Die komplette Ausgabe lesen - Ökumenische Fördergemeinschaft

DER FLURBOTE
BAYREUTHER ECHO
ÖKUMENISCHE FÖRDERGEMEINSCHAFT LUDWIGSHAFEN, GEMEINWESENARBEIT
4. AUSGABE 2015
EDITORIAL
Und schon ist bald wieder Weihnachten. Das alte Jahr
neigt sich dem Ende zu. Die letzte Ausgabe in Jahre 2015 des „Bayreuther Echo/Flurbote“ liegt in Ihren
Händen. Auch diesmal ist es uns gelungen, einige interessante Themen in die Blickwinkel zu nehmen.
Weihnachtszeit ist nicht nur die Zeit der Besinnung,
sondern auch Spendenzeit. Aus diesem Grunde bildet auch die prekäre finanzielle Situation wichtiger
Projekte einen Schwerpunkt in dieser Ausgabe. Projekte wie das Erfolgsmodel „Kochgruppe Bayreuther
Straße“ leiden darunter, dass sie so selbstverständlich
geworden sind, dass sie letztendlich aus dem Fokus
der finanziellen Unterstützung zu fallen drohen. Diese
Ausgabe versucht die Lage der BewohnerInnen und
die gute Arbeit der Gemeinwesenarbeit und deren Projekte in den Armutsgebieten zu beleuchten.
Interessant in diesem Zusammenhang – besonders
jetzt in der heizungsaktiven Winterzeit - könnte auch
der „Stromspar-Check“ sein. Stromsparen leicht ge-
macht, mit der Gelegenheit notwendige Soforthilfen
im Wert von bis zu 70,- Euro zu bekommen.
Einige haben ihn bereits kennenlernen dürfen: David
Sarro. Unser Praktikant aus Mannheim stellt sich an
dieser Stelle allen anderen vor, die noch nicht das Vergnügen hatten.
Letztendlich war da noch der „Umsonstflohmarkt“ im
JUZ in Mundenheim. Ein nicht gedachter Erfolg mit
weit mehr als 100 teilnehmenden BewohnerInnen und
Flüchtlingen. Ein spannendes Ereignisse, das sicherlich
nicht zum letzten Mal stattgefunden hat.
Die Redaktion des „Bayreuther Echo/Flurboten“
wünscht allen LeserInnen und UnterstützerInnen, aber
auch allen Mitarbeitenden der Ökumenischen Fördergemeinschaft Ludwigshafen ein schönes Weihnachtsfest und einen „Guten Rutsch“ ins neue Jahr 2016.
Auf dass alles ein bisschen besser werden möge.
SPENDENAUFRUF
Shpetim braucht Prothesen.
Das Flüchtlingslager Rampenweg liegt an einer der scheußlichsten Stellen Ludwigshafens. Es ist bewundernswert, wie
die Menschen, die hier leben müssen, ihren Alltag organisieren. Die Gänge sind sauber, es duftet nach frisch zubereitetem Essen.
Alle Bewohnerinnen und Bewohner haben mit belastenden
Erlebnissen zu kämpfen – einer ganz besonders. Shpetim
Bullari, geboren am 15.6.1982, stürzte als Kind in eine
Starkstromleitung. Beide Arme verschmorten. Nur mit Mühe
konnte er gerettet werden. Was er seither durchmacht, lässt
sich nicht ermessen. Seine Frau und die älteste der beiden
Töchter (zwei und sieben Jahre alt) kümmern sich um ihn.
Allein ist er vollkommen hilflos. Mittels moderner Medizintechnik wäre es möglich, zwei Prothesen anzupassen. Die
Kosten belaufen sich auf bis zu 180.000,- Euro.
Es wäre ein neues Leben für ihn.
WIR SAMMELN – UND SIE KÖNNEN HELFEN. Spendenbescheinigungen sind kein Problem.
Spendenkonto in dieser Ausgabe. Stichwort: Prothesen
Wir bedanken uns sehr herzlich!
