Hofheim Bilder statt abstrakter Worte Sozialarbeiterin Annette Flegel. Foto: Renate Hoyer Von Jöran Haders Treffpunkt „Leichte Sprache“ der Lebenshilfe feiert fünfjähriges Bestehen. Auf dem Türschild der Lebenshilfe Main-Taunus hat Ruth Eckhardt ein schwieriges Wort entdeckt: „Heilpädagogische Beratungsstelle“ steht da. Eckhardt ist Prüferin für die so genannte Leichte Sprache. Sie wurde entwickelt, um geistig Behinderten den Zugang zu Informationen zu ermöglichen, die sie im Alltagsleben brauchen. Gemeinsam mit anderen Prüferinnen und Prüfern liest Ruth Eckhardt für den Treffpunkt Leichte Sprache der Lebenshilfe Übersetzungen von „normaler“ in die Leichte Sprache. „Nur wenn ein Text von Menschen mit Lernschwierigkeiten oder einer Behinderung gelesen und verstanden wurde, bekommt er das europäische ,Easy-to-read‘Prüfsiegel“, erklärt Annette Flegel. Die Diplom-Sozialarbeiterin leitet den Treffpunkt Leichte Sprache, der 2010 gegründet wurde. Für Flüchtlinge und Demenzkranke nützlich Die Sprachprüfer des Treffpunkts in der Hofheimer Kurhausstraße haben das schwer verständliche Schild an der Tür der Beratungsstelle, in der sie eine Bibliothek eingerichtet haben und regelmäßige Treffen durchführen, nicht unkommentiert gelassen. Gemeinsam haben sie ein zweites Türschild entworfen – mit Bildern und kurzen Sätzen, die erklären, was die Besucher erwartet. Das Schild, das jetzt ebenfalls an der Tür hängt, beginnt mit dem Wort „Willkommen“. Das Wort „heilpädagogisch“ ist darauf nicht mehr zu finden. Für Heike Behnsch, die seit drei Jahren als ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Lebenshilfe für das Thema Leichte Sprache zuständig ist, ist das Jubiläum des Treffpunkts Anlass für eine Bilanz. Nicht so einfach sei es gewesen, Überzeugungsarbeit für die Notwendigkeit der Leichten Sprache zu leisten. Aber es habe sich gelohnt. „Die Sache kommt jetzt so langsam ins Rollen“, sagt Behnsch und meint damit, dass vor allem Kommunen und öffentliche Institutionen Texte in Leichter Sprache veröffentlichen, um es so behinderten Menschen leichter zu machen, ein selbstständiges Leben zu führen. Zu den Vorreitern auf diesem Gebiet gehört die Stadt Hochheim am Main, die als Modellkommune für Inklusion ihre Verwaltungsmitarbeiter geschult hat. „Wir möchten, dass unsere Mitarbeiter im Rathaus beim Umgang mit Behinderten auf deren Bedürfnisse eingehen können“, berichtet Ulrike Krommenacker, die als städtische Ansprechpartnerin für das Projekt Modellkommune Inklusion zuständig ist. In allen Lebensbereichen sollte es Texte in Leichter Sprache geben, wünschen sich die Betroffenen. „In Briefen, im Internet und im Fernsehen“ vermisst Ruth Eckhardt Leichte Sprache; und auch Zeitungen oder selbst Speisekarten in Restaurant seien oft viel zu schwer verständlich, ergänzt Maren Klie, die ebenfalls seit der Gründung des Treffpunkts als Sprachprüferin arbeitet und eine Lernbehinderung hat. Und obwohl die Leichte Sprache ursprünglich als Mittel erdacht wurde, das für Menschen mit Behinderung eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben möglich machen sollte, kann sie auch für andere nützlich sein: zum Beispiel für Demenzkranke oder Menschen mit einer Leseschwäche. Sogar Flüchtlinge könnten von Alltagstexten in Leichter Sprache profitieren. Artikel URL: http://www.fr-online.de/main-taunus/hofheim-bilder-statt-abstrakterworte,1472862,32002398.html
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