Abenteuer Ein Leitfaden für den Unterricht.

ABENTEUERLICHES IM UNTERRICHT
Handreichung und Ideen zum Thema „Abenteuer“ für den Unterricht
Die Niedersächsischen Musiktage waren schon immer abenteuerlustig. Mit
neuartigen Konzertformaten, ungewöhnlichen Spielstätten oder (noch) unbekannten Künstlern suchen sie stets die Herausforderung, denn: Wer wagt,
gewinnt! Dabei wird das Abenteuer von unterschiedlichen Seiten beleuchtet.
Von Entdeckern, Forschern und Eroberern bis zu heldenhaften Geschichten in den einzelnen Konzerten und in diesem Leitfaden sollen möglichst viele
Facetten des Abenteuers Beachtung finden. Selbstverständlich lassen wir uns
auch auf Hörabenteuer ein!
Daher wollen wir auch Schulen dazu einladen, Abenteuerliches im Unterricht
anzusprechen und auszuprobieren. Diese Ideensammlung soll dazu anregen,
das Thema Abenteuer - musikalisch und nicht-musikalisch - im Unterricht zu
behandeln. Es werden unterschiedliche Zugänge zu dem Thema angesprochen, die sich auch im Konzertprogramm der 29. Niedersächsischen Musiktage wiederfinden: Als ergänzendes Erlebnis können Sie mit Ihren Schülerinnen
und Schülern dann ein Konzert der Niedersächsischen Musiktage besuchen.
Dabei ist diese Ideensammlung fächerübergreifend angelegt. Vom Deutschunterricht bis Politik, Kunst und Musik bis Sport - viele Fächer sind vertreten und
können auch als Projekte fächerübergreifend durchgeführt werden. Die Ideen
sind als Anregungen gedacht, selbstverständlich können sie individuell an das
Unterrichtsfach, das Alter der Schülerinnen und Schüler und den eigenen Unterrichtskontext angepasst werden.
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ABENTEUERLICHES IM UNTERRICHT
Handreichung und Ideen zum Thema „Abenteuer“ für den Unterricht
Inhalt
1.
Einleitende Gedanken
2.
Leitfragen für den Unterricht
3.
Einstieg und erste Projektideen
4.
Das Abenteuer beginnt
I.
Von Entdeckern, Forschern und Eroberern
II.
Musikalische Abenteuer
III.
Von Abenteurern und anderen Helden
5.
Materialsammlung
6.
Informationen für Lehrerinnen und Lehrer
7.
Literaturempfehlungen
8.
Impressum
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EINLEITENDE GEDANKEN
Es gehört viel Mut dazu, sich auf ein Abenteuer einzulassen - denn das bedeutet in der Regel, das Gewohnte und Alltägliche hinter sich zu lassen und
neue Bahnen einzuschlagen. Jedoch kann das, was man subjektiv als Abenteuer empfindet, sehr unterschiedlich sein. Abenteuer im Kleinen beginnt
schon dort, wo man anstatt wie gewohnt den Bus zu nehmen, doch zu Fuß
geht und etwas Unbekanntes in der eigenen Stadt entdeckt. Große Abenteuer
erleben Schülerinnen und Schüler immer dann, wenn sie die Grundschule verlassen und sich auf der weiterführenden Schule auf neue Klassenkameraden,
Lehrerinnen und Lehrer und eine neue Umgebung einlassen. Oder wenn sie
sich auf einen Schüleraustausch in einem fremden Land begeben, sei es
auch „nur“ für einige Wochen. Das größte Abenteuer beginnt, wenn die Schulzeit zu Ende geht und die Ausbildung, ein Studium oder ein Auslandsjahr auf
einen warten.
Gehört das Abenteuer dann zum alltäglichen Leben? Wenn man das so betrachtet, so kann es hinter jeder Ecke auf einen warten und mitreißen. Gerade
die Schulzeit ist ein wichtiger Lebensabschnitt der Schülerinnen und Schüler,
an deren Anfang und Ende ein großes Abenteuer steht. Wenn die Schule also
ihre Aufgabe ernst nimmt, Kinder und Jugendliche auf das Leben vorzubereiten, dann kann die Beschäftigung mit dem Abenteuer im Unterricht Lebenslust
und Offenheit wecken.
Dieser Leitfaden spricht Abenteuer im Großen und im Kleinen an, stellt berühmte Abenteurer, Helden und Entdecker vor und gibt Anregungen zu Hörabenteuern - das Thema zieht sich durch alle Unterrichtsfächer durch. Auf den
folgenden Seiten finden sich Ideen, Materialien, Literatur– und Hörempfehlungen und die Konzerte der Niedersächsischen Musiktage, die sich selbst mit
dem Abenteuer auseinandersetzen.
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LEITFRAGEN FÜR DEN UNTERRICHT
WANN BEGINNT EIN ABENTEUER?
„Es ist eine gefährliche Sache, aus deiner Tür hinaus zu gehen. Du betrittst
die Straße und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen.“
(J.R.R. Tolkien in „Der Herr der Ringe“)
Dieser bekannte Spruch des Hobbits Bilbo in Tolkiens „Der Herr der Ringe“
beschreibt anschaulich den Beginn eines jeden Abenteuers. Das Abenteuer
beginnt, sobald man sich aus der Tür hinaustraut, ob auf Reise oder im übertragenen Sinne durch eine offene Grundeinstellung zur Welt.
WER IST ABENTEURER?
Abenteurer stellt man sich als unerschrockene Helden vor, die sich auf einen
gefährlichen Weg einlassen, ihn meistern und mit einem Schatz an spannenden Geschichten und Erzählungen zurückkehren. Aber vielleicht steckt auch
in jedem Menschen ein Abenteurer, sobald er sich entscheidet, einen ungeplanten und unerforschten Weg zu gehen?
IST ABENTEUERBEWUSSTSEIN HEUTE PFLICHT?
Immer mehr junge Menschen verbringen eine längere Zeit im Ausland - ob als
Austausch, Work and Travel oder Abenteuerurlaub - und bringen daraus eine
Vielzahl von Geschichten mit. Wer dies nicht erlebt hat, kann nicht mitreden
und wird schnell zum Außenseiter. Dies steigert den Druck, ebenfalls in Ausland zu gehen, auch wenn es seiner persönlichen Lebensvorstellung vielleicht
nicht entspricht oder man die Möglichkeit dazu nicht hat. Im Ethik–, Gesellschafts- oder Religionsunterricht kann man darüber sprechen, wie man auf
seine eigenen Wünsche hört, ohne sich minderwertig zu fühlen. Schülerinnen
und Schüler, die Auslandserfahrung haben, können ihre Erfahrungen mit den
jeweiligen Ländern in einem Dialog mit Daheimgebliebenen teilen und einen
Austausch darüber ermöglichen.
KANN MAN DAS EIGENE LEBEN ALS EIN ABENTEUER BEGREIFEN?
Ein Abenteurer kennt viele Haltungen, eine ist jedoch besonders wichtig: Offenheit. In der heutigen multiplen Gesellschaft verhilft diese Haltung zu Toleranz, Mut und Lebensfreude. Abenteuerliche Projekte und Vorhaben vor der
eigenen Haustür (z.B. Flüchtlingshilfe, Umweltschutz, bewusste Ernährung)
können im Unterricht thematisiert oder von Schülerinnen und Schülern selbst
angestiftet werden.
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Einstieg
und erste Projektideen
EINSTIEG UND ERSTE PROJEKTIDEEN
Ganz gleich, mit welcher Facette des Abenteuers man sich im Unterricht beschäftigen möchte, der Einstieg ist besonders wichtig. Ein gelungener Einstieg
regt die Kreativität an und macht Lust, mehr über das Thema zu erfahren. Auf
den folgenden fünf Seiten sind einige Ideen für einen Einstieg in das Thema
zusammengefasst.
Unterrichtsfach
Definitionen von Abenteuer
Die Schülerinnen und Schüler verfassen Definitionen von Abenteuer: Was ist
für mich ein Abenteuer, wo fängt es an? Die Ergebnisse können an der Tafel
systematisiert und geclustert werden. Im nächsten Schritt können die Definitionen in Gruppenarbeit zu einer Definition zusammengefasst werden. Es könnte
interessant sein, welche verschiedenen Definitionen innerhalb einer Gruppe
zusammentreffen. Die Schülerinnen und Schüler lernen, mit unterschiedlichen
Sichtweisen umzugehen und einen gemeinsamen Kern zu erfassen.
Fächerübergreifend
Akrostichon
Die Schülerinnen und Schüler verfassen zu dem Begriff „Abenteuer“ ein Akrostichon (Beispiel siehe unten) und zeigen damit, was ihnen an diesem Thema
wichtig ist, was es für sie im Wesen ausmacht. Die Ergebnisse können im Klassenraum aufgehängt werden.
A ufregend
AufB ruch
WE g
N eues
EnT deckung
GE fahr
U nternehmen
GE fährten
R eise
Deutsch
Abenteuer in der Literatur
In vielen literarischen Werken spielt das Abenteuer eine große Rolle. Je nach
Altersstufe, können die von den Schülerinnen und Schülern gelesenen Bücher,
die von Abenteuern handeln, gesammelt werden. Hier sind auch Buchvorstellungen denkbar - die jeweiligen Abenteuer können dann miteinander vergleichen werden, um einen oder mehrere Abenteuertypen herauszufinden. Diese
kann man mit den Abenteuerdefinitionen der Schülerinnen und Schüler vergleichen.
Deutsch
Abenteuerliche Romane und Geschichten und entsprechende Verfilmungen/
Inszenierungen finden Sie im Kapitel „Literaturempfehlungen“.
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Einstieg
und erste Projektideen
Zitate und Meinungen zum Thema Abenteuer
Zusätzlich oder als Alternative zur Arbeit an Definitionen von Abenteuern kann
mit bestehenden Zitaten zum Thema „Abenteuer“ gearbeitet werden. Zitate
(siehe Anhang) können gesammelt oder auch selbst entworfen werden und von
den Schülerinnen und Schülern nach Zustimmung und Ablehnung der Kernaussage sortiert werden. So kann ein überschneidendes Meinungsbild der Klasse
zum Thema an der Tafel oder im Klassenraum visualisiert werden.
Deutsch
Metaphorik des Abenteuers
Anhang des anschaulichen Themas „Abenteuer“ kann auch der Gebrauch der
„sprachlichen Bilder“ geübt und vertieft werden, indem die Schülerinnen und
Schüler selbst Vergleiche, Metaphern und Allegorien erfinden. Die Aufgabe
könnte lauten: Finde ein sprachliches Bild/ Gleichnis, welches das Abenteuer
gut beschreibt. Zur Hilfestellung können den Schülerinnen und Schülern auch
Zitate zur Verfügung gestellt werden, allerdings in dem Bewusstsein, dass dann
eine gewissen inhaltliche Lenkung erfolgt. Ein Beispiel für ein sprachliches Bild
zum Thema Abenteuer:
Deutsch,
Kunst
Das Abenteuer ist wie ein ungezähmtes Steppenpferd.