Erster Umsonstflohmarkt im JUZ Mundenheim
DER UMSONSTFLOHMARKT
„KANN ICH NOCH SCHORLE?“
Der Umsonstflohmarkt am 29.10.2015 im JUZ
Mundenheim artet in ein Volksfest aus
Es kamen 100. Ziemlich genau einhundert Gäste
konnten begrüßt werden, als die Ökumenische
Fördergemeinschaft Ludwigshafen (ÖFG) zum
„Umsonstflohmarkt“ in die Räumlichkeiten des
Jugendzentrums Mundenheim einlud. Das Wort ist
selbsterklärend: Alles sieht aus wie bei einem ganz
gewöhnlichen Flohmarkt, aber man darf nichts
bezahlen. Darf nicht? Nein. Stattdessen gibt es
Märkchen, kleine Kärtchen mit Symbolen, die dazu
berechtigen, Hüte, Schuhe, Hosen, Mäntel ... und wenn
es gut läuft das eine oder andere Frühlingskleid ganz
ohne Einsatz von Bargeld mitzunehmen. Im Ernst:
Weniger die Freiluftsaison 2016 stand im Fokus der
Leute, die aus dem überreichen Angebot auswählten;
eindeutig erfreute sich wintertaugliche Bekleidung
höchster Beliebtheit. Kleiderspenden trafen von
überallher ein.
Die Idee gibt es schon länger – in Mundenheim
wurde dergleichen zum ersten Mal praktiziert: Eine
gelungene Kooperation zwischen dem JUZ, der SLS
Ebernburgstraße, mehreren freiwilligen Helferinnen
und Helfern und der Gemeinwesenarbeit der ÖFG.
Wobei gesagt werden muss, dass die Hauptlast
vom JUZ-Team getragen wurde: Unterstützt von
ihrem männlichen Team, organisierten und belebten
Alex Beck, Tekle Brunner und Karin Schöll, schon
zu Lebzeiten als „Engel der Kropsburgstraße“ in
die Geschichte eingegangen, den Flohmarkt. Bei
der Anprobe zeigte Andrea Thüringer aus der SLS
Qualitäten als Garderobiere, Robert Azari bewies
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staunenswerte Fertigkeiten als Türsteher – der
Zustrom musste irgendwie reguliert werden. Hinter der
Theke bewahrte Dietmar Rudolf die Ruhe, assistiert
von Praktikant David Sarro, der seine Erfahrungen
als Barkeeper in jeder Hinsicht einfließen ließ. Marc
Wischnewskis und Matze Hartmanns hilfreiche Hände
waren nahezu überall zu finden.
Denn neben einem umfangreichen Buffet,
zusammengestellt von Müttern, deren Kinder das
JUZ besuchen, konnte aus mehreren Säften und
Limonaden ausgewählt werden. Vor allem bei den
syrischen Mädchen machte eindeutig die rote Schorle
das Rennen. Sprachbarrieren wurden mithilfe von
Spontanübersetzern oder speziellen Programmen
überwunden, die per Handy aktiviert werden können.
Billard und Tischkicker glühten bis zur Dämmerung.
Vom allseits gelobten Chili-Con-Carne war am Ende
nichts mehr übrig, trotz 20-Liter-Topf.
Es lässt sich nicht mehr genau sagen, wie viele
Nationen teilgenommen haben; über zehn dürften es
gewesen sein. Viele Kinder, Mütter, Väter, aber auch
Einzelpersonen kamen aus den Asylunterkünften in der
Ebernburg- und Kropsburgstraße. Der Kontakt mit den
ebenfalls zahlreich erschienenen Bewohnerinnen und
Bewohnern, die schon lange und noch länger vor Ort
leben, war gut und temperamentvoll. – Das alles, waren
sich Veranstalter und Besucher einig, verlangt auf alle
Fälle nach Wiederholung. Und sei es im Lenz, wenn
die ganze Geschichte im Freien stattfinden könnte.
Dann werden mit Sicherheit auch die Frühlingskleider
wieder eifriger nachgefragt werden...
