hamburg regional ver.di publik 04 · 2015 7 impressum: VerAntWortliCH: Ver.Di-lAnDeSBeZirK HAmBUrG, BeSenBinDerHof 60, 20097 HAmBUrG. YASemin tASKeSen, tel. 040 / 2858-1140, WWW.HAmBUrG.VerDi.De Billig, billiger, Deutsche Post ein auslieferungsfahrer in der kurier-, express- und Paketbranche bewegt täglich drei bis fünf tonnen. olaf könemann liefert seit 15 Jahren Pakete aus – und das zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. könemann gehört zum Paketzentrum altona. Jedes Paket fasst er mindestens dreimal am tag an, beim laden, beim sortieren und beim Zustellen. „Das ist ein Job, den macht man mit Herzblut. unsere kunden wollen einen Zusteller, der um ihre Belange weiß. Denn sie wissen: Das ist die Deutsche Post AG, darauf kann ich mich verlassen.“ so war die Deutsche Post, muss man sagen: gelb, beständig und verlässlich. viele der Paketzusteller/innen machen ihre arbeit wie olaf könemann seit vielen Jahren. und sie machen sie gern. Doch ausgerechnet bei ihnen will die Post jetzt sparen. Der onlinehandel boomt, die Zahl der versandten Päckchen und Pakete wächst. und der Paketmarkt ist stark umkämpft. Dank des von ver.di und der gewerkschaft nahrung-genuss-gaststätten erstrittenen mindestlohnes wurde gegen den Wettbewerb per lohndumping eine für alle verbindliche lohnuntergrenze eingezogen. eigentlich ein vorteil für den Branchenführer und marktbestimmer DHl, der seine arbeits- und einkommensbedingungen über einen Haustarifvertrag regelt. Die Beschäftigten haben zudem tarifvertraglichen schutz vor outsourcing und kündigungen. f o t o s : D Pa B i l D f u n k ; Y a s e m i n t a s k e s e n ( u n t e n ) tarifflucht – Mehr Rendite für die Aktionäre, weniger Lohn für die Beschäigten und trotz dieser guten tariflichen regelungen konnte die Post ihre Position als marktführer im Paketbereich weiter ausbauen. aber da gibt es auch noch das versprechen des vorstandsvorsitzenden frank appel an seine aktionäre, den ohnehin schon beträchtlichen gewinn des konzerns von drei milliarden euro auf fünf milliarden hochzutreiben. Da dieses vorhaben aus appels sicht mit simplen einsparmaßnahmen und weiteren umsatzzuwächsen nicht zu realisieren ist, wurde im Jahre 2013 eine strategie zur tarifflucht entwickelt. fast unbemerkt von der Öffentlichkeit wurden 49 regionale töchter gegründet, die sogenannten DHl Delivery gmbHs. Dorthin schiebt die Post nun ihre befristet Beschäftigten ab. mit der fremdvergabe an Delivery hat die Post einen vertrag gebrochen, der mit ver.di zuletzt 2011 erneuert wurde. Darin ist festge- 15. juli, 18 uhr: meet your lokal union: offenes treffen für azubis, Javen und junge Beschäftigte. eure themen rund um die ausbildung, Übernahme oder JAV-arbeit könnt ihr hier mit gleichgesinnten besprechen. ort: Jugendraum des gewerkschaftshauses, Besenbinderhof 60. ohne anmeldung. organisieren, denn nur gemeinsam können wir uns wehren“, sagt könemann. die beschäftigten wollen nicht einfach kürzer treten Paketdienstler Olaf Könemann legt, dass die Deutsche Post ag bundesweit nicht mehr alle 990 Zustellbezirke an fremdfirmen vergeben darf. Dafür verzichteten die Beschäftigten auf kurzpausen und arbeitsfreie tage. Die ver.di-tarifkommission bei der Post hat auf diesen vertragsbruch hin den tarifvertrag zum thema arbeitszeit gekündigt, um so handlungsfähig zu werden und den Beschäftigten das zurückzugeben, was sie seinerzeit für diesen Beschäftigungspakt gezahlt haben. Die Post behauptet, dass circa 6 000 Personen den arbeitsvertrag von Delivery mit großem Zuspruch unterschrieben hätten. verschwiegen wird jedoch, dass die befristet Beschäftigten keine alternative dazu haben und bei Delivery mit bis zu 20 Prozent weniger lohn im Postler Hans-Ulrich Müller Jahr auskommen müssen als zuvor bei der Post ag. „für uns ist das ein ziemlicher schock, weil sämtliche befristet Beschäftigten ’rüber gewechselt sind beziehungsweise wechseln mussten. es ist eine ernst zu nehmende Bedrohung, weil jedes mal, wenn jetzt ein kollege ausscheidet, der Bezirk nicht durch hauseigene kräfte der Post AG besetzt wird, sondern an die DHl Delivery vergeben wird“, sagt olaf könemann. absehbar sei, dass es irgendwann keine Post AG Beschäftigten mehr geben werde. „und dagegen kämpfen wir. Die kollegen sind wütend und streikbereit.