er sich nicht anders behandelt fühlte, weil er fremd war. Er habe in der Hauptstadt Khartum Studenten kennen gelernt, die ihn zu ihren Freunden nach Hause in Gedaref eingeladen hätten. «Trotz ihrer Armut waren sie unglaublich gastfreundlich und grosszügig. Der zweittägige Aufenthalt bei den Brüdern hat mir die Augen geöffnet, wie privilegiert wir leben», erzählt der junge Malaysier. Ebenfalls unvergesslich sei die Fahrt per Anhalter vom äthiopischen Moyale nach Nairobi gewesen, wo er seine Freundin am Flughafen abholen wollte. Aus dem 40 -Tönner auf der staubigen Landstrasse sah Tan gespenstisch ausgestorbene Dörfer deren Bewohner wegen Stammesunruhen über Nacht hatten fliehen müssen, hörte Geschichten über Banditen, die ähnliche Transporte überfallen hatten und Verbindung zu somalischen Piraten hätten, musste einen Polizisten und zwei Offiziere abwimmeln, die ihn zur Zahlung von Schmiergeldern aufforderten und erlebte eine gratis Safari mit Giraffen, Zebras und Antilopen in verblassendem Mondlicht, bis er schliesslich knapp aber rechtzeitig am Flughafen Nairobi ankam. Während Tan für bloss 785 km 42 Stunden brauchte, benötigte Wei Wen nur zwölf Stunden für die 7000 km aus Kuala Lumpur. One_2_15_44-45_MA-Portrait [pr]{DE}.indd 45 Buch «Jiak Hong with Jia Hong» erhältlich über: www.jiakhong.com Galerie: credit-suisse.com/ jiahongtan Das glücklichste Lama der Welt auf Machu Picchu (oben) und Tan in der namibischen Wüste Sussovlei (unten). Zu zweit durch dick und dünn Dabei war es für sie keineswegs selbstverständlich, die Reise mit Tan anzutreten. Er selber brauchte drei Jahre, um seine eigene Familie zu bearbeiten, bis sie verstand, dass Südamerika und Afrika nicht generell «gefährlichen Destinationen» sind. Als er per Fahrrad 30 Tage lang quer durch Japan reiste, verbrachte Tan viel Zeit mit sich allein und überlegte sich, wie er wohl Wei Wens Familie – mit einer typisch asiatischen Skepsis gegenüber solchen Unterfangen – vom Gegenteil überzeugen könnte. Er beschloss, ihr einen Heiratsantrag zu machen: «Es war meine Art von Commitment, um zu zeigen, dass wir als Eheleute in spe durch dick und dünn gehen können.» Heute ist er mit ihr verheiratet. Die Bildung als Fazit Erstaunlicherweise gab es während der gesamten Reise keinen einzigen Moment, in dem Tan am liebsten nach Hause gegangen wäre. Am wenigsten wohl fühlte er sich jedoch ausgerechnet in London, wo er seine alten Freunde traf, die munter die Karriereleiter stiegen und nur glücklich wirkten, wenn sie über ihre nächsten Ferien sprachen. «Ich erinnerte mich plötzlich wieder, wovor ich geflohen war, und freute mich, dass ich weiterziehen durfte», erklärt Tan. «Eine solche Reise ist wie eine überlange, aktive Meditation oder Reflexion, die meines Erachtens der einzige Weg zur Selbstfindung ist.» Seine Erlebnisse und Gedanken hielt er auf seinem Laptop fest: Nicht nur, damit sie ihm erhalten blieben, sondern auch, weil er seinem Vater versprochen hatte, ein Buch über die Reise zu schreiben. «Wenn mich jemand nach einem einzigen Fazit dieser Reise fragte, würde ich antworten: das Potenzial der Bildung.» Damit meint er weder die Schulbildung noch irgendeine Qualifikation, sondern die proaktive Aneignung von Wissen, zum Beispiel via Internet. «Trotz Internet sind wir meilenweit von einem globalen Dorf entfernt. Es kann eine Berührung, eigene Erfahrungen, die Wärme eines Fremden oder den Geist des menschlichen Daseins niemals ersetzen. Die muss man selber erlebt haben.» Übrigens habe er in allen Städten auf der ganzen Welt mobilen Internetzugang gehabt, sogar in den ärmsten Ländern. Nur an einem Ort konnte er mit dem Handy nicht einmal telefonieren, weil es ihm abgenommen wurde: in Nordkorea. 