ABENTEUERLICHES IM UNTERRICHT Handreichung und Ideen zum Thema „Abenteuer“ für den Unterricht Die Niedersächsischen Musiktage waren schon immer abenteuerlustig. Mit neuartigen Konzertformaten, ungewöhnlichen Spielstätten oder (noch) unbekannten Künstlern suchen sie stets die Herausforderung, denn: Wer wagt, gewinnt! Dabei wird das Abenteuer von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Von Entdeckern, Forschern und Eroberern bis zu heldenhaften Geschichten in den einzelnen Konzerten und in diesem Leitfaden sollen möglichst viele Facetten des Abenteuers Beachtung finden. Selbstverständlich lassen wir uns auch auf Hörabenteuer ein! Daher wollen wir auch Schulen dazu einladen, Abenteuerliches im Unterricht anzusprechen und auszuprobieren. Diese Ideensammlung soll dazu anregen, das Thema Abenteuer - musikalisch und nicht-musikalisch - im Unterricht zu behandeln. Es werden unterschiedliche Zugänge zu dem Thema angesprochen, die sich auch im Konzertprogramm der 29. Niedersächsischen Musiktage wiederfinden: Als ergänzendes Erlebnis können Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern dann ein Konzert der Niedersächsischen Musiktage besuchen. Dabei ist diese Ideensammlung fächerübergreifend angelegt. Vom Deutschunterricht bis Politik, Kunst und Musik bis Sport - viele Fächer sind vertreten und können auch als Projekte fächerübergreifend durchgeführt werden. Die Ideen sind als Anregungen gedacht, selbstverständlich können sie individuell an das Unterrichtsfach, das Alter der Schülerinnen und Schüler und den eigenen Unterrichtskontext angepasst werden. 1 ABENTEUERLICHES IM UNTERRICHT Handreichung und Ideen zum Thema „Abenteuer“ für den Unterricht Inhalt 1. Einleitende Gedanken 2. Leitfragen für den Unterricht 3. Einstieg und erste Projektideen 4. Das Abenteuer beginnt I. Von Entdeckern, Forschern und Eroberern II. Musikalische Abenteuer III. Von Abenteurern und anderen Helden 5. Materialsammlung 6. Informationen für Lehrerinnen und Lehrer 7. Literaturempfehlungen 8. Impressum 2 EINLEITENDE GEDANKEN Es gehört viel Mut dazu, sich auf ein Abenteuer einzulassen - denn das bedeutet in der Regel, das Gewohnte und Alltägliche hinter sich zu lassen und neue Bahnen einzuschlagen. Jedoch kann das, was man subjektiv als Abenteuer empfindet, sehr unterschiedlich sein. Abenteuer im Kleinen beginnt schon dort, wo man anstatt wie gewohnt den Bus zu nehmen, doch zu Fuß geht und etwas Unbekanntes in der eigenen Stadt entdeckt. Große Abenteuer erleben Schülerinnen und Schüler immer dann, wenn sie die Grundschule verlassen und sich auf der weiterführenden Schule auf neue Klassenkameraden, Lehrerinnen und Lehrer und eine neue Umgebung einlassen. Oder wenn sie sich auf einen Schüleraustausch in einem fremden Land begeben, sei es auch „nur“ für einige Wochen. Das größte Abenteuer beginnt, wenn die Schulzeit zu Ende geht und die Ausbildung, ein Studium oder ein Auslandsjahr auf einen warten. Gehört das Abenteuer dann zum alltäglichen Leben? Wenn man das so betrachtet, so kann es hinter jeder Ecke auf einen warten und mitreißen. Gerade die Schulzeit ist ein wichtiger Lebensabschnitt der Schülerinnen und Schüler, an deren Anfang und Ende ein großes Abenteuer steht. Wenn die Schule also ihre Aufgabe ernst nimmt, Kinder und Jugendliche auf das Leben vorzubereiten, dann kann die Beschäftigung mit dem Abenteuer im Unterricht Lebenslust und Offenheit wecken. Dieser Leitfaden spricht Abenteuer im Großen und im Kleinen an, stellt berühmte Abenteurer, Helden und Entdecker vor und gibt Anregungen zu Hörabenteuern - das Thema zieht sich durch alle Unterrichtsfächer durch. Auf den folgenden Seiten finden sich Ideen, Materialien, Literatur– und Hörempfehlungen und die Konzerte der Niedersächsischen Musiktage, die sich selbst mit dem Abenteuer auseinandersetzen. 3 LEITFRAGEN FÜR DEN UNTERRICHT WANN BEGINNT EIN ABENTEUER? „Es ist eine gefährliche Sache, aus deiner Tür hinaus zu gehen. Du betrittst die Straße und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen.“ (J.R.R. Tolkien in „Der Herr der Ringe“) Dieser bekannte Spruch des Hobbits Bilbo in Tolkiens „Der Herr der Ringe“ beschreibt anschaulich den Beginn eines jeden Abenteuers. Das Abenteuer beginnt, sobald man sich aus der Tür hinaustraut, ob auf Reise oder im übertragenen Sinne durch eine offene Grundeinstellung zur Welt. WER IST ABENTEURER? Abenteurer stellt man sich als unerschrockene Helden vor, die sich auf einen gefährlichen Weg einlassen, ihn meistern und mit einem Schatz an spannenden Geschichten und Erzählungen zurückkehren. Aber vielleicht steckt auch in jedem Menschen ein Abenteurer, sobald er sich entscheidet, einen ungeplanten und unerforschten Weg zu gehen? IST ABENTEUERBEWUSSTSEIN HEUTE PFLICHT? Immer mehr junge Menschen verbringen eine längere Zeit im Ausland - ob als Austausch, Work and Travel oder Abenteuerurlaub - und bringen daraus eine Vielzahl von Geschichten mit. Wer dies nicht erlebt hat, kann nicht mitreden und wird schnell zum Außenseiter. Dies steigert den Druck, ebenfalls in Ausland zu gehen, auch wenn es seiner persönlichen Lebensvorstellung vielleicht nicht entspricht oder man die Möglichkeit dazu nicht hat. Im Ethik–, Gesellschafts- oder Religionsunterricht kann man darüber sprechen, wie man auf seine eigenen Wünsche hört, ohne sich minderwertig zu fühlen. Schülerinnen und Schüler, die Auslandserfahrung haben, können ihre Erfahrungen mit den jeweiligen Ländern in einem Dialog mit Daheimgebliebenen teilen und einen Austausch darüber ermöglichen. KANN MAN DAS EIGENE LEBEN ALS EIN ABENTEUER BEGREIFEN? Ein Abenteurer kennt viele Haltungen, eine ist jedoch besonders wichtig: Offenheit. In der heutigen multiplen Gesellschaft verhilft diese Haltung zu Toleranz, Mut und Lebensfreude. Abenteuerliche Projekte und Vorhaben vor der eigenen Haustür (z.B. Flüchtlingshilfe, Umweltschutz, bewusste Ernährung) können im Unterricht thematisiert oder von Schülerinnen und Schülern selbst angestiftet werden. 4 Einstieg und erste Projektideen EINSTIEG UND ERSTE PROJEKTIDEEN Ganz gleich, mit welcher Facette des Abenteuers man sich im Unterricht beschäftigen möchte, der Einstieg ist besonders wichtig. Ein gelungener Einstieg regt die Kreativität an und macht Lust, mehr über das Thema zu erfahren. Auf den folgenden fünf Seiten sind einige Ideen für einen Einstieg in das Thema zusammengefasst. Unterrichtsfach Definitionen von Abenteuer Die Schülerinnen und Schüler verfassen Definitionen von Abenteuer: Was ist für mich ein Abenteuer, wo fängt es an? Die Ergebnisse können an der Tafel systematisiert und geclustert werden. Im nächsten Schritt können die Definitionen in Gruppenarbeit zu einer Definition zusammengefasst werden. Es könnte interessant sein, welche verschiedenen Definitionen innerhalb einer Gruppe zusammentreffen. Die Schülerinnen und Schüler lernen, mit unterschiedlichen Sichtweisen umzugehen und einen gemeinsamen Kern zu erfassen. Fächerübergreifend Akrostichon Die Schülerinnen und Schüler verfassen zu dem Begriff „Abenteuer“ ein Akrostichon (Beispiel siehe unten) und zeigen damit, was ihnen an diesem Thema wichtig ist, was es für sie im Wesen ausmacht. Die Ergebnisse können im Klassenraum aufgehängt werden. A ufregend AufB ruch WE g N eues EnT deckung GE fahr U nternehmen GE fährten R eise Deutsch Abenteuer in der Literatur In vielen literarischen Werken spielt das Abenteuer eine große Rolle. Je nach Altersstufe, können die von den Schülerinnen und Schülern gelesenen Bücher, die von Abenteuern handeln, gesammelt werden. Hier sind auch Buchvorstellungen denkbar - die jeweiligen Abenteuer können dann miteinander vergleichen werden, um einen oder mehrere Abenteuertypen herauszufinden. Diese kann man mit den Abenteuerdefinitionen der Schülerinnen und Schüler vergleichen. Deutsch Abenteuerliche Romane und Geschichten und entsprechende Verfilmungen/ Inszenierungen finden Sie im Kapitel „Literaturempfehlungen“. 