HERBSTFERIENPROGRAMM IM JUZ MUNDENHEIM
„DER HERBST, DER HERBST, DER HERBST IST DA....“
„In der Herbstbäckerei, gibt’s so manche Leckerei.
Zwischen Mehl und Milch macht so mancher Knilch
eine riesengroße Kleckerei“
Wir starteten unser Ferienprogramm mit einem Ausflug
in die Backstube der Bäckerei Görtz. Dort bekamen
die 12 Kinder und Jugendliche ihr eigenes Blech mit
Plätzchenteig. Gemeinsam wurden Herzen, Sterne
und viele verschiedene Formen aus dem Butterteig
ausgestochen und anschließend mit Zuckerperlen
und Schokostreusel verziert. Für den kleinen Hunger
für zwischendurch gab es auch etwas zu essen und
zu trinken. Alle Bäckermeister*innen durften die
Plätzchen voller Stolz mit nach Hause nehmen.
„Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder
und der Herbst beginnt“
Einen schönen Herbstnachmittag verbrachten wir im
Wildgehege in Rheingönheim. Für viele Kinder (v.a. für
die Flüchtlingskinder) war es das erste Mal, dass sie
heimische Tiere in freier Natur begegnet sind. Dort
gab es viele elegante Rehe, suhlende Wildschweine,
scheue Luchse und lustige Esel zu bestaunen. Und
besonders die frechen Ziegen luden zum Streicheln
und Füttern ein.
„Zehn kleine Kürbisgeister laufen schnell nach Haus,
sie sind ganz still, sie sind ganz still und ruhen sich
dort aus“
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In der zweiten Ferienwoche wurden bei uns im
JUZ sechs kleine Kürbisgeister geboren. Die Kinder
verwandelten die orangefarbenen Kürbisse in
schaurige Fratzen oder fröhliche Gesichter. Zunächst
malten die Kinder ein beliebiges Muster auf den
Kürbis, die meisten entschlossen sich dabei für
Zacken auf der Oberseite. Anschließend folgte für die
Hobbybastler*innen der anstrengende Teil. Mit kleinen
Messern schnitzten die Kinder mühsam das Muster
nach. Dann wurde der gesamte Kürbis ausgehöhlt.
„Je besser ihr den Kürbis aushöhlt, desto länger ist
er nachher haltbar.“, erklärte eine Mitarbeiterin den
Kindern. Nun mussten die Jungen und Mädchen nur
noch ein Gesicht auf den Kürbis malen und wieder
mit dem Messer ausschneiden. Jedes Kind bekam noch
eine Kerze – fertig waren die Kürbisgeister.
„Ihr Blätter wollt ihr tanzen? So rief im Herbst der
Wind. Ja, ja wir wollen tanzen, Ja, ja wir wollen
tanzen. Komm hol‘ uns nur geschwind.“
Zumba ist laut, Zumba macht Spaß und Zumba ist
gut für die Koordination, Konzentration und das
Selbstbewusstsein. Einige unserer Mädels durften in
den Ferien an einer Zumba-Tanzstunde teilnehmen.
Coole, energiegeladene Party-Dance-Schritte wie HipHop und viele mehr machen Spaß.
Die Mädchen hatten dabei die Gelegenheit, alles aus
sich herauszuholen, Spaß zu haben, aber auch in
kleinen Pausen ausgelassen zu sein und zu spielen.