Aus der entstandenen Sammlung kann eine Ausstellung im Klassenraum oder
im Schulgebäude gestaltet werden - auch in Verbindung mit dem Kunstunterricht, in dem aus sprachlichen gemalte Bilder werden.
Eine Fotostory entwickeln
Weniger ein Einstieg als eine Projektidee ist die Umsetzung eines Abenteuers
als eine Fotostory. Als eine Kooperation der Fächer Deutsch und Kunst thematisiert es die Entwicklung einer Handlung, eines Skripts und Rollenbildern und
beschäftigt sich mit dem kunstvollen Fotografieren und Bilderbearbeitung. Das
Thema des Abenteuers kann frei gewählt und erfunden werden. Es können zum
Beispiel Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler bei einem Schüleraustausch
verarbeitet werden.
Deutsch,
Kunst,
Darstellendes Spiel
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Einstieg
und erste Projektideen
Abenteuer Sinnsuche - Generation gestern/heute/morgen
Sozialwissenschaftler wie der Berliner Jugendforscher Klaus Hurrelmann bezeichnen die Generation, die zwischen 1977 und 1998 geboren ist, als
Generation Y (englisch Why?). Ihre Charakteristika sind die immerwährende
Sinnsuche in der Berufswahl wie in privater Lebensgestaltung und das Hinterfragen gegebener Strukturen. Die Sinnsuche als ihr Antrieb macht sie gewissermaßen zu lebenslangen Abenteurern. Dies ist die vorangehende Generation in Bezug auf die heutigen Jugendlichen.
Politik/ Gesellschaftslehre
Spannend ist es, sich mit dieser kaum älteren Generation auseinanderzusetzen
und die Normen und Werte, Antriebe und Weltanschauungen der beiden Generationen zu vergleichen. Finden sich die heutigen Jugendlichen in den Werten
der Generation Y wieder oder haben sie ganz andere Zielsetzungen? Welche
Hinterlassenschaften gibt es von der Generation Y (z.B. die Lust auf längere
Auslandsaufenthalte und Weltoffenheit)? Kann man die eigene Generation über
ebenso charakterisieren? Welche Ziele spielen in dem Leben von heutigen Kindern und Jugendlichen eine Rolle?
Einen Artikel aus der ZEIT zu Generation Y finden Sie im Anhang.
Abenteuer Karriere: Alles nach Plan?
Berühmtheiten und Personen öffentlichen Lebens scheinen oft ihre Karriere seit
langen geplant zu haben. Hier verläuft alles wie es soll, jeder Auftritt kommt
nicht unerwartet und selbst Skandale scheinen Teil des Konzeptes zu sein. Anhand von Biographien bekannter öffentlicher Persönlichkeiten (Politiker, Unternehmer, Stars) können Schülerinnen und Schüler untersuchen, wie sich deren
Lebensläufe gestaltet und gewandelt haben. Ist diese Karriere von Anfang an
geplant gewesen oder hat die Person sich zu einem bestimmten Zeitpunkt auf
ein Abenteuer eingelassen?
Politik/ Gesellschaftslehre
Besonders Schülerinnen und Schüler, die selbst bald einen Berufsweg einschlagen werden, sind häufig verunsichert und entmutigt, was ihre weitere Lebensplanung angeht. Eine Beschäftigungen mit beispielhaften Lebensläufen kann
selbst dazu ermutigen, sich auf das Abenteuer Berufsfindung einzulassen, ohne
jeden Schritt genau planen zu können.
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Einstieg
und erste Projektideen
Eine Umfrage entwerfen: Lebensabenteuer
Schülerinnen und Schüler können eine eigene Umfrage entwerfen und durchführen - in der eigenen Schule, in der Stadt oder auf einem Musiktage-Konzert.
Sie überlegen sich geeignete Fragen und Wege, wie man die Ergebnisse strukturieren kann. Ein geeignetes Thema könnte (je nach Altersstufe) sein: Abenteuerliches im Alltag, Abenteuerliches aus Reisen oder andere Ideen zum Abenteuer.
Politik/ Gesellschaftslehre
Abenteuer soziale Verantwortung
Soziale Verantwortung zu übernehmen ist für viele kein Selbstverständnis und
ist auch nicht unbedingt Teil des alltäglichen Lebens. Ein wertvolles Abenteuer
kann sein, Verantwortung im Schulalltag zu übernehmen. Als Einstieg können
die Schülerinnen und Schüler selbst Ideen sammeln, an welcher Stelle in der
Schulgemeinschaft Hilfe und Mitarbeit benötigt werden kann, und Lösungsansätze dafür entwickeln. Denkbar sind dabei Streitschlichtertätigkeiten, Patenschaftsmodelle (Ältere Schülerinnen und Schüler helfen jüngeren) oder Aktionen
für ein besseres Schulklima. Inwiefern dies ein Abenteuer mit schönen, aber
auch anstrengenden Momenten sein kann, kann während des gesamten Prozesses reflektiert werden.
Politik/ Gesellschaftslehre,
Religion,
Werte und Normen,
Schulalltag
Sinnsuche - eine Pilgerreise
Welche Wege der Sinnsuche bietet die Philosophie und Religion? Es bietet sich
an, sich mit Pilgerreisen und religiös oder philosophisch motivierten Wanderungen zu beschäftigen. Was treibt den Pilger nach Santiago di Compostela an,
was den Reisenden nach Mekka? Wie ist die geschichtliche Entwicklung der
Pilgerreise? Wie sieht eine Pilgerreise heute aus? Hierzu können zeitgenössische Reiseberichte oder Filme gemeinsam gelesen/ geschaut und besprochen
werden (siehe Anhang „Abenteuer Pilgerreise“).
Religion,
Werte und Normen
Einige Pilgerwege, wie zum Beispiel Teile des Jakobsweges, verlaufen auch
durch Niedersachsen, die auf malerischen Strecken Abenteuer und Sinnfindung
unweit der eigenen Haustür versprechen. Ein Ausflug und das Wandern auf einer Teiletappe ist häufig nicht mit großem Aufwand verbunden. Alleine die Wegsuche und Orientierung anhand einer Karte und dem Muschelsymbol ist abenteuerlich genug!
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Einstieg
und erste Projektideen
Abenteuerparcours
Dass Abenteuer häufig auch körperliche Fitness voraussetzt, wird häufig angenommen. Spannend und lehrreich zugleich kann es sein, einen Abenteuerparcours im Sportunterricht anzulegen. Die Schülerinnen und Schüler können die
einzelnen Stationen auch selbst entwerfen. Ein solches Parcours kann das Zirkeltraining inhaltlich bereichern oder auch als Wettkampf zwischen zwei Mannschaften gesehen werden. Denkbar ist es aber auch, dass eine Klasse einen
solchen Parcours bei Schul- oder Sportfest für Besucher und andere Klassen
aufbaut.
Sport
Abenteuer in Popsongs
In der Popmusik spielt das Abenteuer häufig eine große Rolle, auch wenn es
auch hier häufig unterschiedlich definiert wird und unterschiedliche Haltungen
zu dem Thema aufzeigt. Diese Haltungen können anhand ausgewählter Songs
analysiert werden - welche Kernaussage geht vom Songtext aus, welche Stimmung vermittelt das Lied, wer sind die Adressaten und welche Werte liegen dieser Haltung zugrunde? Einige Songs finden sich zusammengestellt im Anhang.
Weitere Lieder können aber auch von den Schülerinnen und Schülern selbst
mitgebracht und vorgeschlagen werden.
Musik
Interviews aus dem Musiktage-Journal
Ausgehend von den Vorstellungen von Abenteuer unterschiedlicher Künstlerinnen und Künstler, die bei den Niedersächsischen Musiktagen auftreten, und
dem Interview mit der Intendantin Katrin Zagrosek können Gemeinsamkeiten
und Unterschiede analysiert werden, welche Positionen mit denen der Schülerinnen und Schüler verglichen werden. Es können auch eigene Interviews in der
Klasse, in der Schule, mit Lehrern und Lehrerinnen oder der Schulleitung durchgeführt werden.
Musik,
Fächerübergreifend
Tipp: Dies kann eine gute Vorbereitung auf den Besuch eines Konzertes bei den
Niedersächsischen Musiktagen sein. Bei manchen Konzerten wird auch ein
Meet & Greet mit den Künstlerinnen und Künstlern nach dem Konzert für die
Klasse organisiert, sodass man auch die Musiker und Musikerinnen selbst live
befragen kann- nähere Informationen hierzu finden Sie auf S. 19
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Entdecker, Forscher,
Eroberer
VON ENTDECKERN, FORSCHERN UND EROBERERN
Forschen, entdecken und sich neues Wissen und Erkenntnisse aneignen, ist
ebenfalls mit einer abenteuerlichen und wagemutigen Haltung verbunden.
Bei den Niedersächsischen Musiktagen befassen sich mehrere Konzerte mit
dieser Thematik.
AUF IN NEUE WELTEN!
Auf in eine Neue Welt! Die Entdeckung Amerikas zog viele Abenteurer,
Auswanderer, Missionare und Schaulustige über den Ozean. Diese Wanderung hatte viele Folgen, eine davon war ein Austausch von Musik, Tradition und Kultur. Das Ergebnis davon kann man bei den Niedersächsischen
Musiktagen im Programm „ Auf in neue Welten“ mit Patricia Petibon und
dem La Cetra Barockorchester Basel hören.
Zum Werk: Eines der Lieder der damaligen Zeit (15. und 16. Jahrhundert)
überdauerte bis Heute: Greensleeves. Der Legende nach dichtete es König Heinrich VIII von England persönlich für seine dritte Frau Anne Boleyn,
um sich bei ihr über ihre Widerspenstigkeit zu beklagen.
Viel wahrscheinlicher ist es jedoch, dass diese Melodie bereits seit Jahrhunderten im Volksmund kursierte und sich während der Eroberung der
Neuen Welt in der ganzen Welt verbreitete.
„GREENSLEEVES“ ZUM SELBST-MUSIZIEREN
Im Anhang finden Sie eine Partitur von Greensleeves, arrangiert für Gesang, zwei Stimmen für Glockenspiele oder zwei Glasharfen und eine tiefe
Trommel. Besonders spannend ist es, in der Klasse oder im Musikkurs
selbst eine Glasharfe aus Weingläsern zu basteln, bevor man darauf das
Stück einstudiert. Hierzu braucht man folgendes Material:
•
Weingläser (können von den SchülerInnen selbst mitgebracht werden)
•
Wasser (am Besten ein Wasseranschluss, damit man das Wasser
problemlos nachfüllen und auskippen kann)
•
Klavier oder Glockenspiel zum Stimmen der Gläser
Die SchülerInnen versuchen nun die Gläser mit Wasser auf verschiedene
Töne zu stimmen. Zuerst kann geübt werden, wie man einen sauberen
Ton auf den Gläsern spielt (siehe Foto rechts).
