Toggenburg 37 Donnerstag, 21. Januar 2016 Fotografiepionier wird gewürdigt Im Seniorenzentrum Solino erlaubt eine Ausstellung der Museumsgesellschaft Bütschwil einen «Blick zurück»: Ausgestellt sind Toggenburger Ansichten des Dietfurter Fotografen Alfred Lichtensteiger (1873–1952). SERGE HEDIGER BÜTSCHWIL. Es hiess von ihm, mit seiner Kunst stehle er dem lieben Gott die Zeit. «Die Leute fanden, er würde ‹gschider go schaffe› und Geld verdienen», erinnerte sich der Gähwiler Pirmin Bühler, Gast an der Vernissage, an seinen Grossvater. «Denn seine Frau und seine sechs Kinder daheim hatten kaum genug zum Leben.» An die 6 000 Fotoplatten aus Glas hat Alfred Lichtensteiger, der 1873 in der «Traube» Dietfurt zur Welt kam, der Museumsgesellschaft hinterlassen. Pirmin Bühler: «Er war ein Riesenkünstler, geleitet von einem unglaublichen Willen und voller Courage, sich um das Gerede der Leute zu foutieren.» Einheimische Vogelwelt kennenlernen NESSLAU. Wer kennt die einhei- mischen Vögel? Welche Vögel besuchen das Futterhaus? Welcher Vogel kreist am Himmel? Wo nistet eigentlich der Eisvogel? Antworten auf diese Fragen und viel Wissenswertes erfährt man im Vogelkunde-Einführungskurs, den der Naturschutzverein Ebnat-Kappel und Nesslau ab 2. Februar bis Anfang Juni in Nesslau anbietet. An fünf Theorieabenden werden die Lebensräume und ihre häufigsten Bewohner mit Bildern, Filmen, Ton und Anschauungsmaterial vorgestellt. Drei Exkursionen finden jeweils an einem Samstag statt. Dort gibt es Gelegenheit, unter kundiger Leitung die entdeckten Vögel zu bestimmen und vieles über deren Leben zu erfahren. Zentrales Anliegen des Kurses ist es, die Freude an der Natur zu verstärken und Kenntnisse über die Vogelwelt zu vermitteln. Der Kurs richtet sich an Erwachsene und Kinder ab zehn Jahren. Vorkenntnisse sind keine erforderlich. Die Kosten für Erwachsene betragen 100, für Familien 200 und für Schüler 60 Franken, dies inklusive eines Arbeitsordners. (pd) Vogelkunde-Kurs 2016 des NSV Ebnat-Kappel und Nesslau: Anmeldungen und Informationen bei: Ruth Jenni, Stadtaustr. 5, Lichtensteig, Telefon 071 988 27 47 oder E-Mail rujenni!bluewin.ch. WATTWIL. Die CVP-Kantonalpar- tei führt heute Donnerstag ihre Delegiertenversammlung im Toggenburg durch. Die Delegierten sind Gast im Thurpark in Wattwil und werden sich in erster Linie mit den nationalen Abstimmungsvorlagen befassen. Der Bau des Gotthard-Strassentunnels wird kontradiktorisch behandelt. SP-Nationalrätin Claudia Friedl vertritt die Gegner, CVP-Nationalrat Markus Ritter wird die Pro-Seite vertreten. Die Durchsetzungs-Initiative wird durch Barbara Steinmann, SVP Zürich, vorgestellt, die Gegner der Initiative werden durch CVP-Nationalrat Thomas Ammann vertreten. Die Delegierten der CVP-Kantonalpartei werden anschliessend die Parolen fassen. (pd) Nichts geht ohne «Bollespicker» Fotograf des Zeitgeschehens Hier Lichtensteig, dort Ganterschwil oder Mosnang. Toggenburgauf, toggenburgab und immer wieder: Dorf und Kirche. Eigens hergestellte Schwarzweiss-Abzüge von Lichtensteigers Fotografien – überdies käuflich zu erwerben – sind seit Dienstag im Seniorenzentrum Solino in Bütschwil ausgestellt. Wie der Fotograf zu seinen Sujets kam, davon berichtete die Präsidentin der Museumsgesellschaft, Katharina Meier, in ihrer Ansprache. Seine fotografischen Streifzüge unternahm Lichtensteiger erst mit dem Hochrad, dann mit dem Fahrrad und schliesslich mit dem Motorrad. Er war mit seiner Grossformatkamera dabei, als die Bodensee-Toggenburg-Bahn eröffnet wurde, als der deutsche Kaiser Wilhelm II. Kirchberg besuchte, als die Brücke über den Dietfurterbach gebaut wurde. Die Ankunft