DIE KOCHGRUPPE BAYREUTHER STRASSE
EIN ERFOLGSMODELL IN FINANZIERUNGSNOT
Seit ihrer Gründung im Jahre 2012 hat sich die
Kochgruppe Bayreuther Straße zu einer echten
Bereicherung im Gebiet entwickelt. Dreimal die
Woche treffen sich unterschiedlichste Bewohner
und Bewohnerinnen in den Räumlichkeiten des
Jugendtreffs nicht nur, um eine warme Mahlzeit zu
sich zu nehmen, sondern auch sich in gemütlicher
Runde auszutauschen. In den warmen Jahreszeiten
wird auch der sich unter schattigen Bäumen
anschließende Gastgarten sehr gern genutzt. Hier
befindet sich das im Frühjahr 2015 eröffnete
größte Freilandschach Ludwigshafens. Immer mehr
schachbegeisterte Menschen nutzen dieses Angebot
zu den Öffnungszeiten der Kochgruppe. Montags
herrscht einiger Trubel auf der direkt angrenzenden
Boulebahn. Wenn das Geklacker der Eisenkugeln der
zahlreichen Spieler der Bayreuther Boule Connection
(BBC) erklingt und freudiges Gelächter das weite Rund
erfüllt, kocht unsere Bundesfreiwilligendienstleistende
Gabi Thedens
bereits seit über drei Jahren
sättigende Köstlichkeiten für die BewohnerInnen
unterschiedlichster Nationalitäten. Zwischendurch –
soweit es ihre Zeit zulässt – betreut sie dann auch noch
die Kleiderkammer. Hier kann sich jeder Bewohner
und jede Bewohnerin, aber selbstverständlich auch
jeder neu eingewiesene Flüchtling gern mit den
gespendeten Kleidungsstücken eindecken.
Da sich die Kochgruppe Bayreuther Straße ausschließlich
über Spenden finanziert, ist ein Weiterbestehen in
bisheriger Form spätestens ab Frühjahr 2016 gefährdet.
Zu diesem Zeitpunkt endet der Bundesfreiwilligendienst
von Frau Thedens und kann nicht mehr verlängert
werden. Das könnte bedeuten, dass die Kochgruppe
nicht mehr in dieser Form stattfinden kann und die
Öffnungszeiten eventuell auf einmal die Woche
reduziert werden müssten. Die Gemeinwesenarbeit der
Ökumenischen Fördergemeinschaft sowie die Mehrzahl
der BewohnerInnen würden dies sehr bedauern. Ein
Erfolgsmodell mit den damit zusammenhängenden
Aufwertungen für die BewohnerInnen und das
gesamte Gebiet (inklusive Gastgarten, Schach und
Boule) steht auf der Kippe.
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Was kann getan werden ?
Gefragt wäre zu zuallererst einmal ehrenamtliches
Engagement. Wer sich vorstellen kann, ab und zu, aber
kontinuierlich in der Kochgruppe auszuhelfen, kann
sich gern bei den unten angegebenen Sozialarbeitern
telefonisch und per Email melden oder einfach mal
zu den Öffnungszeiten der Kochgruppe unverbindlich
vorbeischauen.
Finanzielle Unterstützung ist ebenfalls dringend
notwendig. Um den Einkauf von Lebensmitteln sicher
zu stellen, reichen bereits kleinste Zuwendungen
aus. Schön wäre jedoch, wenn über Geldspenden
gewährleistet werden könnte, die Stelle einer
Honorarkraft finanziert zu bekommen. Dann könnte
man mit Fug und Recht behaupten, die Kochgruppe
Bayreuther Straße trägt nicht nur zur Verbesserung der
Lebensverhältnisse im Obdachlosengebiet bei, sondern
sie schafft auch Arbeitsgelegenheit zu fairen finanziellen
Bedingungen wie bisher. Es wäre schade, wenn das bis
dato Geschaffene am Geldmangel scheitern würde. Wir
wissen, dass die Spendenbereitschaft vieler Einzelner
sowie von Unternehmen und Institutionen nach wie
vor sehr hoch ist. Nur haben wir den Eindruck, dass
Projekte wie die Kochgruppe Bayreuther Straße zur
Zeit etwas aus dem Fokus geraten. Mit diesem Aufruf
würde die Gemeinwesenarbeit der Ökumenischen
Fördergemeinschaft als Gründerin und verantwortliche
Partnerin der BewohnerInnen des Einweisungsgebietes
gern für eine gelingende Fortführung dieses guten und
anerkannten Projektes sorgen wollen. Bitte denken Sie
daran, dass die Kochgruppe Bayreuther Straße den
Ärmsten der Armen am Rande unserer Gesellschaft ein
„zu Hause“ sowie eine warme Mahlzeit bietet. Hier
ist schon vielen geholfen worden und es wäre sehr
schade und ein deutlicher Rückschritt, wenn dieses
Projekt nicht mehr in der bisherigen Form stattfinden
könnte. Leiden würden nicht nur die BewohnerInnen
der Siedlung sondern auch andere indirekt mit der
Kochgruppe verknüpfte Projekte wie zum Beispiel
„Street Doc“.