Musizieren auf einem Weinglas,
Foto: Helge Krückeberg
KONZERTTIPP
AUF IN NEUE WELTEN
Patricia Petibon (Sopran), Joël Grare (Schlagwerk), Pierre Hamon (Flöte und Dudelsack), La Cetra Barockorchester Basel
Do, 17.09. Papenburg
Sa, 19.09. WIldeshausen
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Musikalische Abenteuer
MUSIKALISCHE ABENTEUER
Sich auf musikalische Entdeckungsreise zu begeben bedeutet, sich auf neue
Klänge einzulassen, Gewohntes für einen Augenblick zu vergessen und sich
selbst ans Musizieren und vielleicht sogar Komponieren zu wagen. Es kann
aber auch bedeuten, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und sich in
die Musik fremder Kulturen, Länder und Zeiten einzulassen. Die Niedersächsischen Musiktage sind dieses Jahr im paläon in Schöningen - mit Klängen
wie aus einer fernen Welt.
KNOCHENKLANG - ZEITREISE IN DIE STEINZEIT
Die Winter der Steinzeit waren lang, kalt und öde. Material wie Holz, Stein
und Knochen war genug vorhanden, so konnte man die dunkle Jahreszeit dazu nutzen, Musikinstrumente zu bauen und mit Rhythmen und Melodien zu
experimentieren. Prähistorische Funkstücke zeigen, dass besonders Flöten
(häufig aus Knochen geschnitzt) und Trommeln im paläolithischen Zeitalter
beliebt waren.
Manche Instrumente sind schnell und mit einfachen Mitteln nachzubauen. Eine Trommel mit dazugehörenden Schlägel ist schnell gemacht und lässt viele
Möglichkeiten zum Musizieren offen. Auf der folgenden Seite befindet sich
die ausführliche Bauanleitung für eine Trommel aus Ton.
Material für die Trommel:
•
Ein Blumentopf aus Ton
•
Butterbrotpapier (als Ersatz für Tierhaut oder Pflanzenfasern)
•
Bleistift, Pinsel, Schere
•
Gummiband
•
Tapetenkleister (die Schluckfreundliche Variante ist selbstgekochter
Kleister aus Mehl und Wasser)
•
Akrylfarben
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Musikalische Abenteuer
BAUANLEITUNG: TONTROMMEL
Zunächst wird der Blumentopf umgedreht auf eine Lage Butterbrot- bzw.
Backpapier gestellt und mit reichlich Abstand zum Topfrand ein Halbkreis parallel zu dem Rand gemalt. Es ist dabei nicht schlimm, wenn die Topföffnung
auf der einen Seite über den Rand des Papiers ragt. Auf diese Weise werden
ca. 8 Papierlagen angefertigt.
Dann wird die erste Lage mit Kleister gleichmäßig ausgestrichen. Das Papier
wird stramm über die Öffnung gespannt, sodass über den Topfrand überall
ungefähr gleich viel Papier steht. Das überstehende Papier wird den Topfrand
hinab glattgestrichen. Auf diese Weise werden alle Lagen übereinander geklebt.
Vorsicht: Beim aufspannen der Lagen sollte möglichst keine Luft eingeschlossen werden. Zudem dürfen die Lagen nur vorsichtig glattgestrichen werden,
damit nicht zu viel Druck auf das spätere Trommelfell ausgeübt wird und so
keine Kuhle entsteht.
Nun kann der Topf zum Trocknen stehengelassen werden. Vor dem Trocknen
wird das Gummiband um den Topf gespannt, damit die Papierränder nach
dem Trocknen nicht unnötig abstehen. Wenn das Papier durchgetrocknet ist,
kann das Gummiband entfernt werden. Nun kann man die Trommel ganz
nach eigenen Wünschen und Vorstellungen bemalen. Vielleicht versucht es
jemand mit ein paar Höhlenmalereien?
(Diese und mehr Bastelanleitungen finden Sie unter www.BesserBasteln.de;
mit freundlicher Genehmigung von BesserBasteln.de)
TROMMELSCHLÄGEL BAUEN
Für einen Trommelschlägel benötigt man einen Bambusstock, einen Korken,
ein wenig Filz und eine Schur.
Zunächst wir in den Korken ein Loch mit dem Durchmesser des Bambusstabs
gebohrt oder geschlagen. Damit es stabiler sitzt, kann man den Korken mit
Alleskleber am Bambusstab befestigen. Anschließend wird der Korken mit
Filz stramm umwickelt und mit dem Garn festgebunden.
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Musikalische Abenteuer
Ein weiteres musikalisches Abenteuer: Brücken schlagen zwischen Klängen
und Künsten, die scheinbar unvereinbar sind. Dies gelingt Duke Ellington in
seinem spät komponierten Werk „Sacred Concerts“. Hier entsteht eine Symbiose aus Jazz und Klassik, aus swingendem Big-Band-Sound und der Chortradition europäischer Kirchenmusik. Außerdem: Stepptanz trifft auf Big Band
trifft auf klassischen Chor.
Zum Komponisten: Edward Kennedy (Duke) Ellington ist einer der bedeutendsten amerikanischen Jazzmusiker und –Komponisten. Das erste »Sacred
Concert« komponierte Ellington 1965 für die Einweihungsfeier der Grace
Cathedral in San Francisco – eine ergreifende Kombination aus Jazz und europäischer Kirchenmusik, angereichert mit gesprochenen religiösen Texten,
mit Tanzeinlagen und Chorgesängen. Er selbst spricht von diesem Werk:
„The most important thing I have ever done.“
Einstieg: Zum Einstieg können die Schülerinnen und Schüler in Gruppenarbeit eine kurze Internet-Recherche zu Duke Ellington machen. Sinnvoll wäre
es, den Gruppen einzelne Themen zuzuweisen. Mögliche Gruppenthemen:
Duke Ellingston 1973, © Hans Bernhard
DUKE ELLINGSTON: SACRED CONCERTS
• Ellingstons Lebensgeschichte und Biographie
• Ragtime und seine Einflüsse auf Ellingtons Musik
• Duke Ellington Orchestra
Hören und Beobachten:
Vor dem Konzertbesuch können die Schülerinnen und Schüler sammeln, welche Instrumente und Stimmen für sie in eine Big Band und in einen klassischen Chor gehören. Außerdem können sie Charakteristika von geistlicher
Chorliteratur, Gospel und klassischem Big Band Repertoire sammeln. Finden
sich diese Charakteristika in den Sacred Concerts wieder? Und gibt es Besonderheiten bei der Besetzung von Ellingstons Werk?
Außerdem kann man sich Gedanken zu folgenden Leitfragen vorab machen
und nach dem Konzertbesuch diskutieren:
⇒
Welche Klangfarben und welche musikalischen Elemente erwarte ich?
⇒
Das Werk ist eine geschickte Verflechtung von Klassischer Musik und
Jazz. Wie sind die einzelnen Elemente miteinander verbunden, sodass
das Werk als eine wichtige Verbindung klassischer Chorliteratur und
dem Jazz angesehen wird?
⇒
Kann man noch andere Einflüsse außer Jazz und Chorliteratur heraushören (z.B. Gospel)?
NEULAND ENTDECKEN: DUKE ELLINGTONS SACRED CONCERTS
Big Band „Fette Hupe“, Jörn Marcussen-Wulff (Leitung);
Junges V okalensemble Hannover, Klaus-Jürgen Etzold (Leitung)
Claudia Burghard (Sopran), Achim Rust (Bariton), Felix Petry (Stepptanz)
So, 13.09. Melle
Sa, 19.09. Lüneburg
So, 20.09. Northeim
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Abenteurer und andere
Helden...
VON ABENTEURERN UND ANDEREN HELDEN
Manche Abenteurer kennen wir seit frühester Kindheit: Ton Sawyer und Huck
Finn, Peter Pan, Don Quichote oder Long John Silver von der Schatzinsel.
Einige Helden und Abenteurer begegnen uns auch bei den Niedersächsischen Musiktagen. Ein besonderes Abenteuer ist die „Geschichte vom Soldaten von Igor Strawinsky, zu der hier eine Unterrichtsidee vorgestellt wird.
IGOR STRAWINSKY (1882-1971): DIE GESCHICHTE VOM SOLDATEN
Zur Entstehungsgeschichte des Werks: Bei Beginn des ersten Weltkriegs
hielt sich Strawinsky, einer der herausragendsten russischen Komponisten
des 20. Jahrhunderts, in der Schweiz auf. Er ließ sich in Clarens am Genfer
See nieder, wo er sich mit dem Schriftsteller Charles Ferdinand Ramuz anfreundete. Da im Krieg ihre finanzielle Situation immer schwieriger wurde, kamen Ramuz und Strawinsky auf die Idee, mit möglichst geringen Mitteln eine
Art Wanderbühne zu gründen, die man leicht von Ort zu Ort schaffen und
auch in ganz kleinen Lokalen vorführen kann. Für dieses Wandertheater
schrieb Strawinsky die Geschichte vom Soldaten, Ramuz dichtete hierfür ein
altes russisches Märchen neu.
Im Folgenden finden Sie das russische Märchen „Vom fahnenflüchtigen Soldaten und dem Teufel“, das Strawinsky als Grundlage für „Die Geschichte
vom Soldaten“ genommen hat. Ausgehend von diesem Original, wessen sich
auch Ramuz und Strawinsky bedient haben, können Schülerinnen und Schüler eine ganz eigene „Geschichte vom Soldaten“ komponieren. Den Vorschlag hierzu finden Sie auf der nächsten Seite.
KÜNSTLERGESPRÄCH:
Zu diesem Konzert wird ein Schulbesuch mit einem beteiligten Musiker angeboten. Der Fagottist des Arte Ensembles wird sein Instrument vorstellen, aus
seinem Leben als Musiker berichten und vorab kleine Passagen aus dem
Konzert Vorspielen.
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Abenteurer und andere
Helden...
Die Geschichte vom Soldaten - Unterrichtsidee
Schritt 1: Lest euch das Märchen durch und arbeitet mit der ganzen Klasse die
verschiedenen mitwirkenden Personen heraus. Was sind ihre Charaktereigenschaften, was zeichnet sie aus?
Welche Orte kommen in der Geschichte vor? Könnt ihr euch sie vorstellen? Wie
sehen sie aus, wie riechen und klingen sie?
Schritt 2: Findet euch zu Gruppen à ca. 4 SchülerInnen zusammen. In Gruppenarbeit überlegt ihr euch ein musikalisches Konzept zu dem Märchen: Wie
kann man die Erzählung musikalisch umsetzen? Welche Instrumente brauche
ich? Brauche ich Erzähler und Schauspieler? Wie viele? Wie soll die Bühne
aussehen? Kann ich vielleicht einen oder mehrere Orte musikalisch darstellen?
Beachtet - das Stück ist als Wandertheater gedacht - man hat also keine große
Bühnenausstattung!
Erstellt zu eurem Konzept ein Plakat, das ihr gut präsentieren könnt.
Die Klasse kann auch an einem Konzept arbeiten und die Geschichte in zu vertonende Abschnitte unterteilen!