“ sie erkennen aber auch, dass sie sich um die neuen kolleg/innen in der Billigtochter kümmern müssen. „Diese gilt es schnell zu Der Post scheint es nur noch darum zu gehen, ihren aktionären zu höheren gewinnen zu verhelfen - auf kosten ihrer Beschäftigten. „Die umsätze der Post AG sprudeln. Die auftragslage ist so gut wie nie zuvor. Der vorstand verspricht den aktionären eine gewinnsteigerung von jeweils acht Prozent in den nächsten fünf Jahren. um dieses versprechen halten zu können, sollen die Beschäftigten nun kürzer treten“, sagt könemanm. Hans-ulrich müller, seit 34 Jahren bei der Post und seit 1995 im Paketzentrum in allermöhe, ergänzt: „ich finde das schon sehr traurig, dass es so weit gekommen ist. unsere leute sind gut, sie leisten gute arbeit. sie haben die einstellung: Wir sind Postler, wir arbeiten für die Post und wir geben unser Bestes für die Post. und jetzt werden wir im grunde `beschissen`.“ und deshalb streiken die Postler – bereits seit dem 1. april. brennpunkt seite 3 Für Aktive und Interessierte Zusammen visionen entwickeln Petra Reimann ver.di publik – Welche Ziele hast Du Dir gesteckt? petra – Da möchte ich beispielhaft unser Hamburger Bildungsprogramm hervorheben. mein Ziel ist, dass wir den ehrenamtlich aktiven für ihre Betriebsund tarifarbeit ein optimales Qualifizierungsangebot garantieren, um damit ihre sozialen Handlungsmöglichkeit zu stärken. Das angebot will ich künftig noch enger mit den fachbereichen, den Personengruppen und den ehrenamtlich aktiven abstimmen und entwickeln, damit wir mehr mitglieder gezielter qualifizieren können. ver.di publik – Immer wieder wird uns berichtet, wie schwer es ist, andere Wege der betrieblichen Kommunikation zu praktizieren. Wie macht man das? petra – Ja, das ist schwer. aber es gibt auch gute Beispiele dafür, wie es anders geht: vertrauensleute haben neue kommunikationswege zu den Beschäftigten in den Betrieben gefunden. Daran müssen wir anknüpfen. Das bedeutet einerseits, dass wir die kommunikationswege über elektronische medien und soziale netzwerke stärker nutzen müssen. andererseits ist aus meiner sicht das persönliche gespräch mit den Beschäftigten sehr wichtig und kann durch nichts ersetzt werden. Wenn wir beide aspekte miteinander verbinden und das in unsere Qualifizierungsangebote einbeziehen, dann werden wir die Beschäftigten in den Betrieben auch erreichen können. ver.di publik – Was sagst du zu dem Einwand: Es hat doch bisher immer auch so ganz gut geklappt …? petra – na ja, vieles hat zwar immer auch so geklappt, aber die Zeit bleibt nicht stehen. Zum Beispiel das thema Digitalisierung der arbeitswelt. Hier hat die Zukunft bereits begonnen, und wir müssen jetzt antworten auf die Herausforderungen finden, die sich für die arbeitnehmerinnen und arbeitnehmern daraus konkret ergeben. Dafür ist es notwendig, dass wir mehr junge menschen für ver.di gewinnen. Da haben wir in Hamburg noch genügend Potential. Denn nur der lebendige austausch zwischen den neuen ideen und Denkweisen der jüngeren und den erfahrungen der älteren generation bringt uns voran. und wenn wir als ver.di die Zukunft der arbeit mitgestalten wollen, müssen wir alle zusammen visionen entwickeln von zukünftigen lebensund arbeitsformen. ver.di publik – Hamburg ist als Landesbezirk der einzige „Stadtbezirk“ bei ver.di. Siehst du darin auch Chancen? petra – unsere Chancen liegen im direkteren Draht zur betrieblichen Basis und kürzeren kommunikationswegen. Das ist ein