Selbstverständlich freuen wir uns auch über Sach- und
Nahrungsmittelspenden.
Kochgruppe Bayreuther Straße: Öffnungszeiten und regelmäßige Veranstaltungen
Montags
9:00 Uhr – 13:00 Uhr
(warme Mahlzeit, Boule und (Freiland)-schach)
Mittwochs
12:00 Uhr – 15:00 Uhr
(Snacks, offenes Café, Street Doc)
Freitags
9:00 Uhr – 13:00 Uhr
(warme Mahlzeit, offenes Café)
Immer während der Öffnungszeiten der Kochgruppe
Freier Zugang zur Kleiderkammer und Präsensbibliothek. Freilandschach gern auf Nachfrage
JedeR ist willkommen. JedeR kann mitmachen. JedeR kann helfen.
Spenden bitte auf das Konto der Ökumenischen Foerdergemeinschaft Ludwigshafen: Stichwort Kochgruppe
Sozialberatung und weitere Informationen
Dietmar Rudolf (Sozialarbeiter BA), 0176-34575896, [email protected]
Johannes Hucke (Dipl. Sozialpädagoge), 0176-44465340, [email protected]
Robert Azari (Dipl. Sozialpädagoge), 0170-2035822, [email protected]
OBDACHLOSIGKEIT IN ZEICHEN DER FLÜCHTLINGSKRISE
„In Deutschland leben immer mehr Menschen auf der
Straße. Die Zahl der Obdachlosen sei in den letzten
zwei Jahren um 50 % auf rund 39000 gestiegen, teilte
die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe
mit.“ (Mannheimer Morgen vom 06.10.15)
Die Lösung für Menschen ohne Obdach lautet in Ludwigshafen: Einweisungsgebiete. Gemeint sind die zwei
mehr oder weniger bekannten Obdachlosensiedlungen
„Bayreuther Straße“ und „Flur-/Kropsburgstraße. Hier
stellt die Stadt Ludwigshafen Wohnraum für von Obdachlosigkeit betroffene Familien und Einzelpersonen
zur Verfügung. Lebensbedingungen der dort Untergebrachten sind prekär, wenn nicht menschenunwürdig.
Einzelpersonen werden in Zwangswohngemeinschaften untergebracht, wenige Gemeinschaftsduschen
müssen von sehr vielen BewohnerInnen genutzt
werden. Soeben (Sitzung vom 05.11.15) hat die
CDU-Stadtratsfraktion eine Anfrage in den Sozialausschuss zu den “hygienische Situation in den Einweisungsgebieten“ eingebracht. Die „hygienisch Situation“ sei „prekär“, die erhebliche Verschmutzung in den
Wohnblöcken“ stelle „eine permanente akute Gesundheitsgefährdung“ für alle dar. Auch sei „die Gefahr von
Keimvermehrung und die Entwicklung ansteckender
Krankheiten (…) gegeben“.
Die stigmatisierende Adresse Bayreuther oder Kropsburgstraße macht es den meisten BewohnerInnen unmöglich auf den freien Wohnungsmarkt wieder Fuß zu
fassen, geschweige denn einen Arbeitsplatz oder eine
Lehrstelle zu bekommen. Nicht wenige der Obdachlosen ziehen es daher vor lieber nicht in den Einweisungsgebieten untergebracht zu werden. Diese Menschen wohnen teilweise in primitiven Zelten oder in
leerstehenden Abbruchhäusern.