Schritt 3: Stellt euer Konzept der Klasse vor. Was haben andere Gruppen anders gemacht, wo gibt es Überschneidungen? Vergleicht es mit Strawinskys
Einfall - ihr könnt das auch bei einem Besuch einer der Aufführungen bei den
Niedersächsischen Musiktagen tun.
Erweiterung: Wenn für das Projekt genug Zeit eingeplant ist, kann ein Konzept,
das von der Klasse ausgewählt wird, auch inszeniert werden!
KONZERTTIPP
DIE GESCHICHTE VOM SOLDATEN
Dominique Horwitz (Sprecher), Arte Ensemble,
NDR Radiophiharmonie, Andrew Manze (Leitung)
Fr, 25.09. Bad Pyrmont
Sa, 26.09. Walsrode
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Abenteurer und andere
Helden...
DAS MÄRCHEN VOM FAHNENFLÜCHTIGEN SOLDATEN UND DEM TEUFEL
Es war einmal ein Soldat, der erhielt Urlaub, um nach Hause zu gehen. Er wanderte und wanderte, doch nirgends fand er Wasser, um sein trockenes Brot aufzuweichen, und sein Magen knurrte schon lange. „Schau, da fließt ein Bächlein“,
sprach er. Er ging zu diesem Bächlein, nahm eine Scheibe Brot aus dem Ranzen
und legte sie ins Wasser. Auch eine Geige hatte er, und während er wartete,
spielte er ein paar Liedchen, um sich die Langeweile zu vertreiben. Plötzlich erschien vor ihm der Teufel in Gestalt eines alten Mannes, mit einem Buch in den
Händen. „Guten Tag, Herr Soldat.“ - sprach er. „Gott zum Gruße, guter Mann.“ erwiderte der Soldat. Der Teufel verzog sein Gesicht, als der Soldat ihn einen guten Mann nannte. „Höre, mein Freund, lass uns tauschen. Ich gebe Dir mein
Buch und du gibst mir deine Geige.“ - „Ach, Alter, was tue ich mit deinem Buch?
Zehn Jahre diene ich schon dem Zar. Ich habe zuvor nicht lesen können und es
jetzt zu lernen, dazu ist es zu spät.“ „Das macht nichts, Soldat, ich habe ein ganz
besonderes Buch: wer da hineinschaut, der kann alles lesen.“ „Ei, lass mich versuchen.“
Der Soldat schlug das Buch auf und fing an zu lesen, als wäre er von seiner
Kindheit an Lesen und Schreiben gewähnt. Er freute sich und gab die Geige sogleich her. Der Teufel nahm die Geige und fuhr sofort mit dem Bogen darauf herum, aber es war keine Harmonie in seinem Spiel. „Höre, Bruder, bleib‘ Du drei
Tage bei mir zu Gast und lehre mich auf der Geige spielen, ich will es Dir danken.“ - „Nein, Alter“, antwortete der Soldat, „ich will nach Hause und in drei Tagen
komme ich weit.“ - „Lieber Soldat, wenn du bleibst und mir das Geigenspielen
zeigst, bringe ich Dich in einem Tag nach Hause: ich lasse dich mit der Post fahren“. Der Soldat saß da und überlegte: sollte er bleiben oder nicht? Er nahm das
Brot aus dem Wasser und wollte essen. „Ach, Bruder Soldat“, sagte der Teufel.
„Dein Essen ist schlecht, iss doch meines!“ Der Teufel band seinen Sack auf,
nahm weißes Brot heraus, gebratenes Fleisch, Wodka, Zwiebeln und allerlei Zutaten. „Iss, ich mag nicht.“ Der Soldat aß und trank und willigte ein, bei dem alten
Mann zu bleiben und ihn das Geigenspiel zu lehren. Er blieb drei Tage und verlangte dann, in seine Heimat zu gehen.
Der Teufel führte ihn zu einem Torbogen, vor dem eine Troika mit guten Pferden
stand. „Setz dich hinein, Soldat, im Nu führ‘ ich dich nach Hause!“ Der Soldat
stieg mit dem Teufel in den Wagen ein. Die Pferde zogen an und der Wagen raste nun so schnell, dass einem der Atem verging. „Erkennst du das Dorf?“, fragte
der Teufel. „Natürlich, da bin ich geboren und aufgewachsen.“, erwiderte der Soldat. „So leb wohl“. Der Soldat stieg aus, ging zu seinen Verwandten, begrüßte sie
und erzählte ihnen, wann und für wie lange er Urlaub vom Regiment bekommen
hatte.
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Abenteurer und andere
Helden...
DAS MÄRCHEN VOM FAHNENFLÜCHTIGEN SOLDATEN UND DEM TEUFEL
Er glaubte höchstens drei Tage bei dem Alten gewesen zu sein, aber es waren in
Wirklichkeit drei Jahre! Sein Urlaub war längst abgelaufen und bei seinem Regiment galt er als Deserteur. Der Soldat erschrak: er wusste nicht, was tun! Wenn
er zum Regiment zurückkehrte würde er sicher zum Spießrutenlaufen verurteilt.
„Oh, Teufel, Du hast mit übel mitgespielt!“, sagte er vor sich hin. Kaum waren ihm
die Worte entschlüpft, da erschien der Teufel wieder vor ihm. „Sorge dich nicht,
Soldat. Bleibe bei mir. Im Heer ist das Leben nicht beneidenswert. Zum Essen
bekommt ihr nur grobes Brot und dazu Schläge obendrein. Ich werde dir Glück
bringen! Willst du, dass ich dich zum Kaufmann mache?“
„Ei, ja, das ist mir recht. Kaufleute führen ein schönes Leben. Lass mich mein
Glück versuchen!“ Der Teufel machte ihn zum Kaufmann, gab ihm in der Hauptstadt einen großen Laden mit kostbaren Waren und sagte: „Leb jetzt wohl, Bruder! Ich gehe fort von Dir, über dreimal neun Länder, in dreimal zehnte Königreich. Der König dort hat eine wunderschöne Tochter, die will ich quälen.“
Der Kaufmann lebte herrlich und ohne Sorgen, das Glück regnete ihm nur so ins
Haus. Er hatte solchen Erfolg im Handel, dass ihm der Reichtum zuflog. Da beneideten ihn die anderen Kaufleute. „Lasst uns ihn fragen, wer er ist, von wo er
kam und woher er einen Reichtum hat.“ Sie gingen zu seinem Haus und fragten
ihn. Doch er gab zur Antwort: „Brüder, ich habe gerade so viel zu tun. Kommt
morgen wieder, da will ich euch Rede und Antwort stehen.“ Die Kaufleute gingen
nach Hause und der Soldat überlegte, was er ihnen antworten sollte. Er überlegte
lange und beschloss endlich, seinen Laden zu schließen und nachts aus der
Stadt und entweichen. Er sammelte alles, was er an Geld zur Hand hatte und
ging in das dreimal zehnte Königreich.
Er ging und ging, bis er zur Wache kam. „Wer da?“, fragte die Wache. Der Soldat
antwortete: „Ich bin ein Arzt und komme in Euer Land, um die kranke Tochter des
Königs zu heilen.“ Die Wache meldete das dem Hofmeister. Dieser meldete es
dem König. Der König ließ den fremden Soldaten vor sich treten. „Wenn du meine Tochter heilst, gebe ich sie dir zur Frau!“ - „Eure Hoheit, lasst mir drei Spiele
Karten geben, drei Flaschen süßen Wein, drei Flaschen scharfen Spiritus, drei
Pfund Nüsse, drei Pfund Bleikugeln und drei Pfund Wachskerzen.“ „Gut, es wird
alles bereit sein.“, erwiderte der König.
Der Soldat wartete bis zum Abend, kaufte sich eine Geige und ging zur Königstochter. Mit den Wachskerzen zündete er in ihrem Zimmer Licht an. Er begann zu
Trinken und zu zechen und spielte auf der Geige.
17
Abenteurer und andere
Helden...
DAS MÄRCHEN VOM FAHNENFLÜCHTIGEN SOLDATEN UND DEM TEUFEL
Punkt Mitternacht erschien der Teufel. Er hatte die Musik gehört, näherte sich
und sprach zum Soldaten: „Ich grüße dich, Bruder!“ „Guten Tag!“ „ Was trinkst
du?“ „Guten, alten Wodka“ „Gib her!“ „Gern“, sagte der Soldat und gab ihm ein
volles Glas von scharfem Spiritus. Der Teufel trank es aus und die Augen gingen
ihm über. „Oh, der ist aber stark! Lass uns etwas essen!“ „Da hast du Nüsse,
nimm und iss!“, sagte der Soldat und reichte ihm die Nussschale. Der Teufel nagte und nagte, zerbrach sich aber nur die Zähne. Dann spielten sie Karten. Es
krähte der Hahn im Morgengrauen und der Teufel verschwand.
Am nächsten Morgen fragte der König die Prinzessin, wie sie geschlafen habe.
„Gott sei Dank, gut“, antwortete sie. Die zweite Nacht verging ebenso. Für die
dritte Nacht bat der Soldat den König, „Hoheit, befehlt einen Schraubstock zu
schmieden, fünfzig Pfund schwer mit drei Stäben aus Kupfer, drei aus Eisen und
drei aus Blei.“ „Gut, alles wirst du bekommen“, antwortete der König.
Punkt Mitternacht erschien der Teufel. „Grüß Gott, Soldat, ich komme wieder um
zu zechen“. „Grüß Gott, wer ist nicht froh um einen fröhlichen Gesellen!“ erwiderte der Soldat. Sie fingen an zu trinken und zu zechen. Der Teufel sah den
Schraubstock und fragte: „Und was ist das?“ „Der König nahm mich in seinen
Dienst, um die Musikalten Geige spielen zu lehren. Sie hatten alle so krumme
Finger, nicht besser als deine, die musste man im Schraubstock geradebiegen.“
„Ach Bruder,“, bat der Teufel. „kann man meine Finger nicht auch richten? Ich
kann noch immer nicht geigen.“ „Gewiss kann man das, stecke Deine Finger da
hinein!“ Der Teufel legte beide Hänge in den Schraubstock. Der Soldat klemmte
sie ein, drückte zu und sagte: „Das ist für all deine Streiche!“ Der Teufel winselte
und flehte: „Lass mich los, bitte! Nie wieder werde ich dich belangen!“ Der Soldat
ließ aber nicht locker und klemmte die Finger des Teufels weiter zu. Da sprang
der Teufel hoch, drahte sich und riss sich endlich los. „Wenn du auch die Prinzessin heiratest, meinen Händen entgehst du nicht! Wenn du dich nur dreimal dreißig Schrite vom Schloss enfernst, ergreife ich dich!“, rief er und war verschwunden.