5 Einstieg und erste Projektideen Zitate und Meinungen zum Thema Abenteuer Zusätzlich oder als Alternative zur Arbeit an Definitionen von Abenteuern kann mit bestehenden Zitaten zum Thema „Abenteuer“ gearbeitet werden. Zitate (siehe Anhang) können gesammelt oder auch selbst entworfen werden und von den Schülerinnen und Schülern nach Zustimmung und Ablehnung der Kernaussage sortiert werden. So kann ein überschneidendes Meinungsbild der Klasse zum Thema an der Tafel oder im Klassenraum visualisiert werden. Deutsch Metaphorik des Abenteuers Anhang des anschaulichen Themas „Abenteuer“ kann auch der Gebrauch der „sprachlichen Bilder“ geübt und vertieft werden, indem die Schülerinnen und Schüler selbst Vergleiche, Metaphern und Allegorien erfinden. Die Aufgabe könnte lauten: Finde ein sprachliches Bild/ Gleichnis, welches das Abenteuer gut beschreibt. Zur Hilfestellung können den Schülerinnen und Schülern auch Zitate zur Verfügung gestellt werden, allerdings in dem Bewusstsein, dass dann eine gewissen inhaltliche Lenkung erfolgt. Ein Beispiel für ein sprachliches Bild zum Thema Abenteuer: Deutsch, Kunst Das Abenteuer ist wie ein ungezähmtes Steppenpferd. Aus der entstandenen Sammlung kann eine Ausstellung im Klassenraum oder im Schulgebäude gestaltet werden - auch in Verbindung mit dem Kunstunterricht, in dem aus sprachlichen gemalte Bilder werden. Eine Fotostory entwickeln Weniger ein Einstieg als eine Projektidee ist die Umsetzung eines Abenteuers als eine Fotostory. Als eine Kooperation der Fächer Deutsch und Kunst thematisiert es die Entwicklung einer Handlung, eines Skripts und Rollenbildern und beschäftigt sich mit dem kunstvollen Fotografieren und Bilderbearbeitung. Das Thema des Abenteuers kann frei gewählt und erfunden werden. Es können zum Beispiel Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler bei einem Schüleraustausch verarbeitet werden. Deutsch, Kunst, Darstellendes Spiel 6 Einstieg und erste Projektideen Abenteuer Sinnsuche - Generation gestern/heute/morgen Sozialwissenschaftler wie der Berliner Jugendforscher Klaus Hurrelmann bezeichnen die Generation, die zwischen 1977 und 1998 geboren ist, als Generation Y (englisch Why?). Ihre Charakteristika sind die immerwährende Sinnsuche in der Berufswahl wie in privater Lebensgestaltung und das Hinterfragen gegebener Strukturen. Die Sinnsuche als ihr Antrieb macht sie gewissermaßen zu lebenslangen Abenteurern. Dies ist die vorangehende Generation in Bezug auf die heutigen Jugendlichen. Politik/ Gesellschaftslehre Spannend ist es, sich mit dieser kaum älteren Generation auseinanderzusetzen und die Normen und Werte, Antriebe und Weltanschauungen der beiden Generationen zu vergleichen. Finden sich die heutigen Jugendlichen in den Werten der Generation Y wieder oder haben sie ganz andere Zielsetzungen? Welche Hinterlassenschaften gibt es von der Generation Y (z.B. die Lust auf längere Auslandsaufenthalte und Weltoffenheit)? Kann man die eigene Generation über ebenso charakterisieren? Welche Ziele spielen in dem Leben von heutigen Kindern und Jugendlichen eine Rolle? Einen Artikel aus der ZEIT zu Generation Y finden Sie im Anhang. Abenteuer Karriere: Alles nach Plan? Berühmtheiten und Personen öffentlichen Lebens scheinen oft ihre Karriere seit langen geplant zu haben. Hier verläuft alles wie es soll, jeder Auftritt kommt nicht unerwartet und selbst Skandale scheinen Teil des Konzeptes zu sein. Anhand von Biographien bekannter öffentlicher Persönlichkeiten (Politiker, Unternehmer, Stars) können Schülerinnen und Schüler untersuchen, wie sich deren Lebensläufe gestaltet und gewandelt haben. Ist diese Karriere von Anfang an geplant gewesen oder hat die Person sich zu einem bestimmten Zeitpunkt auf ein Abenteuer eingelassen? Politik/ Gesellschaftslehre Besonders Schülerinnen und Schüler, die selbst bald einen Berufsweg einschlagen werden, sind häufig verunsichert und entmutigt, was ihre weitere Lebensplanung angeht. Eine Beschäftigungen mit beispielhaften Lebensläufen kann selbst dazu ermutigen, sich auf das Abenteuer Berufsfindung einzulassen, ohne jeden Schritt genau planen zu können. 7 Einstieg und erste Projektideen Eine Umfrage entwerfen: Lebensabenteuer Schülerinnen und Schüler können eine eigene Umfrage entwerfen und durchführen - in der eigenen Schule, in der Stadt oder auf einem Musiktage-Konzert. Sie überlegen sich geeignete Fragen und Wege, wie man die Ergebnisse strukturieren kann. Ein geeignetes Thema könnte (je nach Altersstufe) sein: Abenteuerliches im Alltag, Abenteuerliches aus Reisen oder andere Ideen zum Abenteuer. Politik/ Gesellschaftslehre Abenteuer soziale Verantwortung Soziale Verantwortung zu übernehmen ist für viele kein Selbstverständnis und ist auch nicht unbedingt Teil des alltäglichen Lebens. Ein wertvolles Abenteuer kann sein, Verantwortung im Schulalltag zu übernehmen. Als Einstieg können die Schülerinnen und Schüler selbst Ideen sammeln, an welcher Stelle in der Schulgemeinschaft Hilfe und Mitarbeit benötigt werden kann, und Lösungsansätze dafür entwickeln. Denkbar sind dabei Streitschlichtertätigkeiten, Patenschaftsmodelle (Ältere Schülerinnen und Schüler helfen jüngeren) oder Aktionen für ein besseres Schulklima. Inwiefern dies ein Abenteuer mit schönen, aber auch anstrengenden Momenten sein kann, kann während des gesamten Prozesses reflektiert werden. Politik/ Gesellschaftslehre, Religion, Werte und Normen, Schulalltag Sinnsuche - eine Pilgerreise Welche Wege der Sinnsuche bietet die Philosophie und Religion? Es bietet sich an, sich mit Pilgerreisen und religiös oder philosophisch motivierten Wanderungen zu beschäftigen. Was treibt den Pilger nach Santiago di Compostela an, was den Reisenden nach Mekka? Wie ist die geschichtliche Entwicklung der Pilgerreise? Wie sieht eine Pilgerreise heute aus? Hierzu können zeitgenössische Reiseberichte oder Filme gemeinsam gelesen/ geschaut und besprochen werden (siehe Anhang „Abenteuer Pilgerreise“). Religion, Werte und Normen Einige Pilgerwege, wie zum Beispiel Teile des Jakobsweges, verlaufen auch durch Niedersachsen, die auf malerischen Strecken Abenteuer und Sinnfindung unweit der eigenen Haustür versprechen. Ein Ausflug und das Wandern auf einer Teiletappe ist häufig nicht mit großem Aufwand verbunden. Alleine die Wegsuche und Orientierung anhand einer Karte und dem Muschelsymbol ist abenteuerlich genug! 8 Einstieg und erste Projektideen Abenteuerparcours Dass Abenteuer häufig auch körperliche Fitness voraussetzt, wird häufig angenommen. Spannend und lehrreich zugleich kann es sein, einen Abenteuerparcours im Sportunterricht anzulegen. Die Schülerinnen und Schüler können die einzelnen Stationen auch selbst entwerfen. Ein solches Parcours kann das Zirkeltraining inhaltlich bereichern oder auch als Wettkampf zwischen zwei Mannschaften gesehen werden. Denkbar ist es aber auch, dass eine Klasse einen solchen Parcours bei Schul- oder Sportfest für Besucher und andere Klassen aufbaut. Sport Abenteuer in Popsongs In der Popmusik spielt das Abenteuer häufig eine große Rolle, auch wenn es auch hier häufig unterschiedlich definiert wird und unterschiedliche Haltungen zu dem Thema aufzeigt. Diese Haltungen können anhand ausgewählter Songs analysiert werden - welche Kernaussage geht vom Songtext aus, welche Stimmung vermittelt das Lied, wer sind die Adressaten und welche Werte liegen dieser Haltung zugrunde? Einige Songs finden sich zusammengestellt im Anhang. Weitere Lieder können aber auch von den Schülerinnen und Schülern selbst mitgebracht und vorgeschlagen werden. Musik Interviews aus dem Musiktage-Journal Ausgehend von den Vorstellungen von Abenteuer unterschiedlicher Künstlerinnen und Künstler, die bei den Niedersächsischen Musiktagen auftreten, und dem Interview mit der Intendantin Katrin Zagrosek können Gemeinsamkeiten und Unterschiede analysiert werden, welche Positionen mit denen der Schülerinnen und Schüler verglichen werden. Es können auch eigene Interviews in der Klasse, in der Schule, mit Lehrern und Lehrerinnen oder der Schulleitung durchgeführt werden. Musik, Fächerübergreifend Tipp: Dies kann eine gute Vorbereitung auf den Besuch eines Konzertes bei den Niedersächsischen Musiktagen sein. Bei manchen Konzerten wird auch ein Meet & Greet mit den Künstlerinnen und Künstlern nach dem Konzert für die Klasse organisiert, sodass man auch die Musiker und Musikerinnen selbst live befragen kann- nähere Informationen hierzu finden Sie auf S. 19 9 Entdecker, Forscher, Eroberer VON ENTDECKERN, FORSCHERN UND EROBERERN Forschen, entdecken und sich neues Wissen und Erkenntnisse aneignen, ist ebenfalls mit einer abenteuerlichen und wagemutigen Haltung verbunden. Bei den Niedersächsischen Musiktagen befassen sich mehrere Konzerte mit dieser Thematik. AUF IN NEUE WELTEN! Auf in eine Neue Welt! Die Entdeckung Amerikas zog viele Abenteurer, Auswanderer, Missionare und Schaulustige über den Ozean. Diese Wanderung hatte viele Folgen, eine davon war ein Austausch von Musik, Tradition und Kultur. Das Ergebnis davon kann man bei den Niedersächsischen Musiktagen im Programm „ Auf in neue Welten“ mit Patricia Petibon und dem La Cetra Barockorchester Basel hören. Zum Werk: Eines der Lieder der damaligen Zeit (15. und 16. Jahrhundert) überdauerte bis Heute: Greensleeves. Der Legende nach dichtete es König Heinrich VIII von England persönlich für seine dritte Frau Anne Boleyn, um sich bei ihr über ihre Widerspenstigkeit zu beklagen. Viel wahrscheinlicher ist es jedoch, dass diese Melodie bereits seit Jahrhunderten im Volksmund kursierte und sich während der Eroberung der Neuen Welt in der ganzen Welt verbreitete. „GREENSLEEVES“ ZUM SELBST-MUSIZIEREN Im Anhang finden Sie eine Partitur von Greensleeves, arrangiert für Gesang, zwei Stimmen für Glockenspiele oder zwei Glasharfen und eine tiefe Trommel. Besonders spannend ist es, in der Klasse oder im Musikkurs selbst eine Glasharfe aus Weingläsern zu basteln, bevor man darauf das Stück einstudiert. Hierzu braucht man folgendes Material: • Weingläser (können von den SchülerInnen selbst mitgebracht werden) • Wasser (am Besten ein Wasseranschluss, damit man das Wasser problemlos nachfüllen und auskippen kann) • Klavier oder Glockenspiel zum Stimmen der Gläser Die SchülerInnen versuchen nun die Gläser mit Wasser auf verschiedene Töne zu stimmen. Zuerst kann geübt werden, wie man einen sauberen Ton auf den Gläsern spielt (siehe Foto rechts). Musizieren auf einem Weinglas, Foto: Helge Krückeberg KONZERTTIPP AUF IN NEUE WELTEN Patricia Petibon (Sopran), Joël Grare (Schlagwerk), Pierre Hamon (Flöte und Dudelsack), La Cetra Barockorchester Basel Do, 17.09. Papenburg Sa, 19.09. WIldeshausen 10 Musikalische Abenteuer MUSIKALISCHE ABENTEUER Sich auf musikalische Entdeckungsreise zu begeben bedeutet, sich auf neue Klänge einzulassen, Gewohntes für einen Augenblick zu vergessen und sich selbst ans Musizieren und vielleicht sogar Komponieren zu wagen. Es kann aber auch bedeuten, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und sich in die Musik fremder Kulturen, Länder und Zeiten einzulassen. Die Niedersächsischen Musiktage sind dieses Jahr im paläon in Schöningen - mit Klängen wie aus einer fernen Welt. KNOCHENKLANG - ZEITREISE IN DIE STEINZEIT Die Winter der Steinzeit waren lang, kalt und öde. Material wie Holz, Stein und Knochen war genug vorhanden, so konnte man die dunkle Jahreszeit dazu nutzen, Musikinstrumente zu bauen und mit Rhythmen und Melodien zu experimentieren. Prähistorische Funkstücke zeigen, dass besonders Flöten (häufig aus Knochen geschnitzt) und Trommeln im paläolithischen Zeitalter beliebt waren. Manche Instrumente sind schnell und mit einfachen Mitteln nachzubauen. Eine Trommel mit dazugehörenden Schlägel ist schnell gemacht und lässt viele Möglichkeiten zum Musizieren offen. Auf der folgenden Seite befindet sich die ausführliche Bauanleitung für eine Trommel aus Ton. Material für die Trommel: • Ein Blumentopf aus Ton • Butterbrotpapier (als Ersatz für Tierhaut oder Pflanzenfasern) • Bleistift, Pinsel, Schere • Gummiband • Tapetenkleister (die Schluckfreundliche Variante ist selbstgekochter Kleister aus Mehl und Wasser) • Akrylfarben 11 Musikalische Abenteuer BAUANLEITUNG: TONTROMMEL Zunächst wird der Blumentopf umgedreht auf eine Lage Butterbrot- bzw. Backpapier gestellt und mit reichlich Abstand zum Topfrand ein Halbkreis parallel zu dem Rand gemalt. Es ist dabei nicht schlimm, wenn die Topföffnung auf der einen Seite über den Rand des Papiers ragt. Auf diese Weise werden ca. 8 Papierlagen angefertigt. Dann wird die erste Lage mit Kleister gleichmäßig ausgestrichen. Das Papier wird stramm über die Öffnung gespannt, sodass über den Topfrand überall ungefähr gleich viel Papier steht. Das überstehende Papier wird den Topfrand hinab glattgestrichen. Auf diese Weise werden alle Lagen übereinander geklebt. Vorsicht: Beim aufspannen der Lagen sollte möglichst keine Luft eingeschlossen werden. Zudem dürfen die Lagen nur vorsichtig glattgestrichen werden, damit nicht zu viel Druck auf das spätere Trommelfell ausgeübt wird und so keine Kuhle entsteht. Nun kann der Topf zum Trocknen stehengelassen werden. Vor dem Trocknen wird das Gummiband um den Topf gespannt, damit die Papierränder nach dem Trocknen nicht unnötig abstehen. Wenn das Papier durchgetrocknet ist, kann das Gummiband entfernt werden. Nun kann man die Trommel ganz nach eigenen Wünschen und Vorstellungen bemalen. Vielleicht versucht es jemand mit ein paar Höhlenmalereien? (Diese und mehr Bastelanleitungen finden Sie unter www.BesserBasteln.de; mit freundlicher Genehmigung von BesserBasteln.de) TROMMELSCHLÄGEL BAUEN Für einen Trommelschlägel benötigt man einen Bambusstock, einen Korken, ein wenig Filz und eine Schur. Zunächst wir in den Korken ein Loch mit dem Durchmesser des Bambusstabs gebohrt oder geschlagen. Damit es stabiler sitzt, kann man den Korken mit Alleskleber am Bambusstab befestigen. Anschließend wird der Korken mit Filz stramm umwickelt und mit dem Garn festgebunden. 12 Musikalische Abenteuer Ein weiteres musikalisches Abenteuer: Brücken schlagen zwischen Klängen und Künsten, die scheinbar unvereinbar sind. Dies gelingt Duke Ellington in seinem spät komponierten Werk „Sacred Concerts“. Hier entsteht eine Symbiose aus Jazz und Klassik, aus swingendem Big-Band-Sound und der Chortradition europäischer Kirchenmusik. Außerdem: Stepptanz trifft auf Big Band trifft auf klassischen Chor. Zum Komponisten: Edward Kennedy (Duke) Ellington ist einer der bedeutendsten amerikanischen Jazzmusiker und –Komponisten. Das erste »Sacred Concert« komponierte Ellington 1965 für die Einweihungsfeier der Grace Cathedral in San Francisco – eine ergreifende Kombination aus Jazz und europäischer Kirchenmusik, angereichert mit gesprochenen religiösen Texten, mit Tanzeinlagen und Chorgesängen. Er selbst spricht von diesem Werk: „The most important thing I have ever done.“ Einstieg: Zum Einstieg können die Schülerinnen und Schüler in Gruppenarbeit eine kurze Internet-Recherche zu Duke Ellington machen. Sinnvoll wäre es, den Gruppen einzelne Themen zuzuweisen. Mögliche Gruppenthemen: Duke Ellingston 1973, © Hans Bernhard DUKE ELLINGSTON: SACRED CONCERTS • Ellingstons Lebensgeschichte und Biographie • Ragtime und seine Einflüsse auf Ellingtons Musik • Duke Ellington Orchestra Hören und Beobachten: Vor dem Konzertbesuch können die Schülerinnen und Schüler sammeln, welche Instrumente und Stimmen für sie in eine Big Band und in einen klassischen Chor gehören. Außerdem können sie Charakteristika von geistlicher Chorliteratur, Gospel und klassischem Big Band Repertoire sammeln. Finden sich diese Charakteristika in den Sacred Concerts wieder? Und gibt es Besonderheiten bei der Besetzung von Ellingstons Werk? Außerdem kann man sich Gedanken zu folgenden Leitfragen vorab machen und nach dem Konzertbesuch diskutieren: ⇒ Welche Klangfarben und welche musikalischen Elemente erwarte ich? ⇒ Das Werk ist eine geschickte Verflechtung von Klassischer Musik und Jazz. Wie sind die einzelnen Elemente miteinander verbunden, sodass das Werk als eine wichtige Verbindung klassischer Chorliteratur und dem Jazz angesehen wird? ⇒ Kann man noch andere Einflüsse außer Jazz und Chorliteratur heraushören (z.B. Gospel)? NEULAND ENTDECKEN: DUKE ELLINGTONS SACRED CONCERTS Big Band „Fette Hupe“, Jörn Marcussen-Wulff (Leitung); Junges V okalensemble Hannover, Klaus-Jürgen Etzold (Leitung) Claudia Burghard (Sopran), Achim Rust (Bariton), Felix Petry (Stepptanz) So, 13.09. Melle Sa, 19.09. Lüneburg So, 20.09. Northeim 13 Abenteurer und andere Helden... VON ABENTEURERN UND ANDEREN HELDEN Manche Abenteurer kennen wir seit frühester Kindheit: Ton Sawyer und Huck Finn, Peter Pan, Don Quichote oder Long John Silver von der Schatzinsel. Einige Helden und Abenteurer begegnen uns auch bei den Niedersächsischen Musiktagen. Ein besonderes Abenteuer ist die „Geschichte vom Soldaten von Igor Strawinsky, zu der hier eine Unterrichtsidee vorgestellt wird. IGOR STRAWINSKY (1882-1971): DIE GESCHICHTE VOM SOLDATEN Zur Entstehungsgeschichte des Werks: Bei Beginn des ersten Weltkriegs hielt sich Strawinsky, einer der herausragendsten russischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, in der Schweiz auf. Er ließ sich in Clarens am Genfer See nieder, wo er sich mit dem Schriftsteller Charles Ferdinand Ramuz anfreundete. Da im Krieg ihre finanzielle Situation immer schwieriger wurde, kamen Ramuz und Strawinsky auf die Idee, mit möglichst geringen Mitteln eine Art Wanderbühne zu gründen, die man leicht von Ort zu Ort schaffen und auch in ganz kleinen Lokalen vorführen kann. Für dieses Wandertheater schrieb Strawinsky die Geschichte vom Soldaten, Ramuz dichtete hierfür ein altes russisches Märchen neu. Im Folgenden finden Sie das russische Märchen „Vom fahnenflüchtigen Soldaten und dem Teufel“, das Strawinsky als Grundlage für „Die Geschichte vom Soldaten“ genommen hat. Ausgehend von diesem Original, wessen sich auch Ramuz und Strawinsky bedient haben, können Schülerinnen und Schüler eine ganz eigene „Geschichte vom Soldaten“ komponieren. Den Vorschlag hierzu finden Sie auf der nächsten Seite. KÜNSTLERGESPRÄCH: Zu diesem Konzert wird ein Schulbesuch mit einem beteiligten Musiker angeboten. Der Fagottist des Arte Ensembles wird sein Instrument vorstellen, aus seinem Leben als Musiker berichten und vorab kleine Passagen aus dem Konzert Vorspielen. 