Die von Obdachlosigkeit und/oder Armut Betroffenen
fühlen sich zu Recht ausgegrenzt und verlassen. Diesen
Eindruck verstärken die Einweisungsgebiete, da auch
örtlich am Rande der Stadt (=Gesellschaft) angesiedelt, auch optisch. Neben der Ghettoisierung entsteht
– meist zu Unrecht – für Außenstehende der Eindruck
der Verwahrlosung. Dass sich die BewohnerInnen aktiv für eine lebenswertere Gestaltung ihrer Verhältnisse
einsetzen, zeigt sich in vielerlei – auch und gerade
unterstützt durch die Gemeinwesenarbeit der Ökume-
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nischen Fördergemeinschaft vor Ort – offenkundigen
Aktionen. So wird z.B. der Gastgarten Bayreuther Straße ganz anders behandelt, nämlich pfleglich, als große Teile des restlichen Gebietes. Freiwillig und ohne
Zwang engagieren sich hier die BewohnerInnen und
sorgen für eine angenehme und saubere Atmosphäre
in ihren kleinem Freiraum.
„Wir sind hier doch alle gleich; gleich beschissen dran.
Also machen wir das Beste daraus.“ So bringt ein bereits seit Jahren untergebrachter Bewohner die Situation auf den Punkt. „Wir müssen nur zusammenhalten
gegen die da draußen.“ Hier verdeutlicht er, was die
meisten in den Gebieten empfinden. Man fühlt sich
nicht nur an den Rand gedrängt, sondern völlig ausgeschlossen und verlassen von der übrigen Gesellschaft.
Und so ist es tatsächlich auch. Immer seltener finden
sich Ehrenamtliche für Projekte in den Gebieten. Auch
die Spendenbereitschaft für ebendiese Projekte der Armutsbekämpfung sinkt, obwohl Deutschland gerade
jetzt in Zeiten der Flüchtlingskrise zeigt, was es zu
leisten im Stande ist.
Darum unsere Bitte: denken Sie besonders jetzt in der
Vorweihnachtszeit auch an die, die keine Lobby haben, an die Vergessenen am Rande Ihrer Stadt, die BewohnerInnen (inklusive der untergebrachten Flüchtlinge) in den Einweisungsgebieten „Bayreuther Straße
und Flur-/Kropsburgstraße. Echte Menschen werden
es Ihnen danken.
Die Gemeinwesenarbeiter wünsch in diesem Sinne allen schöne und besinnliche Weihnachten.
KONTAKT
Dietmar Rudolf
Sozialarbeiter BA, 0176-34575896
[email protected]
SPENDENKONTO
Ökumenische Fördergemeinschaft Ludwigshafen
Kontonummer 836
BLZ 545 500 10
Sparkasse Vorderpfalz
IBAN DE94 5455 0010 0000 0008 36
BIC LUHSDE6AXXX
Stichwort „Gemeinwesenarbeit“
ADVENTSBASAR IN WEST
Der Nikolaus kommt und zwar am 6.12. auf dem Adventsbasar. Irgendwann so zwischen 14 - 17 Uhr erwarten wir ihn. Diese Zeit versüßen wir uns mit Kuchen, Kaffee, Glühwein, Kinderpunsch und …vielen
Gesprächen. Die Kinder von der Kita Lummerland,
der Männergesangverein Liedertafel Bavaria 1861 e.V.
und der Posaunenchor aus Rheingönheim singen bzw.
spielen Advents-und Weihnachtslieder. Alles findet
auf dem Gelände der Kirchengemeinde Ludwigshafen
–West ( Waltraudenstr.34 ) statt.
Wir freuen uns auf Sie - Kommen Sie doch vorbei- Mit
Ihnen wird es noch schöner!