Drei Monate später heiratete der Soldat die Prinzessin und lebte mit ihr in Liebe
und Eintracht. Nach einigen Jahren starb der alte König und der Soldat regierte
nun das ganze Reich. Eines Tages im Sommer spazierte der neue König mit der
Königin im Garten. „Ach“, sagte er, „was ist das für ein herrlicher Garten“. „Ei, das
ist gar nichts. Nur dreimal dreißig Schritte vom Schloss entfern ist ein kleiner Garten, noch viel schöner als dieser!“, sagte die Königin. Der König machte sich auf
und ging mit der Königin die Schritte zum anderen Garten. Da sprang ihnen der
Teufel entgegen. „Hast du vergessen, was ich Dir versprach? Bruder, diesmal
entgehst du meinen Klauen nicht!“ Er riss den König von der Königin los, krallte
sich an seinen Arm und zog sein Opfer endlich in sein Höllenreich.
Aus: Peter Loeffler: Die Geschichte vom Soldaten, Zürich, 1994
18
KONZERTE FÜR SCHULBESUCHE IN IHRER NÄHE
Auf dieser Seite finden Sie ausgewählte Konzert, die wir besonders für einen Schulbesuch empfehlen. Melden Sie sich für einen Schulbesuch bei Cornelia Hemmann (Kontakt siehe unten) an, Sie bekommen dann einen vergünstigten Preis (5 - 8€) pro SchülerIn für Ihre Klasse.
Meet & Greet: Bei manchen Veranstaltungen gibt es die Möglichkeit, die Künstler nach dem Konzert
zu Treffen. Fragen Sie bei Ihrer Anmeldung gerne nach!
Das ausführliche Programm finden Sie online auf www.musiktage.de
TILL BRÖNNER - ABENTEUERLUST
Till Brönner & Till Brönner Orchestra
So, 06.09. Göttingen
TILL BRÖNNER - HÖRABENTEUER
Till Brönner Quintett
Di, 08.09. Lingen
TAKLAMAKAN - EINE MUSIKALISCHE ABENTEUERREISE
Dorothee Oberlinger (Flöte) & Ensemble 1700
Ensemble Sarband
Do, 17.09. Emden
NEULAND ENTDECKEN: DUKE ELLINGTONS SACRED CONCERTS
Big Band „Fette Hupe“, Jörn Marcussen-Wulff (Leitung);
Junges V okalensemble Hannover, Klaus-Jürgen Etzold
(Leitung)
Claudia Burghard (Sopran), Achim Rust (Bariton), Felix Petry (Stepptanz)
So, 13.09. Melle
Sa, 19.09. Lüneburg
So, 20.09. Northeim
ÜBER-WUNDEN
Concerto Köln, Folkert Uhde (Konzept, Sprecher)
Do, 17.09. Hannover
Fr, 18.09. Osnabrück
AUF IN NEUE WELTEN
Patricia Petibon (Sopran), Joël Grare (Schlagwerk), Pierre
Hamon (Flöte und Dudelsack), La Cetra Barockorchester ZEITREISE
Singer Pur, Vokalensemble Stadthagen
Do, 17.09. Papenburg
Sa, 19.09. Stadthagen
Sa, 19.09. WIldeshausen
VON WINDMÜHLEN UND ANDEREN ABENTEUERN
La Cetra Barockorchester Basel, Joël Grare (Schlagwerk),
Pierre Hamon (Flöte und Dudelsack),
Fr, 18.09. Stuhr
HÖRABENTEUER IM KERZENSCHEIN
Württembergisches Kammerorchester Heilbronn, Felix
Klieser (Horn), Ruben Gazarian (Leitung)
Do, 24.09. Hann. Münden
DIE GESCHICHTE VOM SOLDATEN
Dominique Horwitz (Sprecher), Arte Ensemble,
NDR Radiophiharmonie, Andrew Manze (Leitung)
Fr, 25.09. Bad Pyrmont
Sa, 26.09. Walsrode
SAGENHAFT - ABENTEUER AUS ALLER WELT
Singer Pur,
So, 20.09. Meppen
ABENTEUER ERSTE LIEBE
Mädchenchor Hannover, Gudrun Schröfel (Leitung),
Stefan Wiefel (Regie), Volker Bürger (Dramaturgie)
Sa, 26.09. Zeven
DAS GANZE LEBEN EIN ABENTEUER - JASMIN TABATABAI
Jasmin Tabatabai & David Klein Quartett
Sa, 26.09. Peine
So, 27.09. Barsingshausen
Sa. 3.10. Alfeld
ANMELDUNG UND KONTAKT
Cornelia Hemmann
[email protected]
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ANHANG
Anhang
SONGTEXTE
Der triste Himmel macht mich krank
Ein schweres graues Tuch
Das die Sinne fast erstickt
Die Gewohnheit zu Besuch
Lange nichts mehr aufgetankt
Die Batterien sind leer
In ein Labyrinth verstrickt
Ich seh' den Weg nicht mehr
Ich will weg, ich will raus
Ich will - ich wünsch mir was
Und ein kleiner Junge nimmt mich
an der Hand
Er winkt mir zu und grinst:
Komm hier weg, komm hier raus
Komm, ich zeig dir was
Das du verlernt hast vor lauter Verstand
Refrain: Komm mit
Komm mit mir ins Abenteuerland
Auf deine eigene Reise
Komm mit mir ins Abenteuerland
Der Eintritt kostet den Verstand
Komm mit mir ins Abenteuerland
Und tu's auf deine Weise
Deine Phantasie schenkt dir ein
Land
Das Abenteuerland
Ich verhexe, verbanne, ich hab die
Macht
Solange der Kleine im Spiegel da
noch grinst
Pur
Abenteuerland
Refrain
Peter Pan und Captain Hook mit
siebzehn Feuerdrachen
Alles kannst du sehen, wenn du
willst
Donnervögel, Urgeschrei, Engel, die
laut lachen
Alles kannst du hören, wenn du
willst
Du kannst flippen, flitzen, fliegen
und das größte Pferd kriegen
Du kannst tanzen, taumeln, träumen
und die Schule versäumen
Alles das ist möglich in dir drin, in
deinem Land
Trau dich nur zu spinnen, es liegt in
deiner Hand
Neue Form, verspielt und wild
Die Wolken mal'n ein Bild
Der Wind pfeift dazu dieses LiedIn
dem sich jeder Wunsch erfüllt
Ich erfinde, verwandle mit Zauberkraft
Die Armee der Zeigefinger brüllt:"Du
spinnst!"
Ich streck' den Finger aus
20
Anhang
In diesem Haus, wo ich wohn
Ist alles so gewohnt
So zum Kotzen vertraut
Mann, jeder Tag ist so gleich
Ich zieh Runden durch mein' Teich
Ich will nur noch hier raus
Ich brauch mehr Platz und frischen
Wind
Ich muss schnell woanders hin
Sonst wachs ich hier fest
Ich mach 'nen Kopfsprung durch die
Tür
Ich lass alles hinter mir
Hab was Großes im Visier
Ich komm nie zurück zu mir
Es gibt nichts, was mich hält,
Au Revoir
Vergesst, wer ich war
Vergesst meinen Nam'n
Es wird nie mehr sein, wie es war
Ich bin weg, Au Au
Au Au Au Revoir
Au Revoir
Au Revoir
Au Revoir
Ich spring in Singapur in das kalte
Wasser
Ich such das Weite und dann tank
ich neue Kraft da
Ich seh Orte, von den' andere nie
hörten
Ich fühl mich wie Humboldt oder
Steve Irwin
Ich setz mich im Dschungel auf den
Maya-Thron
Auf den Spuren von Messner, Indiana Jones
Der Phönix macht jetzt 'n Abflug
Au Revoir, meine Freunde, macht's
gut
Ich sag dem alten Leben Tschüss,
Affe tot, Klappe zu
Wie die Kinder in Indien, ich mach 'n
Schuh.
Marc Forster
Au revoir
Refrain
Auf Wiederseh'n? Auf kein'
Ich hab meine Sachen gepackt, ich
hau rein
Sonst wird das für mich immer nur
dieser Traum bleiben
Ich brauch Freiheit, ich geh auf Reisen
Ich mach alles das, was ich verpasst
hab
Fahr mit 'nem Gummiboot bis nach
Alaska
21
Anhang
Und nach dem Abendessen sagte er,
lass mich noch eben Zigaretten holen
geh'n,
sie rief ihm nach nimm Dir die Schlpssel
mit,
ich werd inzwischen nach der Kleinen
seh'n,
er zog die Tür zu, ging stumm hinaus,
ins neon-helle Treppenhaus,
es roch nach Bohnerwachs und Spießigkeit.
und auf der Treppe dachte er, wie wenn
das jetzt ein Aufbruch wär,
er müsse einfach geh'n für alle Zeit,
für alle Zeit...
Ich war noch niemals in New York, ich
war noch niemals auf Hawaii,
ging nie durch San Francisco in zerriss'nen Jeans,
Ich war noch niemals in New York, ich
war noch niemals richtig frei,
einmal verrückt sein und aus allen
Zwängen flieh'n.
Ich war noch niemals in New York, ich
war noch niemals auf Hawaii,
ging nie durch San Francisco in zerriss'nen Jeans,
Ich war noch niemals in New York, ich
war noch niemals richtig frei,
einmal verrückt sein und aus allen
Zwängen flieh'n.
Udo Jürgens
Ich war noch
niemals in
New York
Dann steckte er die Zigaretten ein und
ging wie selbstverständlich heim,
durchs Treppenhaus mit Bohnerwachs
und Spießigkeit,
die Frau rief "Mann, wo bleibst Du bloß,
'Wetten, dass?' geht gleich los",
sie fragte "War was?" - "Nein, was soll
schon sein."
Ich war noch niemals in New York, ich
war noch niemals auf Hawaii,
ging nie durch San Francisco in zerriss'nen Jeans,
Ich war noch niemals in New York, ich
war noch niemals richtig frei,
einmal verrückt sein und aus allen
Zwängen flieh'n.
Und als er draußen auf der Straße
stand,
da fiel ihm ein, dass er fast alles bei
sich trug,
den Paß, die Eurocard und etwas Geld,
vielleicht ging heute abend noch ein
Flug.
Er könnt' ein Taxi nehmen dort am Eck
oder Autostop und einfach weg,
die Sehnsucht in ihm wurde wieder
wach,
noch einmal voll von Träumen sein, sich
aus der Enge hier befrei'n,
er dachte über seinen Aufbruch nach,
seinen Aufbruch nach...
22
Anhang
ZITATE ZUM ABENTEUER
„Bleibe nicht am Boden haften,
frisch gewagt und frisch heraus,
Kopf und Arm mit heiteren Kräften
überall sind sie zu Haus.
Wo wir uns der Sonne freuen, sind
wir jede Sorge los,
dass wir uns in ihr zerstreuen, darum ist die Welt so groß“
(Johann Wolfgang von Goethe)
„Abenteuer: Eine von der richtigen
Seite betrachtete Strapaze“
(Gilbert Keith Chesterton)
„Nur wer sich auf den Weg macht,
wird neues Land entdecken.“
(Hugo von Hofmannsthal)
„Mancher denkt sich Abenteuer aus
und ganze Romane und dichtet sich
das Leben zurecht, um wenigstens
auf diese Weise nach Wunsch zu
leben.“
(Fjodor M. Dostojewski)
„Der erste Schritt zum Abenteuer ist
oft der Verzicht auf ein Stück Bequemlichkeit.“
(Rainer Haak)
Eine waghalsige Unternehmung,
aus Gründen des Forschungsdranges oder des Übermuts, mit lebensbedrohlichen Aspekten, unberechenbaren Gefahren und manchmal
fatalem Ausgang.