neuer Spinnereimaschinen im Dorf? Der Brand der Taamühle? Lichtensteiger hielt die CVP-Delegierte fassen Parolen «Was wäre eine Bütschwiler Fasnacht ohne ‹Bollespicker›?», fragen sich die Macher der Fasnachtszeitung. Dieses Jahr erscheint die traditionelle Fasnachtszeitung «de Bollespicker» bereits zum 71. Mal. Die Redaktion ist aber bei der Planung der Zeitung auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Die Zeitungsmacher freuen sich, wenn sie mit humorvoll geschriebenen Artikeln, die nicht ehrverletzend sein dürfen, beliefert werden. Sie versprechen, dass Einsendungen diskret behandelt werden. Wichtig ist es, dass der Einsender eines Artikels den Absender nicht vergisst, teilt die Redaktion in der Ankündigung mit. (pd) BÜTSCHWIL. Bild: Serge Hediger Ausstellungsmacher Adrian Scherrer, Katharina Meier, Präsidentin der Museumsgesellschaft, Pirmin Bühler, Enkel des Fotografen (von links). Ereignisse fest. Seine Frau besorgte derweil die Wirtschaft, die «Traube» in Lichtensteig. Für die Historikerin Katharina Meier reiht sich der Name Lichtensteigers nahtlos ein in die Ostschweizer Galerie anderer namhafter Pioniere der Fotografie – Johann Baptist Isenring (Lütisburg), der erste Daguerreotypien erstellte, Eduard Spelterini (Bazenheid), der Luftaufnahmen für die Schweizerische Landestopographie machte, die St. Galler Fotografendynastien Bär und Gross oder den Piloten Walter Mittelholzer. «Und doch: Alfred Lichtensteiger entwickelte sei- nen eigenen Stil», würdigte Katharina Meier dessen Arbeit. «Es ist zu vermuten, dass die Kunststadt Rom nicht spurlos an ihm vorbeiging.» Tatsächlich hatte der Toggenburger sechs Jahre in der Schweizergarde gedient, bevor er sich als Fotograf versuchte. Seine Aufnahmen seien denn auch nicht nur eine kulturgeschichtliche Dokumentation, sondern auch eine Chronik des sozialen Wandels, meinte Meier. Einen Franken Gage Obwohl Lichtensteiger Geschäfts-, Auftrags- und Privatfotografie betrieb: «Auf einen grü- nen Zweig kam er nie, er war ein schlechter Geschäftsmann. Hochzeitsreportagen lieferte er mit bis zu zwei Jahren Verspätung aus», sagte Katharina Meier. «Es gab Abende, da schlüpfte er zur Unterhaltung der Gäste in seine Schweizergarde-Uniform, stand auf die Tische und erzählte Abenteuerliches aus Rom. Und zog dann einen Franken Gage ein.» Ein grosser Teil der Postkarten jener Zeit stammen aus Lichtensteigers «Spezialgeschäft für die Anfertigung von Ansichtskarten». Die Fotografien Lichtensteigers sind im Seniorenzen- trum Bütschwil noch bis zum 20. März täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Thomas Glünz, der als stellvertretender Leiter und Gastgeber die Ausstellung eröffnete, betonte in seinen Begrüssungsworten, dass Ausstellungen im «Solino» immer auch als Lebensbereicherung der Bewohnerinnen und Bewohner zu verstehen seien: «Die Ausstellung ‹Der Blick zurück› ist für viele Bewohner und Gäste auch ein Weg zurück in die Jugend und Kindheit.» Kann es ein schöneres Kompliment an den Fotografen geben? Einsendungen können bis zum Dienstag, 26. Januar, an: Redaktion «de Bollespicker», Postfach 161, 9606 Bütschwil, oder per E-Mail an bollespicker!bluemail.ch geschickt werden. Die fleissigen Bienen treten ab Die Kinderfasnacht in Wildhaus feiert dieses Jahr das 10-Jahr-Jubiläum. Vier Frauen haben diesen Anlass für die Kinder in den letzten Jahren organisiert. Nach der kommenden Kinderfasnacht treten sie ab. Die Nachfolgerinnen stehen bereits in den Startlöchern. CHRISTIANA SUTTER WILDHAUS. Schlag zwei Uhr an diesem Samstagnachmittag startet der Fasnachtsumzug beim Mehrzweckgebäude Chuchitobel. Angeführt wird die Fasnachtsschar von den