Ihre Kirchengemeinde Lu-West und Kita Lummerland
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DER STROMSPAR-CHECK
Stetig steigende Energiepreise bedeuten vor
allem für Menschen mit geringem Einkommen
immer häufiger Stromsperren. Angesichts hoher
Abschläge und Nachzahlungen ist das bundesweite
Projekt „Stromspar-Check PLUS“ gerade für
einkommensschwache Haushalte eine wirkungsvolle
Prävention vor Energiearmut.
In mittlerweile mehr als 160 Städten und Gemeinden
sind die geschulten Stromsparhelfer, die zuvor selbst
langzeitarbeitslos waren, im Einsatz.
Und so funktioniert der Stromspar-Check
Einkommensschwache
Haushalte
können
vor
Ort einen Beratungstermin vereinbaren. Im
Rahmen von zwei Hausbesuchen werden von
den Stromsparhelfern zunächst der aktuelle
Stromverbrauch verschiedener Elektrogeräte sowie
der Wasserverbrauch aufgenommen. Beim zweiten
Besuch werden kostenlos notwendige Soforthilfen
wie Energiesparlampen, schaltbare Steckdosenleisten,
Zeitschaltuhren, Wassersparduschköpfe etc. im Wert
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von durchschnittlich 70 Euro installiert. Ergänzend
werden konkrete Tipps zur Einsparung von Strom,
Wasser und Heizenergie gegeben. Die erzielbaren
Einsparungen werden dem Haushalt anhand eines
Berichts erläutert. Die Entlastungen im Bereich Strom
kommen unmittelbar den Haushalten zu Gute, von
den Einsparungen bei Wasser und Wärme profitieren
auch die Kommunen.
In Ludwigshafen arbeiten Caritasverband Mannheim
und Caritas-Zentrum Ludwigshafen zusammen
und setzen ehrenamtliche Stromsparhelfer des
Caritasverbandes Mannheim für die Hausbesuche ein.
KONTAKT UND ANMELDUNG
Caritas-Zentrum Ludwigshafen
Ludwigstraße 67-69
67059 Ludwigshafen
Telefon: 0621/598020
www.caritas-zentrum-ludwigshafen.de
[email protected]
ERFAHRUNGSBERICHT
MEIN ERSTES ZWISCHENPRAKTIKUM
Mein Name ist David Sarro. Ich bin 29 Jahre jung und
komme aus dem schönen Mannheim. Im Rahmen
meiner Ausbildung zum Arbeitserzieher habe ich die
letzten acht Wochen im Praktikum bei den Nuggets
an der Karolina-Burger-Realschule Plus verbracht.
Meine beiden Anleiter, Frau Stitou und Herr Korzekwa,
haben mich herzlich aufgenommen und sofort in die
Gruppenarbeit integriert. Dabei hat mir vor allem das
Kochen mit den Schülern Freude bereitet, das einmal
wöchentlich im Anschluss an den Unterricht stattfindet.
Hier auch ein Dankeschön an die Schülerinnen und
Schüler, die mich gleich angenommen und mit mir
gearbeitet haben.
ziemlich schnell auf die Gemeinwesenarbeit. Da
mir diese bis dahin fremd waren, hatte ich großes
Interesse, die Wohngebiete in der Bayreuther bzw.
Kropsburgstraße kennenzulernen. Auch hier wurde ich
von den Mitarbeitern Herr Hucke , Herr Rudolf und
Herr Azari herzlich willkommen geheißen und direkt
zum Einstieg in die Montags mit den Bewohnern der
Siedlung stattfindende Boulerunde eingeladen.
Während der Herbstferien hatte ich die Gelegenheit,
auch in anderen Bereichen Erfahrungen zu sammeln,
in denen die ÖFG tätig ist. Hier fiel meine Wahl
Vielleicht bis bald.
David Sarro
In den wenigen Wochen konnte ich viele verschiedene
Eindrücke gewinnen und habe interessante Menschen
kennengelernt, von welchen ich mich nun mit einem
großen Dankeschön verabschieden möchte.