12.06.15 16:03 46 • Arts and Leisure • My Town Boston Nicht nur für Spo ÜBER MICH Name Jay Allen Business Area Fixed Income Sales and Key Account Management Funktion Sales Management Ort Boston Bei der Credit Suisse seit 1986 Hobbys Golf, Basketball, Mountainbiking und Wein Nationalität Amerikaner Wie muss man sich auf einen Besuch in Boston vorbereiten? Erstens sollte man die Garderobe nach der Wettervorhersage planen, denn das Klima in Boston hat tatsächlich vier Jahreszeiten. Im Januar kann es zweistellige Minusgrade und im August über 35 Grad erreichen. Diesen Winter stellte die Stadt mit über 2,7 Metern einen Schneerekord auf. Zweitens gehört eine Strassenkarte oder ein Navigationsgerät in die Tasche: Die Strassen in Boston waren ursprünglich Kuhpfade und führen in die unterschiedlichsten Richtungen. Viele sind Einbahnstrassen! Was muss man in Boston unbedingt essen? Muschelsuppe (Clam Chowder – «Chowda» genannt) und Hummer (Lobster – ausgesprochen «Lobsta») sind beliebte Speisen. Bei einem Spiel der Red Sox sollte man sich immer einen «Fenway Frank» (Hotdog) und ein «Harpoon» (hiesiges Bier) gönnen. Fotografie: Govinda Sumberg, Stu Rosner, Ruth’s Hospitality Group, The Skating Club of Boston, Jason and Bonnie Grower / Shutterstock.com, luckyraccoon / Shutterstock.com, lunamarina / fotolia.com, vivalapenler / fotolia.com, Aufgezeichnet von: Anna von Senger Und welches Souvenir sollte man aus Boston mitbringen? Eine Mütze von den Boston Red Sox. Das Team hatte seit 1918 keine World Series – Finale der US-amerikanischen Baseball-Profiligen – mehr gewonnen. Erst 2004 wurden sie wieder US-Meister, wie auch in den Jahren 2007 und 2013. Stichwort Fettnäpfchen: Was sollte man vermeiden, um nicht den Zorn der Bostoner auf sich zu ziehen? Bostoner Sportfans mögen im Allgemeinen die New Yorker Mannschaften nicht. Es wäre ein grosser Fehler auszuplaudern, dass man ein Fan der Yankees, Giants oder Jets ist. Nennen Sie die Stadt auch nicht «Beantown». Welches Image haben Bostoner innerhalb der USA? Man sagt, wir seien lauter weichherzige Liberale, Boston sei das Zentrum der Sklavereigegner und der Frauenrechtsbewegungen und der Kennedy-Clan habe die Politik mehrere Generationen lang dominiert. one_2_15_46-47_MyTown [pr]{DE}.indd 46 12.06.15 16:04 My Town • Arts and Leisure • 47 Sportsfreunde 1 FENWAY PARK, TD GARDEN, BOSTON GARDEN, GILLETTE STADIUM Seit dem Zusammenschluss von Red Sox, Patriots, Celtics und Bruins ist Boston die Heimatstadt vier berühmter SportFranchises. 2 BOSTON WINE FESTIVAL Koch Daniel Bruce ist landesweit der Beste unter den Experten, wenn es um die Verbindung zwischen Essen und Wein geht. www.bostonwinefestival.net 2 1 3 EINE AUFFÜHRUNG DER BOSTON POPS IN DER SYMPHONY HALL Besonders schön: die Weihnachts-Mitsingkonzerte und das Spiel am 4. Juli an der Charles River Esplanade. www.bso.org 4 «BOSTON COMMON», DER ÄLTESTE STADTPARK DER USA MIT «FROG POND» Im benachbarten «Boston Public Garden» erinnert eine bronzene Entenfamilie an Robert McCloskeys Kinderbuch «Make Way for Ducklings». bostonfrogpond.com 3 4 5 DAS RUTH’S CHRIS STEAK HOUSE IM OLD CITY HALL Zu empfehlen: sautierter Gelbflossenthunfisch und das Steak mit Pommes Frites mit einem Glas kalifornischem Cabernet. www.ruthschris.com 5 one_2_15_46-47_MyTown [pr]{DE}.indd 47 12.06.15 16:04 48 • Arts and Leisure • Sieben Fragen «Die Briten sind die Meister des Understatements» Interview: Anna von Senger Fotografie: Éric Chenal ÜBER MICH Name David Coast Business area Private Banking & Wealth Management Funktion Leiter Depositary Bank Supervision in Luxemburg Ort Luxemburg Bei der Credit Suisse seit 2012 Hobbys Skifahren, Windsurfen, Mountainbiking, Klavier Nationalität Brite one_2_15_48_Seven-questions [N+S]{DE}.indd 48 Welche drei Gegenstände würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen? Einen Helikopter, ausreichend Treibstoff und eine Gebrauchsanleitung. Welches war Ihr prominentester Auftritt? Die Aufzeichnung eines Interviews mit dem Dalai Lama für einen Film, den ein Freund drehte. Ihre grösste Blamage? Auf einer James-Bond-Mottoparty in einem Neo prenanzug und mit einer Armbrust zu erscheinen. Alle anderen trugen Smoking. Auf welche Lektion hätten Sie dankend verzichten können? Was passiert, wenn man beim Abbiegen auf dem Fahrrad für einen Moment nicht aufpasst. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihren ersten Arbeitstag bei der Credit Suisse? Ich habe zig Leute kennengelernt. Ich sass neben dem Obstkorb, daher kam ich wunderbar mit allen ins Gespräch. Was war das schönste Geschenk, das Sie je gemacht haben? Ein Verlobungsgeschenk oben auf dem Yes Tor (in Dartmoor, England) an meine heutige Ehefrau. Es hat also gewirkt! Was können Briten besser als andere? Understatement. «Es gibt ein kleines Durcheinander» heisst vermutlich: «Das ist ein einziges Desaster». 12.06.15 16:04
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