Lutere Guggern aus Nesslau. «Genau wie die vergangenen neun Jahre», sagt Hedy Vetsch, Wildhaus. Seit zehn Jahren organisiert sie zusammen mit Claudia Brauchli, Priska Hefti und Martina Vögel die Kinderfasnacht in Wildhaus. Zu Beginn war noch Anneliese Weber dabei. Die zehnte Kinderfasnacht ist die letzte für das Organisationskleeblatt. «Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist», sagt Hedy Forrer lachend. Wildhaus zur Verfügung. Es kamen rund 50 Maskierte. Schnell merkten sie, dass dieser Raum für die Zukunft zu klein ist. «Heute sind es rund 200 maskierte Kinder und Erwachsene», so Vetsch. Dieser Anlass hat sich in der Gemeinde etabliert. Zuerst waren es nur Kinder aus Wildhaus, «heute kommen sie auch von ausserhalb». Auch Kinder, die ihre Ferien im Obertoggenburg verbringen, nehmen an der Kinderfasnacht teil. Zu Beginn wurden die Kostüme gekauft. «Heute werden diese oft selber genäht», erklärt Vetsch. Sogar die Idee einer Fasnachtskleiderbörse ist schon entstanden. Freude und keine Wehmut Für die vier Frauen gibt es einiges zu organisieren. Der Saal muss bei der Gemeinde reserviert werden, diesen können sie kostenlos nutzen. Es ist Tradition, dass jedes Kind an diesem Nachmittag kostenlos Wienerli, Brot und Sirup erhält. Wienerli werden bei Othmar Murer in Alt St. Johann, das Brot bei der Bäckerei Alpiger in Wildhaus bestellt, «diese kommen uns mit den Preisen sehr entgegen». Unterstützung erhalten die Organisatorinnen von der Landi und der Gärtnerei Abderhalden in Wildhaus. «Dekorationsmaterial bekommen wir von Foto Forrer, Wildhaus.» Nebst dem Umzug, dem Tanz und der Prämierung können die Kinder immer wieder kleine Preise gewinnen. Beispielsweise sind im ganzen Saal des Chuchitobels Clownbildli versteckt. Die Kinder können diese sammeln, «und wer am meisten gefunden hat, erhält einen Preis», freut sich Forrer. Der Höhepunkt kommt am Schluss: Selbstgenähte Kostüme Die Idee für eine Kinderfasnacht hatten die vier Frauen im Ausgang. «Wir wollten, dass unsere Kinder dieses Fasnachtserlebnis haben», sagt Vetsch. Ihnen ist wichtig, dass sich die Kinder gut unterhalten, tanzen können und am Ende des Nachmittags an der Maskenprämierung einen guten Platz erreichen. Die Masken werden in verschiedenen Kategorien prämiert: Einzelmasken Kinder, Einzelmasken Erwachsene und Gruppen. Im ersten Jahr stand den Organisatorinnen der Jugendraum in Bild: Christiana Sutter Die vier fleissigen Bienen von links: Priska Hefti, Martina Vögel, Hedy Vetsch sowie Claudia Brauchli. die Prämierung. Gespannt warten die kleinen und grossen «Butzen» auf die Bekanntmachung. Die Kinder können aus Gesellschaftsspielen und die Erwachsenen zwischen Gutscheinen, Spaghettiplausch-Korb und Zopf auswählen. Um 17 Uhr ist Schluss. «Das Schlimmste an der Putzerei sind die vielen Konfettis», äussert sich Vetsch, «aber die gehören einfach zur Fasnacht.» Die vier «Neuen» im Einsatz Die Bauersfrau ist voller Tatendrang. Die Vorfreude auf die zehnte Austragung ist da. Ist da etwas Wehmut? Nein, denn Hedy Vetsch betont, dass sie und ihre Kolleginnen sich sicher sind, dass ein neuer Wind nicht schaden wird. Bereits sind Nachfolgerinnen gefunden. Die vier «Neuen» werden bei den Vorbereitungen der zehnten Kinderfasnacht mit einbezogen. In Zukunft werden Rita Elmer, Michaela Näf, Fränzi Egle und Karin Jäggi während der Fasnachtszeit den Kindern einen fröhlichen Nachmittag ermöglichen. Bis es aber soweit ist, erkennt man die vier «Noch»-Organisatorinnen an ihrem Bienenkostüm. Kinderfasnacht Wildhaus, Samstag, 23. Januar, 14 Uhr, Chuchitobel. Umzug mit den Lutere Guggern.
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