6 °Lokales° Sonnabend, 16. April 2016 · Nr. 89 Backsteine aus der Dose Vor 25 Jahren Dienstag, 16. April 1991 Da waren selbst die Helfer überrascht: Bei der jüngsten Altkleidersammlung kamen mehr als 25 Tonnen Hilfsgüter zusammen, die das Deutsche Rote Kreuz Lüneburg nun an Bedürftige weitergeben kann – das Ergebnis übertraf die Bilanzen der vorangegangenen Sammlungen um das Vierfache. Graffiti-Sprayer im Auftrag der Stadt: Jonathan Sachau macht Lüneburg ein bisschen bunter LG in Kürze ■ Der Literaturkreis des Parlü kommt am Montag, 18. April, von 15 bis 17 Uhr im Bürgertreff an der Thorner Straße zusammen. Gedichte, kurze Geschichten und selbst Verfasstes werden vorgetragen und besprochen. Kosten: 1 Euro. Anmeldungen: 60 37 60. ☎ ■ Eine Bilanz seiner Arbeit zieht der Kinderschutzbund bei seiner Jahresversammlung am Montag, 18. April, 19 Uhr, in der AOK Am Weißen Turm. Zudem gibt es einen Ausblick auf neue Aktivitäten. So ist neben Elternkursen eine Fachtagung zum Thema „Kinder von psychisch kranken Eltern“ geplant. Bei den Vorstandswahlen geht es um die Besetzung des Vorsitzenden-Postens, aktuell steht Monika Montz an der Spitze. ■ „Wege aus der Brüllfalle – wenn Eltern sich durchsetzen müssen“ lautet der Titel eines Films, der am Mittwoch, 20. April, von 16 Uhr an im Stadtteilhaus Kredo an der Neuhauser Straße gzeigt wird. Das Angebot ist kostenfrei, für eine Kinderbetreuung ist gesorgt. Der Film soll Anregungen und Impulse für ein wertschätzendes Miteinander vermitteln und ein Einstieg sein für den Kursus für Eltern von Grundschulkindern, der am Mittwoch, 27. April, startet und an sechs Nachmittagen die Gelegenheit bietet, sich zu Erziehungsfragen auszutauschen. ■ Eine Feierabendtour startet der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club am Mittwoch, 20. April, um 18 Uhr vor der TouristInfo am Markt. Im gemütlichen Tempo geht es auf eine 25 Kilometer lange Strecke. Jonathan Sachau, Künstlername Dosenfutter, ist von der Stadt Lüneburg beauftragt, einige Stromkästen im Stadtgebiet mit Graffiti zu verschönern. Hier ist er bei der Arbeit am Bürgeramt. Foto: sp Rätselhaftes Verschwinden ca Gorleben. Ina K. aus Gorleben bleibt verschwunden, die Polizei vermutet, dass die 55-Jährige ermordet wurde. Nun wollen die Ermittler mit dem Fall ins Fernsehen gehen: Am Sonntag, 17. April, 19.50 Uhr greift die MDR-Sendung „Kripo live“ das Thema auf. Den Schritt gehe man, da SachsenAnhalt nicht weit vom Wohnort der Frau liegt und denkbar ist, dass man sie dort gesehen hat. Wie berichtet, ist die Frau seit vermutlich Anfang November verschwunden. Allerdings meldete sie nicht ihr Sohn, mit dem sie zusammenlebt, als vermisst, sondern Bekannte. Ermittler schließen nicht aus, dass der Sohn etwas mit dem Verschwinden der Mutter zu tun hat. Die Polizei hat Gorleben und Umgegend sowie die Elbe abgesucht, aber keinen Hinweis auf Ina K. gefunden. ■ Kirchgellersen. Nach einem Unfall mit einem Schwerverletzten sucht die Polizei Zeu- gen. Trotz Gegenverkehrs hat ein Unbekannter mit einem Kleintransporter, auf dessen Dach ein Boot befestigt war, gestern gegen 12.15 Uhr zwischen Kirch- und Südergellersen einen Traktor überholt. Ein Opel-Fahrer musste bremsen, ein