29. Juni 2015 Fototermin: Störfilet statt Veggieburger Alternative Spezialitäten aus der Binnenfischerei Über die vegane und vegetarische Küche wird derzeit viel berichtet. Aber nicht jeder Verbraucher möchte auf tierische Produkte verzichten. Eine Alternative kann Fisch sein. Davon hat der Norden neben dem Seefisch auch im Binnenland und in den Flüssen einiges zu bieten. Kammerpräsident Claus Heller stellte am Vormittag die Spezialität Stör vor. Bei einem Fototermin in der Fischzucht Kortmann in Hohenwestedt konnten die Medienvertreter nicht nur die moderne Fischzucht ansehen, sondern auch das gegrillte Filet ohne Gräten probieren. Leckerer Stör ohne Gräten! Der frische Stör hat meist weißes Fleisch, je nach Art auch mal leicht gelblich. Dieses besitzt keinen extremen Eigengeschmack, ist eher unauffällig und daher vielfältig würz- und einsetzbar. Fetteinlagerungen befinden sich separat im oberen Rücken und an den Spitzen der Bauchlappen. Bei Diätwunsch ist das Fett leicht zu entfernen. Aber Vorsicht: Fischfett ist ein gesunder Geschmacksträger. Durch Körperstruktur, dicke Haut, große Knochenplatten und Knorpelskelett hat der Stör keine Gräten und ist leicht zu verarbeiten und zu essen. Die Dicke der Karbonadenscheiben richtet sich nach dem Abstand der Rückenknorpel. Die Speisefischgröße beginnt bei etwa 2 kg Lebendgewicht. Je größer die Störe, desto besser ist die Fleischausbeute. Störe bekommt der interessierte Kunde in Schleswig-Holstein bei den meisten fischereilichen Direktvermarktern. Der Preis bewegt sich auf dem Niveau von Forelle, Karpfen und Maräne. Darf man seltene Störe essen? Als Wildfisch ist der Stör vom Aussterben bedroht. Störe sind sehr langsam wachsende Fische. Und sie lassen sich mit der Geschlechtsreife auch viel Zeit. In der Natur ist es ganz normal, wenn ein Weibchen erst mit 18 bis 20 Jahren das erste Mal geschlechtsreif wird. Bis zur nächsten Eireife kann es dann wieder bis zu sechs Jahre dauern. 2 Die Tiere unternehmen dabei große Wanderungen. Nach dem Schlüpfen der Jungfische bleiben diese bis zu drei Jahre im Süßwasser. Dann wandern sie ins Salzwasser, also in die großen Meere ab. Erst zur Laichzeit kommen sie, wie beispielsweise die Lachse, in die Unterläufe der Flüsse oder das, was noch von diesen Lebensräumen übrig ist, zurück. Seit gut 20 Jahren hat ein großes Bemühen zur Rettung und Erhaltung von Stören begonnen. Hier sind besonders zu nennen: Gesellschaft zur Rettung des Störs e. V. (www.sturegon.de) und die World Sturegon Conservation Society e. V. (www.wscs.info). Aktuell finden Besatzmaßnahmen zur Wiedereinbürgerung in der Elbe mit Nebenflüssen für den Atlantik und in der Oder für die Ostsee statt. Kontrollfänge bestätigen mit einem Längenund Gewichtszuwachs den eingeschlagenen Weg. Ganz anders sieht es in der Aquakultur, also in der kontrollierten Haltung von Stören aus. Durch ein gezieltes Temperaturregime lässt sich die Wachstumspause im Winter überbrücken, die Störe wachsen gleichmäßiger und werden so früher geschlechtsreif. Mit den üblichen Methoden der Fischvermehrung wird Nachwuchs erzeugt. Der Kreislauf ist ohne Zugriff auf Wildfische geschlossen. Neben der großen Nachfrage nach Kaviar, heute vor allem aus der Aquakultur, sind auch das Fleisch und die Fischhaut, das Fischleder, sehr gefragt. Dabei kommt die größte Nachfrage aus dem Osten. Rund 80 % des in Deutschland erzeugten Kaviars geht nach Russland. Somit ist die Aquakultur der größte Garant für den Schutz und den Erhalt der Wildbestände. Unsere Betriebe haben Manufakturcharakter Die schleswig-holsteinischen Fischereibetriebe sind nach dem EU-Sprachgebrauch Kleinstbetriebe, bis maximal zehn Angestellte. Das Wort Manufaktur beschreibt sie allerdings wesentlich besser. Das Meiste wird von Hand gemacht. Von der Aufzucht, dem Fang bis zur Vermarktung, Familienbetriebe im wahren Sinn des Wortes kümmern sich um das Wohl der Fische und die Qualität für den Genuss des Verbrauchers. Die Familienmanufaktur ist das Siegel für Geschmack und Genuss. Fakten zur Aquakultur (Teichwirtschaft) in Schleswig-Holstein Nach der aktuellen Erhebung gibt es in Schleswig-Holsein 33 fischhaltende Betriebe mit 725 ha Wasser(-Teich)fläche und 2.228 m³ Netzgehege. Sie produzieren eine jährliche Erzeugermenge von rund 245 t Speisefisch: Regenbogenforelle, 13 Betriebe (76 t) Lachsforelle, 4 Betriebe (34 t) Karpfen, 26 Betriebe (86 t) Sonstige Speisefische wie Stör, Zander und Aal (49 t) In der Binnenfischerei (Fluss- und Seenfischerei) werden jährlich auf 14.867 ha Wasserfläche rund 151 t Fische gefangen; das entspricht 10,2 kg/ha. Davon entfallen auf Speisefische wie Aal, Hecht, Barsch, Forelle, Karpfen, Zander, Kleine und Große Maräne, Quappen und Wels 79 t. Das entspricht 5,32 kg/ha. Der Rest entfällt auf die sogenannten „Weißfische“, die als Besatzfische verkauft werden. 3 Betriebsspiegel Fischzucht Kortmann Familie Kortmann betreibt die Fischzucht seit 2006 in Hohenwestedt. Es handelt sich um einen jungen Familienbetrieb. Die Wurzeln der heutigen Fischzucht Kortmann gehen auf das Jahr 1928 zurück. Seit dieser Zeit wird auf rund 18 ha in mehr als 60 Teichen Speise-, Zierund Satzfisch produziert. Die Fischzuchtanlage ist heute zu einem modernen, vielschichtigen Fischereibetrieb geworden, der vom Fischwirtschaftsmeisterpaar Christina und Thilo Kortmann mit einem Gesellen und einem Auszubildenden betrieben wird. Weitere Informationen finden sich unter www.fischzucht-kortmann.de im Internet. Verantwortlich für diesen Pressetext: Isa-Maria Kuhn, Landwirtschaftskammer, Tel.: 0 43 31-94 53-111, [email protected]
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