SQM 02/15 Duschen ist das neue Baden

SQM Interior
Kleines Bad
squaremeter: Herr Sieger, Ihr Entwurf „Small
Size Premium Spa“ ist für Kleinst­bäder
konzipiert. Dabei versprechen Sie Funktionalität und Spa-Qualität auf rund sechs
Quadratmetern. Wie gelingt dieser Spagat?
Michael Sieger: Insbesondere durch den Verzicht auf
die Badewanne, deren Funktion heute durchaus frag­würdig ist. Die Horizontal-Shower-Anwendung,
die wir zusammen mit Dornbracht entwickelt haben,
bietet einen ähnlichen Komfort. Weitere Produkte,
die diese Funktion erfüllen, werden sicherlich folgen.
Horizontal-Shower-Anwendung heißt
Duschen im Liegen. Das klingt nicht gerade
sehr bequem und entspannend ...
Ist es aber! Zumal auch das „normale“ Baden häufig
alles andere als komfortabel ist. Nur wenige Badewannen sind wirklich für breite Nutzergruppen
bequem, z. B. für verschiedene Personengrößen. Bei
rund 90 Prozent der Modelle bleibt die Temperatur
nicht konstant, sodass durch das Zu- und Ablaufen
von Wasser nachjustiert werden muss. Auch hinsichtlich eines nachhaltigen Wasserverbrauchs ist das
Baden nicht optimal. Die Badewanne, wie wir sie
heute kennen, ist ein Auslaufmodell.
In kleinen Wohnungen ist meist kein eigener
Haushaltsraum vorgesehen. Waschmaschinen
müssen also im Bad untergebracht werden.
Bietet das „Small Size Premium Spa“
hierfür Platz? Gibt es zudem Stauraum für
Handtücher und Kosmetikartikel?
Aktuell ist es nicht vorgesehen, eine Waschmaschine im SSPS® zu integrieren – vielleicht aber ein
Aspekt für zukünftige Modifikationen. Handtücher
und Kosmetikartikel finden im großzügigen
Spiegelschrank oberhalb des Waschtisches sowie in
den Unterschränken Platz. Zudem sind in den
Wänden und neben dem WC Hohlräume mit
entsprechenden Klappen versehen, sodass diese
zusätzlich genutzt werden können.
Kann Ihr Entwurf in jeder Neubau-Immobilie
Maximaler Luxus auf minimalem Raum 6,2 m2 misst des Deutschen Durchschnittsbad. Neue Bäder liegen sogar darunter – das zeigen auch die
meisten von squaremeter in dieser Ausgabe gecheckten Wohnungen. Dem wird Michael Siegers Entwurf „Small Size Premium Spa“ gerecht, der
auf kleinster Fläche eine Vielzahl an Nutzungsoptionen bietet.
Klein und funktional, so stellt sich Designer Michael Sieger das Bad der Zukunft vor.
Duschen – ob im Stehen, Sitzen oder Liegen – ist dabei für ihn der Trend unserer Zeit. Ein
innovatives Konzept, das dem schwindenden Wohnraum in unseren Städten gerecht wird
Text Nicole Knaupp
126 squaremeter 02|15
Fotos: sieger design
DUSCHEN IST DAS
NEUE BADEN
1
2
3
realisiert werden? Wann sollte sich der
Käufer damit auseinandersetzen?
Tendenziell natürlich, bevor er anfängt zu bauen,
aber ich wüsste auch nicht, in welchem bereits
bestehenden Neubau SSPS® nicht realisiert werden
könnte. Höchstens dort, wo selbst sechs Quadratmeter nicht verfügbar sind.
Wie hoch ist der Kostenfaktor?
Das hängt insbesondere von den verwendeten Materialien und Produkten ab. Bis auf die Duschanwendung Horizontal Shower, für die es aktuell noch keine
kostengünstige Alternative gibt, sind alle Produkte
in verschiedenen Ausführungen und Preissegmenten
verfügbar. So lässt sich von dem unteren mittleren
Preissegment bis hin zum Premium- oder Luxus­
segment entsprechend skalieren.
Glauben Sie, dass der Markt heute schon
reif ist für ein Mini-Premium-Bad in dieser
Preisklasse?
Ja, absolut. Wenn auch noch nicht direkt bei uns,
dann aber in jedem Fall in Städten wie Hongkong,
Tokio oder Schanghai. Sicherlich liegen wir
in Deutschland heute noch gerade eben in einer
Komfortzone. Doch jüngste Nachrichten über die
Entwicklung der Kauf- und Mietpreise verdeutlichen,
dass auch bei uns bzw. in Europa das Thema absolut
relevant ist. Darüber hinaus erachte ich die kleinere
Badfläche nicht als Nachteil. Wir sehen einen
Paradigmenwechsel: Da große Häuser auch eine
Belastung darstellen, werden kleine, aber hochfunktionale Wohnräume für kommende Generationen
einen hohen Attraktivitätswert haben.
Und was kommt als Nächstes? Wie sieht
das Bad in 30 Jahren aus?
Komplett durchsystematisiert, hochfunktional,
ressourcenschonend, intelligent und mit den uns
umgebenden Informationssystemen vernetzt.
Was sind Ihrer Meinung nach generell die
besten Tipps für kleine Bäder?
Über den Verzicht der Badewanne nachzudenken.
4
Michael Sieger
Geschäftsführer
der sieger design
GmbH & Co. KG
„Markenkonzepte
und Produkte mit
Alleinstellungsmerkmal zu entwickeln,
signifikant und
erfolgsorientiert“ – so
lautet der Anspruch,
mit dem der Designer
unter anderem für
Partner wie Dornbracht, Duravit, Alape
oder Lamy tätig ist.
Seit 2003 leitet er
gemeinsam mit
seinem Bruder Chris­tian das Familienunternehmen in
zweiter Generation.
Zusammen gründeten
sie 2005 ihre eigene
Marke Sieger.
Die Nasszone
Duschen lässt sich in Michael
Siegers Konzept sowohl im
Stehen (1) als auch auf der
beheizbaren Bank im Sitzen (2 + 4)
oder im Liegen (3). Neben der
klassischen vertikalen Dusche
(1 + 2) gibt es eine Regendusche,
die Szenarien wie Duft, Licht und
Musik einbindet.
02|15 squaremeter 127