14 Abenteurer und andere Helden... Die Geschichte vom Soldaten - Unterrichtsidee Schritt 1: Lest euch das Märchen durch und arbeitet mit der ganzen Klasse die verschiedenen mitwirkenden Personen heraus. Was sind ihre Charaktereigenschaften, was zeichnet sie aus? Welche Orte kommen in der Geschichte vor? Könnt ihr euch sie vorstellen? Wie sehen sie aus, wie riechen und klingen sie? Schritt 2: Findet euch zu Gruppen à ca. 4 SchülerInnen zusammen. In Gruppenarbeit überlegt ihr euch ein musikalisches Konzept zu dem Märchen: Wie kann man die Erzählung musikalisch umsetzen? Welche Instrumente brauche ich? Brauche ich Erzähler und Schauspieler? Wie viele? Wie soll die Bühne aussehen? Kann ich vielleicht einen oder mehrere Orte musikalisch darstellen? Beachtet - das Stück ist als Wandertheater gedacht - man hat also keine große Bühnenausstattung! Erstellt zu eurem Konzept ein Plakat, das ihr gut präsentieren könnt. Die Klasse kann auch an einem Konzept arbeiten und die Geschichte in zu vertonende Abschnitte unterteilen! Schritt 3: Stellt euer Konzept der Klasse vor. Was haben andere Gruppen anders gemacht, wo gibt es Überschneidungen? Vergleicht es mit Strawinskys Einfall - ihr könnt das auch bei einem Besuch einer der Aufführungen bei den Niedersächsischen Musiktagen tun. Erweiterung: Wenn für das Projekt genug Zeit eingeplant ist, kann ein Konzept, das von der Klasse ausgewählt wird, auch inszeniert werden! KONZERTTIPP DIE GESCHICHTE VOM SOLDATEN Dominique Horwitz (Sprecher), Arte Ensemble, NDR Radiophiharmonie, Andrew Manze (Leitung) Fr, 25.09. Bad Pyrmont Sa, 26.09. Walsrode 15 Abenteurer und andere Helden... DAS MÄRCHEN VOM FAHNENFLÜCHTIGEN SOLDATEN UND DEM TEUFEL Es war einmal ein Soldat, der erhielt Urlaub, um nach Hause zu gehen. Er wanderte und wanderte, doch nirgends fand er Wasser, um sein trockenes Brot aufzuweichen, und sein Magen knurrte schon lange. „Schau, da fließt ein Bächlein“, sprach er. Er ging zu diesem Bächlein, nahm eine Scheibe Brot aus dem Ranzen und legte sie ins Wasser. Auch eine Geige hatte er, und während er wartete, spielte er ein paar Liedchen, um sich die Langeweile zu vertreiben. Plötzlich erschien vor ihm der Teufel in Gestalt eines alten Mannes, mit einem Buch in den Händen. „Guten Tag, Herr Soldat.“ - sprach er. „Gott zum Gruße, guter Mann.“ erwiderte der Soldat. Der Teufel verzog sein Gesicht, als der Soldat ihn einen guten Mann nannte. „Höre, mein Freund, lass uns tauschen. Ich gebe Dir mein Buch und du gibst mir deine Geige.“ - „Ach, Alter, was tue ich mit deinem Buch? Zehn Jahre diene ich schon dem Zar. Ich habe zuvor nicht lesen können und es jetzt zu lernen, dazu ist es zu spät.“ „Das macht nichts, Soldat, ich habe ein ganz besonderes Buch: wer da hineinschaut, der kann alles lesen.“ „Ei, lass mich versuchen.“ Der Soldat schlug das Buch auf und fing an zu lesen, als wäre er von seiner Kindheit an Lesen und Schreiben gewähnt. Er freute sich und gab die Geige sogleich her. Der Teufel nahm die Geige und fuhr sofort mit dem Bogen darauf herum, aber es war keine Harmonie in seinem Spiel. „Höre, Bruder, bleib‘ Du drei Tage bei mir zu Gast und lehre mich auf der Geige spielen, ich will es Dir danken.“ - „Nein, Alter“, antwortete der Soldat, „ich will nach Hause und in drei Tagen komme ich weit.“ - „Lieber Soldat, wenn du bleibst und mir das Geigenspielen zeigst, bringe ich Dich in einem Tag nach Hause: ich lasse dich mit der Post fahren“. Der Soldat saß da und überlegte: sollte er bleiben oder nicht? Er nahm das Brot aus dem Wasser und wollte essen. „Ach, Bruder Soldat“, sagte der Teufel. „Dein Essen ist schlecht, iss doch meines!“ Der Teufel band seinen Sack auf, nahm weißes Brot heraus, gebratenes Fleisch, Wodka, Zwiebeln und allerlei Zutaten. „Iss, ich mag nicht.“ Der Soldat aß und trank und willigte ein, bei dem alten Mann zu bleiben und ihn das Geigenspiel zu lehren. Er blieb drei Tage und verlangte dann, in seine Heimat zu gehen. Der Teufel führte ihn zu einem Torbogen, vor dem eine Troika mit guten Pferden stand. „Setz dich hinein, Soldat, im Nu führ‘ ich dich nach Hause!“ Der Soldat stieg mit dem Teufel in den Wagen ein. Die Pferde zogen an und der Wagen raste nun so schnell, dass einem der Atem verging. „Erkennst du das Dorf?“, fragte der Teufel. „Natürlich, da bin ich geboren und aufgewachsen.“, erwiderte der Soldat. „So leb wohl“. Der Soldat stieg aus, ging zu seinen Verwandten, begrüßte sie und erzählte ihnen, wann und für wie lange er Urlaub vom Regiment bekommen hatte. 16 Abenteurer und andere Helden... DAS MÄRCHEN VOM FAHNENFLÜCHTIGEN SOLDATEN UND DEM TEUFEL Er glaubte höchstens drei Tage bei dem Alten gewesen zu sein, aber es waren in Wirklichkeit drei Jahre! Sein Urlaub war längst abgelaufen und bei seinem Regiment galt er als Deserteur. Der Soldat erschrak: er wusste nicht, was tun! Wenn er zum Regiment zurückkehrte würde er sicher zum Spießrutenlaufen verurteilt. „Oh, Teufel, Du hast mit übel mitgespielt!“, sagte er vor sich hin. Kaum waren ihm die Worte entschlüpft, da erschien der Teufel wieder vor ihm. „Sorge dich nicht, Soldat. Bleibe bei mir. Im Heer ist das Leben nicht beneidenswert. Zum Essen bekommt ihr nur grobes Brot und dazu Schläge obendrein. Ich werde dir Glück bringen! Willst du, dass ich dich zum Kaufmann mache?“ „Ei, ja, das ist mir recht. Kaufleute führen ein schönes Leben. Lass mich mein Glück versuchen!“ Der Teufel machte ihn zum Kaufmann, gab ihm in der Hauptstadt einen großen Laden mit kostbaren Waren und sagte: „Leb jetzt wohl, Bruder! Ich gehe fort von Dir, über dreimal neun Länder, in dreimal zehnte Königreich. Der König dort hat eine wunderschöne Tochter, die will ich quälen.“ Der Kaufmann lebte herrlich und ohne Sorgen, das Glück regnete ihm nur so ins Haus. Er hatte solchen Erfolg im Handel, dass ihm der Reichtum zuflog. Da beneideten ihn die anderen Kaufleute. „Lasst uns ihn fragen, wer er ist, von wo er kam und woher er einen Reichtum hat.“ Sie gingen zu seinem Haus und fragten ihn. Doch er gab zur Antwort: „Brüder, ich habe gerade so viel zu tun. Kommt morgen wieder, da will ich euch Rede und Antwort stehen.“ Die Kaufleute gingen nach Hause und der Soldat überlegte, was er ihnen antworten sollte. Er überlegte lange und beschloss endlich, seinen Laden zu schließen und nachts aus der Stadt und entweichen. Er sammelte alles, was er an Geld zur Hand hatte und ging in das dreimal zehnte Königreich. Er ging und ging, bis er zur Wache kam. „Wer da?“, fragte die Wache. Der Soldat antwortete: „Ich bin ein Arzt und komme in Euer Land, um die kranke Tochter des Königs zu heilen.“ Die Wache meldete das dem Hofmeister. Dieser meldete es dem König. Der König ließ den fremden Soldaten vor sich treten. „Wenn du meine Tochter heilst, gebe ich sie dir zur Frau!“ - „Eure Hoheit, lasst mir drei Spiele Karten geben, drei Flaschen süßen Wein, drei Flaschen scharfen Spiritus, drei Pfund Nüsse, drei Pfund Bleikugeln und drei Pfund Wachskerzen.“ „Gut, es wird alles bereit sein.“, erwiderte der König. Der Soldat wartete bis zum Abend, kaufte sich eine Geige und ging zur Königstochter. Mit den Wachskerzen zündete er in ihrem Zimmer Licht an. Er begann zu Trinken und zu zechen und spielte auf der Geige. 17 Abenteurer und andere Helden... DAS MÄRCHEN VOM FAHNENFLÜCHTIGEN SOLDATEN UND DEM TEUFEL Punkt Mitternacht erschien der Teufel. Er hatte die Musik gehört, näherte sich und sprach zum Soldaten: „Ich grüße dich, Bruder!“ „Guten Tag!“ „ Was trinkst du?“ „Guten, alten Wodka“ „Gib her!“ „Gern“, sagte der Soldat und gab ihm ein volles Glas von scharfem Spiritus. Der Teufel trank es aus und die Augen gingen ihm über. „Oh, der ist aber stark! Lass uns etwas essen!“ „Da hast du Nüsse, nimm und iss!“, sagte der Soldat und reichte ihm die Nussschale. Der Teufel nagte und nagte, zerbrach sich aber nur die Zähne. Dann spielten sie Karten. Es krähte der Hahn im Morgengrauen und der Teufel verschwand. Am nächsten Morgen fragte der König die Prinzessin, wie sie geschlafen habe. „Gott sei Dank, gut“, antwortete sie. Die zweite Nacht verging ebenso. Für die dritte Nacht bat der Soldat den König, „Hoheit, befehlt einen Schraubstock zu schmieden, fünfzig Pfund schwer mit drei Stäben aus Kupfer, drei aus Eisen und drei aus Blei.“ „Gut, alles wirst du bekommen“, antwortete der König. Punkt Mitternacht erschien der Teufel. „Grüß Gott, Soldat, ich komme wieder um zu zechen“. „Grüß Gott, wer ist nicht froh um einen fröhlichen Gesellen!“ erwiderte der Soldat. Sie fingen an zu trinken und zu zechen. Der Teufel sah den Schraubstock und fragte: „Und was ist das?“ „Der König nahm mich in seinen Dienst, um die Musikalten Geige spielen zu lehren. Sie hatten alle so krumme Finger, nicht besser als deine, die musste man im Schraubstock geradebiegen.“ „Ach Bruder,“, bat der Teufel. „kann man meine Finger nicht auch richten? Ich kann noch immer nicht geigen.“ „Gewiss kann man das, stecke Deine Finger da hinein!“ Der Teufel legte beide Hänge in den Schraubstock. Der Soldat klemmte sie ein, drückte zu und sagte: „Das ist für all deine Streiche!“ Der Teufel winselte und flehte: „Lass mich los, bitte! Nie wieder werde ich dich belangen!“ Der Soldat ließ aber nicht locker und klemmte die Finger des Teufels weiter zu. Da sprang der Teufel hoch, drahte sich und riss sich endlich los. „Wenn du auch die Prinzessin heiratest, meinen Händen entgehst du nicht! Wenn du dich nur dreimal dreißig Schrite vom Schloss enfernst, ergreife ich dich!