(Walter Moers)
Die Menschen reisen in fremde Länder und staunen über die Höhe der
Berge, die Gewalt der Meereswellen, die Länge der Flüsse, die Weite
des Ozeans, das Wandern der Sterne; aber sie gehen ohne Staunen
aneinander vorüber.
(Augustinus)
Das ist das Angenehme auf Reisen,
dass auch das Gewöhnliche durch
Neuheit und Überraschung das Ansehen eines Abenteuers gewinnt.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Abenteuer! Die Leute reden davon,
als sei es etwas Erstrebenswertes,
doch in Wirklichkeit ist es ein Synonym für schlechtes Essen, wenig
Schlaf und sonderbare Personen,
die ständig versuchen, einem spitze
Dinge in den Leib zu stecken.
(Terry Pratchett)
„Der Mensch, der keine Fehler
macht, kennt weder Mut noch Abenteuerlust.“ – M. W. Larmour
"Das Leben ist ein Abenteuer, wage
es." – Mutter Teresa
Für ein Kind ist eine Pfütze mit einer
Kaulquappe aufregender als die
ganze Südsee.
(Ulrich Erckenbrecht)
„Willst du mir wohl sagen, wenn ich
bitten darf, welchen Weg ich hier
nehmen muß?“
„Das hängt zum guten Theil davon
ab, wohin du gehen willst,“ sagte die
Katze.
„Es kommt mir nicht darauf an, wohin –“ sagte Alice.
„Dann kommt es auch nicht darauf
an, welchen Weg du nimmst,“ sagte
die Katze.
(Lewis Carroll, Alice im Wunderland)
23
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Start DIE ZEIT Archiv Jahrgang: 2014 Ausgabe: 10 Generation Y: Wir sind jung …
GENERATION Y
Wir sind jung …
… und brauchen das Glück: Wie die Generation Y die
Berufswelt verändert und warum alle von diesem Wandel
profitieren. VON KERSTIN BUND
DIE ZEIT Nº 10/2014
10. März 2014 12:00 Uhr 69 Kommentare
Für manche Personalchefs sind wir ein Albtraum: Sie halten uns für verwöhnt,
selbstverliebt und größenwahnsinnig. Es heißt, wir seien schlecht darin, uns zu
hinterfragen, aber groß darin, uns selbst zu überschätzen. Wir könnten nichts so
richtig (außer schneller simsen als die Alten). Schon in der Schule hätten wir für
mäßige Leistungen viel zu gute Noten bekommen und für alles andere eine
Urkunde (auch wenn wir beim Fußballturnier nur auf der Ersatzbank saßen).
Wir, das ist meine Generation. Man nennt uns Generation Y, weil wir nach der
Generation X geboren sind, also zwischen 1980 und 1995, und Y im Englischen
ausgesprochen wird wie why, "warum" (da wir alles hinterfragen). Während wir
gerade massenhaft auf den Arbeitsmarkt strömen, fragen sich Chefs und
Personalberater, mit wem sie es da eigentlich zu tun haben. Manche halten uns
für Freizeitoptimierer, die, anstatt an ihrer Karriere zu arbeiten, lieber pünktlich
Feierabend machten oder sich gleich ins Sabbatical verabschiedeten.
Aber sind wir wirklich die "Generation Weichei", als die uns manche Medien
verspotten? Ich persönlich nehme meine Generation ganz anders wahr. Wir sind
nicht faul. Wir wollen arbeiten. Nur anders. Mehr im Einklang mit unseren
Bedürfnissen. Wir lassen uns im Job nicht versklaven, doch wenn wir von einer
Sache überzeugt sind (und der Kaffeeautomat nicht streikt), geben wir alles. Wir
suchen Sinn, Selbstverwirklichung und fordern Zeit für Familie und Freunde.
Was wir verlangen, kommt einem gewaltigen Umbruch gleich: Wir fordern eine
neue Berufswelt. In der alten herrscht vor allem Frust: Jeder vierte Beschäftigte in
Deutschland hat innerlich gekündigt, 61 Prozent machen Dienst nach Vorschrift,
wie aus dem "Engagement Index" des Beratungsunternehmens Gallup
hervorgeht. In vielen Unternehmen gelten noch immer starre Arbeitszeiten und
Präsenzpflichten. Statt Vertrauensarbeitszeit herrscht das Diktat der Stempeluhr.
Feedback gibt es, wenn überhaupt, nur einmal im Jahr – beim obligatorischen
Mitarbeitergespräch.
Leistung wird daran bemessen, wie viele Stunden man
bei der Arbeit verbringt, und nicht daran, was am
Ende dabei herauskommt. In dieser Logik ist es
sinnvoller, viel Zeit mit wenig Arbeit zu verbringen,
anstatt viel Arbeit in kurzer Zeit zu erledigen.
Langsames Arbeiten wird belohnt, schnelles Arbeiten
bestraft. Wer spätabends noch E­Mails schreibt,
schindet Eindruck. Wer um halb fünf gehen muss, um
sein Kind von der Kita abzuholen, schleicht
schuldbewusst aus dem Büro.
© Murmann Verlag
ZEITmagazin
Meine Generation will das ändern. Und die Älteren
können uns dankbar sein, denn auch sie wollen anders arbeiten. Auch sie
wünschen sich mehr Flexibilität und mehr Freiräume, wie Studien belegen, auch
sie sehnen sich nach regelmäßigem Feedback und einer klaren Perspektive. Meine
Generation kämpft also nicht nur für sich, sie kämpft für eine Kultur, die allen
nützt.
Was uns von älteren Arbeitnehmern unterscheidet, ist, dass wir einen Trumpf in
der Hand halten, der unseren Eltern und Großeltern vorenthalten war. Es ist der
Trumpf der Demografie, die Macht der Knappheit in einem Land, dem allmählich
die Fachkräfte ausgehen. In einigen Branchen ist der Mangel heute schon
sichtbar, der deutschen Wirtschaft fehlen Ingenieure, Computerspezialisten,
Physiker. Doch nicht nur Arbeitnehmer mit Uni­Abschluss sind knapp. Dringend
gebraucht werden auch Menschen mit bestimmten Berufsausbildungen:
Klempner, Lokführer, Altenpfleger. Bis 2030 fehlen der deutschen Wirtschaft laut
den Forschern der Prognos AG rund fünf Millionen Arbeitskräfte – und zwar in
nahezu allen Branchen, bei Akademikern, Facharbeitern und Ungelernten.
Bislang kamen Veränderungen in Unternehmen meist von oben, wir können nun
erstmals von unten Druck machen. Denn meine Generation profitiert von ihrer
geringen Zahl.
Was also erwarten junge Beschäftigte von der Arbeitswelt? Jedenfalls keinen
Dienstwagen mit Vollausstattung, keinen Privatparkplatz in der Firmengarage
und auch kein aufgeglastes Eckbüro mit Ausblick. Mit den alten Insignien der
Macht können wir wenig anfangen. Harte Anreize wie Gehalt, Boni und
Aktienpakete treiben uns weniger an als die Aussicht auf eine Arbeit, die Freude
macht und einen Sinn stiftet. Sinn zählt für uns mehr als Status. Glück schlägt
Geld. Das heißt nicht, dass Geld uns nicht wichtig wäre. Doch eine angemessene
Entlohnung ist das, was Arbeitswissenschaftler einen Hygienefaktor nennen: Es
verhindert die Entstehung von Unzufriedenheit, stiftet aber bei positiver
Ausprägung allein auch keine Zufriedenheit. Das Gehalt macht nicht unglücklich,
es macht aber auch nicht glücklich.
Was hingegen Glück stiftet, kostet nicht einmal Geld: Herr über die eigene Zeit
sein. Selbstbestimmung ist das Statussymbol meiner Generation.
Was uns nicht einleuchtet, ist, warum wir nur an einem bestimmten Ort zu einer
festgelegten Zeit arbeiten sollten. Eine an Ort und Zeit gebundene Arbeit ist ein
Relikt aus der Industriegesellschaft, als es noch eine klare Trennung zwischen
Beruf und Freizeit gab. Die heutige Berufswelt wandelt sich aber mehr und mehr
zu einer Kreativ­ und Wissensökonomie, in der sehr viele Arbeiten am Computer
von einem beliebigen Ort mit Internetzugang aus erledigt werden können. Warum
also nicht mal um vier Uhr das Büro verlassen, um im Café oder abends zu Hause
weiterzuarbeiten? Smartphones und Laptops verwandeln den Arbeitsplatz in
einmobiles Büro.
In unserer Welt zerfließen die Sphären aus Arbeit und Privatleben wie die Milch
und der Espresso in unserem Latte macchiato. Wir lesen auch nach Feierabend
Arbeits­Mails, wollen dann aber im Büro auch Facebook nutzen dürfen. Einige
Unternehmen reagieren darauf bereits. BMW beispielsweise will Mitarbeitern
Arbeitsstunden außerhalb des Büros künftig gutschreiben und sie dafür an
anderen Tagen früher nach Hause schicken.
Für die Unternehmen zahlt sich mehr Autonomie für ihre Beschäftigten sogar aus.
Eine ganze Bandbreite von Studien belegt, dass Beschäftigte, die die Wahl haben,
wo und wann sie arbeiten, produktiver, kreativer und effizienter sind als jene, die
über die Maßen kontrolliert werden. Fehlende Autonomie kann sogar krank
machen. Schwedische Forscher fanden heraus, dass Arbeitnehmer, die zwar einen
anspruchsvollen Job haben, aber wenig Einfluss darauf, wie sie ihn ausüben, ein
erhöhtes Risiko aufweisen, chronisch krank zu werden. Wer sich die Zeit frei
einteilen kann, macht keinen Dienst nach Vorschrift. Wer seinem eigenen
Rhythmus folgen darf, empfindet Arbeit womöglich nicht nur als Arbeit, sondern
als Ausdruck der eigenen Souveränität.
Gewiss gibt es Beschäftigte, die solche Freiräume ausnutzen und lieber Zeit im
Internet verdaddeln, als den Projektbericht fertig zu stellen. Doch die meisten
Menschen gehen mit Vertrauen, das ihnen entgegengebracht wird,
verantwortungsvoll um. Außerdem fliegen Faulpelze schnell auf in einer
Arbeitswelt, die Ergebnisse belohnt und nicht die dafür aufgewendeten Stunden.
Wir sind keine Generation aus Karriereverweigerern, wir definieren Karriere bloß
anders als frühere Generationen. Bisher wurde Leistung mit Aufstieg belohnt.
Wer gut war in seinem Job (oder es seinen Vorgesetzten glauben machte), bekam
ein eigenes Team, später eine eigene Abteilung, bis er irgendwann in der
Geschäftsleitung saß. Beförderung hieß mehr Verantwortung, mehr Macht, mehr
Mitarbeiter. Erfolg wurde über die Zahl der Untergebenen definiert.