großer vorteil und den nutzen wir auch. f oto : v e r . D i H a m B u r g interview – Petra Reimann, stellvertretende Landesbezirksleiterin, über die Entwicklung bei ver.di Hamburg auf der ver.di-landesbezirkskonferenz ende februar dieses Jahres wurde Petra reimann als eine von zwei stellvertretenden landesbezirksleiterinnen gewählt. sie war zuvor leiterin des ver.difachbereichs ver- und entsorgung in Hamburg. Petra reimann gilt als angenehm unaufgeregt, als eine ihrem gegenüber stets zugewandte Person. Die 58-Jährige setzt auf ruhige ausstrahlung und gelassenheit: „innerliche gelassenheit auszustrahlen und andere nicht noch vervöser zu machen, wenn sie es schon sind“, das sei eine der wesentlichen fähigkeiten, die ihre arbeit verlange, sagt sie. ver.di publik – Petra, wie sieht dein neuer Zuständigkeitsbereich als stellvertretende Landesbezirksleiterin aus? petra reimann – meine aufgaben umfassen die Bildungsarbeit sowie die unterstützung der Personengruppe „meister, techniker und ingenieure“, die arbeit der seniorinnen und senioren, den arbeitskreis Behindertenpolitik und unser eigenes internes Personalwesen. 9. juli, 17 uhr: Die fertigmacher – Wie arbeitgeber gegen gewerkschaften vorgehen. Buchvorstellung und Diskussion mit Werner rügemer. maredo, lidl, Burger king, UPS, nora systems – wenn diese und andere unternehmen genannt werden, geht es zumeist um eins: ihr vorgehen gegen engagierte Betriebsräte und gewerkschaften. immer wieder müssen wir darüber berichten, wie firmen versuchen, unliebsame Beschäftigte loszuwerden – und ihnen dabei jedes mittel recht ist. ort: im gewerkschaftshaus, raum st. georg (ebene 9), Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg. anmeldungen bis spätestens 26. Juni 2015 per mail an [email protected] ver.di Jugend (U28) lädt ein Es wird gestreikt, bis die Post ihre Vorhaben zurücknimmt das versprechen des vorstandsvorsitzenden Buchvorstellung & Diskussion 7. juli, 10 uhr 45: rundgang „an den fleeten von allermöhe“. kosten 5 / 6 €. 8. juli, 9 uhr 45: fuhlsbüttler schleuse mit fischtreppe. Besichtigung mit führung. kostenfrei. 11. juli, 17 uhr 45: tallimann und schutenschubser. ein leben im Hafen. Barkassenfahrt mit vorprogramm. 18 uhr abfahrt landungsbrücken, 19 uhr ohnsorgtheater im Hafenmuseum. kosten 20 € / 22 €, Überweisung. 14. juli, 13 uhr 15: „st. Pankratius-kirche“ in HH-neuenfelde. Besichtigung mit führung. kostenfrei, spende erbeten. 15. juli, 9 uhr 45: Hafenrundfahrt mit Hafenmuseum. kosten 20 €. anmeldungen und weitere informationen montags u. mittwochs 10 bis 13 uhr unter 28 58 13 41; im internet http://senioren.hamburg.verdi.de 30. august bis 5. september: seminar „Buchenwald – zum 70. Jahrestag der Befreiung“ in Weimar. in diesem seminar soll die entwicklung des KZ-systems insbesondere am thema Zwangsarbeit verdeutlicht werden. unter welchen Bedingungen lebten und arbeiteten die Häftlinge? Welche firmen profitierten von der Zwangsarbeit? Welche rolle spielte die SS? Darüber hinaus wird die geschichte der verweigerung von gesellschaftlicher anerkennung und entschädigung der überlebenden Zwangsarbeiter in den Blick genommen und darüber diskutiert werden. anmeldungen unter: www.bildung.info-verdi.de. freistellung: HambBUG, WBG SH. kosten für ver.di mitglieder: 250 € nichtmitglieder:350 €. rückfragen unter tel.: 040 / 28 58 11 81 beim ver.di Bildungswerk Hamburg. 24. juli, 15 uhr: Hissen der regenbogenfahne beim DGB-Haus anlässlich des Beginns der CSD-Woche. 26. juli, 15 bis 17 uhr: stadtrundgang, lesbisches leben in Hamburg. Der rundgang ist offen für alle interessierten. treffpunkt: frauencafé endlich / Hotel Hanseatin, Dragonerstall 11, 20355 Hamburg. in kooperation mit dem frauenbildungszentrum Denk(t)räume. Schneller und einfacher ans Ziel. Mit diesem QR-Code zur Internetseite von ver.di-Hamburg
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