VW fuhr auf, ein Auto schleuderte auf die Gegenspur und prallte gegen einen Bus. Der VW-Fahrer (38) kam schwer verletzt ins Klinikum, der Opel-Fahrer (28) erlitt leichte Verletzungen. Sachschaden: rund 25 000 Euro. Der Fahrer des Kleinbusses fuhr davon. Hinweise: 6 63 88. ☎ ■ Adendorf. Ein Nachbar hat gestern Nachmittag einer 66-Jährigen das Leben gerettet. Davon geht die Polizei aus. In der Wohnung der Seniorin an der Elsa-Brandström-Straße hatte der Herd Feuer gefangen. Ein Rauchmelder löste aus. Der Nachbar rief die Feuerwehr und klingelte Sturm. Helfer holten die bewusstlose Frau aus dem ■ Lüneburg. Diebe haben in der Nacht zu Donnerstag aus Schuppen in Häcklingen rund um die Straße Am Wischfeld 16 Fahrräder gestohlen. Schaden: mindestens 8000 Euro. Polizeibericht ■ Bardowick. In Bardowick hat die Polizei hingegen ein schwarzes Canondale-Rad sichergestellt, das ein 18-Jähriger vermutlich gestohlen hat. Die Beamten suchen den Eigentümer: 83 06 22 15. ☎ ■ Hohnstorf/Elbe. Hausbesitzer überraschten gestern Morgen gegen 9.50 Uhr in ihrem Haus an der Bundesstraße einen Einbrecher. Der Täter flüchtete mit seinem Komplizen in einem dunklen BMW-Kombi mit Segeberger Kennzeichen (SE). Hinweise: (0 41 36) 91 23 90. ☎ ■ Wetzen. Aus ungeklärter Ursache stand gestern Mittag eine Gartenlaube in Wetzen in Flammen. Laut Feuerwehrsprecher Rainer Schütze hatten die Helfer die Lage schnell unter Konrolle. ■ Schneverdingen. Es gibt Momente, in denen man sich sicher fragt, ob man irgendetwas falsch gemacht hat. So dürfte es einer Frau in Schneverdingen gehen. Als sie jetzt aus dem Urlaub nach Hause kam, lagen drei Kubikmeter Baumwurzeln, Stämme und Geäst auf der Einfahrt ihres Hauses. Ihrem Auto erging es wie Hunden vor der Kneipe: „Wir müssen leider draußen bleiben.“ Keine Chance, die Garage zu erreichen. Gab es Zoff mit einem Nachbarn um den richtigen Baumschnitt? Oder ist die Dame einem Oberförster auf die Füße getreten? Die Polizei weiß es nicht. Sie fragt sich, ob sich alles aus heiterem Himmel ergoss oder eine gezielte Tat vorliegt. ca Lüneburg. Die Handelsorganisation LCM möchte ein Becher-Pfand-System für den Kaffee zum Mitnehmen einführen. Vorsitzender Heiko Meyer sagt, er sei mit Bäckereien und Wirten im Gespräch, wenn genug Unternehmen mitmachten, könnten die Pfandbecher im Spätsommer eingeführt werden. Es gebe zwei Varianten, die geprüft würden: Ein Becher werde aus Bambus-, der andere aus Weizenfasern hergestellt. Der Bio-Kunststoff zersetze sich am Ende im Abfall. Laufen soll das Ganze so: Die Geschäfte kaufen die Becher ein, geben sie dann für 3,50 bis 4 Euro an Kunden ab. Beim nächsten Kauf eines Kaffees gibt der Kunde das Gefäß zurück und erhält ein neues. Denn der Becher soll nach dem Einsatz durchgewaschen werden – eine Frage der Hygiene. Wie berichtet, plant die LCM ein ähnliches System als Ersatz für Plastiktüten. Der Kunde kauft einen Beutel aus abbaubarem PET-Material. Ist die Tasche verschlissen, gibt es einen Ersatz. Ein Mann, der Akzente setzte Überlastung – wo bleibe ich? ist dafür eine wunderbare Gelegenheit) und den Raum zu haben, für sich zu klären und zu ordnen, was unter ihrer Leere und Kraftlosigkeit lebt, was träumt und sich sehnt in