“, rief er und war verschwunden. Drei Monate später heiratete der Soldat die Prinzessin und lebte mit ihr in Liebe und Eintracht. Nach einigen Jahren starb der alte König und der Soldat regierte nun das ganze Reich. Eines Tages im Sommer spazierte der neue König mit der Königin im Garten. „Ach“, sagte er, „was ist das für ein herrlicher Garten“. „Ei, das ist gar nichts. Nur dreimal dreißig Schritte vom Schloss entfern ist ein kleiner Garten, noch viel schöner als dieser!“, sagte die Königin. Der König machte sich auf und ging mit der Königin die Schritte zum anderen Garten. Da sprang ihnen der Teufel entgegen. „Hast du vergessen, was ich Dir versprach? Bruder, diesmal entgehst du meinen Klauen nicht!“ Er riss den König von der Königin los, krallte sich an seinen Arm und zog sein Opfer endlich in sein Höllenreich. Aus: Peter Loeffler: Die Geschichte vom Soldaten, Zürich, 1994 18 KONZERTE FÜR SCHULBESUCHE IN IHRER NÄHE Auf dieser Seite finden Sie ausgewählte Konzert, die wir besonders für einen Schulbesuch empfehlen. Melden Sie sich für einen Schulbesuch bei Cornelia Hemmann (Kontakt siehe unten) an, Sie bekommen dann einen vergünstigten Preis (5 - 8€) pro SchülerIn für Ihre Klasse. Meet & Greet: Bei manchen Veranstaltungen gibt es die Möglichkeit, die Künstler nach dem Konzert zu Treffen. Fragen Sie bei Ihrer Anmeldung gerne nach! Das ausführliche Programm finden Sie online auf www.musiktage.de TILL BRÖNNER - ABENTEUERLUST Till Brönner & Till Brönner Orchestra So, 06.09. Göttingen TILL BRÖNNER - HÖRABENTEUER Till Brönner Quintett Di, 08.09. Lingen TAKLAMAKAN - EINE MUSIKALISCHE ABENTEUERREISE Dorothee Oberlinger (Flöte) & Ensemble 1700 Ensemble Sarband Do, 17.09. Emden NEULAND ENTDECKEN: DUKE ELLINGTONS SACRED CONCERTS Big Band „Fette Hupe“, Jörn Marcussen-Wulff (Leitung); Junges V okalensemble Hannover, Klaus-Jürgen Etzold (Leitung) Claudia Burghard (Sopran), Achim Rust (Bariton), Felix Petry (Stepptanz) So, 13.09. Melle Sa, 19.09. Lüneburg So, 20.09. Northeim ÜBER-WUNDEN Concerto Köln, Folkert Uhde (Konzept, Sprecher) Do, 17.09. Hannover Fr, 18.09. Osnabrück AUF IN NEUE WELTEN Patricia Petibon (Sopran), Joël Grare (Schlagwerk), Pierre Hamon (Flöte und Dudelsack), La Cetra Barockorchester ZEITREISE Singer Pur, Vokalensemble Stadthagen Do, 17.09. Papenburg Sa, 19.09. Stadthagen Sa, 19.09. WIldeshausen VON WINDMÜHLEN UND ANDEREN ABENTEUERN La Cetra Barockorchester Basel, Joël Grare (Schlagwerk), Pierre Hamon (Flöte und Dudelsack), Fr, 18.09. Stuhr HÖRABENTEUER IM KERZENSCHEIN Württembergisches Kammerorchester Heilbronn, Felix Klieser (Horn), Ruben Gazarian (Leitung) Do, 24.09. Hann. Münden DIE GESCHICHTE VOM SOLDATEN Dominique Horwitz (Sprecher), Arte Ensemble, NDR Radiophiharmonie, Andrew Manze (Leitung) Fr, 25.09. Bad Pyrmont Sa, 26.09. Walsrode SAGENHAFT - ABENTEUER AUS ALLER WELT Singer Pur, So, 20.09. Meppen ABENTEUER ERSTE LIEBE Mädchenchor Hannover, Gudrun Schröfel (Leitung), Stefan Wiefel (Regie), Volker Bürger (Dramaturgie) Sa, 26.09. Zeven DAS GANZE LEBEN EIN ABENTEUER - JASMIN TABATABAI Jasmin Tabatabai & David Klein Quartett Sa, 26.09. Peine So, 27.09. Barsingshausen Sa. 3.10. Alfeld ANMELDUNG UND KONTAKT Cornelia Hemmann [email protected] 19 ANHANG Anhang SONGTEXTE Der triste Himmel macht mich krank Ein schweres graues Tuch Das die Sinne fast erstickt Die Gewohnheit zu Besuch Lange nichts mehr aufgetankt Die Batterien sind leer In ein Labyrinth verstrickt Ich seh' den Weg nicht mehr Ich will weg, ich will raus Ich will - ich wünsch mir was Und ein kleiner Junge nimmt mich an der Hand Er winkt mir zu und grinst: Komm hier weg, komm hier raus Komm, ich zeig dir was Das du verlernt hast vor lauter Verstand Refrain: Komm mit Komm mit mir ins Abenteuerland Auf deine eigene Reise Komm mit mir ins Abenteuerland Der Eintritt kostet den Verstand Komm mit mir ins Abenteuerland Und tu's auf deine Weise Deine Phantasie schenkt dir ein Land Das Abenteuerland Ich verhexe, verbanne, ich hab die Macht Solange der Kleine im Spiegel da noch grinst Pur Abenteuerland Refrain Peter Pan und Captain Hook mit siebzehn Feuerdrachen Alles kannst du sehen, wenn du willst Donnervögel, Urgeschrei, Engel, die laut lachen Alles kannst du hören, wenn du willst Du kannst flippen, flitzen, fliegen und das größte Pferd kriegen Du kannst tanzen, taumeln, träumen und die Schule versäumen Alles das ist möglich in dir drin, in deinem Land Trau dich nur zu spinnen, es liegt in deiner Hand Neue Form, verspielt und wild Die Wolken mal'n ein Bild Der Wind pfeift dazu dieses LiedIn dem sich jeder Wunsch erfüllt Ich erfinde, verwandle mit Zauberkraft Die Armee der Zeigefinger brüllt:"Du spinnst!" Ich streck' den Finger aus 20 Anhang In diesem Haus, wo ich wohn Ist alles so gewohnt So zum Kotzen vertraut Mann, jeder Tag ist so gleich Ich zieh Runden durch mein' Teich Ich will nur noch hier raus Ich brauch mehr Platz und frischen Wind Ich muss schnell woanders hin Sonst wachs ich hier fest Ich mach 'nen Kopfsprung durch die Tür Ich lass alles hinter mir Hab was Großes im Visier Ich komm nie zurück zu mir Es gibt nichts, was mich hält, Au Revoir Vergesst, wer ich war Vergesst meinen Nam'n Es wird nie mehr sein, wie es war Ich bin weg, Au Au Au Au Au Revoir Au Revoir Au Revoir Au Revoir Ich spring in Singapur in das kalte Wasser Ich such das Weite und dann tank ich neue Kraft da Ich seh Orte, von den' andere nie hörten Ich fühl mich wie Humboldt oder Steve Irwin Ich setz mich im Dschungel auf den Maya-Thron Auf den Spuren von Messner, Indiana Jones Der Phönix macht jetzt 'n Abflug Au Revoir, meine Freunde, macht's gut Ich sag dem alten Leben Tschüss, Affe tot, Klappe zu Wie die Kinder in Indien, ich mach 'n Schuh. Marc Forster Au revoir Refrain Auf Wiederseh'n? Auf kein' Ich hab meine Sachen gepackt, ich hau rein Sonst wird das für mich immer nur dieser Traum bleiben Ich brauch Freiheit, ich geh auf Reisen Ich mach alles das, was ich verpasst hab Fahr mit 'nem Gummiboot bis nach Alaska 21 Anhang Und nach dem Abendessen sagte er, lass mich noch eben Zigaretten holen geh'n, sie rief ihm nach nimm Dir die Schlpssel mit, ich werd inzwischen nach der Kleinen seh'n, er zog die Tür zu, ging stumm hinaus, ins neon-helle Treppenhaus, es roch nach Bohnerwachs und Spießigkeit. und auf der Treppe dachte er, wie wenn das jetzt ein Aufbruch wär, er müsse einfach geh'n für alle Zeit, für alle Zeit... Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii, ging nie durch San Francisco in zerriss'nen Jeans, Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals richtig frei, einmal verrückt sein und aus allen Zwängen flieh'n. Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii, ging nie durch San Francisco in zerriss'nen Jeans, Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals richtig frei, einmal verrückt sein und aus allen Zwängen flieh'n. Udo Jürgens Ich war noch niemals in New York Dann steckte er die Zigaretten ein und ging wie selbstverständlich heim, durchs Treppenhaus mit Bohnerwachs und Spießigkeit, die Frau rief "Mann, wo bleibst Du bloß, 'Wetten, dass?' geht gleich los", sie fragte "War was?" - "Nein, was soll schon sein." Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii, ging nie durch San Francisco in zerriss'nen Jeans, Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals richtig frei, einmal verrückt sein und aus allen Zwängen flieh'n. Und als er draußen auf der Straße stand, da fiel ihm ein, dass er fast alles bei sich trug, den Paß, die Eurocard und etwas Geld, vielleicht ging heute abend noch ein Flug. Er könnt' ein Taxi nehmen dort am Eck oder Autostop und einfach weg, die Sehnsucht in ihm wurde wieder wach, noch einmal voll von Träumen sein, sich aus der Enge hier befrei'n, er dachte über seinen Aufbruch nach, seinen Aufbruch nach... 22 Anhang ZITATE ZUM ABENTEUER „Bleibe nicht am Boden haften, frisch gewagt und frisch heraus, Kopf und Arm mit heiteren Kräften überall sind sie zu Haus. Wo wir uns der Sonne freuen, sind wir jede Sorge los, dass wir uns in ihr zerstreuen, darum ist die Welt so groß“ (Johann Wolfgang von Goethe) „Abenteuer: Eine von der richtigen Seite betrachtete Strapaze“ (Gilbert Keith Chesterton) „Nur wer sich auf den Weg macht, wird neues Land entdecken.“ (Hugo von Hofmannsthal) „Mancher denkt sich Abenteuer aus und ganze Romane und dichtet sich das Leben zurecht, um wenigstens auf diese Weise nach Wunsch zu leben.“ (Fjodor M. Dostojewski) „Der erste Schritt zum Abenteuer ist oft der Verzicht auf ein Stück Bequemlichkeit.“ (Rainer Haak) Eine waghalsige Unternehmung, aus Gründen des Forschungsdranges oder des Übermuts, mit lebensbedrohlichen Aspekten, unberechenbaren Gefahren und manchmal fatalem Ausgang. (Walter Moers) Die Menschen reisen in fremde Länder und staunen über die Höhe der Berge, die Gewalt der Meereswellen, die Länge der Flüsse, die Weite des Ozeans, das Wandern der Sterne; aber sie gehen ohne Staunen aneinander vorüber. (Augustinus) Das ist das Angenehme auf Reisen, dass auch das Gewöhnliche durch Neuheit und Überraschung das Ansehen eines Abenteuers gewinnt. (Johann Wolfgang von Goethe) Abenteuer! Die Leute reden davon, als sei es etwas Erstrebenswertes, doch in Wirklichkeit ist es ein Synonym für schlechtes Essen, wenig Schlaf und sonderbare Personen, die ständig versuchen, einem spitze Dinge in den Leib zu stecken. (Terry Pratchett) „Der Mensch, der keine Fehler macht, kennt weder Mut noch Abenteuerlust.