Junge Leute wollen heute zwar Verantwortung übernehmen, aber nicht mehr
unbedingt führen. Viele sind an der Sache interessiert, aber nicht so sehr an der
Macht. Sie wollen sich weiterhin als Experten in eine Materie vertiefen können,
statt als Manager nur noch in Meetings zu sitzen. Das verändert die Karrierewege
in Unternehmen. Der Versicherungskonzern Generali Deutschland oder der
Automobilzulieferer Bosch etwa bieten neben der klassischen Führungskarriere
auch gleichwertige Projekt­ und Expertenlaufbahnen an – mit den gleichen
Gehaltsstufen und der Möglichkeit, zwischen den Karrierewegen zu wechseln.
Dass meine Generation weniger leistungsbereit ist, das geben Untersuchungen
übrigens gar nicht her. Soziologen beobachten sogar, dass Tugenden wie Fleiß
und Ehrgeiz seit Mitte der neunziger Jahre bei der jüngeren Generation enorm an
Bedeutung gewinnen. In der jüngsten Shell­Studie etwa, die Deutschlands Jugend
alle paar Jahre neu vermisst, war die Leistungsbereitschaft unter den 12­ bis 25­
Jährigen die höchste, die je gemessen worden ist.
Wer meiner Generation Faulheit vorwirft, hat nicht verstanden, dass wir Leistung
nicht nur danach bemessen, was wir im Beruf erreichen. Wir übertragen die
Suche nach Sinnhaftigkeit und Bedeutung auch auf andere Bereiche unseres
Lebens: dem Partner den Rücken frei halten, der Tochter ein Baumhaus bauen,
sich um die eigenen Eltern kümmern – auch das sind Leistungen, über die wir
uns definieren.
An unseren Eltern haben wir gesehen, was herauskommt, wenn der Beruf das
Privatleben dominiert: abwesende Väter, hohe Scheidungsraten, ein Herzinfarkt
mit 50. Das hat uns abgeschreckt. Wir sind überzeugt davon, dass sich Arbeit,
Familie und Freizeit auch anders organisieren lassen. Wir glauben an deren
Vereinbarkeit.
Unternehmen brauchen Mitarbeiter, die Etabliertes grundsätzlich
infrage stellen
Der Wandel in den Einstellungen wird vor allem an den jungen Vätern sichtbar.
Sie wollen heute nicht mehr nur Ernährer sein, sondern auch Erzieher. Noch nie
seit Einführung des Elterngelds im Jahr 2007 haben mehr Väter Elternzeit
genommen: Zuletzt hat sie mehr als jeder vierte genutzt. In einer Umfrage der
Väter gGmbH unter Kleinkind­Vätern gaben 51 Prozent der Befragten an, sie
könnten sich vorstellen, Gehaltseinbußen hinzunehmen, um mehr Zeit für ihre
Kinder zu haben, 56 Prozent würden hierfür ihre Karriereziele wenigstens eine
Zeit lang zurückstellen. Die Väter von heute wollen keine Wochenend­Papis sein.
92 Prozent sagten, dass ihnen Zeit für die Familie auch unter der Woche sehr
wichtig sei.
Elternzeit, Sabbaticals, flexible Arbeitszeiten, Homeoffice: Wir sind
anspruchsvolle Beschäftigte, die alles möchten und am liebsten alles auf einmal:
Beruf plus Freude plus Sinn. Karriere und Familie – und zwar für beide Partner.
Doch meine Generation fordert nicht nur viel von ihren Arbeitgebern, wir haben
auch selbst einiges zu bieten: Wir sind die am besten ausgebildete, die
internationalste und vielsprachigste Generation, die jemals die Arbeitswelt
betreten hat. Nie hat eine Altersgruppe, prozentual gesehen, häufiger Abitur
gemacht, häufiger studiert, häufiger im Ausland gelebt.
Wir sind in einer Welt aufgewachsen, in der alles ständig im Umbruch ist. Seit
dem 11. September 2001 kennen wir nichts anderes als Krise: Afghanistankrise,
Irakkrise, Klimakrise, Wirtschaftskrise, Bildungskrise, Finanzkrise, Euro­Krise.
Das Krisengefühl, das uns begleitet, hat die Unsicherheit zu unserem
Lebensgefühl erhoben. In unserer Welt ist alles möglich, aber nichts ist von
Dauer. Aus Lebenspartnern wurden Lebensabschnittsgefährten. Aus dem
Geburtsort wurde die Wahlheimat. Und den Job auf Lebenszeit gibt es ebenso
wenig wie die sichere Rente. Die immerwährende Unsicherheit zwingt uns zu
ständigen Anpassungen. Sie sorgt dafür, dass wir Neuem gegenüber
aufgeschlossen bleiben.
Hinzu kommt, dass wir die erste Generation sind, die mit dem Internet groß
geworden ist. Auf Facebook, Twitter, YouTube zeigt sich unsere spielerische
Kreativität. Dort gilt: Wer die ausgefallenste Meldung, den lustigsten Tweet, das
fantasievollste Video veröffentlicht, bekommt die meiste Aufmerksamkeit. Diese
Originalität übertragen wir in die Arbeitswelt. Das macht uns konkurrenzfähig in
einer Weltwirtschaft, in der es auf die besten Ideen ankommt und Neues
zunehmend in Sozialen Netzwerken entsteht.
Diese Mischung aus Engagement und Selbstoptimierung, aus Verspieltheit und
Ernst macht uns sogar unentbehrlich in einer Ökonomie, die vor so tief
greifenden Veränderungen steht wie kaum jemals zuvor: Klimawandel,
Energiewende, Ressourcenknappheit, alternde Gesellschaft. Neue Technologien
ersetzen alte Geschäftsmodelle und lassen neue entstehen. Kaum eine Branche,
die nicht vor einem fundamentalen Wandel steht. Dazu brauchen Unternehmen
die besten Talente, die kreativ denken und bereit sind, Etabliertes grundsätzlich
infrage zu stellen.
Natürlich: Die Generation Y, das sind nicht alle nach 1980 Geborenen. Es sind vor
allem jene meiner Altersgenossen, die behütet und relativ begütert aufgewachsen
sind, die über einen gefragten Hochschulabschluss oder eine gute
Berufsausbildung verfügen. Das trifft auf etwa ein Viertel der heute 20­ bis
Anfang 30­Jährigen zu. Das Y ist ein Ausschnitt. Doch auch "die 68er" machten
nur einen Bruchteil der Altersgruppe aus und prägten doch das Bild einer ganzen
Generation. Die Verantwortung der privilegierten Y­Vertreter ist es, in der
Berufswelt Standards zu setzen, von denen später hoffentlich auch weniger
privilegierte Arbeitnehmer profitieren werden. Dann kann ein Elitenphänomen zu
einer Breitenbewegung werden, die immer mehr Branchen erfasst.
So wie sich im Industriezeitalter nach und nach die 40­Stunden­Woche, das
Urlaubsgeld oder die Betriebsrenten durchgesetzt haben, könnten Beschäftigte in
großen Teilen der Wirtschaft künftig selbstbestimmter und mehr im Einklang mit
ihrer jeweiligen Lebenssituation ihrer Arbeit nachgehen.
Der Wandel in der Arbeitswelt hat bereits begonnen. Es ist keine laute
Revolution, meine Generation zieht nicht fahnenschwenkend durch die Straßen
oder rüttelt an Konzerntoren. Wir verändern Wirtschaft und Gesellschaft lautlos
und schleichend, aber danach wird die Berufswelt eine andere sein.
Kerstin Bunds Beitrag ist die Essenz ihres Buches "Glück schlägt Geld.
Generation Y: Was wir wirklich wollen", das im März im Murmann Verlag
erschienen ist. 200 Seiten, 19,99 Euro.
Anmerkung der Redaktion, 10. März 2014: Ursprünglich hieß es in diesem
Artikel "Seit dem 11. September 2011 kennen wir nichts anderes als Krise". Es
Künstler über ihre größten Abenteuer
die das Leben mir macht,
anzunehmen. Das geht
nur, wenn man bereit ist,
das Leben auf sich zukommen zu lassen.
Mit dieser Bereitschaft
gehe ich in jede neue Arbeit, in jede neue Produktion. Ich bewundere Kollegen, die noch im hohen
Alter Unterricht nehmen,
sich Inhalte neu erschließen. Dazu gehört auch
Demut. Vorher alles genau
zu wissen – das wäre der
Tod von Kunst!
Avi Avital
Als ich gerade 21 Jahre alt
war und mein Examen an
der Jerusalem Academy
of Music gemacht hatte,
stand ich vor einer der
wichtigsten Entscheidungen meines Lebens: entweder in Israel zu bleiben
und nach einem Job als
Musiklehrer zu suchen,
vielleicht noch einen weiteren Studienabschluss zu
machen oder aber nach
Italien zu ziehen, um dort
bei einem Meister meines Instruments, der Mandoline, zu
studieren und eine internationale Karriere aufzubauen, von
der ich träumte. Obwohl das wirklich ein großes Wagnis war,
habe ich mich für Italien entschieden. Es waren meine ersten
Schritte in die Welt.
Ich erinnere mich sehr gut an den Tag, wie es war, als ich
mit zwei großen Koffern in Italien ankam, kein Wort Italienisch sprechend und niemanden zu kennen. Es war für mich
das erste Mal in Italien – und ich plante spontan, zu bleiben!
Zurückblickend weiß ich nicht, wie ich den Mut dazu haben
konnte, aber ich erinnere mich, wie ich mit einem großen
Lächeln auf dem Gesicht durch die Straßen lief, eine Wohnung suchte, meine ersten Worte auf Italienisch lernte und
meine ersten Auftritte bekam – es war alles sehr aufregend
und eine prägende Erfahrung. Es war eines der größten Geschenke, die ich mir selber machen konnte.
Bis zum Horizont und weiter …
Richard Galliano (Akkordeon) & Avi Avital (Mandoline)
Siehe Programm, S. 25
Do 1.10., Obernkirchen
Fr 2.10., Nörten-Hardenberg
Jasmin Tabatabai
Das größte Abenteuer war für mich, Kinder zu bekommen
und eine Familie zu gründen. Das bleibt jeden Tag aufs Neue
spannend, eine Herausforderung, die mit nichts zu vergleichen ist. Von diesem ganz großen Abenteuer einmal abgesehen ist für mich eigentlich jeder neue Tag ein Abenteuer,
denn wir wissen ja nicht, was passiert! Ich empfinde es als
großes Geschenk. Diese Art der »Ungewissheit« bietet unendlich viele Möglichkeiten. Man muss immer wieder aufs
Neue wach und aufmerksam sein. Grenzüberschreitungen
bringen mich persönlich weiter, und als Künstlerin muss ich
mir unbedingt diese Bereitschaft bewahren, die Angebote,
m. 16
Das ganze Leben ein Abenteuer – Jasmin Tabatabai
Jasmin Tabatabai & David Klein Quartett
Siehe Programm, S. 25
Sa 26.9., Peine
So 27.9., Barsinghausen
Fr 2.10., Celle
Sa 3.10., Alfeld
Dorothee
Oberlinger
Das größte Abenteuer war
für mich zweifelsohne die
Geburt meines Sohnes. Er
ist 2013 auf die Welt gekommen. Was das bedeutet, kann ich nicht weiter
erklären – das muss man
selbst erlebt haben. Es hat
alles umgekrempelt, was
bis dahin Gültigkeit hatte,
und das betrifft nicht nur
mich, sondern die gesamte
Familie. Die reist jetzt
immer mit, und so ist es möglich, dass ich weiterhin viele Konzerte geben kann. Ich hätte nie gedacht, dass man gemeinsam
eine so große Veränderung durchleben kann.