ihnen. Er arbeitet mit ihnen daran psychologisch und spirituell. Spirituell heißt: Er bietet über den Tag verteilt an, sich in der Gruppe mit den anderen Teilnehmenden Stille zu gönnen: Also immer wieder angeleitet die Außeneinwirkungen und Ablenkungen abzuschalten und in sich selber zu sein … und vor Gott (wer will) … ganz aufmerksam und mit Gespür für den eigenen Körper. Sich atmen lassen, entspannen, Gedanken, Bilder und Gefühle steigen auf, aber sie sollen nicht bearbeitet und bewertet werden. So kann unter der Erschöpfung und Leere etwas aufkeimen an Klarheit und Kraft. Darüber kommen die Teilnehmenden mehrmals ins Gespräch: Es ist die psychologische Beratung, die den Gebäude, sie kam mit einer Rauchvergiftung ins Klinikum. leiterin für Straßen- und Ingenieurbau, erläutert: „Nach dem Bürgeramt wird die Reichenbach-Kreuzung folgen. Weitere Orte sind die Kreuzung Stresemannstraße/FriedrichEbert-Brücke, die Amselbrücke und der Munstermannskamp. Es gibt noch einige Ecken, die wir beackern wollen.“ Das Ziel: Vor allem die Haupteinfallstraßen in die Stadt sollen ein wenig bunter werden, die grauen Kästen den Blick nicht stören. Was der Fachbereichsleiterin besonders an der Arbeit von Jonathan Sachau gefällt: „Die Schränke sind mit seinen Graffiti fast unsichtbar, weil er es versteht, Elemente aus der jeweiligen Umgebung aufzugreifen.“ So ziert die Kästen vor dem backsteinernen Bürgeramt eben auch ein ziegelrotes Steinmotiv, unterbrochen von „Löchern“ in himmelblau. Ein Hingucker, findet Uta Hesebeck. Pfandsystem für Kaffeebecher Mutmaßlicher Mordfall Ina K. Thema im Fernsehen – Nachbar rettet Senioren Die i kleine kl i Andacht d h Ein Coach für Lebensentwicklung und Berufsplanung, der Christ ist, erzählt mir von einem seiner Seminare. Dort nahm er folgende Stimmung bei Erwerbstätigen wahr: Unzufriedenheit, Arbeitsüberlastung, fehlende kollegiale Zusammenarbeit, Vorgesetzte, die nicht leiten können und alles zusätzlich noch erschweren, unerträgliche Arbeitsverdichtung, am Ende der Kraft, darum Teilzeitarbeit … und dennoch unglücklich. Der Coach erklärt mir, dass in seinem Seminar keine Complainer gesessen haben, die sich nur beklagen wollen, ohne etwas zu verändern. Sie sind wirklich überlastet, fühlen sich am Ende ihrer Kraft, spüren, dass sie dringend eine Orientierung bräuchten, wie es in ihrem Leben weitergehen kann. Sie bringen den Wunsch mit, zu sich selbst zu finden, einfach ein paar Tage mal sein zu dürfen, ohne für etwas selbst sorgen zu müssen (ein Seminar sp Lüneburg. Schaltkästen aus Backstein gibt es jetzt vor dem Bürgeramt an der Bardowicker Straße. Zumindest scheint es so. Jonathan Sachau macht‘s möglich – nicht mit Ziegelsteinen, sondern mit Spraydosen. Der 31-Jährige fertigt unter dem Künstlernamen Dosenfutter Auftrags-Graffiti an, hat 2013 zum Beispiel die Wand des neuen Fahrrad-Parkhauses am Bahnhof besprüht und ist in diesem Frühjahr an verschiedenen Stellen am Stadtring tätig. Oft sind Graffiti ein Ärgernis – auch für Kommunen. Denn immer wieder hinterlassen Sprayer ihre Bilder und Zeichnungen ungefragt an fremdem Eigentum, selten sind sie künstlerisch wertvoll und finden Gefallen bei der Allgemeinheit. In diesem Fall ist das