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Jugendclub/ Mädchentreff Bliesstraße
Bliesstraße 18, Tel. 0621-517606
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
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Freitag
ab 11:30 Uhr Beratung/Begleitung für Jung
und Alt; und nach Absprache
12:15 - 15:00 Uhr
Hausaufgabenhilfe
15:00 - 20:00 Uhr
Offener Betrieb
ab 15:00 Uhr
Angebote für Mädchen
16:30 17:30
15:00 - 18:00
Offener Betrieb
15:00 - 20:00 Uhr
Offener Betrieb
Bewerbungs-
Ab 15:00 Uhr
Angebote für
Mädchen
coaching für alle
Fußball für Jungen
15:00 - 20:00 Uhr
Offener Betrieb
Tanzgruppe
Aufsuchende Arbeit
im Sozialraum
Angebote nach
Absprache
(Offener Betrieb
14:00 - 18:00 Uhr
oder Ausflüge)
Auch zwischen Weihnachten und Neujahr macht unsere Einrichtung Angebote.
Insbesondere für Beratung und Begleitung zu Institutionen stehen
die Mitarbeitenden auch außerhalb der Öffnungszeiten zur Verfügung.
Angebote bis Ende des Jahres:
Weihnachtsbäckerei, Schwimmtraining, Schlittschuh laufen, Jahresabschlussessen,
Winterferienprogramm , Geschenke basteln
Weitere Infos und Anmeldungen gibt es in unserer Einrichtung.
Wir freuen uns auf Euch
Isolde Müller, Patrick Ruß, Maja Karzenburg
DER BAYREUTHER WEIHNACHTSBAUM
Was
noch
fehlt, ist ein
Weihnachtsbaum.
Es hat sich einiges getan
in der Bayreuther Straße
in den letzten Jahren: Wir haben
so manches gemeinsam auf die Beine gestellt:
Eine Kochgruppe, eine Schachgruppe, eine Boulegruppe,
außerdem sind wir dabei, nach und nach das gesamte Gelände
zwischen weißen und roten Blöcken zu entmüllen, bewohnbar zu machen.
Leider
ist es
bis dahin
noch ein weiter Weg.
Für das Ziel, das wir haben,
gibt es ein Schlagwort, es heißt:
BAYREUTHER MARKTPLATZ.
Das bedeutet nichts anderes als
die Angleichung des Wohngebietes
an andere Wohngebiete. Was gehört dazu?
Ein Gasthaus. Das wären der Kiosk von Frau Lein und Gabys Kochgruppe.
Pädagogische Einrichtungen. Das wären der Hort und die Spiel- und Lernstube.
Vereine. Das wären die genannten Gruppenangebote, plus der noch zu gründenden.
Medizinische Versorgung. Das wäre der Street Doc mit all seinen Ärztinnen und Ärzten.
Aber
da fehlt
noch immer
eine ganze Menge.
Eine öffentliche Toilette,
Sperrmüllentsorgung, Reinigung,
Grundsanierung oder Neubau der Wohnhäuser,
bessere Unterstützung aller Bewohnerinnen und Bewohner
bei allen Dingen des täglichen Lebens, nicht zuletzt Arbeitssuche.
Zusätzlich streben wir eine Verbesserung der Infrastruktur an, entweder
durch Verlegung der Bushaltestelle „Bayreuther Straße“ in die Nähe der Siedlung
oder aber durch Installierung eines kostenfreien Privat-Busses, den man bestellen kann.
Das alles
haben wir vor
und noch viel mehr.
Vorher
hören wir
sowieso
nicht auf.
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Frohe Weihnachten wünscht die Gemeinwesenarbeit der ÖFG Robert, Dietmar, Johannes
IMPRESSUM
DER FLURBOTE | BAYREUTHER ECHO
Herausgeber
Ökum. Fördergemeinschaft Ludwigshafen GmbH
Gemeinwesenarbeit/Straßensozialarbeit
Zedernstr. 2
67063 Ludwigshafen
Telefon (0621) 59506111
Redaktion Johannes Hucke
Layout Tobias Kohlstruck | www.tobiaskohlstruck.de
Embleme Volker Thalmann
Auflage 300 Stück