“ – M. W. Larmour "Das Leben ist ein Abenteuer, wage es." – Mutter Teresa Für ein Kind ist eine Pfütze mit einer Kaulquappe aufregender als die ganze Südsee. (Ulrich Erckenbrecht) „Willst du mir wohl sagen, wenn ich bitten darf, welchen Weg ich hier nehmen muß?“ „Das hängt zum guten Theil davon ab, wohin du gehen willst,“ sagte die Katze. „Es kommt mir nicht darauf an, wohin –“ sagte Alice. „Dann kommt es auch nicht darauf an, welchen Weg du nimmst,“ sagte die Katze. (Lewis Carroll, Alice im Wunderland) 23 BERUF suchen START POLITIK WIRTSCHAFT GESELLSCHAFT KULTUR WISSEN DIGITAL STUDIUM KARRIERE REISEN MOBILITÄT SPORT HAMBURG Anmelden | Registrieren Start DIE ZEIT Archiv Jahrgang: 2014 Ausgabe: 10 Generation Y: Wir sind jung … GENERATION Y Wir sind jung … … und brauchen das Glück: Wie die Generation Y die Berufswelt verändert und warum alle von diesem Wandel profitieren. VON KERSTIN BUND DIE ZEIT Nº 10/2014 10. März 2014 12:00 Uhr 69 Kommentare Für manche Personalchefs sind wir ein Albtraum: Sie halten uns für verwöhnt, selbstverliebt und größenwahnsinnig. Es heißt, wir seien schlecht darin, uns zu hinterfragen, aber groß darin, uns selbst zu überschätzen. Wir könnten nichts so richtig (außer schneller simsen als die Alten). Schon in der Schule hätten wir für mäßige Leistungen viel zu gute Noten bekommen und für alles andere eine Urkunde (auch wenn wir beim Fußballturnier nur auf der Ersatzbank saßen). Wir, das ist meine Generation. Man nennt uns Generation Y, weil wir nach der Generation X geboren sind, also zwischen 1980 und 1995, und Y im Englischen ausgesprochen wird wie why, "warum" (da wir alles hinterfragen). Während wir gerade massenhaft auf den Arbeitsmarkt strömen, fragen sich Chefs und Personalberater, mit wem sie es da eigentlich zu tun haben. Manche halten uns für Freizeitoptimierer, die, anstatt an ihrer Karriere zu arbeiten, lieber pünktlich Feierabend machten oder sich gleich ins Sabbatical verabschiedeten. Aber sind wir wirklich die "Generation Weichei", als die uns manche Medien verspotten? Ich persönlich nehme meine Generation ganz anders wahr. Wir sind nicht faul. Wir wollen arbeiten. Nur anders. Mehr im Einklang mit unseren Bedürfnissen. Wir lassen uns im Job nicht versklaven, doch wenn wir von einer Sache überzeugt sind (und der Kaffeeautomat nicht streikt), geben wir alles. Wir suchen Sinn, Selbstverwirklichung und fordern Zeit für Familie und Freunde. Was wir verlangen, kommt einem gewaltigen Umbruch gleich: Wir fordern eine neue Berufswelt. In der alten herrscht vor allem Frust: Jeder vierte Beschäftigte in Deutschland hat innerlich gekündigt, 61 Prozent machen Dienst nach Vorschrift, wie aus dem "Engagement Index" des Beratungsunternehmens Gallup hervorgeht. In vielen Unternehmen gelten noch immer starre Arbeitszeiten und Präsenzpflichten. Statt Vertrauensarbeitszeit herrscht das Diktat der Stempeluhr. Feedback gibt es, wenn überhaupt, nur einmal im Jahr – beim obligatorischen Mitarbeitergespräch. Leistung wird daran bemessen, wie viele Stunden man bei der Arbeit verbringt, und nicht daran, was am Ende dabei herauskommt. In dieser Logik ist es sinnvoller, viel Zeit mit wenig Arbeit zu verbringen, anstatt viel Arbeit in kurzer Zeit zu erledigen. Langsames Arbeiten wird belohnt, schnelles Arbeiten bestraft. Wer spätabends noch EMails schreibt, schindet Eindruck. Wer um halb fünf gehen muss, um sein Kind von der Kita abzuholen, schleicht schuldbewusst aus dem Büro. © Murmann Verlag ZEITmagazin Meine Generation will das ändern. Und die Älteren können uns dankbar sein, denn auch sie wollen anders arbeiten. Auch sie wünschen sich mehr Flexibilität und mehr Freiräume, wie Studien belegen, auch sie sehnen sich nach regelmäßigem Feedback und einer klaren Perspektive. Meine Generation kämpft also nicht nur für sich, sie kämpft für eine Kultur, die allen nützt. Was uns von älteren Arbeitnehmern unterscheidet, ist, dass wir einen Trumpf in der Hand halten, der unseren Eltern und Großeltern vorenthalten war. Es ist der Trumpf der Demografie, die Macht der Knappheit in einem Land, dem allmählich die Fachkräfte ausgehen. In einigen Branchen ist der Mangel heute schon sichtbar, der deutschen Wirtschaft fehlen Ingenieure, Computerspezialisten, Physiker. Doch nicht nur Arbeitnehmer mit UniAbschluss sind knapp. Dringend gebraucht werden auch Menschen mit bestimmten Berufsausbildungen: Klempner, Lokführer, Altenpfleger. Bis 2030 fehlen der deutschen Wirtschaft laut den Forschern der Prognos AG rund fünf Millionen Arbeitskräfte – und zwar in nahezu allen Branchen, bei Akademikern, Facharbeitern und Ungelernten. Bislang kamen Veränderungen in Unternehmen meist von oben, wir können nun erstmals von unten Druck machen. Denn meine Generation profitiert von ihrer geringen Zahl. Was also erwarten junge Beschäftigte von der Arbeitswelt? Jedenfalls keinen Dienstwagen mit Vollausstattung, keinen Privatparkplatz in der Firmengarage und auch kein aufgeglastes Eckbüro mit Ausblick. Mit den alten Insignien der Macht können wir wenig anfangen. Harte Anreize wie Gehalt, Boni und Aktienpakete treiben uns weniger an als die Aussicht auf eine Arbeit, die Freude macht und einen Sinn stiftet. Sinn zählt für uns mehr als Status. Glück schlägt Geld. Das heißt nicht, dass Geld uns nicht wichtig wäre. Doch eine angemessene Entlohnung ist das, was Arbeitswissenschaftler einen Hygienefaktor nennen: Es verhindert die Entstehung von Unzufriedenheit, stiftet aber bei positiver Ausprägung allein auch keine Zufriedenheit. Das Gehalt macht nicht unglücklich, es macht aber auch nicht glücklich. Was hingegen Glück stiftet, kostet nicht einmal Geld: Herr über die eigene Zeit sein. Selbstbestimmung ist das Statussymbol meiner Generation. Was uns nicht einleuchtet, ist, warum wir nur an einem bestimmten Ort zu einer festgelegten Zeit arbeiten sollten. Eine an Ort und Zeit gebundene Arbeit ist ein Relikt aus der Industriegesellschaft, als es noch eine klare Trennung zwischen Beruf und Freizeit gab. Die heutige Berufswelt wandelt sich aber mehr und mehr zu einer Kreativ und Wissensökonomie, in der sehr viele Arbeiten am Computer von einem beliebigen Ort mit Internetzugang aus erledigt werden können. Warum also nicht mal um vier Uhr das Büro verlassen, um im Café oder abends zu Hause weiterzuarbeiten? Smartphones und Laptops verwandeln den Arbeitsplatz in einmobiles Büro. In unserer Welt zerfließen die Sphären aus Arbeit und Privatleben wie die Milch und der Espresso in unserem Latte macchiato. Wir lesen auch nach Feierabend ArbeitsMails, wollen dann aber im Büro auch Facebook nutzen dürfen. Einige Unternehmen reagieren darauf bereits. BMW beispielsweise will Mitarbeitern Arbeitsstunden außerhalb des Büros künftig gutschreiben und sie dafür an anderen Tagen früher nach Hause schicken. Für die Unternehmen zahlt sich mehr Autonomie für ihre Beschäftigten sogar aus. Eine ganze Bandbreite von Studien belegt, dass Beschäftigte, die die Wahl haben, wo und wann sie arbeiten, produktiver, kreativer und effizienter sind als jene, die über die Maßen kontrolliert werden. Fehlende Autonomie kann sogar krank machen. Schwedische Forscher fanden heraus, dass Arbeitnehmer, die zwar einen anspruchsvollen Job haben, aber wenig Einfluss darauf, wie sie ihn ausüben, ein erhöhtes Risiko aufweisen, chronisch krank zu werden. Wer sich die Zeit frei einteilen kann, macht keinen Dienst nach Vorschrift. Wer seinem eigenen Rhythmus folgen darf, empfindet Arbeit womöglich nicht nur als Arbeit, sondern als Ausdruck der eigenen Souveränität. Gewiss gibt es Beschäftigte, die solche Freiräume ausnutzen und lieber Zeit im Internet verdaddeln, als den Projektbericht fertig zu stellen. Doch die meisten Menschen gehen mit Vertrauen, das ihnen entgegengebracht wird, verantwortungsvoll um. Außerdem fliegen Faulpelze schnell auf in einer Arbeitswelt, die Ergebnisse belohnt und nicht die dafür aufgewendeten Stunden. Wir sind keine Generation aus Karriereverweigerern, wir definieren Karriere bloß anders als frühere Generationen. Bisher wurde Leistung mit Aufstieg belohnt. Wer gut war in seinem Job (oder es seinen Vorgesetzten glauben machte), bekam ein eigenes Team, später eine eigene Abteilung, bis er irgendwann in der Geschäftsleitung saß. Beförderung hieß mehr Verantwortung, mehr Macht, mehr Mitarbeiter. Erfolg wurde über die Zahl der Untergebenen definiert. Junge Leute wollen heute zwar Verantwortung übernehmen, aber nicht mehr unbedingt führen. Viele sind an der Sache interessiert, aber nicht so sehr an der Macht. Sie wollen sich weiterhin als Experten in eine Materie vertiefen können, statt als Manager nur noch in Meetings zu sitzen. Das verändert die Karrierewege in Unternehmen. Der Versicherungskonzern Generali Deutschland oder der Automobilzulieferer Bosch etwa bieten neben der klassischen