Taklamakan – eine musikalische Abenteuerreise
Dorothee Oberlinger (Flöte) & Ensemble 1700,
Ensemble Sarband
Siehe Programm, S. 23, 24
Do 17.9., Emden
Fr 18.9., Harsefeld
Sa 19.9., Hessisch Oldendorf OT Fischbeck
MEIN ABENTEUER
Dominique
Horwitz
Als Künstler war mein größtes Abenteuer eindeutig
die Inszenierung des Freischütz’ von Carl Maria von
Weber an der Oper Erfurt.
Ich habe ihn, den Freischütz, gänzlich auf den
Kopf gestellt, und das hat
ihm sehr gut getan. Mein
größtes privates Abenteuer
war der Beginn meines
zweiten Lebens mit meiner zweiten Frau in Weimar.
Jedes Wagnis verändert, wenn nicht das Leben, so doch die
Sicht auf das Leben. Ist dem nicht so, dann ist es keine Frage
des Muts, sondern nur mehr eine Frage des Spaßes und der
Befriedigung – kann aber auch schön sein.
Ich suche Abenteuer, oder fordere sie geradezu heraus. Ohne Risiko herrscht Stillstand, und ich bewege mich doch allzu gern. Ich
habe vier Kinder großgezogen. Ich weiß, was es bedeutet, wenn
man seinen Kleinkindern sagt: »Wer nicht oft fällt, kann nicht gut
Rad fahren.« Das führt sie mit Sicherheit auf die richtige Spur!
David Orlowsky
Ich bin einmal beim Campen in den Alpen mitten in
einer Kuhherde aufgewacht. Die Nacht war mild
und klar, deswegen hatten
wir das Zelt nicht aufgebaut und unter freiem
Himmel geschlafen. Es
ist schon ein besonderes
Gefühl, die Augen aufzumachen und das kauende Maul einer Kuh vor sich
zu haben. Nach dem ersten
Schreck stellte sich heraus,
dass sich die Kühe überhaupt nicht für uns interessierten und
wir ganz in Ruhe einpacken und weiterziehen konnten. – Dieses
Abenteuer hat zwar mein Leben nicht verändert, aber vergessen
werde ich es auch nicht!
Klezmer – Heimat in der Fremde
David Orlowsky Trio
Siehe Programm, S. 24
Do 24.9., Einbeck
Die Geschichte vom Soldaten
Klezmer – Heimat in der Fremde
Dominique Horwitz (Sprecher), Arte Ensemble,
NDR Radiophilharmonie, Andrew Manze (Leitung)
Wandelkonzert mit dem David Orlowsky Trio,
Yassin Trabelsi (Lesung), Ulrich Woelk (Collage)
Siehe Programm, S. 24, 25
Fr 25.9., Bad Pyrmont
Sa 26.9., Walsrode
Siehe Programm, S. 25
Sa 26.9., Landesbergen
Patricia Petibon
Das ganze Leben ist ein
Abenteuer, es ist das
schönste Abenteuer und
die größte Herausforderung! Leben bedeutet, Veränderungen und Wechsel
zu akzeptieren. Es bedeutet auch, sich weiterzuentwickeln und Verzicht zu
üben. Im Leben hat man
keine Wahl. Wir sind Teil
einer ständigen Veränderung und müssen Risiken
eingehen.
Auf in neue Welten!
Patricia Petibon (Sopran), Joël Grare (Schlagwerk), Pierre Hamon
(Flöte und Dudelsack), La Cetra Barockorchester Basel
Siehe Programm, S. 23, 24
Do 17.9., Papenburg
Sa 19.9., Wildeshausen
So 20.9., Rehburg-Loccum
Folkert Uhde
Das Veranstaltungszentrum
»Radialsystem« in Berlin zu
gründen, war mit Abstand mein
größtes Abenteuer. Bergsteigen ist vergleichsweise lächerlich. Wir befanden uns in ständigen »Blitz-Lernprozessen«,
dieses Gebäude, ein Industriedenkmal, wieder zum Leben zu erwecken und mit Leben zu erfüllen – konzeptuell und wirtschaftlich. Das Ganze passierte
ohne Vorgaben und ohne Vorlagen. 2005 haben wir eine GmbH
gegründet, die Mieterin und Betreiberin des Hauses ist. Seit
2013 haben wir eine stabile Situation – und das tut auch gut.
Frei nach Giovanni Boccaccio würde ich sagen: Lieber tun und
bereuen, als unterlassen und bereuen!
Über-Wunden
Concerto Köln, Folkert Uhde (Konzept, Sprecher)
Siehe Programm, S. 23
Do 17.9., Hannover
Fr 18.9., Osnabrück
m. 17
HÖR ABENTEUER
Neuland für die
Gehörgänge
Die Intendantin der Niedersächsischen
Musiktage Katrin Zagrosek über ihren
persönlichen Blick aufs Abenteuer
Das Neue und Unbekannte
ist immer etwas gewesen,
was mich gelockt und interessiert hat. Sei es in der
Musik und in den anderen
Künsten, sei es bei Reisen
oder bei gewissen beruflichen Schritten: Ich begebe
mich gerne in unbekannte
Situationen. Auch jede Gelegenheit, im Moment aufgeführte Musik zu hören, empfinde ich als ein Hörabenteuer. Es ist dabei ganz egal, ob
mir die gespielte Musik bekannt oder unbekannt ist. Es
gehört zu den sehr schönen
Erfahrungen, gerade in den
tausend Mal gehörten Werken Aspekte und Verbindungen zu entdecken, die man
zuvor noch nicht wahrgenommen hat. Bei den Niedersächsischen Musiktagen
gibt es dafür so manche Gelegenheit: So spielt Concerto
Köln Mozarts Jupiter-Sinfonie, die Ouvertüre und den
Marsch aus »La clemenza
di Tito« sowie den Marsch
aus »Figaros Hochzeit«,
die NDR Radiophilharmonie
wird Beethovens 5. Sinfonie
c-Moll aufführen. Diese bekannten Werke stehen bei
den Niedersächsischen Musiktagen in neuen, unerwarteten Kontexten und werden
jeweils auf ihre Weise ein
Abenteuer sein.
Wenn ich den Blick auf Komponisten und Musiker rich-
te, dann reizt mich zunächst
die Frage, wie und wann,
unter welchen Umständen
und mit welchen Ergebnissen sie Abenteuer eingegangen sind: Mit welchen
Werken und auf welche
Weise haben sie sich kompositorisches Neuland erschlossen? Das kann auf ihr
jeweils eigenes Schaffen bezogen sein oder den großen
historischen Überblick betreffen, also beispielsweise
die Errungenschaften für
eine bestimmte Gattung
oder etwa für die Harmonik.
Es sind oft Prozesse, die mit
großer Kühnheit in Gang
gesetzt wurden und dann
Ergebnisse hervorgebracht
haben, hinter denen ab
da kein ernst zu nehmender
Komponist mehr zurückstehen konnte.
Das immense Spektrum der
zeitgenössischen Musik zu
entdecken oder eine Uraufführung anhören zu dürfen,
ist jedes Mal ein Abenteuer,
und ich erlebe es als Privileg
und Geschenk. Das gilt auch
für die Sternstunden, als Zuhörerin dabei sein zu dürfen,
wenn sich Musiker spielerisch neue Dimensionen erobern. Dafür möchte ich das
Publikum der diesjährigen
Niedersächsischen Musiktage ebenfalls begeistern: In
den Konzerten von Jasmin
Tabatabai, Richard Galliano
und Avi Avital, auch bei Till
Brönner im Quintett oder im
Duo mit Dieter Ilg wird sehr
viel im Moment entstehen.
Wir erleben seit einigen Jahren, dass das Publikum der
Niedersächsischen Musiktage besonders viel Lust
auf die »abenteuerlicheren«
Konzertformen hat: Die Wandelkonzerte und Spaziergänge, die langen musikalischen
Nachmittage an besonderen
Spielstätten – hier feilen wir
im Musiktage-Team mit viel
Herzblut an Inhalten, Abläufen und einem (oft zusammen mit den Mitveranstaltern) liebevoll zusammengestellten Rahmenprogramm.
Diese Konzerte gehören zu
den Veranstaltungen, die offensichtlich besonderes Interesse wecken, denn die
Karten sind dafür als Erstes
vergriffen. Somit bin ich
optimistisch, dass es auch
diesmal gelingen wird,
das Publikum beispielsweise
frühmorgens an die Aller bei
Verden, nachts in die Höhle
bei Bad Grund oder Anfang
Oktober unter den sicherlich
kühlen, aber wunderbar
klaren Sternenhimmel von
Sankt Andreasberg zu locken. Wie immer werden wir
natürlich mit Heißgetränken,
warmen Decken und weiteren Annehmlichkeiten dafür
sorgen, dass das Konzert für
alle zum Genuss wird.
m. 11
Greensleeves
Arr. Anastassia Tkachenko
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Traditionell aus England
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Anastassia Tkachenko, Niedersächsische Musiktage
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WEITERE EMPFEHLUNGEN UND TIPPS
ROMANE VOLL VON ABENTEUER
Tom Sawyer & Huckleberry Finn (Verfilmt 2014)
Mark Twain
Die vergessene Welt (Original: The lost world)
Arthur Conan Doyle
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Robert Louis Stevenson
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Tschick!
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Lucky Luke (Comic) (Verfilmt 1971)
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Saint Jaques - Pilgern auf Französisch (Film 2005)
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Jakobsweg: Via Scandinavica
Die Via Scandinavica verbindet Skandinavien mit
Deutschland. Durch Niedersachsen führt sie über Lüneburg und Hannover nach Göttingen.
Jakobsweg: Via Baltica
Die Via Baltica beginnt auf der Insel Usedom und
führt immer wieder durch Niedersachsen von Lübeck
über Hamburg und Bremen nach Osnabrück. Zwischen Wildeshausen und Osnabrück nennt sich dieser Teilabschnitt des Jakobsweges "Pickerweg".
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IMPRESSUM UND KONTAKT
Niedersächsische Sparkassenstiftung
Schiffgraben 6-8
30159 Hannover
Geschäftsführung: Dr. Sabine Schormann
Konzepterstellung und Inhalt:
Anastassia Tkachenko
Kontakt vivam.
Cornelia Hemmann
E-Mail: [email protected]
Telefon: 0511 3603 930
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