anders. Die Stadt hat die Kunst aus der Dose in Auftrag gegeben. Uta Hesebeck, Fachbereichs- Enno Becker ist im Alter von 76 Jahren gestorben Bernd Skowron, Pastor der Kreuzkirche in Lüneburg, ist telefonisch zu erreichen unter 263170. Foto: nh Teilnehmenden ansatzweise zu ordnen hilft, was später zu einer eigenen Entscheidung und Neuausrichtung werden will. Mir fällt dazu meine eigene Erfahrung als Meditationsleiter ein, liebe Leserin, lieber Leser: Stille schenkt Klarheit und Mut zu ändern, was veränderbar ist. Der ehemalige Fernsehpfarrer Jörg Zink bestätigt, was Stille vor Gott bewirkt: Du wirst mehr Kraft haben zu klären, zu ordnen, zu heilen, zu trösten und zu lieben. Sehnen Sie sich nach dieser Kraft? Vielleicht sprechen Sie mal mit Ihrem Pastor darüber … . Bernd Skowron ca Lüneburg. Er gehörte zur Szene und war doch immer etwas Besonderes. Elegant und ein bisschen distanziert saß er in Kneipen und Cafés. Ein Einzelgänger, der viele kannte, weil er gefühlt irgendwie schon immer da war: Enno Becker. Jetzt ist der Lüneburger im Alter von 76 Jahren gestorben. Becker hat ein Stück Moderne ins damals piefige Lüneburg gebracht. 1966 gründete er an der Lüner Straße ein Möbelhaus, 1974 zog er um in eine 500 Jahre alte Backsteinschönheit an der Grapengießerstraße. Dieses Uralt-Gewachsene bildete den spannenden Gegensatz zu modernem und klassischem Design: skandinavische Klarheit, helle Hölzer. Dazu dann italienische Leichtigkeit. In einem Beitrag würdigte die LZ damals: „Der sachliche Bauhausstil, kombiniert mit Klassikern der 20er-Jahre, klare Linien und Experimentierfreudigkeit, kennzeichneten seine Möbel.“ Doch er sei nicht festgelegt, sondern offen für Neues. Dazu passte, dass er sich für Kunst einsetzte, Raum für eine Galerie schuf, später unterstützte er die Gründung des Vereins Halle für Kunst. So war es auch, als er Ende der 80er Jahre die VierortenPassage baute, vor ziemlich genau 25 Jahren eröffnete das Haus. Es war ein Konzept, das großstädtisch sein sollte. Damals setzten solche Galerien wie das Hanse-Viertel in Hamburg markante Akzente in den Innenstädten. Gemeinsam mit den Architekten hatte sich Becker ein ganz schwieriges Stück Lüneburg ausgesucht: Er baute an der Abbruchkante, da wo Jahrzehnte zuvor Häuser fielen, Enno Becker. Foto: A/wege denen die Senkungen im umtriebigen Untergrund den Todesstoß versetzt hatten. Ein aufwendiges Balkenkonzept im Fundament, darüber eine Bauweise und Technik, welche den Abwärtstrend ausgleicht – es war wieder einmal etwas Besonderes für Lüneburg. Aasig teuer. Und es lief nicht so, wie Becker sich das gedacht hatte. Seine Enttäuschung war greifbar, wenn man mit ihm sprach. Er wollte nicht in Schönheit sterben, als Unternehmer musste er sich andere Mieter suchen, die das immer leerere Haus füllten. Für weniger Miete. Becker trennte sich damals von anderen Immobilien. Ein Schlag, den er aber wie ein Gentleman mit Haltung trug. Zumindest nach außen. Er, der eigentlich schon immer da war, ist nun gegangen. Nach schwerer Krankheit, wie Bekannte erzählen. Familie und Freunde nehmen am Freitag, 22. April, 13 Uhr auf dem Waldfriedhof Abschied von Enno Becker.
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