Führungskarriere auch gleichwertige Projekt und Expertenlaufbahnen an – mit den gleichen Gehaltsstufen und der Möglichkeit, zwischen den Karrierewegen zu wechseln. Dass meine Generation weniger leistungsbereit ist, das geben Untersuchungen übrigens gar nicht her. Soziologen beobachten sogar, dass Tugenden wie Fleiß und Ehrgeiz seit Mitte der neunziger Jahre bei der jüngeren Generation enorm an Bedeutung gewinnen. In der jüngsten ShellStudie etwa, die Deutschlands Jugend alle paar Jahre neu vermisst, war die Leistungsbereitschaft unter den 12 bis 25 Jährigen die höchste, die je gemessen worden ist. Wer meiner Generation Faulheit vorwirft, hat nicht verstanden, dass wir Leistung nicht nur danach bemessen, was wir im Beruf erreichen. Wir übertragen die Suche nach Sinnhaftigkeit und Bedeutung auch auf andere Bereiche unseres Lebens: dem Partner den Rücken frei halten, der Tochter ein Baumhaus bauen, sich um die eigenen Eltern kümmern – auch das sind Leistungen, über die wir uns definieren. An unseren Eltern haben wir gesehen, was herauskommt, wenn der Beruf das Privatleben dominiert: abwesende Väter, hohe Scheidungsraten, ein Herzinfarkt mit 50. Das hat uns abgeschreckt. Wir sind überzeugt davon, dass sich Arbeit, Familie und Freizeit auch anders organisieren lassen. Wir glauben an deren Vereinbarkeit. Unternehmen brauchen Mitarbeiter, die Etabliertes grundsätzlich infrage stellen Der Wandel in den Einstellungen wird vor allem an den jungen Vätern sichtbar. Sie wollen heute nicht mehr nur Ernährer sein, sondern auch Erzieher. Noch nie seit Einführung des Elterngelds im Jahr 2007 haben mehr Väter Elternzeit genommen: Zuletzt hat sie mehr als jeder vierte genutzt. In einer Umfrage der Väter gGmbH unter KleinkindVätern gaben 51 Prozent der Befragten an, sie könnten sich vorstellen, Gehaltseinbußen hinzunehmen, um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben, 56 Prozent würden hierfür ihre Karriereziele wenigstens eine Zeit lang zurückstellen. Die Väter von heute wollen keine WochenendPapis sein. 92 Prozent sagten, dass ihnen Zeit für die Familie auch unter der Woche sehr wichtig sei. Elternzeit, Sabbaticals, flexible Arbeitszeiten, Homeoffice: Wir sind anspruchsvolle Beschäftigte, die alles möchten und am liebsten alles auf einmal: Beruf plus Freude plus Sinn. Karriere und Familie – und zwar für beide Partner. Doch meine Generation fordert nicht nur viel von ihren Arbeitgebern, wir haben auch selbst einiges zu bieten: Wir sind die am besten ausgebildete, die internationalste und vielsprachigste Generation, die jemals die Arbeitswelt betreten hat. Nie hat eine Altersgruppe, prozentual gesehen, häufiger Abitur gemacht, häufiger studiert, häufiger im Ausland gelebt. Wir sind in einer Welt aufgewachsen, in der alles ständig im Umbruch ist. Seit dem 11. September 2001 kennen wir nichts anderes als Krise: Afghanistankrise, Irakkrise, Klimakrise, Wirtschaftskrise, Bildungskrise, Finanzkrise, EuroKrise. Das Krisengefühl, das uns begleitet, hat die Unsicherheit zu unserem Lebensgefühl erhoben. In unserer Welt ist alles möglich, aber nichts ist von Dauer. Aus Lebenspartnern wurden Lebensabschnittsgefährten. Aus dem Geburtsort wurde die Wahlheimat. Und den Job auf Lebenszeit gibt es ebenso wenig wie die sichere Rente. Die immerwährende Unsicherheit zwingt uns zu ständigen Anpassungen. Sie sorgt dafür, dass wir Neuem gegenüber aufgeschlossen bleiben. Hinzu kommt, dass wir die erste Generation sind, die mit dem Internet groß geworden ist. Auf Facebook, Twitter, YouTube zeigt sich unsere spielerische Kreativität. Dort gilt: Wer die ausgefallenste Meldung, den lustigsten Tweet, das fantasievollste Video veröffentlicht, bekommt die meiste Aufmerksamkeit. Diese Originalität übertragen wir in die Arbeitswelt. Das macht uns konkurrenzfähig in einer Weltwirtschaft, in der es auf die besten Ideen ankommt und Neues zunehmend in Sozialen Netzwerken entsteht. Diese Mischung aus Engagement und Selbstoptimierung, aus Verspieltheit und Ernst macht uns sogar unentbehrlich in einer Ökonomie, die vor so tief greifenden Veränderungen steht wie kaum jemals zuvor: Klimawandel, Energiewende, Ressourcenknappheit, alternde Gesellschaft. Neue Technologien ersetzen alte Geschäftsmodelle und lassen neue entstehen. Kaum eine Branche, die nicht vor einem fundamentalen Wandel steht. Dazu brauchen Unternehmen die besten Talente, die kreativ denken und bereit sind, Etabliertes grundsätzlich infrage zu stellen. Natürlich: Die Generation Y, das sind nicht alle nach 1980 Geborenen. Es sind vor allem jene meiner Altersgenossen, die behütet und relativ begütert aufgewachsen sind, die über einen gefragten Hochschulabschluss oder eine gute Berufsausbildung verfügen. Das trifft auf etwa ein Viertel der heute 20 bis Anfang 30Jährigen zu. Das Y ist ein Ausschnitt. Doch auch "die 68er" machten nur einen Bruchteil der Altersgruppe aus und prägten doch das Bild einer ganzen Generation. Die Verantwortung der privilegierten YVertreter ist es, in der Berufswelt Standards zu setzen, von denen später hoffentlich auch weniger privilegierte Arbeitnehmer profitieren werden. Dann kann ein Elitenphänomen zu einer Breitenbewegung werden, die immer mehr Branchen erfasst. So wie sich im Industriezeitalter nach und nach die 40StundenWoche, das Urlaubsgeld oder die Betriebsrenten durchgesetzt haben, könnten Beschäftigte in großen Teilen der Wirtschaft künftig selbstbestimmter und mehr im Einklang mit ihrer jeweiligen Lebenssituation ihrer Arbeit nachgehen. Der Wandel in der Arbeitswelt hat bereits begonnen. Es ist keine laute Revolution, meine Generation zieht nicht fahnenschwenkend durch die Straßen oder rüttelt an Konzerntoren. Wir verändern Wirtschaft und Gesellschaft lautlos und schleichend, aber danach wird die Berufswelt eine andere sein. Kerstin Bunds Beitrag ist die Essenz ihres Buches "Glück schlägt Geld. Generation Y: Was wir wirklich wollen", das im März im Murmann Verlag erschienen ist. 200 Seiten, 19,99 Euro. Anmerkung der Redaktion, 10. März 2014: Ursprünglich hieß es in diesem Artikel "Seit dem 11. September 2011 kennen wir nichts anderes als Krise". Es Künstler über ihre größten Abenteuer die das Leben mir macht, anzunehmen. Das geht nur, wenn man bereit ist, das Leben auf sich zukommen zu lassen. Mit dieser Bereitschaft gehe ich in jede neue Arbeit, in jede neue Produktion. Ich bewundere Kollegen, die noch im hohen Alter Unterricht nehmen, sich Inhalte neu erschließen. Dazu gehört auch Demut. Vorher alles genau zu wissen – das wäre der Tod von Kunst! Avi Avital Als ich gerade 21 Jahre alt war und mein Examen an der Jerusalem Academy of Music gemacht hatte, stand ich vor einer der wichtigsten Entscheidungen meines Lebens: entweder in Israel zu bleiben und nach einem Job als Musiklehrer zu suchen, vielleicht noch einen weiteren Studienabschluss zu machen oder aber nach Italien zu ziehen, um dort bei einem Meister meines Instruments, der Mandoline, zu studieren und eine internationale Karriere aufzubauen, von der ich träumte. Obwohl das wirklich ein großes Wagnis war, habe ich mich für Italien entschieden. Es waren meine ersten Schritte in die Welt. Ich erinnere mich sehr gut an den Tag, wie es war, als ich mit zwei großen Koffern in Italien ankam, kein Wort Italienisch sprechend und niemanden zu kennen. Es war für mich das erste Mal in Italien – und ich plante spontan, zu bleiben! Zurückblickend weiß ich nicht, wie ich den Mut dazu haben konnte, aber ich erinnere mich, wie ich mit einem großen Lächeln auf dem Gesicht durch die Straßen lief, eine Wohnung suchte, meine ersten Worte auf Italienisch lernte und meine ersten Auftritte bekam – es war alles sehr aufregend und eine prägende Erfahrung. Es war eines der größten Geschenke, die ich mir selber machen konnte. Bis zum Horizont und weiter … Richard Galliano (Akkordeon) & Avi Avital (Mandoline) Siehe Programm, S. 25 Do 1.10., Obernkirchen Fr 2.10., Nörten-Hardenberg Jasmin Tabatabai Das größte Abenteuer war für mich, Kinder zu bekommen und eine Familie zu gründen. Das bleibt jeden Tag aufs Neue spannend, eine Herausforderung, die mit nichts zu vergleichen ist. Von diesem ganz großen Abenteuer einmal abgesehen ist für mich eigentlich jeder neue Tag ein Abenteuer, denn wir wissen ja nicht, was passiert! Ich empfinde es als großes Geschenk. Diese Art der »Ungewissheit« bietet unendlich viele Möglichkeiten. Man muss immer wieder aufs Neue wach und aufmerksam sein. Grenzüberschreitungen bringen mich persönlich weiter, und als Künstlerin muss ich mir unbedingt diese Bereitschaft bewahren, die Angebote, m. 16 Das ganze Leben ein Abenteuer – Jasmin Tabatabai Jasmin Tabatabai & David Klein Quartett Siehe Programm, S. 25 Sa 26.9., Peine So 27.9., Barsinghausen Fr 2.10., Celle Sa 3.10., Alfeld Dorothee Oberlinger Das größte Abenteuer war für mich zweifelsohne die Geburt meines Sohnes. Er ist 2013 auf die Welt gekommen. Was das bedeutet, kann ich nicht weiter erklären – das muss man selbst erlebt haben. Es hat alles umgekrempelt, was bis dahin Gültigkeit hatte, und das betrifft nicht nur mich, sondern die gesamte Familie. Die reist jetzt immer mit, und so ist es möglich, dass ich weiterhin viele Konzerte geben kann. Ich hätte nie gedacht, dass man gemeinsam eine so große Veränderung durchleben kann. Taklamakan – eine musikalische Abenteuerreise Dorothee Oberlinger (Flöte) & Ensemble 1700, Ensemble Sarband Siehe Programm, S. 23, 24 Do 17.9., Emden Fr 18.9., Harsefeld Sa 19.9., Hessisch Oldendorf OT Fischbeck MEIN ABENTEUER Dominique Horwitz Als Künstler war mein größtes Abenteuer eindeutig die Inszenierung des Freischütz’ von Carl Maria von Weber an der Oper Erfurt. Ich habe ihn, den Freischütz, gänzlich auf den Kopf gestellt, und das hat ihm sehr gut getan. Mein größtes privates Abenteuer war der Beginn meines zweiten Lebens mit meiner zweiten Frau in Weimar. Jedes Wagnis verändert, wenn nicht das Leben, so doch die Sicht auf das Leben. Ist dem nicht so, dann ist es keine Frage des Muts, sondern nur mehr eine Frage des Spaßes und der Befriedigung – kann aber auch schön sein. Ich suche Abenteuer, oder fordere sie geradezu heraus. Ohne Risiko herrscht Stillstand, und ich bewege mich doch allzu gern. Ich habe vier Kinder großgezogen. Ich weiß, was es bedeutet, wenn man seinen Kleinkindern sagt: »Wer nicht oft fällt, kann nicht gut Rad fahren.« Das führt sie mit Sicherheit auf die richtige Spur! David Orlowsky Ich bin einmal beim Campen in den Alpen mitten in einer Kuhherde aufgewacht. Die Nacht war mild und klar, deswegen hatten wir das Zelt nicht aufgebaut und unter freiem Himmel geschlafen. Es ist schon ein besonderes Gefühl, die Augen aufzumachen und das kauende Maul einer Kuh vor sich zu haben. Nach dem ersten Schreck stellte sich heraus, dass sich die Kühe überhaupt nicht für uns interessierten und wir ganz in Ruhe einpacken und weiterziehen konnten. – Dieses Abenteuer hat zwar mein Leben nicht verändert, aber vergessen werde ich es auch nicht! Klezmer – Heimat in der Fremde David Orlowsky Trio Siehe Programm, S. 24 Do 24.9., Einbeck Die Geschichte vom Soldaten Klezmer – Heimat in der Fremde Dominique Horwitz (Sprecher), Arte Ensemble, NDR Radiophilharmonie, Andrew Manze (Leitung) Wandelkonzert mit dem David Orlowsky Trio, Yassin Trabelsi (Lesung), Ulrich Woelk (Collage) Siehe Programm, S. 24, 25 Fr 25.9., Bad Pyrmont Sa 26.9., Walsrode Siehe Programm, S. 25 Sa 26.9., Landesbergen Patricia Petibon Das ganze Leben ist ein Abenteuer, es ist das schönste Abenteuer und die größte Herausforderung! Leben bedeutet, Veränderungen und Wechsel zu akzeptieren. Es bedeutet auch, sich weiterzuentwickeln und Verzicht zu üben. Im Leben hat man keine Wahl. Wir sind Teil einer ständigen Veränderung und müssen Risiken eingehen. Auf in neue Welten! Patricia Petibon (Sopran), Joël Grare (Schlagwerk), Pierre Hamon (Flöte und Dudelsack), La Cetra Barockorchester Basel Siehe Programm, S. 23, 24 Do 17.9., Papenburg Sa 19.9., Wildeshausen So 20.9., Rehburg-Loccum Folkert Uhde Das Veranstaltungszentrum »Radialsystem« in Berlin zu gründen, war mit Abstand mein größtes Abenteuer. Bergsteigen ist vergleichsweise lächerlich. Wir befanden uns in ständigen »Blitz-Lernprozessen«, dieses Gebäude, ein Industriedenkmal, wieder zum Leben zu erwecken und mit Leben zu erfüllen – konzeptuell und wirtschaftlich. Das Ganze passierte ohne Vorgaben und ohne Vorlagen. 2005 haben wir eine GmbH gegründet, die Mieterin und Betreiberin des Hauses ist. Seit 2013 haben wir eine stabile Situation – und das tut auch gut. Frei nach Giovanni Boccaccio würde ich sagen: Lieber tun und bereuen, als unterlassen und bereuen! Über-Wunden Concerto Köln, Folkert Uhde (Konzept, Sprecher) Siehe Programm, S. 23 Do 17.9., Hannover Fr 18.9., Osnabrück m. 17 HÖR ABENTEUER Neuland für die Gehörgänge Die Intendantin der Niedersächsischen Musiktage Katrin Zagrosek über ihren persönlichen Blick aufs Abenteuer Das Neue und Unbekannte ist immer etwas gewesen, was mich gelockt und interessiert hat. Sei es in der Musik und in den anderen Künsten, sei es bei Reisen oder bei gewissen beruflichen Schritten: Ich begebe mich gerne in unbekannte Situationen. Auch jede Gelegenheit, im Moment aufgeführte Musik zu hören, empfinde ich als ein Hörabenteuer. Es ist dabei ganz egal, ob mir die gespielte Musik bekannt oder unbekannt ist. Es gehört zu den sehr schönen Erfahrungen, gerade in den tausend Mal gehörten Werken Aspekte und Verbindungen zu entdecken, die man zuvor noch nicht wahrgenommen hat. Bei den Niedersächsischen Musiktagen gibt es dafür so manche Gelegenheit: So spielt Concerto Köln Mozarts Jupiter-Sinfonie, die Ouvertüre und den Marsch aus »La clemenza di Tito« sowie den Marsch aus »Figaros Hochzeit«, die NDR Radiophilharmonie wird Beethovens 5. Sinfonie c-Moll aufführen. Diese bekannten Werke stehen bei den Niedersächsischen Musiktagen in neuen, unerwarteten Kontexten und werden jeweils auf ihre Weise ein Abenteuer sein. Wenn ich den Blick auf Komponisten und Musiker rich- te, dann reizt mich zunächst die Frage, wie und wann, unter welchen Umständen und mit welchen Ergebnissen sie Abenteuer eingegangen sind: Mit welchen Werken und auf welche Weise haben sie sich kompositorisches Neuland erschlossen? Das kann auf ihr jeweils eigenes Schaffen bezogen sein oder den großen historischen Überblick betreffen, also beispielsweise die Errungenschaften für eine bestimmte Gattung oder etwa für die Harmonik. Es sind oft Prozesse, die mit großer Kühnheit in Gang gesetzt wurden und dann Ergebnisse hervorgebracht haben, hinter denen ab da kein ernst zu nehmender Komponist mehr zurückstehen konnte. Das immense Spektrum der zeitgenössischen Musik zu entdecken oder eine Uraufführung anhören zu dürfen, ist jedes Mal ein Abenteuer, und ich erlebe es als Privileg und Geschenk. Das gilt auch für die Sternstunden, als Zuhörerin dabei sein zu dürfen, wenn sich Musiker spielerisch neue Dimensionen erobern. Dafür möchte ich das Publikum der diesjährigen Niedersächsischen Musiktage ebenfalls begeistern: In den Konzerten von Jasmin Tabatabai, Richard Galliano und Avi Avital, auch bei Till Brönner im Quintett oder im Duo mit Dieter Ilg wird sehr viel im Moment entstehen. Wir erleben seit einigen Jahren, dass das Publikum der Niedersächsischen Musiktage besonders viel Lust auf die »abenteuerlicheren« Konzertformen hat: Die Wandelkonzerte und Spaziergänge, die langen musikalischen Nachmittage an besonderen Spielstätten – hier feilen wir im Musiktage-Team mit viel Herzblut an Inhalten, Abläufen und einem (oft zusammen mit den Mitveranstaltern) liebevoll zusammengestellten Rahmenprogramm. Diese Konzerte gehören zu den Veranstaltungen, die offensichtlich besonderes Interesse wecken, denn die Karten sind dafür als Erstes vergriffen. Somit bin ich optimistisch, dass es auch diesmal gelingen wird, das Publikum beispielsweise frühmorgens an die Aller bei Verden, nachts in die Höhle bei Bad Grund oder Anfang Oktober unter den sicherlich kühlen, aber wunderbar klaren Sternenhimmel von Sankt Andreasberg zu locken. Wie immer werden wir natürlich mit Heißgetränken, warmen Decken und weiteren Annehmlichkeiten dafür sorgen, dass das Konzert für alle zum Genuss wird. m. 11 Greensleeves Arr. Anastassia Tkachenko 86 86 86 86 A Glasharfe Glasharfe Bass Trommel 4 Bass Traditionell aus England las, my love, you do me wrong To cast me off dis cour teous ly, And I have loved Anastassia Tkachenko, Niedersächsische Musiktage you so long, De 7 Bass 11 Bass 2 ligh ting in your com pa ny. Green sleeves was Green sleeves was all my joy, my de light Anastassia Tkachenko, Niedersächsische Musiktage Green sleeves was my 14 Bass heart of gold And who but my la dy Anastassia Tkachenko, Niedersächsische Musiktage Green sleeves. 3 WEITERE EMPFEHLUNGEN UND TIPPS ROMANE VOLL VON ABENTEUER Tom Sawyer & Huckleberry Finn (Verfilmt 2014) Mark Twain Die vergessene Welt (Original: The lost world) Arthur Conan Doyle Die Schatzinsel Robert Louis Stevenson Herr der Fliegen (Verfilmt 1990) William Golding Tschick! Wolfgang Herrndorf Lucky Luke (Comic) (Verfilmt 1971) Morris ABENTEUER PILGERREISE Ich bin dann mal weg! (Buch) Hape Kerkeling Saint Jaques - Pilgern auf Französisch (Film 2005) Dein Weg (Film 2012) PILGERWEGE IN NIEDERSACHSEN: Jakobsweg: Via Scandinavica Die Via Scandinavica verbindet Skandinavien mit Deutschland. Durch Niedersachsen führt sie über Lüneburg und Hannover nach Göttingen. Jakobsweg: Via Baltica Die Via Baltica beginnt auf der Insel Usedom und führt immer wieder durch Niedersachsen von Lübeck über Hamburg und Bremen nach Osnabrück. Zwischen Wildeshausen und Osnabrück nennt sich dieser Teilabschnitt des Jakobsweges "Pickerweg". 24 IMPRESSUM UND KONTAKT Niedersächsische Sparkassenstiftung Schiffgraben 6-8 30159 Hannover Geschäftsführung: Dr. Sabine Schormann Konzepterstellung und Inhalt: Anastassia Tkachenko Kontakt vivam. Cornelia Hemmann E-Mail: [email protected] Telefon: 0511 3603 930 25
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